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Herstellung und Verlag: BoD - Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783744878883
1. Die Entwicklung der germanischen Religion
2. Lexikon der germanischen Religion
3. Der ursprüngliche Göttervater Tyr
4. Tyr in der Unterwelt: der Schmied Wieland
5. Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 1
6. Tyr in der Unterwelt: der Riesenkönig Teil 2
7. Tyr in der Unterwelt: der Zwergenkönig
8. Der Himmelswächter Heimdall
9. Der Sommergott Baldur
10. Der Meeresgott: Ägir, Hler und Njörd
11. Der Eibengott Ullr
12. Die Zwillingsgötter Alcis
13. Der neue Göttervater Odin Teil 1
14. Der neue Göttervater Odin Teil 2
15. Der Fruchtbarkeitsgott Freyr
16. Der Chaos-Gott Loki
17. Der Donnergott Thor
18. Der Priestergott Hönir
19. Die Göttersöhne
20. Die unbekannteren Götter
21. Die Göttermutter Frigg
22. Die Liebesgöttin: Freya und Menglöd
23. Die Erdgöttinnen
24. Die Korngöttin Sif
25. Die Apfel-Göttin Idun
26. Die Hügelgrab-Jenseitsgöttin Hel
27. Die Meeres-Jenseitsgöttin Ran
28. Die unbekannteren Jenseitsgöttinnen
29. Die unbekannteren Göttinnen
30. Die Nornen
31. Die Walküren
32. Die Zwerge
33. Der Urriese Ymir
34. Die Riesen
35. Die Riesinnen
36. Mythologische Wesen
37. Mythologische Priester und Priesterinnen
38. Sigurd/Siegfried
39. Helden und Göttersöhne
40. Die Symbolik der Vögel und Insekten
41. Die Symbolik der Schlangen, Drachen und Ungeheuer
42. Die Symbolik der Herdentiere
43. Die Symbolik der Raubtiere
44. Die Symbolik der Wassertiere und sonstigen Tiere
45. Die Symbolik der Pflanzen
46. Die Symbolik der Farben
47. Die Symbolik der Zahlen
48. Die Symbolik von Sonne, Mond und Sternen
49. Das Jenseits
50. Seelenvogel, Utiseta und Einweihung
51. Wiederzeugung und Wiedergeburt
52. Elemente der Kosmologie
53. Der Weltenbaum
54. Die Symbolik der Himmelsrichtungen und der Jahreszeiten
55. Mythologische Motive
56. Der Tempel
57. Die Einrichtung des Tempels
58. Priesterin – Seherin – Zauberin – Hexe
59. Priester – Seher – Zauberer
60. Rituelle Kleidung und Schmuck
61. Skalden und Skaldinnen
62 Kriegerinnen und Ekstase-Krieger
63. Die Symbolik der Körperteile
64. Magie und Ritual
65. Gestaltwandlungen
66. Magische Waffen
67. Magische Werkzeuge und Gegenstände
68. Zaubersprüche
69. Göttermet
70. Zaubertränke
71. Träume, Omen und Orakel
72. Runen
73. Sozial-religiöse Rituale
74. Weisheiten und Sprichworte
75. Kenningar
76. Rätsel
77. Die vollständige Edda des Snorri Sturluson
78. Frühe Skaldenlieder
79. Mythologische Sagas
80. Hymnen an die germanischen Götter
Die Deutung der Träume bildet in diesem Buch den ersten Teil, weil die Träume die häufigste Begegnung mit der Bilderwelt sind, die sich im Innen als Träume und im Außen als Omen und Orakel finden.
Es gibt nächtliche Träume:
draumr |
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svefna-farir |
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drauma-vetr |
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draum-thing |
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dreyma |
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Und es gibt Tagträume:
hima |
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himaldi |
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Weiterhin gibt es Wahrträume:
draum-heill |
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drauma-madr |
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räsir draum |
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svefna-synir |
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Und es gibt Visionen:
em er draums |
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Dann gibt es die Wesen, die im Traum erscheinen:
draum-kona |
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draum-madr |
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drama-skrimsl |
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draum-orar |
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draum-skrök |
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Und schließlich gibt es noch die Traumdeutung:
draumar-radning |
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draum-spakr |
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draum-speki |
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draum-spekingr |
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Die überlieferten Träume der Germanen sind so gut wie alle Wahrträume. Diese Träume werden bisweilen von Frauen (Walküren) und seltener Männern im Traum verkündet. Manchmal müssen sie von einem Traumkundigen gedeutet werden.
Träume scheinen mit dem Himmel und daher evtl. auch mit den Göttern assoziiert worden zu sein.
Von der traumdeutung hier nur weniges. dreám hieß den Angelsachsen jubilum, entzückung und so ist auch das altsächsisch drohtines drôm = himmel als dei jubilum, gaudium aufzufassen, gegenüber dem manno, liudo drôm, dem vergänglichen traum der welt.
Für den begrif von somnium (schlafen) galt angelsächsisch svefen, altsächsich suebhan; altnordisch ist svefn somnus. mittelhochdeutsch entsweben, einschläfern, wozu auch das althochdeutsche suëp (aer) gehört, so daß schlafen und träumen eigentlich entzücken, entschweben des geistes in die luft aussagt („Astralreise“).
Nahe liegen die lateinischen sopor und sompnus, somnus, somnium. althochdeutsch wie altnordisch scheint troum, draumr auf somnium eingeschränkt.
Der Traum ist seinen Bezeichnungen zufolge eine Wahrnehmung, die stattfindet, wenn die Seele den Körper verlassen hat (siehe „Astralreise“ in Band 50).
Thor:
„Sage mir, Alwis, da alle Wesen,
Kluger Zwerg, Du kennst,
Wie heißt die Nacht, die Nörwis Tochter ist,
In all den Welten?“
Alwis (Tyr):
„Nacht bei den Menschen, Nebel den Göttern,
Hülle höheren Wesen,
Riesen Ohnelicht, Alfen Schlummerlust,
Traumgenuß nennen sie die Zwerge.“
Der Schlaf konnte mit „Traumgenuß“ umschrieben werden.
Es sind insgesamt 22 Todesankündigungen im Traum überliefert worden. Diese Art von Wahrträumen scheint bei den Germanen eine große Rolle gespielt zu haben.
Es wurde eine stattliche Hochzeit gefeiert und dann wurden Palnir und Ingibjörg in ihr Ehebett geführt.
Sie schlief schnell ein und hatte einen Traum. Als sie aufwachte, erzählte sie Palnir den Traum. „Ich träumte,“ sagte sie, „daß ich hier auf diesem Hof war und ein Gewebe auf dem Webstuhl hatte, das von grauer Farbe war. Die Websteine waren daran befestigt und ich war dabei, zu weben. Dann fiel einer der Steine von der Mitte des Gewebes nach hinten. Da sah ich, daß die Websteine Menschenköpfe waren. Ich hob den einen Kopf auf und erkannte ihn.“
Palnir frug, wessen Kopf es gewesen sei, und sie sagte, es sie der des Königs Haraldr Gorm-Sohn gewesen.
Palnir sagte, es sei besser, dies geträumt zu haben als nicht.
„Das meine ich auch,“ sagte sie.
Ein Totenkopf kündigt den Tod des betreffenden Menschen an.
„Mir träumte,“ sagte Gisli, „daß uns Männer entgegenkamen und daß Eyolf bei ihnen war und als wir uns trafen, wußte ich, daß es fröhliche Arbeit zwischen uns geben würde. Einer von der Gruppe lief den anderen voraus und er grinste und riß seinen Mund weit auf und mir schien, daß ich ihn in der Mitte entzweischlug und mir schien, daß er einen Wolfskopf trug. Dann fielen viel andere über mich her und mir war, als ob ich meinen Schild in meiner Hand halten würde und lange Zeit meinen Stand wahren konnte.“
fröhliche Arbeit = Kampf
einen Wolfskopf tragen = ein Ulfhedinn (Wolfsfell-Ekstasekämpfer) sein
In manchen Träumen wird die Zukunft ganz konkret vorhergesehen.
Ethelred verweigerte ihrem Mann König Gorm nach ihrer Hochzeit die sexuelle Vereinigung, da sie unsicher war, ob sie von ihm Kinder empfangen konnte. Daher wollte sie zunächst ein Orakel befragen – eigentlich ein bißchen spät …
Doch da hatte Gorm einen Traum:
Als sein Geist im Schlummer ruhte, schien ihm, daß zwei Vögel aus der Scham seiner Frau hervorgeglitten kamen – der eine von ihnen größer als der andere – und daß sie emporflogen und durch den Himmel segelten und daß sie, nachdem eine Weile verstrichen war, zurückkehrten und sich auf seine Hände setzten. Dann schwangen sie sich, nachdem sie sich ein wenig ausgeruht hatten, ein zweites und ein drittes mal mit ausgebreiteten Flügeln in den Himmel hinauf.
Schließlich kehrte der kleinere von den beiden ohne seinen Gefährten zurück und seine Flügeln waren mit Blut beschmiert.
Der letzte Satz bedeutet vermutlich, daß die beiden Brüder auf Raubfahrt ausgezogen sind, also zu „echten Wikingern“ herangewachsen waren – was wohl auch den letzten Zweifel der Königin daran, daß Gorm ein passender Ehemann für sie sei, beseitigt haben wird …
Der größere der beiden Brüder ist anscheinend auf dieser Raubfahrt gestorben – er kehrte nicht zurück.
Diese beiden Vögel sind Seelenvögel, die nicht beim Tod vom Diesseits in das Jenseits hinüberreisen, sondern bei der Geburt vom Jenseits in das Diesseits kommen.
Vögel symbolisieren Menschen – es handelt sich um Seelenvögel.
Die vorhergesehenen Ereignisse werden im Traum oft fast realistisch dargestellt – manchmal steht jedoch z.B. „Blut“ für „Tod“ u.ä.
Hrafn zog heim nach Mosfell mit seiner Gattin Helga; und als sie da kurze Zeit gewesen waren, da geschah es eines Morgens, ehe sie aufstanden, daß Helga wachte, aber Hrafn schlief und unruhige Bewegungen machte.
Als er erwachte, frug Helga ihn, was er geträumt hätte.
Da sprach Hrafn diese Weise:
„Insel des Schlangenlagers!
Verwundet dünkte ich mich Dir liegend im Arm.
Dein Bett, o Braut,
schien mir gerötet von meinem Blute;
die Göttin des spendenden Bierschiffes vermochte nicht,
Hrafns Wunden zu verbinden.
Tod bedeutet das,
Linde des Lauches!“
Schlangenlager = Gold; Insel = Trägerin; Gold-Trägerin = Frau
Bierschiff = Trinkhorn; dessen Göttin = Frau
Lauch = Waffe; Linde = Frau; Waffen-Frau = Walküre = Frau
Hier wird der eigene Tod recht realistisch vorhergesehen.
Im Sommer, noch ehe man hier in Island etwas von dieser Geschichte erfuhr, hatte Illugi der Schwarze einen Traum, während er zu Hause in Gilsbakki war. Es war ihm, als ob Gunnlaug im Schlafe zu ihm käme, ganz mit Blut bedeckt, und folgende Weise spräche.
Illugi entsann sich nämlich derselben, als er erwachte und wiederholte sie dann vor den anderen:
„Ich wußte, daß Hrafn mich hieb mit dem sausenden Fisch
auf den geschmückten Brünnenbuckel;
aber die scharfe Spitze fuhr Hrafn in den
Schenkel – da erlangte der leichenhackende Adler
das Meer meiner warmen Wunden, der Krieger spaltete
Gunnlaugs Haupt mit dem Schlachtspieß.“
sausender Fisch = Schwert
Brünnenbuckel = Schild
leichenhackender Adler = Schwert oder Axt
Meer der Wunden = Blut
Im Süden in Mosfell geschah es in derselben Nacht, daß dem Önund träumte, Hrafn käme zu ihm und wäre über und über blutig; dieser sprach folgende Weise:
„Gerötet ist das Schwert; aber der
Schwertgott schuf mein Unheil; die Schilde
der Schildverderber wurden jenseits des Meeres erprobt.
Ich glaube, die blutbefleckten Blutgänse standen im
Blute über meinem Haupte. Der wundengierige
Wundengeier durfte noch waten im Wundenflusse.“
Schwertgott = Tyr
Schildverderber = Krieger
Blutgänse = Raben (Leichen-Fresser)
Wundengeier = Raben (Leichen-Fresser)
Wundenfluß = Blut
Auch hier ist der Traum über dem Tod eines anderen Mannes sehr realistisch.
Es wird gesagt, daß Kampf-Glum eines Nachts einen Traum hatte, in dem ihm schien, daß er vor seinem Haus stände und zu dem Fjord hinüberblicke. Und ihm war, als würde er die Gestalt einer Frau sehen, die geradewegs vom Meer aus durch das Land zu Thvera hin ginge. Sie war von einer solchen Länge und Größe, daß ihre Schultern die Berge zu beiden Seiten berührten. Da ging er ihr von seinem Wohnplatz aus entgegen und bat sie, zu seinem Haus zu kommen – und dann erwachte er.
„Thvera“ ist der Ort, an dem Kampf-Glum wohnt.
Dies schien allen sehr seltsam zu sein, aber er sagte, daß dieser Traum ohne Zweifel sehr wichtig sei, „und ich deute ihn so: Mein Großvater Vigfuss muß tot sein und diese Frau, die höher als die Berge war, muß sein Schutzgeist sein, denn er war an Ehre und in den meisten anderen Dingen weit größer als die meisten anderen Menschen und sein Schutzgeist muß nach einem Ruheort gesucht haben, an dem ich bin.“
Aber im Sommer, als die Schiffe kamen, erfuhren sie von dem Tod des Vigfuss.
Da sang Glum wie folgt:
„In der Mitte der Nacht, unter dem Himmel,
auf dem Ufer des Eyja-Fjords,
sah ich den Schutzgeist vorübergehen,
in Riesengestalt auf der Erde.
Die Göttin des Schwertes und des Speers
stand in meinem Traum auf dieser Erde;
und während das Tal vor Furcht erzitterte,
ragte sie hoch über die Berge ringsum empor.“
Göttin des Schwertes und des Speers = Walküre, Schutzgeist
In manchen Träumen verkündet der Schutzgeist eines Mannes, der gerade verstorben ist, dessen Tod in einem Traum seinen nahen Verwandten.
Und am Abend, als König Hroerek zu Bett ging, hatte Aud ihm ein neues Bett in der Mitte des Fußbodens bereitet und bat den König, in diesem Bett zu schlafen und darauf zu achten, was er träumen würde, „und erzähle mir das dann morgen.“
Dann suchte sie sich selber einen Schlafplatz.
Und am Morgen kam Aud und frug ihn nach seinen Träumen.
„Mir träumte, ich stünde in einem Wald,“ sagte er, „und daneben habe ich eine weite, schöne Ebene gesehen und auf dieser Ebene sah ich einen Hirsch stehen. Dann rannte ein Leopard aus dem Wald heraus und mir schien, daß sein Fell wie Gold war. Der Hirsch stieß sein Geweih unter die Schulter dieses Tiers und es fiel tot nieder.
Als nächstes sah ich einen großen fliegenden Drachen, der über den Hirsch kam und ihn sofort mit seinen Krallen packte und ihn in Stücke riß.
Dann sah ich einen Bären mit einem Bärenjungen und der Drache wollte sich das Bärenjunge holen, aber der Bär beschützte es – und dann erwachte ich.“
Sie sagte: „Dies ist ein bedeutungsvoller Traum und Du solltest vor meinem Vater König Ivar auf der Hut sein, falls er Dich täuschen will, denn in Deinem Traum hast Du den Streit zwischen Königen gesehen, die miteinander kämpfen werden und es wäre gut, wenn Du nicht derjenige wärst, für den der Hirsch gestanden hat, aber das scheint mit am wahrscheinlichsten zu sein ….“
Die Nordgermanen kannten das Wort (und das Tier?) „Leopard“ durch ihre Fahrten mit den Drachenschiffen in das Mittelmeergebiet. Sie benutzten dieses Wort jedoch als allgemeine Bezeichnung für „Ungeheuer“ – es ist hier also nicht unbedingt ein konkreter Leopard gemeint. Das „goldene Fell“ dieses Tieres in diesem Text spricht jedoch dafür, daß zumindestens eine Raubkatze gemeint ist.
Träume in der ersten Nacht in einem neuen Bett werden wahr. (Diese Ansicht gibt es auch heute noch.)
Hirsche, Bären, Drachen und Leoparden stehen für Könige. Das Töten des einen durch einen der anderen steht für den Mord des einen Königs an dem anderen.
Als die Neuigkeit der Heirat von Aud der Tiefsinnigen bis zu ihrem Vater König Ivar dem Weitumfassenden gelangte, fand er es unverschämt, daß König Radbard sie ohne seine Erlaubnis geheiratet hatte.
Der Beiname „Weitumfassender“ des schwedischen Königs Ivar, der von ca. 620-700 n.Chr. lebte, bezog sich darauf, daß ihm Königreiche von Großbritannien bis Rußland Tribut zahlen mußten.
Da versammelte er ein großes Heer aus seinem gesamten Reich, aus Schweden und Dänemark. Er versammelte ein so großes Heer, daß er mehr Schiffe hatte als man zählen konnte. Er brach mit seinem Heer auf und zog nach König Radbards Land östlich des Baltikums und erklärte, daß er dessen gesamtes Königreich verwüsten und versengen werde.
König Ivar war damals bereits sehr alt. Und als er seine Heeresmacht nach Osten in den Golf von Finnland gebracht hatte, beabsichtige er, seine Schiffe mit seinem Heer dort zu verlassen, wo das Reich des Königs Radbard begann.
Da geschah es eines Nachts, als der König auf dem Achterdeck seines Schiffes schlief, daß er träumte, daß ein großer Drache von dem Meer her geflogen kam und Funken von ihm aufflogen wie Funken von einer Schmiede und alle Länder rings um ihn her erleuchteten. Hinter ihm flogen alle Vögel her – es schienen ihm alle Vögel der Nordlande zu sein. Dann sah er eine große Wolke von Norden her nahen und er sah, daß sie einen so großen Regen und so große Stürme brachte, daß er dachte, daß alle Wälder und alle Länder von dem Wasser, das herniederströmte, fortgespült werden würden. Mit ihr kamen Donner und Blitze. Und als der große Drache vom Meer aus über das Land flog, da kam über ihn der Regen und der Sturm und eine solch große Finsternis, daß er ab dem Augenblick weder den Drachen noch die Vögel mehr sehen konnte, auch wenn er den großen Lärm der Donner und des Sturmes hören konnte. Das Unwetter zog nach Süden und nach Westen und umgab sein ganzes Reich. Und ihm schien, daß er da nach seinen Schiffen blickte und sie waren zu nichts anderem als zu Walen geworden – alle von ihnen – und sie schwammen ins Meer hinaus.
Als er erwachte, rief er seinen Ziehvater Hord zu sich und erzählte ihm seinen Traum und bat ihn, ihn ihm zu deuten.
Hord sprach, daß er zu alt sei, um zu wissen, wie man Träume verstehen müsse. Er stand auf einem Felsen unterhalb des Endes des Piers, während der König auf dem Achterdeck lag und eine Ecke seines Zeltes angehoben hatte, während sie miteinander sprachen.
Der König war in einer schlechten Stimmung und sprach: „Komm an Bord, Hord, und deute meinen Traum!“
Hord sprach, er könne nicht an Bord kommen, „aber Dein Traum braucht keine Deutung. Du kannst selber sehen, was er bedeutet und daß es sehr wahrscheinlich ist, daß es bald eine Veränderung des Herrschers in Schweden und Dänemark gibt. Und nun ist die Gier des Grabes in Dir, der Hunger, der das Ende eines Menschen ankündet – diese Begierde von Dir, Dir alle Reiche zu unterwerfen. Aber was Du nicht weißt, ist, daß das Ergebnis Dein Tod sein wird und daß Deine Feinde Dein Königreich besitzen werden.“
Der König sprach: „Komm her und sprich Deine Schicksals-Prophezeiungen!“
Hord sprach: „Hier will ich stehen und von hier aus sprechen.“
Der König sprach: „Wer war Halfdan der Tapfere unter den Asen?“
Hord antwortete: „Er war Baldur unter den Asen und all die Götter weinten – im Unterschied zu Dir.“
„Du sprichst gut,“ sagte der König, „komm her und sage mir Deine Botschaften!“
Hord sprach: „Hier will ich stehen und von hier aus sprechen.“
Der König sprach: „Wer war Hroerek unter den Asen?“
Hord antwortete: „Er war Hönir, der der ängstlichste unter den Asen war, auch wenn er schlecht zu Dir gewesen ist.“
„Wer war Helgi der Kühne unter den Asen?“ sprach der König.
Hord antwortete: „Er war Hermod, der den größten Mut hatte und Dir nicht gut gesonnen war.“
Der König frug: „Wer war Gudrod unter den Asen?“
Hord antwortete: „Er war Heimdall, der der närrischste unter den Asen war, auch wenn er schlecht zu Dir gewesen ist.“
Der König sprach: „Wer bin ich unter den Asen?“
Hord antwortete: „Du mußt die Schlange sein, die das Schlimmste in der Welt ist, die, die sie Midgardschlange nennen.“
Der König antwortete sehr wütend: „Wenn Du mein Verhängnis verkündest, dann laß mich Dir sagen, daß Du nicht mehr länger leben wirst, denn ich kenne Dich, dort wo Du stehst, Du großer Thurse! So fahre selber zur Midgardschlange und laß uns sehen, wer von uns der bessere ist, wenn es zum Kampf kommt!“
Da sprang der König vom Achterdeck herab und er war so wütend, daß er durch die untere Ecke des Zeltes sprang. Hord stürzte hart von dem Felsen und stürzte in das Meer und das war das letzte, was die Wächter auf dem Schiff des Königs jemals von den beiden sahen.
Der Drache und die vielen Vögel sind der König und sein Heer. Der Sturm ist sein nahender Tod und die Dunkelheit sein Ende. Die Wale sind die daraufhin führerlosen Schiffe, die heimkehren.
Die Fragen des Königs und die Schicksalsprophezeiungen des Hord machen den Eindruck, als ob sie in einer bestimmten Tradition ständen, die beiden gut bekannt ist – eine Art Frage-und-Antwort-Dialog, der evtl. eine feststehende Form war, in der man vielleicht ein Orakel oder eine Seherin befragte.
Hord ist Odin in der Verkleidung seines Ziehvaters – Odin ist oft der Todesbote der Könige in den Sagas, die durch den Schutz des Göttervaters ihr Leben lang siegreich gewesen sind. Am ausführlichsten ist dies in der Völsungen-Saga in der letzten Schlacht des Königs Sigmund (der Vater des Sigurd/Siegfried) beschrieben worden.
Halfdan der Tapfere, Hroerek, Helgi der Kühne und Gurdrod sind Vorfahren des Königs Ivar von Schweden. Sie sind im Jenseits offenbar verschiedenen Göttern gleichgesetzt worden.
Drachen und Vögel symbolisieren einen König mit seinem Heer. Sturm kann Gefahr darstellen und Dunkelheit den Tod.
Gisli war ein Seher und ein großer Träumer und er träumte wahr. Alle Männer sind sich darin einig, daß Gisli derjenige ist, der nach seiner Verbannung noch am längsten gelebt hat – abgesehen von Grettir Osmund-Sohn. Grettir war achtzehn Jahre lang ein Verbannter gewesen.
Es wird berichtet, daß Gisli einst in einem Herbst sehr unruhig schlief, während er in Audas Haus war. Als er erwachte, frug sie ihn, was er geträumt habe.
„Ich habe zwei Frauen, die in meinen Träumen bei mir sind,“ antwortete er, „Die eine ist gut zu mir, aber die andere erzählt mir nichts als Übles und ihre Geschichten werden Tag für Tag schlimmer und sie sagt mir wirklich meinen Untergang voraus. Aber das, was ich gerade geträumt habe, war folgendes:
Mir schien, daß ich zu einem Haus oder zu einer Halle käme und in die Halle hineingehen würde und dort meine Freunde und Verwandten sähe – sie saßen am Feuer und tranken. Dort waren sieben Feuer – einige von ihnen waren schon niedergebrannt, aber einige andere brannten so hell wie nur möglich.
Da kam meine Traum-Frau herein und sagte, daß dies Zeichen meines Lebens seien und daß sie zeigten, wieviel Leben noch kommen würde. Und sie riet mir, daß ich, solange ich leben würde, den alten Unglauben und die Hexerei lassen sollte, und daß ich zu den Tauben und den Lahmen, den Armen und den Schwachen gut sein solle.
'Denk' daran,' sagte sie, 'Du hast noch so lange zu leben, wie Du Feuer gesehen hast.'
Dann ging mein Traum nicht mehr weiter.“
Die Traum-Frau rät Gisli dazu, den alten Glauben abzulegen und sich christlich zu verhalten – wobei das von ihr befohlene Verhalten gegenüber den Schwachen und Armen auch ein Teil des germanischen Verhaltenskodex gewesen ist.
Dann sang Gisli diese Strophen:
„An sieben Feuer erinnert sich der Skalde,
Frau, die in der Halle brannten.
Rings um diese leuchtende Glut saßen Männer,
saßen Männer und tranken wie Brüder.
Alle und ein jeder in der Halle
grüßte Gisli freundlich als seinen Gast;
Gisli grüßte sie sanft und traurig,
seine passenden Worte drückten Dankbarkeit aus.
So sprach die Schicksals-Frau, weise und klug,
so sprach sie zu Norwegens Freund,
sanft war die Frau und voller Mitgefühl:
'Mann! Siehe das Ende Deiner Reise,
Erkenne diese sieben brennenden Feuer –
sieben Jahre bleiben Dir,
dann wirst Du zu diesem Ort zurückkehren
und Dich freuen, frei von Leid.
Die Halle, die Gisli hier sieht, ist offensichtlich Walhalla.
Edler Mann,' fährt die Stimme fort,
'Verwirf' der Zauberer verhaßte Künste.
Kühner Held mit den stärksten Sehnen,
Folge dem goldenen Schatz der weisen Frau.
Erinnere Dich an diesen altersgrauen Rat:
Nichts beschmutzt das Herz so sehr
wie hinterhältige List, wie müßiges Gerede;
Übel ist Hexenkunst, schwarz ihre Taten!
Die „weise Frau“ ist die Sprecherin selber. Ihr „goldener Schatz“ ist ihre Weisheit. Auch diese Verhaltensregeln sind ein germanisch-christliches Gemisch.
Zügle Deine Hand, zögere zu töten,
Erzürne die Männer nicht so, daß sie Dein Leben wollen!
Komm! Dein Wort zu der Tochter der Weisheit
soll nicht das erste sein, das den Streit weckt.
Mann von edler Gesinnung, helfe
stets den Schwachen, Lahmen, Blinden;
Hart ist die Hand, die sich niemals öffnet;
aber strahlend und gesegnet der großzügige Geist!'“
… … …
Als die Nächte länger wurden, wurden mit ihnen auch die Träume länger und jene üble Traum-Frau kam immer öfter zu ihm und Gisli hatte schwere Nächte.
Einst sprach er zu Auda, als sie ihn frug, was er geträumt habe, und seine Antwort bestand aus Versen:
„Eine Mühsal-bringende Frau sucht mich in meinem Schlummer heim:
Wenn die Träume wahr sind und es so geschieht,
bleiben mir nicht mehr viele Winter, die ich noch zählen werde;
Niemand wird mich einst 'Graubart' nennen:
Diese Traumfrau gebietet mir, zu leben und zu welken –
vergeblich ist es, zu versuchen, ihren Zauberspruch zu brechen;
doch das kümmert mich wenig, meine Geliebte!
Ich träume, aber ich schlafe tief und gut.“
Da erzählte er ihr, daß diese üble Traumfrau immer wieder zu ihm kam und ihn mit Blut überspritzen und ihn damit beschmieren und ihn darin baden wollte und daß sie boshaft auf ihn blickte.
Die üble Traum-Frau erscheint hier als eine germanische Priesterin, die Gisli wie im Tempel-Ritual mit Blut bespritzt, was in diesem Zusammenhang wohl bedeutet, daß sie ihn dem Tod weiht.
Die gute Traum-Frau ist offenbar eine „christliche Walküre“ und die böse Frau eine „germanische Walküre“. Die Vorstellung von guten und bösen Walküren ist hier mit der Vorstellung der Missionare über den guten und den bösen Glauben verbunden worden.
„Meine Träume lasten noch immer schwer auf meinem Herzen,
und meine üble Traum-Frau senkt sich über mich;
all' meine Freude ist schier verschwunden,
ich habe keine fröhlichen Stunden mehr:
Sobald der Schlaf meine Augen versiegelt hat,
erscheint eine abscheuliche Frau,
in Blut gebadet und Blut-beschmiert,
und tränkt mich mit dem Tau der Speere.“
Tau der Speere = Blut
Und noch einmal sang er:
„Geliebte Frau, ich habe nun alles ausgesprochen,
was ich über meine Träume denke,
habe nichts verborgen, nichts geflüstert,
Worte der Wahrheit quellten in Strömen hervor:
Wut steigt nun Stunde für Stunde an,
Schmerzhaft werden meine Feinde meine Hand bald spüren –
Hochgeborene Anführer, deren große Macht
mich mit dem Zeichen des Verbannten brandmarkten.“
… … …
Es wird erzählt, daß nun nur noch zwei Jahre von den Jahren übrig waren, von denen die Traum-Frau gesagte hatte, daß er sie noch zu leben habe.
Als die Zeit verging und Gisli in Geirthiofs-Fjord war, kamen wieder die Träume über ihn und er hatte harte Kämpfe in seinem Schlaf. Und nun kam die üble Traum-Frau immer häufiger zu ihm, auch wenn die gute ihn ab und zu ebenfalls besuchte.
So geschah es eines Nachts, daß die gute Traum-Frau zu ihm kam und daß sie auf einem grauen Roß zu reiten schien und ihm gebot, mit ihm zu ihrem Heim zu gehen – und er folgte ihr voll Freude. Da kamen sie zu einem Haus, das fast eine Halle war und sie führte ihn in dieses Haus und ihm schien, daß dort Daunen-Kissen auf den Bänken lagen und daß es mit allen Dingen gut ausgestattet war.
Sie bat ihn dort zu bleiben und guten Mutes zu sein: „Hierhin wirst Du gelangen, wenn Du tot bist und Deine Zeit in Segen und Sorglosigkeit verbringen.“
Das Jenseits, daß die gute/christliche Traum-Frau Gisli zeigt, ist nicht das christliche Paradies, sondern eine Art „Walhall ohne Odin“.
Da erwachte er und sang diese Strophen über das, was er geträumt hatte:
„Siehe, die Göttin zeigt ihre Macht,
setzt mich auf ihren grauen Zelter,
läßt mich zu ihrer Halle reiten,
heißt mich alle Tage dort willkommen:
Alle ihre Worte bringen mir Linderung,
schwören Freundschaft für alle Zeit;
In meinen Ohren klingen noch immer diese sanften Töne
und diese Weisen finden noch immer kein Ende.
Dort gab es viele Kissen gut zur Rast,
auf die Bänke verteilt in jener Halle,
dort saß ich weich wie ein Schwan auf Flaum,
Oh!, mein Herz erinnert sich an das alles –
Und noch mehr: diese liebe Frau
bettete mich auf ein Lager von weichesten Daunen,
dankbar für die Gaben machte sie mich,
mein Gesicht vergaß die Stirn zu runzeln.
Da sprach diese freigiebige Frau:
'Mächtiger Fürst! Du Verhängnis Deiner Feinde!
Eile hierher, von niemandem verfolgt;
Der Tod wird Dich von allem Leid befreien:
Dann wirst Du,' sprach sie weiter,
'alle diese Schätze Dein eigen nennen;
mich wirst Du zur Frau erlangen,
wir werden glücklich wie Vögel fliegen!'“
Die gute Traum-Frau ist die Göttin, mit der sich der Tote im Jenseits vereint, um dann von ihr als Seelenvogel wiedergeboren zu werden. Dabei nimmt auch sie selber die Gestalt eines Vogels an – wie die Walküren-Schwanenfrauen.
Zwei Frauen verkünden im Traum das Schicksal – eine die guten Dinge und die anderen die üblen.
Herdfeuer verkörpern die Anzahl der Jahre, die noch zu leben bleiben.
Manchmal wird im Traum die eigene Ankunft in Walhall gesehen.
Olaf Pfau hatte viele wertvolle Rinder. Er hatte einen sehr guten Stier, den er 'Harri' nannte. Er hatte ein graugeflecktes Fell und war größer als alle anderen seiner Rinder. Er hatte vier Hörner, zwei große und schöne, ein drittes stand aufrecht nach oben und ein viertes ragte aus seiner Stirn hervor und streckte sich über seine Augen hinab. Mit diesem Horn brach er im Winter das Eis auf, um an Wasser zu kommen.
Der Name „Harri“ bedeutet „Herr“. Dies zeigt die große Hochachtung des Olaf für seinen Stier. Es wäre denkbar, daß er ihn mit Tyr assoziierte, da dieser der „Herr der Götter“ war und ihm Stiere geopfert wurden.
Vierhornige Ziegen, Schafe und Antilopen sind gut bekannt, aber der vierhornige Stier scheint eher ein mythologisches Wesen zu sein.
Er scharrte auf der Weide wie ein Pferd den Schnee fort. In einem besonders harten Winter zog er von Herdholt aus in die Breitfjord-Täler zu einem Ort, der nun Harri-Stätte genannt wird. Dort weidete er den Winter über mit sechzehn anderen Rindern und fand für alle genug Gras. Im Frühjahr kehrte er zu den heimischen Weiden von Herdholt an den Platz zurück, der nun Harri-Lager genannt wird.
Als Harri achtzehn Winter alt war, fiel sei Eisbrecher-Horn ab und im selben Herbst tötete Olaf ihn.
In der darauffolgenden Nacht träumte Olaf, daß eine Frau zu ihm kam und sie war groß und sah furchterregend aus.
Sie sprach und sagte zu ihm: „Schläfst Du?“
Er sagte, daß er wach sei.
Die Frau sagte: „Du schläfst, aber das kommt auf dasselbe hinaus, als wenn Du wach wärest. Du hast meinen Sohn getötet und hast ihn in einer erbärmlichen Gestalt zu mir kommen lassen. Für diese Tat sollst Du Deinen Sohn durch meine Tat über und über Blut-bedeckt sehen! Und mit ihm zusammen werde ich das auswählen, was Dir zu verlieren am schlimmsten scheinen wird!“
Die Bezeichnung des Stieres durch die Frau als „Sohn“ spricht sehr dafür, daß dieser Stier aus den Tyr-Mythen stammt, da der ehemalige Sonnengott-Göttervater bei seiner Wiederzeugung mit der Jenseitsgöttin und bei seiner anschließenden Wiedergeburt durch sie die Gestalt eines Stieres gehabt hat.
Danach verschwand sie und Olaf wachte auf und sah noch immer die Umrisse der Frau.
Olaf nahm sich diesen Traum sehr zu Herzen und erzählte ihn seinen Freunden, aber niemand konnte ihn auf eine Weise deuten, die ihm gefiel. Er fand, daß diejenigen am besten sprachen, die sagten, daß das, was er gesehen hatte, nur ein Traum oder ein Wachtraum gewesen sei.
Eine Frau verkündet einem Mann in seinem Traum seinen nahenden Tod.
Hromund hatte sein Zelt nahe bei dem Ufer des Sees aufgeschlagen. Seine Brüder hatten sich bereits früh am Morgen bewaffnet, aber Hromund sprach: „Ich hatte einen bösen Traum letzte Nacht. Irgendein Unheil lauert auf uns – ich werde heute nicht in die Schlacht ziehen.“
Seine Brüder entgegneten, daß es unehrenhaft sei, nicht den Mut zu haben, das Heer des Königs zu unterstützen, wenn er doch genau dafür hierhergekommen war.
Sie zogen in die Schlacht und kämpften tapfer und all die von dem Heer der Haddinge, die sich ihnen entgegenstellten, fielen haufenweise.
Doch eine Hexe war zu ihnen gekommen in der Gestalt eines Schwanes. Sie sang und wirkte solch machtvolle Zaubersprüche, daß niemand von Olafs Männern sich verteidigen konnte. Dann flog sie über Greip und sang laut. Ihr Name war Kara. In diesem Moment trat Helgi der Kühne den acht Brüdern entgegen und erschlug sie alle.
Zu diesem Zeitpunkt griff Hromund in die Schlacht ein. Helgi der Kühne erblickte ihn und schrie: „Da kommt der Mann, der meinen Bruder Hröngvith getötet hat. Nun mußt Du auf dies Schwert aufpassen, das ihm gehörte und das er in seinem Hügelgrab hatte. – Du hast Dich ferngehalten, als ich Deine Brüder erschlug.“
„Du brauchst nicht an meinem Mut zu zweifeln, Helgi,“ entgegnete Hromund, „denn der eine oder andere von uns beiden muß nun fallen.“
Helgi sprach: „Mistelzweig ist solch eine schwere Waffe, daß Du sie nicht handhaben kannst. Ich will Dir eine andere leihen, mit der Du zurechtkommst.“
„Du brauchst mir kein verzagtes Herz nachzusagen,“ schrie Hromund, „Erinnere Dich an den Schlag, den ich Hrönvith gab, als ich seinen Schädel zu Staub zerbrach!“
Helgi sprach: „Du hast das Strumpfband eines Mädchens um Deine Hand gewunden, Hromund. Leg den Schild, den Du trägst, zur Seite. Es ist unmöglich, Dich zu verwunden, solange Du diesen magischen Schutz trägst: Ich bin mir sicher, daß Du von dem Schutz durch dieses Mädchen abhängig bist!“
Hromund konnte diese beißenden Worte nicht ertragen und warf seinen Schild und seinen Schutz fort.