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© 2019 Monika Köckeritz

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7494-1473-4

Gedruckt in der Buchdruckerei des Verlags-Comptoir von Storch und Klett

VORWORT

Dieses interessante Buch über Beobachtungen natürlicher Gegebenheiten, Erscheinungen in der Atmosphäre, des Mondes, Witterungszeichen lebloser Gegenstände sowie deren Rückschlüsse auf zukünftiges Wetter ist eine Abschrift des altehrwürdigen Witterungsbüchleins von M. Cunow, aus dem Jahre 1844.

Die Dublette wurde inhaltlich nicht verändert. Sie enthält lediglich am Ende des Büchleins kurze Erläuterungen von heute unüblichen Begriffen der damaligen Zeit sowie Daten, die einigen Lesern unbekannt oder in Vergessenheit geraten sein könnten.

Die damaligen Rechtschreibregeln wurden beibehalten, sind aber für heutige Leser gewöhnungsbedürftig. An zwei Textstellen habe ich ein Fragezeichen gesetzt (…?), da hier Rechtschreibfehler anzunehmen sind.

Ich wünsche allen Lesern beträchtliche neue Erkenntnisse und viel Freude beim Vergleichen mit den im Büchlein gemachten Angaben und der heutigen Witterung.

Monika Köckeritz

INHALT

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  1. Die Mondwechsel
  2. Die Monate und einzelne Tage
  3. Die Aequinoctien und Solstitien
  4. Die Jahreszeiten
  5. Die Erscheinungen in der Atmosphäre
    1. Erscheinungen an der Sonne
    2. Erscheinungen am Monde
    3. Anderweitige Erscheinungen am Firmament
    4. Wolken
    5. Winde
    6. Das Barometer
  6. Witterungsanzeigen an leblosen Gegenständen
  7. Pflanzen als Wetter-Verkündiger
  8. Thiere als Wetter-Propheten
    1. Würmer
    2. Insekten
    3. Fische
    4. Amphibien
    5. Vögel
    6. Säugethiere

EINLEITUNG

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Der Einfluss der Witterung auf das Befinden und die Stimmung Des Menschen, so wie auf viele seiner Geschäfte und Unternehmungen, ist allbekannt; daher auch das viele Sprechen über das Wetter (in Seegegenden namentlich über den Wind), sowie eben dasselbe den nächsten Nothnagel für ein zu beginnendes hinzufristendes Gespräch abzugeben pflegt; ein Beweis mehr, wie sehr man sich allgemein der Herrschaft der Witterung unterworfen fühlt. Von um so größerer Wichtigkeit ist es, die Beschaffenheit des näheren oder ferneren Witterungsstandes im Voraus zu erkennen, obwohl bei der zum Sprüchwort gewordenen Veränderlichkeit der Witterung1) und bei ihrer Basierung auf zonale, erdmagnetische und elektrische Einflüsse eine dergleichen Vorausstimmung wenigstens in Folge eines Systems, noch niemals recht hat glücken wollen. Inzwischen bieten sich uns Merkzeichen von mancherlei Art, welche, in ihrem Erfolge wiederholt bestätigt gefunden, am Ende in die Stelle fehlender wissenschaftlicher Einsicht wenigstens praktische Regeln2) geliefert haben, die eben darum für das praktische Leben einstweilen von hinreichendem Werthe sind. Dergleichen bieten namentlich: Die Mondwechsel, die Monate selber, gewisse einzelne Tage, und unter diesen vorzugsweise die Aequinoctien und Solstitien (Tag- und Nachtgleichen und Sonnenwenden), die Jahreszeiten, die Atmosphäre (Dunstkreis), die große Werkstätte des Wetters, ferner sogenannte leblose Gegenstände3), endlich Pflanzen und Thiere. Der Druck der Luft und die Quecksilbersäule und das darauf eingerichtete Barometer (oft Wetterglas schlechthin genannt) bietet, für sich allein betrachtet, nur ein zweideutiges Erkennungsmittel zukünftigen Wetters, da auf gleichen Stand des Quecksilbers nicht selten ganz verschiedene Witterungszustände folgen. Daher haben auch die so häufigen gewissenhaften täglichen Aufzeichnungen des Barometer- (und Thermometer-) Standes bisher noch nicht das geringste Resultat zu Vorausbestimmung des Witterungsganges geliefert, werden auch dergleichen niemals liefern. Denn das Steigen und Fallen des Quecksilbers hängt nicht allein vom Druck der Luft, sondern auch von der Electricität und dem verschiedenen Stande der Winde ab, welche jene bald verstärken bald schwächen. Bei der Richtung des Windes von Süd her, also bei Süd-, Südost- oder Südwest-Wind, wird allezeit das Quecksilber fallen oder wenigstens mit Steigen einhalten; bei der Richtung des Windes aus Nord, also bei Nord-, Nordost- und Nordwest-Wind, wird es hingegen regelmäßig steigen oder wenigstens zu fallen aufhören. Man weiß aus den Experimenten mit der Electrisir-Maschine, daß die Wirkungen derselben bei letzterem Winde weit stärker und heftiger sind als bei ersterem. In Kap. 5, Abschn. F findet man das Nöthigste über Barometer-Beobachtung und deren Ergebnis in Bezug auf Vorherwissen der Witterung.

In dieser kleinen Schrift nun bieten wir den Liebhabern eine Sammlung von Kennzeichen bevorstehenden Witterungs-Wechsels und zukünftiger Witterungsbeschaffenheit, auf wiederholte Wahrnehmungen gegründet und durch eben so wiederholte Erfolge bestätigt gefunden; in der Meinung, daß eine solche Zusammenstellung Vielen erfreulich und Manchen ersprießlich sein werde.

Neujahr, 1844

M. Cunow


1) Dies gilt doch nur von dem nördlichen Theile der nördlichen gemäßigten Zone, denn deren südlicher Theil und noch mehr die heiße Zone erfreuen sich eines regelmäßigeren Witterungsganges, und es sind dort Orkane und Erdbeben fast die einzigen, aber freilich um so heftigeren, Abweichungen von der Regel.

2) Auch die sogenannten „Bauern-Regeln“gehören mit mehr oder weniger Recht hierher; denn so sehr sie von Vielen verachtet werden, ist doch nicht zu übersehen, daß gerade die Landleute in ihrem nächsten Interesse dazu aufgefordert und durch ihre Beschäftigung dazu veranlasst, schon seit alten Zeiten auf die Witterung achteten und gewisse Erfahrungen darüber sammelten, die sie dann in kurzen Denkversen aussprachen. Was sie manchmal einem einzelnen Fest- oder Heiligentage ehrenvoll beilegten, dürfte mitunter auf die umgebenden Tage überhaupt zu beziehen sein.

3) In der Natur gibt es nichts Lebloses, also Tohtes; alles was ist lebt auch, was toht ist, ist gar nicht. Es giebt nichts Unorganisches auf Erden, alles ist mehr oder weniger organisch, lebendig; ja die Erdkugel selber ist als ein Lebendes zu betrachten, denn sie hat Bewegung, Wärme, Licht4), ist magnetisch, electrisch, und eben diese Lebens-Functionender Erde sind es zugleich, die das Wetter machen.

4) Licht und Wärme empfängt die Erde keineswegs direct von der Sonne, sondern sie werden von dieser an der Erde bloß höher erregt. Es giebt an der Erde weder absolute Finsternis noch absolute Kälte; die finsterste Nacht hat ihr Licht und je tiefer in die Erde hinein, desto wärmer.

1. Der Mondwechsel

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