Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Verbreitungskarten auf den Seiten →, →, →, →, →, →, →, →, →, →, → und →: M. Seyring (Landesamt für Umweltschutz Sachsen-Anhalt)

Titelbild: Rufendes Teichfroschmännchen im Kleinen Streng Wartenburg (Foto: U. Zuppke)

Kleine Fotos (von links): Kammmolch aus dem Feldweiher Karlshof (Foto: U. Zuppke), Laubfrosch am Feldweiher N Klebitz (Foto: U. Zuppke), Schlingnatter in einem Betriebsgelände in Wittenberg (Foto: I. Elz)

Rücktitel: Zauneidechsenmännchen in einem Garten in Kakau (Foto: K. Mattigit)

© 2019 Uwe Zuppke

Satz und Layout: Iris Elz, Apollensdorf

Umschlaggestaltung: Iris Elz, Apollensdorf

Fotos: I. Elz, K. Mattigit, J. Reusch, B. Simon, A. Schonert, N. Stenschke, A. Westermann, U. Zuppke

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

Printed in Germany

ISBN 978-3-7494-5759-5

Die Autoren

widmen diese Veröffentlichung

dem Begründer der feldherpetologischen Arbeit

in der Region Wittenberg

Dr. med. Wolfram Jakobs

(1936 − 1996)

Inhalt

Einleitung

Nachdem bereits in gleicher Form Übersichten über die in der Wittenberger Region vorkommenden Fische, Vögel und Säugetiere erschienen sind, werden nachfolgend die beiden noch fehlenden Wirbeltierklassen − die Lurche (Amphibien) und Kriechtiere (Reptilien) − behandelt.

Zu diesen beiden Tierklassen zählen Molche, Salamander, Unken, Kröten, Frösche, Echsen und Schlangen − also Tiergruppen, die sich bei einem Großteil der Menschen keiner großen Beliebtheit erfreuen, sondern im Gegenteil oft sogar Abscheu oder Ekel hervorrufen. Von diesen von alters her übernommenen Emotionen sollte aber keine Wertschätzung dieser Tiere abgeleitet werden. Bei unvoreingenommener, näherer Betrachtung und Beschäftigung mit ihrer Lebensweise erweisen sich die Vertreter der Lurche und Kriechtiere den anderen Tierklassen ebenbürtig. So galt in der Antike z. B. die Schlange als Lebewesen, das Leben und Tod in sich vereint. Sie ringelt sich um den Stab des Gottes der Heilkunst ASKLEPIOS oder ÄSKULAP und der Äskulapstab mit der Schlange gilt noch heute als das Wahrzeichen der Ärzte. Auch in der Pharmazie symbolisiert die Schlange die Wiederherstellung und den Erhalt der Gesundheit. Im weithin sichtbaren Logo mit dem roten „A“ der Apotheken trinkt die Schlange aus dem Becher der HYGIEIA, einer Tochter des Asklepios, als Symbol des Arzneikelchs. Inzwischen gibt es zahlreiche Reptilienliebhaber, die Vertreter dieser Tierklasse in Terrarien halten und durchgeführte Reptilienschauen erleben manchen Zuschauerandrang. Ganz besonders wecken die Vorfahren unserer Kriechtiere − die im Erdmittelalter lebenden und dann ausgestorbenen, riesenhaften Dinosaurier − das Interesse von Groß und Klein!

Weltweit leben etwa 7.000 Lurch- und über 10.000 Kriechtierarten. Allein in Brasilien sind 995 Lurcharten heimisch. Dagegen ist die Anzahl der in Deutschland vorkommenden Lurch- und Kriechtierarten relativ klein: Insgesamt kommen hier nur 22 Lurch- und 14 Kriechtierarten vor. Für die Wittenberger Region war das lange unbekannt. In der Vergangenheit gab es niemanden, der sich für diese Tiere intensiver interessierte. Erst mit dem engagierten Wirken von Dr. WOLFRAM JAKOBS (seit den 1970er Jahren, erfuhr die feldherpetologische Tätigkeit in Wittenberg einen Aufschwung. Seitdem wurde bekannt, dass in dieser Region mit ihren unterschiedlichsten Lebensraumbedingungen 14 Lurch- und 6 Kriechtierarten vorkommen.

Bedingt durch ihre Körperbeschaffenheit leben Lurche ausschließlich in feuchten Lebensräumen und benötigen für ihre Fortpflanzung unbedingt Gewässer. Die überwiegende Anzahl der Kriechtierarten dagegen lebt in trockenen und warmen Gegenden. Diese Lebensraumvielfalt wurde aber durch die wirtschaftliche Tätigkeit der Menschen bisher stark beeinträchtigt, teilweise sogar bis zur völligen Beseitigung von Kleingewässern. Außerdem erleiden insbesondere die Froschlurche auf ihren Wanderungen vom Winterquartier zu den Fortpflanzungsgewässern starke Verluste, da sie oftmals stark befahrene Straßen überqueren müssen. Daher gehören fast alle Lurcharten, aber auch die Kriechtiere zu den gefährdeten Tierarten und mussten überwiegend in die Roten Listen eingeordnet werden. Und dies sogar weltweit! Dabei sind Lurche und Kriechtiere gar nicht so bedeutungslos und unwichtig. Als Beutegreifer von vielen „niederen“, also wirbellosen Tieren und als Beutetiere für viele Vogel- und Säugetierarten spielen sie eine wichtige Rolle im Gesamtgefüge der Natur. Ihr Vorkommen oder Verschwinden zeigt an, ob unsere heimische Umwelt, in der auch wir Menschen leben, intakt ist. Und schließlich sollten sie auch unter dem Aspekt der von ALBERT SCHWEITZER hervorgehobenen Ethik von der Ehrfurcht vor dem Leben Beachtung finden!

Nachdem bereits 1988 vom Museum für Natur- und Völkerkunde „Julius Riemer“ eine erste zusammenfassende Darstellung der Lurche und Kriechtiere des damaligen Kreises Wittenberg erschien, möchten die Autoren auf der Grundlage aktueller Erfassungsergebnisse, die im Rahmen eines vom Landesamt für Umweltschutz des Landes Sachsen-Anhalt initiierten Auftrages erzielt wurden, eine neue Übersicht über das Vorkommen der Arten dieser Tiergruppe für das erweiterte Kreisgebiet vorstellen. Sie verbinden damit die Hoffnung, dass immer mehr Menschen unserer Region Freude finden beim Beobachten dieser faszinierenden Tiere und ihrer beeindruckenden Lebensweise, woraus auch Respekt und Wertschätzung erwachsen sollten. Darüber hinaus könnte mit dieser Veröffentlichung beigetragen werden, sowohl in der allgemeinen Öffentlichkeit als auch besonders im behördlichen Umgang bei der Bearbeitung der Vorhaben, die unsere heimatliche Natur beeinflussen, der Lurch- und Kriechtierfauna die gebührende Aufmerksamkeit zu widmen. Sie sollte anregen, die Lurche und Kriechtiere als Lebewesen und Mitbewohner unseres eigenen Lebensraumes zu achten und verantwortungsbewusst mit ihnen umzugehen, damit auch künftige Generationen sie kennen, schätzen und nutzen können.

Wittenberg, im Frühjahr 2019

Die Autoren

Die Region Wittenberg

Wie in den Publikationen über die anderen Tiergruppen wird unter dieser Region auch hier der Landkreis Wittenberg im Bundesland Sachsen-Anhalt verstanden, wie er durch zwei Gebietsreformen in den Jahren 1994 und 2007 mit dem Anschluss der Alt-Kreise Jessen und Gräfenhainichen sowie Teile des ehemaligen Kreises Roßlau (bzw. Anhalt-Zerbst) entstanden ist.

Er liegt im Osten des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Im Norden und Osten grenzen die brandenburgischen Landkreise Potsdam-Mittelmark, Teltow-Fläming und Elbe-Elster an, im Süden der sächsische Landkreis Nordsachsen und im Westen der Landkreis Anhalt-Bitterfeld und die kreisfreie Stadt Dessau-Roßlau in Sachsen-Anhalt. Im Jahr 2015 betrug die Größe dieses Gebietes rund 1930 km2.

Die Gewässerfläche von 47,5 km2 (www.stala.de) nimmt etwa 2,5 % der Gebietsfläche ein und liegt damit etwas über dem Landesdurchschnitt von Sachsen-Anhalt. 52 km Elbe und 29 km Schwarze Elster gehören zum Gewässersystem der Region. Die Auen der Elbe und der Schwarzen Elster weisen mit den teils abgetrennten, teils noch verbundenen Altarmen und Altwassern eine Vielzahl von Gewässern mit stehendem Charakter auf. Während aber natürliche große, stehende Gewässer fehlen, sind in der Folge des obertägigen Abbaus von Braunkohle, Ton, Kies und Sand jedoch künstliche Standgewässer größeren Ausmaßes entstanden. Durch den Anstau von Bächen im Mittelalter, entstanden kleinere Teiche für die Fischerei und den Betrieb der Wassermühlen.

Mit seiner naturräumlichen Ausstattung besitzt der Landkreis Wittenberg beste Voraussetzungen für eine artenreiche Fauna und Flora. Ein Teil der Elbaue und der Mündungsbereich der Schwarzen Elster gehören zum Biosphärenreservat Mittelelbe mit einer Fläche von 19.430 ha. Der 2003 verordnete Naturpark Dübener Heide erstreckt sich über eine Fläche von 39.994 ha. 2005 wurde mit einer Größe von 50.756 ha der Naturpark Fläming ausgewiesen. Die Ausweisung des Biosphärenreservats und der Naturparks schuf Voraussetzungen für die Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung einer durch vielfältige Nutzung geprägten Landschaft und ihrer Arten- und Biotopvielfalt. Bezogen auf die Region werden damit 57 % Fläche diesen Zielen gerecht. Neben diesen Großschutzgebieten haben vor allem die gegenwärtig bestehenden 19 Naturschutzgebiete mit einer Gesamtfläche von 8.998,31 ha, dies entspricht 4,6 % der Kreisfläche, besondere Bedeutung für den Artenschutz.

Die Landschaften der Region Wittenberg und ihre Beziehung zur Verbreitung der Lurche und Kriechtiere

Im Wesentlichen zeigt sich die Region Wittenberg auf Grund eiszeitlicher Formungen in einer landschaftlichen Dreiteilung: dem pleistozän geformten Fläming und der Dübener Heide und der dazwischen liegenden holozän geprägten Elbaue. Diese glaziale Formung führte zu einem größeren Anteil an Gewässern in der Region, die für das Vorkommen von Lurchen von Bedeutung sind.

Die Landschaft im nördlichen Teil der Region wird von den bewaldeten Endmoränenhügeln und Sanderflächen des Flämings geprägt. Im Nordosten erstreckt sich die Wald-Offen-Landschaft des Fläming-Hügellandes nördlich von Jessen. Südlich dieser Landschaften schließt sich das ebene Urstromtal der Elbe mit der im Osten einmündenden Schwarzen Elster an. Die Elbe durchfließt auf mehr als 50 Kilometern eine naturnahe Auenlandschaft innerhalb der Region. Ein größerer Teil der Elbaue ist ausgedeicht und unterliegt der jährlichen Überflutungsdynamik der Elbe. Der westlich gelegene Teil der Elbaue schließt Teile des im 18. Jahrhundert entstandenen Dessau-Wörlitzer Gartenreiches ein. Südöstlich von Jessen liegt das militärisch genutzte Waldgebiet der Annaburger Heide. Die Dübener Heide im Süden der Region ist das größte zusammenhängende Waldgebiet Mitteldeutschlands. Im Südwesten der Dübener Heide befindet sich eine durch den Braunkohlen-Tagebau total umgestaltete Folgelandschaft mit großen Seen und Hochkippen. Klimatisch liegt die Region im Übergang zum Binnenklima mit 8,6°C Jahresmitteltemperatur (18,0° mittlere Julitemperatur; -0,5°mittlere Januartemperatur), 560 mm Jahresniederschlag und 1630 Stunden jährlicher Sonnenscheindauer. Diese Wetter-Kenndaten unterliegen einer Änderung, wobei die Temperatur in Sachsen-Anhalt seit den Aufzeichnungen 1881 um 1,3°C gestiegen ist (MULE 2017), auch aufgezeichnet an der Wetterstation Wittenberg.

Die Landschaft nördlich der Elbe − allgemein als der „Fläming“ bezeichnet − wird nach der aktuellen Landschaftsgliederung von Sachsen-Anhalt (REICHHOFF et al. 2001) in den Hochfläming, den Roßlau-Wittenberger Vorfläming und das Südliche Fläming-Hügelland unterteilt. Der Hochfläming ist eine von Wäldern bestimmte Landschaft mit dem Hirseberg bei Berkau (184 m NN) als höchste Flämingerhebung in der Region. In diesem Landschaftsteil befinden sich meist nur kleinere Gewässer als Lebensraum und Laichgewässer für Schwanz- und Froschlurche. Bemerkenswert ist ein kleines Vorkommen des Bergmolchs an der Grenze zwischen Brandenburg und Sachsen-Anhalt als vermutlich postglaziale Ansiedlung (PAEPKE 1983; BERG 2013b). Eine weitere Besonderheit ist das Vorkommen der Rotbauchunke in temporär wasserführenden Feldsöllen inmitten von Ackerfluren, obwohl diese in manchen Jahren kein Wasser führen. Sie ist der südliche Ausläufer des angrenzenden brandenburgischen Vorkommens auf den Fläming-Hochfläche (ZUPPKE 2014). Insgesamt ist das Gebiet durch die trockene Ausstattung jedoch nicht sehr lurchfreundlich. Kriechtiere meiden die dichten, geschlossenen schattigen Wälder, allenfalls kommen Blindschleichen und Waldeidechsen vor.

Der dem Hochfläming südlich vorgelagerte Roßlau-Wittenberger Vorfläming ist ein Grundmoränenhügelland. Mehrere Bäche (Rossel, Olbitzbach, Wörpener Bach, Grieboer Bach, Rischebach, Fauler Bach und Zahnabach), deren Ober- und Mittelläufe teilweise noch recht naturnah sind, fließen durch ehemalige Schmelzwasserrinnen zur Elbe. Infolge der eiszeitlichen Prägung des Gebietes sind auch Kleingewässer entstanden. Diese zerstreut vorhandenen Kleingewässer − sowohl die natürlich als auch die anthropogen entstandenen − bieten mehreren Lurcharten Lebensraum. Auch Kammmolch und Kleiner Wasserfrosch werden hier nachgewiesen. Dagegen leben an den Flämingbächen kaum Lurche. Auch die Mehrzahl der Staubereiche oberhalb der zahlreich vorhandenen Biberstaue ist unbesiedelt. Die beschatteten Bestände der Nadelwälder sind Lebensraum der Blindschleiche, die lückigen oder offenen Bereiche dagegen von Wald- und Zauneidechsen sowie Schlingnattern.

Östlich des Roßlau-Wittenberger Vorflämings schließt sich das Südliche Fläming-Hügelland an. Diese Landschaftseinheit umfasst den Bereich der breit entwickelten Sanderflächen im östlichen Fläming und die südlich vorgelagerten Talsandflächen. Die aufgelockerten Waldgebiete auf trockenen Standorten bieten Kriechtieren (Eidechsen und Schlangen) geeigneten Lebensraum, während die feuchtigkeitsliebenden Lurche auf wenige Kleingewässer beschränkt bleiben. Durch den Kiesabbau nordöstlich von Jessen entstanden künstliche Wasserflächen. An diesen teilweise größeren Gewässern findet gegenwärtig eine Besiedlung mit Kreuzkröten und anderen Lurcharten statt, deren endgültiger Status abzuwarten bleibt.

Südlich des Vorflämings schließt sich das nach der Eiszeit entstandene Urstromtal an, das durch eine breite, ebene Aue der Elbe als Dessau-Wittenberger Elbtal geprägt wird. Die Elbe fließt fast am Nordrand des Flusstales, sodass sich nördlich des Flusses nur eine schmale Aue befindet. Südlich des Flusses sind große Flächen ausgedeicht und bleiben daher den Hochwasserereignissen ausgesetzt. Dieses Vordeichland wird durch großflächiges Grünland geprägt, das durch Altarme und Altwässer unterbrochen wird, wodurch dieser Landschaftsausschnitt sehr gewässerreich ist. Dagegen werden die eingedeichten Flächen überwiegend ackerbaulich genutzt. Die gewässerreiche Elbaue bietet zwar Lurchen feuchten Lebensraum, sie finden jedoch durch die temporäre Durchströmung bei Überflutungen schwierige Lebens- und Fortpflanzungsbedingungen. Auch ist der sommerharte Boden für grabende Lurche nicht besonders besiedlungsfreundlich. Mit diesen Bedingungen kommen Erdkröten, Moor- und Teichfrösche sowie Rotbauchunken am besten zurecht, während die Schwanzlurche (Molche) spärlicher vertreten sind. An der Elbe selbst und ihren Uferbereichen finden sich bisher überhaupt keine Lurche, auch keine Wasserfrösche. Dagegen ist die Artenvielfalt an den kleineren Gewässern der Ackeraue und oftmals auch der Dorfteiche größer.

Die gewässer- und waldreiche Landschaft im Gebiet der Schwarzen Elster bei Jessen – Annaburg bildet die Landschaftseinheit Annaburger Heide und Schwarze-Elster-Tal. Zahlreiche abgetrennte Altwässer der völlig begradigten Schwarzen Elster ergeben in der Aue eine hohe Gewässerdichte. Der landwirtschaftlich genutzte Teil wird von zahlreichen Entwässerungsgräben durchflossen, so dass Erdkröten, Gras- und Teichfrösche, aber auch Kreuz- und Wechselkröten hier Fortpflanzungsmöglichkeiten finden. Die Annaburger Heide wird militärisch genutzt und darf daher offiziell nicht betreten werden. Es finden sich hier größere unzugängliche Waldbereiche, aber auch Offenflächen mit Heide und Magerrasen. Infolge der Sperrung des Gebietes ist die Lurch- und Kriechtierfauna hier noch unzureichend bekannt.

Die Dübener Heide schließt sich südlich der Elbaue als flachhügelige Landschaft an. Sie ist bis auf kleinere Rodungsinseln fast völlig mit forstwirtschaftlich geprägten Kiefernwäldern bedeckt. Kleine Fließgewässer fließen teils zur Elbe, teils zur Mulde und weisen stellenweise eine naturnahe Morphologie auf. Im Raum Bad Schmiedeberg - Reinharz existieren Teiche, wie die Lausiger Teiche, der Ausreißerteich, der Rote Mühlteich und Heideteich, die teilweise fischereiwirtschaftlich genutzt werden. In einzelnen Senken des hügeligen Reliefs haben sich Kleingewässer gebildet. Große Teile des südwestlichen Bereiches der Dübener Heide sind durch den ehemaligen Braunkohlenabbau landschaftlich verändert worden. Hier bilden geflutete Tagebaurestlöcher, Kippen und Halden neue Landschaftsformen. Im westlichen Bereich im Übergang zum Muldetal liegt die Oranienbaumer Heide, in der sich unter den besonderen Bedingungen der ehemaligen militärischen Nutzung ein Mosaik unterschiedlicher Offenland-Biotope herausgebildet hat. Die Wälder der Dübener Heide bieten Schlingnattern und Waldeidechsen geeigneten Lebensraum, während die Kleingewässer von Braun- und Wasserfroscharten, darunter auch dem Kleinen Wasserfrosch und teilweise vom Laubfrosch, und der Ringelnatter bewohnt werden. Die größeren Tagebauseen bieten in den flachen Verlandungsbereichen in Ufernähe Lurchen Laichmöglichkeiten. An den Fließgewässern der Dübener Heide finden sich nur vereinzelte Grasfrösche, an den vielen aufgestauten Bereichen oberhalb der Biberstaue dagegen fast keine Lurcharten.

Die Kreisstadt Wittenberg nimmt innerhalb der Siedlungsbereiche den größten urbanen Raum in Anspruch. Innerhalb der Bebauung existieren eine Vielzahl von Kleingärten sowie ein nicht unerheblicher Anteil an Parks und Grünflächen. Die Vorstadtgebiete werden von einer lockeren Bebauung sowie von größeren Ackerflächen geprägt. Auch die anderen Städte, wie Jessen, Gräfenhainichen, Zahna, Seyda, Annaburg, Prettin, Pretzsch, Kemberg und Bad Schmiedeberg weisen bebaute Zentren auf, die sich in den Außenbezirken auflockern. Östlich von Jessen befindet sich ein Obst- und Weinanbaugebiet. Die ländlichen Siedlungen weisen neben Wohnhäusern und Stallgebäuden Baum-, Strauch- und Heckenstrukturen in den Gärten und auf Lagerflächen Ruderalfluren auf. In den Vorstadtbereichen und Dörfern finden sich in Abhängigkeit von der Intensität der Nutzung und dem Vorhandensein von Gartenteichen einzelne Kröten- und Froscharten sowie in sonnenexponierten Lagen auch Zauneidechsen.

Die ehemaligen Truppenübungsplätze, die bis Anfang der 1990er Jahre genutzt wurden, gehören heute zu den wertvollsten Offenlandschaften der Wittenberger Region. Sie bieten als große unzerschnittene Gebiete vielen gefährdeten Pflanzen und Tieren, so auch Lurchen und Kriechtieren Lebensraum. In Bereichen mit hoher Munitionsbelastung und dem bestehenden Betretungsverbot finden wir ungestörte Naturentwicklungsflächen. Mithilfe von Naturschutz-Managementmaßnahmen in Form von Weide- und Mähnutzungen sollen die durch natürliche Sukzession wieder schwindenden Lebensräume erhalten werden. Um diese Gebiete dauerhaft auch als Rückzugsgebiete zu erhalten, wurden Teile der Glücksburger Heide, Oranienbaumer Heide und Woltersdorfer Heide als Naturschutzgebiete bzw. FFH- oder Vogelschutzgebiete unter Schutz gestellt. Infolge der langjährigen Betretungsverbote bestehen hier hinsichtlich der Kenntnis über Lurch- und Kriechtiervorkommen größere Defizite.

Insgesamt lassen sich neben dem anthropogen bewirkten Einfluss auf die Landschaft auch natürliche Einflüsse erkennen, wie es die temporär oder ständig trockengefallenen Gewässer infolge hoher Temperaturen und geringer Niederschläge anzeigen, die im Jahr 2018 ein besonders hohes Ausmaß erreichten.

Die trockenen Nadelwälder des Hochflämings mit einer Vielzahl von lichten, besonnten Flächen sind Lebensraum von Schlingnattern, Zaun- und Waldeidechsen, die hier Sonnenplätze, in der niederen, lückigen Vegetation aber auch Deckung finden (Foto: U. Zuppke).

Typisch für den Übergang vom Hoch- zum Vorfläming sind kleine wasserführende Feldsölle, die inmitten der landwirtschaftlich genutzten Feldflur vielen Lurcharten einen Laichplatz bieten, obwohl nur schmale Randbereiche als Sommer-Lebensraum vorhanden sind (Foto: U. Zuppke).

Der Vorfläming ist mit flächigen, forstlich genutzten Kiefernbeständen bedeckt, die beschattet und nur in den Randbereichen aufgelockert sind, so das in den Innenbereichen meist nur Blindschleichen und nur in den Randlagen Schlangen und Eidechsen zu finden sind (Foto: U. Zuppke).

Die Sand- und Kiesablagerungen im Fläming wurden vielerorts abgebaut, so dass Restlöcher zurück blieben, die sich mit Wasser füllten und in denen sich eine Wasser- und Ufervegetation ausbildete. Sie entwickelten sich zu wichtigen Lebensräumen für viele Lurche (Foto: U. Zuppke).

Die ehemals militärisch genutzte Offenlandschaft der Glücksburger Heide nördlich von Jessen ist Lebensraum von Kreuzkröten und Zauneidechsen, die wiederum für Schlingnattern Nahrungstiere darstellen (Foto: U. Zuppke).

In den Waldbeständen des Südlichen Fläming-Hügellandes befinden sich vereinzelte kleine Waldweiher und bieten mehreren hier vorkommenden Schwanz- und Froschlurcharten Laichmöglichkeiten, so dass sie in dieser trockenen Landschaft vorkommen können (Foto: U. Zuppke).

Die weite, ebene Überflutungsaue am Mittellauf der Elbe in der Wittenberger Region ist mit artenreichen Grünländern bedeckt, die in der Nähe der zahlreichen Gewässer besonders Braun- und Wasserfröschen, aber auch Rotbauchunken Lebensraum bieten (Foto: I. Elz).

Die Altarme und Altwässer der Elbe, wie hier die Alte Elbe Klieken, stellen in Abhämgigkeit vom Verlandungsgrad ideale Lebensräume für individuenreiche Froschlurchbestände dar, über deren Verbleib bei Hochwassersituationen wenig bekannt ist (Foto: U. Zuppke).

Die Aue der Schwarzen Elster wird von einigen Feuchtgebieten (im Bild die Rohrbornwiesen) geprägt, die für mehrere Lurcharten und der Ringelnatter Habitat darstellen, während die Elsterdeiche am Fluss Zauneidechsen Lebensmöglichkeiten bieten (Foto: I. Elz).

Zahlreiche Altarme der Schwarzen Elster sind durch die Flussbegradigung vom Strom getrennt und verlanden im Verlauf der Zeit immer stärker und können in niederschlagsarmen Jahren, wie 2018, sogar völlig austrocknen (Foto: U. Zuppke).

Die großflächigen, größtenteils trockenen Waldbestände der Dübener Heide sind Lebensraum der Blindschleiche. In aufgelockerten Bereichen kommen Schlingnattern vor und an den sonnigen, aber staudenreichen Wegrändern leben Waldeidechsen (Foto: U. Zuppke).

Die in der Dübener Heide vorhandenen pflanzenreichen Waldweiher werden von mehreren Schwanz- und Froschlurcharten als Laichgewässer genutzt und dienen der Ringelnatter als Lebensraum, während die Sumpfschildkröte hier ausgestorben ist (Foto: U. Zuppke).

Dorfteiche oder Kleingewässer in den Dörfern, wie hier in Iserbegka, bieten zumindest anspruchslosen Lurcharten, wie Teichmolch, Erdkröte oder Grasfrosch die Möglichkeit zur Fortpflanzung und somit geeigneten Lebensraum (Foto: U. Zuppke).

Auch in den dichter besiedelten urbanen Räumen der Städte finden Lurche Lebensraum, sofern Laichmöglichkeiten vorhanden sind, wie hier in der Dr.-Behring-Straße in Wittenberg, wo in diesem Gewässer eine größere Knoblauchkrötem-Population ablaicht (Foto: U. Zuppke).

Allgemeine Kennzeichen heimischer Lurche und Kriechtiere

Lurche und Kriechtiere sind zwei Tierklassen, die wie Fische, Vögel und Säugetiere zum Stamm der Wirbeltiere gehören, die durch das Vorhandensein eines Knochenskeletts gekennzeichnet sind. Die Lurche werden im wissenschaftlichen Gebrauch Amphibien genannt, der Name „Amphibia“ (vom altgriechischen amphíbios = doppellebig) bezieht sich auf die Lebensphasen vor der Metamorphose im Wasser und nach der Metamorphose auf dem Land. Die Kriechtiere heißen wissenschaftlich Reptilien (vom lateinischen „reptilis“ = kriechend).

Unter den Lurchen (Amphibien) werden alle Landwirbeltiere zusammengefasst, die sich nur in Gewässern fortpflanzen können. Bei den Lurchen verläuft die Fortpflanzung im Allgemeinen über im Wasser abgelegte Eier, aus denen im Wasser lebende, kiemenatmende Larven schlüpfen. Diese Larven durchlaufen eine Metamorphose, durch die lungenatmende erwachsene Individuen entstehen, die zu einem Leben außerhalb von Gewässern befähigt sind. Aufgrund ihres Körperbaus sind alle Lurcharten auch im Erwachsenenstadium an feuchte, zumindest aber an Lebensräume mit hoher Luftfeuchtigkeit gebunden. Sie sind überwiegend nachtaktiv, um sich vor Fressfeinden zu schützen und Wasserverluste über die Haut gering zu halten. Die Klasse der Lurche wird in drei Ordnungen unterteilt: Schwanzlurche (Caudata), Froschlurche (Anura) und Schleichenlurche (Gymnophiona), von denen nur die beiden ersteren in Deutschland durch Arten vertreten sind.

Diese Gruppen der Lurche unterscheiden sich in ihrem Habitus relativ stark voneinander. Dies ist durch ihre unterschiedlichen Fortbewegungsweisen begründet: Während Schwanzlurche sich an Land schreitend oder kriechend fortbewegen, sind Froschlurche auf eine springende Fortbewegung spezialisiert. Auch klettern einige Froschlurcharten auf Bäume. Im Wasser schwimmen und tauchen Schwanzlurche schlängelnd unter Einsatz ihres Ruderschwanzes und Froschlurche mithilfe ihrer langen, kräftigen Hinterbeine. Bei den Schwanzlurchen sind die beiden Gliedmaßenpaare gleich lang, bei Froschlurchen deutlich unterschiedlich lang. An den Vorderfüßen befinden sich je vier Finger, an den Hinterfüßen je fünf Zehen.

Die Haut ist dünn, nackt, feucht und glatt oder auch trocken-„warzig“ und weist Schleim- und Giftdrüsen sowie Pigmentzellen auf. Die Haut, einschließlich der Schleimschicht, spielt eine wichtige Rolle bei der Atmung, beim Schutz vor Infektionen und Feinden sowie beim Wasserhaushalt. Lurche nehmen auch durch die Haut Wasser auf und speichern dieses in Lymphsäcken unter der Haut und in der Harnblase. Dadurch trinken Lurche nicht.

Lurche besitzen als Larven Kiemen, als erwachsene Tiere einfache Lungen, die ebenso wie die Hautatmung dem Gasaustausch dienen. Lurche sind wechselwarme Tiere. Das bedeutet, dass sie keine konstante Körpertemperatur aufweisen, sondern diese von der Umgebungstemperatur abhängt. Die Exkretions- und Geschlechtsorgane münden alle in einer einzigen Körperöffnung, der Kloake.

Lurche müssen zur Fortpflanzung das Wasser aufsuchen – auch die an Trockenheit angepassten Arten. Die sich im Wasser entwickelnden Larven, die bei Froschlurchen Kaulquappen genannt werden, atmen zunächst mit Außenkiemen. Erst nach einiger Zeit tritt eine Metamorphose ein, in der sie sich zu lungenatmenden, skelettgestützten Tieren umformen, welche die Gewässer verlassen können.

Lurche bilden eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele andere Tierarten. Die erwachsenen Exemplare sind Nahrung vieler Säugetiere, Vögel und Kriechtiere, manchmal auch von größeren Wirbellosen. Sie verfügen außer ihren Hautgiften kaum über aktive Verteidigungsstrategien. Meist vertrauen sie passiv auf Tarnung, Verbergen oder Flucht, manchmal auch auf Imponierverhalten wie das Aufblähen des Körpers oder das Aufreißen des Maules. Der Laich und die Larven im Wasser werden von Fischen, Wasservögeln und Larven der Wasserinsekten sowie von anderen Lurchen gefressen. Daher müssen Lurche für eine sehr große Nachkommenschaft sorgen, denn nur aus einem winzigen Bruchteil der produzierten Eier und Larven werden später geschlechtsreife Tiere.

Lurche kommen auf allen Kontinenten mit Ausnahme der Antarktis von der gemäßigten bis in die tropische Zone vor. Durch ihre Abhängigkeit vom Süßwasser wird ihr Lebensraum begrenzt, sodass Trockengebiete nur von wenigen Spezialisten bewohnt werden, deren Larven die kürzeste Entwicklungszeit haben. Auch kalte Hochgebirge werden nicht besiedelt. Die Schwerpunkte der Artenvielfalt befinden sich in den subtropischen und tropischen Zonen, der Neotropis (Süd- und Mittelamerika, Westindische Inseln, Süd-Mexiko), der Paläotropis (Afrika, Indien, Südostasien) und der australischen Region. Die Region der Holarktis (Großteil der nördlichen Hemisphäre) ist vergleichsweise artenarm – besonders das nördliche Eurasien.

Kriechtiere (Reptilien) besitzen eine trockene, schleimlose, aus Hornschuppen bestehende Körperbedeckung. Bei Schlangen und Echsen überlappen sich die Hornschuppen dachziegelartig und werden periodisch als größere zusammenhängende Hautpartien abgestreift („Häutung“ Ecdysis). Besonders ausgeprägt ist dies bei Schlangen.

Die meisten Kriechtiere besitzen einen typischen echsenartigen Habitus: Sie haben einen langen Schwanz und laufen im Spreizgang auf vier Beinen. Alle Schlangen und einige Echsen weichen davon ab, indem ihre Beine und Extremitätengürtel zurückgebildet sind und Hals, Rumpf und Schwanz ansatzlos ineinander übergehen. Ebenfalls stark abweichend sind die Schildkröten, bei denen der Rippenkorb und die Rumpfbeschuppung eine Art Gehäuse bilden, in das sie sich zurückziehen können.

Im Gegensatz zu den Lurchen sind alle Kriechtiere während ihres ganzen Lebens Lungenatmer, das heißt, sie durchlaufen kein durch Kiemen atmendes Larvenstadium. Die meisten Kriechtierarten legen Eier (Oviparie), wenige gebären lebende Junge (Viviparie). Die Eier sind bei den Echsen und Schlangen mit einer pergamentartigen Schale umhüllt. Die Eier der Schildkröten (und auch der Krokodile) besitzen eine feste Kalkschale. Die Kriechtiere sind wechselwarme (poikilotherme) Tiere, die ihre Körpertemperatur so weit wie möglich durch Verhalten regulieren (z. B. durch Sonnenbaden), so dass sich ihre Hauptverbreitungsgebiete überwiegend in südlichen Regionen befinden und die meisten Arten in den Tropen leben. In unseren Breiten bevorzugen sie warme, besonnte Lebensräume. Kälte und knappe Nahrung zwingen sie zur Winterruhe. Zum Überwintern werden passende Verstecke, wie der Wurzelbereich von Bäumen, Erdlöcher, Felsspalten, Hohlräume unter Steinplatten, unter totem Holz oder in Kleinsäugerbauten aufgesucht.

Die bekannte Artenzahl der Lurche der Gegenwart wird auf über 7000 Arten beziffert. Die IUCN gibt für 2014 insgesamt 6414 Arten an. Die von dem American Museum of Natural History erstellte Online-Datenbank „Amphibian Species of the World“ unterscheidet in ihrem aktuellen Update 7594 Arten (Stand: Februar 2017). Gegenüber älteren Übersichten liegen diese Zahlen deutlich höher, was auf neue Methoden in der taxonomischen Forschung zurückzuführen ist. In der Folge kommt es vermehrt zur Anerkennung des Artranges für früher nur als Unterarten behandelte Taxa. Es werden aber auch immer noch bisher unbekannte, nicht beschriebene Arten entdeckt, insbesondere bei tropischen Froschlurchen. Der europäische Kontinent, einschließlich seiner Inseln, ist ausgesprochen arm an Lurcharten. Von den über 7000 Arten weltweit kommen hier nur 40 Schwanzlurch- und 48 Froschlurcharten (inklusive drei Hybriden bei den „Wasserfröschen“) vor (GLANDT 2014). Deutschland weist Vorkommen von 19 Arten und eine Hybride auf. Dabei handelt es sich im Einzelnen um sechs Schwanzlurch- und 14 Froschlurcharten oder -formen.

Von den Kriechtieren werden weltweit aktuell 10.272 rezente Arten unterschieden. Davon kommen in Europa 16 Schildkrötenarten, 103 Echsenarten und 52 Schlangenarten vor, insgesamt also 171 Kriechtierarten (GLANDT 2014). In Deutschland wiederum sind bis heute 14 Kriechtierarten nachgewiesen: eine Schildkrötenart, sieben Echsenarten und sechs Schlangenarten.

Die Erfassung der Herpetofauna der Region

„Als LUTHER die Bibel übersetzte, war ihm das laute und andauernde Geschrei der Frösche sehr lästig, weshalb er sie verwünschte; seither läßt sich im Schanzgraben zu Wittenberg keiner mehr hören.“ (nach: BÄCHTOLD-STÄUBLI 1927−1941). Ob dieses Zitat der Wahrheit entspricht oder der Legende zuzuordnen ist, lässt sich wohl nicht mehr nachprüfen. TREU (2004) führt es in seiner Beschreibung von Luthers Beziehung zu den Tieren nicht an, jedoch mehrere andere, in der sich der Reformator, wie es in seiner Zeit üblich war, sehr abfällig über Schlangen auslässt, u. a.: „Ob sie schläft oder wacht, kriecht oder ruht, niemals ist die Schlange gerade ausgestreckt, sondern immer gekrümmt und verdreht. So ist auch der Teufel niemals gerade.“ Oder: „Schlangen und Affen sind von allen anderen Tieren dem Teufel unterworfen. Er benutzt sie, um die Leute zu betrügen und ihnen zu schaden.“ Diese Bemerkungen belegen, dass sich im mittelalterlichen Wittenberg die Frösche und Schlangen (und die mit ihnen verwandten Lebewesen) keiner großen Beliebtheit erfreuten. Es sind auch keine Überlieferungen bekannt, ob die naturwissenschaftlichen Gelehrten der ehemaligen Universität Wittenberg sich den in der Region vorkommenden Lurchen und Kriechtieren widmeten.

Dieses Desinteresse blieb wohl lange erhalten. Während später andere Tiergruppen, wie die Vögel oder Schmetterlinge, die Aufmerksamkeit der Wittenberger fanden (Gründung der Fachgruppe Ornithologie und Vogelschutz durch Dr. OTTO KLEINSCHMIDT oder der Fachgruppe Entomologie durch FRANZ EICHLER), waren die Lurche und Kriechtiere in der Wittenberger Region auch weiterhin „Stiefkinder“ des Interesses. Selbstverständlich gab es auch in Wittenberg Terrarianer, die heimische Arten in Terrarien hielten und „Tümpeltouren“ durchführten. Aber erst als sich der als oberärztlicher Chirurg am Paul-Gerhard-Stift arbeitende Dr. med. WOLFRAM JAKOBS, der sich in seiner Freizeit der Beobachtung der heimatlichen Natur widmete, intensiver dieser Tiergruppe zuwandte, rückte sie zunehmend in das Bewusstsein der hiesigen Menschen. Seine Bemühungen, Schutzbestrebungen für Lurche und Kriechtiere der Öffentlichkeit nahe zu bringen, fanden langsam fruchtbaren Boden.

Im Jahr 1979 fanden sich dann in Wittenberg einige Gleichgesinnte in einer Fachgruppe „Feldherpetologie“ des Kulturbundes zusammen, nachdem sich am 7. Januar 1978 auf Initiative von JÜRGEN BUSCHENDORF in Halle im Rahmen des Kulturbundes ein Arbeitskreis Feldherpetologie (später „Bezirksarbeitskreis Feldherpetologie Halle“) gegründet hatte. Die Wittenberger Fachgruppe wurde von IRENE SEIFERT, später von JÜRGEN BERG geleitet. Um einen Überblick über den Bestand der Lurch- und Kriechtierarten zu erhalten, stellte sich die Fachgruppe die Aufgabe, zunächst alle Gewässer zu erfassen und ihr Artenspektrum zu untersuchen. Während der Herbst- und Wintermonate trafen sich die Mitglieder monatlich zu Fachvorträgen, um die Artenkenntnis zu verbessern. Im Frühjahr und Sommer unternahmen sie gemeinsam, gruppenweise oder einzeln Exkursionen zu den Gewässern und versuchten mit dem Käscher die vorkommenden Arten zu erfassen. Es wurde begonnen, die Beobachtungen zentral zu erfassen, wie es damals üblich war zunächst auf Lochkarten. In den 1980er Jahren wurden die Beobachtungen zu „Jahresberichten“ zusammengefasst, vervielfältigt und verteilt. Zum 5-jährigen Bestehen der Fachgruppe wurde ein Erinnerungsteller herausgegeben.

Die Zahl der interessierten Mitarbeiter steigerte sich und betrug zeitweilig um die 25: W. Bäse, U. & J. Berg, P. Braun (†), F. Eichler (†), R. Fischer, A. Frey, A. Gäbler, K. & H. Glöckner (†), G. Hannemann, J. Herrmann, A. Hinkel, R. Hirschfeld, V. Jakobs, Dr. W. Jakobs (†), K. Jauer (†), D. Kauerauf (†), G. Köhler (†), A. Korschefsky, F. Kucera, G. Lennig (†), F. Müller, G. Neumann, Dr. J. Placke (†), A. Pötzsch, Dr. G. Rauchfuß, B. Richter, Dr. P. Sacher, G. Seifert, I. & M. Seifert, H. Zuppke, Dr. U. Zuppke.

An den Veranstaltungen des Bezirksarbeitskreises, wie Vortragstagungen oder Exkursionen wurde teilgenommen. Im Mai 1980 fand die Bezirksexkursion im Kreis Wittenberg statt und die Fachgruppenmitglieder führten die Gäste zu Laichgewässern in der Region, so auch zur Kiesgrube Teuchel, die damals noch ein bedeutendes Vorkommensgebiet für Molche, Kröten und Frösche war, später aber als zentrale Mülldeponie genutzt wurde. Ebenso wurde das Gewässer an der Griebohalde aufgesucht, in dem es ein stabiles Rotbauchunken-Vorkommen gab, das dann aber zunehmend von der Schadstoffdeponie des Stickstoffwerkes zugeschüttet wurde. Am 19. Juni 1983 führte die Bezirksexkursion erneut in den Kreis Wittenberg (HAENSCHKE 1984). Dr. W. JAKOBS führte zu den Feldsöllen und Kleingewässern im südlichen Vorfläming und erläuterte die Artkennzeichen des Kleinen Wasserfroschs, da die meisten Exkursionsteilnehmer mit dieser Art noch wenig vertraut waren.

Am Gewässer an der Griebohalde versuchte die Fachgruppe mit mehreren Aktionen, die individuenstarke Unkenpopulation umzusiedeln. Fast 700 Rotbauchunken wurden gefangen und in Gewässern des Vorflämings umgesetzt. Allerdings zeigte sich in den Folgejahren, dass in den Aussetzungsgebieten keine dauerhaften Populationen begründet wurden und diese Umsetzung also erfolglos verlief. Weiterhin wurden von den Mitgliedern der Fachgruppe Pflegeeinsätze an Laichgewässern durchgeführt, wie Entbuschungen oder Reduzierung des Schilfbestandes.

Im Zusammenwirken mit einigen Betrieben und der Naturschutzbehörde, deren damaliger Mitarbeiter PETER BRAUN