Bücher von Harry Eilenstein
Astrologie
Magie
Meditation
Kabbala
Religion allgemein
Ägypten
Indogermanen
Germanen
Kelten
Psychologie
Kunst
Drama
Kontakt: www.HarryEilenstein.de / Harry.Eilenstein@web.de
Impressum: Copyright: 2011 by Harry Eilenstein – Alle Rechte, insbesondere auch das der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Buches darf ohne schriftliche Genehmigung des Autors und des Verlages (nicht als Fotokopie, Mikrofilm, auf elektronischen Datenträgern oder im Internet) reproduziert, übersetzt, gespeichert oder verbreitet werden.
Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783749413706
Die Themen der einzelnen Bände der Reihe „Die Götter der Germanen“
Die Germanen in den altnordischen Sagas sind keine typische Pferde- und Reiterkultur, aber es treten dennoch des öfteren Pferde auf.
In Bezug auf die Mythen finden sich jedoch eher Erinnerungen an Pferde als konkrete Pferde, die in den aktuellen Mythen von Bedeutung sind. So werden zwar die Namen der Rosse der Asen aufgezählt, aber in den Mythen gehen die Asen in der Regel zu Fuß.
Das wichtigste Fortbewegungsmittel war zu der Zeit, aus der die meisten Überlieferungen stammen, das Drachenschiff. Dies scheint jedoch einst anders gewesen zu sein, da diese Schiffe fast immer als „See-Roß“ o.ä. umschrieben werden.
Es lassen sich jedoch durchaus einige „Pferde-Mythen“ rekonstruieren.
Über das Verhältnis der Germanen zu ihren Pferden läßt sich einiges aus den Bezeichnungen für „Pferd“, aus den mit „Pferd“ gebildeten Kenningarn, den Personennamen, den Ortsnamen usw. schließen.
1. Ein großer Teil der Pferde-Begriffe bezieht sich auf das Aussehen oder den Charakter der Pferde:
folald, foli | = Fohlen (0 -1 Jahr alt) |
trippi, tryppi | = Fohlen (1-2 Jahre alt) |
unghryssi | = Jungroß |
fakr | = Pferd |
drasill, drösull | = Roß |
marr | = Mähre, Pferd |
simir | = „(Tier am) Strick“ = Stier, Pferd |
mylnir | = „Maul-Tier, Kau-Tier“ = Pferd mit Halfter |
bituls skokr | = „Zahnlücke“ = Pferd (Pferde haben eine Lücke zwischen den Schneidezähnen und den Mahlzähnen) |
faxi | = „Mähne“ = Pferd |
hvitingr | = „Weißer“ = Schimmel |
grani | = „Grauer“ = Pferd |
gyllir | = „Goldener“ = Pferd |
morel | = „Schwarzbrauner“ = Pferd |
soti | = „Rußiger“ = Rappe |
kinnskjoni | = „Hell-Wange“ = Pferd mit hellen Wangen |
aptrhuppr | = Kruppe |
2. Einige Pferde-Begriffe kennzeichnen die Pferde als Reittiere:
hölkvir | = „Mann-Träger“(?) = Pferd |
feti | = „Schreitender“ = Pferd |
gangari, gangvari | = „Geher“ = Pferd |
vigg, vingr | = „Beweger, Dahinzieher“ = Pferd (auch: „Schiff“) |
vidr | = „Weit-(Schritt)“ = Pferd (auch: „Meer“) |
brokkr | = „Läufer, Traber“ = Pferd (auch ein Alcis-Zwerg) |
sprogr | = „Läufer“ = Pferd |
sveggjudr | = „Schwingender, Geschmeidiger“ = Pferd |
hross, hryssi | = „Läufer“ = Pferd, Roß (englisch: „horse“) |
svipudr | = „Schneller“ |
valr | = „Falke“ = (schnelles) Pferd |
hastingi | = „der sich-Aufbäumende“ = Pferd (auch: Riesenname) |
sporvitnir | = „Sporen-Kenner“ = Pferd |
3. Zwei der Pferde-Umschreibungen klingen nach „Schlachten-Roß“:
goti | = „Gote“ = Krieger = Pferd |
virfill | = ein Seekönig, Pferd |
4. Eine weitere große Gruppe von Pferde-Namen unterscheidet meistens nicht zwischen „Pferd“ und „Stier“, da es sich bei ihnen um allgemeinere Bezeichnungen für „Zugtier“ handelt:
vigg, vingr | = Pferd (ursprünglich: „Zugtier“); sekundär auch: Schiff |
viggi | = Stier (ursprünglich: „Zugtier“) |
viggr | = Pferd (ursprünglich: „Zugtier“) |
apli | = Stier, Pferd |
eykr | = „Jochtier“ = Pferd |
draga | = von Pferden geschleifte Holzlast |
jörmuni | = „Großer“ = Stier, Pferd |
jör | = „Großer“ = Pferd |
5. Pferde wurden auch als Lastentiere verwendet:
klafr | = Korb, der auf den Pferderücken gebunden wird |
kapall | = Gaul, Zaumtier (keltisch-lateinisch „caballus“ = „Pferd“) |
6. Man unterschied natürlich auch das Geschlecht der Pferde:
hors | = Stute |
hryssa | = Stute („weibliches Roß“) |
jalda | = Stute |
merhryssi | = Mähren-Roß (sozusagen „Pferdin“, „Rossin“) |
merr | = Mähre, Stute |
stallstödi | = „Stallsteherin“ = Stute |
stedda | = „die Stehenden“ = „die nicht für die Ackerbau und den Krieg benutzten“ = Stute |
stod | = „die Stehenden“ = „die nicht für die Ackerbau und den Krieg benutzten“ = Stutenherde (siehe: „Gestüt) |
7. Die Namen der Hengste sind von dem Zeugungsvorgang abgeleitet worden:
hestr | = „(Be-)Springer“ = Hengst |
bautudr | = „Schläger, Stoßer“ =Pferd, Stier |
reini, roni | = „Bespringer“ = Hengst, Pferd |
rökn, vrökn | = „Stoßer“ = Hengst, Pferd, Zugtier |
8. Der Name des Wallachs, also des kastrierten Hengstes, erklärt sich möglicherweise durch den Kastrationsvorgang:
jalkr | = „Schreier“ = Wallach |
9. Es gibt erstaunlich viele Bezeichnungen für den Pferdepenis. Diese Vielzahl läßt vermuten, daß der Pferdepenis auch eine symbolische, d.h. magisch-mythologische Bedeutung gehabt hat.
vingull | = „Aufgeblähter“ = Pferdepenis |
völsi | = „Rolle, Walze“ = Pferdepenis |
nosi | = „Vorragender“ = Pferdepenis |
dyndill, dindill | = „hart Stoßender“ = Pferdepenis |
beytill | = „Schläger“ = Pferdepenis |
skaud | = Vorhaut des Pferdepenis; sekundär: Feigling |
10. Ein Teil der Begriffe stammt aus der Pferde-Nutzung und aus dem Umgang mit den Pferden:
aivangr | = Pferdeweide |
eykridr | = Pferde-Zureiter |
kovertur | = Pferdedecke |
hyfri | = Rückenteil des Pferdegeschirrs |
gaddan | = Kopftuch aus rotem Pferdehaar |
daudaslig | = eine tödliche Pferdekrankheit |
valdeygr | = Glasäugigkeit bei Pferden |
11. Der Pferdekampf war ein zumindestens auf Island beliebter Wettkampf:
hestat | = Pferde-Kampf (Kampf zwischen zwei Hengsten) |
12. Es gibt auch einige mythologisch relevante Pferde-Namen:
a) Tote allgemein: | |
brainn | = „Glänzender“ = Pferd, Schlange => Der Totengeist hat die Gestalt einer Schlange und er reitet auf einem Roß ins Jenseits. |
b) Sonnengott-Göttervater Tyr | |
gyllir | = „Goldener“ = Pferd => Roß vor dem Sonnenwagen |
jörmuni | = Stier, Pferd => Die beiden Adjektive „jörmun“ und „fimbul“ für „groß“ finden sich nur in den Namen der Dinge und Wesen aus den alten Tyr-Mythen. Der Stier und der Hengst waren die beiden Opfertiere des Tyr. |
jör | = Pferd = Kurzform von „jörmun“? |
c) die beiden Pferde-Söhne des Tyr („Alcis“): | |
brokkr | = „Läufer, Traber“ = Pferd => dies ist auch der Name eines der beiden Alcis-Zwerg. |
hviting | = „Weißer, Schimmel“ => Die beiden Pferde-Söhne des Tyr |
sind zwei Schimmel und auch ihre beiden Trinkhörner wurden „Hviting“ genannt. |
Die Pferde erscheinen in den Kenningarn vor allem in der Umschreibung „Roß des Meeres“ für „Schiff“. Die sehr weite Verbreitung dieser Art von Kenningar läßt vermuten, daß sie noch aus der Zeit stammt, als die Nordgermanen von einem Reitervolk zu einem Seefahrervolk geworden sind. Dabei haben sie dann die Vorstellungen und Assoziationen, die sie mit den Pferden verbanden, auf die Schiffe übertragen.
Neben dieser Vielfalt von Schiffs-Kenningarn gab es auch einige wenige andere mit „Pferd“ gebildete Kenningar. Die Wolfs-Kenningar beziehen sich darauf, daß Hel auf ihrem Bruder Fenrir reitet.
Wolf | Hunger-vermeidender Soti der Trollfrau | Soti = Pferd; Trollfrau = Hel; Hunger-vermeidend = gierig; gieriges Roß der Hel = Fenrir | anonym | Olafs drapa Tryggvasonar |
Wolf | Roß der Gunnr | Gunn = Walküre = Hel; ihr Roß = Fenris | anonym | Runenstein von Rök |
Bär | Pferde-Jäger | Snorri Sturluson | Thulur |
Da Personennamen eher langlebig sind, spiegelt sich in ihnen oft die Kultur eines Volkes wider, die schon einige hundert Jahre zurückliegt.
Die mit dem Wort „Pferd“ gebildeten Krieger-Namen ergeben zusammen ein recht rundes Bild, das vermutlich noch aus der Völkerwanderungszeit (375-568 n.Chr.) und auch noch aus der Zeit davor stammt und daher die Mythen des ehemaligen Göttervaters Tyr widerspiegeln.
Namen | Bedeutung | |
Männer | Frauen | |
Ewaric, Harek, Jorekr | Pferde-König | |
Hakan, Hakon, Hakun, Hakvin | Pferde-König | |
Hafual | Pferd-Herrscher | |
Hedebert | Pferd-Licht | |
Hammund, Hamund | Pferd-Hand | |
Jogrimr | Pferde-Maskenhelm | |
Iofast | Pferde-Standfester = Reitender Krieger | |
Marvin | Schlachtroß-Freund | |
Iobiorn, Jobjörn | Pferde-Bär | |
Rossbjörn | Roß-Bär | |
Stodbjörn, Stodbjörn, Storbjörn, Stybbir | Pferdeherde-Bär | |
Haulfr, Halfr, Iorulfr, Jolfr | Pferde-Wolf | |
Homodr | Pferd-Wut/Mut | |
Iogeirr, Iolgeirr, Jogeir, Jolgeirr | Pferde-Speer | |
Hedevi, Hedevig | Pferd-Kampf | |
Iorhildr | Pferde-Kampf | |
Jomar | Pferde-Ruhm | |
Granmarr | Pferde-Ruhm | |
Havard | Pferd-Wächter |
Wenn man die Bedeutungen dieser Namen miteinander kombiniert, ergibt sich das folgende Bild:
Die reitenden, standhaften Krieger („Iofast“) werden von einem Reiter-König („Harek“) angeführt. Dieser Pferde-Herrscher („Hafual“) ist auch ein „Leuchten auf einem Roß“ („Hedebert“), d.h. er wird unter dem Schutz des Sonnengott-Göttervaters Tyr stehen, der den Beinamen „Gottes-Hand“ trug und hier „Pferde-Hand“ („Hammund“) genannt wird. Dieser Pferde-König („Ewaric“) trägt wie Tyr selber einen Maskenhelm („Jogrimr“).
Seine Krieger halten wie Freunde fest zusammen („Marvin“). Sie sind Berserker („Iobiorn“) und Ulfhedinn („Iorulfr“), also Bären- und Wolfs-Ekstasekrieger („Homodr“). Sie sind vor allem mit Speeren bewaffnet („Iolgeirr“).
Ihre Frauen haben eine Art von Walküren-Rolle und unterstützten sie wie die Walküre Aelrun ihren Geliebten, den Krieger Egil (magisch) im Kampf („Hedevig“).
Dadurch erlangen die Krieger großen Ruhm („Granmarr“).
Und selbstverständlich wachen sei auch über ihre Rosse („Havard“) …
Zwei weitere Namen zeigen, daß die Krieger und vor allem die Frauen nicht nur den Kampf, sondern auch den Frieden schätzten:
Namen | Bedeutung | ||
Männer | Frauen | ||
Jofred | Iofridr, Ioridr, Jofrid | Pferde-Frieden | |
Iogärdr, Jogärdh | Pferde-Schutzort |
Einige Männernamen bezieht sich offenbar auf die Pferde, die auf dem heiligen Stein geopfert wurden und deren Fleisch dann anschließend in einem Kessel gekocht und gemeinsam verspeist wurde.
Namen | Bedeutung | |
Männer | Frauen | |
Iosteinn, Jostein | Pferde-Stein | |
Iorkäll | Pferde-Kessel | |
Grankell | Pferd-Kessel | |
Hrosskätill, Rossketill | Pferde-Kessel | |
Stodkell | Pferdeherde-Kessel |
Die folgenden Namen sind vermutlich Kurzformen von zweiteiligen Pferde-Namen.
Namen | Bedeutung | |
Männer | Frauen | |
Faxi | Mähne | |
Gnäggir | Wiehernder | |
Grani | Pferd | |
Stydingr, Stödhing | Mann aus der Sippe der Pferdeherde | |
Stodi | Stute/Pferdeherde |
Schließlich gibt es noch zwei Personennamen, deren Bedeutung ungewiß ist („Horsäfni“) bzw. die aus Elementen bestehen (wie z.B. „unn“), die auch mit fast allen anderen Namensbestandteilen kombiniert worden sind und daher kaum aussagekräftig sind.
Namen | Bedeutung | |
Männer | Frauen | |
Horsäfni | Pferde-Material | |
Jorund, Jorunn, Jorun | Pferde-Woge |
Im Landnahme-Buch gibt es nur ein oder zwei Ortsnamen, die nach Pferden benannt worden sind. Da für die Wikinger, die Island ab 870 n.Chr. besiedelt haben, ihre Drachenschiffe wichtiger waren als ihre Pferde, haben sie auch nur selten einen Ort nach ihren Rossen benannt.
Der eine sichere Pferde-Ortsname bezieht sich nicht auf die alltägliche Nutzung der Pferde, sondern wahrscheinlich auf den Opferstein in einem Kultzentrum.
Joldusteinn | = Pferde-(Opfer-)Stein |
Surnadalr | = Braun-Tal oder Brauner-Tal |
Vor allem die vielen Namen für den Pferdepenis sowie der Pferdename „Goldener“ weisen auf eine kultische Bedeutung des Pferdes hin. Das Pferd ist offenbar auch ein Opfertier gewesen.
Es gibt viele Pferde, die namentlich bekannt sind, deren Besitzer ebenfalls überliefert sind und zu denen in den Mythen, Liedern und Sagas etwas Näheres berichtet wird. Diese Pferde sind Teil der Überlieferung zu einer Gottheit, einem Helden, einem König, einem Seekönig (Wikinger-Fürst) oder einem Krieger. manchmal ist auch nur der Name des Pferdes oder ein einzelnes Ereignis im Zusammenhang mit diesem Pferd bekannt.
Da die übernatürlichen Wesen im Wesentlichen „große, unsterbliche Menschen“ sind, können sie auch Pferde besitzen. Einige dieser Rosse haben sogar ihre eigene, umfangreiche Mythologie.
Es gibt einige Aufzählungen dieser Götter-Pferde. Die Übersetzung und die genauere Betrachtung der in diesen Listen genannten Pferde-Namen findet sich dann bei der anschließenden Betrachtung der einzelnen, individuellen Pferde.
Gladr und Gyllir, Gler und Skeidbrimir,
Silfrintopp und Sinir,
Gisl und Falhofnir, Gulltopp und Lettfeti:
Diese Rosse reiten die Asen.
Die (zwölf) Pferde der Asen haben diese Namen: Sleipnir, das beste, hat Odin; es hat acht Füße; das andere ist Glad; das dritte Gyllir, das vierte Gier, das fünfte Skeidbrimir, das sechste Silfrintopp, das siebente Sinir, das achte Gils, das neunte Falhofhir, das zehnte Gulltopp, das elfte Lettfeti. Baldurs Pferd ward mit ihm verbrannt. Thor geht zu Fuß zum Gericht.
Dagr ritt Drösull
und Dvalinn ritt Modnir
und Hjalmtherm den Hafeti;
Haki ritt Fakr;
der Töter des Beli
ritt Blodughofi
und Skävadr wurde
von dem Herrscher der Haddinge geritten.
Vestein ritt Valr
und Vifill ritt Stufr,
Meinthjofr ritt Mor
und Morginn saß auf Vakr,
Ali ritt Hrafn –
den, der über das Eis ritt;
aber ein anderer, südwärts,
unter Adils,
ein graues Pferd, wanderte
von einem Speer verwundet.
Björn ritt Blakkr
und Bjarr ritt Kertr,
Atli ritt Glaumr
und Adils saß auf Slöngvir,
Högni auf Hölkvi
und Harald auf Fölkvir,
Gunnar ritt Goti
und Sigurd Grani.
Ergänzung von Snorri Sturluson:
Arvakr und Alsvidr ziehen die Sonne, wie bereits zuvor geschrieben worden ist; Hrimfaxi oder Fjörsvartnir ziehen die Nacht; Skinfaxi und Gladr sind die Rosse des Tages.
Hrafn und Sleipnir,
die berühmten Rosse;
Valr und Lettfeti;
auch Tjaldari gab es.
Gulltop und Goti;
Ich hörte über Soti erzählen
und über Mor und Lungr und auch über Marr.
Vigg und Stufr
waren mit Skävadr zusammen.
Blakkr trug den Thegn gut.
Silfrtoppr und Sinir.
Ich hörte über Fadr erzählen.
Gullfaxi und Jor waren bei den Göttern.
Blodughofi hieß ein Roß,
von dem sie berichten,
daß es Stärke-überragenden Atridi trug.
Gisl und Falhofnir,
Glär und Skeidbrimir,
und es wurde auch Gyllir erwähnt.
Aus diesen Quellen ergibt sich die folgende Zuordnung der Pferde zu den Asen, die jedoch nicht vollständig ist, da es noch weitere Hinweise zu einzelnen Asen-Pferden gibt:
Roß und Asen-Reiter | |||
Roß | Bedeutung des Namens | Reiter | Textquelle |
Glad (Gladr) | Delling | Gylfis Vision, Grimnir-Lied, Skaldskaparmal | |
Skinfaxi | Leuchtende Mähne | ||
Drösull | Umherstreifender | Dag | Kalfsvisa |
Gullfaxi | Goldmähne | Hrungnir | Skaldskaparmal, Thorgrimr |
Gulltop | Heimdall | Gylfis Vision, Grimnir-Lied, Thorgrimr | |
Gyllir | Goldener | Ase | Gylfis Vision, Grimnir-Lied, |
Gler (Glär) | Leuchtender | Thorgrimr | |
Arvakr | Früh-Wach | Sonne(-nwagen) | Skaldskaparmal |
Alsvidr | All-Geschwind | ||
Hrimfaxi | Schwarz-Mähne | Nott (Nacht) | Skaldskaparmal |
Fjörsvartnir | Schwarz-Leben (?) | ||
Skeidbrimir | Schnell-Läufer | Ase | Gylfis Vision, Grimnir-Lied, Thorgrimr |
Silfrtoppr | |||
Sionir (Sinir) | |||
Gils | |||
Falhofir | Hell-Huf = Goldhuf? | ||
Lettfeti | |||
(keiner der anderen elf Asenpferd-Namen) | Baldur | Gylfis Vision | |
kein Pferd | Thor | Gylfis Vision | |
Sleipnir | Dahingleiter | Odin | Gylfis Vision, Thorgrimr u.a. |
Blodoghofi | Blut-Huf | Freyr | Kalfsvisa |
Atridi (König) | Thorgrimr | ||
Modnir | Temperamentvoller | Dvalinn (Zwerg) | Kalfsvisa |
Von Snorri werden an zwei Stellen die zwölf Asen von Asgard aufgezählt. Da es jedoch nicht beide Male dieselben zwölf Asen sind, wird dies eine sekundäre Gruppenbildung sein. Die ältesten Formen der Mythen enthalten die Darstellung einzelner Themen, eine neuere Schicht baut diese Einzelthemen und Einzelgötter zu Familien zusammen und die dritte Schicht ordnet das Ganz schließlich in Symmetrien wie z.B. Zwölfergruppen (in Analogie zum Tierkreis und zu den Aposteln).
In den von Snorri Sturluson angeführten Zwölfergruppen wird Odin beide Male nicht erwähnt, da er von Snorri wohl als über diesem Kreis stehend aufgefaßt wird – wie die Sonne in der Mitte des Tierkreises oder Christus in der Mitte der Apostel. Snorris (unvollständige) Zuordnung sieht wie folgt aus:
die 12 Asen | |||
Nr. | Gylfis Vision | Skaldskaparmal | Pferde |
.0. | (Odin) | (Odin) | Sleipnir |
.1. | Thor | Thor | kein Pferd |
.2. | Heimdall | Heimdall | Gulltop |
.3. | Tyr | Tyr (=Hrungnir) | Gullfaxi |
.4. | Freyr | Blodoghofi | |
Baldur | Name des Rosses nicht bekannt | ||
.5. | Niörd | Niörd | Gyllir, |
.6. | Bragi | Bragi | Gler, Skeidbrimir, |
.7. | Widar | Widar | Silfrtoppr, |
.8. | Ali/Wali | Wali | Sinir, Gils, |
.9. | Uller | Ullr | Falhofhir, |
.10. | Forseti | Forseti | Lettfeti |
.11. | Loki | Loki | (genaue Zuordnung unbekannt) |
.12. | Hödur | ||
Hönir |
Die Asen sind in den überlieferten Mythen in der Regel zu Fuß unterwegs, aber sie besitzen alle ein Roß. Diese Pferde werden daher aus einer älteren Schicht der germanischen Mythen stammen.
Die beiden Rosse vor dem Wagen der Sonne bilden die wichtigste Gruppe bei den mythologischen Pferden. Sie werden allgemein als Schimmel mit goldener Mähne, goldenem Schweif und goldenen Hufen beschrieben und werden oft auch einfach „Goldene“ genannt.
Diese beiden Rosse werden ausführlich in dem Band 12 über die „Alcis“ beschrieben. Sie sind schon bei den Indogermanen die beiden Rosse vor dem Streitwagen des Sonnengott-Göttervaters Dhyaus gewesen, dessen Name im Altnordischen „Tyr“ lautet. Diese beiden Schimmel wurden in den alten Mythen als Tyrs Söhne angesehen.
Sie haben nicht nur die Gestalt von zwei Jünglingen oder von zwei Schimmeln, sondern auch die von zwei Hirschen (eine Alternative zu den Pferden; „Alcis“ bedeutet „Elche, Hirsche“), zwei Wölfen (die Alcis als Wolfs-Krieger), zwei Raben, (Seelenvögel der Alcis), zwei Boten des Tyr-Godmund („Grime“ genannt) oder zwei Zwergen (Totengeister im Jenseits). Bei den Indogermanen erscheinen sie zudem auch als zwei Stiere, wovon sich bei den Germanen nur noch ein Rest in der Gefion-Mythe in der Form der vier Stier-Söhne des Tyr findet.
In der Zeit von 1800-500 v.Chr. sind in Südskandinavien von den Germanen viele Motive, die manchmal kleine Szenen bilden, in den Fels geritzt worden. Sie befanden sich damals alle kurz oberhalb des Meeresspiegels. Heute liegen sie alle ein gutes Stück weiter oben an der Küste, da sich Skandinavien in den letzten 3000 Jahren um einige Meter gehoben hat.
Die meisten dieser Ritzungen sind heute mit Farbe nachgezeichnet worden, damit sie besser erkennbar sind. Es ist natürlich denkbar, daß diese Ritzungen auch damals von den Germanen mit Farbe ausgemalt worden sind – ähnlich den ab ca. 100 n.Chr. benutzten Runen, die man zum „Aktivieren“ mit Blut färbte.
Auf diesen Ritzungen sind ein- und zweispännige sowie ein- und zweiachsige Wagen zu sehen. Es ist allerdings kein expliziter Sonnen-Wagen dargestellt worden. Es gibt jedoch das Bild eines Pferdes, dessen Kopf als Kreis, d.h. vermutlich als Sonne dargestellt worden ist.
Der um 1400 v.Chr. hergestellte Sonnenwagen ist 60cm lang. Die Sonnenscheibe hat einen Durchmesser von 25cm und ist einseitig vergoldet.
Die vier Räder unter dem Pferd zeigen, daß es derartige Statuen in beachtlicher Größe in Tempeln o.ä. gegeben haben muß, die bei Prozessionen mitgezogen wurden. Wenn der tatsächliche mythologische Sonnenwagen dargestellt worden wäre, hätte man einfach ein Pferd, daß einen Sonnenwagen zieht, angefertigt. Diese „Pferde-Räder“ lassen vermuten, daß das Motiv des von Pferden gezogenen Sonnenwagens um 1400 v.Chr. schon sehr alt gewesen sein muß, da man davon ausgehen kann, daß in der Anfangszeit eines Motivs oder eines Brauches naturalistische Darstellungen, in diesem Fall also einen Sonnenwagen mit „Räder-losem“ Pferd benutzt werden.
In der Grabkammer in dem Hügelgrab eines Fürsten, der um ca. 1000 v.Chr. in Südschweden bestattet worden ist, finden sich mit Szenen gravierte Steinplatten als Grabkammer-Wände.
Eine dieser Platten zeigt u.a. einen zweispännigen Streitwagenfahrer. Auf zwei weiteren Steinplatten finden sich zwei Sonnen-Symbole und daneben zwei Pferde-Paare.
Da sich diese Steinplatten in einer Grabkammer befinden, werden sie das darstellen, was sich der Tote in ihr erhofft hat.
Die Priester kann man an ihren langen Gewändern erkennen. Ihre Acht-Zahl wiest auf die Vollkommenheit hin, die generell die Symbolik der „8“ ist (siehe „Zahl 8“ in Band 47). Der Mann vor ihnen scheint sich zu freuen, was wohl bedeutet, daß die Priester mit ihrer Tätigkeit erfolgreich gewesen sind – vermutlich haben sie den Toten als Schamanen-Priester ins Jenseits begleitet.
Unter dem Streitwagenfahrer stehen zwei Wölfe – wobei die Art der Tiere nicht ganz sicher ist. Wenn sie tatsächlich Wölfe sein sollten, waren sie wohl die beiden Alcis als Krieger. Dann wäre der Streitwagenfahrer ihr Vater Tyr, der damalige Sonnengott-Göttervater. Tyr wäre dann wohl das Ziel des Toten im Jenseits (später trat Odin in Walhalla an diese Stelle); Tyr wäre auch das Vorbild für die erfolgreiche Jenseitsreise – er kehrt jeden Morgen als wiedergeborene Sonne zurück.
Auch der Fisch könnte Tyr in der Wasserunterwelt repräsentieren – als Göttervater müßte er natürlich der größte Fisch, also der Wal sein. Diese Wal-Symbolik findet sich noch 2200 Jahre später in den Wikinger-Sagas.
Oben links sind vier Krieger mit Schwertern an ihren Gürteln zu sehen – die Bestattungs-Gemeinschaft?
Der kleine Hund links in der Mitte ist evtl. ein Führer für die Seele des Toten auf ihrem Weg in das Jenseits.
Die Bilder auf den beiden anderen Steinen (linkes Bild) lassen eine Assoziation von Sonne, Pferdepaar und Wasserunterwelt vermuten, was gut zu der Deutung des „Streitwagen-Steines“ passen würde:
|
|
|
|
|
|
Von den Naharvaliern ist ein Hain bekannt, der der Verehrung dient und besonders alt ist.
Ihm steht ein Priester vor, er wie eine Frau gekleidet ist. Den Erklärungen der Römer zufolge sind es Kastor und Pollux, die hier verehrt werden. Diese Gottheiten werden Alcis genannt. Dort gibt es jedoch keine Götterbilder und keinen hinzugefügten Aberglauben. Ihre Verehrung bezieht sich auf junge Männer und Brüder.
Die beiden Alcis, deren Name „Elch, Hirsch“ bedeutet, sind die beiden von den meisten Indogermanen gut bekannten Pferdezwillinge, die den Streitwagen des Göttervaters ziehen. Sie werden meist als seine Söhne angesehen. Aus ihnen ist in der Zeit der Edda Odins Doppelpferd Sleipnir geworden, da Odin, der Nachfolger des früheren Göttervaters Tyr, das Reiten dem Fahren auf einem zweispännigen Streitwagen vorgezogen hat.
Dieses Volk (Germanen) hat den besonderen Brauch, daß sie Weissagungen und göttliche Warnungen auch durch Pferde erlangen. Diese werden von der Gemeinschaft in denselben heiligen Hainen gehalten und ernährt – alle sind milchweiß und verrichten keinerlei irdische Arbeit.
Sie werden vor den heiligen Streitwagen gespannt und von dem Priester und dem König oder dem Führer der Gemeinschaft begleitet, die beide sorgfältig auf seine Bewegungen und sein Wiehern achten.
Diese Schimmel werden den beiden Alcis vor dem Sonnen-Streitwagen ihres Vaters Tyr sein, die als die Rosse des Göttervaters auch dessen Willen vermitteln konnten. Man kann zumindestens vermuten, daß auch Odins Sleipnir ein Schimmel gewesen ist. Für diese Pferde wird es zumindestens auch eine umzäunte Weide o.ä. gegeben haben.
In der Siedlung rings um die Reste eines Germanen-Tempels in Uppakra an der Südspitze von Schweden wurde ein Schlüssel gefunden, dessen Griff aus zwei stilisierten Pferden besteht. Die Wahrscheinlichkeit ist sehr groß, daß es sich bei ihnen um die beiden Alcis handelt.
Dieser Schlüssel wurde zwischen 0 n.Chr. und 400 n.Chr. hergestellt.
Auf einem Schild aus Norwegen ist in der Mitte ein Ring aus fünf konzentrischen Kreisen zu sehen, in dem sich ein Kreuz aus zweimal drei Linien befindet. Auf beiden Seiten des Kreuz-Kreises befindet sich ein stark stilisiertes „Doppelpferd“. Diese Pferde werden wohl die Pferde vor dem Wagen der Sonne sein, sodaß dieses Kreis-Kreuz recht sicher ein Sonnensymbol ist und vermutlich auch den Ring Draupnir darstellt. Die beiden Pferdepaare könnten die Pferdezwillinge (Alcis, Dioskuren, Sleipnir) im Diesseits und im Jenseits darstellen – dann wäre die Sonne ihr Vater Tyr.
Einige der bereits besprochenen altnordischen Pferdenamen könnten mit den Sonnenwagen-Rossen und somit auch mit den Alcis in Verbindung stehen.
Der Pferdename „Brokkr“ („Läufer, Traber“) ist besonders auffällig, da dies auch der Name eines der beiden Alcis-Zwerg Brokk und Sindri ist, die im Jenseits den Göttermet herstellen.
„Hviting“ bedeutet zunächst einmal schlicht „Weißer“, also „Schimmel“. Da jedoch beiden Indogermanen die beiden Rosse vor dem Sonnenwagen stets weiß sind, und zudem die beiden Ritual-Trinkhörner der beiden Tyr-Boten (siehe „die beiden Grime“ in Band 5) ebenfalls „Hviting“ genannt werden, sind wohl auch die beiden Pferde-Söhne des Tyr einst „Hviting“ genannt worden.
Der Pferdename „Gyllir“ („Goldener“) läßt sofort an die goldene Sonne denken, die von weiß-goldenen Rossen gezogen wird.
Schließlich fällt noch die Umschreibung „jörmuni“ für „Stier, Pferd“ bzw. die Kurzform „jör“ für „Pferd“ auf, da sich die beiden Adjektive „jörmun“ und „fimbul“ sich nur in den Namen der Dinge und Wesen aus den alten Tyr-Mythen des mythologischen Weltbildes vor der Völkerwanderungszeit (375-568 n.Chr.) finden.
Das Adjektiv „jörmun“ bedeutet stets „groß, mächtig, gewaltig“. Es hat den Anschein, als ob die Elemente der Mythen zur Unterscheidung von den Dingen des Alltags alle als „groß“ bezeichnet worden – die Mythen waren das Urbild und die Quelle der Dinge im Alltag. „Irmin“ war auch ein Gott, der bereits von Tacitus um 100 n.Chr. unter dem Namen „Hermin“ als einer der drei Söhne des Urgottes Mannus nennt. Irmin ist mit dem Adler, der Irminsäule, dem Kampf und der Sonne assoziiert worden und er wurde von den Christen dem Mars gleichgesetzt – Hermin/Irmin ist also deutlich als der Göttervater Tyr erkennbar.
„Fimbul“ ist ein altnordisches Adjektiv, das z.T. einfach als Superlativ benutzt wurde und dann die unscharfe Bedeutung „groß“ hat. Das germanische Substantiv „femfila, fembula“ bedeutet „Riese“. Dem liegt das indogermanische Wort „bamb“ für „anschwellen, sich öffnen, Knospe, Knolle“ zugrunde. Ein „fimbul“ ist also etwas, das groß geworden ist. Im Altnordischen hatte das Adjektiv/Substantiv „fimbul“ möglicherweise auch den Beiklang von „Magie, zauberkundig“.
Die mit „fimbul“ und „jörmun, hermin, ermin, irm“ gebildeten Begriffe und Personennamen ergeben eine recht vollständige Darstellung der Elemente der ehemaligen Tyr-Mythen:
„jörmun“ und „fimbul“ | |||
Jörmun-… | Fimbul-… | Bedeutung | Deutung |
Jormungrund | mächtige Erde | Erde, Erdgöttin | |
Erman-berth | Mächtiges Licht | Sonne | |
Ermene-gild | Mächtiger Goldener | Sonne | |
Irminsul | Mächtige Säule | Weltenbaum | |
Jormungandr | Mächtiger Stab | Migard-Schlange | |
Irmin-gard | Mächtige Beschützerin | Muttergöttin | |
Fimbul-Tyr | mächtiger Tyr | mächtiger Tyr | |
Jormunrek | Mächtiger König | Göttervater Tyr | |
Jormun | Mächtiger | Göttervater Tyr | |
Fimbul-thulr | mächtiger Weiser | weiser Tyr | |
Fimbul-ljod | Großes Lied, Zauberlied |
Tyr als Hohepriester/Zauberer (?) | |
Irmin-fried | Mächtiger Freund | Göttervater Tyr | |
Irmin-mar | Mächtiger Berühmter | Göttervater Tyr | |
Erme-gundis | Mächtiger Kämpfer | Göttervater Tyr | |
Erm-ulf | Mächtiger Wolf | Fenrir = Tyr | |
Ermen-eldes | Mächtiger Alter | Göttervater Tyr | |
Ermun-duri | Mächtiger Mutiger | Göttervater Tyr | |
Erm-vipia | Mächtige Waffe | Tyrs Schwert | |
Jörmuni | Großer = Stier, Pferd | Tyr, Tyrs Opfertier | |
Fimbul-vetr | Großer Winter | Tyr in der Unterwelt | |
fimbul-fambi | großer Narr | wohl ein neueres Substantiv |
„Jörmun“ scheint einfach die Bedeutung „groß“ gehabt zu haben, während „fimbul“ sich stärker auf den zyklischen Tod des Tyr zum Winterbeginn, den Kult und die Magie bezieht. „Jörmun“ ist somit eher statisch und „fimbul“ eher dynamisch.
Aus der Liste der Substantiv-Kombinationen mit „jörmun“ und „fimbul“ ergibt sich folgendes rekonstruiertes Weltbild für die Zeit vor 500 n.Chr.:
In der Mitte der „Großen Erde“ (Jörmungrund) steht die „Große Säule“ (Irminsul), die die Menschen mit den Göttern verbindet.
Rings um die „Große Erde“ liegt im Weltmeer (evtl.: Irmin-Gymir) wie ein Gürtel die Riesenschlange „Großer Stab“ (Jörmungandr).
Der „Große Tyr“ (Fimbul-Tyr) ist der „ Große König“ (Jörmunrek) der Götter und Menschen – er ist der „Große“ (Jörmun). Er wird als Sonne „ Großes Licht“ (Ermanberth) und „ Großer Goldener“ (Ermene-gild) genannt. Die Verbindung des Tyr zu der Sonne ist dadurch entstanden, daß Tyr in jedem „Großen Winter“ (Fimbul-vetr) wie die Sonne „stirbt“.
Um dem Tyr seine Wiederzeugung zusammen mit der Göttin, die den Namen „Große Beschützerin“ (Irmin-gard) trägt, zu ermöglichen, wird ihm ein „Stier“ oder ein „Hengst“ (Jörmuni) geopfert, dessen Zeugungskraft magisch auf ihn übertragen wird. „Jörmuni“ könnte jedoch auch seine beiden Pferde-Söhne („Alcis“) bezeichnet haben.
Durch seine Kenntnis des Diesseits und des Jenseits ist Tyr der „Große Weise“ (Fimbul-thulr) geworden, der alle „Großen Zauberlieder“ (Fimbul-ljod) kennt und daher auch der oberste Kult-Herr ist. Er ist der „ Große Alte“ (Ermen-eldes), dem man vertrauen kann.
Tyr ist für die Menschen ein „ Großer Freund“ (Irmin-fried).
Tyr besitzt in seinem Schwert eine „ Große Waffe“ (Erm-vipa) und er ist der „Große Kämpfer“ (Erme-gundis) und der „Große Berühmte“ (Irmin-mar). Er ist als Gott der Wolfs-Krieger („Ulfhedinn“) selber der „Große Wolf“ (Erm-ulf = Fenrir) und der „Große Mutige“ (Ermun-duri).
„Jörmunrek“ könnte ursprünglich ein Titel oder Beiname des ehemaligen Göttervaters Tyr gewesen sein, den sich der König Jörmunrek der Goten dann schließlich auch selber verliehen hat.
Die beiden Rosse vor dem Streitwagen der Sonne werden als Schimmel mit goldener Mähne, goldenem Schweif, goldenen Hufen und vermutlich auch goldenen Zähnen beschrieben. Sie sind mit den beiden Alcis-Pferdesöhnen des ehemaligen Sonnengott-Göttervaters Tyr identisch.
Diese Rosse heißen „Brokkr“ („Traber“), „Hviting“ („Weißer“), „Gyllir“ („Goldener“), „Jörmun“ („Pferd“, „Mächtiger“, „Großer“).
Das Runenkästchen von Auzon wurde um ca. 700 n.Chr. in Northhumbria in Mittelengland aus den Kieferknochen eines Wales hergestellt. Es wurde nach seinem Fundort Auzon in Südfrankreich benannt.
Der Germane, der dieses Runenkästchen hergestellt hat, lebte somit zu derselben Zeit wie der Skalde, der das Beowulf-Epos niedergeschrieben hat – ob sie sich kannten, weiß man nicht, aber sie werden in etwa dasselbe Weltbild gehabt haben.
Das Kästchen ist 22,8cm breit, 18,5cm lang und 10,5cm hoch. Sein Volumen innen beträgt somit ca. 3.600cm3, d.h. ca. 3,5 Liter. Es paßte nicht viel in dieses Schatzkästchen, aber für einen kleinen Vorrat an Goldmünzen und einige goldene Armreifen reichte es.
In der Mitte einer der Bildplatten finden sich zwei Pferde zusammen mit zwei Wölfen und zwei Raben in einem Tempel.
Auf diesem Bild ist der spätere römische Feldherr Titus bei der Eroberung von Jerusalem zu sehen – in der Mitte das symbolisch dargestellte Jerusalem, rechts die jüdische Bevölkerung und links die Römer.
Links oben töten Titus (abweichende Rüstung) und vier weitere Römer einen Juden (rechts).
Rechts oben sind Juden auf der Flucht abgebildet.
Links unten hält Titus (auf den Thron) Gericht.
Rechts unten sind die Geiseln, die die Römer gefangengenommen haben, abgebildet.
Der Bogen in der Mitte könnte das ganze Jerusalem, aber evtl. auch nur den jüdischen Tempel darstellen. Die sechs Tiere in ihm sind durch ein germanischkeltisches Knotenornament miteinander verbunden. Unten sind zwei Pferde zu sehen, in der Mitte zwei leicht stilisierte Wölfe und oben zwei Raben. Dies läßt vermuten, daß es sich hier um Odins achtbeiniges „Doppelroß“ Sleipnir, um seine beiden Wölfe Geri und Freki sowie um seine beiden Raben Hugin und Munin handelt.
Diese drei Tier-Paare sind die beiden Alcis-Söhne des Tyr, die als seine beiden Rosse, als seine beiden Krieger (Wölfe) oder als deren Seelenvögel (Raben) erscheinen. Vermutlich ist jedoch noch nicht Odin, sondern noch immer Tyr gemeint, da die beiden einzelnen Rosse des Tyr in den Mythen des Odin zu dessen achtbeinigem Doppel-Pferd Sleipnir geworden sind.
Somit sind diese beiden Pferde auf dem Runenkästchen von Auzon recht sicher die beiden Alcis-Söhne des Tyr.
Vermutlich hat der Runenmeister hier eine Verbindung von dem Tempel von Jerusalem zu dem damaligen germanischen Göttervater Tyr herstellen wollen.
Die Runen und rings um dieses Bild lauten übersetzt:
her fegtath
titus end giutheasu
hic fugiant hierusalim afitatores dom – gisl
Hier kämpfen
Titus und die Juden;
Hier fliehen Jerusalems Einwohner Urteil – Geisel.
Diese beiden letzten Worten („dom“ und „gisl“) stehen einzeln links unten bzw. rechts unten und sind ein Kommentar zu der Tätigkeit des Titus, der links unten in der Mitte auf einem Thron abgebildet ist: Er ist der Richter von Jerusalem und er benutzt die Männer rechts unten als Geiseln, um den Gehorsam der jüdischen Bevölkerung zu erzwingen.
„Domgisl“ ist auch ein Männername gewesen. Es ist daher denkbar, daß diese beiden Worte nicht nur ein Kommentar zu diesem Bild, sondern auch die „Unterschrift“ des Runenmeisters sind, der dieses Kästchen entworfen bzw. geschnitzt hat.
Auf den fünf Wandteppichen von Överhogdal, die um ca. 1100 n.Chr. angefertigt worden sind, finden sich zwei Darstellungen von achtbeinigen Pferden mit zwei Reitern, die sich in einer Jenseitsszenerie befinden, in der auch eine Fülle von Sonnensymbolen zu sehen ist.
Diese beiden Reiter werden die beiden Alcis sein. Die beiden Pferde-Söhne des Tyr sind hier sozusagen doppelt dargestellt worden: als achtbeiniges Doppel-Pferd und als zwei Reiter.
Auch ein auffälliges Pferdepaar wird wohl die beiden Alcis als Pferde-Zwillinge sein.
Die beiden Alcis-Pferdesöhne lassen sich nicht von den beiden Sonnenrossen unterscheiden, da sie identisch miteinander sind – man kann also in der Regel nicht erkennen, ob sie als Tyr-Söhne (altes Weltbild vor 500 n.Chr.) oder als Sonnenrosse (neues Weltbild nach 500 n.Chr.) dargestellt worden sind oder als beides.
Schon am Anfang der Zeit lenkt die Sonne den Wagen, der von den Himmelsrossen gezogen wird:
Die Sonne von Süden, des Mondes Gesellin,
Hielt mit der rechten Hand die Himmelsrosse.
Die Sonne wußte nicht wo sie Sitz hätte,
Der Mond wußte nicht was er Macht hätte,
Die Sterne wußten nicht wo sie Stätte hatten.
In dieser Saga reitet der König Godmund und seine beiden Begleiter über einen Fluß, der von ihren Pferden überquert werden kann.
„Es gibt einen großen Fluß, der unsere beiden Länder voneinander trennt. Er ist als Hemra bekannt und er ist so tief und reißend, daß die einzigen Rosse, die ihn überqueren können, die drei sind, auf denen wir reiten. Die übrigen Männer müssen bis zur Quelle dieses Flusses reiten, aber wir werden sie heute Abend wiedertreffen.“
Da „Godmund“ ein Beiname des Tyr gewesen ist und diese Saga voll von Motiven aus den alten Tyr-Mythen ist, sind Tyr-Godmunds Begleiter offenbar die beiden Alcis und der Fluß der Jenseitsfluß, den nur die Alcis überqueren können – zumal dieser Fluß in der Saga Menschen-Heim (Diesseits) und Riesen-Heim (Jenseits) voneinander trennt. „Hemra“ bedeutet „Hemmender, Zügelnder“, also „Hindernis“.