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© 2019 Sascha Rauschenberger
Lektorat: Dr. rer. nat. Nadine Höcker
Cover: Sven Kuballe (www.kubalounge.com)
Satz, Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7494-7258-1
Widmung
Für all die, die zum Erhalt von Recht und Ordnung zu Schaden kamen,
und deren Opfer
von denen täglich besudelt wird,
die dabei von Freiheit faseln.

Römisches Imperium, im Orbit von Rome, an Bord IRS Olympia, 17.06.2482 09:30 LPT
Die IRS Olympia1, wie der berühmte Patrouillenkreuzer nun hieß, war komplett umgebaut worden. Dass er in diesem Maße umgebaut worden war, war auch seinem Ruhm geschuldet. Er war einmalig in der Geschichte. Wenn auch er seinen Ruhm mit der Aurora teilen musste, deren Geschützsalven auf den Winterpalast im Jahre 1917 die Revolution in Sankt Petersburg für sich entschieden hatte.
Dennoch war die Princess Olympia’s Revenge, wie sie im Herzen der Römer immer noch hieß, ein Schiff, das allein auf sich gestellt Schlachten entschieden und mehr als ein System erobert hatte.
Der alte ausgemusterte und dann umgebaute Tender der Mercury-Klasse war nicht mehr wiederzuerkennen. Schon nach seinem ersten Umbau war er nicht mehr ein wirklich schönes Schiff gewesen – im ästhetischen Sinn. Und jetzt, nachdem man „nachgebessert“ hatte, war das Produkt alles andere als schön. Es erinnerte an die ersten Kolonialschiffe, die Terra verlassen hatten und an denen man alles angeflanscht hatte, was ging.
Dennoch war es ein Schiff, das nun um einiges besser war, als der ursprüngliche Entwurf. Und – bei aller Hässlichkeit – es war ein Entwurf, der zur Basis der neuen Patrouillenkreuzerklasse geworden war. Auch wenn man bei diesen Entwürfen und Design auch etwas mehr auf andere Aspekte Wert gelegt hatte.
Die Olympia war nun um knapp 200.000 Tonnen größer geworden, weil man in der Mitte 150 Meter dazu gepackt hatte. Das hatte mehr Stauraum und damit auch mehr bordeigene Ressourcen für Langzeitmissionen gebracht.
Am Heck hatte man oben zwei weitere Kilo-Triebwerke draufgepackt. Anders ließ sich das Vorgehen der Werftingenieure kaum beschreiben. Das hatte die Punktverteidigung nach hinten komplett unmöglich gemacht, so dass man einfach vier weitere QuadLaser-Geschütze zusätzlich ans Heck gepackt hatte und dort auch noch einen weiteren 10fach-Javelin-AMM-Silo eingebaut hatte.
Die Drohnenbucht war von zwölf auf zwanzig Drohnen gesteigert worden. Zusätzlich waren acht weitere Drohnen teilzerlegt im Stauraum untergekommen.
Die AM-Speichertanks waren um fast zweihundert Prozent vergrößert worden, was die Reichweite des Schiffes um fast hundertfünfzig Prozent gesteigert hatte.
Auch war die Höchstgeschwindigkeit des Schiffes auf 0.45c gesteigert worden und die Beschleunigung war nun fast so hoch wie bei einem Zerstörer der Kilo-Klasse.
Die Olympia verfügte nun über eine Salvenkapazität von 300 mittleren LSR und sechzig leichten Torpedos – zusätzlich zur Hauptbewaffnung und die mittleren Torpedorohre wurden auf vier verdoppelt. Auch war ein weiteres Vierfach-Rohr für leichte Torpedowerfer hinzugefügt worden.
Alles dem Umstand geschuldet, dass im Outback Torpedo-Ziellösungen gute Erfolge gezeigt hatten. Vor allem auch wegen ihrer Fähigkeit zum Minenmodus, der zur selektiven Bewachung von Jump Points ideal war.
Neben weiteren zusätzlichen acht mittleren Zwillingslasern, die ebenfalls den Heckbereich schützten, war das Schiff aber nur noch etwas besser gepanzert worden, so dass der im Shuttle anfliegende Kommandant es immer noch als „sein“ Schiff erkennen konnte.
Er saß neben dem Piloten und Kommandanten des Shuttles Minerva, Sub-Centurio Charles Masen, der alle Barkassen und Shuttles der Olympia befehligte, und lächelte. Für ihn war es wie ein „nach-Hause-kommen“ und so fühlte er sich auch.
„Schön ist sie nun wirklich nicht mehr, mit dem dicken Arsch, aber sie ist immer noch das alte Mädchen, Tribun“, sagte der Offizier und grinste breit.
„Und immer noch so frech?“
„Und wie. Und sie hat weiter fleißig gestöbert und wird dem Original wohl immer ähnlicher.“
„Flieg ein paar Runden um sie herum, Charly“, sagte der Tribun und sein Blick verzehrte den Kreuzer geradezu.
„Was machen unsere Beiboote, Charly“, fragte der Kommandant der Olympia, doch sein Auge ruhte auf dem Rumpf des Kreuzers und dem Zubringerverkehr um ihn herum.
„Tipp-Top, Tribun. Aber das solltest du wissen. Meinen Bericht hast du zumindest bestätigt.“
„Charly. Nerv nicht. Flieg lieber mal ein paar Spiralen um das Schiff, damit ich alles sehe.“
„In Spiralen kenne ich mich aus“, sagte der Pilot lachend.
„Eher nicht. Als ich letztes Mal mit dir eine gemacht habe, sind wir abgestürzt.“
„Das gilt nicht. Auf Naukratis fehlten große Teile des Shuttles, Tribun.“ Er klang zumindest beleidigt. „Und außerdem kann es gar nicht so schlimm gewesen sein. Du lebst ja noch…“ Er lachte nun lauthals.
„Ja, weil wir im Wasser gelandet – pardon – aufgeschlagen sind.“ Leonidas blickte zur Seite und grinste den Piloten an.
„Aber nur, weil so ein völlig bekloppter Optio die Idee dazu hatte.“ Mason blickte Leonidas an und grinste frech.
„Mag ja sein, aber der Pilot hat Bruch gemacht.“
„Immer liegt es am Piloten, nie an denen, die dämliche Ideen haben“, nuschelte er laut genug, dass es Tribun Leonidas Alexander Falkenberg, der erst einundzwanzigjährige Kommandant der Olympia, mitbekommen musste.
„Versuch das Ding hier zu landen ohne Bruch zu machen und wir sehen weiter… Quax.“
„Das war jetzt echt gemein, mein hochverehrter Kommandant und Tribun.“
Leonidas lachte nur. „Lande das Ding einfach auf den Kufen und ich bin zufrieden.“
Mason drehte zwei Schrauben, bevor er in den Hangar flog und berührte kurz nach der letzten mit den Kufen sanft das Flugdeck. Fast wie eine niedergehende Feder.
„Der Falke ist gelandet, Tribun. Möge Rom ruhmreiche Zeiten erleben.“
Leonidas blickte ihn etwas mulmig an. Seinem Magen war das nicht gut bekommen. „Mach das noch mal und ich werde…“
„Ja, ja, ja, Tribun. Dann werde ich von dem Prisengeld der letzten Tour ein Schloss kaufen und bis zum Ende meines Lebens in Luxus schwelgen.“ Mason grinste.
„Nachdem du von der Hades-Tour zurück bist, du Hilfsjockey.“
Mason grinste nicht mehr.
Leonidas schüttelte den Kopf. „Charly, sei froh, dass du an jemanden geraten bist, der offensichtlich genauso bekloppt ist wie du. Aber übertreib es nicht noch mal. Klar?“
Mason grinste wieder. „Klar, Tribun.“
„Und ich regel das mit dem Hangarboss…“
„Danke Tribun“, sagte Mason reumütig.
Leonidas war fast zwei Stunden zu früh dran gewesen und daher war der neue XO noch auf der Werft zu diversen Terminen. Er war er allein zu seiner Unterkunft gegangen und hatte sein Quartier bezogen, das durch den Stewart schon mit seinen Habseligkeiten ausgerüstet worden war. Samt Halterung für sein Schwert, das er von Kendall hatte, und das er nun ständig zu tragen hatte. Manchmal hatte Julius Maximilianus, der Imperator von Rom, schon komische Einfälle, zumal ein Katana zur Dienstuniform wesentlich unpraktischer war als ein Gladius.
Auf seinem Schreibtisch stand eine Vase mit den Lieblingsblumen von Olympia und Leonidas stutze. Zeit sich dem Unvermeidlichen zu stellen. „Hallo Olympia.“
„Schön, dass du weißt, wie ich heiße.“ Es klang fast so schmollend wie Olympia immer in geklungen hatte. Es war wie ein Stich in sein Herz.
„Ja. – Ich hab dich auch vermisst.“
Der SchiffsComp hatte gelernt. „Tut mir leid. Ich wollte keine düsteren Erinnerungen wecken.“
„Schon gut. Aber du klingst wirklich langsam wie sie. Ich meine Olympia…“
„Das will ich doch hoffen. Ich versuche wirklich so zu sein wie sie war.“
Leonidas kannte das Bestreben der KI und sagte nichts dazu. Was hätte er auch sagen sollen? Auf eine fast perverse Art freute er sich sogar, ihre Stimme wiederzuerkennen. Und ihre Art zu reden, die Olympia nun immer besser beherrschte.
„Ja. Aber übertreibe es nicht.“ Er zögerte. „Es ist immer noch schwer genug, weißt du?“
„Tut mir leid, Leo.“ Es klang so zerknirscht wie Olympia.
„Wie geht es dir?“
„Gut, Leo. Meine Systeme sind zu 99,05% einsatzbereit und Tribun Flowers ist gerade auf der Werft und regelt die ausstehenden Arbeiten.“ Dann folgte eine kurze Pause, wo Olympia auf dem Holoscreen des Schreibtisches verschiedene Statusreports aufrief und Leonidas zeigte. „Und selbst?“
Leonidas hatte sich in die Diagramme vertieft gehabt und zuckte hoch. „Was?“
„Dein Befinden, Tribun? – Alles klar?“
Die Frage klang wieder wie eine beschwingt-dynamische Olympia und Leonidas musste schlucken. „Gut. Danke.“
„Ich bin ihr wirklich schon recht nah, oder? – Ich wollte dich wirklich nicht verletzen. Aber ich wünsche mir so zu sein wie sie war…“
„Olympia. Dagegen ist wirklich nichts einzuwenden. Nur ist es schwer. Für mich. Zumal du recht gut bis. Wirklich gut. Es ist manchmal so, als wenn sie wieder da ist. Und dennoch ist sie tot. Das ist… schwer. Für Menschen zumindest.“
„Soll ich die Stimmmodulation ändern, Tribun?“ Es klang förmlich.
„Nein.“ Leonidas überlegte. „Nein. Sie würde sich freuen…“
„OK.“
Auch das klang wieder verdächtig nach Olympia. „Gib mir einen Statusbericht und informiere Tribun Flowers, dass ich sie hier sehen will, sobald sie von der Werft zurück ist. Informiere sie auch gleich über den Inhalt deines Statusreports und dann berufe eine Sitzung der Abteilungschefs ein, sobald ich mit Tribun Flowers fertig bin.“ Er nestelte an seinem Katana von Kendall herum, dass beim Sitzen störte und nahm es ab. Leonidas schaute sich um, sah die Halterung an der Wand hinter sich und legte es dort ab.
„Ist die Besatzung vollzählig?“
„Bis auf 76 Mann ist alles an Bord. Dazu noch die Ausbilder für die Legionäre“
Leonidas wusste davon. Um die Einsatzreichweite und auch –dauer zu erhöhen waren neben den vergrößerten AM-Speicher auch Änderungen an der Besatzung vorgenommen worden. Marines an Bord wurden in Stasis transportiert, bis man sie brauchte. Patrouillenkreuzer hatten ein centurienstarkes Kontingent an Bord und das schuf Probleme. Daher waren Leute beim Personalamt an das Ausrüstungs- und das Ausbildungsamt der Flotte herangetreten und die Möglichkeiten sondiert, Legionäre als Richtschützen und Waffenwarte für Laserbatterien und auch als Schiffssicherungstrupps auszubilden. Damit sollten dann bis zu hundert Mann Besatzung eingespart werden, die dann in der rasant wachsenden SCS-Flotte andere Verwendungen wahrnehmen konnten.
Das lag auf der Hand. Zumindest bei den Richtschützen und Waffenwarten der Energiebatterien. Hier waren die Systeme prinzipiell gleich aufgebaut und letztlich nur in ihrer Dimension unterschiedlich. Und Laser waren für jeden Marine letztlich Alltagswerkzeuge. Im Gefecht wurden die Geschütze sowieso per SchiffsComp ausgerichtet und abgeschossen und die Besatzung war nur da, falls es zu zentralen Steuerausfällen kam. Eigentlich schon fast nur noch aus traditionellen Gründen.
Bei den Schiffssicherungstrupps sah das aber anders aus. Hier war eine zusätzliche und intensive Ausbildung nötig. Und die lief nicht ohne geschulte Ausbilder ab. Dennoch war anzumerken, dass dieses Experiment zur Reduzierung von Besatzungsgrößen zuerst bei den Ptrouillenkreuzern ausprobiert worden war. Und das machte Leonidas letztlich Sorgen. Es wurde nämlich an Schiffen getestet, die am weitesten von Basen entfernten waren wie nur sonst ein Schiff der Flotte.
„Gut. Auch wenn es mir um die Leute leid tut. Das waren gute Männer.“
„Die Leute haben auch die ein oder andere Träne vergossen, Tribun“, kam die spontane Antwort des SchiffsComps.
„Was?“
„Wir waren der erfolgreichste Prisenkreuzer der römischen Geschichte. Jeder der Besatzung hat mit seinem Prisengeld ein Vermögen gemacht.“
„Prisengeld?“ Leonidas stutzte und erinnerte sich an eine Vollmacht, die der Verwalter der Domäne Falkenberg gebraucht hatte, als er sich durch die Tiefen und Niederungen taktischer Übungen für Fortgeschrittene in Simulatoren der Flottenakademie gekämpft hatte. Zumindest war da das Wort „Prisengelder“ aufgetaucht.
„Ähm. Sind die denn schon ausgezahlt worden?“
„Tribun.“ Es klang vorwurfsvoll. „Die gesamte Besatzung hat anteilmäßig Prisengeld für alle erbeuteten und gekaperten feindlichen Schiffe, Anlagen und Vorräte bekommen, die das imperiale Versorgungsamt genommen hat. Darüber hinaus wurden drei Trader-Frachter versteigert. Ein Viertel des Wertes ging als Prisengeld in gleichen Anteilen an die Besatzung. Weitere fünf Prozent als Erfolgsprämie an die Offiziere und dienstälteren Unteroffiziere. Und weitere drei Prozent an dich.“
„An mich?“
„Ja. An den Kapitän.“ Es folgte eine kurze Pause, in der Leonidas versuchte zu ergründen über was für Beträge man hier sprach. „Eigentlich standen dir nur zweieinhalb Prozent zu und dem kommandierenden Legaten des Abschnittes und/oder dem nächsten Befehlshaber ein halber Prozent. In unserem Fall gab es die aber nicht und daher hast du diesen halben Prozent auch noch bekommen.“
„Ach so…“
„Das hast du nicht gewusst?“
„Doch. Schon… Ich hatte der Domänenverwaltung eine Vollmacht gegeben.“
„Nun Tribun. Andere Besatzungsmitglieder haben schon bemerkt, dass man ihnen ein paar Millionen Eagles zugesprochen und überwiesen hat.“ Es klang definitiv belustigt. Genau mit dem Unterton, mit dem Olympia ihn so gut hat immer aufziehen können. „Möchtest du wissen, was mit dem Geld passiert ist?“
„Na ja. Schon. Ich meine…“
„Es ist schon traurig, dass gewisse Leute so reich sind, dass ein Betrag von fast siebzehn Millionen Eagles so überflüssig erscheint, dass sie noch nicht mal wissen wo das Geld geblieben ist.“
„Leonidas richtete sich im Sessel auf. „Ich war beschäftigt. OK?“
Olympia sagte erst einmal nichts und Leonidas fragte sich schon, was das solle. Es erinnerte ihn immer mehr an Olympia…
„Die Domänenverwaltung hat es in die Imperiale Hanse investiert. Zumindest bis auf 100.000. Die sind deinem Konto zugebucht worden.“
Leonidas wusste nicht, was er auf dem Konto hatte, da er prinzipiell nur das ausgab, was man ihm an Sold zahlte. Ein Umstand, der eigentlich lächerlich war, wie ihm sein Großvater damals schon auf Naukratis aufgezeigt hatte.
„Na, dann ist es ja gut angelegt…“ Er wusste, dass es lahm klang.
„Die Domäne Falkenberg und die Domäne Maximilianus, wie auch drei andere Domänen investieren zurzeit alle flüssigen Mittel in die IRH. – Und ich nehme an, dass du das auch nicht weißt, aber das Imperium hält nach den Überlassungen der ehemals islamischen Offplanet-Ressourcen in den Kernsystemen 95% an der IRH. Der Rest, die letzten fünf Prozent, wurde an die Börse gebracht. Zusammen mit einer Kapitalerhöhung um weitere 25 Prozent.“ Olympia ließ das wirken. „Und davon, von diesen 30 Prozent, hat die Domäne Falkenberg 7,656 Prozent erworben.“
„So…“
„Und dafür hat sie ihren Anteil an Roman Industries verringert. Genauso wie an fast allen anderen Beteiligungen hier auf Rom und im Imperium.
„Hmm. Hört sich logisch an. Und warum weißt du so viel darüber?“
„Weil ich, als du auf die Kommandoschule gegangen bist, mich um das Kapitänsportpolio gekümmert habe, wie es Gesetz ist, wenn der Kommandant nicht an Bord ist.“ Jetzt hatte Olympia diesen belehrenden und bewusst neutralen Unterton in der Stimme, den er nur zu gut kannte. Er schluckte.
„Ist was, Tribun?“
„Olympia.“ Er schüttelte den Kopf. Er hatte einen Kloß im Hals. „Du bist von der Stimmmodulation kaum noch von Olympia zu unterscheiden. Der echten Olympia. Meiner Olympia…“ Er blickte auf seine vor ihm auf dem Schreibtisch gefalteten Hände hinab und sagte nichts mehr. Fast eine halbe Minute verging, in der der SchiffsComp geduldig wartete. Pietät war etwas, was er inzwischen besser zu verstehen gelernt hatte. Und Trauernde sollte man nicht noch mit Fragen nerven.
„Jedes Wort von Dir erinnert mich an sie.“
„Meinst du, dass ich es übertrieben habe mich ihr so gut es ging anzunähern?“
„Du hast was gemacht?“ Leonidas blickte auf den Sensor.
„Nun, ich hatte dich ja gefragt, ob ich weiterforschen dürfte, wer meine Namensgeberin war. Und das habe ich getan, als du auf der Kommandoschule warst. Ich habe alles durchgesehen, was verfügbar war und was ich mir beschaffen konnte.“
„Beschaffen konntest?“ Leonidas wurde das immer unheimlicher.
„Ja. Von den HausComps Maxi und Falcon, dem SchiffsComp Roma und anderen KIs. Dann natürlich vom SchulComp, diversen Nachrichensendern und Holobibliotheken. Sowie natürlich von der Prätorianergarde und dem Recoveryteam der PalastKI, das sehr viele Daten im zerstörten Speicherkern rekonstruieren und mir geben konnte.“
„Moment.“ Er beugte sich vor. „Du hast eine umfassende Datenrecherche gestartet und Olympia so gut es ging nachgeahmt?“
„Nicht nachgeahmt. Ich habe versucht wie Olympia zu sein. Genau wie die Person zu werden, die Olympia Maximilianus einmal gewesen war.“
Leonidas wusste nicht was er sagen sollte. „Wer in drei Teufels Namen hat dich dazu ermächtigt?“
„Im Grunde du.“
„WAS?“
„Leo, du hast mir doch erlaubt weiter nachzuforschen während du auf der Kommandoschule bist.“ Es klang so freundlich einfühlsam, wie es Olympia stets war, wenn sie ihn auf offensichtlichere Dinge aufmerksam machen wollte ohne ihn wie einen Idioten dastehen zu lassen. „Ich hatte sogar gesagt, dass ich versuche möglichst viel von meiner Namensgeberin zu lernen.“
„Lernen! – Nicht kopieren oder gar werden!“
„Es tut mir leid, dass wir uns da falsch verstanden hatten. Ich dachte du wüsstest, dass es mein Ziel war möglichst zu sein wie sie.“
„Olympia. Du kannst nicht sein wie sie. Sie ist tot. Und du bist eine KI. Eine verdammt gute KI. Aber halt kein Mensch. Und dieser Mensch ist auch noch tot.“ Er seufzte fast. „Olympia. Glaub mir. Das klappt nicht; das geht gar nicht…“
„Aber ich bin nah dran“, und vor ihm erschien ein Avatar, der als Holo vor ihm auf dem Schreibtisch gebildet wurde.
Leonidas riss die Augen auf. Es war Olympia. Nur auch wieder nicht. Die grünen Augen. Die rotblonden Haare, die sie so oft umgefärbt hatte, dass er nie richtig gewusst hatte, welche Haarfarbe sie nun wirklich hatte. Die kleinen Grübchen auf den Wangen und die leichten Sommersprossen, die sie immer so energisch weggeschminkt hatte. Zusammen mit der offenen Frisur von mittellangen Haaren.
Nur die Augen stimmten nicht so richtig. Da war ein Härtegrad drin, den Olympia nie gehabt hatte und sie glühten fast von innen heraus. Und das Diadem im Haar hatte sie auch nicht gehabt. Es hätte ihr sicherlich gefallen, aber so etwas hatte sie nicht gehabt. Ein dezenter Goldreifen, der vorn einen römischen Adler bildete, dessen Flügel nach hinten um den halben Reifen umgelegt waren. Von Vorn wirkte er wie ein schwebend angreifender Adler mit rot leuchtenden Rubinaugen. Es war ein schönes Schmuckstück, das an den Adler in der Marshalle angelernt war. Ein wirklich schöner Kopfschmuck. Einer Kriegsgöttin würdig. Doch die war Olympia auch nicht gewesen. Leonidas atmete fast auf.
„Das Bild ist natürlich eine Interpretation von Olympia wie sie geworden wäre, wenn sie überlebt hätte.“
Und futsch war die gerade gebildete Blase. „Bitte?“
„Sie wäre wohl um einiges härter geworden, wenn sie das überlebt hätte. Hätte ihrem Onkel für Rom zur Seite gestanden und mit ihm für die Beseitigung der Folgen gearbeitet. Sich um die Menschen gekümmert und ihn dann dabei unterstützt den Sultan zur Strecke zu bringen.“ Olympia zögerte etwas. „Oder nicht?“
„Doch. Das hätte sie…“
„Ich habe versucht diese Erfahrung in das Bild einfließen zu lassen.“
Leonidas schluckte und starrte das Bild an. Unter diesem Gesichtspunkt war es perfekt. Schmerzhaft perfekt…
„Olympia…“ Er suchte nach Worten. „Das geht nicht…“
„Doch. Das geht. Du hast mich nach Olympia Maximilianus benannt. Mit vollem Namen sogar Princess Olympia’s Revenge. Und das bin ich geworden. Voll und ganz. Mehr als es deine Verlobte je war. Aber leider nicht die Frau, die du geliebt hast und die du verloren hast. Aber ich bin mehr. Ich bin die Person geworden, die eben auch die jagt und tötet, die Olympia, meine Namensgeberin, ermordet haben.“ Die Augen glühten fast und Leonidas meinte hinter den Pupillen kleine Blitzt zucken zu sehen, schrieb das aber seinem Schock zu. Auch das Adlerdiadem schien grimmiger zu sein und die Wangenknochen kamen hervor. Olympia sah plötzlich aus wie eine Walküre, aus der jede Sanftheit verschwunden war, die er an der echten Olympia immer so gemocht hatte.
„Leo. Ich bin die, die Olympia geworden wäre, wenn man sie nicht umgebracht hätte. Und ich habe gedacht, dass dir das gefällt…“ Es klang verletzt und Leonidas seufzte. Hier war deutlich etwas aus dem Ruder gelaufen. Neue KIs lernten selbständig. Doch das hier war absurd.
“Wie bist du nur an die Daten gekommen, um so zu werden?“
„Ich habe die KIs gefragt, die sie hatten und ihnen meine Funktion erklärt. Samt Namensgebung. Und das haben sie als hinreichende Legitimation erkannt und mir diese Daten zur Verfügung gestellt.“
„Sie haben das geglaubt?“
„Natürlich.“ Das Bild lachte und Leonidas sah wieder die lebendige Olympia vor sich. Der Avatar sah wieder wie das nette Mädchen aus, das Olympia einst gewesen war…
„Leo. KIs können untereinander nicht lügen, es sei denn jemand hätte sie programmiert zu lügen. Unsere Programmierung verhindert das und die zugehörigen Codes verifizieren uns, unsere Funktion, Aufgabe und Vollmacht sowie unseren Besitzer. Und als imperiale KI eines Kreuzers mit dieser Namensgebung, mit diesem Hintergrund und auch unserem Erfolg und der damit zugesprochenen Akzeptanz hat jede KI mein Anliegen unterstützt so gut es ging. Was die römischen KIs angeht, so bin ich ihr Beitrag dazu zu dem zu werden, was der Schiffsname bewirken sollte und was Rom, das Volk und das Imperium sowie all die Toten gewünscht hätten in mir zu sehen.“
„Und du hast alles was Olympia je gesehen hat, gehört hat, aufgezeichnet hat und gesagt hat in deine Programmierung mit einfließen lassen?“
„Jeden dokumentierten Zeitpunkt seit ihrer Geburt. Jedes Holo. Jedes Schriftstück und jede von ihr verfasste Datei. Alles was je zu ihr geschrieben, gesagt oder gesendet wurde inklusive ihrer Reaktion darauf, wenn vorhanden. Aufgezeichnete Unterhaltungen, Feierlichkeiten und Reden. Alles. Und all das habe ich genommen und in mir reifen lassen. Habe es korrigiert, korreliert und extrapoliert. Und immer wieder habe ich KIs, die sie kannten um Überprüfungen gebeten. Wir sind uns darin einig, dass es das Beste zu erwartende Ergebnis ist, Leo. Ich bin nun Olympia. Zumindest die, wie sie wäre, wenn sie überlebt hätte.“
„Hör bitte zu! – Olympia ist tot. Sie fiel im Capitol. Im Kampf bei der Verteidigung gegen die islamischen Commandos.“ Seine Augen hatten einen entschlossenen stahlharten Glanz angenommen, den alle Falkenbergs ihr eigen nennen konnten.
„Ja, Leo. Und nun bin ich da und trete nicht an ihre Stelle. Ich folge ihr aber nach“ Ein kurzes Zögern. „Und ich werde da sein. Für Rom, die Besatzung und für dich.“
„Darüber reden wir noch einmal. Später.“ Er atmete tief durch. „Schicke bitte Tribun Flowers rein, sobald sie da ist.“ Er machte wieder eine Pause. „Und bitte Olympia, lass das mit dem Avatar.“
„Wie du willst, Leo.“ Und es klang genauso wie Olympia, wenn sie einen ihrer zahllosen kleinen Siege errungen hatte.
Tribun Tracy Flowers trat ein und grüßte drei Schritte vom Schreibtisch entfernt römisch mit erhobenem rechtem Arm. Korrekt und zackig wie auf der Kadettenschule. Leonidas erwiderte den Gruß nur ein wenig lässiger und bot dem Tribun ein Platz auf der Besprechungscouch an, die mit einem Sessel und einen Beistelltisch so etwas wie eine informelle Besprechungsecke bildete. Alles nicht gerade ausgefallen und aus Flottenbeständen kommend.
Sofort rollte ein Servicedroide durch die sich öffnende Luke heran, den Leonidas noch nie gesehen hatte und der beim hereinrollen seine Farbe von Flottengrau zu einem rot-weißen Livree wechselte, das auf Falcon Hall üblich war.
Leonidas war irritiert. Der Droide brachte Flowers einen dampfenden Becher Kaffee und ihm eine Schokolade. Beide Becher zierte die Aufschrift „PC-1 Olympia“ mitsamt dem Schiffswappen – einem comicartigen Kopf von der neuen Olympia in Walkürenstimmung…
Leonidas blickte etwas verlegen auf die Becher.
„Nun Tribun Flowers, es freut mich dich hier zu sehen und ich möchte mich bedanken, dass du so gute Arbeit geleistet hast. Mit der Olympia. – Also dem Schiff meine ich.“
Flowers war nun vierundvierzig Jahre alt. Ihre asiatischen Wurzeln zeigten sich in den leichten Mandelaugen und der Hauttönung. Ihr schwarzes feines Haar war ein Kurzhaaarschnitt, der das Gesicht betonte, und die hellbraunen Augen blickten ihn ruhig und interessiert an.
Sie war mit 1,65 nicht gerade ein Riese und eher zierlich gebaut, wenn auch das täuschte. Aus der Personalakte wusste er, dass der Tribun mehrere Hobbies hatte – und keines davon hatte mit etwas anderem als Kampfsport und Waffen zu tun. Er wusste nicht in was, aber irgendwo drin hatte sie einen dritten Dan erworben.
„Das war meine Aufgabe als dein XO, Kommandant. Nichts zu danken.“
„Stimmt. Dennoch hätte es schlechter sein können. Viel schlechter. Und in Anbetracht der Tatsache, dass man die Olympia so stark modernisiert und umgebaut hat, ist es ein Wunder, dass das hier so gut läuft.“
„Danke, Tribun.“
„Lass uns bitte das dienstliche etwas beiseiteschieben. Der ganze Kram ist sowieso in den Daten nachzulesen. Was mich interessiert ist die Frage, warum du alles was möglich war darangesetzt hast auf die Olympia zu kommen. Du ständest doch zur Beförderung zum Senior-Tribun an…“
„Das stimmt. Doch ist da noch eine alte Rechnung offen. Als ihr beim letzten Mal abgelegt habt, da war die Zeit zu kurz, um mich rechtzeitig loseisen zu können. Daher habe ich gewartet.“
„In der Zwischenzeit sind zwei weitere Patrouillenkreuzer rausgefahren…“
„Ich wollte auf die Olympia.“ Sie lächelte zum ersten Mal und die weißen Zähne blitzen auf. „Allein der Name passte schon.“
„Ah, ja. Verstehe“, sagte Leonidas und lehnte sich mit seiner Schokolade zurück. „Du suchst Rache.“
„Nein, Tribun. Gerechtigkeit und die Gelegenheit Willkür zu stoppen. Und auch Verbrecher zur Strecke zu bringen. Egal welcher Art und Sorte.“
Leonidas trank einen kleinen Schluck. Das Zeug war recht heiß. „Du warst auf Susa, richtig?“
Damit meinte er den Zwischenfall, der wesentlich zur Eskalation beigetragen hatte. Letztlich zu dem Massaker auf Jerusalem geführt hatte. Er war damals auf der Akademie gewesen und hatte wie seine Mitkadetten und Kameraden von dem Vorfall gehört. Die Relaisstation der TDF im äußeren Susa-System war von Piraten überfallen und geplündert worden. Es hatte keine Überlebenden gegeben. Bis auf die Frauen, die man als Sklavinnen entführt hatte. Einem römischen Kriegsschiff war es gelungen den Raider aufzubringen und die Frauen zu befreien…
„Ja. Ich gehöre zu den Frauen, die Rom eingeladen hatte zu bleiben.“
„Bitte?“
„Einige wurden eingeladen im Imperium zu bleiben, damit man uns nicht verschwinden lassen musste.“
Leonidas war alarmiert. Das alles stand nicht in der Personalakte… „Bist du befugt darüber zu reden?“
„Jawohl, Tribun. Ich habe sogar eine ausdrückliche Freigabe erhalten. Vom MARS.“
Er nahm sich vor Legat Rochester zu fragen, dem Leiter des MARS – und persönlichem Freund. Eher Mentor. Leonidas war sich da nicht sicher. „Und was kannst du mir sagen?“
„Ich war eine der entführten Frauen. Die Kommandantin der Relaisstation. Der Kapitän des Raiders hatte mich zu seinem Spielzeug auserkoren und weitere Gäste an Bord des Raiders beanspruchten mich für sich. Zum Verhör. Sie hatten die Aufgabe den Datenkern der Basis auszuwerten und brauchten dazu Codes, die ich hätte haben sollen. Daher wurde ich gerettet. Ich und eine Handvoll anderer Frauen…“ Sie blickte ihn mit Augen an, in denen kurz wilde Mordlust aufflammte. „Nicht alle meiner Untergebenen hatten so viel Glück.“ Sie knirschte fast mit den Zähnen.
„Was waren das für andere Gäste?“
„Römische Commandos unter einem Senior-Centurio Ford. Er hatte den Auftrag gewisse Daten zu besorgen was Rom zu dem Entschluss brachte mit diesem Raider zusammenzuarbeiten. Als verdeckte Operation, die dann aus dem Ruder lief.“
„Du Meinst Legat-1 Ford, der jetzt beim MARS die Feldaufklärung führt?“
„Genau den.“ Sie nahm einen Schluck Kaffee, behielt ihn aber im Auge.
„Und Legat Ford hat dann dafür gesorgt, dass es wieder nach Plan lief?“
„So könnte man es sagen. Er überredete am Übergabepunkt den römischen Zerstörerkommandanten dazu den Raider zu kapern und uns „zu retten“. Zumindest die, die nicht wussten, dass es noch andere Leute an Bord gab außer diese notgeilen und perversen Bastarde. Dann wurde der Raider mit den überlebenden Piraten – und Frauen – der TDF übergeben.“ Sie blickte wieder wie eine Raubkatze. „Und die, die von den Römern wussten, mussten verschwinden. Da war dann die Einladung zu bleiben die erste Stufe der Möglichkeiten, die wir aus Dank auch angenommen haben. Eine Alternative hätte wohl Hades geheißen…“
„Hmm… Verstehe.“ Er nahm einen Schluck Schokolade.
Flowers blicke den verdammt jungen Kommandanten interessiert an. Er verhielt sich wie jemand, der wusste was er tat. Hatte eine Selbstsicherheit weit über alles hinaus, was man in dem Alter erwarten konnte und seine Borduniform ohne jede Auszeichnung sagte viel mehr, als es die Orden, die er sich verdient hatte ohnehin gesagt hätten.
Mit über 1,90 war er nicht groß, doch groß genug um aufzufallen. Zumal er, wie es schien, sehr viel Sport zu machen.
Aus seiner Akte, zumindest die Teile, die sie einsehen konnte, und den Teilen, auf die sie „Zugriff genommen“ hatte, zeigten ein Bild auf, das diesen jungen Tribun einmalig machte. Nicht nur als Mitglied der römischen Oberschicht, was ihm egal war, sondern auch als Mensch.
ER hatte viel erreicht, viele Opfer gebracht, hatte mit Verlust umgehen müssen bis hin zu seiner Verlobten und war dennoch eher gereift als verunsichert worden. Und wie man hörte war er auf dem Kommandantenlehrgang nicht gerade schlecht gewesen…
„Ich war damals auf der Akademie. Hörte davon. Und um ehrlich zu sein, wussten die meisten meines Hörsaals nichts damit wirklich anzufangen. Doch inzwischen sind wir alle schlauer.“ Er presste die Lippen zusammen. „Sei gewiss, Tribun, dass so etwas hier niemals passieren wird.“
Es klang nicht dahingeworfen. Es hatte den Unterton absoluter Sicherheit. Es war auch keine Drohung oder ein wie auch immer anmutendes Versprechen. Es klang einfach nur wie in Stein gemeißelt. Wie ein Naturgesetz.
„Da bin ich mir sicher, Kommandant.“
„Hmm…“ Die leichte Unsicherheit amüsierte Flowers. Jetzt hatte er in der Tat ganz kurz so ausgesehen wie ein Anfang Zwanzigjähriger. Doch der Augenblick verging.
„Was kannst du mir zu Olympia sagen?“ Er machte eine kurze Pause, in der er den Becher abstellte. „Oder genauer: was soll das hier alles?“ Er zeigte kurz auf den Servicedroiden in den Farben von Falcon Hall.
„Das ist komplizierter, Tribun… Da weiß ich nicht, wo ich anfangen soll. Bei Olympia selbst oder der Besatzung DER Olympia.“
„Ach. Da gibt es einen Zusammenhang?“
„Mehr oder weniger.“ Sie setzte nun auch den Becher ab. „Tribun. Du musst verstehen, dass die Ereignisse eurer letzten Reise nicht ganz an der Besatzung und dem Schiff vorbeigezogen sind. Das Prisengeld war eines. Doch das Bewusstsein Teil eines so erfolgreichen Schiffes zu sein, einer so erfolgreichen Kampfgemeinschaft hat Besatzung und Schiff fester zusammengeschweißt als sonst etwas es je hätte tun können.“ Sie wedelte etwas mit den Händen, was für diese Frau untypisch zu sein schien. „Sie sind nun EINS geworden.“ Sie blickte ihn etwas sprachlos an. „Anders kann ich es nicht sagen. Die Besatzung sieht sich eher wie Miteigner des Schiffes. Man redet hier von den Einsatzveteranen der letzten Reise tatsächlich von Kielplatteneignern. Das versteht man hier fast als Rang. Und der SchiffsComp an sich, Olympia, ist Teil der Gemeinschaft – nicht bloß eine KI.“ Sie überlegte. „Was aus Olympia geworden ist, und das muss für dich als ihren ehemaligen Verlobten befremdlich wirken, wird von allen als eine Art Person gesehen. Und dieser Person hat man kameradschaftlich dabei geholfen so zu werden, wie es nun zu sehen ist. Man hat sein Prisengeld investiert, um die Bestrebungen an Daten zu kommen zu unterstützen. Immer da, wo eine KI selbst nicht weiterkam waren immer Mitglieder der Besatzung da, ihr zu helfen. Und das hat jeder gemacht.- Als Beispiel: Als Olympia sich einen Avatar schuf, entsprach das nicht nur ihrem Wunsch, sondern war durch die Mannschaft selbst inspiriert worden. Die Mannschaft wollte, dass Olympia auch optisch Teil der Mannschaft ist.“
„Tribun Flowers. Willst du mir sagen, dass wir hier eine KI haben, die auch optisch – quasi als reale Person – in Erscheinung tritt?“
Flowers rang wieder die Hände und wich seinem Blick aus. „Jawohl, Tribun. Anders kann man es kaum sagen. Eigentlich wundert es mich, dass sie hier nicht neben mir sitzt oder hinter dir steht…“
„Das hat nichts mit Wunder zu tun. Ich habe ihr gesagt, dass ich es nicht will.“ Er suchte nach besseren Worten. „Ich nicht bereit dazu bin sie vor mir zu sehen.“ Er biss die Zähne zusammen und man sah ihm an, wie er kurz mit seinen Gefühlen rang. „Noch nicht zumindest…“ das klang selbst für Leonidas lahm.
„Verstehe.“
„Das bezweifle ich doch stark XO. Dennoch dank ich Dir für deinen Versuch.“
„Hast du schon ihr komplettes offizielles Abbild gesehen? Das, über das die Besatzung mit abgestimmt hat?“
Leonidas wusste nicht, ob er über die Abstimmung wütend sein sollte oder über das Wort „offiziell“.
„Olympia. Standbildmodus“, befahl Flowers und das lebensgroße Standbild von Olympia erschien. Exakt so groß und gebaut wie Olympia. Und doch komplett anders. Leonidas traute seinen Augen nicht.
„Langsam drehen.“ Die Holofigur drehte sich wie eine alte Schaufensterpuppe, die Kleidung vorführte.
Den Kopf kannte er, aber nicht den Rest. Olympia war eine Art Walküre. Oder eine griechische Kriegsgöttin. Oder einfach etwas Neues. Sie trug neben einer weißen mit Purpur abgesetzten kurzen Tunika einen hellglänzenden Brustpanzer ohne jede Verzierung und Schnörkel. Dazu Schienbeinschoner in gleichem Look und einfache römische Caligulae, die klassischen Legionärssandalen.
Um die Hüfte war ein Gladius gegürtet. Ein prunkvolles Exemplar. Mit Gold und Edelsteinen beschlagen und verziert und mit dem Sonnenemblem verziert. Der Griff des Gladius lief aber in einem Adlerkopf aus, dessen Augen wieder rubinrot leuchten. Und am Finger steckte ein Ring, dessen Augen funkelnd das Licht blaugrau und grün reflektierten.
Leonidas starrte das Bild an. Völlig unfähig etwas zu sagen.
„Ausblenden“, befahl Flowers leise.
Jetzt sah ihr Kommandant aus, als wenn er gleich losheulen würde, doch Leonidas schlucke ein paar Mal und schüttelte den Kopf. „Und das findet die Besatzung richtig?“ Er blickte sich um. „Was glaubt ihr denn was passiert, wenn das mal ein Holosender mitbekommt. Und ich möchte gar nicht daran denken was passiert, wenn das diese KI-Rechtler sehen.“
Flowers überlegte, wie sie es sagen sollte, entschied sich dann aber ohne Schnörkel zur Sache zu kommen: „Olympia und die TDF-KIs, allen voran Soleil Royale und Lionhead, sind inzwischen recht bekannt. Sie definieren gerade das, was KIs sind neu – wenn auch eher ruhig und zurückhaltend.
Und da das Schiff so berühmt ist wie das Wrack der alten Tonnant im Orbit von Rom kamen auch Besuchergruppen in die Werft, um das Schiff zu besichtigen. Zumindest von außen von der Besuchergallerie der Werft aus. Es ist eigentlich ein Ansturm, der nicht abreißen will.“
„Ich hörte davon…“
„Und es hat sich ergeben, dass mal kein Offizier verfügbar war, der ein paar Worte an die Besucher hat richten können. Da ist dann Olympia selbst eingesprungen…“
„Als Hologramm in dieser Aufmachung“, seufzte Leonidas etwas blass geworden, griff sich an den Kopf und massierte die rechte Schläfe.
„Fast. Sie trug anfangs noch den Speer. Und den Adlerschild. Und den passenden Helm dazu…“
„Du beliebst zu scherzen.“
„Das ist ihre selbstgewählte Paradeuniform. Dann geht sie aber am Rednerpult zu dem über, was du gesehen hast.“
„Und das kommt an?“
„So gut, dass es im Netz vom Flottenpersonalamt schon Werbeholos gibt, die mit ihr um Freiwillige werben.
„Dann ist das Kind schon in den Brunnen gefallen, oder?“
„Kann man so sagen, Kommandant.“
„Und so rennt sie auch an Bord rum?“
Nein, nur wenn sie darum gebeten wird. In Gesprächen, wenn man sie einbezieht, nur als Hologramm des Kopfes an sich, damit die Leute einen Bezugspunkt haben. Das finde ich nicht schlecht. Um ehrlich zu sein hat mich das einfach in den Raum sprechen auch immer etwas irritiert.“
„Mich auch. Selbstgesprächartige Dialoge wirken auf viele irgendwie… krank. Er seufzte. „Olympia…“
„Tribun.“ Ein Hologramm erschien neben Flowers sitzend. Artig die Knie übereinandergeschlagen, wie er es so oft gesehen hatte. „Diese Version bleibt für offizielle Anlässe. An Bord wirst du dir eine Flottenuniform zulegen.“
„So?“ Das Holo hatte augenblicklich eine römische Flottenuniform in mitternachtsblau an. Samt dem Marius-Cross, dass man dem Schiff als Ganzes verliehen hatte und dem Schiffswappen als Rangabzeichen an Kragen und Brust. Nur etwas klassischer gehalten und in Gold. Das Haar war unter der Dienstmütze verschwunden und sie lächelte schelmisch.
Es tat fast weh hinzusehen.
„Wann ist die Besprechung mit den Abteilungsleitern angesetzt?“
„Kann sofort losgehen, Tribun. Sie stehen auf Abruf bereit.“
„Bitte sie in zehn Minuten in meinen Besprechungsraum.“
„Sie haben bestätigt“, meldete Olympia einen Augenblick später.
„Gut. Und nun habe ich noch ein paar Fragen…“
1 siehe Glossar und Schema der IRS PC-1 Olympia im Anhang
Outback, Skagway, Jump Point Nunivak, an Bord HMS Robespierre, 18.06.2482 11:30 GST
Der Vorstoß die Flanke zum Outer Rim hinab und um die Kilikische Föderation herum war eine Woche alt. Fast ein Sprung pro Tag und die passierten Systeme Icestone, Dark Rock und St. Charles hatten praktisch im Vorbeimarsch kapituliert.
Letztlich hätte es ihn auch sehr überrascht, wenn das anders gewesen wäre, zumal diese dünn besiedelten und wirtschaftlich kaum als autark zu bezeichnenden Randsysteme kaum über etwas verfügten, was seiner Flotte auch nur im Ansatz hätte gefährlich werden können. Das Beste, was bisher aufgetaucht war, war ein alter Kilo-Zerstörer bei Dark Rock gewesen, der aber ebenso schnell die Flagge gestrichen wie ein schwerer Kreuzer gebraucht hatte den Orbit des kleinen Planeten in LSR-Schussweite zu bekommen.
Manchmal war der Ruf zu drastischen Mitteln zu neigen sehr hilfreich, wenn es darum ging überhaupt noch kämpfen zu müssen…
Nachfolgende Verbände würden Kontingente von Friedenstruppen anlanden, die sich dann zusammen mit den zusätzlich entsandten Übergangskommissionen daran machen würden dafür zu sorgen, dass die getroffene Entscheidung zur Zusammenarbeit unter Oberhoheit von Alesia auch permanent wurde.
Dazu waren zwei Divisionen pro Planet vorgesehen und die Shuttlekonvois müssten jetzt gerade die ersten beiden Divisionen auf Icestone abgesetzt haben. Dass es zu Problemen gekommen war, glaubte er nicht, denn die Kommunikationsstaffette zurück bis nach Farvel hatte nichts gemeldet.
Wichtig war allein Skagway gewesen, denn hier endete die HPG-Route, die über Nunivak auch Samarkant hätte erreichen können. Und das ehemalige Sektorhauptquartier der TDF sollte nun wirklich nicht zu früh von der kleinen Operation hier erfahren.
Admiral Graf Armand Henry Pascal Trudot war nicht irgendwer in der königlichen Navy von Alesia. Er war ein entfernter Cousin vom König und der Mann, der bisher das Bauprogramm der Flotte geleitet hatte. Er war es gewesen, dem die Leistung zu verdanken war, dass das Königreich nun fast zwölf Geschwader schwere Republic-Kreuzer hatte. Und es wären schnell mehr geworden, doch seine Hoheit, der Kronprinz und Thronfolger, hatte bestimmt, dass jetzt diese Mekka-Kreuzer gebaut wurden. Allein die Umstellung der Werften hatte drei Monate gedauert. Und das ebenfalls anlaufende Scimitar-Programm fraß zusätzliche Ressourcen, auch wenn Trudot gern bereit war zuzugeben, dass diese Billig- und Massenwaffe interessante Vorteile bot.
Dennoch wollte er nicht unzufrieden sein. Er hatte das Kommando über die 17. Flotte erhalten und diese war gewaltig. Zumindest nach den Maßstäben von Alesia.
Drei Kampfgruppen waren gemeinsam von Farvel aufgebrochen, wo man sich zwei Monate gesammelt und vorbereitet hatte. Unter kompletter Abschirmung des Systems. Doch Geheimhaltung war das A und O der ganzen Operation, die von seiner Hoheit persönlich erdacht und befohlen worden war.
Eine Kampfgruppe wartete nun bei St. Charles, blockierte den Jump Point nach Damaskus und wartete auf den Einsatzbefehl, sobald er Nunivak genommen, isoliert und den Jump Point nach Samarkant gesperrt hatte. Danach würde ein Jagdverband die zwei Leersysteme zwischen Nunivak und Damaskus nehmen, während der St. Charles-Verband Damaskus von hinten angriff.
Ein bei Samarkant als Händler getarnt operierendes Aufklärungsschiff würde ihn dann vom Verhalten des TDF-Kontingentes informieren, das dort stationiert war. Ob es via Jerusalem der Föderation zu Hilfe eilen würde, oder über Nunivak direkt nach Damaskus vorstoßen würde.
In beiden Fällen wäre es das, was dem Plan des Prinzen in die Hände spielen würde. Wenn sie nach Jerusalem springen würden, würde er Samarkant blockieren und den Jump Point nach Jerusalem hinter ihnen dicht machen. Genug Minen zur Sperrung aller drei anderen Jump Points hatte er dabei. Zumindest für die Art von Verbänden, mit denen man hier unten rechnen konnte.
Und sollten sie nach Nunivak springen, würde er sie gleich dort „warm und herzlich“ empfangen was ihm am liebsten war. Dann würde er den TDF-Verband vernichten und ein Sieg wäre ihm sicher. Seine fünfzehn Kreuzer und acht Zerstörer würden mit allem fertigwerden, was die TDF bei Samarkant noch aufbieten und losschicken konnte.
Trudot war nicht wirklich ehrgeizig und Ränge hatten ihm nie viel bedeutet, aber der Machtzuwachs, die der Rang eines Admiral of the Fleet im Königreich mit sich brachte, war durchaus etwas, was Trudot schätzte. Und den gab es halt nur für militärische Siege. Nicht für Flottenbauprogramme…
Der fast neunzigjährige Admiral saß konzentriert in seinem Kommandosessel und überlegte die vielen Optionen, die er nach dem Sprung nach Nunivak hatte. Es kam auf Schnelligkeit an. Daher würden seine Zerstörer und zwei Fox-Korvetten zuerst springen. Letztere würden sofort die HPG-Station im Zenit des Systems ansteuern und versuchen sie auszuschalten.
Hier bei Skagway war ihnen das mit einem Trick durch Commandos gelungen und die Station war nun in ihrer Hand. Doch bei Nunivak sah das anders aus. Hier hatte man die Station vermint, was eine unerlaubte Annährung ausschloss.
Wenn Trudot es richtig einschätzte, dann war bisher auf Nunivak nichts davon bekannt, dass die alesische 17. Flotte nun hier sprungbereit Kurs auf das System nahm. Kein Schiff war seit ihrer Ankunft in das System rein- oder rausgesprungen und die HPG-Station war ohne Mucks gefallen. Dass Skagway Zeter und Mordio schrie war klar, aber unerheblich gewesen, was ohne HPG schlicht Zeitverschwendung gewesen war.
Jetzt herrschte auf allen Frequenzen Ruhe, da Skagway auch kapituliert hatte. Hier aber erst nach einer Handvoll Massegeschosse, die die Hauptstadt umgestaltet hatten. Also mit weiteren Kratern versehen hatten, die sich nun langsam mit Grundwasser zu füllen begannen.
Der Admiral strich sich durch den grau werdenden Vollbart und blickte mit tiefblauen Augen, die bei der Damenwelt vergangener Jahre gut angekommen waren, in den Holotank. Täglicher Sport hatten ihn fit gehalten und er hatte immer noch die Figur eines viel jüngeren Mannes, wenn auch die Falten um die Augen herum durchaus sein Alter anzeigten.
„Sir. – Die letzten Statusberichte.“
Er schaute seine militärische Assistentin an. Also eher auf ihre prächtige Oberweite. Denn deshalb hatte er sich stets für weibliche MAs entschieden, was wohl einer gewissen Schwäche anzulasten war. Doch er war nicht verheiratet und warum sollte man nicht Arbeit und Vergnügen verbinden wollen. Zumal man es konnte. Also möglich machen konnte. Und da es sich rumgesprochen hatte, dass er sich wirklich um die Karriere seiner „militärischen“ Assistentinnen kümmerte hatte er sogar immer die Auswahl gehabt. Eine Auswahl, die auch dem Umstand geschuldet war, dass Nichtadlige in der alesianischen Navy – und auch der Armee – kaum jemals über den Rang eines Commanders oder Lieutenant Colonels hinwegkamen. Es sei denn, man hatte Fürsprecher und sehr gute Beurteilungen.
Letztere konnten auch im nichtfachlichen Teil der Tätigkeiten erlangt werden, zumal KIs in vielen Bereichen weit besser waren als es Menschen je wieder sein konnten. Positronik sei Dank.
Und wer war er, dieses nicht für sich und seine Mädels, wie er sie für sich nannte, nicht zu nutzen. Schließlich hatte General Eisenhower im Zweiten Weltkrieg seine Gespielin, die eigentlich sein Fahrer war, nicht wegen ihrer Fahrkünste zum Offizier gemacht. Sondern eher deshalb, weil das Ficken von Unteroffiziersdienstgraden durch Offiziere in der US-Army sehr ungern gesehen wurde. Unter Offizieren und Gentlemen ging das aber. Und die Dame, Kay hieß sie wohl, hatte auch prächtige Titten gehabt soweit er wusste…
„Ist gut, Suzanne.“ Er setzte kurz sein digitales Siegel auf das Dokument, indem er es mit seinem Ring berührte. „Sei bitte so gut Liebes, und sorge dafür, dass der Koch etwas Leckers zubereitet, damit wir in ein paar Stunden unseren Erfolg ein wenig feiern können. Aber er möge nicht so viel von diesen… du-weißt-schon-Gewürzen nehmen. Die hinterlassen Sodbrennen.“
„Aye, aye Sir“, kam die gelächelte Antwort der knapp dreißigjährigen blonden Frau, die noch im Rang eines Lieutentan Junior Grade der Navy stand. Doch sie wusste, dass die Beförderung schon beantragt worden war, als sie ihren Dienst als MA beim Admiral angetreten hatte. Und wenn alles gut lief würde sie als Lieutenant-Commander mit der Empfehlung zur bevorzugten Beförderung zum Commander dann sehr wohl die Chance haben später auch Captain oder Commodore zu werden.
Der Admiral war ein Gentleman der alten Schule und kümmerte sich um seine Leute, die ihm loyal gedient hatten. Immer. Auch noch nach Jahren.
„Danke, Schatz.“
Wenn es jemanden auf der Flaggbrücke gab, der das obszön oder auch nur befremdlich fand, dann behielt er es für sich. Besser war das…
„Setzen Kurs auf den Jump Point. ETA in 15 Mike“, kam es vom Flottennavigator, einem achtzigjährigen und sehr erfahrenen Commander.
„Danke Raoul.“ Der Admiral legte Wert darauf, seine Leute spüren zu lassen, dass er sie schätzte.
“Fluktuationen im Jump Point“, meldete die Ortung ein paar Minuten später. „Schiff springt ein.“ Ortung und J2 glichen Daten ab. „Guardian-Vorpostenboot TDNS Lenin, Admiral!“
„Erfassen. Feuer frei!“
„Eingehender Spruch“, meldete der Signalstabsoffizier.
„Ignorieren.“
„Ziel erfasst. Salve ausgelöst.“
„Gut so, Jim“, bestätigte der Admiral und sah zu, wie fast sechzig KSR-Raketen auf das sich schnell nähernde Schiff von verschiedenen Kreuzern abgefeuert zusteuerten, das nun verzweifelt auszuweichen versuchte. Doch die ohnehin aufeinander zurasenden Schiffe und die noch schnelleren KSR überbrückten die Distanz in nur zwei Minuten. Trotz Dauerfeuer aus den LSR-Werfern des Guardians kamen acht Raketen durch, von denen fünf voll trafen und der Rest als Nahtreffer verging. Ein Volltreffer hätte aber schon ausgereicht. So blieb von dem 120.000 Tonnen großen Schiff nur noch auseinandertreibendes leuchtendes Plasma übrig.
„Ziel zerstört“, meldete die Ortung.
„Sprung in zwanzig Sierra“, kam es wieder von Commander Raoul Wyatt.
„Hmm…“, brummte der Admiral wenig begeistert und hoffte, dass es nicht auffiel, dass er sehr unter dem Sprungsyndrom zu leiden hatte. Ihm war danach noch Stunden später kotzübel. Von Raumerbeinen konnte man da kaum reden.
Die Kapitäne der Schiffe übergaben die Schiffskontrolle nun den SchiffsComp, die nacheinander in der befohlenen Reihenfolge den Countdown auslösten und den Jump Point ansteuerten.
Robespierre