Georg Trakl

Gedichte

Gedichte
Veröffentlicht im Good Press Verlag, 2020
goodpress@okpublishing.info
EAN 4064066116200

Inhaltsverzeichnis


1.
2.
3.
4.
5.
6.
ROMANZE ZUR NACHT
IM ROTEN LAUBWERK VOLL GUITARREN . . .
MUSIK IM MIRABELL
MELANCHOLIE DES ABENDS
WINTERDÄMMERUNG
RONDEL
FRAUENSEGEN
DIE SCHÖNE STADT
IN EINEM VERLASSENEN ZIMMER
AN DEN KNABEN ELIS
DER GEWITTERABEND
ABENDMUSE
TRAUM DES BÖSEN
GEISTLICHES LIED
IM HERBST
ZU ABEND MEIN HERZ
DIE BAUERN
ALLERSEELEN
MELANCHOLIE
SEELE DES LEBENS
VERKLÄRTER HERBST
WINKEL AM WALD
IM WINTER
IN EIN ALTES STAMMBUCH
VERWANDLUNG
KLEINES KONZERT
MENSCHHEIT
DER SPAZIERGANG
1.
2.
3.
DE PROFUNDIS
TROMPETEN
DÄMMERUNG
HEITERER FRÜHLING
1.
2.
3.
VORSTADT IM FÖHN
DIE RATTEN
TRÜBSINN
IN DEN NACHMITTAG GEFLÜSTERT
PSALM
ROSENKRANZLIEDER
AN DIE SCHWESTER
NÄHE DES TODES
AMEN
VERFALL
IN DER HEIMAT
EIN HERBSTABEND
MENSCHLICHES ELEND
IM DORF
1.
2.
3.
ABENDLIED
DREI BLICKE IN EINEN OPAL
1.
2.
3.
NACHTLIED
HELIAN

1.

Inhaltsverzeichnis

Oft am Brunnen, wenn es dämmert,

Sieht man sie verzaubert stehen

Wasser schöpfen, wenn es dämmert.

Eimer auf und niedergehen.

In den Buchen Dohlen flattern

Und sie gleichet einem Schatten.

Ihre gelben Haare flattern

Und im Hofe schrein die Ratten.

Und umschmeichelt von Verfalle

Senkt sie die entzundenen Lider.

Dürres Gras neigt im Verfalle

Sich zu ihren Füßen nieder.

2.

Inhaltsverzeichnis

Stille schafft sie in der Kammer

Und der Hof liegt längst verödet.

Im Hollunder vor der Kammer

Kläglich eine Amsel flötet.

Silbern schaut ihr Bild im Spiegel

Fremd sie an im Zwielichtscheine

Und verdämmert fahl im Spiegel

Und ihr graut vor seiner Reine.

Traumhaft singt ein Knecht im Dunkel

Und sie starrt von Schmerz geschüttelt.

Röte träufelt durch das Dunkel.

Jäh am Tor der Südwind rüttelt.

3.

Inhaltsverzeichnis

Nächtens übern kahlen Anger

Gaukelt sie in Fieberträumen.

Mürrisch greint der Wind im Anger

Und der Mond lauscht aus den Bäumen.

Balde rings die Sterne bleichen

Und ermattet von Beschwerde

Wächsern ihre Wangen bleichen.

Fäulnis wittert aus der Erde.

Traurig rauscht das Rohr im Tümpel

Und sie friert in sich gekauert.

Fern ein Hahn kräht. Übern Tümpel

Hart und grau der Morgen schauert.

4.

Inhaltsverzeichnis

In der Schmiede dröhnt der Hammer

Und sie huscht am Tor vorüber.

Glührot schwingt der Knecht den Hammer

Und sie schaut wie tot hinüber.

Wie im Traum trifft sie ein Lachen;

Und sie taumelt in die Schmiede,

Scheu geduckt vor seinem Lachen,

Wie der Hammer hart und rüde.

Hell versprühn im Raum die Funken

Und mit hilfloser Geberde

Hascht sie nach den wilden Funken

Und sie stürzt betäubt zur Erde.

5.

Inhaltsverzeichnis

Schmächtig hingestreckt im Bette

Wacht sie auf voll süßem Bangen

Und sie sieht ihr schmutzig Bette

Ganz von goldnem Licht verhangen,

Die Reseden dort am Fenster

Und den bläulich hellen Himmel.

Manchmal trägt der Wind ans Fenster

Einer Glocke zag Gebimmel.

Schatten gleiten übers Kissen,

Langsam schlägt die Mittagsstunde

Und sie atmet schwer im Kissen

Und ihr Mund gleicht einer Wunde.

6.

Inhaltsverzeichnis

Abends schweben blutige Linnen,

Wolken über stummen Wäldern,

Die gehüllt in schwarze Linnen,

Spatzen lärmen auf den Feldern.

Und sie liegt ganz weiß im Dunkel.

Unterm Dach verhaucht ein Girren.

Wie ein Aas in Busch und Dunkel

Fliegen ihren Mund umschwirren.

Traumhaft klingt im braunen Weiler

Nach ein Klang von Tanz und Geigen,

Schwebt ihr Antlitz durch den Weiler,

Weht ihr Haar in kahlen Zweigen.

ROMANZE ZUR NACHT

Inhaltsverzeichnis

Einsamer unterm Sternenzelt

Geht durch die stille Mitternacht.

Der Knab aus Träumen wirr erwacht,

Sein Antlitz grau im Mond verfällt.

Die Närrin weint mit offnem Haar

Am Fenster, das vergittert starrt.

Im Teich vorbei auf süßer Fahrt

Ziehn Liebende sehr wunderbar.

Der Mörder lächelt bleich im Wein,

Die Kranken Todesgrausen packt.

Die Nonne betet wund und nackt

Vor des Heilands Kreuzespein.

Die Mutter leis’ im Schlafe singt.

Sehr friedlich schaut zur Nacht das Kind

Mit Augen, die ganz wahrhaft sind.

Im Hurenhaus Gelächter klingt.

Beim Talglicht drunt’ im Kellerloch

Der Tote malt mit weißer Hand

Ein grinsend Schweigen an die Wand.

Der Schläfer flüstert immer noch.