Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

Besonderer Hinweis

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne schriftliche Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder Autorinnen noch Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorliegenden Informationen resultieren, eine Haftung übernehmen. Befragen Sie im Zweifelsfall bitte Hebamme, Stillfachpersonal, Ärztin/Arzt oder Apotheker/in.

1. Auflage Oktober 2009

© 2009 edition riedenburg

Verlagsanschrift Anton-Hochmuth-Straße 8, 5020 Salzburg, Österreich

Internet www.editionriedenburg.at

E-Mail verlag@editionriedenburg.at

Lektorat Dr. Heike Wolter

Satz und Layout edition riedenburg

Herstellung Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN 978-3-903085-15-2

Inhalt

In Liebe tragen

Seit es uns Menschen gibt, werden Babys in allen Kulturen der Welt nah am Körper getragen. Meistens von der Mutter, denn schon in der Schwangerschaft trug sie ihr Kind in sich.

Auch der nachgeburtliche Körperkontakt beim Stillen und Tragen ist wichtig für das Kind, weil hier eine besondere Bindung zwischen dem Baby und seiner Mutter entsteht. Diese erzeugt Wohlbefinden und Zuversicht in der neuen Lebenssituation und weit darüber hinaus.

Wir Erwachsenen wissen, wie gut es sich anfühlt, ,getragen‘ zu werden: Krisen lassen sich leichter und besser bewältigen, wenn uns eine geliebte Person im Arm hält. Auch Babys haben manchmal solche ‚Krisen’, denn die Geburt und die Zeit danach bedeuten eine große Umstellung. Das meiste funktioniert jedoch viel besser, wenn sich das kleine Lebewesen an Mama oder Papa kuscheln kann, von ihnen geschaukelt wird und ihre Wärme und Nähe spürt.

All das vereint das Tragen mit dem Tragetuch ganz selbstverständlich und nebenbei. Und sogar die tragenden Eltern tun sich mit dem Tragen etwas Gutes, denn es gibt deutlich weniger Stresssituationen und Mutter oder Vater haben beide Hände frei, um sich beispielsweise um ein älteres Geschwisterkind zu kümmern oder alltägliche Arbeiten zu erledigen.

Unser Buch ist sowohl für kleinere Kinder gezeichnet und geschrieben worden, die sich die Bilder anschauen möchten, als auch für größere, die schon den Text verstehen. Aber auch die Erwachsenen kommen nicht zu kurz, denn es gibt ein interessantes Nachwort, ein ausführliches Glossar, Bindeanleitungen für das Tragetuch und einen informativen Kontaktadressenteil.

Viel Spaß beim Anschauen, Lesen – und Tragen!

Regina Masaracchia & Alexandra Schneider

Hallo!

Ich heiße Charlotte, bin acht Jahre alt und gehe in die dritte Klasse. Am liebsten gehe ich schwimmen und lese die Geschichten mit den Sternenblinkis. Außerdem fahre ich oft mit meinem Cousin Paul und meiner Freundin Luisa Skateboard.

Mama heißt Isabel und ist Ärztin. Vor zweieinhalb Jahren hat sie Anton kennen gelernt. Er ist supernett und letztes Jahr ist er mit seinem Kater Tom zu uns gezogen.

Vor ein paar Monaten hat Mama Zwillinge bekommen. Die Babys sind bei uns zu Hause geboren worden und nun habe ich zwei total süße Brüderchen, Max und Marvin.

Die beiden werden ganz viel gestillt und im Tragetuch herumgetragen. Da fühlen sie sich am wohlsten und weinen fast nie. Das ist echt toll, denn Zwillinge zu haben ist nicht nur klasse, sondern auch ganz schön anstrengend. Sogar für eine große Schwester wie mich!

Um zu sehen, wie das Tragen so ist, hat mir meine Cousine Anna ein Puppentragetuch genäht. Anna ist Hebamme und hilft Mama ganz viel mit den Zwillingen. Jetzt kann ich meine Puppe Betty endlich auch oft und lange herumtragen. Das ist schön und Betty mag es sehr.

Manchmal werden Mama und ich auf der Straße zwar komisch angeschaut, aber das stört uns überhaupt nicht. Wir haben ja alle viel Spaß beim Tragen!

Das sind wir

Max und Marvin schlafen gerade und ich sitze mit Mama am Küchentisch. Wir spielen Memory und ich gewinne mal wieder! Hihi!

„Mama, erzähl mir doch bitte mal, wer das Tragetuch erfunden hat!“

„Getragen wird schon, seit es den Menschen gibt. Menschen wohnen erst seit etwa 10 000 Jahren in sicheren Häusern. Vorher zogen sie umher, immer auf der Jagd und auf der Suche nach Nahrung“, erklärt Mama. „Die Babys der Urzeit-Menschen mussten natürlich getragen werden, denn damals gab es ja noch keine Straßen. Dafür aber jede Menge wilder Tiere!“

Ich bekomme eine Gänsehaut und kuschle mich an Betty.

„Stellen wir uns vor, was es für ein Steinzeitbaby bedeutet hat, hingelegt zu werden“, erzählt Mama weiter. „Es wäre wahrscheinlich schnell von den Tieren geholt worden. Oder es wäre erfroren. Also hat es sofort laut gerufen, denn das Hinlegen bedeutete schließlich Lebensgefahr für das Baby!“

„Zum Glück haben wir ein Haus mit einer Heizung drin und mein Kuschelbär Maxi ist aus Stoff!“, rufe ich und bin erleichtert.

„Da hast du recht, Charlotte“, antwortet Mama. „Allerdings haben neugeborene Babys davon noch keine Ahnung. Ihre Angst vor dem Alleinsein ist ihnen angeboren. Im Grunde bekommen wir heute immer noch Steinzeitbabys. Und die können nicht wissen, dass neben ihnen kein Säbelzahntiger liegt, sondern nur ein niedliches Stofftier.“

Natürlich ist am besten Früher haben unsere Vorfahren ihren Nachwuchs circa vier Jahre gestillt und die Kinder schliefen ganz selbstverständlich im Bett der Eltern oder in ihrer Nähe. Das ist in anderen Ländern auch heute noch normal. Die Weltgesundheitsorganisation WHO und das Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen Unicef empfehlen, Babys mindestens zwei Jahre zu stillen und, unter bestimmten Sicherheitsvoraussetzungen, im oder nahe am Elternbett schlafen zu lassen.

„Und wie ist das heute mit dem Tragen?“, möchte ich nun wissen.

„In fast allen Kulturen der Welt ist es auch heute noch üblich, die Kinder zu tragen. Warte, ich hole mal ein Buch, wo du tolle Bilder dazu sehen kannst!“

Mama zieht ein dickes Buch aus dem Regal und schlägt es auf. „Sieh mal, Charlotte! Afrikanerinnen zum Beispiel tragen ihre Kinder in Tüchern auf dem Rücken oder auf den Hüften. Sie nehmen sie überall hin mit. Das Baby ist einfach ein Teil des Alltags.“

„In meiner Klasse ist ein Junge aus Kenia, der Ngugi heißt“, erinnere ich mich. „Seine Mama bringt ihn manchmal in die Schule. Sie hat den kleinen Bruder immer in einem ganz bunten Tuch auf dem Rücken gebunden.“

Ich blättere weiter im Buch. „Oh, schau mal, Mama! Sogar die Eskimomamas tragen ihre Babys in Felltaschen! Und hier! Diese Mutter hat sich ein Tragenetz um die Stirn gebunden, wo ihr Baby drin liegt!“

Ich lache, denn das sieht so lustig aus.

„So bunt wie die Welt ist, so verschieden sind auch die Ideen, die Menschen haben, um ihren Nachwuchs zu tragen“, sagt Mama. „Sieh mal hier! In Indien benutzen die Frauen Hängematten zum Tragen, und in Nepal sind tragbare Körbe üblich, die sich die Mütter auf den Rücken binden.“

Ich staune nicht schlecht, wie viele unterschiedliche Möglichkeiten es gibt, damit das Baby immer nahe am Körper sein kann.

Eine große Familie