Inhalt

  1. Vorwort
  2. Der Vertrag von Versailles
  3. Und nun das Zarenreich – Lenin und Trotzky
  4. Dann eben Hitler
  5. Steilvorlagen
  6. Die Überraschung: Hitler/Stalin-Pakt
  7. Nun gegen Polen
  8. Krieg im Osten und Frieden im Westen
  9. Die Westfront
  10. Kein Zweifrontenkrieg - meldet Rudolf Heß
  11. Barbarossa - der Einmarsch in die UdSSR
  12. Pearl Harbor
  13. Die Wende im Osten
  14. Und auch Wende im Westen
  15. Auf zur späten Beute
  16. Totaler Krieg gegen schutzlose Zivilbevölkerung
  17. Gott mit uns
  18. Weitere Versuche
  19. Sind das die Alleinschuldigen?
  20. Das Zarenreich im Visier
  21. Blick zurück: Der Kalte Krieg
  22. „Das Ende der Geschichte“
  23. Vom Heute zum Morgen
  24. Das Virus
  25. Neue Weltordnung
  26. Epilog
  27. Perspektiven
  28. Noch ein Nachwort

1. Vorwort

Es war Rudolf Heß mit seinem Flug nach England im Mai 1941, der mich auf die Idee brachte, Näheres über Zweck und Hintergrund dieses Abenteuers zu erforschen, um dann lediglich einen Artikel auf meinem Blog „Tiefer Staat“ bei Wordpress zu veröffentlichen. Bei den Nachforschungen kamen erhebliche Zweifel über die vorherrschende Meinung zu diesem Flug auf. War Heß, der Stellvertreter Hitlers, wirklich ohne Auftrag von und ohne jede Abstimmung mit Adolf Hitler, gewissermaßen auf eigene Faust, losgeflogen, wie es dort heißt? Hatte Heß in England keine Antwort auf die Frage bekommen, ob man dort einen Angriff Deutschlands auf die Sowjetunion tolerieren oder gar unterstützen würde? Nach Lage der Dinge und der weiteren Entwicklung des Kriegsgeschehens sieht es doch so aus, als ob man ihm dies zugesagt hätte. Und Hitler mußte dies wohl von Heß auch erfahren haben. Denn einen Zweifrontenkrieg konnte er nicht wollen und er wollte ihn wohl auch nicht. Also kam es am 22. Juni 1941 zum Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion, wurde der Hitler/Stalin-Pakt von Deutschland gebrochen.

So suchte ich weiter, um mehr über Strategien und Pläne vor allem Englands und der USA zu erfahren. Mehr und mehr an Stoff und Informationen kamen zusammen, so daß ich die Idee eines kurzen Blog-Beitrags zu Gunsten eines Buches über Entstehung und Folgen des zweiten Weltkriegs fallen ließ.

Keine Macht sollte Eurasien beherrschen. Sowohl Großbritannien spätestens seit Napoleons Rußland-Feldzug als auch die USA spätestens seit der erzwungenen Öffnung Japans 1853 verfolgten dieses Ziel. Diese Strategie setzte sich auch nach dem ersten Weltkrieg fort. Nachdem Lenin die Zerschlagung Rußlands und die Preisgabe an Wallstreet nicht erfüllte, sondern Rußland zur Sowjetunion umbaute, wählte man Hitler und damit Deutschland als Werkzeug für einen künftigen Stellvertreterkrieg gegen die Sowjetunion als Großmacht in Eurasien. Die beiden Nationen sollten sich gegenseitig zerfleischen, um freie Bahn für Angloamerika zu schaffen.

Indes das Zerfleischen gelang nur halb. Das Deutsche Reich war 1918 am Ende und wurde 1945 zu einer Kolonie der USA. Auch Rußland war 1945 am Ende, blieb aber – zwar schwer geschlagen – eine Großmacht. Doch die Gier nach Macht und Rußlands Reichtümern trieb die USA weiter an. Also mußte man einen neuen Versuch starten. Kurz nur die Verlockung, die militärische Keule der Atombombe zu nutzen. Zum Glück unserer Erde konnten die Russen ein Patt erzwingen. Doch in all den folgenden Jahren des nun Kalten Krieges arbeitete man sich an Rußland und Eurasien ab. Im von den USA betriebenen Rüstungswettlauf trieb man endlich die Sowjetunion in den Bankrott und Rußland schien endlich zur langersehnten Beute geworden zu sein. Wenn nicht Putin gewesen wäre, der den Ausverkauf seiner Heimat an die Heuschrecken des Kapitals verhinderte. Ergo geht das Wühlen weiter. Der nächste Schritt soll nun wohl eine neue Weltordnung unter Führung der USA werden.

Wertvolle Hilfe für viele Ideen erhielt ich insbesondere durch den russischen Historiker Nikolai Starikov und sein Werk „Wer hat Hitler gezwungen, Stalin zu überfallen?“ Doch auch bei Autoren wie Giacomo Preparata, Antony Sutton, Carroll Quigley, Daniele Ganser oder Torsten Schulte erhielt ich wertvolle Anregungen. Auch besonnenes, abwägendes Suchen bei Wikipedia war vielfach hilfreich.

Als Nicht-Historiker habe ich nach bestem Wissen und Gewissen in diesem Buch aus dem historischen Geschehen meine Schlüsse gezogen und in diesem Buch dargestellt. So manches kann man aus guten Gründen und im Interpretieren der heute vorherrschenden Geschichtsschreibung auch anders sehen. Meine Sicht auf Ereignisse, Abläufe und Intentionen sollte mit kritischer Einschätzung akzeptiert werden. Ich fände es großartig, wenn ich mit diesem Buch den Lesern einen Beitrag zum Abwägen der historischen Abläufe, ihrer Ursachen und Folgen geben könnte.

2. Der Vertrag von Versailles

Am 11. November 1918 wurden mit dem Waffenstillstand von Compiègne die Kampfhandlungen des Ersten Weltkriegs beendet. Die deutsche Delegation durfte an den Verhandlungen nicht teilnehmen, sondern konnte erst am Schluß durch schriftliche Eingaben wenige Nachbesserungen des Vertragsinhalts erwirken. Der Vertrag konstatierte die alleinige Verantwortung Deutschlands und seiner Verbündeten für den Ausbruch des Weltkriegs und verpflichtete es zu Gebietsabtretungen, Abrüstung und Reparationszahlungen an die Siegermächte, damit diese ihre Verpflichtungen gegenüber den Kriegsfinanziers der Wallstreet erfüllen konnten.

Die Deutschen wurden förmlich ausgeplündert. Deutschland verlor ungefähr 73.000 km2seines Territoriums (13,5 % seiner Gesamtfläche), auf dem 6,5 Millionen Menschen (10 % der gesamten Bevölkerung) lebten. Außerdem verlor es seine gesamten überseeischen Kolonien und mußte den Siegermächten alle materiellen und finanziellen Verluste begleichen, die diesen im Verlaufe des Krieges entstanden waren. Die Höhe der zu zahlenden Reparationen wurde erst nach der Vertragsunterzeichnung benannt. Die Summe war astronomisch hoch. 269 Mrd. Goldmark in 66 Jahresraten1 forderten die Alliierten, dazu einige „Kleinigkeiten“, wie die Abgabe von 26% des Wertes der deutschen Ausfuhr an die Alliierten. Bei Nichterfüllung der Forderungen der Alliieren wurde mit der Wegnahme des Ruhrgebiets von Deutschland gedroht. Die letzte Zahlung der Besiegten sollte im Jahre 1988 erfolgen.

Deutschland unterzeichnete am 28. Juni 1919 den Vertrag, der dann am 10. Januar 1920 als Vertrag von Versailles in Kraft trat, unter Protest. Mit diesem Vertrag wurde das Deutsche Reich so belastet, daß an ein Wieder-Erstarken auf Jahrzehnte hin nicht mehr zu denken war.

Versailles schuf in Deutschland ein Umfeld für eine radikale und revanchistische Stimmung. Die Nazis nutzten Versailles für ihre Propaganda, die versprach, Deutschland von dieser nationalen Schande zu befreien. Man gab mit dem Vertrag von Versailles den Nazis gewissermaßen freie Hand zur Rache, was dann zum zweiten Weltkrieg führte. Der französische Marschall Ferdinand Foch prophezeite zielgenau: „Das ist kein Frieden. Es ist ein Waffenstillstand für zwanzig Jahre.“2

Und von Wladimir Putin hören wir: „Der Versailler Vertrag ist für Deutschland zu einem Symbol tiefer Ungerechtigkeit geworden. De facto ging es darum, das Land auszurauben, das den westlichen Verbündeten enorme Reparationen zahlen musste, was seine Wirtschaft vollkommen erschöpft hat.“


1. Rechnerisch wären dies heute etwa 5 Billionen Dollar oder 100.000 Tonnen Gold

3. Und nun das Zarenreich – Lenin und Trotzky

Indes war auch das Zarenreich aus Sicht Englands noch als weitere Kontinentalmacht zu schwächen. Mit Hilfe einer Revolution sollte das zu verwirklichen sein. Und so bringt man Wladimir Iljitsch Lenin, veranlaßt durch USA, mit deutscher Hilfe nach Rußland. Ebenso mit Hilfe der USA wenige Tage später Leo Trotzky. Beide sollten Rußland für den Westen reif machen. Aber Lenin hat andere Ziele, als Rußland dem Kapital zu öffnen und als Beute den Angloamerikanern zu übergeben. Er stürzt zwar wie geplant das Zarenreich. Doch er will an dessen Stelle ein starkes, unabhängiges, kommunistisches Rußland schaffen. Als man im Westen merkt, daß Lenin nicht die von ihnen gewollten Ziele hat, folgt als immer wieder erprobte Mittel das Schüren eines Bürgerkriegs und schließlich Einfall und Krieg. Dieser blieb für den Westen erfolglos. Man startete somit einen neuen Anlauf, um Rußland zu erbeuten.

4. Dann eben Hitler

Und in der Tat, die Suche war von Erfolg gekrönt. Es dauerte nur wenige Jahre, bis dann mit Adolf Hitler, dem Führer der aufstrebenden „Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei“, ein neues Opfer gefunden wurde. Mit seiner Hilfe soll Deutschland zum Krieg gegen die kommunistische Sowjetunion vorbereitet werden, um dort die Weiten des Landes dem Kapital zu öffnen. Mit Hitlers „Raum im Osten“-Denken („Mein Kampf“) und seinen Sympathien für England, scheint er der richtige Partner zu sein. Nicht von der deutschen Großindustrie, wie die offizielle Geschichtsschreibung unterstellt, erhält er und seine Partei – eine sozialistische Arbeiterpartei war absolut nicht nach dem Geschmack der Großindustriellen – in den ersten Jahren finanzielle Unterstützung. Diese kommt in Millionenhöhe vom Ausland (USA, England) über die Schweiz.

Sie hat früh begonnen, diese Suche nach einem Ersatz für Lenin. Spätestens Ende des Jahres 1922 war mit der Rückeroberung von Wladiwostok durch die Rote Armee klar, daß man andere Wege finden müsse, um Rußland Wallstreet und ihren Figuren zu unterwerfen3.

So wurde man auf Adolf Hitler aufmerksam. Einer der ersten Besucher bei Hitler war der damalige Militär-Attaché der USA in Berlin, Truman Smith4. Dieser besuchte Hitler am 22. November 1922 in München. Über diesen Besuch meldete er geradezu prophetisch nach Washington an seine dortigen Auftraggeber, der junge Hitler sei ein großartiger Demagoge. Er sei die treibende Kraft der bayerischen Faschisten und seine eindringliche, logische und fanatische Sprache kann selbst neutrale Zuhörer überzeugen. Das war 1922, fast ein Jahr vor dem Putsch Hitlers in München am 9. November 1923.

Im Dezember 1922 besuchte auch ein gewisser Ernst Hanfstaengl5 auf Empfehlung seines Freundes Truman Smith eine Parteiveranstaltung der NSdAP im Münchener Bürgerbräukeller. Erstmals hörte er hier Adolf Hitler reden. Von dessen rhetorischer Begabung und seiner Fähigkeit, Massen zu begeistern war er beeindruckt, trat der NSDAP bei und intensivierte seine Kontakte zu Hitler. Hanfstaengl war es dann, der an Hitlers Person und Auftreten arbeitete, ihn gewissermaßen „stylte“. Hitler bekam mit Ernst Hanfstaengl einen Anhänger, der aus ihm einen herzeigbaren Führer machte, ihm Manieren beibrachte. Dem seit Versailles am Boden liegenden deutschen Volk mit einem Heer von Arbeitslosen wurde Hitler zu einem charismatischen Führer in den Untergang.

Interessant auch, daß die Reparationszahlung gem. dem Vertrag von Versailles bereits ab Februar 1933 – Hitler war am 30.3.1933 zum Reichskanzler ernannt worden – ausgesetzt wurden.

Auch mit den Olympischen Spielen von 1936 schaffte man ihm Möglichkeiten, sein Image weiter aufzubauen. Sah ihm auch nach, daß er im gleichen Jahr Truppenteile der Wehrmacht ins Rheinland einmarschieren ließ, obwohl das Rheinland gem. dem Vertrag von Versailles eine entmilitarisierte Zone war. Gar nicht zu reden davon, daß man die deutsche Wieder-Aufrüstung nicht störte.

Ein Prosit auf unser Werkzeug


2. Was aufs Jahr genau zutraf.

3. Zudem wurde am 30. Dezember 1922 die Sowjetunion gegründet.

4. Smith (1893-1970) war kein „kleines Licht“. Er war in der US-Gesellschaft gut vernetzt. Noch 1956 wirkte er an der Einrichtung der Bundeswehr mit.

5. Deutsch-amerikanischer Geschäftsmann und Kunsthändler, genannt „Putzi“, geb. 1887, gest. 1975. Studienfreund des späteren US-Präsidenten Roosevelt

5. Steilvorlagen

Es waren also England und die USA, die Hitler zum Krieg gegen die UdSSR trieben. Dies zeigte sich auch in den Folgejahren, wo man ihm weitere „Angebote“ machte, in Richtung der Grenzen zu Rußland vorzugehen. So gewährt man ihm 1938 den Einmarsch in Österreich und die Einbeziehung ins Reich.

Daß man Hitler als Erfüllungsgehilfen zur Vernichtung der Sowjetunion unbedingt weiter aufbaute, zeigt das Geschehen um die Tschechoslowakei und das Münchener Abkommen vom 30.9.1938.

Innenpolitisch war es für den Führer von großer Bedeutung, die Sudetenfrage im Interesse Deutschlands zu klären. „Es ist mein unabänderlicher Entschluss, die Tschechoslowakei in absehbarer Zeit durch eine militärische Aktion zu zerschlagen.“ so seine Weisung vom 30. Mai 1938. Ferner erteilte er am 3. September 1938 der Armee die Weisung, sich nach dem 27. des Monats für einen Angriff auf die Tschechoslowakei bereitzuhalten. Hitler war bereit zum Krieg gegen die Tschechoslowakei. Man muß wissen, daß die Tschechoslowakei ein hoch entwickelter Industriestaat war, der seinen Nachbarstaaten bis 1938 weit voraus war, auch was Militär und Rüstung betrafen. Auch ein Eingreifen anderer Mächte (Großbritannien, Frankreich, Sowjetunion) schien er nicht zu befürchten. Als die Münchener Konferenz bevorstand, erwartete er kein Entgegenkommen der Alliierten. Deshalb teilte er seinen militärischen Führern mit, er werde nach seiner Rückkehr von München die Tschechoslowakei angreifen,gleichgültig welches Ergebnis dort erzielt worden sei.

Die überwältigende Mehrheit der deutschen Generäle und wohl auch die Mehrheit des Volkes waren allerdings gegen einen Krieg. Und so planten sie (u.a. Generaloberst Ludwig Beck, Franz Halder, Wilhelm Canaris, Oberbefehlshaber des Heeres Walther von Brauchitsch…), Hitler nach der Rückkehr von München zu verhaften und abzusetzen. Darüber informierte der ehemalige Oberbürgermeister von Leipzig, Carl Friedrich Goerdeler, das britische Außenministerium und forderte, in München keinerlei Zugeständnisse an Hitler zu machen. Doch gerade diese Information über einen Putsch gegen Hitler sorgte in England für Alarm. Hitler war doch nicht jahrelang für einen Krieg gegen die bolschewistische Sowjetunion aufgebaut worden, nur um ihn kurz vor Erreichen diese Ziels zu verlieren. Gerade also wegen der Putsch- und Verhaftungspläne der Generäle mußte Hitler in München nachgegeben werden. Mit dem Nachgeben der Alliierten und der in München beschlossenen Zerstückelung der Tschechoslowakei mußten die deutschen Generäle nun ihre Planung fallenlassen. Ein Putsch gegen Hitler, als den Triumphator von München, war innenpolitisch nicht zu vertreten. Hätten die Alliierten gegen die Absichten Hitlers in München Widerstand geleistet, hätte der Putsch stattfinden können. Die Weltgeschichte hätten keinen folgenden Weltkrieg erleben müssen.

Ziel der Alliierten war, Hitler als Werkzeug gegen die Sowjetunion zu erhalten. Und das wurde mit dem sogenannten „Appeasement“ in München erreicht.

Man gestattete Hitler nun 1938 die Auflösung der Tschechoslowakei. Über die Zukunft der Tschechoslowakei wurde zwischen dem Deutschen Reich und England im Münchner Abkommen (30.9.1938) entschieden. Die Tschechen mußten das Ergebnis schlucken. Die Tschechoslowakei wurde zerfleddert. Deutschland erhielt das Sudetenland. Ungarn erhielt im Ersten Wiener Schiedsspruch am 2. November 1938 Gebiete in der Südslowakei und der Karpato-Ukraine. Und auch Polen holte sich mit dem Teschener Gebiet im Oktober 1938 seinen Teil. Im März 1939 erklärte das slowakische Parlament die Slowakei, bisher Teil der Tschoslowakei, als Slowakische Republik für unabhängig.

„Peace for our Time“ verkündete ein strahlender Chamberlain beim Abflug aus München. Meinte damit indes ein Abkommen zwischen England und Deutschland, das ebenfalls in München am 30.9.1938 geschlossen worden war: „Deutschland und England würden nie gegeneinander kämpfen“.

Dort hieß es „Wir haben heute eine weitere Besprechung gehabt und sind uns in der Erkenntnis einig, daß die Frage der deutsch-englischen Beziehungen von allererster Bedeutung für beide Länder und für Europa ist. Wir sehen das gestern abend unterzeichnete Abkommen und das deutsch-englische Flottenabkommen als symbolisch für den Wunsch unserer beiden Völker an, niemals wieder gegeneinander Krieg zu führen. Wir sind entschlossen, auch andere Fragen, die unsere beiden Länder angehen, nach der Methode der Konsultation zu behandeln und uns weiter zu bemühen, etwaige Ursachen von Meinungsverschiedenheiten aus dem Wege zu räumen, um auf diese Weise zur Sicherung des Friedens in Europa beizutragen.“

Frankreich schloß sich dem im Dezember 1938 an.

Jetzt konnte Hitler gegen Rußland gehen, fehlte nur noch das nötige Aufmarschgebiet. Man muß ihm gewissermaßen das Gebiet für den Vormarsch an die Grenze zu Rußland und bei einem Einmarsch in Rußland benötigte Nachschubgebiete im Hinterland beschaffen. Noch im frühen 1939 bei der Aufteilung der Tschechoslowakei war zu hoffen, daß Hitler das Gebiet der Karpatoukraine in Besitz nehme. Doch er hat es damals lieber den Ungarn überlassen. Also muß man ihm weitere Köder anbieten.

6. Die Überraschung: Hitler/Stalin-Pakt

Doch welch’ Überraschung. Am 24. August 1939 wurde der Hitler-Stalin-Pakt geschlossen, ein gegenseitiger für 10 Jahre geltender Nicht-Angriffspakt zwischen Deutschland und der Sowjetunion. Der Pakt garantierte dem Deutschen Reich die sowjetische Neutralität bei einer kriegerischen Auseinandersetzung mit Polen und den Westmächten. Was war mit Hitler geschehen?

Dazu gab es noch ein geheimes Zusatzprotokoll. „Für den Fall einer territorial-politischen Umgestaltung“ gestattete dieses der Sowjetunion, im Ersten Weltkrieg verlorene Territorien des Russischen Zarenreichs wiederzuerlangen. Es erklärte Ostpolen, Finnland, Estland und Lettland zur sowjetischen Interessensphäre, Westpolen und Litauen zur deutschen.

Den Polen konnte dies nicht gefallen.

Bereits am gleichen Tag wurde der US-Präsident Roosevelt in aller Frühe über die Einzelheiten des Paktes und auch über die Absprache zu Polen informiert. Washington nahm keine Stellung dazu und ergriff auch keine Maßnahme. Ja mehr noch, zwischen USA und Großbritannien wurde vereinbart, die Sache mit Polen absolut der Öffentlichkeit fernzuhalten, wohl wissend, daß Polen sich mit einer Reduzierung des Landes im Osten wie im Westen nie abfinden würde. Es galt, Polen in einen Krieg zu hetzen, quasi zu opfern, um endlich einen Kriegsgrund zu bekommen.

Was Roosevelt wußte: Hitler konnte mit Hilfe des Paktes mit Stalin jetzt in Polen einfallen und hatte damit das nötige Aufmarschgebiet für einen Krieg gegen Rußland.

Es erheben sich zwei Fragen: War der Hitler-Stalin-Pakt zwischen Hitler und England/USA abgesprochen?

Oder wenn nicht: hat man im Vorfeld durch Brüskierung Hitlers einen solchen Pakt provoziert?

Brüskiert wurde Hitler durch die Garantieversprechen, die England und Frankreich für Polen abgegeben hatten. Am 25. März 1939 gab London das Versprechen. Am 31. März folgte Paris mit einer Garantieerklärung. Und am 25. August, schlossen London und Warschau das Beistandsabkommen, das sich die Briten und die Polen im März in London zugesichert hatten. In einem Geheimen Zusatzprotokoll vom 25. August wird überdies präzisiert, daß das abgeschlossene Bündnis nur gegen Deutschland gültig sei.

Nun konnten die Westmächte darauf bauen, daß Polen entsprechend selbstsicher den großen Nachbarn Deutschland und der Sowjetunion auftreten würde, im Vertrauen auf die mit England und Frankreich geschlossenen Verträge. Was dann auch geschah. Die weitere Konsequenz aus dem Beistand der Westmächte für Polen wäre nun eine Absicherung Hitlers mit der Sowjetunion für den Fall, daß er sich gegen die polnischen Nadelstiche zur Wehr setzen mußte. Auch das geschah wie von den Westmächten geplant.

Und so schaffte der am 24. August 1939 vollzogene Hitler-Stalin-Pakt den von den Westmächten erhofften deutschen Einmarsch in Polen und in dessen Folge endlich ein Näherrücken Deutschlands an die Grenze zur Sowjetunion und damit auch nötiges Aufmarschgebiet gegen die Sowjetunion. Überdies sorgte das geheime Zusatzprotokoll zum Hitler-Stalin-Pakt dafür, daß auch die Sowjetunion in Polen einmarschieren könnte und es somit zu einem direktem Kontakt zu deutschen Truppen kommen könnte.

Was wollte Roosevelt zu diesem Zeitpunkt mehr? Alles lief nach Plan.

7. Nun gegen Polen

Nun gab es aber in der Tat zunehmend Konflikte zwischen Polen und dem Reich. So etwa die Teilmobilisierung der polnischen Streitkräfte gegen das Reich im Frühjahr 1939, Nadelstiche wie der Beschuß deutscher Flugzeuge oder Städte (Beuthen) und natürlich der Disput um Danzig. Ein Einfall in Polen würde Hitler zudem ein genügend großes Hinterland in einem eventuellen Krieg gegen die Sowjetunion sichern. Daß durch den Nichtangriffs-Pakt mit der Sowjetunion (24.8.1939) ein solcher Krieg zunächst einmal ausgeschlossen werden konnte, änderte nichts an der Tatsache, daß mit Polen einiges zu bereinigen war, darunter auch die Gebietsverluste durch den Vertrag von Versailles (Großteile der preußischen Provinzen Posen und Westpreußen, das vormals ostpreußische Gebiet Soldau und das oberschlesische Industriegebiet). So kam es am 1.9.1939 zum völkerrechtswidrigen Einmarsch in Polen. Hitler/ Stalin-Pakt hin oder her: den Westmächten würde ein siegreicher Feldzug Deutschlands gegen Polen nach wie vor gut in ihre Pläne passen, Deutschland näher an die Grenze zu Rußland zu bringen. Denn früher oder später würde es doch zwischen dem Reich und der Sowjetunion zum Krieg kommen müssen.

So zögerten die mit Polen verbündeten Länder Frankreich und England mit dem per Vertrag zugesagten Eingreifen auch hier. Sie opferten Polen in der Hoffnung, daß es damit später zwischen Deutschland und der Sowjetunion zu dem herbeigesehnten Konflikt kommen müsse. Im Augenblick begnügten sie sich mit der Kriegserklärung vom 3.9.1939 an Deutschland, was den Polen herzlich wenig gefallen und helfen konnte.

8. Krieg im Osten und Frieden im Westen

Offiziell ist jetzt Krieg im Westen, durch den Nichtangriffspakt mit der Sowjetunion aber Frieden im Osten. Betrachtet man die heutige Einstellung vieler Deutscher zu Rußland, so hätten sich wohl auch viele Deutsche damals angesichts der UdSSR und ihrem kommunistischen System eher eine gegenteilige Lage gewünscht. Also Frieden im Westen, besonders zu England, und Krieg im Osten gegen Rußland. Ähnlich wohl auch die Einstellung Hitlers, wie nicht alleine aus seinem „Mein Kampf“ zu entnehmen ist. Was er auf jeden Fall zu verhindern suchte, war ein Krieg auf beiden Fronten. Um also in Rußland einzumarschieren und weiterhin, benötigte er zumindest das Stillhalten Englands und damit auch Frankreichs. Das zu gewähren läge zudem auf der Linie Englands und der dahinter agierenden Finanzkräfte (siehe den „Aufbau“ Hitlers). Ein Einfall Hitlers würde beide Länder – Deutschland und Rußland – verbluten lassen. Die Weltherrschaft Englands wäre weiterhin gesichert und der Zugriff auf und die Ausbeutung von russischen Rohstoffen würde der Finanzwelt ungeheuere Gewinne verschaffen.

9. Die Westfront

Wie sah es denn an der Westfront nach den Kriegserklärungen Frankreichs und Englands vom 3.9.1939 aus? Da geschah zunächst wenig, bis Deutschland am 10.5.1940 die deutsche Offensive gegen Belgien, die Niederlande, Luxemburg und Frankreich startete und siegreich beendete. Der Widerstand Frankreichs und der englischen Kräfte endete dann mit dem Übersetzen von 340.00 alliierten Soldaten von Dünkirchen nach England in den Tagen vom 24.5.1940 bis zum 4.6.1940. Daß die Deutschen dies zuließen, indem sie ihren nach Dünkirchen vorrückenden Panzern am 24.5.1940 einen Haltebefehl erteilten, deutet daraufhin, daß man die Brücke zu England nicht völlig abbrechen wollte. Frankreich war geschlagen und so kam es mit dem Waffenstillstand vom 22.6.1940 zur Kapitulation Frankreichs. Der Waffenstillstand sah die Besetzung von 60 Prozent des französischen Territoriums in Europa durch die deutsche Wehrmacht vor. Im unbesetzten Teil Frankreichs bildete sich das eng an Deutschland angelehnte Vichy-Regime. Frankreich verlor seine vormalige Souveränität.

An der Westfront war Ruhe, aber noch kein Frieden, der Krieg war noch am Leben. So begannen deutsche Luftangriffe auf England ab Mitte 1941, währten allerdings nur bis zum Mai 1941. Denn es galt nun, den Überfall auf Rußland vorzubereiten. Denn Hitler hatte mit der Weisung vom 18. Dezember 1940 erlassen, daß sich die Wehrmacht bis zum 15. Mai 1941 darauf vorbereiten müsse, „auch vor Beendigung des Krieges gegen England Sowjetrußland in einem schnellen Feldzug niederzuwerfen“. Brauchte er nicht aber dennoch dazu eine Absicherung seitens Englands?

Und Krieg herrschte auch an anderen Plätzen. Im Februar 1941 waren Truppen des Deutschen Afrikakorps unter Generalleutnant Erwin Rommel im nordafrikanischen Libyen eingetroffen und hatten die Hauptstadt Tripolis erreicht. Im April 1941 hatte Griechenland vor den Deutschen kapituliert und Athen wurde eingenommen.

10. Kein Zweifrontenkrieg - meldet Rudolf Heß

Doch kommen wir zurück zum Mai 1941. Hitler suchte trotz seiner Weisung vom Dezember 1940 Rückendeckung von Seiten Englands. Unter dieser Prämisse macht ein mit ihm abgestimmter Kontakt Sinn: der Flug seines Vertrauten und Stellvertreters Rudolf Heß am 10.5.1941 mit dem Ziel eines Friedensschlusses mit England oder zumindest der Zusage, daß es nicht zu einem Zwei-Frontenkrieg kommen werde, wenn das Deutsche Reich Rußland angreife, daß also England/Frankreich sich ruhig verhalten würden.

Aus der Tatsache, daß nun am 22.6.1941 mit der Aktion Barbarossa der Überfall auf die Sowjetunion erfolgte, also nur wenige Tage nach dem Flug seines Vertrauten, läßt sich zum einen vermuten, daß Heß eine Antwort Englands vor dem Start der Aktion Barbarossa einholen sollte. Zum andern muß man nach Lage der Dinge annehmen, daß Heß damit ein von England zugesichertes Stillhalten der Westfront signalisiert hatte, ein Zweifronten-Krieg somit auszuschließen war.6

Und so konnte Deutschland mit dieser (erlogenen) Zusicherung Englands ohne das Risiko eines Zweifronten-Kriegs am 22.6.1941 in Rußland einmarschieren. Damit ging die Rechnung Englands und wohl auch der am Krieg verdienenden Finanziers in der City of London und in der Wallstreet auf: Hitler hatte endlich nach langer Aufbauarbeit des Westens zugepackt und würde in einem blutigen Krieg die Sowjetunion niederringen und reif für künftige Investoren mit Aussicht auf gewaltige Profite machen. Doch auch für Deutschland würde der Sieg allenfalls ein Pyrrhussieg sein, so daß dann auch das mächtige Deutsche Reich am Ende sein dürfte. Und um letzteres zu beschleunigen, kann man ja die Westfront wieder zum Leben bringen. Und wenn nötig würden sicher ganz gerne auch die GI’s über den großen Teich zu Hilfe kommen, um abzusahnen.

11. Barbarossa - der Einmarsch in die UdSSR