Aus dem Amerikanischen
von Sylvia Pranga
Nauti Dreams
The Nauti Boy Series 3
Lora Leigh
Deutsche Übersetzung © Sieben Verlag 2017, 64823 Groß-Umstadt
Übersetzt aus dem Amerikanischen von Sylvia Pranga
Original englische Ausgabe © 2011 Lora Leigh
Covergestaltung © Andrea Gunschera
German translation © 2017 by Sieben Verlag
Original English language edition © Copyright 2011 by Lora Leigh All rights reserved including the right of reproduction in whole or in part in any form. This edition published by arrangement with The Berkley Publishing Group, an imprint of Penguin Publishing Group, a division of Penguin Random House LLC.
ISBN Taschenbuch: 9783864436680
ISBN eBook-mobi: 9783864436697
ISBN eBook-epub: 9783864436703
www.sieben-verlag.de
Prolog I
Prolog II
Eins
Zwei
Drei
Vier
Fünf
Sechs
Sieben
Acht
Neun
Zehn
Elf
Zwölf
Dreizehn
Vierzehn
Fünfzehn
Sechzehn
Siebzehn
Achtzehn
Neunzehn
Zwanzig
Einundzw Anzig
Epilog
Weihnachten
Die Autorin
Vor fünf Jahren
„Du kleine, amerikanische Hure.“
Dieses Mal war der Tritt härter. Er zielte auf das zarte Fleisch von Chayas Bauch. Die Luft wurde ihr aus den Lungen getrieben und ihr gequälter Schrei hallte in der kleinen Zelle wider, in die man sie gezerrt hatte.
Ihr Schrei. Sie wusste, dass sie geschrien hatte, erstickt und schmerzerfüllt. Aber ihre eigene Stimme klang nicht mehr vertraut. Die Realität war am Tag zuvor verschwunden und bisher nicht zurückgekehrt.
Sie war kurz vor Bagdad aus ihrem Auto gezogen worden. Man hatte ihr die Augen verbunden und sie in einen Lieferwagen geschoben. Und das war im Vergleich mit dem, was in den Stunden seitdem geschehen war, ein Spaziergang gewesen.
„Wäre es nicht viel leichter, uns einfach zu geben, was wir brauchen, du Schlampe?“ Der Lauf einer Handfeuerwaffe strich über ihre Wange. „Dann dürftest du sterben. Schnell. Ohne Schmerzen. Wäre das nicht schön? Keine Klammern mehr an empfindlichen Körperteilen. Keine Stromschläge. Keine Tritte. Du musst uns nur sagen, wer dich kontaktiert hat. Und uns sagen, welche Informationen die haben.“
Die Stimme war wie ein tückisches Flüstern in ihrem Kopf, während sie weinte. Sie hatte sich zusammengerollt und Schluchzer schüttelten ihren Körper. Oh Gott, bitte, lass nicht zu, dass sie ihr noch mehr wehtaten. Sie konnte die Verletzungen überall an ihrem Körper spüren. Ihre Brustwarzen waren angeschwollen und ihre zarten Knochen konnten keine weiteren Misshandlungen ertragen, ohne zu brechen.
Bis jetzt hatten sie sie nicht gebrochen. Hatte sie es geschafft, sie zu überzeugen, dass sie nichts wusste? Dass sie keine Ahnung hatte von dem illegalen Kanal, über den sie ihre Waffen und Sprengstoffe bezogen? Dass sie nicht beauftragt worden war, Informationen über einen Spion im Geheimdienst der Armee zu sammeln, der ihnen Zugang zu den Waffen verschaffte? Und was sollte sie mit der Gewissheit machen, dass nur eine einzige Person wusste, wo sie war und warum?
„So einfach“, gurrte eine Stimme. Sie konzentrierte sich auf den Akzent. Es war nicht Irakisch-Arabisch. Sie sprach Irakisch-Arabisch. Es war auch nicht Afghanisch. Es gab Unterschiede im Klangbild, auch wenn sie dieselbe Sprache nutzten. Sie kannte die Unterschiede. Diese Stimme war ein Flüstern von etwas anderem, jemand anderem. Sie kannte diese Stimme.
Ein weiterer Tritt traf sie. Ein Schrei entrang sich ihr, als die Stiefelspitze in ihre Rippen knallte. Entsetzen durchspülte sie wie eine ölige, dunkle Welle erstickender Hitze. Beim nächsten Mal würden sie ihr die Rippen brechen. Wenn das geschah, hatte sie keine Chance auf Flucht. Nackt, verletzt, voller Schmerzen. Sie könnte bei der geringsten Gelegenheit entkommen. Aber mit gebrochenen Rippen? Die vielleicht eine innere Blutung verursachten? Das würde sie nie schaffen.
„Vielleicht werden wir diese eine Weile behalten“, sagte die Stimme nachdenklich. Sie konnte ein hämisches Lachen mitschwingen hören. „Ich glaube, dass sie deine Berührungen mag, oder?“
Nein, nein. Sie schüttelte den Kopf. Ein trockenes Würgen ließ sie zittern. Die Krämpfe quälten sie, als sie ihren Körper durchliefen.
„Dir gefallen unsere Berührungen nicht?“ Falsches Mitgefühl erfüllte die Stimme, als sich der Mann zu ihr herabbeugte. „Vielleicht benutzen wir dich und füllen deinen Bauch mit unserem Samen. Dann nehmen wir deinen Balg, legen ihn in einen hübschen Kinderwagen gefüllt mit Sprengstoff und stellen ihn vor euer Weißes Haus. Wer kann schon dem Weinen eines Babys widerstehen?“
Sie atmete schwer. Realität. Real war, dass sie für Empfängnisverhütung gesorgt hatte, bevor sie diese Mission angetreten hatte. Real war, dass es irgendwo Verstärkung gab. Ihr Team wollte sie und die Informationen, die sie hatte, nicht verlieren. Aber sie konnten sie nur retten, wenn sie wussten, dass sie vermisst wurde. Sofern der Offizier, mit dem sie diese Reise geplant hatte, gemeldet hatte, dass sie nicht zurückgekehrt war.
Real war, dass sie zu befürchten begann, dass dieser Offizier die undichte Stelle war, die sie im Geheimdienst der Armee suchten. Realität. Sie musste durchhalten, nur noch ein bisschen länger. Sie musste eine Fluchtmöglichkeit finden, um diese Information ihren Vorgesetzten zukommen zu lassen. Und das trotz der Ernüchterung und des Bewusstseins von Verrat, die ihre Seele versengten. Sie spürte eine Hand auf ihrem Schenkel. Finger berührten sie prüfend.
Wut und Angst loderten in ihr. Sie trat aus, um die Berührung zu vermeiden, zu verletzen, zu schädigen, ihn so zu verärgern, dass er von ihr wegblieb. Sie zog die Tritte vor. Sie würde sogar gebrochene Knochen vorziehen.
„Also, Greta.“ Er seufzte und klang resigniert. Sie hörte, wie er um sie herum schlurfte. „Aus einem bestimmten Grund wäre es keine angenehme Erfahrung, dich zu vergewaltigen. Und dir so lange Gewalt anzutun, bis du nicht mehr kämpfen kannst, reizt mich noch weniger. Aber wenn du mir nicht gibst, was ich brauche, spreize ich deine Beine und lasse die Wachen ihren Spaß mit dir haben. Sie werden dich immer und immer wieder benutzen, bis dein Körper so geschändet ist, dass sich sogar deine eigenen Leute vor dir ekeln. Willst du das?“
Die falsche Freundlichkeit in seinem Ton steigerte ihre Furcht. Er würde es tun. Sie wusste, dass es so kommen würde. Die ganze Zeit hatte sie gewusst, dass er diesen Schritt gehen würde. Gab es eine bessere Art, eine Frau zu foltern? Als die elektrischen Klammern an ihren Nippeln und ihrer Klitoris nicht funktioniert hatten, war er erfinderischer geworden. Seine Männer hatten sie nicht vergewaltigt. Dafür aber das schmerzhafte Gerät, das er verwendet hatte. Sie konnte nicht noch mehr Schmerzen ertragen.
„So eine schöne Frau.“ Er seufzte.
Saudisch. Sein Akzent war Saudisch. Sie konnte ihn nicht sehen. Ihre Augen waren mittlerweile so angeschwollen, dass sie bezweifelte, Tageslicht sehen zu können, wenn sie darin stand. Aber der Akzent. Die Stimme.
„Nassar“, flüsterte sie benommen und schluchzte. „Du hast uns betrogen, Nassar?“
Das stützte ihre Befürchtung, dass der Mann, den sie verdächtigte, die Army hintergangen zu haben, wirklich der Verräter war. Ihr Ehemann. Nassar war sein Freund. Sein Kontaktmann. Und ganz offensichtlich sein Mitverschwörer.
Lange Zeit erfüllte Stille die Leere. Nassar Mallah. Sie erinnerte sich jetzt an ihn. Er stand als Agent bei der CIA unter Vertrag und war einer der Maulwürfe, denen sie am meisten vertrauten. Er war attraktiv und charmant. Seine schwarzen Augen funkelten humorvoll, und er hatte immer ein Lächeln auf den Lippen. Sie hätte niemals vermutet, dass er ein Verräter sein könnte.
„Ah, Greta.“ Er strich wieder über ihre Wange. Aber sie hatte ihn abgelenkt. Er berührte nicht mehr das misshandelte Fleisch zwischen ihren Schenkeln, drohte nicht mehr, sie wieder zu öffnen und durch eine Hilflosigkeit zu zerstören, die sie nicht akzeptieren konnte.
„Warum?“ Ein Zittern durchlief sie und sie wusste, dass sie einen Schock erlitten hatte. Vielleicht hatten sie beabsichtigt, sie auf diese langsame Art zu töten.
„Tötet sie.“ Sie spürte, dass er aufstand. “Benutzt sie zuerst, wie es euch gefällt. Aber wenn ihr diese Zelle verlasst, muss sie tot sein.“
„Nein. Nassar.” Mit schwacher Stimme rief sie seinen Namen. „Wir haben dir vertraut. Wir haben dir doch vertraut.”
„Nein, du hast mir vertraut, du Närrin.“ Sie hörte das Schulterzucken in seiner Stimme. „Genieß deine letzten Minuten, Greta. Ich bezweifle, dass sie sich lange mit deinem gebrochenen Körper vergnügen werden. Aber bei diesen vieren weiß man nie.“
Die Zellentür knallte zu. Ihre Finger spannten sich um das provisorische Messer, das sie zuvor an den Steinen geschärft hatte. Als sie sie von der Pritsche zerrten, hatte sie es gegen ihr Handgelenk gedrückt und unter ihrem Körper versteckt. Real war, dass sie hier sterben würde. Das wusste sie.
Pop. Sie hörte das Geräusch, doch es ergab keinen Sinn. Sie hörte jemanden grunzen, hörte etwas fallen. Noch mehr dieser hohlen, nassen Pops und Schlurfen. Sie kannte dieses Geräusch. Kugeln. Sie konnte es nicht sehen, aber sie wusste, dass die Wachen tot waren. Hektisch krabbelte sie über den Boden, fand einen von ihnen und bemühte sich, ihm das Hemd vom Körper zu zerren. Knöpfe. Mein Gott, sie hasste Knöpfe. Sie löste sie mit steifen, geschwollenen Fingern. Dann hörte sie Rufen, Schreie und Grunzen vor der Zellentür.
Das Hemd war offen. Sie zog es von seinem Körper, schob ihre Arme in die Ärmel und schlang den Stoff um sich. Sie hatte keine Chance, die Knöpfe zu schließen. Eine Hose. Sie brauchte eine Hose. Sie war verzweifelt und mühte sich hektisch ab. Keuchend versuchte sie den Schmerz zu ignorieren, der in ihrem Körper brannte. Sie zerrte Stiefel und Hose vom Körper des Wächters.
Nachdem sie den Gürtel geschlossen hatte, fühlte sie, dass die Hose zu lang und schmutzig war. Aber sie bedeckte sie. Auf Schuhe musste sie verzichten. Gewehr. Sie hatte das Gewehr in der Hand und konnte einfach nichts sehen. Tränen liefen ihr über die Wangen, brannten in den Schnitten auf ihrem Gesicht und in ihren Augen, als sie zur Zellentür schlich.
Die Tür schwang auf. Sonnenlicht stach ihr zu lange in die Augen. Schatten umgaben sie. Sie riss das Gewehr hoch und schlug mit dem kleinen Holzpflock um sich, den sie sich geschnitzt hatte.
„Entspann dich!“ Das war ein Amerikaner. Eine raue Stimme. Kräftige Hände griffen nach ihren Handgelenken, rissen ihr das Gewehr und den Pflock weg. Jemand trat hinter sie. „Rettungsmission läuft“, zischte er. Verstärkung. Er erstattete Bericht. Mission. SEALs? Waren das SEALs?
„Hörst du mich, Faisal?“
Hände strichen rasch über sie.
„SEALs?“, keuchte sie.
„Schön wär’s“, knurrte er an ihrem Ohr. Seine Stimme war dunkel, wie alter Whiskey, und wirkte beruhigend auf ihre aufgewühlten Sinne. „Nur ein einziger verdammter Scharfschütze und ein Teenager mit mehr Mut als Verstand. Kannst du laufen?“
Er legte den Arm um sie, hielt sie an sich gedrückt. Er war warm und beschützend. Beschützte er sie wirklich oder wollte sie sich das nur einreden? Brauchte sie das, um die Ereignisse der letzten vierundzwanzig Stunden zu überleben?
„Ich kann nichts sehen.“ Und sie wollte ihn sehen. Sie wollte, dass ihre Sinne funktionierten und ihre Gedankengänge so nüchtern und scharf wie gestern waren.
„Ich führe dich, kannst du laufen?“ Die Frage war fast ein Summen, seine Stimme beinahe verführerisch.
„Ich kann laufen.“
Er zog sie auf die Füße. Ihre nackten Füße. Aber sie würde es schaffen. Sie würde rennen und alles tun, um dieser Zelle zu entkommen, den Händen, die sie berührt hatten, der Stimme an ihrem Ohr, die in ihren Kopf kroch.
„Was für eine kleine Zelle.” Er drängte sie in Hitze und blendendes Licht. „Ich glaube, wir haben sie alle erwischt, würde aber nicht darauf wetten. Wir haben Feinde, die in einigen Meilen Entfernung auf uns zukommen und ein enges Quartier, in dem wir uns verstecken können.“
Er sprach beim Laufen mit ihr. Sie rannten sehr schnell. Er hielt sie fest an seiner Seite und trug fast ihr ganzes Gewicht, während sie sich zwingen musste, mit seinem Tempo mitzuhalten.
„Nassar?“, fragte sie rau. Sie hoffte, dass der Bastard tot war.
„Ist mit dem einzigen Jeep abgehauen“, informierte er sie. „So hatten wir eine Chance.“
Nassar war entkommen. Aber sie hatte die Informationen, hatte alles, was sie brauchte, um ihn und ihren Ehemann zu rösten. Und genau das würde sie tun.
„Ich brauche ein Funkgerät“, keuchte sie. „Ich muss Meldung machen, bevor er untertauchen kann.“
„Vergiss es.“ Obwohl die Stimme hart und scharf war, hatte sie trotzdem etwas Tröstliches. Sie war amerikanisch. Südstaatendialekt. Kentucky, wenn sie sich nicht täuschte.
„Hör mal, kleines Mädchen. Ich werde hier an der kurzen Leine gehalten. Die Munition ist knapp. Ich bin ein Scharfschütze der Marines ohne Verstärkung oder Kontakt, bis ich dichter am Rettungsteam bin oder die nach mir suchen kommen. Ich wäre nicht mal hier, wenn dein Freund Faisal nicht über Kurzwelle einen Notruf abgeschickt hätte, den ich mit meinem einzigen Funkgerät empfangen habe. Wir müssen abhauen, und zwar schnell. Oder wir beißen ins Gras. Die bösen Jungs dahinten geben bestimmt gute Rasenmäher ab.“
Sie rannten einen Hügel hinauf. Er bellte Befehle. Sammelte seine Waffen und sein Gepäck auf. Rannte weiter.
„Wo sind wir?“ Sie rang nach Luft und versuchte mitzuhalten.
„Mitten im Nirgendwo.“ Er rannte im Höchsttempo und geriet nicht annähernd außer Atem. „Noch eine Meile, dann sind wir bei meinem Versteck. Du musst durchhalten, Süße, denn wenn wir da nicht hinkommen, sind wir tot. Und der Tod und ich verstehen uns nicht.“
„Lebt sie? Lebt sie?“ Jung, Iraker. Die Stimme des Jungen klang verzweifelt. Der Mann hielt nur für eine Sekunde an. Sie kannte die Stimme. Faisal war einer ihrer Informanten. Der Mut dieses Jungen war unglaublich.
„Sie lebt. Und jetzt beweg deinen Arsch, Junge.”
„Mach ich, Natchie“, antwortete der Junge. „Schnell, schnell.“
„Verdammter Bengel.” Aber in seiner Stimme lag Zuneigung. Diese Zuneigung, das Gefühl von Schutz, das sie zu umgeben schien, in sie eindrang, ließ ihre Brust nicht nur vom Rennen schmerzen. Wie lange war es her, seit sie sich beschützt gefühlt hatte? Hatte sie das jemals? Jetzt war es so. Mit dem Arm des Fremden um ihre Taille, der sie halb zog und halb trug. Und sie rettete. Und Chaya war noch nie in ihrem Leben gerettet worden.
Sie rannten mit voller Kraft. Sie konnte nichts sehen, ihre Füße bluteten und ihre verletzten Rippen schmerzten höllisch. Aber sie war frei. Das war real. Und wenn ein kleines Wunder geschah, würde sie frei bleiben. Aber sie wusste, dass diese Arme nicht immer da sein würden. Diese Stärke würde sie nicht immer umgeben und sie erübrigte einen Moment, um das zu bedauern.
Natches rannte die Meile zu dem Loch, das er in der Nacht zuvor gegraben hatte, nachdem sein Funkgerät Faisals kodierte Nachricht über Kurzwelle empfangen hatte. Er hatte die Löcher ausgehoben, sie vorbereitet und war dann dem Mädchen zu Hilfe geeilt, das in ein Terroristencamp verschleppt worden war. Es war ein kleines Camp, weit abgelegen, in dem sich kaum ein Dutzend fanatische Bastarde mit harten Augen und einer amerikanische Blondine befanden. Zum Teufel, wer war so dumm gewesen, sie zu verlieren? Sie war eine Agentin. Das sagte ihm die automatische Ausdauer, die sie antrieb. Sie hatte kaum die Kraft, allein zu kriechen. Aber ihre Beine bewegten sich und sie bemühte sich, ihm soweit zu helfen, wie sie konnte.
Faisal rannte leichtfüßig an seiner Seite. Sein dunkles Gesicht legte sich vor Sorge in Falten, als er Schüsse hinter ihnen hörte. Sie waren außer Sicht, als sie den niedrigen Hügel umrundeten. Das Loch war direkt vor ihnen. Es war dicht bedeckt mit abgerissenen Ästen und totem Unterholz. Ein natürlicher Teil der Landschaft.
„Kriech in das Loch.“ Er hob die erste Abdeckung an und schob Faisal hinein, ein kleines Paket mit Vorräten hinterher. Er warf sich mit dem Mädchen in das zweite Loch und riss die Abdeckung über sie. In dem Moment war das Geräusch eines Hubschraubers zu hören, der aus Richtung des Terroristencamps auf sie zukam.
Natürlich mussten sie einen verdammten Hubschrauber haben, dachte er, als er sich zu der natürlichen Öffnung beugte, die er geschaffen hatte, um zu sehen, ob sie verfolgt wurden. Verdammt, das brauchte er nicht. Das Loch war tief genug, um darin zu sitzen. Die natürliche Abdeckung war stark genug, um vielleicht sogar einen Panzer auszuhalten. Sie waren sicher, wenn diese Bastarde keine Hunde hatten. Das Loch war nicht lang oder sehr breit, aber es war das Beste, was er in der kurzen Zeit machen konnte.
„Kommt bald eine Rettungsmannschaft?“, keuchte sie.
Er sah sie an und zuckte zusammen. Sie lehnte am Erdwall. Ihre Augen waren zugeschwollen, ihre Lippen trocken und aufgesprungen. Sie sah verletzlich aus, aber sie hatte ein Rückgrat aus Stahl.
„Ich habe einen Peilsender am Körper. Sie finden mich, wenn sie nah genug rankommen. Als ich nicht am ersten Treffpunkt war, sind sie meinem Signal gefolgt.”
Ihre Lippen verzogen sich spöttisch. „Bis du sicher? Kollateralschäden scheinen momentan das Motto zu sein, weißt du.“
Das stimmte leider. „Jeder gute Redneck weiß, dass man immer einen Plan B braucht“, versicherte er ihr. Sein Team war der ganze Plan A oder B, den er brauchte. Die meisten Scharfschützen arbeiteten allein. Aber auf dieser Mission war er die Nummer Eins, das wusste er. Sie brauchten ihn zu sehr, um zuzulassen, dass ihm etwas passierte.
Sie atmete erschöpft aus, und er zog eine Feldflasche aus seinem Rucksack und öffnete sie. „Hier. Trink langsam.“ Er hob das Wasser an ihre Lippen und starrte ihr ins Gesicht, als sie trank.
„Ich habe Salbe und Bandagen für deine Augen“, sagte er. „Diese Bastarde gehen immer zuerst an die Augen, was?“
Sie lachte bitter. „Zumindest kommt das für sie an zweiter Stelle.“
Er zog den Verbandskasten hervor, strich Salbe auf ihre Augen und legte ihr dann Bandagen an. Sie hatte das Gesicht eines Engels, dachte er. Feiner Knochenbau, zarte Wangenknochen und hübsche, sinnliche Lippen, wettete er. Im Moment waren sie blutig und geschwollen.
„Eine alte Lady bei mir zu Hause macht diese Salbe“, erzählte er ihr. „Die Bastarde haben mich letztes Jahr erwischt und mir fast die Augäpfel rausgerissen, bevor ich entkam. Als ich im Urlaub nach Hause kam, machte sie mir diese Salbe und ich musste ihr versprechen, sie immer bei mir zu haben.“
„Kentucky“, flüsterte sie, als der Hubschrauber über sie hinwegflog.
„Lake Cumberland.“ Er verteilte auf den Schrammen auf ihrem Gesicht vorsichtig etwas Salbe. Sie war eine schlanke Frau. Haare und Gesicht waren schmutzverkrustet, aber sie war eine Schönheit gewesen, bevor Nassar und seine Männer sie in die Finger bekamen.
„Du stammst aus Neuengland.“ Er nickte bei ihrem Akzent. „Verdammt schöne Gegend. Und verdammt hübsche Mädchen.”
Ihr Lächeln war müde. „Jetzt ist es eins weniger.“
Das bezweifelte er ernsthaft. „Haben sie dich vergewaltigt?“
Er war überrascht über die Wut, die seinen gesunden Menschenverstand zu überwältigen drohte. Natürlich hatten sie sie vergewaltigt. Dafür waren sie bekannt.
Sie schüttelte den Kopf und verzog spöttisch das Gesicht. „Sie nicht.“
„Wer dann?“ Er schmierte Salbe auf ihre geschwollenen Lippen. Aber die besondere Betonung war ihm nicht entgangen.
„Nassar hatte einige interessante Spielzeuge.“ Sie zog eine Grimasse. „Aber er hatte genug davon, sie zu benutzen. Seine kleinen Freunde sollten das übernehmen, nachdem er abgehauen war. Übrigens danke für das gute Timing.“
Natches ließ sich auf die Fersen zurücksinken und lauschte aufmerksam auf Geräusche. In dieser Gegend gab es keine Höhlen. Im nächsten Hügel gab es jedoch mehrere. Die Gegend, die er gewählt hatte, war nichts als eine flache, uninteressante Schlucht. Nur ein paar struppige Bäume und totes Unterholz. Der perfekte Platz für ein Loch. Sie würden das Gebiet überprüfen, aber viel interessierter an den Höhlen in einer Meile Entfernung sein.
„Dein Ziegenhüter-Freund Faisal“, erklärte er leise, „Er hat gesehen, wie Nassar dich geschnappt hat. Er hat außerdem ein praktisches Militär-Kurzwellenfunkgerät und ist mit einem Sergeant der US-Army befreundet, der ihm ein bisschen Code beigebracht hat. Diesen Code empfing ich auf meinem Rückweg. Ich machte einen Umweg, um dich zu retten. Dafür werden mir die Jungs zu Hause alle auf die Schulter klopfen. Vielleicht wird sogar eine Straße nach mir benannt.“
Ihr Lächeln war langsamer. Benommen. Sie entglitt ihm, und das durfte er nicht zulassen. „Faisal ist ein guter Junge“, flüsterte sie. Ihr Kopf kippte zur Seite.
„Hey, Mädchen, wach auf.“
„Chaya. Ich heiße Chaya.”
Ihre Stimme war weich und süß. Das gefiel ihm. Ein verdammt hübscher Name für eine verdammt hübsche Frau. Er berührte wieder ihre Wange. „Sprich mit mir, Chay. Sag mir, wo du verletzt bist. Ich muss mich um so viele Wunden wie möglich kümmern, falls wir rennen müssen.“
„Füße. Verletzte Rippen. Vielleicht eine Gehirnerschütterung. Keine inneren Blutungen. Keine gebrochenen Knochen.“
Sie dämmerte weg. Natches lehnte sich vor und berührte ihre Lippen mit seinen. Sie riss den Kopf hoch und keuchte. Aber sie streckte die Hände nach ihm aus. Ihre schlanken, zarten Finger ballten sich zu Fäusten, ganz fest, als hätte sie Angst, ihn wieder loszulassen. Doch dann tat sie genau das. Langsam. Zögernd.
„Na, bist du jetzt wach?“ Er machte mit ihren Füßen weiter, legte sich einen in den Schoß und zog den Verbandskasten zu sich heran.
„Warum hast du das gemacht?“ Sie klang schockiert, aber wach und klar.
„Meine Küsse sind wirkungsvoll“, prahlte er schamlos. Er musste sie unbedingt bei klarem Bewusstsein halten. „Die wecken alle Mädchen auf.“ Er benutzte eine Stiftlampe, um ihre Füße gründlich zu untersuchen. Dabei lauschte er weiterhin aufmerksam, verfolgte das Geräusch des Hubschraubers über ihnen und das der Fahrzeuge, die sich nun durch die Schluchten bewegten.
Dann lugte er über die Kante des Lochs, konnte aber nichts sehen, was nah genug war, um eine Bedrohung darzustellen.
Er strich Salbe auf ihre Füße, zog danach sein Hemd und T-Shirt aus. Das T-Shirt riss er in Streifen und verband damit ihre Füße. Dann umwickelte er sie mit Verbandsmull.
„Also mögen alle Mädchen deine Küsse?“ Sie klang immer noch wach.
„Sie betteln um meine Küsse.“ Das war tatsächlich die Wahrheit. Aber als er diese Frau ansah, die so stark und so entschlossen war, wunderte er sich über die Frauen, die er bisher kennen gelernt hatte. Hätte eine von ihnen die Stärke gehabt, so weit zu kommen? Er wusste, dass es nicht so war. Und diese Frau hier würde sich nie auf die Mackay-Spielchen einlassen, so wie die anderen.
„Eingebildet.“
Ihr Lächeln war müde und Sorge durchflutete ihn. Sie war leichenblass. Schmerz und Schock setzten ein, da sie nun nicht mehr von Todesangst erfasst war. Er konnte keinen Schock riskieren. Nicht jetzt.
Er wühlte im Verbandskasten und förderte das stärkste Schmerzmittel zutage, das er hatte. „Nimm das.“ Er schob eine Tablette in ihren Mund und hob ein weiteres Mal die Feldflasche an ihre Lippen. Sie trank und lehnte dann den Kopf an den Erdwall hinter ihr.
Eine Weile war es still im Loch. Ihre Atmung war flach und unregelmäßig. Alle paar Sekunden zuckte sie zusammen oder verzog das Gesicht gerade stark genug, dass er die Veränderung ihrer Mimik bemerkte. Er wollte sie festhalten. Sie war fast gebrochen. Vielleicht nicht physisch, aber seelisch auf jeden Fall. Sie hatte es bis hierher geschafft, ein wenig musste sie noch durchhalten.
„Die Trucks kommen näher.“ Sie klang erschöpft, aber noch nicht ängstlich.
„Sie werden eine Weile suchen. Ich bin gut in so was. Keine Sorge.“
Er überprüfte Faisals Loch. Alles war still. Faisal wusste, wie man sich versteckte. Er tat das nicht zum ersten Mal, und wahrscheinlich würde es nicht das letzte Mal sein. Er hatte alles, was er für seine Sicherheit brauchte, solange niemand das Versteck entdeckte, das Natches errichtet hatte.
„Wie haben sie dich geschnappt?“, fragte er schließlich, als sie nichts weiter sagte.
„Sie zerrten mich außerhalb Bagdads aus meinem Auto, warfen mich in einen Lieferwagen, verprügelten und folterten mich.“ Sie zuckte mit den Schultern, aber er konnte den Widerhall des Schreckens in ihrer Stimme hören.
„Was hast du, das sie wollen?“
Sie war eine Amerikanerin, die stark genug war, um einen toten Mann auszuziehen und sich in der Zeit in seine Kleidung zu werfen, die er brauchte, um ein paar Köpfe wegzupusten und zu ihr zu gelangen. Sie war eine Agentin. Er wusste das wegen ihrer Bemerkung, dass sie jemanden über Nassar informieren musste. Das würde mindestens ein paar Stunden dauern.
„Ich habe nichts, das irgendjemand wollen würde“, sagte sie müde. „Ich bin Katastrophenhelferin und habe in Bagdad gearbeitet.“
„Erzähl mir keinen Blödsinn, Süße.“
„Dann mach das auch nicht mit mir. Du weißt, wie es läuft.“ Sie ahmte seinen Akzent exakt nach. „Ich muss hier raus.“
Ja, er wusste, wie es lief. Sie durfte nichts verraten, und er sollte nicht fragen. Aber er war nun mal ein neugieriger Bastard.
„Kann nicht mehr lange dauern. Ich habe schon meinen Anschluss verpasst“, sagte er. „Wenn ich nicht am Treffpunkt bin, schicken sie mir ein Team. Ich bin wichtig, weißt du.“
„Offensichtlich wichtiger als ich.“ Sie seufzte. „Kann ich ein Schläfchen machen?”
„Keine Schläfchen.“ Der Hubschrauber kam näher. Er hoffte, dass Faisal seine Deflektordecke über dem Kopf hatte. „Komm her. Wir müssen uns hinhocken.“
Für eine Sekunde blitzte Angst auf ihrem Gesicht auf, als er die leichte, silberüberzogene Decke entfaltete, über ihre Köpfe zog und sorgfältig um sie herum ausbreitete. Wenn auch nur so viel wie ein Fuß darunter hervor sah, konnte der Wärmedetektor sie entdecken. Er hatte keine Ahnung, wie der Helikopter ausgerüstet war. Aber er wollte kein Risiko eingehen.
Er hatte sie wie ein besitzergreifender Liebhaber umschlungen und er konnte ihre Angst ebenso leicht spüren wie die Hitze, die sich unter der Decke aufbaute.
„Weißt du, wenn ich jetzt zu Hause wäre, würden die Frauen schnurren, wenn sie so nah bei mir wären“, betonte er und lächelte. „Sie mögen meinen harten Körper. Sie denken, dass ich sexy bin.“
Sie lachte nervös, als er seine Wange an ihr Haar lehnte. „Ich kann nicht sehen, ob du sexy bist“, erinnerte sie ihn. Er hasste das Beben in ihrer Stimme.
„Oh, da verpasst du was.“ Er seufzte mitleidig. Seine Stimme war ein sanftes Flüstern. „Ich sehe verdammt gut aus, Chay. Grüne Augen und eine schöne Sonnenbräune. Ich habe harte Bauchmuskeln. Schwarzes Haar. Die Frauen sabbern, wenn sie mich sehen.”
Er lächelte, lauschte aufmerksam und war dankbar, als sie sich ein wenig entspannte. Er hielt sich nicht für besonders attraktiv. Aber er wusste, was die Frauen sagten. Außerdem musste er sie ablenken. Das war alles, was zählte.
„Sehr eingebildet.“ Ihre Hände umklammerten seine Unterarme. Zerbrochene Nägel bohrten sich in seine Haut.
„Oh ja, das bin ich. Und furchtbar verwöhnt.“
„Was tust du hier eigentlich?“
„Spielen? Dem Heiratsmarkt entkommen?“ Er zog sie näher an sich, als das Geräusch des Hubschraubers über ihnen sie zittern ließ. Die Tarnfarbe der Decke in Kombination mit dem Unterholz und den Ästen über ihnen würde sie vor Blicken verbergen. Er sorgte sich einen Moment um Faisal, dann verdrängte er den Gedanken. Wenn sie gefangen wurden, würden sie wahrscheinlich sowieso sterben, trotz des Rettungsteams, das sich, wie er wusste, zu ihnen durchkämpfte.
Er hatte Bilder, Skizzen, Truppenbewegungen und geheime Terroristencamps. Inzwischen hatte er sechs Wochen im Nirgendwo hinter sich. Nachdem er seine erste Mission beendet hatte, war er auf eine Rettungsmission für einen anderen gefangenen Agenten geschickt worden. Dieser Agent war befreit worden. Also warum hatte man niemanden auf die Suche nach ihr geschickt?
„Sie kommen näher.“ Die Angst machte sie atemlos.
„Keine Sorge, Baby. Heute Abend sind wir in Sicherheit und feiern mit einem Selbstgebrannten, den ich extra für das Ende der Mission aufgehoben habe. Ich mache dich betrunken und verführe dich.“
„Mich verführen?“
„Oh ja.“ Er zog sie dichter an sich. „Ich lege dich hin und küsse jede deiner Verletzungen. Dann lecke ich den ganzen Schmerz weg. Ich werde an diesen hübschen, zarten Nippeln saugen und wenn ich tiefer gehe, wirst du den ganzen Schmerz vergessen.“
„Großes Ego.“ Sie zitterte in seinen Armen bei dem Geräusch der Fahrzeuge, die durch die Schluchten fuhren.
„Wahrheit.“ Er küsste sie auf den Scheitel. „Wenn ich damit fertig bin, wird dir das hier nur noch wie ein böser Traum vorkommen. Weit weg und vorbei. Dann gibt es nur noch dich und mich, Süße. Verschwitzt und heiß werden wir Dinge tun, die uns beide zum Erröten bringen könnten.“
„Ich wette, dass du nicht rot wirst.“ Sie vergrub das Gesicht an seiner Brust, als Stimmen etwas auf Arabisch schrien.
„Ich wette, du könntest mich zum Erröten bringen.“ Er küsste ihr Haar und lächelte. Triumph durchströmte ihn, als er das Funkgerät an seinem Schenkel vibrieren spürte. „Wirst du mich heute Abend erröten lassen, Süße? Ich habe gerade ein Signal empfangen.“ Er nahm ihre Hand und legte sie auf das Funkgerät. „Noch fünf Minuten, dann bricht hier die Hölle los. Noch fünf Stunden und ich lasse dich erröten.“
„Das kannst du nicht.” Er hätte schwören können, dass er Tränen in ihrer Stimme hörte.
„Dich zum Erröten bringen, wäre das höchste Ziel meines Lebens“, murmelte er. „Ich schwöre dir, Baby, ich würde es schaffen.“
„Ich bin verheiratet.”
Lake Cumberland, Kentucky
August, vier Jahre später …
Chaya Greta Dane fand den Peilsender, der unter Dawg Mackays Fahrzeug angebracht gewesen war. Er lag am Rand einer unbefestigten Straße so tief in den Bergen Kentuckys, dass es höllisch schwierig werden würde, den Rückweg zu finden.
Sie stieß den Atem aus und schüttelte den Kopf. Die Mackays waren nicht dumm. Aber manchmal tat ihr Boss so, als ob sie es wären. Und das war ein großer Fehler. Besonders wenn man die Tatsache bedachte, dass Cranston wirklich kein Trottel war.
Sie sah sich in der Gegend um, strich ihr dunkelblondes Haar zurück und ergab sich in das Unvermeidliche. Dawg Mackay hatte sie an der Nase herumgeführt. Und er hatte genau gewusst, was er tat. Durch verschlungene Täler, steile Bergstraßen hinauf, die man kaum als Trampelpfade bezeichnen konnte und hinein in die dichten Wälder, die Lake Cumberland wie ein schützender Liebhaber umschlangen.
Sie würde den Rückweg letztlich finden. Aber sie zweifelte nicht daran, dass sie die ganze Nacht hier festsitzen würde. Ihr Satellitentelefon funktionierte aus irgendeinem Grund nicht. Ihr Handy hatte keinen Empfang. Und die Nacht brach herein. Sie richtete sich aus der Hocke auf und sah auf den Peilsender hinunter, den ein anderer Agent unter Mackays Fahrzeug angebracht hatte. Dann stemmte sie die Hände in die Hüften und starrte auf den dichten Wald, der sie umgab.
Es hätte Spaß gemacht, wenn sie vorbereitet gewesen wäre. Einfache Dinge wie genug Wasser für die Nacht und vielleicht ein Schlafsack würden ihr genügen. Sie hatte ihre Waffe. Und ihre Gedanken. Es wurden immer mehr Gedanken je länger sie in Somerset und in der Nähe von Natches Mackay blieb. All die Erinnerungen, die sie verdrängen wollte, stürmten auf sie ein.
Sie schüttelte den Kopf und griff in ihre Hintertasche, um einer Gewohnheit zu frönen, die sie in den letzten Monaten wiederaufgenommen hatte. Aber die Zigarettenschachtel, die sie dort hineingeschoben hatte, war leer. Toll.
Kopfschüttelnd knüllte sie die Packung zusammen und warf sie auf den Rücksitz ihres geliehenen Jeeps. Ihr Boss hatte mit diesem Auto kurz außerhalb Somersets auf sie gewartet, nachdem sie ihm mitgeteilt hatte, in welche Richtung Dawg Mackay und seine Freundin Crista Jansen unterwegs waren.
Crista Jansen sah der Frau, die einen Raketenverkauf zwischen Dieben und Terroristen arrangiert hatte, für den Geschmack des Heimatschutzes zu verdammt ähnlich. Es war ihre Aufgabe gewesen, Crista zu folgen, ein Auge auf sie und alle zu haben, mit denen sie sich traf. So wie sie Dawg Mackay kannte, traf Crista Jansen auf nichts anderes als auf jeden Zentimeter seines harten Kentucky-Körpers. Dawg war kein Verräter. Er wollte diese Raketen ebenso sehr finden wie sie. Und es war offensichtlich, dass er glaubte, dass diese Frau unschuldig war. Aber, zum Teufel, jeder dachte, dass die Person, die man liebte, unschuldig war. Die menschliche Natur hatte die Neigung, die Wahrheit zu übersehen, wann immer es ihr passte. Sie selbst hatte diese Lektion auf die harte Tour gelernt. Immer auf die harte Tour. Und was sie alles verloren hatte. Manchmal fragte sich Chaya, ob sie ihre Seele nicht in einer so trostlosen Wüste verloren hatte, dass sie den Geist aus einem Menschen saugte.
Sie schnaubte bei diesem Gedanken und trat nach einem Grasklumpen. Dann lehnte sie sich an ihr Auto und beschloss, die paar Minuten zu genießen, in denen sie nicht für ihren Boss, Timothy Cranston, erreichbar war. Zweifellos rief er sie bereits hektisch auf dem Handy und dem Satellitentelefon an. Und sie stand hier, atmete die frische Bergluft ein und fühlte, wie der Friede dieses Ortes sie umfing, in sie eindrang. Sie anflehte, sich zu entspannen. Sich zu erinnern. Sich an diese eine Nacht zu erinnern. Ein Mann. Der sie bat, ihre Augen zu schließen und sich an seine Berührung zu erinnern. Eine Berührung, die von ihren Tränen und Schluchzern begleitet wurde, aber auch von seiner Zärtlichkeit, der Wärme seiner Küsse, der Hitze seiner Leidenschaft. Eine Nacht, an die sie sich nur in ihren Träumen erinnerte.
Ihre Lippen verzogen sich zu einem Lächeln bei diesem Gedanken. Ja, sich entspannen und aus ihrer Deckung kommen. Hatte sie das nicht schon mal getan? Und hatte sie dafür nicht bezahlt? Hatte sie nicht alles, was sie je in ihrem Leben geliebt hatte, verloren, weil sie der falschen Person vertraut hatte? Und hier war sie und ein Teil von ihr bedauerte Dinge, von denen sie wusste, dass sie kein Recht hatte, sie zu bedauern.
Starke Arme, die sie nicht die ganze Nacht über hielten. Eine Stimme wie alter Whiskey, die bei der Erlösung nicht heiß und leidenschaftlich ihren Namen schrie. Schwielige, besitzergreifende Hände. Und sie bedauerte es, denn diese Illusion war die gefährlichste, die sie haben konnte.
Eine Sekunde später hörte sie ein unerwartetes Geräusch und zog die Waffe aus dem Holster an ihrem Rücken. Sie zielte auf die Vorderseite des Autos. Sie wusste, wer es war. Vorsorglich wartete und beobachtete sie. Aber das Geräusch eines Jeeps, der den Berg heraufkam, war unverkennbar. Kräftig, ein hartes, männliches Hämmern von Stärke. Dagegen war ihr geliehenes Mistding nichts.
Zumindest fuhr er aus dieser Richtung auf sie zu, statt durch die Bäume zu schleichen und auf sie zu zielen. Er hätte sie auslöschen können, bevor sie wusste, wie ihr geschah. Und er würde es tun. Egal, wie gut er sie kannte. Egal, dass sie vor langer Zeit eine kurze gemeinsame Geschichte gehabt hatten. Er würde ihr ebenso schnell wie einem Feind eine Kugel zwischen die Augen schießen, wenn er in ihr eine Bedrohung sah.
Locker und selbstsicher hielt sie die Glock, während das bösartige schwarze Fahrzeug über die Kuppe fuhr. Wenn ein Jeep stolzieren konnte, dann stolzierte dieser über den Berg. Sie biss die Zähne aufeinander. Cranston konnte sie damit in den Wahnsinn treiben, sie im Kreis laufen zu lassen. Aber er konnte ihr nicht einmal ein anständiges Auto geben, in dem sie ihre Kreise ziehen konnte. Hohe Reifen, glänzende Lackierung und schwarze Stoßstangen. Vorne hatte er eine Winde, deren Abdeckung zurückgeklappt war. Der Mann hinter dem Lenkrad starrte sie hinter einer dunklen Sonnenbrille an, die seine unglaublich grünen Augen verbarg.
Aber nichts konnte seine düstere Mimik verstecken, als er vom Fahrersitz sprang. Der Motor lief pulsierend weiter. Wie das Grummeln einer monströsen Katze.
Das hier war der Traum. Und die Illusion. Und irgendwie hatte sie gewusst, dass er hier sein würde. Hier, in den Bergen, denen er entsprungen war, die so stark, sicher und gefährlich primitiv wie der Mann selbst waren. So gefährlich, wie das Bedauern, das in ihr wisperte, als sie ihn beobachtete.
Chaya leckte sich über die Lippen. Sie starrte ihn an und versuchte, die glatte, feste Geschmeidigkeit seines Körpers nicht wahrzunehmen. Oder die Art, wie die tiefgeschnittene Jeans die Aufmerksamkeit auf seine Schenkel lenkte. Oder wie eng sein graues T-Shirt an den festen Bauchmuskeln anlag. Eine Aura aus Kraft und männlicher Anmut strömte aus allen Poren seiner tiefgebräunten Haut.
Der Wind strich durch sein zu langes schwarzes Haar, peitschte es ihm über Stirn und Nacken. Ihre Hände sehnten sich danach, diese dicken, verführerischen Strähnen zu berühren. Sie ballte die Finger zu Fäusten, um dieses Verlangen zu unterdrücken.
Verdammt, jetzt brauchte sie dringend eine Zigarette. Sie arbeitete seit Monaten mit ihm und konnte immer noch nicht das Nervenflattern und den Schmerz unterdrücken, die sie empfand, wenn er ihn ihre Nähe kam. Das Verlangen. Oh Gott. Das Verlangen durchdrang sie so sehr, dass sie sich manchmal fragte, ob es sie letztlich wahnsinnig machen würde. Das Verlangen, ihn zu berühren. Nur noch ein Mal. Nur eine Berührung. Ein Kuss. Noch eine Nacht, in der sie sich in seinen Armen verstecken konnte.
Stattdessen schob sie die Waffe ins Holster zurück, steckte die Hände in die Taschen ihrer Jeans und beobachtete ihn. Die Art, wie er sich bewegte. Seine intensiven waldgrünen Augen. Das Wissen in ihrem Ausdruck. Da war immer dieses Wissen, Worte, die direkt unter der Oberfläche flüsterten, Erinnerungen, die nie ganz schwanden. Ein Hunger, der immer blieb.
Natches ging langsam zur Vorderseite des Jeeps und lehnte sich an die schwere Stoßstange. Er starrte sie an, ohne zu lächeln. Dann legte er einen bestiefelten Fuß über den anderen und nahm die dunkle Sonnenbrille ab. Durchdringende grüne Augen bohrten sich in ihre Sinne, vernebelten ihr das Hirn und ließen ihr Herz wie das eines Schulmädchens klopfen. Sommerhitze stürmte auf sie ein, strich über ihren Körper, erinnerte sie an Dinge, an die sie sich nicht erinnern sollte.
„Erwischt.“ Er hob spöttisch die Brauen. „Wirst du mir sagen, warum du meinen Cousin und seine Freundin verfolgst?“
Ihre Lippen öffneten sich. Sie kämpfte darum, mehr Luft in ihre Lungen zu bekommen. Er war in der Lage dazu. Sie atemlos zu machen. Sie verlangen zu lassen. Mit nur einem Blick brachte er sie dazu, sich zu fühlen wie eine Jungfrau kurz vor ihrem ersten Kuss. Und das war sehr gefährlich. Auf mehr als eine Art.
„Du antwortest mir nicht, Chaya.“ Er war einer der wenigen Menschen, die es wagten, sie mit ihrem richtigen Vornamen anzusprechen, statt mit dem Namen, den sie bei der Behörde benutzte. Greta. Er war einfach, nett und bescheiden. Aber er musste sie stattdessen Chaya nennen. Er erinnerte sie daran, wer sie einst hatte sein wollen, nicht daran, wer sie war. Sie leckte sich wieder über die Lippen und kämpfte um ihre Beherrschung.
„Das musst du Cranston fragen.“ Sie würde dafür nicht die Verantwortung übernehmen. „Seine Befehle. Ich lebe nur dafür, sie auszuführen.“ Das war seit einigen Jahren nichts als die Wahrheit. Er kontrollierte sie. Vorerst.
Natches schüttelte den Kopf, richtete sich auf und kam näher. Es war schwierig, standhaft zu bleiben. Sie wollte rennen. Wollte zu ihm rennen. Ihn berühren. Über all das harte, dunkle Fleisch streichen und die Intensität dieses gefährlichen Verlangens befreien.
Sie war nicht mehr verheiratet, rief sie sich selbst ins Gedächtnis. Seit Jahren musste sie sich immer wieder daran erinnern.
Sie beobachtete ihn aufmerksam. Hinter seinem lockeren Lächeln fürchtete sie die lauernde Gefahr. Nein, sie fürchtete nicht, dass sie da war, sie wusste es. Ihr war klar, dass sie einem Mann gegenüberstand, der einst ein harter, kalter Killer gewesen war. Sechs Monate nach seinem Eintritt bei den Marines war er ins Scharfschützentraining gekommen. Und innerhalb eines Jahres war er zu ihrem kompetentesten Todesschützen geworden.
Und nun war er ausgemustert. Kaputte Schulter. Er lächelte gern, wenn er auf die Verletzung zu sprechen kam, die ihn aus der Marineinfanterie ausscheiden lassen hatte. Sie bezweifelte, dass auch nur eine Zelle seines Körpers wirklich kaputt war.
„Weißt du, Chaya …“
„Mein Name ist Greta“, presste sie hervor. „Benutz ihn, Natches.” Sie musste sich wenigstens auf irgendeine Art gegen ihn wehren. Der Name Greta war eine Mahnung, erinnerte sie an den einen Fehler, der ihre Gedanken am meisten beschäftigte.
„Chaya.“ Seine Lippen liebkosten das Wort. Er kam näher, bis er direkt vor ihr stand. Sie war gezwungen, zu ihm hochzusehen. „Darling. Cranston wird dich in riesigen Ärger hineinziehen. Das weißt du, oder?“
Oh Gott. Wenn sie es bisher nicht gewusst hatte, würde sie es jetzt herausfinden. Sie hatte gedacht, dass die Arbeit mit Cranston ihr Leben einfacher machen würde. Dass das Team, das in den Staaten arbeitete, sie langsam, aber sicher von den Schrecken der Vergangenheit befreien würde und sie sich von dieser Welt trennen konnte, die drohte, sie zu ersticken.
„Setz dich mit Cranston auseinander.“ Sie zwang die Worte aus ihrer Kehle. Seine Hand legte sich auf die Seite ihres Halses. Das dunkle, erotische Licht in seinen sündigen Augen begann vor Verlangen zu leuchten. Allein diese Berührung, die Kraft und Sanftheit in sich vereinte, ließ ihre Knie weich werden. Sie war eine ausgebildete Agentin. Gefühle oder Lust sollten ihr Urteilsvermögen nicht beeinträchtigen. Aber gerade jetzt vernebelten sie ihr den Verstand.
Seine Finger spannten sich an ihrem Hals. Die Kraft und Stärke seines Arms rief einen Widerhall in ihren Nerven hervor. Verlangen zerstörte ihre normalerweise logischen Denkprozesse und untergrub die Kontrolle, die sie sich über die Jahre aufgebaute hatte.
Plötzlich war sie in der Dunkelheit, atmete schwer vor Höllenqualen, die sie nicht akzeptieren konnte und klammerte sich nur noch an einer Sache fest. An Natches’ Berührung.
Sie durfte sich nicht erlauben, an dieser Erinnerung festzuhalten. Chaya hielt sich nicht damit auf, zu kämpfen. Sie konnte schon das Verlangen in seinen Augen brennen sehen. Und sie wusste, dass sie keine Chance gegen ihn hatte, wenn diese sinnlichen Lippen tatsächlich ihre berührten. Sie würde sich in ihm verlieren. Und sie konnte es sich nicht leisten, sich jemals wieder zu verlieren.
„Küss mich nicht, Natches. Tu mir das nicht an. Bitte.“
Er erstarrte. Seine Finger spannten sich auf ihrem Fleisch, strichen über Stellen, die sehr lange nicht mehr von einem Mann berührt worden waren.
Er hatte keine Ahnung, wie schwer es war, sich abzuwenden und zu gehen. Wie sie sich nachts vor Sehnsucht im Bett herumwarf und der Gedanke an das Versprechen in seinen Katzenaugen in ihrer Seele brannte. Sie wollte ihn mit einer Macht, die sie erschreckte.
„Nenn mir einen Grund, warum ich es nicht tun sollte“, sagte er. Seine Stimme war tief, und seine Finger strichen über ihre Haut. „Du bist nicht mehr verheiratet, Süße.“
Sein Blick war jetzt nicht mehr spöttisch, sondern düster und intensiv. Die Erinnerung blitzte auch in seinen Augen auf, und das konnte sie nicht ertragen. Es verband sie und machte es ihr noch schwerer, sich loszureißen; sich aufrechtzuhalten, während sie sich durch einen endlosen Abgrund von Gefühlen kämpfte, die sie zu überfluten drohten.
„Weil ich nicht mit dir fertig werde, und das wissen wir beide. Hab Erbarmen, Natches. Hast du nicht genug Frauen in deinem kleinen Stall? Du brauchst mich doch nicht.“
Und sie würde es nicht überleben können. Er war wild, intensiv und der verführerischste Mann, den sie je in ihrem Leben getroffen hatte. Sie wollte ihn so sehr, dass es ihre Seele zerriss und sie durfte sich nicht gestatten, ihn zu haben. Diesen Mann, der ihre Seele in Flammen setzte und sie zum Träumen brachte, obwohl sie kein Recht dazu hatte.
„Der Grund ist nicht ausreichend.“
Sie keuchte, als er seine Lippen auf ihre presste. Empfindungen explodierten in ihrem Körper. Lust überschwemmte ihre Nervenenden und brannte auf ihrer Haut. Dieser Kuss, dieser Mann – er war wie Nektar. Wie eine Droge, die sie nicht aus ihrem Körper bekommen konnte.
Sie keuchte noch lauter, als ihre Waffe zu Boden fiel und Natches an ihrem Shirt zerrte, sie entblößte und die Wärme der sonnendurchfluteten Luft ihre Haut berührte. Sie redete sich ein, dass sie wegen der Hitze des Tages schwitzte. Aber sie wusste es besser. Es war wegen seines Kusses.
Oh Gott, sein Kuss. Sie legte ihre Hände flach auf seine Brust, um ihn wegzuschieben. Aber er rührte sich nicht. Seine Hände strichen über ihren Rücken, unter ihr Shirt, wanderten nach vorn. Seine Fingerkuppen fuhren über die zarte Schwellung ihrer Brüste, die nur von Spitze bedeckt waren. In Chaya tobte jetzt ein Krieg. Auf der einen Seite ihr Körper – begierig, sehnsüchtig. Er kannte die Berührung dieses Mannes, seine Besitzgier. Auf der anderen Seite ihr Herz und ihr Verstand, die Warnungen herausschrien.
Und ihr Körper gewann.
„Ah, Chay.“ Er knabberte an ihren Lippen. Sie liebte diesen kurzen, erotischen Biss und schob sich ihm entgegen, wollte mehr. „So ist es gut, Baby. Zeig mir, dass du wieder brennen kannst.“
Sie zog scharf die Luft ein, als seine Hände zu ihren Hüften glitten. Er hob sie hoch und setzte sie auf die Motorhaube des Jeeps, brachte sie dazu, sich zurückzulegen. Sein Körper drückte ihren hinunter, und ihre Hände zerrten an seinem Shirt.
Sie sollte ihn wegschieben, nicht seinen umwerfenden Körper entblößen. Aber genau das tat sie. Sie entblößte all die harten, herrlichen Muskeln. Dann fühlte sie sein raues Brusthaar an ihren Handflächen reiben und darunter die Feuchte seines Schweißes. Sie wand sich unter ihm, spürte wie er sein Knie zwischen ihre Schenkel drückte und sah Sterne hinter ihren geschlossenen Lidern explodieren, als er sich gegen das empfindliche Fleisch zwischen ihren Beinen presste.
„Oh ja.“ Er stöhnte an ihren Lippen und begann, ihre Jeans zu öffnen. „Brenn für mich, Chaya. Nur ein kleines bisschen. Brenn wild und süß für mich, Darling, so wie du es in meinen Träumen tust.”
Seine Stimme war rau und angespannt vor Erregung. Und sie wusste, dass sie kehlig werden konnte. Dass seine gedehnte Sprechweise seine Worte undeutlich werden lassen konnte, so dass er trunken vor Leidenschaft klang. Sie wollte diesen Klang. Sie wollte, dass er sich an ihr betrank.
„Natches!“ Sie schrie seinen Namen, als er seine Hand in ihre offene Jeans schob und seine Finger sie fanden. Er fand ihre extreme Feuchtigkeit, die sie für ihn bereit machte, und ihr Verlangen nach ihm verriet. Dieses Verlangen brachte sie um.
Sie wand sich und drückte den Rücken durch, als seine Lippen ihren Hals hinunter zu ihren Brüsten glitten. Seine Zähne schabten über die zarte Spitze eines Nippels. Mit der freien Hand zog er die Körbchen ihres BH’s über den prallen Hügel. Dann bedeckte er ihn mit seinem Mund. Seine Lippen legten sich darum, saugten mit festem, harten Druck daran, den sie bis in ihren Unterleib spürte.
Lange, breite Finger schoben sich in ihre Vagina, ließen sie wieder aufschreien. Fleisch, dass keine Berührung außer ihrer eigenen mehr kannte, seit er sie vor so langer Zeit genommen hatte. Vor zu langer Zeit.
Sie kam sofort. Die dehnende Hitze. Das Gefühl seines Mundes, der an ihrem Nippel saugte. Seine Zunge, die darüber glitt. Es war zu viel. Sie explodierte in einem Prisma aus Licht und Farbe. Sein Name war auf ihren Lippen und in ihrem Herzen.
Oh Gott, sie würde sich nie von ihm befreien können. Und in diesem Moment, als sie um seine Finger herum explodierte, fragte sie sich, ob sie das überhaupt wollte.
Sie kämpfte darum, die Augen zu öffnen. Dann stockte ihr der Atem, als sie ihn sah. Er zog seine Finger aus ihr heraus, hob die Hand und probierte sie.
„Natches.“ Sie konnte kaum mehr tun, als seinen Namen zu flüstern. Plötzlich erstarrte sein Gesicht. Er hob den Kopf, wie ein Tier, das Gefahr witterte.
„Dieser Hurensohn Cranston.“ Er zog ihren BH wieder hoch und ihr Shirt runter, als sie hörte, dass sich ein Hubschrauber näherte.
Natches trat von ihr zurück, so dass sie ihre Jeans schließen konnte. Seine Augen füllten sich mit spöttischer Erheiterung, als der Helikopter über die umstehenden Bäume und die Lichtung flog.