To have and to hold, for better, for worse, for richer, for poorer. In sickness and in health. To love and to cherish, from this day forward to all eternity. This is my solemn vow.

Dieses Buch ist ein Roman. Handlungen und Personen sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
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© 2019 Susanne Erhard

Autorenfoto: Ralf Erhard DelightPhotos
Reihe: Edition Sunrise
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7504-4565-9

Inhaltsverzeichnis

1

Hinter mir schloss sich die Automatiktür mit einem leisen Zischen, unvermittelt stand ich auf der Straße. Es war Mittwochmorgen. Es regnete, obwohl die Sonne schien, wilde Wolkenfetzen jagten über den Himmel. April in London, zwei Tage vor Mikes dreiunddreißigstem Geburtstag und ich hielt das erste Bild unseres Kindes in meinen zitternden Händen. Ich war mehr als fassungslos, mehr als aufgelöst und deutlich mehr als nur glücklich. Ich war so verstrahlt, wie der junge Mann vor ein einigen Wochen in meinem Geschäft.

Im Prinzip hatte ich es seit ein paar Tagen geahnt, meine Brüste spannten, ich fühlte mich müde, meine Regel blieb tatsächlich aus und jetzt, wo ich hier stand, meinte ein Teil von mir, sich sogar an den magischen Moment unseres Sex auf dem Bärenbruderfell zu erinnern, an dem es passiert war und Mike und ich uns zu einem neuen Wesen vereinten.

Die Erkenntnis überrollte mich mit unhaltbarer Macht: ich war nicht mehr allein! Da war jemand in mir! Impulsiv presste ich meine Hände auf meinen flachen Bauch, atmete hastig, um dem Ansturm der Gefühle Stand zu halten und spürte, wie mir Tränen über die Wangen liefen. Für einen flatternden Herzschlag fürchtete ich vor Freude zu sterben. Das war übermächtig.

In diesem Augenblick ging eine Frau an mir vorbei. Ihr Blick huschte fragend über mich hinweg, dann blieb sie abrupt stehen und drehte sich um. Unsicher musterte sie mich, ich verzog das Gesicht, wischte mir verschämt über meine Wangen. In der Öffentlichkeit heulen war meistens ein schlechtes Zeichen. Ihre Augen erfassten das Schild neben dem Eingang und sie schluckte angestrengt.

„Geht es Ihnen gut?“ Sie nagte kurz an ihrer Unterlippe. „Brauchen Sie Hilfe?“

Ich schnaufte, lächelte unwillkürlich. Mir ging es fantastisch, vielleicht so gut wie noch nie in meinem Leben. Dieses Gefühl war unbeschreiblich. „Danke“, ich holte noch einmal tief Luft. Die Hilfsbereitschaft der Briten war zwar mittlerweile fast normal für mich, aber wegschauen wäre trotzdem der einfachere Weg für die Frau gewesen. Sie wusste schließlich nicht, dass ich vor Glück weinte. „Es ist alles wunderbar. Ich habe eben erfahren, dass ich schwanger bin und die Freude darüber hat mich grad überwältigt. Jetzt gehe ich nach Hause und erzähle es dem Vater unseres Kindes, der sicher überglücklich sein wird. Danke.“

Sie nickte mit einem wissenden Blick, schenkte mir ihrerseits ein zartes Lächeln. „Dann wünsche ich euch alles erdenklich Gute, herzlichen Glückwunsch. Bye.“

Sie wendete sich um und ich wischte mir die letzten Tränen aus dem Gesicht. In weiser Voraussicht hatte ich mal wieder den Super-Mascara aufgetragen. Okay, ich straffte mich. Mein Herz hämmerte noch immer in meiner Brust herum, meine Hände bebten, als ich sie hob und einen weiteren Blick auf den dunklen Klecks in der Mitte des Ultraschallbildes warf, der unser Kind war. Fahrig steckte ich es in meine Handtasche.

Mein ursprünglicher Gedanke, als ich mir am Tag zuvor den Termin gemacht hatte, war, Mike das Bild erst an seinem Geburtstag zu geben, doch da hatte ich noch nicht geahnt, was es mit mir machen würde.

Behutsam legte ich wieder eine Hand auf meinen Bauch, horchte auf diesen Widerhall von grenzenloser Liebe in mir, dieser überbordenden Zärtlichkeit, die ich irgendwie auch bei Mike empfand. Ähnlich und doch so ganz anders.

Jedenfalls war mir absolut klar, dass ich diese wundervolle Neuigkeit unmöglich noch zwei Tage für mich behalten konnte. Und selbst wenn ich diese Selbstbeherrschung besessen hätte, so war ich mir sicher, dass Mike es mir auf Anhieb ansehen würde. Nachdenklich ließ ich meinen Blick über die Straße schweifen. Diesen Teil von Hounslow kannte ich nicht so gut, doch in dem angrenzenden Einkaufszentrum würde ich schon ein Café finden, wo ich mich etwas sammeln konnte, bevor ich mich ins Auto setzte und nach Hause fuhr.

Die halbe Stunde wollte ich unserem Kind und mir geben. Immerhin hatte es vor ein paar Minuten seinen ersten Adrenalinstoß erlebt. Von dem mussten wir beide uns erholen. Leise schmunzelnd schritt ich auf den Haupteingang des Einkaufszentrums zu. Im zweiten Obergeschoss fand ich ein Bistro, wo ich mich in eine Nische hockte. Es war fast leer. Die Bedienung schlängelte sich umgehend zwischen den kleinen Tischen zu mir, lächelte höflich und gewohnheitsmäßig bestellte ich einen großen Kaffee. Sie war schon wieder ein paar Schritte entfernt, als mir klar wurde, dass mein exzessiver Kaffeekonsum genau jetzt vorbei war. Seltsam erschüttert rief ich sie zurück.

„Sorry, aber bringen Sie mir doch lieber eine Tasse Kakao, bitte.“

„Mit Sahne?“

Ich zog unschlüssig eine Schnute, nickte dann. „Mit Sahne!“

Man gönnte sich ja sonst nichts und laut Arzt war ich ansatzweise untergewichtig. So wie Mike vermutlich auch. Die letzten knapp vier Wochen hatten nicht gereicht, um uns halbwegs wieder in Form zu bringen, trotzdem wir an jenem Morgen nach unserem Gespräch auf der Tower Bridge lange im Central saßen, erst frühstückten, dann mit Kuchen weitermachten und Mike zum ersten Mal seinen Tabak vermisste. Wir hatten glücklich gelacht und ich hatte ihm statt einer Zigarette meine Lippen zum Kuss geboten.

Die Bedienung brachte mir meinen Kakao mit fetter Sahnehaube. Ich dankte ihr, lehnte mich seufzend zurück und legte meine Hände auf meinen Bauch, starrte selbstvergessen den Becher an. Unser Kind. Ein Baby von Mike. Hier in meinem Bauch. Er wurde Vater, ich Mutter. Unfassbar. Ich hoffte sehr, dass die Gene seines Vaters sich weiter durchschlagend vererbten und unser Kind seine wundervollen Augen erben würde. Gern auch dieses dunkle blond dazu. Mike lachte jedes Mal, wenn ich das sagte, wickelte sich dann bezeichnend eine meiner Strähnen um den Finger. „Ich habe aber deine wilde Mähne für unser Kind bestellt, Babe, ich liebe deine Haare.“

Ich griff nach meinem Kakao und dem langen Löffel, schob mir voll Genuss die fette Konditorsahne in den Mund. Das ich gleich im ersten Zyklus schwanger werden könnte, hatten wir nicht einkalkuliert. Sarah und Liam schliefen seit September ohne Verhütung miteinander und bisher war nichts passiert. Aber jetzt war es so. Ich konnte meine Hand überhaupt nicht mehr von meinem Bauch lösen, es fühlte sich so beglückend an, ganz nah bei unserem Kind, es halten, wärmen, behüten. Wieder fluteten mich meine Gefühle, verschleierten Glückstränen meinen Blick, ich beugte mich über meinen Becher, damit niemand es sah und trank Kakao.

Nein, so schnell hatten wir damit nicht gerechnet und im Nachhinein war ich mal wieder dankbar für Mikes umsichtige Hartnäckigkeit, mit der er auf einen weiteren Mitarbeiter und eine Aushilfe für Flora Design gedrängt hatte, die ich seit zwei Wochen einarbeitete. Danielle wollte Vollzeit arbeiten, es machte ihr so viel Spaß. Danielle war bisher auch die einzige, die wusste warum.

Eigentlich wollten wir Urlaub machen sobald Live! auf dem Markt war und er alle entsprechenden Termine abgearbeitet hatte. Mike schwebte eine Fernreise vor, Malediven, Sansibar, Tahiti, während ich auch mit Südfrankreich oder Spanien zufrieden gewesen wäre. Auf jeden Fall wollten wir es warm und unbedingt Wasser mit Strand. Was in diesem frühen Stadium einer Schwangerschaft als Reise vernünftig war, musste ich klären.

Ich nagte für einen Moment an meiner Lippe, meine Atmung klemmte. Ich war Anfang vierte Woche, da konnte theoretisch noch ganz viel passieren und jeder würde mir sagen, dass ich auf entsprechend alles gefasst sein sollte, der Nachteil der Früherkennung. Hastig löffelte ich Sahne in mich hinein. Nein, unser Baby war stark, es war zur Hälfte ein zielstrebiger Hamond und zur Hälfte eine sture Thomann. Unser Kind kam

gesund zur Welt. Ich stellte den Becher weg und legte beide Hände schützend auf meinen Bauch. Falsche Gedanken. Ich sollte endlich lernen, dass Optimismus das bessere Gefühl war.

Und Optimismus, Freude erfüllte uns seit jenem Morgen auf der Tower Bridge. Das und unbeschreibliche Nähe, Verbundenheit, tiefe Liebe. Mit Mike zu schlafen war schon beim allerersten Mal das schönste gewesen, was ich bis dahin erlebt hatte, doch seitdem wir mit dem Gedanken an ein Kind Sex hatten, war das annähernd magisch. So viel Zärtlichkeit.

Ich fühlte mich so weiblich und sinnlich, eine völlig neue Erfahrung, hatte ich mich doch immer für einen erotischen Klotz gehalten. Was hatte Mike gelacht, als ich ihm das gestanden hatte. „Dann passt das ja mit uns“, er lachte noch immer, „ich dachte immer, dass ich das langweiligste bin, was einer Frau im Bett widerfahren kann.“

Unfassbar. Jetzt war ich schwanger. Ich trank meinen Kakao aus und fischte mein Handy und das Ultraschallbild aus der Handtasche, tippte auf Mike. Er war sofort dran. Dieses glückselige Strahlen in mir nahm mir fast den Atem.

„Hi Dear, bist du zu Hause?“

„Ja, ich sitze am Schreibtisch, bin schrecklich einsam und muss mir überlegen, mit wem ich ein Interview will und mit wem nicht.“

Er seufzte theatralisch, ich lachte.

„Grandiose Luxusprobleme“, erwiderte ich fröhlich. „Dann wärst du jetzt nicht unglücklich, wenn ich nach Hause käme?“

Er brummte überrascht. „Im Gegenteil, Babe, das wäre fantastisch. Die beiden zusätzlichen Mitarbeiter sind anscheinend schon jetzt sinnvoll. Gary kommt auch schon heute aus Helsinki zurück, anstatt übermorgen. Er hat eben angerufen und ich würde ihn um sieben in Heathrow abholen. Danach könnten wir zusammen ins Siena gehen, wenn du magst.“

„Perfekt!“ Ich holte tief Luft, hoffte, dass er nicht hörte, wie unfassbar glücklich ich war und nachfragte. „Dann bin ich in zwanzig Minuten daheim.“

Ich zahlte eilig meinen Kakao und war wenige Minuten später auf dem Weg nach Hause. Und wieder wurde mir bewusst, dass ich nicht mehr alleine für mich verantwortlich existierte, war dankbar für die Automatik, die es mir ermöglichte meine eine Hand auf meinen Bauch zu legen, ganz nah und ich fuhr so vorsichtig wie noch nie.

Zuhause rollte ich zunehmend aufgeregt in die Garage, gab mir eine Minute, bevor ich ausstieg, sonst wäre ich Mike schon an der Tür heulend um den Hals gefallen. Mein Atem ging viel zu schnell und viel zu flach, als ich die Haustür aufschloss.

Die Terrassentür in der Küche fiel mit einem Knall zu, also saß Mike vermutlich draußen, wie er es als Raucher seit Ewigkeiten gewohnt war. Leise schmunzelnd schritt ich durch die Halle, zog meine Jacke aus, nahm das Ultraschallbild aus der Tasche.

Wahrscheinlich hatte er einen Lutscher im Mund, denn auch wenn er mit dem fehlenden Nikotin recht schnell klargekommen war, so musste er sich dauernd etwas in den Mund stecken und sich Sprüche über Störungen in seiner oralen Phase anhören. Ich hatte ihm irgendwann vom Einkaufen aus einer lustigen Laune heraus eine Tüte grellbunter Lutscher mitgebracht. Seitdem gehörten die Dinger zu unseren lebensnotwendigen Nahrungsmitteln.

Wie erwartet, sah ich ihn auf der Bank sitzen, einen quietschgelben Lutscher im Mund. Die mochte er am liebsten. Ich schnappte eine Extraportion Sauerstoff und sammelte die Reste meiner hormonverseuchten Fassung und stieß die Tür auf. Er grinste breit, schob den Lutscher in den linken Mundwinkel.

„Endlich, Babe, die Sonne geht auf.“ Er hielt mir seine Hand hin, doch ich schob mich rittlings auf seinen Schoß, ohne sie zu nehmen, verschränkte stattdessen meine Hände mit dem Bild hinter meinem Rücken. Seine Stirn runzelte sich verwundert, ich lachte und küsste ihn an dem Lutscherstiel vorbei.

„Wir müssen deinen Geburtstag vorverlegen, Dear“, erklärte ich, er wiegte fragend den Kopf.

„Was? Warum?“

„Weil heute Geburtstag ist. - Welche Hand willst du haben?“

Lachend tippte er sich an die Stirn und schob den Lutscher auf die andere Seite seiner Wange. „Du spinnst“, nuschelte er. „Ich weiß nicht, lass mich mal überlegen.“

Er musterte abwechselnd meine Arme, fuhr mir zärtlich über die Schultern, meinen Hals und ich schmiegte mich kurz in seine Hand.

„Welche, Mike, sag´s mir. Links oder rechts?“

Er stöhnte leise und zog meinen Kopf zu sich, um mich noch einmal zu küssen. „Ich weiß nicht, Baby, links ist dein Herz, rechts dein Hirn, ich mag beides. Was ist, wenn ich falsch wähle? Gibt es dann keinen Geburtstag?“

„Natürlich gibt es trotzdem Geburtstag, du hast zwei Versuche.“

Ich strich mit meiner Zungenspitze über seine Lippen, schmeckte den Lutscher, vermutlich sollte es Zitrone sein, nicht ganz so erregend wie Zigarette, aber interessant.

„Okay, super, dann wähle ich das Herz. Links.“

„Treffer“, hauchte ich an seinen Lippen und nahm meine Linke mit dem Bild nach vorn. „Happy Birthday, my Love! Und herzlichen Glückwunsch, du wirst Vater!“

Er ruckte etwas von mir ab, erstarrte, seine Augen hingen wie gelähmt an meinem Gesicht. „Was?“

Lächelnd hob ich meine Hand mit dem Bild vor mein Gesicht, damit er es ansah. „Ich bin in der vierten Woche schwanger. Wir bekommen ein Kind. Darf ich vorstellen: Baby Hamond.“

„Fuck, Susan, nicht wahr!“, keuchend holte er Luft, sein Gesicht verzerrte sich zwischen Unglauben und der ersten Überwältigung dieser Freude, dich ich schon seit etwas mehr als einer Stunde erlebte. Zärtlich strich ich ihm eine Strähne seines Ponys aus der Stirn. „Du machst jetzt keinen miesen Scherz mit mir, oder?“

„Sicher nicht“, ich prustete leise und hielt ihm das Bild nochmals hin,

„das ist unser Baby. Mike, ich kann dir nicht sagen, wie unsagbar glücklich ich bin, wie überwältigt.“

Wortlos riss er mich auf seinem Schoß an sich, ich hörte seinen keuchenden Atem, spürte sein wummerndes Herz an meiner Brust.

„Bloody fucking hellfire!“, fluchte er dann aufgebracht, ich lachte, „Susan, willst du mich umbringen?“

„Nein, Mike, nicht einmal vor Freude. Jetzt müssen wir beide leben“, ich zog den Lutscher aus seinem Mund und küsste ihn. „Für unser Kind. Und diese Lutscher bekommst nur du, die sind nix fürs Kind.“

Lachend schaute er mich an, ich versank in diesem unendlich tiefen blau, so strahlend wie noch nie. „Ist es wirklich wahr?“ Er fasste scheu nach dem Ultraschallbild, ich deutete glücklich auf den Klecks.

„Schwarz auf weiß. Ich hoffe, du bist nicht enttäuscht, aber ich hätte es nicht bis übermorgen ausgehalten, um dich damit zu überraschen.“

Sacht schüttelte er den Kopf, wendete nur kurz seinen Blick zu mir, zwinkerte zärtlich. „Im Gegenteil, Susan, ich wäre eher enttäuscht, wenn du das geschafft hättest. Heute haben wir Zeit uns zu freuen, übermorgen wahrscheinlich nicht. Dear Lord, ich fasse es nicht, ich bin so glücklich, Babe.“

Keuchend holte er Luft, rieb sich heftig über sein Gesicht, die Stoppeln kratzten vertraut und für einen Moment nahm mir diese Liebe den Atem. Ohne Frage, sein eigentlicher Geburtstag würde ein übervoller Tag werden, daran hatte ich in meiner Euphorie nicht mehr gedacht. Der Tag, an dem Live! offiziell vorgestellt wurde. Pressekonferenz und Promotion-Party bei Tyson´s, dazu ein Auftritt mit Sarah, Liam und Gary und vielleicht spontan mit den Elchen, die am Morgen vom Tyson´s Jet eingeflogen wurden. Da blieb sicher nur wenig Raum für Zweisamkeit.

„Indeed“, flüsterte ich, „heute haben wir Zeit und wir sollten es genießen. Das ist so unwiederbringlich wie der Moment, als du zum ersten Mal vor mir standst. Ich liebe dich, Mike, und wenn ich geahnt hätte, wie unfassbar wundervoll es sich anfühlt von dir schwanger zu sein, dann hätte ich das schon viel früher gewollt.“

Lächelnd zog er mich an sich, seine blauen Augen verschwammen vor mir, seine Lippen strichen mir über den Hals. „Unfassbar wundervoll?“, wiederholte er liebevoll, „das höre ich gern, denn ich hatte schon ein bisschen Sorge, dass du es doch letztendlich nur mir zuliebe willst. Du bist unfassbar wundervoll, Susan, und wenn ich geahnt hätte, dass du schwanger noch schöner bist, dann hätte ich sicher auch noch mehr gequengelt. Eigentlich hätte es mir auffallen müssen. Du leuchtest.“

Mit mir auf dem Schoß stand er auf, ich klemmte lachend meine Beine um seine Hüften und er trug mich durch die Küche ins Wohnzimmer zum Sofa.

„Zuerst war es sicher ein bisschen dir zuliebe“, gab ich zu, er schob sich neben mir auf das Sofa, musterte mich aufmerksam. Auch er leuchtete, ich atmete gepresst, legte meine Hand an seinen Hals. Sacht küsste er mein Handgelenk. „Aber mit jeder Minute fühlte sich das richtiger an. Mit dir ist alles richtig, Mike.“

„Dann könnte ich ja auch mal wieder das Thema mit deinem Familiennamen ansprechen?“ Er schmunzelte und knöpfte behutsam meine Bluse auf. „Klingt Mrs. Susan Hamond richtig? Oder möchtest du anders heißen als unser Kind?“

„Du Clown“, stöhnend schnappte ich nach Luft, als seine harten Fingerspitzen mir zart über meine Brüste strichen, „Das klingt richtig, aber verfrüht. Du könntest ja auch anders heißen, als unser Kind.“

„Sicher nicht, Darling, unser Kind wird definitiv ein Hamond, da diskutiere ich nicht. Ich finde es nicht verfrüht, aber wir können natürlich auch nach der Geburt ganz romantisch zu dritt heiraten. Vorher wäre mir allerdings lieber.“

„Mike, bitte“, stöhnte ich, „ich kann über so etwas nicht reden, wenn du mich mit deinen Fingern ablenkst.“

Brummig lachend beugte er sich über mich, zupfte sacht an meinen Burstwarzen. „Alles Taktik, Darling, ich hoffe, dass ich mit meinen Fingern so gut, bin, dass du ja sagst.“

Mit verkniffenem Gesicht schaute ich ihn an. „Neihein!“, dehnte ich fröhlich. „Nerv nicht, ein neuer Hamond reicht erst einmal.“

„Schade“, er saugte zärtlich an meinen Lippen, „aber ich gebe nicht auf. – Darf ich deinen Bauch sehen, Babe, und meine Hand darauf legen? Ich bin so glücklich.“

Ich schnaubte übermütig und knöpfte meine Jeans auf. „Unbedingt!“

Scheu legte er seine linke auf meinen Bauch, streichelte ihn. Ich sah diese glückselige Fassungslosigkeit in seinen Augen, so unsagbar sanft und schob meine rechte dazu. Er lächelte und beugte sich zu mir herunter, um mich erneut zu küssen.

„Das fühlt sich fantastisch an, Susan, was für ein Wunder. Du bist nur viel zu dünn, wir müssen Mrs. Peters insofern einweihen, als dass sie gesund für dich und unser Kind kocht.“

„Wa, wa, wa“, quakte ich lachend, „sagt Mr. Hungerhaken persönlich. Eigentlich heißt es ja, dass man fett wird, wenn man mit Rauchen aufhört. Davon sehe ich bei dir aber noch nichts. Also muss Mrs. Peters für uns alle gesund und nahrhaft kochen. Und ich weiß: es gibt nur noch einen Kaffee morgens und keinen Alkohol mehr.“

Er lachte schallend und nickte. „You don´t say. Schluss mit Whiskey auf dem Bärenbruderfell und sei froh, dass ich noch nicht fett bin. – Ich würde die Info, trotzdem ich unsagbar glücklich und echt stolz bin, gern noch geheim halten. Ist das okay für dich?“

„Auf jeden Fall, Mike“, stimmte ich zu, „Gary und das Ehepaar Peters genügen. Die würden es eh sofort schnallen.“

„So machen wir das, my little Sunrise, und jetzt möchte ich nur noch das schönste Geburtstagsgeschenk meines Lebens genießen, bis wir Gary am Flughafen abholen. Den Tisch im Siena habe ich schon bestellt.“

2

Zwei Tage später war ich schon morgens um neun froh, dass wir unseren persönlichen Geburtstag bereits gefeiert hatten, denn Mikes Handy stand nicht still, das Telefon im Flur dudelte und Mike war umgehend genervt. Wir hatten gemeinsam gefrühstückt, wo ich ihm sein ursprüngliches Geburtstagsgeschenk, eine antiquarische Ausgabe mit Shakespeare-Zitaten, geben konnte, wir Mrs. Peters Kuchen probierten. Das alles immer wieder unterbrochen von seinem Handy.

Sogar Gary schlürfte murrend an seinem Kaffee in der Küche, während ich schon meine Sachen packte, um kurz ins Geschäft zu fahren. Auch das nervte Mike, aber Flora Design hatte von Robert Tyson den Auftrag bekommen, die Promotion-Party zu dekorieren, was Mike nicht wissen durfte, also musste ich seinen Unmut aushalten und an seinem Geburtstag kurz zur Arbeit verschwinden, um sicher zu sein, dass alles glatt lief.

Seit zwei Tagen tat er grundsätzlich alles, um mich in Watte gepackt in seinen goldenen Käfig zu stecken, was wiederum mich nervte. Ich war schwanger, aber weder krank, noch spontan hilfsbedürftig. Das sollte sich umgehend bessern, sonst stand zu befürchten, dass es zwischen uns derbe scheppern würde.

Während er mit seiner Mutter telefonierte, nutze ich die Gunst der Minute, mich zu verdrücken. Flüchtig küsste ich ihn auf seine struppige Wange und versprach rechtzeitig wieder daheim zu sein, um mit ihm und Gary zur Promotion zu fahren. Showtime again. Immerhin hatten wir seit der Beerdigung nicht mehr vor Kameras gestanden, zumindest nicht gemeinsam.

Mike und Sarah hatten Robert Tyson zuliebe, in den vergangenen Wochen ein paar exklusive Interviews zum Tod ihres Vaters gegeben. Die dafür genutzt auf das Thema der stummen Infarkte hinzuweisen, Mike hatte sein Instrumentalalbum dabei so intensiv erwähnt, dass Robert es zwangsläufig verlegen musste, denn es war Mikes Werk zur Bewältigung seiner Trauer. Das wollte jeder hören. Also stand uns im Laufe des Sommers eine weitere Promotion ins Haus. Love and Loss. Einen Teil der Erlöse wollte er für die Erforschung von Infarkten spenden und der Familie der kleinen Eileen, womit ihn die Presse dann zum Helden hochstilisierte und er sich für sein loses Mundwerk verfluchte. Ich fand es toll.

Heute, an seinem Geburtstag würden wir erstmals wieder als die

Unzertrennlichen in der Öffentlichkeit erscheinen. Und wieder wurde mir klar, dass man sich zwar irgendwie daran gewöhnte, aber der Spaß sich trotzdem in Grenzen hielt. Mitgefangen, mitgehangen. Gary fuhr den SUV zügig in die Tiefgarage vom Tyson Building, Horden von Fans lungerten vor dem Gebäude herum. Mike und ich saßen geduckt im Auto.

„Happy Birthday!“, knurrte ich sarkastisch, Mike streifte mich mit einem unwirschen Blick.

„Das war nicht meine Idee“, zischte er, „hättest Robert ja sagen können, dass du die Präsentation am Geburtstag Scheiße findest.“

Ich äffte ihn nach, was ihm ein übermütiges Grinsen ins Gesicht zauberte. Er sah unsagbar jung und glücklich aus. „Ich hatte in letzter Zeit genug Stress mit Robert Tyson“, erwiderte ich lustig, „und es ist ja dein Geburtstag.“

„Ihr zwei seid im Hormonwahn noch unerträglicher“, giftete Gary von vorn, „ihr macht mich und mein Patenkind ganz kirre.“

„Dein Patenkind?“, echoten Mike und ich und lachten.

„Mein Patenkind!“, bekräftigte er und fiel in unser Lachen ein. Gary hatte sich riesig gefreut, als wir ihn noch am Flughafen das Ultraschallbild zeigten. Keine Frage, dass er Pate wurde und Mike wollte Moni bitten Patin zu werden. Das fand ich reizend.

Wir fuhren mit dem Fahrstuhl in die Chefetage hoch, Robert Tyson erwartete uns bereits. Ich hatte alles getan, um die müden Schatten unter meinen Augen zu übertünchen, doch er musterte mich trotzdem mit kritisch verkniffenen Blick. Ich lächelte ausweichend, strich mir mein lindgrünes Leinenkleid glatt, das überraschend stramm um die Hüften saß. Müdigkeit war derzeit alles, was mich plagte, egal wie viel ich schlief, ich war immer platt. Aber vermutlich war das besser, als Übelkeit und Erbrechen, was ja durchaus noch kommen konnte.

„Herzlichen Glückwunsch, Mike“, Tyson breitete seine Arme aus, Mike ließ sich nach ruppiger Männerart den Rücken klopfen. „Fuck, bald können wir unser zwanzigjähriges Jubiläum feiern. Du wirst alt, Mate, alles Gute und ich bin sehr froh, dass ihr zwei wieder aneinanderhängt. – Habt ihr reingefeiert? Dein Mädchen schaut etwas mitgenommen aus.“

„Danke, Rob“, Mike schmunzelte, „dann fang schon einmal an zu überlegen, wie du mir so ein Jubiläum schmackhaft machen könntest.“ Die Frage ließ er eiskalt unbeantwortet, ich griemelte in mich hinein, Tyson zwinkerte irritiert.

„Das kriegen wir zur gegebenen Zeit hin. – Gibt es noch irgendetwas, was wir vor dem Termin jetzt klären müssen?“

Mike schnaufte, schielte flüchtig zu mir. „So wenig Privates wie möglich und so kurz wie möglich.“

Gary prustete leise, ich schaute mir spontan die fantastische Aussicht an, während Robert Tyson und Mike sich mit scharfen Blicken maßen.

„Dein Humor ist nicht immer nach meinem Geschmack, Mike“, knurrte Tyson, „aber das muss er ja auch nicht. – Dann gehen wir jetzt.“

Wir dackelten hinter ihm her zum Aufzug und fuhren ins Erdgeschoss hinunter. Die Pressekonferenz sollte im großen Konferenzsaal abgehalten werden, die Party mit Auftritt danach im Foyer. Im Vorraum bekamen wir unsere Mikros, Mike atmete konzentriert und ich fragte mich, wo die anderen waren? Einer der Assistenten öffnete auf Roberts Zeichen hin die breite Tür, ich straffte mich, strich wieder mein Kleid glatt. Mikes Hand fuhr wie beiläufig über meinen Bauch, unsere Blicke trafen sich.

„Ich liebe dich“, flüsterte ich, „Showtime!“

Er lachte glücklich, bedeutete Gary vor zu gehen, Robert war schon draußen und eng umschlungen traten wir hinter ihm auf das Podium vor die wartenden Vertreter der Medien. Gleichzeitig fingen alle an Happy Birthday zu singen. Mike erstarrte, verwirrt biss er sich auf die Lippen. Davon hatte ich auch nichts gewusst. Aber irgendwie war es nicht nur peinlich, sondern auch sehr schön. Ich lachte laut auf, Mike schüttelte sich, fiel in mein Lachen ein. Wir traten näher an den Rand des Podiums, wo auch alle anderen standen. Die Elche hatten sich um Gary gescharrt, Tim und George rückten näher an uns, genau wie Sarah und Liam. Alle sangen für Mike, verschämt senkte er den Blick, ich sah ihn lächeln.

„Thank you all“, er schien ehrlich ergriffen, als er seine Augen über die Menschen strahlen ließ und er deutete eine leichte Verbeugung an.

„Da wird so eine eigentlich lästige Veranstaltung gleich etwas erträglicher. Seit gefühlt tausend Jahren hat niemand mehr Happy Birthday für mich gesungen. Nochmals danke! Und wenn ihr uns jetzt noch Fragen zu unserem Privatleben erspart, bin ich restlos zufrieden.“

Die Menge vor uns lachte. Sarah fiel ihrem Bruder um den Hals, ich ließ ihn entsprechend los, nahm Liam zur Begrüßung in die Arme. Auch die anderen kamen um Mike zum Geburtstag zu gratulieren. Sein Gesicht leuchtete glücklich, er legte seinen Arm um meine Taille, ich schmiegte mich an ihn. Unsere Choreographie war ansatzweise routiniert, entbehrte trotzdem nicht eines gewissen Genusses. Küssen war besser als Fragen beantworten.

„Eine private Frage muss sein, Mike!“ Klar, wer anders als Jones nutzte die Chance unser Aggressionspotential zu prüfen? Mike schüttelte rigoros den Kopf.

„Du hast deine absolut letzte Chance diesbezüglich an der Beerdigung meines Vaters verspielt, Jones. Eigentlich sollte ich dich sofort rauswerfen lassen.“

Überrascht bemerkte ich, wie er einen schnellen Blick mit Tyson wechselte, der mit verschränkten Armen am Rand des Podiums stand.

Robert Tyson neigte minimal seinen Kopf zu seinem Assistenten und keine Minute später schoben sich zwei Herren der Security durch die Menge. Jones lachte zynisch, als sie ihn unmissverständlich Richtung Ausgang drängten. Er pöbelte ein paar Sätze zur Pressefreiheit und, dass Mike endlich erwachsen werden sollte. Wider Erwarten schien ihn das zu amüsieren.

„Erwachsen werden ist weniger denn je mein Bestreben“, erklärte er mit einem Augenrollen, „okay, nächster Versuch.“

„Miss Thomann! Susan“ Ergeben richtete ich meinen Blick auf die junge Frau, die sich von ganz hinten mit ihrem Riesenmikro hochreckte. Ich erkannte das Logo des Musiksenders, die Fernsehkamera neben ihr, erinnerte mich an den Tag meiner Ankunft in London, wo sie mir ein Statement über Mike entlockt hatte und seufzte. Was hatten Mike und Gary gelacht, als sie die Sequenz zugeschickt bekamen. Ich tat mir das nicht an. Höflich nickte ich ihr zu. „Bitte?“

„Die private Frage muss sein“, sie lächelte kokett, ich verzog das Gesicht, darüber ließ sich sicher streiten. Doch Mike bewegte zustimmend den Kopf, also zuckte ich aufmunternd die Schultern. „Zu Weihnachten haben Sie Mike einen Ring für seine linke Hand geschenkt, den er ja anscheinend immer trägt“, ihr Lächeln heftete sich auf Mikes Hand, die er lachend hochhob. Der Ring funkelte im Scheinwerferlicht. „Gab es zum Geburtstag einen goldenen für seine rechte? Unsere Zuschauerinnen würden so gern eure Hochzeit erleben.“

Fuck, dachte ich, verfluchte Mike und mich, dass wir der Frau nachgegeben hatten. Grober Fehler. Mein Blick vereiste, was sie professionell aushielt. Mike lachte wieder und ich fragte mich, wer von uns beiden hormonell verstrahlt war.

„Nein, es gab keinen Ring“, antwortete ich knapp, „das wäre echt einfallslos und inflationäre Symbolik. Kaum vorstellbar, dass Ihre Zuschauerinnen das so super fänden.“

Um mich herum brachen alle in schallendes Gelächter um. Hatte Karin nicht mal behauptet, dass ich ein Talent für unfreiwilligen Humor besaß? Offensichtlich bewies ich das gerade. Ich schnaufte genervt und Mike küsste mich.

„Dear Lord“, sagte er laut, „wenn sie so staubtrockenes Zeug von sich gibt, vergesse ich fast, dass sie eigentlich keine Britin ist.“

„Was gab es dann zum Geburtstag, Mike?“, hakte die Frau nach. Clever war sie schon.

Mikes warmblauer Blick umhüllte mich kurz, dann richtete er sich etwas auf. „Respekt“, er nickte der Frau zu, „Sie haben es tatsächlich geschafft, uns zu einer privaten Antwort zu bringen. – Susans Geschenke sind weit entfernt von einfallslos. Ich habe ein Bild von ihr bekommen, das uns beiden unsagbar wichtig ist und eine wunderschöne, antiquarische Ausgabe mit Shakespeare-Zitaten. Bei unserem Kennenlernen habe ich gehofft, ich könnte sie beeindrucken, wenn ich Shakespeare rezitiere.“

„Und, Miss Thomann, hat er Sie damit beeindruckt?“

„Hat er“, ich hoffte sehr, dass man hörte, wie mich die Antwort nervte. So viel zum Thema Privatsphäre, auch wenn ich Mikes Shakespeare-Einlagen liebte. Nebenbei war ich wirklich erleichtert, dass niemand nach dem Bild fragte. „Allerdings war das damals schon nicht mehr nötig, denn er hatte mich bereits mit seiner Persönlichkeit restlos beeindruckt. Damit möchte ich es auch gern belassen, wir sind hier, um über Live! zu reden.“

Mike nickte mir grinsend zu, strich mir zärtlich durch die Haare. „Wie so oft hat sie vollkommen Recht. – Babe, über meine beeindruckende Persönlichkeit reden wir bitte noch einmal unter vier Augen.“

„Immer gern, Mike.“

„Beeindruckend waren auch eure Darbietungen während der Tournee“, warf ein Typ vom Guitarist ein. „Mr. Turner?“

Liams Kopf fuhr überrascht herum, er deutete mit einer stummen Frage auf sich selber. Der Mann nickte. „Aus meiner Sicht sind Sie wie Mike ein absolutes Ausnahmetalent, ich hätte Sie auf Live! gern noch öfter gehört. Wie geht es bei Ihnen weiter, nachdem Sarah Hamond und Hauska Hirvi verdientermaßen bei Tyson´s Music untergekommen sind. Gibt es seitens Robert Tysons Angebote an Sie?“

Ich hörte Robert von der Seite her schallend lachen und aus den Augenwinkeln sah ich, wie er dem Reporter einen Daumen hoch gab, während Liam schnaufend die Schultern straffte und seinen Arm um Sarah legte.

„Ohne Frage, Mike und seine Band haben bei dieser Tournee bewiesen, dass sie absolute Ausnahme-Musiker sind und mir hat es wirklich großen Spaß gemacht mit ihnen zu spielen. Das können wir meinetwegen jederzeit wiederholen. Mike ist ein Profi durch und durch. Ich freue mich auch sehr für Sarah, sie ist fantastisch und sie wird sich garantiert für Robert nicht als Fehlinvestition erweisen, genauso wenig wie diese finnischen Chaoten da drüben.“

Der Saal lachte gebührend, die Finnen spielten sich ein bisschen empört in den Vordergrund, Showtime. Abschätzend musterte ich Mikes Gesicht, ernst und aufmerksam. Ich hoffte sehr, dass Liam den richtigen Ton traf, denn das Thema war heikel und Robert würde den Ball nicht ungespielt liegen lassen.

„Es gab ein Angebot von Robert“, gab Liam zu, vermied entsprechend den Blick zur Seite, Robert verzog das Gesicht, „aber ich habe es abgelehnt, denn mir ist bei der Tournee auch bewusst geworden, wie hoch der Preis für den Erfolg ist, den Mike, Susan und Sarah zahlen. Welchem Druck sie standhalten, wie viele Einschränkungen in ihrer Freiheit sie dafür akzeptieren müssen. Ich bin ein leidlich guter Studiomusiker, nur wenige kennen meinen Namen, der Idiot an der zweiten Gitarre. Mein Konto ist manchmal ein roter Alptraum, ich brauche Engagements um zu leben und kann dafür entspannt und unbehelligt im Pub sitzen. Das ist mir echt mehr wert, als bei einem Event, wie diesem hier meine Zeit zu vertun.“

Ausnahmsweise war es Liam, der verwirrte Stille produzierte und nicht ich mit meinem übereifrigen Mundwerk. Mike nickte ihm anerkennend zu, Sarah drängte sich stolz an ihn.

„Falls du mal einen Idioten an der zweiten Gitarre brauchst, Liam“, Mike lachte, „dann lass es mich wissen, ich bin dabei.“

„Ich hätte aus ihm lieber den Idioten an der ersten Gitarre gemacht“, knurrte Robert amüsiert dazwischen. „Wir reden noch einmal in Ruhe miteinander, Liam, vielleicht finden wir eine Lösung mit der du noch in den Pub gehen kannst. – Davon abgesehen freue ich mich auf die Zusammenarbeit mit Sarah Hamond und Hauska Hirvi und hoffe, dass Mike und Sarah demnächst gemeinsam ins Studio gehen.“

„Das werden wir sicher, Robert“, erklärte Sarah, „ich war nicht untätig, während Liam und ich in Donegal Urlaub gemacht haben.“

Urlaub hätte ich das jetzt nicht genannt, ich senkte den Blick und erinnerte mich an das Häufchen Elend, das mit Liam nach Irland in sein Cottage geflüchtet war. Auch Sarah hatte diese Auszeit gebraucht um zu trauern, doch im Gegensatz zu mir hatte Liam sie nicht allein gelassen. Dieser Fehler nagte noch immer an mir, ich war so blind gewesen.

„Da ihr euch bei dieser Tournee in Bestform gezeigt habt, Mike, wann seid ihr wieder unterwegs? Gerüchteweise hieß es, dass eine Osteuropatour geplant ist?“

Mike knurrte unwirsch. „Das ist ein Gerücht und wird eines bleiben. Ich gehe in absehbarer Zeit nicht mehr auf Tour.“

„Auch nicht, wenn Miss Thomann dich begleitet? Stimmt es, dass Robert Tyson darauf bestanden hat, dass sie in Skandinavien dabei ist? Warum?“

„Die Frage sollte dann wohl Robert selber beantworten“, Mike prustete amüsiert. „Oder willst du, Babe?“

Ich hob abwehrend eine Hand, Robert lachte wieder schallend und nickte. Sein verschmitztes Grinsen traf mich, ich spürte einen zusätzlichen Hauch Farbe auf meinen Wangen.

„Die Frage will ich gern beantworten, sie ist nur etwas persönlich, was Mike und Susan mir hoffentlich verzeihen.“

Wir nickten notgedrungen, wobei ich mich mit verzeihen spontan schwertat, denn der Nachmittag damals in seinem Büro hatte verdammt viel nach sich gezogen, davon verdammt viel Ärger. Auch Gary murrte leise, er musterte mich mit verkniffenen Lippen. Der Ärger hatte ihn ebenfalls schwer getroffen und letztendlich seine Beziehung zu Lissy gekostet. Die Wochen mit Mike auf Tournee waren grundlegend fantastisch gewesen, ich wollte keine einzige Stunde davon missen, aber es hätte anfangs besser laufen können.

„Mike ist ein Ausnahmetalent, wie Liam eben treffend festgestellt hat. Ich kenne ihn seitdem ich ihn mit 17 unter Vertrag genommen habe.“ Tyson wartete den Szenenapplaus freundlich lächelnd ab, deutete anerkennend auf Mike, der sich artig bedankte. „Fraglos einer der besten unserer Zeit und doch konnte ich damals nicht glauben, was ich hörte, als ich einen Mitschnitt der Uraufführung von Sunrise zugeschickt bekam. Das war fantastisch, hohe Kunst, Leidenschaft.“

Mike neben mir zog eine verschämte Schnute und drückte mich an sich. Robert nickte nachdenklich vor sich hin, schenkte uns dann einen überraschend warmen Lächler. Verwirrt schaute ich ihn an. Er schnaufte tief durch und trat zwischen den Elchen hindurch zu uns. „Unüberhörbar war er heftig verliebt, aber geschnallt hatte ich es noch nicht. Dann kam dieser spontane Auftritt bei CMW in Köln, wo er die Toccata spielte und ich lernte kurz darauf Susan kennen. Die Gala in Köln folgte. Ab da war mir alles klar. Seitdem habe ich alles daran gesetzt, dass er idealerweise nur mit ihr an seiner Seite spielt, also auch bei der Tournee. Liebe ist ein wunderbarer Antrieb.“

Robert schob sich an Mike vorbei und nahm mich respektvoll in die Arme. Ich schniefte, lächelte ihn mit verschleierten Augen an. „Danke, Robert, das hättest du damals schon so formulieren können.“

Mit zwei Fingern deckte er sein Mikro ab, verzog schuldbewusst das Gesicht. „Nachher ist man immer schlauer, Susan“, flüsterte er, „es tut mir leid, in diesem Fall war ich der Idiot, allerdings ohne Gitarre.“

Am frühen Abend fielen wir im Old Drum ein. Die Promotion-Party hatte sich länger hingezogen, als wir dachten, was sicher daran lag, dass aus den eigentlich ursprünglich drei geplanten Stücken ein kleines Konzert wurde, denn die zehn Irren auf der Bühne jammten sich innerhalb weniger Minuten warm, fütterten das dankbare Publikum mit den verschiedensten Improvisationen ihrer Werke, von schwarzem Gothic bis rauem Folk und Mikes Zauberklängen. Die Klimaanlage versagte und mir wurde zum ersten Mal etwas flau im Magen.

Irgendwann war es mir dann egal, stehen ging nicht mehr, ich hockte mich an meinem kurzen Kleidchen zerrend auf einen der Barhocker. Es war fantastisch. Sarahs Elfenstimme erhob den Metal zur Kunst, die dunkle Königin und es machte ihr offensichtlich riesig Spaß.

Mike und Liam überboten sich mit ihrer Fingerfertigkeit, Garys Bass dröhnte wie noch nie. Tim genoss es mal wieder in die Trommeln zu hauen, während George mit dem Keyboarder der Elche echte Konkurrenz bekam. Ich war völlig hingerissen. Um mich herum tanzten die Leute, Janet rockte headbangend zwischen den Gästen, was Robert mit einem sehr verkniffenen Gesicht quittierte. Meinerseits wagte ich nur einen flüchtigen Gedanken an abrocken, sicherlich nicht das, was man in einer frühen Schwangerschaft machen sollte. Also tätschelte ich Robert beruhigend den Arm und zappelte ein bisschen auf meinem Barhocker herum und trank Wasser.

Bis Mike und die anderen danach geduscht hatten und wir einen Absacker mit Robert und der Tyson Crew getrunken hatten, was es später Nachmittag und Mike hatte Hunger. Neil war bekannt für lebensrettende Essensportionen und das Old Drum lag auf dem Heimweg. Natürlich fragte er mich, ob ich das noch packte, sonst hätte mich ein Fahrer von Tyson´s nach Hause gebracht, aber es stand außer Frage, dass ich an seinem Geburtstag mit ihm zusammen sein wollte.

Neil nahm Mike fröhlich in die Arme, gratulierte ihm zum Geburtstag, was jeder im Pub mitbekam und logischerweise dazu führte, dass Mike die nächste halbe Stunde Hände schüttelte, sich die Schulter klopfen ließ und trinken musste, bevor es etwas zu essen gab. Ich übte mich ein weiteres Mal für diesen Tag im Ablehnen von Alkohol, prostete mit Wasser zu den verschiedenen Trinksprüchen.

„Ich fahre heute“, erklärte ich stoisch ausdruckslos, „Mike hat schließlich Geburtstag.“

Sarahs Blick rutschte skeptisch über mich hinweg. „Kann Mike sich kein Taxi mehr leisten? Seit wann benutzt er dich als Fahrer?“

Unbefangen lächeln, nett die Schultern zucken. „Ach, ich mache das gern hin und wieder mal.“

Erleichtert schob ich mich irgendwann neben Mike auf eine der Bänke im hinteren Bereich des Pubs, wo die anderen schon saßen. Neil brachte uns je einen Teller mit einem seiner sensationellen Omeletts. Allein dafür hatte sich der Weg hierher gelohnt. Ich seufzte abgrundtief, Mike lachte.

„Iss, Babe, ich finde es sehr sexy, wenn dein Kleid an den Hüften etwas spannt.“ Zärtlich berührte er meinen Bauch und beugte sich nah zu mir. „Und ich kann es kaum erwarten, bis der endlich zur Kugel wird.“

Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, wie Sarah uns musterte, also legte ich Mike liebevoll meinen Zeigefinger auf den Mund und küsste ihn auf die Wange.

„Wenn du nicht willst, dass morgen halb London weiß, dass du Vater wirst“, murmelte ich an seinem Ohr, „dann solltest du etwas leiser reden. Deine Schwester scannt mich schon zum zweiten Mal.“

„Du hast echt zugenommen, Susan“, erklärte sie prompt und da war ein argwöhnisch fragender Ton in ihrer Stimme. „Wie hast du das fertig gebracht? Meistens stand ja eher zu befürchten, dass du noch irgendwann verhungerst, trotz Mrs. Peters fantastische Kochkünsten.“

„Sie klaut mir hin und wieder einen meiner Lutscher“, antwortete Mike feixend, was schlicht gelogen war, ich lachte.

„Ihr seid so irre!“ Sarah tippte sich bezeichnend an die Stirn. „Aber immerhin hast du geschafft, dass Mike mit dem Rauchen aufhört. Ich wäre jede Wette eingegangen, dass so etwas nie passieren wird, es sei denn, du hast ihn mit einem Kind geködert?“

Im letzten Moment erwischte ich meine entgleisenden Gesichtszüge, grinste dämlich.

„Ach Sis, was tut man nicht alles für die Liebe seines Lebens.“ Mike küsste mich übermütig. Ich schmeckte das herbe Guinness und saugte sehnsüchtig an seinen Lippen. Er stöhnte leise. „Lass das, Susan“, flüsterte er heiser, „sonst müssen wir fahren, bevor wir gegessen haben.“ Ich hörte leises Johlen und fröhliche Pfiffe, Mike setzte sich auf.

„Das Weib schafft mich“, erklärte er vergnügt und zog seinen Teller heran, ich lachte spöttisch, während die anderen ihre Gläser prostend hoben. Mike nahm einen weiteren Toast gelassen hin, Neil schleppte die nächste Runde heran. Hungrig gabelte ich an meinem Omelett herum.

„Ihr zwei seid echt krass“, überrascht blickte ich auf. Einer der Elche musterte uns grinsend. „Ich dachte ja, dass ihr bei der Tour irgendwie auf Drogen wart, aber anscheinend seid ihr immer so kuschelig drauf. Wie geht das?“

Mike lachte schallend, warf sein Besteck fröhlich auf den Teller und legte einen Arm um mich. Ich landete umgehend an seiner Schulter. Drogen? Ich fand eigentlich eher die Elche und ihren Alkoholkonsum krass.

„Sie ist meine Droge“, Mike küsste mich auf die Schläfe, ich verzog das Gesicht, eine Übung in gute Miene zum unnötigen Satz, „Das geht, ist ganz einfach, wenn man die einzig wahre Frau im Arm hat.“

Ich bekam etwas zusätzliche Farbe ins Gesicht und schielte zu ihm hoch. Auch krass, er schaffte es nach Monaten mit wenigen Worten mich anlaufen zu lassen. Wider Willen musste ich etwas schmunzeln.

„Das fängt beim Frühstück schon an“, Gary zwinkerte uns zu, „sie teilen sogar ihren Kaffee miteinander und Mike benutzt sie als Lehne. Irgendwie beneidenswert.“

Wieder lachte Mike und schob sich auf der Bank etwas herum. „Da bringst du mich gerade auf eine Idee, Gary!“ Auffordernd deutete Mike auf den Platz zwischen seinen Beinen, ich schnaubte belustigt und robbte zu ihm, zog meinen Teller mit mir. Gemütlich lehnte ich mich an ihn. Um uns gröhlten alle, ein weiterer Toast folgte.

„Ich würde jetzt gern endlich essen“, murrte ich amüsiert, „sonst schafft er mich irgendwann.“

„Du solltest eher mal etwas Ordentliches trinken“, Liam schüttelte den Kopf, „wie kommt man darauf Wasser zu trinken?“

Seufzend stopfte ich mir Omelett in den Mund. „Demnächst wieder, Liam, heute nicht.“

Mike spendierte eine weitere Runde und wir kamen endlich dazu, halbwegs in Ruhe zu essen. An ihn gekuschelt schmeckte es tatsächlich noch einmal so gut. Weniger denn je konnten wir die Finger voneinander lassen, seine freie Hand lag wie beiläufig auf meinem Bauch.

„Geht es euch gut, Babe?“, flüsterte er, als Neil mit einem eindringlichen Blick auf mich die Teller abräumte, ich nickte mit geschlossenen Augen, genoss die Stimmen um mich herum. Irgendwo im Pub spielte jemand Gitarre, ein anderer sang, dazwischen fröhliches Gelächter. Ich mochte das Old Drum.

„Super geht es uns“, murmelte ich mich zu ihm hochreckend. Er küsste mich auf die Stirn. „Satt, zufrieden und mit dir. Mehr braucht es nicht.“

Leise schnaubend schmiegte er seine mittlerweile wieder leicht stoppelige Wange an meine Schläfe. „Das ist mit Abstand der schönste Geburtstag meines Lebens“, seine Lippen berührten mich sacht, „auch wenn es heute Morgen etwas stressig war. Erinnerst du dich, als wir im September das erste Mal hier waren?“

Träge bewegte ich den Kopf. „Ja, sie haben dir dein Gipsbein bemalt und ich habe nur einen Bruchteil dessen verstanden, was die alle geredet haben. Das war echt schräg, hat mir auch ein bisschen Sorgen bereitet, ob ich das sprachlich halbwegs packen würde.“

„Und? Hast du es gewuppt?“ Unüberhörbar amüsierte er sich, ich blinzelte zu ihm hoch, ein warmblauer Augenblitz streichelte mich. Nachdenklich lauschte ich dem Stimmengewirr. Da war Cockney in allen Stufen des Nuschelns, Liams irisch, am Nebentisch hörte ich Schotten mit rauer Kehle und Sarahs wunderschönes Oxford.

„Ja, ich verstehe deutlich mehr, als noch vor einem halben Jahr. Die Schotten da drüben könnten allerdings alles erzählen, ohne das ich irgendetwas verstehe. Ich liebe Sarahs feines Englisch. Deswegen habe ich auch gern dir und deinem Vater zugehört. Es klang so elegant, etwas überheblich und sehr, sehr feinsinnig.“

Bei der Erwähnung seines Vaters seufzte er tief, nickte dann. „Dad hat extra für dich immer versucht schön zu reden. Er hat dich echt sehr gemocht und gerade der Abend vor der Tournee war einer der schönsten, seit er mich vor die Tür gesetzt hatte. Er fehlt mir so sehr. Er wäre ein fantastischer Opa geworden.“

Den letzten Satz hatte er zum Glück nah an meinem Ohr geflüstert, ich presste mitfühlend die Lippen zusammen.

„Mir fehlt er auch“, gab ich zu, „und ich bin sicher, dass er es super gemacht hätte.“

In diesem Moment stellte Neil ein großes Glas vor mich hin, in dem irgendetwas dickflüssiges grünes abgefüllt war. „Trink, Susan“, erklärte er fast beiläufig, während er den Tisch vor uns abwischte. „Du brauchst das, bist viel zu blass.“

Fragend hob ich eine Hand, Mikes Brauen ruckten skeptisch. „Bitte?“

„Du weißt schon, was ich meine. Das ist ein Smoothie, sehr gesund und alles drin, was du brauchst. Trink.“

Sein Blick streifte mich mit einem halben Lächeln, das überraschend wissend war und mir wurde schlagartig klar, dass er es bemerkt hatte, wie auch immer. Mike schnaufte ergeben, schnippte zu dem Glas.

„Das ist Neil, Darling, Sláinte.“

3

Fünf Wochen später saßen sämtliche Hamonds und das Ehepaar Peters abends auf unserer Terrasse, um meinen Geburtstag mit uns zu feiern. Mrs. Peters hatte für uns gekocht, Gary feuerte eben den Außenkamin an und Mike entkorkte mal wieder eine Flasche Champagner, von dem auch ich zur Feier des Tages einen Schluck bekam.

Gestern hatte er mich zum Frauenarzt begleitet. Es war unbeschreiblich schön gewesen und ich wusste nicht, ob ich Mike oder das winzige Ding auf dem Monitor anstarren sollte. Er war so glücklich, hielt stolz ein weiteres Ultraschallbild in der Hand und lauschte dem hohen Fiepen des kleinen Herzchens unseres Kindes. Alles schien in bester Ordnung und so beschlossen wir, es dem Rest der Familie heute zu erzählen.

Ich war erstaunlich aufgeregt, als Mike den Champagner einschenkte, zupfte fahrig an meinem Pferdeschwanz herum. Vermutlich ahnte es Sarah und auch Mum hatte mich in den vergangenen Wochen mehr als einmal nachdenklich gemustert, wenn sie mir im Geschäft ein wenig aushalf. Aber sie hatten nicht gefragt.

Da war leider auch die leise Befürchtung in mir, dass es Sarah treffen könnte, denn sie und Liam wünschten sich so sehr ein Kind. Und während sie keines bekamen wurde ich sofort schwanger. Vielleicht nicht wirklich gerecht.

Gelassen verteilte Mike die Gläser, Gary warf ein letztes Holzscheit ins Feuer und setzte sich wieder zu uns. Der Tag war frühsommerlich warm gewesen, doch langsam zog feuchte Kühle vom Park her. James lag schnarchend unter dem Tisch, Mike II schnurrte auf Mums Schoß. Ich war glücklich, ohne Frage, fühlte mich wohl und geborgen im Kreis von Mikes Familie, die auch meine geworden war. Mit einem leisen Seufzer schob ich meine Hände unter meinen Pullover auf meinen Bauch, der schon keine engen Jeans mehr mochte, Mike trat hinter mich, legte eine Hand zärtlich auf meine Schulter, ich schmiegte mich an sie und lächelte zu ihm hoch. Seine Augen strahlten tiefblau voller Liebe, als er sein Glas hob.