© 2019 Eckard Wulfmeyer
Huskyerlebnistouren
Lisa Pannenberg + Eckard Wulfmeyer
Große Dammstr. 2
21772 Stinstedt
0171-4177215
www.huskyerlebnistouren.de
www.hundeschule-ohne-leckerlie.de
www.pfoten-pfad.de
Alle Fotos, wenn nicht anders gekennzeichnet, von: Eckard Wulfmeyer Foto Seite →: Sitha Ricklefs
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-750-47858-9
Danke an all die fleißigen Helfer und Unterstützer, die ihren
Beitrag geleistet haben für dieses Buch. Angelika Gieck und
Reinhold Pannenberg für das Lektorat und Korrektur. Sarah
Wulfmeyer für das Layout und das Titelbild. Anja, Eva, Gabi,
Kirsten, Malte, Sylvia und Susanne für das Probelesen. Dank an
all den Menschen, die uns besucht und diese
außergewöhnlichen Hunde kennen gelernt haben. Sie alle
haben ihren Beitrag zu diesem Buch geleistet.
Vielen Dank an Lisa Pannenberg für die fachliche Begleitung
und Unterstützung.
Stinstedt im Dezember 2019
Eckard Wulfmeyer
„Sind das überhaupt Huskys? Die sehen ja ganz anders aus.“ Mit dieser Frage wird früher oder später jeder Halter der Alaskan Huskys konfrontiert. Mit einem Husky verbinden die allermeisten Menschen den Sibirischen Husky. Das ist der mit dem plüschigen Fell, der gestauchten, kräftigen Statur und den manchmal blauen Augen. Manche kennen noch den optisch ähnlichen Malamut, und dazu passt der Alaskan Husky mit seinem kurzen Fell und seiner drahtigen Figur so gar nicht.
Lisa mit Indy
Die Alaskan Huskys sind Schlittenhunde. Nicht mehr, aber auf keinen Fall weniger. Mit dem Aufkommen des Schlittenhundesports zu Anfang des 20. Jahrhunderts begann man in Alaska die einheimischen, eher wolfsähnlichen Hunde mit Polarhunden wie den Sibirischen Huskys zu kreuzen. Ziel dieser Kreuzungen: der optimale Schlittenhund für die Rennen. Und wie bei allen jüngeren Rassen der letzten Jahrhunderte wurden zu diesem Zuchtziel nach und nach verschiedene vorhandene Hunderassen miteinander kombiniert. Vor allem Malamute, Siberian Huskys, Saluki, Pointer, Weimaraner, Samojeden und Anatolische Schäferhunde sowie Windhunde wurden so gekreuzt, dass sich bis heute dieser leichte, ausdauernde und sehr schnelle Schlittenhund entwickelte.
Der Alaskan Husky ist keine von Zuchtverbänden anerkannte Rasse. Und das ist wohl einer der Gründe, warum er gesundheitlich so robust ist, denn er verfügt über einen riesigen Genpool. Die heutzutage vielfältig vorkommenden Skeletterkrankungen und andere Zivilisationskrankheiten findet man bei den Alaskan Huskys nicht. Das liegt zum einen daran, dass in der Zucht selektiert wurde auf robuste und körperlich unempfindliche Hunde. Und zum anderen liegt es daran, dass diese Rasse in den allermeisten Fällen von Menschen gehalten wird, die wissen, wie man einen Hund versorgen und halten muss, damit sein Immunsystem widerstandsfähig bleibt. Dadurch kommt es nicht zu den typischen Zivilisationskrankheiten, wie man sie bei vielen anderen althergebrachten Hunderassen kennt.
Aufgrund der Zielsetzung der körperlichen Robustheit und Effizienz geriet das farbliche Aussehen in den Hintergrund. Dies hat bis heute zur Folge, dass die farbliche Varianz dieser Hunde eine so große Bandbreite hat. Es gibt den Alaskan von ganz schwarz bis ganz weiß und in allen Facetten dazwischen. So kann man sie manchmal sogar vierfarbig erleben: weiß, schwarz, braun und grau. Die Augen sind in der Regel bernsteinfarben und die Nase ist schwarz. Hin und wieder findet man Alaskan Huskys mit blauen, grauen oder grünen, manchmal mit verschiedenfarbigen Augen. Primär wurde von den Züchtern darauf geachtet, dass der Körperbau in der Lage ist, Gewichte ausdauernd und schnell zu ziehen. Es wurde auf gute Pfoten und auf Temperaturunempfindlichkeit Wert gelegt sowie darauf, dass die Hunde gut fressen und trinken. Ihr Fell ist so dicht, dass eine Schneeflocke auf dem Fell nicht durch die Körpertemperatur schmilzt, sondern nur durch die Umgebungstemperatur.
Die Alaskan Huskys sind hochbeinig und ähneln den Windhunden. Sie haben ein kurzes Fell, das so dicht ist, dass selbst Regen kaum durchdringt. Wenn sie einmal schwimmen gehen, gelangt nur selten Wasser bis an die Haut.
Die Hunde haben meistens spitze Ohren, manchmal Schlappohren oder Knickohren. Dies ist von Zuchtlinie zu Zuchtlinie unterschiedlich und selbst in einem Wurf kann das Aussehen der Ohren variieren. Ihr Schwanz ist in der Regel flauschig, aber auch dies kann je nach Zuchtlinie abweichen.
Größe und Gewicht der Hunde variieren ebenfalls entsprechend der hinein gezüchteten Rassen. Die Palette der Alaskans ist heute sehr breit: Vom 50 kg schweren Trapperhund bis zum 17 kg leichten Rennhund ist alles anzutreffen.
Die Länge der Schnauze der Alaskans umfasst mehr als die Hälfte des Kopfes. Das hat für die Hunde den Vorteil, dass sie beim Rennen ihr Maul weit aufreißen können, um sich zu kühlen. Gleichzeitig fungiert es so wie ein in den Fahrtwind montierter Ansaugstutzen beim Auto: Es gelangt möglichst viel Luft und damit Sauerstoff in die Lungen. Und je mehr dies der Fall ist, desto größer ist das Leistungsvermögen. Das haben die Hunde mit den Autos gemeinsam.
Es gibt einige sehr bekannte Zuchtlinien, die schon fast Rassecharakter erreichen und deren Stammbäume sich einige Generationen zurückverfolgen lassen. Ziel bei allen diesen Zuchtlinien ist weniger das Aussehen, sondern vielmehr der gesunde, gebrauchstüchtige Hund.
Durch die Vermischung mit Jagdhunden und Windhunden wurden diese Huskys verträglicher mit Rudelgenossen und vor allem mit Menschen. Sie sind gegenüber Menschen sehr freundlich. Wir haben es in unserem Rudel noch nie erlebt, dass sie auch nur kleinste Anzeichen von Aggression oder Drohen uns oder Besuchern gegenüber gezeigt haben. Im Zweifel sind sie einfach weggegangen, um sich einer solchen Situation zu entziehen statt auf Konfrontation zu gehen. Man kann fast sagen, dass sie konfliktscheu gegenüber Menschen sind. Andere Halter von Alaskan Huskys bestätigen uns diese Erfahrungen. Auch hier hat nie jemand erlebt, dass ein Alaskan Husky sich unfreundlich gegenüber einem Menschen zeigte. Diese Halter und Musher bestätigten unsere Erfahrungen, dass diese Hunde im Zweifelsfall jeder Konfrontation mit dem Menschen aus dem Wege gehen. Selbst Hündinnen, die gerade eben ihre Welpen geworfen hatten, waren weiterhin durchgängig freundlich zu jedem Besucher. „Man hat den Eindruck, als würden sie in kürzester Zeit bei jedem Menschen den „Gute-Laune-Knopf“ im Kopf finden und drücken“, beschrieb uns ein Besucher seine Eindrücke vom Rudel.
Das macht die Tiere besonders vorteilhaft für den Tourismus und für Therapieangebote mit Hunden. Gäste, die unser Rudel besuchten und Angst vor Hunden hatten, sind meist diejenigen, die nachher mit Tränen in den Augen nach Hause fahren, weil sie die Hunde so schrecklich vermissen. Die Alaskan Huskys bekommen einfach nicht genug vom Kuscheln und davon, die volle Aufmerksamkeit zu erhalten. Bei manchen Alaskans hat man den Eindruck, dass sie glauben, Schoßhunde zu sein. Sie sind übertrieben freundlich und wissen gar nicht, wohin sie zuerst springen sollen. Entsprechend fordern und geben sie ihre Zuneigung. Sie kommen in dieser Hinsicht nicht allzu sensibel auf die Welt. Wer von dieser Rasse Rücksicht und Sensibilität erwartet, der muss dies einfordern. Dann können diese Hunde sowohl rücksichtsvoll als auch sensibel gegenüber jedem sein. In unserem Rudel haben wir das nicht eingefordert, da wir mit der robusten Aufdringlichkeit gut zurechtkommen.
Die Alaskan Huskys sind grundsätzlich sehr freundlich und kooperativ mit jedem Menschen. Das ist eine sehr wichtige Eigenschaft, die vor allem Musher zu schätzen wissen. Bei einem Gespann von sechs Hunden laufen die sogenannten Leaddogs, die Leithunde, das sind die ersten beiden Hunde im Gespann, etwa 7 bis 8 Meter vor dem Musher. Er hat außer seiner Stimme keine andere Möglichkeit, die Leaddogs vorne zu steuern. Er ist also auf Gehorsam und Kooperation der vordersten Hunde angewiesen, damit alle erfolgreich und sicher die Ausfahrten absolvieren.
Gemein haben sie eine ausgeprägte Theatralik im Vergleich zu anderen Hunderassen. Wenn es beispielsweise zu Auseinandersetzungen im Rudel kommt, dann ist das jedes Mal mit einem dermaßen großen Geschrei und Gezeter verbunden, dass Außenstehende denken, ein Hund werde gerade schwer verletzt oder gar totgebissen. Dabei kam es womöglich noch nicht einmal zu Berührungen zwischen den beiden Kontrahenten. Das gleiche gilt in solchen Situationen für ihre Handlungen: Sie werfen sich regelrecht auf den Rücken und zeigen übertriebene Demut. Sobald bei diesen Hunden die Emotionen etwas stärker zutage treten, werden ihre Laute und ihr Verhalten übertrieben. Dies wird auch jedem deutlich, der die Hunde beim Einspannen vor dem Wagen erlebt. Ihre Vorfreude auf das Rennen ist dermaßen groß, dass sie schreien, als wenn sie Schmerzen hätten. Man sieht ihnen an, wie sehr sie sich zusammenreißen, um nicht sofort loszulaufen. Hin und wieder gelingt es ihnen nicht abzuwarten, sondern sie werfen sich mit voller Wucht ins Geschirr. Gut, wenn der Wagen dann festgebunden ist. Erst mit zunehmendem Alter gelingt es ihnen in solchen Situationen, diesen Sprung nach vorne zu unterlassen. Selbstverständlich kann man ihnen das schon in jungen Jahren abtrainieren, wenn man das möchte.
Gäste, die unser Rudel über einige Stunden besucht haben, berichteten uns anschließend in ihren Eindrücken immer wieder von dem Gefühl, dass in den Huskys zwei Seelen leben würden. Denn auf der einen Seite können sie sehr ruhig sein, ausgeglichen und relaxt. Man kann fast den Eindruck haben, dass sie nichts, aber auch gar nichts aus der Ruhe bringt. Da könne kommen was da wolle. Es bedarf aber nur einiger bestimmter Auslöser – jemand geht etwa mit Zuggeschirren in der Hand am Gehege vorbei – und diese Hunde werden laut und hektisch. Und das nimmt dann nicht mehr ab, bis sie tatsächlich vor dem Wagen eingespannt rennen können. Wenn sie jedoch bemerken, dass die Geschirre nur am Gehege vorbei getragen werden, womöglich weil es zur Waschmaschine geht, dann sind sie genauso schnell wieder ruhig und entspannt. Sie können sich innerhalb einer Sekunde hochfahren, aber andererseits genauso schnell wieder beruhigen.
Trotz unterschiedlicher Farben und unterschiedlicher Ohren haben sie viel gemeinsam: ein unbändiger, ausdauernder Wille zum Laufen, der sogenannte „will to go“, sowie harte, zähe Pfoten, dichtes und wetterfestes Fell und Genügsamkeit.
Der „will to go“ ist das natürliche Verlangen zu rennen und zu ziehen. 99 % der Alaskans braucht man nicht großartig zu zeigen oder zu trainieren, was es heißt, etwas zu ziehen. Es ist „in ihrem Blut“, und sie leben nur dafür, dass sie laufen, laufen und laufen können. „Lege einem Alaskan ein Geschirr an, und er beginnt zu ziehen!“, so ein Sprichwort aus der Musher-Szene. Man braucht ihm nur noch die Kommandos „Stop“, „Go“, „Links“ und „Rechts“ beizubringen, und dann geht die Post ab und der Spaß beginnt! Schon viele haben die Möglichkeit genutzt und mit uns an einer Ausfahrt teilgenommen. Dabei war es egal, ob auf dem Trainingswagen oder auf dem Mountainbike, eines hatten sie anschließend alle gemeinsam: ein breites Lächeln im Gesicht!