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© 2020 Frank Nöthlich

Herstellung, Umschlaggestaltung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7519-6493-7

Prometheus und seine Erben –
Anne und Alex im Kaukasus

Handlung

Gaia und Prometheus begegnen sich im Kaukasus und sprechen über den Werdegang und das Handeln der Menschen. Nach einem Unfall im Gebirge liegt Anne im Koma. Alex erzählt der Ärztin und der Krankenschwester am Krankenbett warum er und Anne gemeinsam den Elbrus ersteigen wollten. Darin sehen beide eine gute Möglichkeit, sich besser kennenzulernen. Vor dem Unfall erschienen ihnen in einem Tal und in ihrer Phantasie Prometheus, Sisyphos, Gaia und Herakles als Symbolfiguren. Beim Abstieg fragt Anne Alex warum ihm die griechische Sagen- und Götterwelt so viel bedeutet. Und sie sagt ihm, dass ihr die französische Königin Anna von Österreich sehr imponiert. Anne stürzt und wird von Alex ins Krankenhaus gebracht. Dort ruft sie im Koma nach Alessandro und träumt, sie sei Anna von Österreich und Alex sei Alessandro der Hofnarr am spanischen Hof.

Anna lebt noch am Hof ihrer Eltern, des Königs Phillip III. von Spanien und seiner Frau Margarete von Österreich. Alessandro soll Anna unterhalten. Louis XIII. König von Frankreich lässt Anna von d’Athos zur Hochzeit abholen. Der spanisch-habsburgische Hof möchte den ehemals größeren Machteinfluss in Frankreich wieder herstellen. Don Alfonso, ein Verwandter des Hofmarschalls, bedrängt Teresa. Er soll sie im Auftrag von Herzog Lerma heiraten, da sie in Frankreich weiterhin Annas Zofe bleiben soll und er sie für seine künftigen diplomatischen Dienste dort gebrauchen kann. Carlos, der Sohn eines zum Tode verurteilten spanischen Grande, soll sich nach dem Willen seines Oheims Don Pedro, Zeremonienmeister Philipps III., bei Herzog Lerma als Tross-Begleiter nach Frankreich bewerben. Das will er aber nicht. Teresa erzählt ihrem Liebhaber, Carlos, dass Don Alfonso auf Befehl von Herzog Lerma um ihre Hand geworben hat. Carlos beschließt darum Don Alfonso zu beseitigen.

Im Vorraum des Thronsaals bereiten sich Gäste und Bedienstete auf den Empfang des französischen Diplomaten d’Athos vor. Die Anwesenden reden über ihren Alltag. Alessandro unterhält die Versammelten mit einem Lied. Teresas Magd erzählt ihren Freundinnen von der Zuneigung ihrer Herrin zu Alessandro. Das wird zufällig von Carlos mitgehört. In Carlos keimt Eifersucht und Wut auf.

Im Thronsaal stellt sich d’Athos Spaniens König Phillip III. als Begleiter Annas nach Frankreich vor. Nach dem Empfang wird Alessandro von Carlos, der einen Racheakt ausüben will, mit Drohgebärden gebrandmarkt. Alessandro wird verhaftet und Carlos kann verletzt entkommen. Alle Beteiligten müssen nun über die Situation nachdenken und schwere Entscheidungen treffen.

Anne träumt im Koma weiter, Alex kommt dazu. Er muss sich für kurze Zeit von Anne trennen. In Annes Traum ist Anna nun Königin von Frankreich. d’Athos, Mazarin und Richelieu beraten wie man Anna von Österreich und König Ludwig XIII., die getrennt leben, wieder zusammenbringen könnte.

Die Ärztin und die Krankenschwester unterhalten sich. Die Ärztin sagt, dass Anne schwanger ist. Alex kommt zurück und geht zu Anne ins Krankenzimmer und versucht sie mit einem Lied aus dem Koma zu erwecken. Gaia erscheint zum Schluß im Epilog.

Personen im ersten Teil

Prometheus - Richelieu; Gaia - Annas Ich; Sisyphos - Mazarin; Herakles - d’Athos; Melpomene - Ärztin; Thalia - Krankenschwester; Dionysos; Pan

Anne – Donna Anna; Alex – Don Alessandro; Donna Teresa; Don Carlos; Don Philipp III.; Donna Margarete Herzog Lerma; Don Alfonso; Don Pedro; Bedienstete, Adlige, Bürger

Prometheus und seine Erben –
Anne und Alex gewinnen das Leben

Handlung:

Anne und Alex suchen gemeinsam danach, wie sie ihren Weg durchs Leben gestalten wollen, was sie dazu brauchen und warum sie gerade diesen Weg gehen wollen. Sie sind nochmals im Kaukasus und beobachten Prometheus, Sisyphos, Herakles und Gaea, die in ihrer Phantasie erscheinen.

Jahre später ist Anne Sozialpädagogin in einer Kindertagesstätte. Sie betreut unter anderem auch Flüchtlingskinder. Das Gebäude der Kita soll an einen Investor verkauft werden und die Kinder sollen in ein viel kleineres Objekt umziehen. Dagegen protestieren sowohl die Eltern als auch die Mittarbeiterinnen der Kita.

Zu Hause bereitet sich Anne auf die Betreuung der Flüchtlingskinder vor und spricht darüber mit ihrer Tante, die zu Besuch da ist. Erst sehr später kommt Alex nach Hause. Er arbeitet im Management in einem Textil-Konzern. Anne ist beängstig, dass Alex auf seiner Dienstreise nach Bangladesh von Terroristen bedroht werden könnte und Alex verspricht ihr, dass er gut auf sich aufpassen werde.

Bevor Alex auf die Reise geht, machen es sich Anne, Tante Monika und er an einem Abend gemütlich. Sie sprechen unter anderem auch darüber, wie Monika und ihr Mann die Wende in der DDR erlebt haben.

Im Flieger nach Bangladesh sitzt Alex neben einem deutschen Buddhisten. Sie unterhalten sich darüber, wie sie den Status quo des gegenwärtigen Weltgeschehens für sich wahrnehmen. Ganz kurz mischt sich ein Urlauber in das Gespräch.

In Dhaka angekommen managet Alex seine Aufträge und wird zum Schluß zu einem Abschiedsabend eingeladen. Dort tritt eine Tänzerin auf, die als Jugendliche in Deutschland aufgewachsen ist. Als sich die Beiden unterhalten, dringen Terroristen ein, erschlagen die Tänzerin und verschleppen Alex.

Gefangen genommen wird Alex von einem Geheimdienstmitarbeiter verhört, der letztendlich aber feststellen muss, dass Alex nicht derjenige ist, der ihm den Aufenthalt des von ihm Gesuchten sagen kann.

Im Epilog sind Anne und Alex zum dritten Mal im Kaukasus und schauen gemeinsam mit den Symbolfiguren Gaia, Prometheus, Herakles, Sisyphos, Melpomene und Thalia in die Zukunft.

Personen im zweiten Teil

Anne, Alex (Gruber), Prometheus, Sysiphos, Herakles, Thalia, Melpomene, Gaia, Monika, Gerd, Katrin, Lise, Peter, Bernd, Tänzerin, Urlauber, Buddhist, Baruah (Fabrikbesitzer), Tagore (NG Workers Federation), Stewardess, 2 Terroristen

Inhaltsverzeichnis

Prometheus und seine Erben – Erster Teil

Anne und Alex im Kaukasus

Prolog

Anne und Alex liegen am Morgen auf einer Wiese - Gaia und
Prometheus erscheinen in ihrer Phantasie

Alex:

Hallo - guten Morgen

Anne:

Träum’ ich oder wach’ ich. Ist was passiert?

Alex:

Merkst du es nicht? Ich jedenfalls höre etwas.

Anne:

Bist du nicht mehr müde?

Alex:

Hör nur mal hin - da schnuppern Mäuschen im Gemüse, Halme säuseln im Wind und nächtlicher Schatten kühlt noch die Wiese, wenn alles erwacht und wieder beginnt. Und du bist bei mir. Ich sehe nach dir und bin dir ganz nah.

Anne:

Wenn alles erwacht und wieder beginnt? Was meinst du damit?

Alex:

Na ja - ich bin bei dir und du bist bei mir. Erst später zieht uns der hastige Tag auf dröhnende Straßen und in gleißendes Licht.

Anne:

Ist das immer so? Heute ist doch Sonntag.

Alex:

Na klar auch Sonntags - doch abends liegen wir wieder zusammen und sind uns ganz nah.

Anne:

Jetzt weis ich auch was. Nun komm schon her, komm wir machen es uns noch ein bisschen gemütlich.

Gaia tritt als Traumfigur auf:

Nanu - ganz allein steht hier ein Rosenstock und sehnt sich nach mehr Licht. Und zeigt der Morgen sein Gesicht so reckt und streckt sich’s von allein. Doch bedarf es denn des Schattens nicht. Die Sonnenstrahlen reizen voll. Die Pflanze wuchert immer mehr. Die Blüten-Knospe platzt wie toll. O weh - die Sonne überzieht ihr Soll. An Wasser mangelt ’s plötzlich sehr. Vertrocknen ist der Blume Zoll. Komm du schöner Rosenspross. Ich bringe dich dorthin wo milde Sonnenstrahlen lustige Kringel auf die Erde malen. Lebendig bist du nur, wenn du mit allen Wesen um dich her im Kreise der Natur, das was du brauchst für dich benutzt und was du übrig hast mit allen andern teilst, weil auch sie es brauchen.

Prometheus erscheint als Traumfigur am Felsen:

Erst der Verstand des Wesens Mensch kann die Natur durch seinen Willen lenken.

Gaia:

Spricht da jemand mit mir? Wer bist du denn - der hier an diesem Felsen darben muss?

Prometheus:

Ich bin der ich bin - ein Sprössling des von Zeus entthronten Titanen-Geschlechts und der Schöpfer der Menschen.

Gaia:

Ach du bist es – Prometheus. Du - mit dem ich mich am besten verstehe. Warum hat man dich hier angekettet?

Prometheus:

Gaia, du die Muttererde, die von Uranus geschwängert alles Lebendige gebar. Du, die nach dem Tode alle sterblichen Wesen in ihrem Schoß aufnimmt. Bist du so schwach geworden, dass du deinen Enkel nicht erkennst?

Gaia:

O die Olympier, die - die von sich meinen sie seien die Herren der Welt, entziehen mir meine Lebenskraft. Was aber ist mit dir Prometheus? Wolltest du mir nicht zur Seite stehen, um diesen Garten hier auf Erden für deine Kinder zu gestalten?

Prometheus:

Ja doch ja, Himmel und Erde waren erschaffen. Das Meer wogte sich in seinen Ufern und Fische spielten darin. In den Lüften sangen Vögel und der gesamte Erdball war von Pflanzen und Tieren bewohnt. Da betrat ich diese Welt, denn ich wusste, dass hier der Samen des Himmels ruht. Zunächst nahm ich etwas vom Ton, befeuchtete ihn und formte daraus Gestalten nach meinem Ebenbild. Und um meine neuen Wesen zu beleben entlehnte ich Gutes und auch Schlechtes der Tiere und schloss es in die Brust meiner Kinder ein.

Gaia:

War es nicht Epimetheus, dein Bruder, der es übernahm alle Lebewesen zu belehren wie man sich retten kann?

Prometheus:

Manschen verlieh er die Begabung, sich schnell von Ort zu Ort zu bewegen. Anderen gab er Stärke im Kampf. Die Menschen aber hat er vergessen. So blieben sie wehrlos und nackt. Nur der Göttin der Weisheit, Athene, gefielen meine Geschöpfe und sie beschenkte die Halbbeseelten mit Empfinden und Geist. Doch sehend sahen sie umsonst, konnten hörend nichts hören, verstanden nichts und wussten nichts von sich und der Welt. Wie Traumgestalten liefen sie umher bemerkten nichts vom Winter, erkannten nichts vom blühenden Frühling und nicht die Früchte des Sommers. Darum nahm ich mich meiner Geschöpfe auch weiterhin an. Da sie nicht wussten wie sie sich nähren können, täuschte ich Zeus bei einem Opfermahl, überließ ihm die Knochen des geopferten Stiers und gab den Menschen das genüssliche Fleisch. Später entwendete ich den Göttern noch das Feuer und übergab es denen die es brauchten. Denn sie sollten lernen zu überleben und den Sinn ihres Daseins zu verstehen.

Gaia:

Hat man dich darum an diesen Felsen geschlagen?

Prometheus:

Auch ein Adler des Zeus kommt tagtäglich, um sich an meiner Leber zu laben. Und von den Göttern mit Schönheit und Talent ausgestattet, kam noch Pandora, die Allbeschenkte, um an mir und den Menschen Rache zu üben. Sie hatte eine Büchse bei sich, die alle Übel der Welt enthielt.

Gaia:

So sind sie, die neuen Herrscher. Vor lauter Wollust und Eitelkeit wissen sie nicht was sie tun.

Prometheus:

Zeus schickte die Pandora zu Epimetheus. Und ich, der vorher Bedenkende, warnte meinen Bruder. Doch er, der nachher Bedenkende, heiratete sie. Bald schon öffnete sie die Büchse. So überkamen die in ihr ruhenden Plagen die Welt. Und bevor die Hoffnung entweichen konnte ward der Behälter wieder geschlossen. So verkam die Welt zu einem trostlosen Ort.

Gaia:

Das übelste aller Übel der Menschen ist es, auf das Falsche zu hoffen, da sie immer und immer wieder, auch noch so sehr durch die anderen Übel gequält, untertänig bleiben und fortfahren, sich von scheinbar Neuem verführen zu lassen.

Prometheus:

Die Schicksale des Dionysos und des Herakles, zweier Söhne des Zeus mit zwei Menschenfrauen, lassen mich hoffen, dass meine Menschenkinder den rechten Weg für ihr Dasein erkennen.

Gaia:

Ja, Dionysos, der lustige Gott des Weines, dem die Bacchantinen tanzend das Lied vom Phallus singen, liebt mit voller Lust das Leben und ist doch gleichermaßen das Gegenstück zum Gott der Unterwelt, sterbend und auferstehend zugleich.

Prometheus:

Und Herakles, der Held des Tätig-seins, wurde in den Künsten des Wagenlenkens und Bogenschießens, im Faustkampf und im spielen der Leier unterrichtet. Er war gelehrig doch auch zornig im Wahn.

Gaia:

So ist sie, die Geschichte der Menschheit. Sie ist vom Wissen, von der Macht und der Arbeit geprägt. Immer geht es um Recht und Pflicht und Verdienst und um das menschliche Handeln bestimmende, die Leidenschaft.

Gaia und Prometheus ziehen sich zurück, Alex und Anne werden
munter

Anne:

Hast du auch was geträumt? Ich jedenfalls fragte mich im Traum, was Glück und Freude und was das Beste für uns ist? Welche Antwort kennt das Leben? Die Leidenschaft kann so wie so, im schlechten und im guten, im bewahren und beenden, im begreifen und vermuten großartig oder erbärmlich sein. Alex was meinst du dazu?

Alex steht auf und geht. Thalia und Melpomene kommen als
Krankenschwester und Ärztin und schieben Anne in ihrem Bett ins
Krankenzimmer

01. Szene:
Am Krankenbett

Krankenschwester: