Beiträge zur sächsischen Militärgeschichte zwischen 1793 und 1815

Heft 62

Abb.01 Standarte M 1807/11 Regiment Prinz Albrecht

Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek

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Die Deutsche Bibliothek – CIP – Einheitsaufnahme

Jörg Titze

Die königlich sächsische Kavallerie (II): Die Chevauxlegers-Regimenter 1810 – 1815

ISBN 978-3-7519-4615-5

© 2020 Jörg Titze

Herstellung und Verlag:

Books on Demand GmbH, Norderstedt

Inhaltsverzeichnis

  1. Einleitung
  2. Die Organisation
  3. Die Chevauxlegers-Regimenter in den Feldzügen
  4. Verschiedenes
  5. Die Uniformierung
  6. Die Bewaffnung und Ausrüstung
  7. Die Standarten
  8. Die Reglements
  9. Die Remonte
  10. Quellen
  11. Die Anlagen

1. Einleitung

Sachsen hatte bei der Reorganisation der Armee zum 01.05.1810 die bestehenden 4 Chevauxlegers-Regimenter Prinz Clemens, Prinz Abrecht, Prinz Johann und von Polenz übernommen und personell aufgestockt.

Ende des Jahres 1811 wurde das Regiment Prinz Clemens der Form nach (nominell blieb es bis 1813 ein Chevauxlegers-Regiment) in ein Ulanen-Regiment umgewandelt und mit Lanzen bewaffnet, auch erhielt es ein entsprechendes Reglement dazu1. Diese neue Waffe und das Reglement erhielt das Regiment erst ab März 1812 und allem Anschein nach erstere nicht vollständig2.

Diese 4 Regimenter wurden 1812 in verschiedenen Verbänden (Prinz Clemens und von Polenz im VII.Armeekorps; Prinz Albrecht im III.Kavallerie-Korps und Prinz Johann im IX.Armeekorps) in den russischen Feldzug geschickt.

Während die Regimenter Prinz Clemens und von Polenz - wenn auch stark dezimiert - bei der Rückkehr noch ein geschlossenes Ganzes bildeten, so trafen von den Regimentern Prinz Johann und Prinz Albrecht nur Trümmer in Sachsen ein.

Welcher Verwaltungsvorgang während der Wiederherstellung der Verbände die gesamten Kraftanstrengungen auf das Regiment Prinz Clemens konzentrierte, hat sich nicht herausfinden lassen. Jedenfalls mussten die Regimenter von Polenz, Prinz Albrecht und Prinz Johann während des Frühjahrsfeldzuges 1813 und während des anschließenden Waffenstillstandes soviel Personal an das Regiment Provinz Clemens abgeben, dass schlussendlich nur noch die Wirtschafts-Kommissionen bis zur buchhalterischen Aufarbeitung des Feldzuges von 1812 übrig blieben und sich dann diese Regimenter ohne Hinterlassung der zu vermutenden Akten schlicht in Nichts auflösten. Damit verliert sich auch die Spur der durchaus aus Russland zurückgebrachten Regimentsarchive.

Daraus ableitend muss die Aktenlage zu den Regimentern als sehr übersichtlich bezeichnet werden.

Neben den Befehlssammlungen der Depots und den Monatsverpflegungslisten gibt es noch das Tagebuch des Obersten von Zezschwitz (Prinz Clemens)3, die Rapporte des Obersten Lessing (Prinz Albrecht) und das Tagebuch des Capitaines Vitzthum von Eckstädt (Prinz Johann) aus dem Feldzug von 18124 sowie die Befehle an die leichte Kavalleriebrigade im Frühjahrsfeldzug 18135.

Weitere Informationen sind - bruchstückhaft und jeweils auf eine einzige Sache gerichtet - den Akten des Geheimen Kriegs-Rats-Kollegiums und der Generalbzw. Feld-Kriegs-Kasse zu entnehmen.

Von Seiten der Sekundärliteratur dominiert zweifelsfrei Oppel6 das Geschehen. Die Geschichte des Husaren-Regiments No. 18 ist - bis auf die Ausführungen zu den Jahren 1814 und 1815 - überwiegend eine Abschrift des bei Oppell Ausgeführten. Natürlich dürfen Cerrini’s Feldzüge der Sachsen nicht vergessen werden.

Herzlich bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei den Mitarbeiterinnen des HStA Dresden für die gewohnt problemlose Bereitstellung der Akten. Auch der SLUB Dresden ist für die Veröffentlichung ihres Archivgutes in der Form der Digitalen Sammlungen aufrichtig zu danken.

Ich möchte mich auch bei Ihnen, verehrter Leser, für den Kauf dieses Buches bedanken. Insofern Sie Anregungen haben oder über den Inhalt diskutieren wollen, so können Sie mich via email unter

sachsen-titze@t-online.de

erreichen.

Leipzig im April 2020

Ihr

Jörg Titze


1 Heft 61 dieser Reihe

2 Das in diesem Zusammenhang so oft jubilierend geäußerte Wort der Führung, dass das „Zutrauen der Mannschaft zur Lanze unbeschreiblich sei“, ist wohl eher so zu übersetzen: Die Mannschaft vermisst den Karabiner, hat aber - obwohl im Frieden kaum Ausbildung an der Lanze stattfinden konnte - diese Waffe akzeptiert. (Nun ja, etwas anderes blieb der Truppe ja auch nicht übrig.)

3 Heft 57 dieser Reihe

4 Heft 42 dieser Reihe

5 fast ausschließlich in französisch und nur die Delogierung und sonstige Dienstverrichtungen wie Kommandos etc. betreffend.

6 Oppel (Carl Friedrich Gustav von) war als Fahnjunker erst am 24.03.1812 Sousleutnant geworden und hatte diesen Dienstgrad 1815 immer noch inne, war also im betrachteten Zeitraum nicht in verantwortungsvoller Position tätig. Die wohl 1829 geschriebene und 1859 veröffentlichte/neu veröffentlichte (?) Geschichte des Regiments Prinz Clemens ist daher entsprechend einzuordnen.

2. Die Organisation

2.1 Die Friedensorganisation vom 01.05.1810

Bei der Reorganisation der sächsischen Armee vom 01.05.1810 wurden die vier bestehenden Chevauxlegers-Regimenter

Prinz Clemens (aufgestellt 1733)

von Polenz (aufgestellt 1733)

Prinz Johann (aufgestellt 1742) und

Prinz Albrecht (aufgestellt 1745)

beibehalten und erhielten folgende Organisation:

Beim Stab Bei 8 Kompanien
1 Oberst 4 Rittmeister 1.Klasse
1 Oberstleutnant 4 Rittmeister 2.Klasse
2 Majors 8 Premierleutnants
1 Adjutant 16 Sousleutnants
1 Regiments-Quartiermeister 8 Wachtmeister 8 Pferde
1 Auditeur 8 Fahnjunker 8 ”
1 Regiments-Chirurg 7 8 Fouriere
1 Stabsfourier 4 Chirurgen
1 Stabstrompeter 1 Pferd 40 Korporale 40 ”
1 Ross-Arzt 1 ” 8 Trompeter 8 ”
1 Hospital-Chirurg 8 Schmiede
1 Büchsenmacher u. -schäfter 652 Chevauxlegers8 652 ”
4 Sattler
1 Profoss
18 Mann 2 Pferde 768 Mann 716 Pferde

Der Gesamtbestand eines Regiment Chevauxlegers betrug 786 Mann und 718 Pferde.

Je 2 Kompanien waren in einer Eskadron9 zusammengefasst.

2.2 Die Organisation von 1812

2.2.1 Die Organisation eines mobilen Regiments vom 09.03.1812

Für den Feldzug von 1812 wurde die Stärke eines mobilen Chevauxlegers-Regiments festgesetzt10 mit

Stab bei 8 Kompanien
1 Oberst 4 Rittmeister 1.Klasse11
2 Majors 4 Rittmeister 2.Klasse
1 Adjutant 7 Premierleutnants
1 Auditeur12 15 Sousleutnants
1 Regiments-Chirurg 7 Wachtmeister
1 Stabs-Fourier 7 Estandart-Junker
15 tabs-Trompeter 6 Fouriers
1 Ross-Arzt 4 Chirurgen
1 Profoss 32 Korporals
1 Büchsenmacher u. - schäfter 8 Trompeter
4 Sattler 7 Schmiede
548 Gemeine inkl. 8 Vizekorporale

Insgesamt 664 Mann mit 628 Pferden.

Dazu kamen noch

1 Equipage-Sergeant mit 1 Reit-Klepper

10 Equipage-Soldaten mit 22 Zug- und 4 Packpferden

Die Depots bestanden in der Regel aus

1 Stabs-Offizier 2 Fouriers
2 Offizieren 1 Sattler
1 Regiments-Quartiermeister13 102 Mann (12-13 Mann je Komp.)
10 Unteroffizieren 112 Pferde

2.2.2 Die Organisation des Regiments Prinz Clemens vom 03.08.1812

Nach der Teil-Gefangennahme des Chevauxlegers-Regiments Prinz Clemens (1., 2. und Teile 4.Eskadron) am 27.07.1812 bei Kobryn wurde aus der 3.Eskadron, Kommandierten, Rekonvaleszenten etc. eine Abteilung zu zwei Eskadrons14 unter Kommando des Majors von Seydlitz in Stärke von 9 Offizieren und 250 Mann15 formiert. Da außer dem Major von Seydlitz nur noch 4 Offiziere des Regiments Prinz Clemens verfügbar waren, wurden 2 Offiziere des Regiments v.Polenz zur Dienstleistung kommandiert16.

Durch Anfang Oktober eintreffenden Ersatz soll die Abteilung auf 3 Eskadrons17, Ende 1812 aber wieder auf 2 Eskadrons gesetzt worden sein.

2.2.3 Der Ersatz während des Feldzuges 1812

Der Ersatz für das Regiment Prinz Clemens wurde (siehe Punkt 2.2.2) in unbekannter Höhe durch das Regiment selbst geleistet.

Ersatz für das Regiment von Polenz wurde geleistet:

  1. durch das Regiment selbst mit 1 Korporal, 59 Mann (Abgang 23.08.)
  2. durch das Regiment Prinz Johann mit 1 Korporal, 28 Mann (Abgang aus Sachsen am 31.10.181218
  3. durch das Regiment Prinz Albrecht mit 1 Unteroffizier und 24 Gemeinen mit Abgang aus Sachsen am 31.10.181219

Die abgegangene Ersatzmannschaft wurde in den Depots durch Rekruten ersetzt.

2.3 Die Organisation von 1813

2.3.1 Die (provisorischen) mobilen Eskadrons vom 13.02.1813

Als Ergänzung für die (beim VII. Armeekorps) stehende Kavallerie wurden neben einer Eskadron Husaren zum 13.02.1813 zwei (provisorische) mobile Eskadrons Chevauxlegers aus den Depots aufgestellt20.

Die 1ste Eskadron formierte sich aus den Depots der Regimenter Prinz Clemens (53 Mann / 53 Pferde) und Prinz Johann (67 Mann / 67 Pferde)21.

Die 2te Eskadron formierte sich aus den Depots der Regimenter Prinz Albrecht (70 Mann / 70 Pferde)22 und von Polenz (47 Mann / 47 Pferde).

Es wurde festgelegt, dass die 1ste Eskadron die Uniform von Clemens, die 2te Eskadron die von Polenz trägt.23

Die Eskadrons scheinen überbesetzt gewesen zu sein, da zum 01.04.1813 Offiziere und Mannschaften zum Teil wieder an die Depots zurückverwiesen wurden.24

Der präsente Bestand der beiden Chevauxlegers-Eskadrons betrug am 20.03.1813:

1ste Eskadron: 6 Offiziere mit 23 Pferden / 95 Mann mit 109 Pferden
2te Eskadron: 5 Offiziere mit 17 Pferden / 92 Mann mit 107 Pferden

Zwischen Ende März und Anfang Mai wurden die provisorischen Eskadrons erneut umformiert und zwar so, dass eine kombinierte (1ste) Eskadron Husaren und Ulanen (anfänglich unter Major v.Mörner, ab Ende Mai unter Major v.Feilitzsch) und eine (2te) Eskadron Chevauxlegers (aus den Depots der Regimenter Johann, Albrecht und Polenz; anfänglich unter Major v.Brandenstein, ab Ende Mai unter Rittm. v.Feilitzsch) gebildet wurden25. Der Effektivbestand vom 15.05.1813 betrug:

Eskadron Mörner 3 Offiziere mit 10 Pferden
157 Mann 161 Pferde
Eskadron Brandenstein 6 Offiziere mit 18 Pferden
131 Mann 132 Pferde

2.3.2 Das Regiment Prinz Clemens vom Mai 1813

Die aus dem russischen Feldzug heimgekehrten Reste der mobilen Chevauxlegers-Regimenter sowie die verbleibenden Depotbestände gingen Ende März mit dem König zuerst nach Bayern und später nach Böhmen. Von dort kehrte diese Kavallerie Anfang Mai nach Sachsen zurück.

Bei Pirna wurde aus diesen Beständen innerhalb eines Tages ein Ulanen-Regiment zu 4 Eskadrons (ohne Einteilung in Kompanien) formiert.26 Das Regiment hatte eine Stärke von 8 Offizieren und 356 Mann.27

Die Offiziere des Regiments waren: Major von Berge (Garde du Corps) sowie die Leutnants von Urlaub (Polenz), von Grünenwald (Zastrow), Pötzsch (Clemens), von Wolffersdorff (Polenz) von Unruh (Clemens) und Funck (Clemens oder Polenz).

2.3.3 Die Organisation während des Waffenstillstandes

Während des Waffenstillstandes wurde wiederum nur das Regiment Prinz Clemens neu formiert und dabei auf 10 Kompanien gesetzt.