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© 2020 Andreas Döhrer
Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7519-2634-8
Im achtzehnten Jahrhundert tauchte in England ein umfangreiches koptisches Manuskript auf. Nach dem britischen Arzt und Büchersammler Anthony Askew wird es als Kodex Askew (Codex Askewianus) bezeichnet.
Die Schrift des Manuskripts, das Koptische, verweist auf Ägypten als Entstehungsort. Als Zeitraum kommt am ehesten die Zeit von 250 - 300 n. Chr. in Frage.1
Das hier vorliegende Werk ist eines der wenigen Bücher die von den Werken der Antike erhalten blieben2 und hat die besonders ab 380 n. Chr. schwierigen Bedingungen einigermaßen unbeschadet überstanden.
Es ist in vier „Bücher“3 unterteilt und bekam - nach der Hauptgestalt in den ersten beiden Büchern - von Karl Gottfried Woide, dem ersten Erforscher des Manuskripts, den Titel: Pistis Sophia. Diesen Titel fand er am Anfang des zweiten Teils. Er ist allerdings wohl nachträglich auf den oberen Rand geschrieben. Der eigentliche Titel scheint „Bücher des Erlösers“ zu sein und steht jeweils am Ende vom 2. und 3. Buch.
Carl Schmidt4 hat aus dem Umfang des Textes und der inhaltlichen Fortführung über die Unterteilungen der Bücher hinaus gefolgert, dass das Werk auf drei Papyrusrollen geschrieben war und vermutlich nach 350 in einen Pergamentkodex abgeschrieben wurde.
Die koptische Schrift wurde seit dem 2. Jahrhundert n. Chr. zunehmend für christliche Texte in ägyptischer Sprache5 verwendet. Sie ist eine modifizierte Form der griechischen Schrift. Mit den Papyrusrollen verschwanden um 400 auch die alten ägyptischen Schriften, die Hieroglyphen, die Hieratische und die Demotische Schrift. Parallel dazu wurden die meisten Tempel aus vorchristlicher Zeit geschlossen. Statt auf eine Rolle schrieb man nun meistens in einen Kodex. Die Hieroglyphen und die beiden anderen alten Schriften gerieten in Vergessenheit und wurden erst im 19. Jahrhundert wieder entziffert.
Das vorliegende Werk wird gemeinhin der Gnosis6 oder dem Gnostizismus zugeordnet. Dies leitet sich aus der Beobachtung von Namen, Begriffen und Zusammenhängen ab, die sich ähnlich auch in anderen als „gnostisch“ eingeordneten Schriften oder Fragmenten finden.7 Mit dieser Einordnung folgte man der Darstellung von denen, die später als „Kirchenväter“ bezeichnet wurden, wie z. B. Irenäus von Smyrna.
Carl Schmidt hatte seiner Ausgabe den Untertitel „Ein gnostisches Originalwerk“ gegeben.
Carl Schmidt hat auf dem wissenschaftlichen Hintergrund seiner Zeit eine Übersetzung geschaffen, die dem Anliegen einer unvoreingenommenen Betrachtung in vielem nahe kommt. Sie erschien zusammen mit dem koptischen Text 1905 und nochmals überarbeitet 1925.
Beim Lesen der Ausgabe von 1925 entstand bei mir jedoch der Wunsch nach mehr Übersichtlichkeit. Der Lesefluss wurde zu oft von eingeklammerten griechischen Wörtern unterbrochen. Carl Schmidt und seine Mitarbeiter hatten alle griechischen Wörter, die sich im koptischen Text befinden, in den übersetzten Text zusätzlich eingefügt, also auch jedes (δε) [aber]. Für eine wissenschaftliche Ausgabe kann das angemessen sein. Für ein flüssiges, übersichtliches Lesen habe ich aber in dieser Ausgabe die eingeklammerten griechischen Wörter entfernt.
Um die Lesbarkeit weiter zu verbessern, habe ich auch die zum Teil altertümlichen Formulierungen von Carl Schmidt und die provisorisch scheinenden Satzkonstruktionen in eine klare Form gebracht und einige kleinere Unstimmigkeiten in der Übersetzung verändert. Dabei fand ich in der englischen Übersetzung von Violet Mac-Dermont (VM, 1978) Orientierung und Hilfe. Ich habe also grundsätzlich keine neue Übersetzung geschaffen, sondern die von Carl Schmidt überarbeitet und vieles bewusst als „seine Übersetzung“ stehen gelassen.
Namen und Begriffe habe ich möglichst originalgetreu in ihrer griechisch-koptischen Form eingesetzt, also „Philippos“ statt „Philippus“ und „Mysterion“ statt „Mysterium“.
Auch die meisten mythischen Bezeichnungen wollte ich in ihrer originalen Form belassen, bekam dann aber den
Eindruck, dass es das Lesen zu sehr erschwert. So setzte ich für eine Reihe von griechischen und koptischen Bezeichnungen deutsche Entsprechungen ein. Dabei bin ich mir des vorläufigen Charakters dieser Vorschläge bewusst. Die jeweiligen Entsprechungen können in einer Liste im Anhang dieses Bandes zurückverfolgt werden.
Die ersten Kapitel sprechen von Unkenntnis und Unverständnis der Jünger und vielleicht wird es dem Leser bei der Fülle von Aufzählungen ebenso gehen. Zum zeitlichen und kulturellen Abstand kommen für ihn noch die unbekannten „Orte“ hinzu. Es wurde auch vermutet, dass in den Schriften aus diesem Bereich wenig Interesse an einer wirklich klaren Darstellung bestand, entweder, weil doch letztlich alles „das Mysterion des Unaussprechlichen“ ist oder um Dinge in der Schwebe zu lassen.8 So bleiben angesichts der wenigen Quellen manche Fragen offen.
München, im April 2020.
Andreas Döhrer
( ) Ergänzungen, die für das Verständnis hilfreich sein können. Auch von Carl Schmidt vermutete Auslassungen der Schreiber, die er ergänzt hat, sind hier in dieser Weise gekennzeichnet.
[ ] Wörter und Textabschnitte, die nicht in den Zusammenhang passen und das Verständnis stören. Sie sind möglicherweise durch Versehen der Abschreiber eingefügt worden. Die meisten Klammern wurden von Carl Schmidt gesetzt.
1. Es geschah nun, nachdem Jesus von den Toten auferstanden war, verbrachte er 11 Jahre, in denen er mit seinen Jüngern sprach.
Und er lehrte sie nur bis zu den Orten9 der ersten Festsetzung und bis zu den Orten des ersten Mysterions,10 das innerhalb des Vorhangs innerhalb der ersten Festsetzung11 das 24. Mysterion von außen und unten ist, – von jenen (24 Mysteria), die sich im zweiten Raum des Ersten Mysterions befinden, das allen Mysteria vor(steht), der Vater in Taubengestalt.12
Und Jesus sagte zu seinen Jüngern: »Ich bin herausgegangen aus jenem ersten Mysterion, das das letzte Mysterion ist, nämlich das vierundzwanzigste«.
Und die Jünger haben nicht gewusst und verstanden, dass noch weiter innen von jenem Mysterion etwas existiere. Sondern sie dachten, dass jenes Mysterion das Haupt des Alls sei und das Haupt alles Seienden. Und sie dachten, dass es die Vollendung aller Vollendungen sei, weil Jesus zu ihnen über jenes Mysterion gesagt hatte, dass es die erste Festsetzung umgebe und die fünf Prägungen und das große Licht und die fünf Helfer und den ganzen Lichtschatz.
Und ferner hatte Jesus seinen Jüngern nicht die gesamte Ausbreitung aller Orte des großen Unsichtbaren gesagt und der drei Dreimalgewaltigen und der 24 Unsichtbaren und alle ihre Orte und ihre Aeonen und alle ihre Ordnungen, wie sie ausgebreitet sind, – dieses sind die Emanationen13 des großen Unsichtbaren, – und ihre Ungezeugten und ihre Selbstgezeugten und ihre Gezeugten und ihre Sterne und ihre Ungepaarten und ihre Urherrscher und ihre Machthaber und ihre Herren und ihre Erzengel und ihre Engel und ihre Zehnherren und ihre Vollzieher und alle Häuser14 ihrer Spheren und alle Ordnungen eines jeden von ihnen.
Und Jesus hatte seinen Jüngern nicht die gesamte Ausbreitung der Emanationen des Schatzes gesagt, noch ihre Ordnungen, wie sie ausgebreitet sind, noch hatte er ihnen ihre Erlöser gesagt, wie sie gemäß der Ordnung eines jeden sind, noch hatte er ihnen gesagt, welcher Wächter an einem jeden (Tor) des Lichtschatzes ist, noch hatte er ihnen den Ort des Erlösers der Zwillinge gesagt, der das Kind des Kindes ist, noch hatte er ihnen den Ort der drei Amen gesagt, in welche Orte sie ausgebreitet sind, noch hatte er ihnen gesagt, in welche Orte die fünf Bäume ausgebreitet sind, noch betreffs der sieben anderen Amen, d. h. der sieben Stimmen, welches ihr Ort ist, wie sie ausgebreitet sind.
Und Jesus hatte seinen Jüngern nicht gesagt, von welcher Art die fünf Helfer sind, oder in welche Orte sie gebracht sind, noch hatte er ihnen gesagt, in welcher Weise sich das große Licht ausgebreitet hat, oder in welche Orte es gebracht ist, noch hatte er ihnen die fünf Prägungen gesagt, noch betreffs der ersten Festsetzung, in welche Orte sie gebracht sind.
Sondern er hatte nur im allgemeinen mit ihnen geredet, indem er sie lehrte, dass sie existieren. Aber ihre Ausbreitung und die Ordnung ihrer Orte, wie sie existieren, hatte er ihnen nicht gesagt.
Deswegen haben sie auch nicht gewusst, dass andere Orte innerhalb jenes Mysterions existieren.
Und er hatte seinen Jüngern nicht gesagt: »Ich bin aus den und den Orten herausgegangen, bis ich in jenes Mysterion hineinging und bis ich aus ihm hervorging«.
Sondern er hatte ihnen gesagt, indem er sie lehrte: »Ich bin aus jenem Mysterion herausgegangen«.
Deswegen nun dachten sie von jenem Mysterion, dass es die Vollendung aller Vollendungen sei, und dass es das Haupt des Alls und dass es die gesamte Fülle sei, da Jesus seinen Jüngern gesagt hatte: »Jenes Mysterion umgibt das All, von dem ich euch alles gesagt habe von dem Tag an, wo ich euch begegnet bin, bis zum heutigen Tag« – deswegen nun dachten die Jünger, dass nichts innerhalb jenes Mysterions existiere.
2. Es geschah nun, als die Jünger beieinander auf dem Ölberg15 saßen, während sie diese Worte sprachen und sich in großer Freude freuten und sehr jubelten und zueinander sprachen: »Wir sind glückselig vor allen Menschen, die auf der Erde sind, weil der Erlöser uns dieses offenbart hat, und wir die Fülle und die gesamte Vollendung empfangen haben«. Als sie das zueinander sagten, saß Jesus ein wenig entfernt von ihnen.
Es geschah aber am 15. des Mondes im Monat Tōbe16, welches der Tag ist, an dem der Mond voll wird; an jenem Tag nun, als die Sonne17 auf ihrer Bahn herausgekommen war, kam hinter ihr eine große Lichtkraft heraus, so stark leuchtend, dass es kein Maß für das ihr anhaftende Licht gab. Denn sie kam aus dem Licht der Lichter, und sie kam aus dem letzten Mysterion, das das 24. Mysterion von innen nach außen ist, – von jenen, die sich in den Ordnungen des zweiten Raums des Ersten Mysterions befinden.
Jene Lichtkraft nun kam herab auf Jesus und umgab ihn vollkommen, als er etwas entfernt von seinen Jüngern saß. Und er leuchtete so stark, dass es für das Licht, das seines war, kein Maß gab. Und die Jünger sahen Jesus nicht infolge des großen Lichts, in dem er sich befand, oder das seines war, denn ihre Augen waren verdunkelt infolge des großen Lichts, in dem er sich befand. Sie sahen aber nur das Licht, das viele Lichtstrahlen aussandte. Und die Lichtstrahlen waren nicht einander gleich, und das Licht war von vielen Arten und es war von verschiedenen Formen von unten nach oben, so dass ein (Strahl) unendlich viele Male vorzüglicher war als ein anderer in einem großen unermesslichen Lichtglanz. Es reichte vom Grund der Erde bis hinauf zu den Himmeln.
Und als die Jünger jenes Licht sahen, gerieten sie in große Furcht und große Aufregung.
3. Es geschah nun, als jene Lichtkraft auf Jesus herabgekommen war, umgab sie ihn allmählich ganz.
Da stieg Jesus auf oder erhob sich in die Höhe, während er über alle Maßen in einem unermesslichen Licht leuchtete. Und die Jünger blickten ihm nach, ohne dass jemand von ihnen sprach, bis er zum Himmel gelangt war. Sie alle verhielten sich in großem Schweigen. Dieses nun ist am 15. des Mondes geschehen, an dem Tag, an welchem er im Monat Tōbe16 voll wird.
Es geschah nun, als Jesus nach oben gelangt war, nach drei Stunden, da gerieten alle Kräfte der Himmel in Aufregung und alle bewegten sich gegeneinander, sie und alle ihre Aeonen und alle ihre Orte und alle ihre Ordnungen, und die ganze Erde bewegte sich mit allen, die auf ihr wohnten. Und alle Menschen in der Welt und auch die Jünger gerieten in Aufregung. Und sie alle dachten: ›Vielleicht wird die Welt zusammengerollt werden‹. Und alle Kräfte in den Himmeln ließen nicht ab von ihrer Aufregung, sie und die ganze Welt, und sie bewegten sich alle gegeneinander von der dritten Stunde des 15. des Mondes (im Monat) Tōbe bis zur neunten Stunde des folgenden Tages. Und alle Engel und ihre Erzengel und alle Kräfte der Höhe sangen Lobpreis18 dem Inneren der Inneren, so dass die ganze Welt ihre Stimmen hörte, 12 ohne dass sie abließen bis zur neunten Stunde des folgenden Tages.
4. Die Jünger saßen aber beieinander in Furcht und waren sehr aufgeregt. Sie fürchteten sich nämlich wegen des großen Erdbebens, das geschah, und weinten miteinander und sprachen: »Was wird nun geschehen? Vielleicht wird der Erlöser alle Orte zerstören.«
Während sie nun dieses sagten und zueinander weinten, da öffneten sich die Himmel um die neunte Stunde des folgenden Tages, und sie sahen Jesus herabkommen, so stark leuchtend, dass es für sein Licht, in dem er sich befand, kein Maß gab. Denn er leuchtete mehr als zu der Stunde, da er zu den Himmeln hinaufgegangen war, so dass die Bewohner der Welt das Licht, das seines war, nicht beschreiben konnten, und es sandte sehr viele Lichtstrahlen aus, und für seine Strahlen gab es kein Maß. Und sein Licht war nicht untereinander gleich, sondern es war von verschiedenen Arten und von verschiedener Beschaffenheit, so dass einige (Strahlen) unendlich viele Male vorzüglicher waren als andere. Und das ganze Licht war zusammen von dreierlei Art, und die eine war unendlich viele Male vorzüglicher als die andere; die zweite in der Mitte war vorzüglicher als die erste, die unterhalb war, und die dritte, oberhalb von ihnen allen, war vorzüglicher als die beiden, die unterhalb waren. Und der erste Strahl, unterhalb von ihnen allen, war ähnlich dem Licht, das auf Jesus herabgekommen war, bevor er hinaufgegangen war zu den Himmeln, und es war genau gleich mit ihm in seinem Licht. Und die drei Lichtweisen waren von verschiedener Lichtart und sie waren von verschiedenen Formen, wobei einige unendlich viele Male vorzüglicher waren als andere.
5. Es geschah aber, als die Jünger dieses sahen, fürchteten sie sich sehr und gerieten in Aufregung. Jesus nun, der Warmherzige19 und Mildherzige, als er seine Jünger in großer Aufregung sah, sprach mit ihnen und sagte: »Habt Mut, ich bin es, fürchtet20 euch nicht.«
6. Es geschah nun, als die Jünger dieses Wort hörten, sprachen sie: »O Herr, wenn Du es bist, so ziehe Deinen Lichtglanz an Dich, so dass wir (aufrecht) stehen können, denn unsere Augen sind verdunkelt und wir sind aufgeregt, und auch die ganze Welt ist aufgeregt infolge des großen Lichts, das an Dir ist.«
Da zog Jesus den Glanz seines Lichts an sich und als dies geschehen war, fassten alle Jünger Mut, traten vor Jesus, warfen sich alle zugleich nieder, beteten ihn an, in großer Freude sich freuend, und sprachen zu ihm: »Rabbi, wohin bist Du gegangen, oder was war Dein Dienst, für den Du gegangen bist, oder warum vielmehr waren all diese Erregungen und all diese Erdbeben, die stattgefunden haben?«
Da sprach Jesus, der Warmherzige zu ihnen: »Freut21 euch und jubelt von dieser Stunde an, denn ich bin zu den Orten gegangen, aus denen ich gekommen war. Von22 heute ab werde ich nun mit euch offen reden vom Anfang der Wahrheit bis zu ihrer Vollendung. Und ich werde mit euch von Angesicht zu Angesicht ohne Gleichnis reden. Von dieser Stunde an werde ich euch nichts von den Dingen der Höhe und des Ortes der Wahrheit verbergen. Denn mir ist durch den Unaussprechlichen und durch das Erste Mysterion von allen Mysteria die Macht gegeben,23 mit euch vom Anfang bis zur Vollendung und von innen nach außen und von außen nach innen zu reden. Hört nun, so dass ich euch alle Dinge sage:
Es geschah, als ich ein wenig von euch entfernt auf dem Ölberg15 saß, da dachte ich an die Ordnungen des Dienstes, weswegen ich geschickt war, dass sie vollendet würden, und dass das letzte24 Mysterion, d. h. das 24. Mysterion von innen nach außen, mir mein Kleid noch nicht gesandt hatte. – Diese (24 Mysteria) sind im zweiten Raum des Ersten Mysterions in der Ordnung jenes Raums.
Es geschah nun, als ich erkannt hatte, dass die Ordnung des Dienstes, weswegen ich gekommen, vollendet war, und dass jenes Mysterion mir noch nicht mein Kleid gesandt hatte, das ich in ihm zurückgelassen hatte, bis die Zeit vollendet war; – als ich dieses nun dachte, während ich auf dem Ölberg ein wenig von euch entfernt saß,
7. geschah es, als die Sonne17 im Osten aufging, darauf nun durch das Erste Mysterion, das von Anfang existierte, um dessentwillen das All entstand, aus dem ich selbst jetzt gekommen bin, – nicht in der Zeit vor meiner Kreuzigung,25 sondern jetzt, – es geschah durch den Befehl jenes Mysterions, da sandte es mir mein Lichtkleid, das es mir von Anfang an gegeben hatte, und das ich im letzten Mysterion zurückgelassen hatte, nämlich im 24. Mysterion von innen nach außen, – von jenen (24 Mysteria), die sich in den Ordnungen des zweiten Raums des Ersten Mysterions befinden.
Jenes Lichtkleid nun hatte ich im letzten Mysterion zurückgelassen, bis die Zeit vollendet wäre, das ich es anzöge, und dass ich anfinge, mit dem Menschengeschlecht zu reden und es ihnen allen vom Anfang der Wahrheit bis zu ihrer Vollendung zu offenbaren und zu ihnen zu reden vom Inneren der Inneren bis zum Äußeren der Äußeren und vom Äußeren der Äußeren bis zum Inneren der Inneren.
Freut21 euch nun und jubelt und freut euch noch viel mehr, dass es euch gegeben ist, dass ich mit euch zuerst vom Anfang der Wahrheit bis zu ihrer Vollendung rede. Deswegen habe ich euch ja von Anfang an durch das Erste Mysterion ausgewählt. Freut21 euch nun und jubelt, denn als ich in die Welt kam, führte ich zwölf Kräfte mit mir, wie ich es euch von Anfang an gesagt habe, die ich von den zwölf Erlösern des Lichtschatzes gemäß dem Befehl des Ersten Mysterions genommen habe. Diese nun warf ich in den Mutterleib eurer Mutter, als ich in die Welt kam, und es sind diese, die heute in euren Körpern sind. Denn es wurden euch diese Kräfte vor der ganzen Welt gegeben, weil ihr jene seid, die die ganze Welt retten werden, und damit ihr imstande seid die Drohung der Urherrscher der Welt und die Leiden der Welt und ihre Gefahren und alle ihre Verfolgungen zu ertragen, die die Urherrscher der Höhe über euch bringen werden. Denn ich habe euch oftmals gesagt, dass ich die in euch befindliche Kraft von den zwölf Erlösern, die sich im Lichtschatz befinden, gebracht habe. Deswegen habe ich euch ja von Anfang an gesagt, dass ihr nicht von der Welt26 seid; auch ich bin nicht von ihr. Denn alle Menschen, die auf der Welt sind, haben Seelen aus dem (Stoff) der Urherrscher der Aeonen empfangen. Die Kraft aber, die sich in euch befindet, ist von mir, eure Seele aber gehört der Höhe an. Ich habe zwölf Kräfte von den zwölf Erlösern des Lichtschatzes gebracht, indem ich sie aus dem Teil meiner Kraft nahm, die ich zuerst empfangen habe. Und als ich mich zur Welt aufgemacht hatte, kam ich in die Mitte der Urherrscher der Sphera27 und hatte die Gestalt von Gabriel, dem Engel der Aeonen, und die Urherrscher der Aeonen haben mich nicht erkannt,28 sondern sie dachten, dass ich der Engel Gabriel wäre.
Es geschah nun, als ich in die Mitte der Urherrscher der Aeonen kam, blickte ich hinab auf die Welt der Menschheit auf Befehl des Ersten Mysterions. Ich fand Elisabeth29, die Mutter von Johannes dem Täufers, bevor sie ihn empfangen hatte, und ich säte eine Kraft in sie, die ich vom kleinen Jaō, dem Guten, dem in der Mitte, genommen hatte, damit er imstande sei, vor mir30 her zu predigen, und meinen Weg31 zu bereiten und mit Wasser der Sündenvergebung32 zu taufen. Jene Kraft nun ist es, die sich im Körper von Johannes befindet. Und ferner an Stelle der Seele der Urherrscher, die er gemäß der Bestimmung empfangen sollte, fand ich die Seele des Propheten Elias in den Aeonen der Sphera; und ich nahm sie hinein und nahm dann seine Seele und brachte sie zur Lichtjungfrau, und sie übergab sie ihren Bevollmächtigten. Sie brachten sie zur Sphera der Urherrscher und warfen sie in den Mutterleib der Elisabeth. Die Kraft aber des kleinen Jaō, des von der Mitte, und die Seele des Propheten Elias, sie sind gebunden im Körper Johannes' des Täufers. Deshalb nun habt ihr einstmals gezweifelt, als ich zu euch sagte: Johannes sagte: ›Ich33 bin nicht der Christos34‹, und ihr sagtet mir: ›Es steht geschrieben in der Schrift: Wenn35 der Christos im Begriff ist zu kommen, so wird Elias vor ihm kommen und seinen Weg bereiten.‹ Aber als ihr mir dieses sagtet, sagte ich zu euch: ›Elias36 ist tatsächlich gekommen und hat alles bereitet, wie geschrieben steht, und sie haben ihm getan, wie ihnen beliebte.‹ Und als ich erkannte, dass ihr nicht verstanden hattet, dass ich zu euch bezüglich der Seele des Elias geredet hatte, die in Johannes dem Täufer gebunden ist, antwortete ich euch offen in der Rede, von Angesicht zu Angesicht: ›Wenn es euch gefällt, Johannes den Täufer anzunehmen:37 er ist Elias, von dem ich gesagt habe, dass er kommen wird.‹«
8. Jesus nahm die Rede wieder auf und sprach: »Es geschah nun danach, da blickte ich auf Befehl des Ersten Mysterions auf die Welt der Menschheit hinab und fand Maria,38 die ›meine Mutter‹ gemäß dem materiellen Körper genannt wird. Ich sprach mit ihr in der Gestalt des Gabriel, und als sie sich zu mir in die Höhe wandte, warf ich in sie die erste Kraft hinein, die ich von der Barbelo genommen hatte, d. h. den Körper, den ich in der Höhe getragen habe. Und an Stelle der Seele warf ich in sie die Kraft hinein, die ich vom großen Sabaoth39, dem Guten, der sich im Ort der Rechten befindet, genommen habe. Und die zwölf Kräfte der zwölf Erlöser des Lichtschatzes, die ich von den zwölf Dienern, die in der Mitte sind, genommen hatte, warf ich in die Sphera der Urherrscher. Und die Zehnherren der Urherrscher und ihre Vollzieher dachten, dass es Seelen von den Urherrschern wären; und die Vollzieher brachten sie, banden sie in den Körpern eurer Mütter. Und als eure Zeit vollendet war, wurdet ihr geboren in der Welt, ohne dass Seelen von den Urherrschern in euch sind. Und ihr habt euren Teil aus der Kraft empfangen, die der letzte Helfer in die Mischung geblasen hat, diese (Kraft), die mit allen Unsichtbaren und allen Urherrschern und allen Aeonen vermischt ist, mit einem Wort, die mit der Welt der Zerstörung40, die die Mischung ist, vermischt ist.
Diese (Kraft), die ich von Anfang an aus mir hervorbrachte, warf ich in die erste Festsetzung. Und die erste Festsetzung warf einen Teil von ihr in das große Licht. Und das große Licht warf einen Teil von dem, was es empfangen hatte, in die fünf Helfer, und der letzte Helfer nahm einen Teil von dem, was er empfangen hatte, und warf ihn in die Mischung. Und (der Teil) entstand in allen, die sich in der Mischung befinden, wie ich es euch soeben gesagt habe.«
Dieses nun sagte Jesus zu seinen Jüngern auf dem Ölberg.15 Jesus setzte nun die Rede mit seinen Jüngern wieder fort: »Freut41 euch und jubelt und fügt Freude zu eurer Freude, denn die Zeiten sind vollendet, dass ich mein Kleid anziehe, das mir von Anfang an bereitet war, das ich im letzten Mysterion bis zur Zeit seiner Vollendung zurückgelassen hatte. Die Zeit aber seiner Vollendung ist die Zeit, da durch das Erste Mysterion befohlen wird, dass ich mit euch vom Anfang der Wahrheit bis zu ihrer Vollendung und vom Inneren der Inneren42 rede, weil die Welt durch euch gerettet werden wird. Freut21 euch nun und jubelt, denn ihr seid selig vor allen Menschen, die auf der Erde sind, weil ihr es seid, die die ganze Welt retten werden.«
9. Es geschah nun, als Jesus diese Rede zu seinen Jüngern beendet hatte, fuhr er wiederum in der Rede fort und sprach zu ihnen: »Siehe nun, ich habe mein Kleid angezogen, und mir ist alle Macht43 durch das Erste Mysterion gegeben. Noch eine kleine Weile, und ich werde euch das Mysterion des Alls und die Fülle des Alls sagen; und ich werde euch von dieser Stunde an nichts verbergen, sondern in Vollendung werde ich euch vollenden in aller Fülle und in aller Vollendung und in allen Mysteria; diese sind die Vollendung aller Vollendungen und die Fülle aller Füllen und die Erkenntnis aller Erkenntnisse; diese befinden sich in meinem Kleid. Ich werde euch alle Mysteria vom Äußeren der Äußeren bis zum Inneren der Inneren sagen. Hört nun gleichwohl, so dass ich euch alle Dinge sage, die mir geschehen sind:
10. Es geschah nun, als die Sonne17 im Osten aufging, kam eine große Lichtkraft herab, in der mein Kleid war, das ich im 24. Mysterion zurückgelassen hatte, wie ich es euch gerade gesagt habe.
Und ich fand ein Mysterion in meinem Kleid, geschrieben in der Schriftart derer von der Höhe: ζαμαζα μαωζ ζαραχα μαω ζαϊ, dessen Erklärung ist diese:
›O Mysterion, das draußen in der Welt44 ist, um dessentwillen das All entstand, – dies ist das gesamte Herauskommen und der gesamte Aufstieg, – das alle Emanationen und alles, was darin ist, hervorgebracht hat, und um dessentwillen alle Mysteria und alle ihre Orte entstanden sind, – komm her zu uns, denn wir sind als Glieder deine Gefährten.45 Denn wir alle mit dir allein, wir und du sind ein und dieselben. Du bist das Erste Mysterion, das von Anfang an in dem Unaussprechlichen existierte, bevor es46 herausging, und der Name jenes sind wir alle zusammen. Jetzt nun, wir alle kommen dir entgegen47 bei der letzten Grenze, die das letzte Mysterion von innen ist, – es selbst ist ein Teil von uns.
Nun haben wir dir dein Kleid geschickt, das dir von Anfang an gehört hat, das du in der letzten Grenze, die das letzte Mysterion von innen ist, zurückgelassen hattest, bis seine Zeit gemäß dem Befehl des Ersten Mysterions vollendet ist. Siehe seine Zeit ist vollendet. Zieh es an, komm zu uns, so dass wir alle dir entgegen kommen, damit wir dir das Erste Mysterion und seinen ganzen Glanz, bestehend aus zwei Kleidern,48 anziehen, auf Befehl von ihm selbst. Denn das Erste Mysterion hat es uns gegeben, damit wir es dir anziehen, abgesehen von dem, welches wir dir (schon) gesandt hatten, weil du würdig49 bist, da du ja eher als wir bist und vor uns existierst. Deshalb hat dir nun das Erste Mysterion durch uns das Mysterion seines ganzen Glanzes, bestehend aus zwei Kleidern, gesandt.
Im ersten nämlich ist der ganze Glanz aller Namen aller Mysteria und aller Emanationen und Ordnungen der Räume des Unaussprechlichen.
Und im zweiten Kleid ist der ganze Glanz des Namens aller Mysteria und aller Emanationen, die sich in den Ordnungen der beiden Räume des Ersten Mysterions befinden. Und in diesem Kleid, das wir dir jetzt gesandt haben, ist der Glanz des Namens des Mysterions des Verkünders, das ist die erste Festsetzung, und des Mysterions der fünf Prägungen und des Mysterions des großen Gesandten des Unaussprechlichen, der das große Licht ist, und des Mysterions der fünf Anführer, die die fünf Helfer sind.
Und ferner befindet sich in jenem Kleid der Glanz des Namens des Mysterions aller Ordnungen der Emanationen des Lichtschatzes und ihrer Erlöser, und (des Mysterions) der Ordnungen der Ordnungen, das sind die sieben Amen und die sieben Stimmen und die fünf Bäume und die drei Amen und der Erlöser der Zwillinge, d. h. das Kind des Kindes, und des Mysterions der neun Wächter der drei Tore des Lichtschatzes.
Und ferner ist in ihm der ganze Glanz des Namens (aller derer), die sich in der Rechten befinden,
und aller derer, die sich in der Mitte befinden. Und ferner ist in ihm der ganze Glanz des Namens des großen Unsichtbaren, der der große Urvater ist, und das Mysterion der drei Dreimalgewaltigen50 und das Mysterion ihres ganzen Ortes und das Mysterion aller ihrer Unsichtbaren
und aller derer, die im dreizehnten Aeon sich befinden, und der Name der zwölf Aeonen und aller ihrer Urherrscher und aller ihrer Erzengel und aller ihrer Engel und aller derer, die in den zwölf Aeonen sich befinden, und das ganze Mysterion des Namens aller derer, die in der Heimarmene und allen Himmeln sich befinden, und das ganze Mysterion des Namens aller derer, die sich in der Sphera befinden, und ihrer Firmamente51 und aller, die in ihnen sind, und aller ihrer Orte.
Siehe nun, wir haben dir jenes Kleid gesandt, das niemand von der ersten Festsetzung abwärts erkannt hat, da der Glanz seines Lichts in ihm verborgen war und die Spheren und alle Orte von der ersten Festsetzung abwärts.52
Ziehe nun eilends dieses Kleid an und komm zu uns, so dass wir dir entgegenkommen, um dir deine beiden Kleider auf Befehl des Ersten Mysterions anzuziehen, die für dich von Anfang an beim Ersten Mysterion existieren, bis die durch den Unaussprechlichen festgesetzte Zeit vollendet ist. Siehe, nun ist die Zeit vollendet. Komm nun eilends zu uns, so dass wir sie dir anziehen, bis du vollendest den gesamten Dienst der Vollendung des Ersten Mysterions, der durch den Unaussprechlichen festgesetzt ist. Komm nun eilends zu uns, so dass wir sie dir gemäß dem Befehl des Ersten Mysterions anziehen. Denn noch53 eine kleine Weile, eine sehr kleine, so wirst du zu uns kommen und die Welt verlassen. Komm nun eilends, damit du deinen ganzen Glanz,54 das ist den Glanz des Ersten Mysterions, empfängst‹
11. Es geschah nun, als ich das Mysterion aller dieser Worte an dem Kleid sah, das mir gesandt war, zog ich es sofort an, und ich leuchtete über alle Maßen und flog in die Höhe und kam vor das Tor des Firmaments, so stark leuchtend, dass es für das Licht, das an mir war, kein Maß gab.
Und die Tore des Firmaments gerieten in Aufregung gegeneinander und öffneten sich alle zugleich. Und alle Urherrscher und alle Machthaber und alle darin befindlichen Engel gerieten allesamt in Aufregung wegen des großen Lichts, das an mir war. Und sie schauten das leuchtende Lichtkleid, das ich anhatte, und sie sahen das Mysterion, das ihre Namen enthielt, und sie fürchteten sich über alle Maßen.
Und alle ihre Bindungen, mit denen sie gebunden waren, lösten sich, und ein jeder verließ seine Ordnung. Und sie fielen alle vor mir nieder, beteten an und sprachen: ›Wie hat uns der Herr des Alls durchwandert, ohne dass wir es wussten?‹ Und sie priesen alle zugleich den Inneren der Inneren. Mich aber sahen sie nicht,55 sondern sie sahen nur das Licht und waren in großer Furcht. Und sie waren sehr aufgeregt und priesen den Inneren der Inneren.
12. Ich aber verließ jenen Ort und ging hinauf zur ersten Sphera, über alle Maßen leuchtend, 49 mal mehr als ich im Firmament geleuchtet hatte.
Es geschah nun, als ich zum Tor der ersten Sphera gelangt war, da gerieten ihre Tore in Aufregung und öffneten sich zugleich von selbst. Ich trat in die Häuser der Sphera, so stark leuchtend, dass es für das Licht, das an mir war, kein Maß gab. Und alle Urherrscher und alle, die sich in jener Sphera befinden, gerieten gegeneinander in Aufregung. Und sie sahen das große Licht, das an mir war. Und sie schauten mein Kleid und sahen darauf das Mysterion ihres Namens. Und sie gerieten in noch größere Aufregung und waren in großer Furcht und sprachen: ›Wie hat der Herr des Alls uns durchwandert, ohne dass wir es wussten?‹ Und alle ihre Bindungen lösten sich und ihre Orte und ihre Ordnungen, und ein jeder verließ seine Ordnung.
Und sie fielen alle zugleich nieder, beteten an vor mir oder vor meinem Kleid und priesen alle zugleich den Inneren der Inneren, während sie sich in großer Furcht und großer Aufregung befanden.
13. Und ich ließ jenen Ort hinter mir und kam zum Tor der zweiten Sphera, die die Heimarmene ist. Es gerieten aber alle ihre Tore in Aufregung und öffneten sich von selbst.
Und ich trat ein in die Häuser der Heimarmene, so stark leuchtend, dass es für das Licht, das an mir war, kein Maß gab; denn ich war in der Heimarmene 49 mal mehr leuchtend als in der Sphera. Und alle Urherrscher und alle, die sich in der Heimarmene befinden, gerieten in Aufregung und fielen aufeinander und waren in sehr großer Furcht, als sie das große Licht sahen, das an mir war. Und sie schauten mein Lichtkleid und sahen das Mysterion ihres Namens auf meinem Kleid und gerieten in noch größere Aufregung. Und sie waren in großer Furcht und sagten: ›Wie hat der Herr des Alls uns durchwandert, ohne dass wir es wussten?‹ Und alle Bindungen ihrer Orte und ihrer Ordnungen und ihrer Häuser lösten sich. Sie kamen alle zugleich, fielen nieder, beteten vor mir an und priesen alle zugleich den Inneren der Inneren, während sie in großer Furcht und in großer Aufregung waren.
14. Und ich ließ jenen Ort hinter mir und kam hinauf zu den großen Aeonen der Urherrscher und kam vor ihre Vorhänge und ihre Tore, so stark leuchtend, dass es für das Licht, das an mir war, kein Maß gab.
Es geschah nun, als ich zu den zwölf Aeonen gelangt war, gerieten ihre Vorhänge und ihre Tore gegeneinander in Aufregung. Die Vorhänge zogen sich von selbst beiseite, und ihre Tore öffneten sich gegeneinander, und ich trat in ihre Aeonen ein, so stark leuchtend, dass es für das Licht, das an mir war, kein Maß gab; 49 mal mehr als das Licht, mit dem ich in den Häusern der Heimarmene geleuchtet hatte.
Und alle Engel der Aeonen und ihre Erzengel und ihre Urherrscher und ihre Götter und ihre Herren und ihre Machthaber und ihre Tyrannen und ihre Kräfte und ihre Lichtfunken und ihre Sterne und ihre Ungepaarten und ihre Unsichtbaren und ihre Urväter und ihre Dreimalgewaltigen sahen mich so stark leuchtend, dass es für das Licht, das an mir war, kein Maß gab. Und sie gerieten in Aufregung gegeneinander, und eine große Furcht befiel sie, da sie das große Licht sahen, das an mir war. Und (in) ihrer großen Aufregung und ihrer großen Furcht gelangten sie bis zum Ort des großen unsichtbaren Urvaters und der drei großen Dreimalgewaltigen.
Infolge aber der großen Furcht ihrer Aufregung lief der große Urvater beständig in seinem Ort hierhin und dorthin, er und die drei Dreimalgewaltigen, und sie konnten nicht alle ihre Orte verschließen, wegen der großen Furcht, in der sie sich befanden. Und sie bewegten alle ihre Aeonen zugleich und alle ihre Spheren und alle ihre Ordnungen, sich fürchtend und sehr aufgeregt, wegen des großen Lichts, das an mir war. Es war nicht, wie ich es früher hatte, als ich auf der Erde der Menschheit mich befand, als das Lichtkleid über mich gekommen war, – denn die Welt wäre nicht imstande, das Licht zu ertragen, wie es in seiner Wahrheit ist, sonst würde die Welt und alles, was darauf ist, zugleich vernichtet werden, – sondern das Licht, das ich in den zwölf Aeonen hatte, war 8700 Myriaden mal größer als dasjenige, das in der Welt bei euch an mir gewesen war.
15. Es geschah nun, als alle, die sich in den zwölf Aeonen befinden, das große Licht, das an mir war, sahen, gerieten sie alle in Aufregung gegeneinander und liefen in den Aeonen hierhin und dorthin. Und alle Aeonen und alle Himmel und ihre gesamte Ordnung bewegten sich gegeneinander wegen ihrer großen Furcht, weil sie das Mysterion nicht kannten, das geschehen war. Und Adamas, der große Tyrann, und alle in allen Aeonen befindlichen Tyrannen begannen vergeblich Krieg gegen das Licht zu führen. Und sie wussten nicht, gegen wen sie Krieg führten, weil sie nichts außer dem sehr überragenden Licht sahen.
Es geschah nun, als sie gegen das Licht Krieg führten, wurden sie allesamt beieinander entkräftigt und stürzten in den Aeonen herunter und waren wie die Erdbewohner tot und ohne Lebenshauch. Und ich nahm allen ein Drittel von ihrer Kraft, damit sie nicht in ihren bösen Taten tätig seien, und damit, wenn Menschen, die in der Welt sind, sie in ihren Mysteria anrufen – diese, die die Engel,56 die Übertretung begingen, hinab gebracht haben, d. h. ihre Magien, – damit sie nun, wenn sie sie in ihren bösen Taten anrufen, diese nicht vollenden können. Und die Heimarmene und die Sphera, über die sie herrschen, habe ich gewendet und bewirkt, dass sie sechs Monate nach links gewendet verbringen und ihre Einflüsse vollenden, und dass sie sechs Monate nach rechts blicken und ihre Einflüsse vollenden. Auf Befehl aber der ersten Festsetzung und auf Befehl des Ersten Mysterions hatte sie Jeū, der Aufseher des Lichts, eingesetzt, so dass sie zu jeder Zeit nach links57 blicken und ihre Einflüsse und ihre Taten vollenden.
16. Es geschah nun, als ich zu ihrem Ort kam, widersetzten sie sich und führten Krieg gegen das Licht. Und ich nahm ein Drittel ihrer Kraft, damit sie nicht imstande wären, ihre bösen Taten zu vollenden. Und die Heimarmene und die Sphera, über die sie herrschen, habe ich gewendet und sie eingesetzt, so dass sie sechs Monate nach links blicken und ihre Einflüsse vollenden, und ich habe sie eingesetzt, so dass sie andere sechs Monate nach rechts gewendet sind und ihre Einflüsse vollenden.«
17. Als er nun dieses zu seinen Jüngern gesagt hatte, sprach er zu ihnen: »Wer Ohren zum Hören hat, höre.«58
Es geschah nun, als Mariam59 diese Worte des Erlösers gehört hatte, starrte sie eine Stunde lang in die Luft und sprach: »Mein Herr, befiehl mir, dass ich offen rede.«
Jesus, der Warmherzige, antwortete und sprach zu Mariam: »Mariam, Du Selige, die ich in allen Mysteria der60 Höhe vollenden werde, rede offen, Du, deren Herz mehr als alle Deine Brüder auf das Königreich des Himmels gerichtet ist.«
18. Da sprach Mariam zum Erlöser: »Mein Herr, das Wort, das Du zu uns gesagt hast: ›Wer Ohren zum Hören hat, höre‹58, sagst Du, damit wir das Wort, das Du gesagt hast, begreifen. Höre nun, mein Herr, so dass ich offen rede. Das Wort, das Du gesagt hast: ›Ich habe ein Drittel aus der Kraft der Urherrscher aller Aeonen genommen, und ich habe ihre Heimarmene und ihre Sphera, über die sie herrschen, gewendet, damit, wenn das Menschengeschlecht sie in ihren Mysteria anruft, – diese (Mysteria), die die Engel, die Übertretung begangen haben, sie gelehrt haben zur Vollendung ihrer bösen und gesetzlosen Taten im Mysterion ihrer Magie, – damit sie nun von dieser Stunde an nicht imstande seien, ihre gesetzlosen Taten zu vollenden, weil Du ihre Kraft von ihnen genommen hast und ihren Stundenstellern und ihren Befragern und denen, die den Menschen, die auf der Welt sind, alle Dinge ankündigen, die geschehen werden, damit sie von dieser Stunde an nicht begreifen, was geschehen wird, um es ihnen anzukündigen. Denn Du hast ihre Spheren gewendet und sie sechs Monate nach links gewendet zubringen lassen, ihre Einflüsse vollendend, und sechs Monate nach rechts blickend ihre Einflüsse vollendend‹.
Wegen dieses Wortes nun, mein Herr, hat die im Propheten Jesaias befindliche Kraft so gesprochen und in einem geistigen Gleichnis einst verkündet, als er betreffs der ›Vision über Ägypten‹ redete: ›Wo61 sind nun, o Ägypten, wo sind deine Befrager und deine Stundensteller und die aus der Erde rufen, und die aus ihrem Bauch rufen. Mögen sie dir nun von jetzt ab die Dinge ankündigen, die der Herr, Sabaoth, tun wird.‹ Nun, bevor Du gekommen bist, hat die im Propheten Jesaias befindliche Kraft über Dich prophezeit, dass Du die Kraft der Urherrscher der Aeonen nehmen und ihre Sphera und ihre Heimarmene wenden wirst, damit sie von jetzt ab nichts wissen. Deswegen hat sie auch gesagt:61 ›Ihr werdet nicht mehr wissen, was der Herr, Sabaoth tun wird,‹ d. h., niemand von den Urherrschern wird wissen, was Du von jetzt ab tun wirst, sie (die Urherrscher) sind ›Ägypten‹, weil sie Materie sind. Die in Jesaias befindliche Kraft hat einst über Dich prophezeit, als sie sagte:61 ›Von jetzt ab werdet ihr nicht mehr wissen, was der Herr, Sabaoth, tun wird.‹ Wegen der Lichtkraft, die Du von Sabaoth dem Guten, der sich im Ort der Rechten befindet, genommen hast, und die sich heute in Deinem materiellen Körper befindet, deswegen nun hast Du, mein Herr, Jesus, zu uns gesagt: ›Wer Ohren zum Hören hat, höre‹,58 – damit Du weißt, wessen Herz nach dem Himmelreich stürmisch verlangt.«
19. Es geschah nun, als Maria diese Worte ausgesprochen hatte, sprach er: »Gut so Maria! Du bist selig vor allen Frauen auf der Erde, weil Du Fülle aller Füllen und Vollendung aller Vollendungen sein wirst. «Als aber Maria diese Worte des Erlösers gehört hatte, jubelte sie sehr, und trat vor Jesus, warf sich vor ihm nieder, betete zu seinen Füßen und sprach zu ihm: »Mein Herr, höre auf mich, so dass ich Dich zu diesem Wort frage, bevor Du mit uns über die Orte weiter sprichst, zu denen Du gegangen bist.«
Jesus antwortete und sprach zu Mariam: »Rede offen und fürchte Dich nicht. Alle Dinge, nach denen Du fragst, werde ich Dir offenbaren.«
20. Sie sprach: »Mein Herr, werden alle Menschen, die das Mysterion der Magie aller Urherrscher aller Aeonen kennen, und die Magie der Urherrscher der Heimarmene und derer von der Sphera, – wie die Engel, die Übertretung begangen haben, es sie gelehrt haben, – und wenn sie sie in ihren Mysteria anrufen, d. h. in ihren bösen Magien, um die guten Taten zu verhindern, werden sie sie von jetzt ab vollenden oder nicht?«
Jesus antwortete und sprach zu Maria: »Sie werden sie nicht vollenden, wie sie sie von Anfang an vollendeten, weil ich ein Drittel von ihrer Kraft genommen habe. Sondern sie werden eine Anleihe machen bei denen, die die Mysteria der Magie des dreizehnten Aeons kennen. Und wenn sie die Mysteria der Magie derer, die sich im dreizehnten Aeon befinden, anrufen, werden sie sie gut und sicher vollenden, weil ich keine Kraft aus jenem Ort gemäß dem Befehl des Ersten Mysterions genommen habe.«
21. Es geschah aber, als Jesus diese Worte ausgesprochen hatte, fuhr wiederum Maria fort und sprach: »Mein Herr, werden denn die Stundensteller und die Befrager den Menschen von jetzt ab nicht verkünden, was ihnen geschehen wird?«
Jesus antwortete aber und sprach zu Maria: »Wenn die Stundensteller die Heimarmene und die Sphera nach links gewendet finden, gemäß ihrer ersten Ausbreitung, so treffen ihre Worte ein, und sie werden das sagen, was geschehen muss. Wenn sie aber der Heimarmene oder der Sphera nach rechts gewendet begegnen, pflegen sie nichts Wahres zu sagen, weil ich ihre Einflüsse und ihre Vierecke und ihre Dreiecke und ihre Achtfigur62 gewendet habe, da ja ihre Einflüsse von Anfang an beständig nach links gewendet waren und ihre Vierecke und ihre Dreiecke und ihre Achtfigur. Jetzt aber habe ich sie sechs Monate nach links gewendet zubringen lassen und sechs Monate nach rechts gewendet. Wer nun ihre Berechnung von der Zeit an finden wird, wo ich sie gewendet habe, wie ich sie eingesetzt habe, dass sie sechs Monate auf ihre linken Teile blickend verbringen und sechs Monate auf ihre rechten Bahnen blickend, – wer nun in dieser Weise sie beobachten wird, der wird genau ihre Einflüsse wissen und alle Dinge verkünden, die sie tun werden. Ebenso auch die Befrager, wenn sie den Namen der Urherrscher anrufen und ihnen nach links blickend begegnen, so werden sie ihnen alle Dinge, um derentwillen sie ihre Zehnherren befragen, genau sagen. Dagegen, wenn ihre Befrager ihre Namen anrufen, wenn sie nach rechts blicken, so werden sie nicht auf sie hören, weil sie in anderer Gestalt im Vergleich zu ihrer früheren Stellung blicken, in welcher sie Jeū festgesetzt hat, denn ihre Namen sind anders, wenn sie nach links gewendet sind, und anders, wenn sie nach rechts gewendet sind. Und wenn sie sie anrufen, da sie nach rechts gewendet sind, so werden sie ihnen nicht die Wahrheit sagen, sondern in Verwirrung werden sie sie verwirren und mit Drohungen sie bedrohen. Diejenigen nun, die nicht ihre Bahn kennen, wenn sie nach rechts gewendet sind, und ihre Dreiecke und ihre Vierecke und alle ihre Figuren, werden nichts Wahres finden. Sondern sie werden in großer Verwirrung verwirrt sein und sich in großer Täuschung befinden und in großem Irrtum sich irren, weil ich die Werke, die sie einst taten in ihren Vierecken, als sie nach links gewendet waren, und in ihren Dreiecken und in ihrer Achtfigur, in denen sie nach links gewendet beständig handelten, jetzt gewendet habe. Und ich habe sie sechs Monate verbringen lassen, in denen sie alle ihre Stellungen nach rechts gewendet machen, so dass sie in Verwirrung in ihrem ganzen Umlauf verwirrt werden. Und ferner habe ich sie sechs Monate verbringen lassen, in denen sie nach links gewendet die Werke ihrer Einflüsse und alle ihre Stellungen vollbringen, damit die in den Aeonen und ihren Spheren und ihren Himmeln und allen ihren Orten befindlichen Urherrscher in Verwirrung verwirrt und in Täuschung getäuscht werden, so dass sie ihre eigenen Bahnen nicht begreifen.«
22. Es geschah nun, als Jesus diese Worte gesagt hatte, während Philippos saß und alle Worte schrieb, die Jesus sagte, – danach geschah es nun, Philippos trat vor, warf sich nieder und betete zu den Füßen von Jesus und sprach: »Mein Herr und Erlöser, gib mir die Macht, vor Dir zu reden und Dich in Bezug auf dieses Wort zu befragen, bevor Du mit uns über die Orte weitersprichst, zu denen Du wegen Deines Dienstes gegangen bist.«
Der warmherzige Erlöser antwortete und sprach zu Philippos: »Die Macht ist Dir verliehen, das Wort, das Du willst, vorzutragen.«
Da antwortete Philippos und sprach zu Jesus: »Mein Herr, um welches Mysterions willen hast Du die Fessel der Urherrscher und ihrer Aeonen und ihrer Heimarmene und ihrer Sphera und aller ihrer Orte gewendet und sie in Verwirrung auf ihrer Bahn verwirrt und in ihrem Lauf getäuscht sein lassen? Hast Du dieses nun getan um der Errettung der Welt willen oder nicht?«
23. Jesus aber antwortete und sprach zu Philippos und allen Jüngern zusammen: »Ich habe ihre Bahn zur Errettung aller Seelen gewendet. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn ich nicht ihre Bahn gewendet hätte, so würden viele Seelen vernichtet worden sein. Und sie würden lange Zeit zugebracht haben, wenn nicht die Urherrscher der Aeonen und die Urherrscher der Heimarmene und der Sphera und alle ihre Orte und alle ihre Himmel und alle ihre Aeonen vernichtet wären. Und die Seelen würden eine lange Zeit außerhalb zugebracht haben. Und das Vollwerden der Zahl der vollkommenen Seelen, die zum Erbe der Höhe durch die Mysteria gerechnet werden und im Lichtschatz sein werden, hätte sich verzögert. Deswegen nun habe ich ihre Bahn gewendet, damit sie verwirrt und aufgeregt werden und die Kraft herausgeben, die sich in der Materie ihrer Welt befindet und die sie zu Seelen machen, damit eilends gereinigt und hinaufgehoben werden, die mit der ganzen Kraft gerettet werden; und damit eilends die nicht gerettet werden, vernichtet werden.«
24. Es geschah nun, als Jesus diese Worte seinen Jüngern gesagt hatte, trat Maria vor, die Schöne in ihrer Rede und die Selige, warf sich Jesus zu Füßen und sprach: »Mein Herr, ertrage mich, dass ich vor Dir spreche, und zürne mir nicht, weil ich Dir mit Fragen vielmals Beschwerde zufüge.«
Der Erlöser antwortete warmherzig und sprach zu Maria: »Sage das Wort, das Du willst, und ich werde es Dir offen enthüllen.«
Maria antwortete und sprach zu Jesus: »Mein Herr, in welcher Weise würden die Seelen außerhalb sich verzögert haben, oder in welcher Gestalt werden sie eilends gereinigt werden?«
25. Jesus aber antwortete und sprach zu Maria: »Gut so, Maria! Du fragst gut mit vortrefflicher Frage und gehst allen
Dingen mit Gewissheit und Genauigkeit nach. Nun werde ich euch von jetzt an nichts verbergen, sondern euch alle Dinge mit Gewissheit und Offenheit enthüllen.
Höre nun, Maria, und vernehmt, alle ihr Jünger: Bevor ich allen Urherrschern der Aeonen und allen Urherrschern der Heimarmene und der Sphera gepredigt habe, waren sie alle in ihren Bindungen und ihren Spheren und in ihren Siegeln gebunden, wie sie von Anfang an Jeū, der Aufseher des Lichts, gebunden hatte. Und ein jeder von ihnen verharrte in seiner Ordnung, und ein jeder wandelte gemäß seinem Lauf, wie sie Jeū, der Aufseher des Lichts, eingesetzt hatte.
Und wenn die Zeit der Zahl des Melchisedek, des großen Bevollmächtigten des Lichts, kommt, so geht er mitten in die Aeonen und alle Urherrscher, die in der Sphera und in der Heimarmene gebunden sind, und nimmt das Gereinigte des Lichts von allen Urherrschern der Aeonen und von allen Urherrschern der Heimarmene und von denen der Sphera, denn er pflegt fortzutragen, was sie in Aufregung bringt; und setzt den Beschleuniger6364