© / Copyright: 2020 Ina Bohnenstengel

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Covergestaltung: Ina Bohnenstengel

Lektorat: Daniela Seiler – Textkabinettchen, Ina Bohnenstengel

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH

In de Tarpen 42

22848 Norderstedt

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

1. Band, 2. Auflage 2020

ISBN: 9783751938822

Alle Rechte vorbehalten

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Nach meinem Abitur absolvierte ich 2008 meine Ausbildung zur Ergotherapeutin. Seitdem bin ich als solche in einem Pflegeheim beschäftigt.

Die häufigsten Krankheitsbilder und körperlichen Einschränkungen mit denen ich zu tun habe, sind Demenz, psychische Störungen, Blindheit, Schwerhörigkeit und Folgen des Schlaganfalls.

Über die Jahre sammelte sich immer mehr Gedächtnistraining in meinen Ordnern. Oftmals kamen Bewohner1 auf mich zu und sagten, dass es ihnen gefalle, wenn sich ein Thema wie ein roter Faden durch eine Stunde ziehe. Ich hatte den Eindruck, dass sie mit Freude dabei waren. Sich intensiv mit einem Thema zu befassen, regt kognitive Fähigkeiten verstärkt an und fördert sie damit.

Meine handschriftlichen Notizen wollte ich irgendwann zusammentragen und mehr Leuten zugänglich machen. Damit entstand dieser erste Band. Die Themen habe ich auf meiner Arbeit erprobt. Mithilfe der Antworten der Bewohner wurden sie dann noch erweitert und verbessert.

Das oberste Ziel eines Ergotherapeuten ist es, so lange wie möglich die Selbstständigkeit zu erhalten oder diese wiederherzustellen. Kognitive und motorische Fähigkeiten zu beüben, ist dafür zum Beispiel notwendig. Mit beiden werden viele Bereiche trainiert. Das sind unter anderem Merkfähigkeit, Denken, Aufgabenverständnis, Aufmerksamkeit, Konzentration, Sprache, Wahrnehmung, Grob- und Feinmotorik und Selbstvertrauen.

Das ganzheitliche Training verbessert die Durchblutung und den Stoffwechsel des Gehirns, was wiederum die Lern- und Merkfähigkeit steigert. Körperliches und geistiges Wohlbefinden werden gefördert.

Eine Statistik der Deutschen Alzheimer Gesellschaft e. V. ergab, dass 2018 in Deutschland 1,7 Millionen Menschen mit Demenz lebten und diese Zahl jährlich um mehr als 300.000 steigt. Gedächtnistraining ist bei Demenzkranken daher unter anderem besonders wichtig.

Bevor ich zum Schluss komme, noch der Hinweis, dass Liedtexte, Gedichte und Geschichten zum Teil in der Originalfassung belassen wurden, ohne sie an die neue Rechtschreibung anzupassen.

Des Weiteren möchte ich mich bei meinen vielen Kollegen und Klienten bedanken, durch die ich unzählige Erfahrungen sammeln und mein Wissen in all den Jahren erweitern konnte. Darüber hinaus danke ich meiner wunderbaren Lektorin Daniela Seiler für ihre Korrekturen und Anmerkungen. Auch meiner Familie, die mich bei meiner Arbeit unterstützt hat und allen, die mir zukünftig jegliche konstruktive Anregungen geben, möchte ich mein Dankbarkeitsgefühl ausrücken.

Nun wünsche ich Ihnen viel Spaß mit den Themen und ein gutes Gelingen.


1 In diesem Buch wurde aus Gründen der Lesbarkeit die männliche Form gewählt. Alle Angaben beziehen sich auf alle Geschlechter.

Formen und Symptome der Demenz

Man unterscheidet zwischen primärer und sekundärer Demenz.

Etwa 80–90 % der Formen gehören zur erstgenannten Gruppe, die in degenerative und vaskuläre Demenzen sowie Mischformen unterteilt wird.

Bei degenerativer Demenz (Häufigkeit etwa 70 %) werden Nervenzellen im Gehirn abgebaut, schrumpfen oder sterben vollständig ab. Dazu zählen Morbus Alzheimer (häufigster Vertreter), Morbus Parkinson, Frontotemporale Demenz (Morbus Pick), Creutzfeldt-Jakob-Krankheit, Lewy-Körperchen-Demenz und Chorea Huntington

Vaskuläre Demenz (Häufigkeit 15 %) ist die Folge von wiederholten, aufeinandergefolgten Hirninfarkten oder zerebralen Durchblutungsstörungen.

Mischformen aus degenerativer und vaskulärer Demenz kommen vor allem im Alter vor (Häufigkeit 10–15 %).

Nach bisherigem Erkenntnisstand waren primäre Demenzformen in jedem Stadium irreversibel. Mittlerweile gibt es eine neue Auffassung dazu. Der weltweit bekannte Alzheimer-Spezialist Dr. med. Dale E. Bredesen, Leiter von MPI Cognition, dem führenden Forschungsunternehmen zu degenerativen Erkrankungen, entwickelte das ReCoDe-Protokoll (Reverse-Cognitive-Decline). Mit diesem gelang es, Gedächtnisverlust bei Alzheimer im frühen Stadium deutlich zu verbessern. Die Ergebnisse wurden am 27. September 2014 im Journal „Aging“ (Albany N. Y., https//www.aging-us.com/article/100690) publiziert. Nähere Informationen können Sie in dem Buch von Dr. Bredesen, Dale E.: Die Alzheimer-Revolution: Das erste Programm, um Demenz vorzubeugen und zu heilen, mvg Verlag (14. Mai 2018) nachlesen. Kognitives Training kann primäre Demenz vor allem im frühen und mittleren Stadium bremsen. Bewegungsübungen verbessern die Beweglichkeit und erhalten diese, solange wie es möglich ist. Sie wirken der Sturzgefahr entgegen und beeinflussen kognitive Leistungen positiv.

Ungefähr 10–20 % der Betroffenen haben eine sekundäre Demenz. Tumore, Depression, eine Stoffwechselstörung (z. B. Schilddrüsenerkrankung), Medikamentenintoxikation, Anämie, chronische Vergiftung (Korsakow-Syndrom), Herz-Kreislauf-Insuffizienz, Vitaminmangelzustand, Sauerstoffmangel oder Nierenfunktionsstörung können die Ursache sein. Kann diese behoben werden, bilden sich Symptome der Demenz zum Teil oder vollständig zurück. Gedächtnistraining und Sport sind hier Teil der Rehabilitation.

Neuropsychologische Testverfahren, um Demenz im Frühstadium zu erkennen, sind der DemTect-Test, Mini-Mental-Status-Test und Uhrentest. Eine Differenzialdiagnostik kann zudem sekundäre Demenzen ausschließen.

Typische Symptome der Demenz sind Gedächtnisstörungen (betroffen sind Kurzzeit- und Langzeitgedächtnis), Wortfindungsschwierigkeiten und Störung des Sprachverständnisses, eingeschränktes Denken und Abnahme der Urteilsfähigkeit. Sinneseindrücke werden nicht erkannt, trotz funktionierender Sinnesorgane. Besonders auffällig ist auch die nachlassende Orientierung (zeitlich, örtlich, personell und situativ). Betroffene wissen z. B. nicht mehr, welcher Tag ist, ob es morgens oder abends ist, und finden sich in bekannter Umgebung nicht mehr zurecht. Nahestehende Personen werden nicht erkannt. Der eigene Geburtstag gerät in Vergessenheit. Auch andere Erinnerungen zur eigenen Person gehen nach und nach verloren. Was um sie herum geschieht und warum sie sich an einem Ort befinden (z. B. im Pflegeheim), ist ihnen unklar und kann Angst erzeugen. Wie sie in welcher Situation angemessen reagieren können, fällt immer schwerer, z. B. ziehen sie sich am Esstisch aus oder schreien andere an.

Welche Bereiche spricht das Training an?

Kurzzeitgedächtnis

Das Kurzzeitgedächtnis ermöglicht für kurze Zeit Informationen (im Durchschnitt 7 Elemente, für 20 Sekunden bis maximal 1 Stunde) zu speichern. Diese werden danach entweder vergessen oder in das Langzeitgedächtnis verschoben. Bei Demenzerkrankungen ist das Kurzzeitgedächtnis zuerst eingeschränkt. Betroffene haben Schwierigkeiten, sich an kurz zurückliegende Erfahrungen zu erinnern.

Beispiele:

Langzeitgedächtnis

Im Langzeitgedächtnis werden langfristig (Minuten bis Jahre) Informationen gespeichert. Im späteren Verlauf der Demenz ist es immer stärker beeinträchtigt. Selbst nahestehende Personen werden zum Teil nicht mehr erkannt. Lange Zeit bleiben Liedtexte, Teile früher erlernter Gedichte, Sprichwörter und Redewendungen im Gedächtnis. Auch einfache Rechenaufgaben können noch gelöst werden. Erinnerungen aus der Kindheit und Jugend tauchen auf und erscheinen dem Betroffenen, als seien sie erst kürzlich erlebt worden. Spätere, in Jahrzehnten erfahrene Ereignisse werden vergessen.

Beispiele:

Aufgabenverständnis

Das Aufgabenverständnis ermöglicht, den Inhalt einer Aufgabe richtig zu erfassen und umzusetzen. Dementen fällt dies immer schwerer, je weiter die Erkrankung vorangeschritten ist.

Beispiele:

Konzentration und Aufmerksamkeit

Mit Konzentration kann man sich willentlich auf etwas oder jemanden fokussieren. Aufmerksamkeit ist die Fähigkeit, aus mehreren Reizen einzelne auszuwählen und zu betrachten, andere hingegen auszublenden. Je nach Schweregrad der Demenz und je nach Tagesform der Betroffenen können Konzentration und Aufmerksamkeit mehr oder weniger aufrecht gehalten werden, im schweren Fall wenige Minuten oder nur Sekunden. Durch externe und interne Reize sind die Personen leicht ablenkbar.

Beispiele:

Sprachverständnis und -vermögen

Mit Sprachverständnis lässt sich Sinn und Bedeutung von Lauten erfassen. Sprachvermögen ist die Fähigkeit zu sprechen. Die Einschränkung vom Sprachverständnis, Wortfindung, Lesen und Schreiben gehört zu den möglichen kognitiven Einschränkungen bei Demenz. Im späten Stadium werden nur noch (zum Teil monoton) wenige Worte und Laute geäußert.

Beispiele:

Logisches und abstraktes Denken

Logik ist das vernünftige Schlussfolgern. Sie ermöglicht, Zusammenhänge zu erkennen und von Bekanntes auf Unbekanntes zu schließen. Abstraktes Denken beschreibt das Querdenken, wie schnell Muster und logische Regeln erkannt werden. Das gesprochene Wort wird sich bildhaft vorgestellt. Durch Abstraktion können einzelne Informationen verallgemeinert und vereinfacht werden (z. B. eine Eiche ist ein Baum). Das Denkvermögen geht mit dem Fortschreiten der Demenz nach und nach verloren.

Beispiele:

Antrieb und Motivation

Antrieb ist die innere Kraft, die jemanden zu einem Verhalten bewegt. Motivation sind die Beweggründe für eine Entscheidung oder Handlung. Beides ist bei Demenz beeinträchtigt.

Beispiele:

Sozialkompetenzen

Wenn jemand sozial kompetent ist, kann er gut mit anderen Menschen umgehen. Sozialkompetenzen sind die Fähigkeiten, die ein Zusammenleben mit anderen ermöglichen und erleichtern. Zu diesen gehören Anpassungsfähigkeit (Flexibilität und Kompromissbereitschaft), Kontaktverhalten, Durchsetzungs- und Einfühlungsvermögen, Selbstbewusstsein, Selbstreflexion, Umgangsformen, Verantwortung, Kritikfähigkeit, Hilfsbereitschaft u. a. Auch soziale Fähigkeiten werden im Verlauf der Demenzerkrankung verlernt.

Beispiele:

Selbstvertrauen

Selbstvertrauen, auch Selbstsicherheit genannt, ist das Vertrauen in sich, in die eigenen Kräfte und Fähigkeiten. Durch Demenz kann das Selbstvertrauen sehr destabilisiert sein. Angebote zu machen, wo der Betroffene noch Erfolge erzielen kann sowie gezieltes Lob sind daher sehr wichtig. Frustration und Aggressionen können so gemindert werden.

Beispiele:

Frustrationstoleranz

Dies ist die Fähigkeit mit Enttäuschungen, Misserfolgen und Nichtbefriedigung von Triebwünschen umzugehen. Frustrationstoleranz kann bei Demenz verloren gehen. Ist sie niedrig, werden erhöhtes Anstrengungs- oder Vermeidungsverhalten und Aggressivität gezeigt. Je stärker sie ist, umso weniger aggressiv reagiert jemand.

Beispiele:

Grob- und Feinmotorik

Grobmotorik umfasst die Bewegungsfunktionen des Körpers ohne Feinmotorik. Diese meint hingegen die Fingerbeweglichkeit und Mimik. Bewegungsmuster werden im Verlauf der Demenzerkrankung verlernt, Muskeln verspannen sich und Gelenke versteifen. Es wird in kleinen Schritten gelaufen, breitbeinig und schlurfend. Da Haltereflexe gestört sind, kommt es häufiger zu Stürzen.

Beispiele:

Wahrnehmung

(Hören, Sehen, Fühlen, Schmecken, Riechen, Gleichgewicht, Lage- und Bewegungsempfinden, Erkennen von Gegenständen allein durch Ertasten)

Wahrnehmung ist die Aufnahme und Verarbeitung von äußeren und körperinneren Reizen. Durch das Ansprechen der Sinne werden kognitive Fähigkeiten angeregt und Sinne geschärft. Auch schwer Demente können mit einfachen Angeboten so noch erreicht werden (z. B. Igelballmassage, Bilder zeigen, ein Lied vorsingen).

Beispiele:

Ideen für das kognitive Training

Wer ein Gedächtnistraining erstellen möchte, hat eine Vielzahl von Möglichkeiten. Unten habe ich einige aufgelistet, die ich hier im Buch und bei meiner Arbeit mit Senioren verwende und welche Bereiche besonders mit der jeweiligen Aufgabe angesprochen werden.

Was wird allgemein bei den Aufgaben beübt?

Das Kurzzeitgedächtnis wird bei allen Aufgaben angesprochen, allein dadurch, dass sich der Teilnehmer die Aufgabenstellung merken muss.

Anagramm

Bewegungsübungen

Buchstabensalat

Füllwörter

Gegenteile

Gespräch

Kimspiele

Lieder

Oberbegriff/ Gemeinsamkeit

Pantomime

Prinzip des „Kofferpackens“

Rätselfragen

Rechnen

Reime bilden