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© 2020 Heinrich Kasper
Umschlaggestaltung, Satz, Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 978-3-7519-1235-8
MEINER LIEBEN FRAU DOROTHEA DANKE
ICH VON GANZEM HERZEN DAFÜR, DASS
SIE MICH ÜBER VIELE JAHRE BEI MEINER
ARBEIT UNTERSTÜTZT UND MIR „DEN
RÜCKEN FREI GEHALTEN“ HAT.
Nach dem Abitur 1953 Studium der Medizin an den Universitäten Marburg, Köln, Graz und Gießen.
1959 Medizinisches Staatsexamen und Promotion an der Universität Gießen.
Bis 1962 Assistent an dem Institut für Ernährungswissenschaft, der Universität Gießen.
Ab 1962 Assistent an der Medizinischen Klinik der Universität Gießen.
1965 Forschungstätigkeit im Hochland von Kenia/ Afrika.
1966 Facharztanerkennung für Innere Medizin.
1968 Habilitation für das Fach Innere Medizin.
Ab 1970 tätig an der Medizinischen Klinik der Universität Würzburg.
1974 Ernennung zum Professor für Innere Medizin.
1997 Nach Erreichen der Altersgrenze Ausscheiden aus der klinischen Tätigkeit.
Wenn man im Alter zurückschaut auf die vielen Höhen und Tiefen, Freuden, aber auch traurigen Ereignisse des Lebens, ist es für die Nachwelt vielleicht interessant, einiges über die Vergangenheit zu erfahren, so wie ich sie erlebt habe. Geboren 1932 in Roßbach, einem kleinen Dorf im Westerwald, wuchs ich wohlbehütet als Einzelkind auf. Mein Vater, auch Westerwälder, war Lehrer an der Dorfschule in Roßbach und meine Mutter stammte aus einer alten Bauernfamilie des gleichen Dorfes. So lange ich mich erinnern kann, war ich als kleiner Junge mit meinen Großeltern in den Ställen und fuhr auf dem Pferdewagen mit ins Feld. Hierbei lernte ich im Laufe der Jahre nicht nur den Umgang mit den damals üblichen Geräten, sondern auch den Westerwälder Dialekt, den ich heute noch mit den Personen meines Alters im Dorf spreche. Wir wohnten in einer Dienstwohnung der Schule, in der mein Vater angestellt war. Er war ein großer Freund des Wanderns und begeisterter Leser von Büchern. Das erste Radio im Dorf, eine Sensation für die damalige Zeit, kaufte er. Abends kamen oft Nachbarn und Verwandte, um diesen Wunderkasten zu bestaunen, obwohl sowohl das Programm als auch die Tonqualität aus heutiger Sicht noch bescheiden waren. Anfang der 30er Jahre des vorigen Jahrhunderts war Max Schmeling ein weltbekannter deutscher Schwergewichtsboxer. Jeder kannte sein Bild und seine Erfolge aus der Zeitung. Wenn seine Kämpfe von Reportern im Radio übertragen wurden, war unser kleines Wohnzimmer von begeisterten Männern besetzt. Wurde ich, als kleiner Junge zu dieser Zeit gefragt, was ich mal werden will, wenn ich groß bin, kam immer die Antwort „Schmeling“. Für mich der Inbegriff für Stärke und Erfolg. Ein weiteres Ereignis aus meiner frühen Kindheit, an das ich mich noch erinnere, war ein Flug des Zeppelin über den Westerwald. Die Route und die Uhrzeit, zu der das Luftschiff zu sehen war, waren bekannt. Mit meinen Eltern und vielen Nachbarn stand ich vor dem Schulgebäude in Roßbach und wartete auf das Ereignis. Als der Zeppelin zu sehen war, jubelten die Leute. Es muss das Luftschiff gewesen sein, was später in den USA durch einen Brand völlig zerstört wurde. – Als ich etwas älter war, half ich beim Anspannen der Pferde, dem Füttern der Tiere, dem Reinigen der Ställe usw. Mit sechs Jahren erfolgte die Einschulung und wenig später begann der Zweite Weltkrieg. Mein Vater, der bereits am Ersten Weltkrieg als Soldat teilnehmen musste, wurde bald eingezogen und kam an die Westfront. Während seiner Abwesenheit wohnten meine Mutter und ich im Haus der Großeltern und halfen in der Landwirtschaft. Nach Beendigung der Kampfhandlungen im Westen wurde mein Vater aus Altersgründen vom Wehrdienst befreit und arbeitete wieder in seinem Beruf. In der Zwischenzeit war er in das drei Kilometer entfernte Nachbardorf Mündersbach, meine zweite Heimat, versetzt worden. Nach Beendigung des Krieges mit Frankreich wurden die meisten an der Westfront eingesetzten Truppen an die Ostfront verlegt. Bei dem langen Transport quer durch Deutschland machten sie Pausen von wenigen Tagen. In den hierfür ausgewählten Dörfern mussten für die Soldaten Unterkünfte in den Familien organisiert werden. An viele der Soldaten, die bei uns wohnten, bis sich der Transport nach Osten fortsetzte, erinnere ich mich noch. Für uns Kinder war eine solche Einquartierung immer ein besonderes Ereignis. Wir konnten Panzer, Kanonen und anderes Kriegsgerät besichtigen und waren Zuschauer, wenn die Soldaten exerzierten. Sie zogen, nach den militärischen Erfolgen im Westen, meist siegessicher weiter in den Krieg gegen Russland, der für die Mehrzahl der Soldaten den Tod oder die Gefangenschaft in Russland bedeutete.
Etwa zur gleichen Zeit begann der Luftkrieg, das heißt die Bombardierung von Städten und Industrieanlagen durch Flugzeuge der Engländer und Amerikaner. Die Zivilbevölkerung wurde hierdurch zunehmend in den grausamen Krieg einbezogen. Tiefflieger schossen auf Zivilisten, so zum Beispiel auf Bauern bei der Feldarbeit. Mein Opa, der in seinem Hausgarten arbeitete, wurde beschossen, wobei Teile des Daches und eine Hauswand erheblich beschädigt wurden An der Ostfront war, nach anfänglichen Erfolgen, die Überlegenheit der Sowjetarmee, zusammen mit den Tücken des russischen Winters, ähnlich wie bei Napoleon (1812) so groß, dass die russische Armee siegte. Mit der bedingungslosen Kapitulation endete der Zweite Weltkrieg am 7. Mai 1945.
Nach Kriegsende wurde Deutschland von den Siegermächten Frankreich, England, den USA und Russland in Zonen unterteilt. Mein Heimatort lag in der französischen Zone. Wollte man in die englische oder amerikanische Zone reisen, musste man einen Pass beantragen.
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