Nachdem sich ihr Leben nach dem plötzlichen Tod ihrer Eltern wieder einigermaßen eingefädelt hatte, trifft May und Ihre Schwestern der nächste Schlag, bei dem sie in eine neue, geheimnisvolle Welt geführt werden.
Es wird immer klarer, dass sie ein fester Teil davon sind und dass auch sie magische Fähigkeiten besitzen, die schon seit Jahren in ihnen schlummern.
Doch die Schwestern scheinen die Einzigen zu sein, die die neu entdeckte Welt retten können, deren Vernichtung unmittelbar bevorsteht.
Als sie getrennt werden, ist May auf die Hilfe neuer Verbündeter angewiesen.
Dabei riskiert sie jedoch nicht nur ihr eigenes Leben.
Saskia Schmidt wurde 1996 geboren und ist in Seligenstadt groß geworden.
Bereits als Teenager schrieb sie mit zwei talentierten Freundinnen an einem gemeinsamen Werk, das sie für ihren weiteren Weg als Hobby- Autorin beeinflusste.
Zunächst schrieb sie nur für sich, Freunde und Familie.
Mit ihrem zweiten Buch möchte sie nun jeden an ihren Gedanken und Ideen teilhaben lassen.
Für meine Schwester.
Und für die Freundinnen,
die zu meinen Schwestern wurden.
„Los Scarlett!“, schrie ich und holte mit meinem Arm soweit es mir möglich war aus. Die Hündin stand vor mir und blickte mich aufgeregt an. So schnell und kräftig ich nur konnte, ließ ich meinen Arm vorschnellen, sodass der Stock in Windeseile davonflog und sofort preschte Scarlett los, um zu versuchen diesen mit dem Maul aufzufangen. Ihre Hinterbeine stießen sich vom Boden ab, sie flog für kurze Zeit durch die Luft und schnappte das dünne Holzstück, bevor sie wieder mit allen vier Pfoten auf dem Boden aufkam und stolz in meine Richtung tappte.
„Super gemacht, meine Süße.“ Ich wuschelte Scarlett durch ihr glattes Fell und nahm den Stock, um ihn ein zweites Mal zu werfen.
Wenn es nach ihr gehen würde, würden wir den ganzen Tag damit verbringen Stöckchen holen zu spielen oder irgendwelche Kunststückchen zu üben.
Auf einmal spürte ich eine kalte Schnauze und kurz darauf war meine Hand voll mit Hundesabber.
Lachend verzog ich das Gesicht und kniete mich zu dem hellbraunen, fast 50 Zentimeter großen Pitbull Terrier herunter und kraulte seinen großen Kopf.
Vor lauter Freude mich zu sehen kam er noch weiter auf mich zu und legte seine großen Pfoten mit einer solchen Wucht an meinen Oberkörper, dass ich das Gleichgewicht verlor und nach hinten umkippte. Dem Hund schien es anscheinend Spaß zu bereiten und so nahm er seine Pfoten nicht mehr von mir herunter und thronte auf mir wie auf einer Eroberung nach der Jagd. Ich kraulte seinen kräftigen Hals und konnte mir ein Lachen nicht verkneifen, als er mir über den Arm schlabberte.
„Geh runter von mir du Klotz!“ Vorsichtig versuchte ich ihn wegzuschieben, doch er hatte so viel Kraft, dass ich es nicht schaffte.
Erst als Scarlett fröhlich auf uns zugesprungen kam, interessierte sich der Hund mehr für ein anderes Opfer und als dann auch noch ein lautes Pfeifen ertönte, rannte er in dessen Richtung und ich konnte mich endlich aufrichten.
„Alles okay?“, fragte eine männliche Stimme.
„Alles bestens!“
Ich ergriff die Hand des jungen Mannes, die er mir hilfsbereit entgegenstreckte und er zog mich mit einem schnellen Ruck hoch. „Sehr sanft.“, murmelte ich leise und beschwerte mich mit leicht sarkastischem Unterton bei ihm, musterte ihn dann aber als er mich lächelnd ansah.
„Was ist?“
Er grinste nun und begrüßte Scarlett, die ihn schwanzwedelnd umkreiste.
„Süßer Hund.“, sagte er.
„Es ist eine sie. Scarlett. Ein Deutscher Schäferhund.“, erklärte ich besserwisserisch. „Deiner ist aber auch nett.“
„Männlich. Ein American Pitbull Terrier. Er heißt Chaster.“
„Er ist sehr… freundlich.“
„Normalerweise ist er zu Fremden nicht so. Er mag Fremde nicht.“
Dabei beugte er sich zu mir vor, um mir zu verdeutlichen, dass ich damit gemeint war.
„Anscheinend wirke ich sympathisch auf ihn.“ Mit Mühe konnte ich mir ein Grinsen verkneifen. Der dunkelhäutige Junge mir gegenüber bemühte sich allerdings erst gar nicht das breite Grinsen zu verbergen.
„Ich bin übrigens Blake.“ Er hielt mir seine Hand hin, ich gab ihm meine und kurz schüttelten wir die Hände. „May.“, stellte ich mich vor und wurde dann von dem Jungen an sich gezogen. Wir standen eng aneinander, unsere Körper berührten sich und ich legte meine Arme um seinen Hals.
„Du bist verrückt!“, flüsterte ich Blake zu und lächelte.
„Ich weiß!“, gab der nur zur Antwort und küsste mich so leidenschaftlich, dass mir das Herz bis zum Hals, ach was bis zu den Ohren schlug.
Eng umschlungen standen wir nun im Park und ließen nur schweren Herzens voneinander ab.
„Gehen wir ein Stück spazieren?“ Blake sah mich auffordernd an, nahm meine Hand und zog mich hinter sich her, ohne eine Antwort abzuwarten.
Wir trafen uns schon seit einiger Zeit hier mit unseren Hunden, um gemeinsame Nachmittage zu verbringen, egal bei welchem Wetter.
„Weißt du noch?“ Er steckte die linke Hand in die Hosentasche seiner weiten Jeans. Er war nicht dick; auf keinen Fall, er liebte nur diese Hosen, die viel zu groß waren und fast in der Kniekehle hingen. Sein großes rotes T-Shirt war ebenfalls lang und hatte eine schwarze, verzerrte Schrift auf der Brust.
„Genau so haben wir uns kennen gelernt.“
Ich lehnte meinen Kopf an die Schulter meines Freundes. „Wie könnte ich das bloß vergessen?“
„Chaster fand dich wohl schon immer sehr sympathisch. Ich sollte mich wirklich bei ihm bedanken, dass er dich damals hier umgerannt hat.“
„Das solltest du. Sonst hätten wir uns wahrscheinlich niemals kennengelernt.“
„Das wäre ja schrecklich!“ Er ließ meine Hand los und legte seinen Arm nun um meine Hüfte. „Danke Chaster!“, schrie er seinem Hund zu, der uns verwirrt anstarrte und sich unsicher war, ob er nun zu seinem Herrchen kommen sollte oder nicht. „Du Idiot.“, lachte ich, als sich einige Leute zu uns umdrehten und uns seltsame Blicke zuwarfen.
Ich drehte mich aus seiner Umarmung und setzte mich auf die grüne Wiese, nachdem ich genauestens kontrolliert hatte, dass dort auch kein Hundehaufen lag, den manche Hundebesitzer einfach achtlos liegen ließen. Nachdem ich mich auf den Rücken gelegt und eine möglichst bequeme Position gefunden hatte, starrte ich in den fast wolkenlosen Himmel. Blake legte sich neben mich und sah ebenfalls nach oben. Scarlett hatte es sich neben ihm bequem gemacht und Blake drehte sich zu ihr herum und kraulte sie. „Na Lassie.“
„Hör auf sie Lassie zu nennen. Du verwirrst sie nur. Außerdem ist sie ein Schäferhund und kein Collie wie Lassie.“
„Ach quatsch. Sie sieht das als Kompliment, dass ich sie Lassie nenne. So ein heldenhafter Hund. Und du, Scarlett, du bist so ein wunderhübscher Hund.“ Er knautschte ihr im Gesicht herum und Scarlett hechelte ihn seelenruhig an.
„Verdreh ihr nicht auch noch den Kopf.“, beschwerte ich mich und grinste ein kleines bisschen. „Mach ihr nicht so viele Komplimente, sonst verliebt sie sich noch in dich.“ Ich lachte. „Und wenn zwei Mädchen in den selben Typen verliebt sind und auch noch unter einem Dach wohnen, ist Zickenkrieg vorprogrammiert.“, erklärte ich ironisch.
„Zwei Verehrerinnen.“, überlegte er und drehte sich wieder zu mir.
„Aber ich habe da schon meine Favoritin.“ Er lächelte und küsste mich.
Chaster kam angerannt und schnupperte Blake im Gesicht herum.
„Lass das, Chaster.“ Doch der begann nun seinem Herrschen kleine Küsschen zu geben und schlabberte ihm über das Gesicht.
„Da ist wohl jemand anderes eifersüchtig.“ Ich streichelte dem Hund über den Hals und richtete mich anschließend auf.
Blakes wunderschöne braune Augen musterten mich liebevoll. Er strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Du bist so wunderschön.“, flüsterte er.
„Ach, übertreib nicht.“ Verlegen sah ich zur Seite.
Er nahm mein Kinn und drehte meinen Kopf wieder zu sich. „Ich meine das ernst. Du bist so wunderschön. Ich würde dich am liebsten den ganzen Tag ansehen. Ich liebe dich, May.“
Mir wurde ganz warm, mein Herz machte einen Satz und schmolz nur so dahin.
„Ich liebe dich auch.“
Zärtlich küsste ich ihn und er zog mich näher an sich heran, unsere Lippen spielten miteinander und ich vergaß den Rest um mich herum.
„Hey Bruderherz!“, schrie auf einmal eine hohe Stimme.
Ein dunkelhäutiges Mädchen stapfte auf uns zu. Sie musste etwa 18 Jahre alt sein, ihre Haare waren schwarz und sie hatte sie zu einem Zopf nach hinten zusammengeflochten. Neben ihr war ein Junge, ebenfalls mit schwarzen Haaren, aber hellerer Haut als das Mädchen, das erneut sprach und die Wiese mit schnellen Schritten zertrampelte.
„Das ist also deine Freundin?!“ Sie musterte mich und es wirkte, als wäre sie entsetzt. Ich spürte wie sich Blake anspannte.
„Meiner Meinung nach ist Estelle aber hübscher!“ Sie schob ihr Kinn nach vorne. „Aber das musst du ja wissen, wenn du dich mit so einer abgibst.“ Sie sah an mir herab.
„Mercedes!“, mahnte ihr Bruder. „Verzieh dich.“
Der Junge hinter Mercedes sah schüchtern auf mich. Er war höchstens zehn Jahre alt und ich vermutete, dass er Blakes kleiner Bruder sein musste. Ich lächelte ihm zu, aber er versteckte sich nur hinter seiner Schwester.
„Ähm…Vielleicht sollte ich lieber gehen.“, wandte ich nun ein, als mir die Situation unangenehm wurde.
„Ja. Das wäre wohl das Beste!“
„Mercedes! Spinnst du eigentlich?“ beschwerte sich Blake und sprang auch auf, als ich aufgestanden war und dabei war zu gehen.
„Du bleibst hier.“, befahl er mir und schnappte nach meinem Arm.
„Die Einzige, die hier gehen wird, ist meine Schwester!“
„Es ist schon okay.“, flüsterte ich Blake gequält zu. „Komm Scarlett.“
Ich befreite mich aus seinem festen Griff, küsste ihn auf die Wange und lief los. Zögernd folgte mir mein Hund, rannte dann doch vor und ich bemühte mich mit ihr Schritt zu halten, um so schnell wie möglich von dieser seltsamen Mercedes zu flüchten, die mir den Nachmittag mit meinem Freund zerstört hatte.
„May?“
Ich drehte mich um und erblickte meine beste Freundin, die mir mit ihren Sportschuhen hinterher gerannt kam. Claire war manchmal wie eine Klischee-Barbie. Ihre Haare waren hellblond, sie trug eine schwarze Jogginghose, mit goldener Schrift darauf, eine pinke Trainingsjacke und weiße Schuhe mit babyblauen Streifen. Make-up trug sie immer und überall, sodass sie sogar jetzt beim Joggen geschminkt war.
„May, hast du das eben mitbekommen?“
„Dass mein Freund eine überführsorgliche Schwester hat, die Estelle schöner findet als mich?“
„Estelle?“, fragte sie verwirrt. „Naja, egal. Ich habe gerade gesehen, wie so ein großer, muskelbepackter Mann auf Blake zu gerannt kam und die beiden sich geprügelt haben. Ich weiß, dein Blake ist ein Boxer, aber der Kampf sah ziemlich brutal aus und ich bin lieber schnell abgehauen.“
„W…was?“ Ich drehte auf der Stelle um.
„Wo willst du hin?“
„Wohin wohl?“, schrie ich und begann zu rennen und Claire eilte mir mit ihren dünnen Beinen hinterher. „Und was willst du tun, wenn du da bist?“
Ich ignorierte ihre Frage, denn ich wusste es auch nicht. Wie sollte ich schon einen Boxer und ein riesiges Schwergewicht auseinander bringen? Aber vor allem stellte ich mir die Frage wann der andere Kerl zu Blake gekommen war, denn ich war nicht einmal vor zwei Minuten losgelaufen.
Nervös folgte mir Scarlett und ich hörte Claire hinter mir schnaufen.
„May! Warte doch. Verdammt.“
Ohne mich genauer umzuschauen rannte und rannte ich und wusste schon nicht mehr, wie weit entfernt es noch war.
„May!“
„Was Claire, was?“
„Wir sind schon vorbei. Sie haben dort hinten gekämpft, aber jetzt sind sie weg.“
Ungläubig folgte ich ihrem ausgestreckten Arm. Doch sie hatte wohl Recht, denn ich erkannte die Bank wieder, auf der ein altes Ehepaar gesessen und uns kritisch beäugt hatte.
„Verdammt noch mal, wo sind sie?“ Mein Herz raste. Was konnte dort passiert sein, was hatte dieser Kerl von Blake gewollt?
„May. Beruhig dich erst mal. Claire kaute auf ihrer Unterlippe herum. „Lass uns heimgehen, wir können jetzt sowieso nichts mehr tun. Wir könnten höchstens die ganze Stadt nach ihm durchsuchen, aber“, sie lachte belustigt auf. „das wäre komplett idiotisch.“
„Ja! Genau das werden wir machen.“
„Was? Komm schon May! Das bringt doch nichts!“
„Was würdest du denn tun, wenn dein Freund von irgendeinem mysteriösen Mann verprügelt werden würde?“
„Die Polizei einschalten?“
Ich sah sie an und überlegte. „Vielleicht sollten wir wirklich ein wenig abwarten.
„Gute Entscheidung.“ Erleichtert atmete meine beste Freundin auf, hakte sich bei mir ein und tätschelte mir tröstend den Arm.
Wo bleibt ihr?, erschienen die Worte meiner ungeduldigen Freundin auf dem Display meines Handys, das auf dem Küchentisch neben mir lag.
„Es geht mir gut, Süße, glaube mir!“, versicherte mir Blake zum gefühlt hundertsten Mal, doch ich sah ihn noch immer misstrauisch an. Nach einigen Stunden hatte er sich bei mir gemeldet, um sich für seine Schwester zu entschuldigen und ich war sofort zu ihm gefahren, um ihn über den merkwürdigen Nachmittag auszufragen.
„Der Typ hat mich einfach provoziert und da kam es dann so.“
Ich kniff meine Augen zu Schlitzen und betrachtete den Jungen mir gegenüber. Er hatte weder Kratzer noch blaue Flecken oder Beulen im Gesicht und wirkte munter.
„Womit hat er dich denn provoziert? Wie ist er überhaupt so schnell zu dir gekommen und wie seid ihr genauso schnell wieder verschwunden?“
„Können wir das Thema nicht endlich vergessen? Ich kenne diesen Typen nicht und er ist ja auch wieder abgehauen. Also ist alles gut und wir können jetzt endlich los.“
Noch immer misstrauisch schaute ich ihn an.
„Wir werden auch schon erwartet.“ Blake nickte auf mein Handy, dessen Bildschirm sich wieder abgedunkelt hatte.
„Na gut. Aber wir werden nochmal darüber reden!“
„Ja.“ Er zog mich an sich. „Aber jetzt denk nicht mehr daran und lass uns gehen.“ Er küsste meinen Hals und zog mich langsam aus dem Haus heraus.
Nach zehn Minuten hatten wir das Kino erreicht. Claire und ihr gleichaltriger Cousin Paul, den ihre Eltern ihr aufgehalst hatten, da er keine Freunde hatte und deshalb oft zu Besuch kam – oder eher kommen musste, denn auch er würde lieber daheim Computerspiele spielen, statt mit seiner Cousine und deren Freunde abends aus zu gehen-, warteten schon ungeduldig auf uns. Nun, eigentlich wartete nur Claire ungeduldig, Paul hoffte wir würden zu spät kommen und er könnte wieder gehen.
„Na endlich, da seid ihr ja! Kommt schnell mit rein, wir haben die Karten schon geholt.“
Wir setzten uns auf die vier reservierten Kinositze in einer der hinteren Reihen. Der Saal war gut gefüllt, dafür, dass der Film bereits seit einer Woche lief.
Wir mussten uns der Jungen wegen gegen die Schnulze und für einen Actionfilm entscheiden, da wir sonst hätten ohne sie gehen müssen und Claires Mum ziemlich sauer geworden wäre, wenn Paul allein daheim geblieben wäre.
Mit Popcorn und weiteren Süßigkeiten bewaffnet warteten wir gespannt auf den Film, der in kurzen Augenblicken beginnen würde.
„Ich geh noch mal auf die Toilette.“, flüsterte ich Claire zu. „Musst du auch?“
Sie schüttelte den Kopf. Also ging ich alleine den langen Flur entlang, der durch das gesamte Kino führte.
Ich zog die Kabinentür auf und wusch mir die Hände, sah in den Spiegel um zu sehen, ob noch alles am richtigen Platz war und sich keine Haarsträhne seltsam kräuselte oder ab stand.
Mein Blick traf den, eines dunkel gekleideten Mannes. Er hatte einen schwarzen Pullover an, dessen Kapuze über seinen Kopf gezogen war. Sein Mund war bedeckt von einem schwarzen Tuch, das er sich um den Hals gebunden hatte und als Mundschutz verwendete.
Nur seine blitzenden, schlangengelben Augen starrten mich durch den Spiegel an.
„Das hier ist eine Damen-Toilette.“, wies ich den Mann zurecht und schüttelte den Kopf. Perversling.
Ich schielte in den Spiegel und unsere Blicke trafen sich erneut.
Mein Körper erstarrte für kurze Zeit. Wie hypnotisiert konnte ich meinen Blick nicht von ihm abwenden und die Haut an meinem Handgelenk begann zu brennen, als würden kleine Nadeln hineinstechen. Der Schmerz schien meinen Körper wachzurütteln und ich hatte die Kontrolle zurückerlangt.
Ohne das Wasser abzustellen, wandte ich mich von dem Mann ab und eilte zur Tür.
Zwar hatte er mir nichts weiter angetan, doch seine bloße Anwesenheit, sein Erscheinen, war so merkwürdig gewesen, so beängstigend, dass eine Alarmglocke in meinem Kopf klingelte und mir riesige Angst einjagte.
Der lange Flur erschien mir nun noch länger und düsterer, als auf dem Hinweg und ich ging in einem hastigen Tempo.
Laute, schwere Schritte hinter mir ließen mich vermuten, dass ich verfolgt wurde und meine Beine begannen beim Rennen zu zittern.
Blitzschnell drehte ich meinen Kopf nach hinten und obwohl die Schritte immer lauter wurden, konnte ich niemanden sehen. Ruckartig blieb ich stehen, lauschte den Schritten, die plötzlich verstummt waren, hörte nur meinen lauten Atem. Schnell drehte ich mich wieder dem Ende des Flurs zu. Mein Herz setzte eine Sekunde lang aus, genau wie mein Gehirn. Der Mann stand plötzlich vor mir, er musste nur drei große Schritte machen, dann könnte er mich packen.
Ich schnellte in die andere Richtung und bemerkte wehmütig, dass die Schritte wieder erklangen.
Plötzlich verstummten sie erneut und wieder blieb ich stehen.
Was wurde hier mit mir gespielt? War ich in einem schlechten Film oder gab es hier eine versteckte Kamera?
Ich schaute nach vorne und starrte in die eiskalten Augen meines Verfolgers, der es mysteriöser Weise wieder geschafft hatte unbemerkt an mir vorbeizukommen und in der Richtung zu stehen, in die ich eben noch gehen wollte.
„Was wollen Sie von mir?“, schrie ich ihn an, Tränen traten in meine Augen.
Ich zuckte zusammen, als er plötzlich ein Messer zückte und mit ruhiger, gleichmäßiger Bewegung auf mich zu kam.
Wieder drehte ich mich um und rannte jetzt vermutlich um mein Leben.
Nach kurzem stieß mein Körper mit einem anderen zusammen. Das war mein Ende. Ich ließ einen kurzen Schrei ab, meine Knie zitterten und ich brach in mich zusammen, wurde aber aufgefangen, bevor ein Körperteil den Boden berührte. Wimmernd lag ich in den Armen meines potenziellen Mörders.
„May, was ist los? Was ist passiert?“, hörte ich Blake’s Stimme sagen, in dessen Armen ich lag, nachdem er mich an sich gezogen hatte. Erleichtert stöhnte ich auf und weinte an seiner Brust.
Er streichelte mir behutsam den Kopf. Das einzige, was ich jetzt noch wollte, war nach Hause zu gehen und nicht mehr an diesen Mann zu denken.
„Was ist denn passiert? Du zitterst ja total.“ Besorgt sah er an mir herunter. Er drehte mein Handgelenk nach oben, runzelte die Stirn und ließ meinen Arm wieder los. „Jetzt komm erst mal mit, sonst verpassen wir noch den ganzen Film.“
Nervös sah ich mich nochmal um, doch von dem gruseligen Unbekannten fehlte jede Spur.
Hätte ich Blake von ihm erzählen sollen? Würde er mich für verrückt erklären? Doch ich bekam kein Wort heraus. Von einem Mann mit grün-gelben Augen, der auf magische Weise auftaucht und verschwindet und mein Unterbewusstsein beeinflusst, konnte ich niemandem erzählen, ohne dass mich derjenige für verrückt erklären würde.
Behutsam zog mich Blake hinter sich her und auch ich wagte einen Blick auf mein Handgelenk und erschrak. Ein schwarzes Kreuz mit einem Kreis in dessen Mitte war wie ein Tattoo auf meiner Hand abgezeichnet.
Wie war das möglich? Würden das die Nadelstich-ähnlichen Schmerzen von vorher erklären?
Und woher hatte Blake gewusst, dass das auf meinem Handgelenk war? Wieso hatte er nichts dazu gesagt? Oder war das alles nur Einbildung? Was passierte gerade mit mir?
„May!“, brüllte meine Tante zum hundertsten Mal. „Junge Dame, komm sofort herunter!“ Ich hörte, wie jemand wutentbrannt die Treppe hoch polterte, anschließend die Tür aufriss und den dunklen Vorhang beiseite schob, sodass helle Sonnenstrahlen auf mein Kopfkissen fielen. Die Person zog mir unsanft die Bettdecke weg und rüttelte mich wach.
„Du wolltest schon vor einer Stunde mit den Hunden raus! Also beweg dich sofort aus dem Haus!“
Eine Stimme drang aus dem Bett, das meinem gegenüberstand.
„Könnt ihr nicht mal leise sein? Es ist halb zehn Uhr morgens. Es ist Wochenende. Ich habe die ganze Woche gearbeitet! Das heißt, ich möchte bitte ausschlafen!“ Meine Zwillingsschwester Chloé teilte sich mit mir ein Zimmer. Seit wir bei unserer Tante wohnten hatten wir alle nicht mehr so viel Platz und mussten uns oft aufeinander abstimmen .
„Sag das deiner Schwester.“ Amanda hatte die Arme in die Hüften gestützt. Auf einmal war das Bellen eines Hundes im Hintergrund zu hören. Ich vermutete, dass die beiden in der Küche standen und ungeduldig darauf warteten, dass sie endlich nach draußen konnten. „Ja, gut. Ich gehe ja schon.“
„Du wolltest einen eigenen Hund, also musst du dich auch um sie kümmern.“
„Ich weiß, Amanda. Aber Rocky ist nicht mein Hund, sondern deiner.“
„May!“, seufzte meine Tante genervt. „Ich dachte das hätten wir geklärt.“
„Ich bin schon auf dem Weg.“ Sofort sprang ich auf, um der sinnlosen Diskussion, die meine Tante sowieso gewinnen würde, wenn sie mit dem Argument käme, ich würde hier kostenlos wohnen, aus dem Weg zu gehen. Mit noch vor Müdigkeit wankenden Schritten ging ich zu meinem Kleiderschrank und holte ein paar bequeme Trainingsklamotten heraus. Dann verschwand ich im Bad und war in Windeseile umgezogen und die alte Treppe heruntergehüpft.
„Ist ja gut ihr zwei. Ich bin schon da.“ Sofort hatte das Winseln ein Ende und wurde zu fröhlichem Schwanzwedeln.
Ich zog Scarlett ihr türkises Halsband an, das sie von Claire geschenkt bekommen hatte, und legte auch Rocky ein blaues Halsband um, das ein kleines Schälchen daran hatte. Den jungen Labrador Retriever nahm ich an die Leine, Scarlett band ich nicht an, nahm aber vorsichtshalber eine Leine mit.
„Dann mal los.“ Ich öffnete die Tür, nachdem ich mir noch ein paar Leckerlis in die Tasche gesteckt hatte und die beiden stürmten heraus.
Ich verspürte im Moment einen extremen Bewegungsdrang und beschloss, die Strecke heute zu joggen. Zum Glück hatte ich daran gedacht meine Laufschuhe anzuziehen und so trieb ich die Hunde an das Tempo zu erhöhen.
Normalerweise hasste ich es zu joggen, ich fuhr viel lieber mit dem Rad. Doch wenn Claire und Blake es so gerne taten, konnte ich es ja auch mal wieder ausprobieren.
Mühelos hielten die Tiere mit mir mit und auch ich genoss das befreiende Gefühl. Ich rannte die Straße entlang und überlegte, ob ich lieber in den Park oder in den Wald gehen sollte, als ich auf einmal einen dunkelgekleideten Mann über die Straße gehen sah. Er hatte die Kapuze tief ins Gesicht gezogen und sah sich nervös um. Dann begann auch er zu joggen.
„Blake.“, murmelte ich, war mir aber unsicher, ob ich ihn rufen sollte oder nicht. Schließlich entschied ich mich dagegen und beschloss ihm zunächst zu folgen.
Mit ein wenig Abstand schlich ich im Eiltempo hinter meinem Freund her. Es war schon nicht einfach mit einem so durchtrainierten Sportler, der fast täglich joggen ging, mitzuhalten, aber ihm dann auch noch unauffällig zu folgen, war eine sehr große Herausforderung für mich. Ich betete bloß, dass mich die Hunde nicht verraten würden, doch sie hechelten zufrieden neben mir her. Kurz stoppte ich und versteckte mich hinter einem Busch, gefolgt von gut erzogenen Hunden, als Blake stehen blieb und sich dann tatsächlich umdrehte, als würde er es spüren, dass er einen Verfolger hatte.
Kurz hielt ich die Luft an und hoffte nur noch, dass er mein Flüchten ins Gebüsch nicht bemerkt hatte. Doch zu meinem Glück ging er weiter.
Seit Kurzem verhielt er sich so komisch. Erst die Sache im Park, als ein Fremder ihn angegriffen hatte, dann gestern Abend, als er mich sehr besorgt nach Hause gebracht hatte, nachdem er mich im Kinoflur gefunden und wahrscheinlich auch gerettet hatte. Als er mein Tattoo angesehen hatte, das heute Morgen genauso mysteriös verschwunden, wie gestern Abend aufgetaucht war und mir nichts darüber sagen konnte, sogar abstritt etwas gesehen zu haben, als ich ihn ganz neutral nach seinem Anschauen meines Armes gefragt hatte. Ich hatte ihm nichts von dem seltsamen Mann erzählt, generell hatten wir uns danach nur noch angeschwiegen, da wir beide wussten, dass etwas Merkwürdiges vor sich ging. Zum Abschied hatte er mich nicht einmal mehr geküsst oder umarmt, er hatte nur gemeint, ich solle das Haus am Abend nicht mehr verlassen.
Sofort schnellte ich aus dem Gebüsch heraus, die Hunde folgten mir noch immer artig, und wir holten wieder ein wenig auf.
Der Weg führte durch den Park, aus dem Park heraus und hin zu einer Gegend, in der ich selbst noch nie war.
Blake bog um eine Ecke in einen Häuserblock. Als wir aus dem Block heraus waren, verlief der Weg bis hin zu einer alten Fabrik. Er ging in die große Halle hinein und ich wagte es, ein paar Schritte näher zu gehen. Blake stand hinter dem geöffneten Hallentor und unterhielt sich mit einem großen Mann.
Leider konnte ich kein Wort verstehen. Doch als ich noch ein paar Schritte vorwärts ging, um besser hören zu können, schnellte meine Hündin plötzlich nach vorne und begrüßte Blake mit fröhlichem Gebell. Er sah erschrocken zu dem Hund, der schwanzwedelnd um die Männer herum sprang. Leise ging ich bis zum Eingang der Halle, bisher hatte mich noch immer niemand entdeckt und aus diesem Winkel konnten sie das auch nicht.
„Kann mal jemand den Köter zum Schweigen bringen?“, fragte der Mann genervt, der neben meinem Freund stand.
Da sich niemand von den vier anderen Leuten hinter den beiden rührte, zog der Mann ein Messer aus der Hosentasche und ging auf meinen Hund zu.
„Das kann man doch auch anders lösen!“, sagte Blake und sah nervös auf Scarlett. „Los Lassie. Hau ab.“, versuchte er sie zu verscheuchen, doch die Hündin war noch nie freiwillig von Blakes Seite gewichen.
„Kennst du das Vieh?“
„Nein…Muss doch irgendeinen Namen haben, oder? Rex? Hasso?“
Blake redete sich raus.
„Hmm. Wie auch immer.“ Der große Mann nahm Scarlett am Ohr und führte sein Messer auf das Tier zu.
„Halt!“, schrie ich und stürzte mit Rocky aus dem Versteck hervor.
„Das ist mein Hund.“ Ich musterte Blake, der anscheinend emotionslos dastand. „Legen Sie verdammt noch mal das Messer weg!“
Der Mann lachte auf. „Was schnüffelst du auch hier so herum?
Dann müsstest du jetzt nicht um das Leben deines Viehs bangen.“
„Sag ihm, dass er sie loslassen soll.“, richtete ich mich an Blake.
„Kennst du die Tussi?“ Die anderen Männer waren nach vorne getreten und beobachteten gespannt die Situation.
„Die hab ich noch nie im Leben gesehen.“, gab er zur Antwort, sah mich kurz an und blickte dann zu Boden.
„Gut!“ Der Mann legte das Messer wieder an den kleinen Körper.
„Warte! Lass sie einfach frei. Sie kann doch nichts dafür!“
„Kindchen, wenn du deine Tiere nicht unter Kontrolle hast, musst du eben aus deinen Fehlern lernen.“ Er hatte ein widerliches Grinsen aufgelegt.
Ich atmete einmal kurz durch, ging blitzschnell einen Schritt näher an den Mann heran und stieß meinen Fuß in seinen Magen, erwischte vielleicht auch eine andere empfindliche Stelle.
„Lauf Scarlett! Such den Knochen“, schrie ich. Das war ein Spiel, bei dem ich wusste, dass Scarlett sofort lossprinten würde, um einen von mir versteckten Kauknochen zu finden und sowohl meine Hündin, als auch der Hund meiner Tante preschten so schnell nach vorne, dass ich keine Kraft hatte Rockys Leine fest zu halten, und die Hunde waren weg. Ich sprintete ihnen hinterher und hörte nur noch das Stöhnen des Mannes und sein anschließend wütendes Gebrüll.
„Schnappt sie!“
Scheiße! Ich hatte zwar ein wenig Vorsprung, doch wenn alle von den Leuten so schnell waren wie Blake, würden sie mich früher einholen, als mir lieb war. Zwar war ich im Sprinten sehr gut, sogar besser als Blake, aber lange hielt ich das leider nicht durch. Ich rannte zurück zu den Häuserblocks, wurde aber sogar schon aufgehalten, bevor ich sie erreichte. Jemand schnappte meinen Arm, stellte mir ein Bein und ich fiel auf den harten Asphalt.
Jetzt ist es aus, dachte ich nur noch.
Unsanft kam ich mit dem Kinn auf dem Asphalt auf und wusste sofort, dass es blutete. Ich wurde ruckartig auf den Rücken gedreht und blickte in die eisblauen Augen eines groß gebauten Mannes, der mich hasserfüllt musterte und sein Messer gezogen hatte.
„Lass mal. Ich erledige das schon.“ Blake kam um die Ecke geschossen und schnaufte dem Mann seine Worte zu. Dieser beäugte ihn und drückte ihm dann entschlossen das Messer in die Hand. Er verschwand jedoch zunächst nicht. Also lief Blake auf mich zu, setzte sich leicht auf meinen Bauch und kniete sich so, dass seine Knie jeweils neben einer Seite meiner Hüfte waren und er mich nicht ein bisschen belastete. Er legte das Messer an meine Kehle, dann verschwand der Mann zufrieden um die Ecke.
Verstört sah ich meinen Freund an. „Blake.“, wimmerte ich geschwächt. Doch er ließ das Messer nicht von meiner Kehle ab.
„Ich dachte du liebst mich?!“ Eine Träne kullerte mir die Wange herunter.
„Sei still!“, sagte er zornig. Im nächsten Moment kamen die anderen drei Personen um die Ecke und betrachteten mich.
„Ich schaff das alleine.“ Blake redete zwar mit ihnen, sah dabei aber nur mich an.
„Wie du willst.“ Sofort drehten sie sich um und verschwanden in Richtung der leer stehenden Halle und unterhielten sich im Plauderton, als wäre diese Situation ein Teil ihres Alltags.
Als die Stimmen der Leute nicht mehr zu hören waren, steckte er das Messer in seine Hosentasche und zog mich auf meine zitternden Beine.
„May, ich-“
Auch wenn er mich festhielt, sackte ich zurück auf den Boden und legte die Hände an meine Stirn. Die Ellbogen hatte ich auf meinen Knien abgestützt. Noch immer spürte ich das Messer an meiner Kehle, auch wenn Blake es schon längst eingesteckt hatte.
„Was war das gerade eben?“ Ich starrte ins Nichts.
„Schatz…“
„Nenn mich nicht so!“
„Süße ich wollte nicht, dass dir irgendwer etwas antut. Ich würde das niemals zulassen.“ Er hatte sich neben mich gekniet.
„Dann hast du aber gewaltig was falsch gemacht.“
„May.“
„Nein, Blake. Es warst gerade eben du selbst, der mich mit einem Messer bedroht hat.“ Mir stiegen noch mehr Tränen in die Augen.
„Versteh doch. Wenn ich dich nicht bedroht hätte, hätten es die anderen gemacht.“ Er schluckte. „Und die hätten dich umgebracht.“
Wie beruhigend. „Was sind das für Leute?“
„Ich kann dir nichts darüber sagen, wirklich. Es geht nicht. Du bist in Gefahr.“
Ich lachte auf. „Das hab ich gemerkt, danke.“ Ich drehte mich zu ihm und zog seine Kapuze herunter, die er noch immer aufhatte. Er hatte ein dickes blaues Auge und noch weitere Schrammen im Gesicht. Seine braunen Augen blickten besorgt auf mich.
„Haben die dir das angetan?“
„Das ist nicht so schlimm.“
„Nicht so schlimm?!?“
Er holte ein Taschentuch aus seiner Hosentasche und drückte es mir ans Kinn. Ich nahm es und berührte dabei Blakes Hand.
„Was hast du mit denen zu tun? Die sind kriminell. Die sind verdammt noch mal gefährlich!“
„Es ist der einzige Weg!“
„Der einzige Weg?“
„Der einzige Ausweg.“ Er zog mich wieder auf die Beine und als er sich sicher war, dass ich alleine stehen bleiben konnte, ließ er mich los. Er zog das Messer wieder aus der Tasche und ich wich automatisch einen Schritt zurück.
„May!“, sagte er ruhig. „Ich würde dich niemals verletzen.“
Ich kreuzte die Arme vor der Brust und war unschlüssig darüber, was ich nun machen sollte.
„Vertrau mir Schatz.“ Vorsichtig streckte er seine freie Hand nach meiner aus und als er meine Arme entknotet hatte legte er mir das Messer in die Hand.
„Was wird das?“
„Vertrau mir.“, flüsterte er und hielt meine Hand mitsamt Messer fest und führte sie in die Richtung seines Gesichts.
„Blake?!“ Ich wurde nervös und mir liefen Tränen über die Wange.
„Schht.“, machte er beruhigend und hielt Blickkontakt mit mir. Dann schnitten wir gemeinsam über seine Wange, solange, bis ein langer Strich zu sehen war, aus dem Blut über seine dunkle Haut lief.
Er ließ meine Hand los und steckte das Messer wieder in die Tasche.
„Ich sage ihnen, dass du mich plötzlich überwältigt hast. Du hast mir auch ein paar verpasst und mich getreten. Dann hast du dir das Messer geschnappt und mich verletzt. Deshalb konntest du entkommen.“
„Blake-“
„Du musst jetzt gehen.“
„Nein. Geh da nicht hin. Geh nicht wieder zu diesen Leuten.“
„Es geht nicht anders.“
„Bitte.“, stammelte ich. Doch er war nicht umzustimmen. „Ich liebe dich doch.“
Gequält blickte er mich an.
„Blake.“
„Leb wohl!“, sagte er und wollte sich wegdrehen. Doch ich hielt ihn am Arm fest.
„May. Es geht nicht!“ Er schaffte es nicht mehr mich anzusehen.
„Aber wieso?“
„Wir müssen jetzt getrennte Wege gehen.“
„Ich kann das nicht.“
„Dann musst du es lernen!“
„Dir fällt das vielleicht leicht, aber ich kann dich nicht einfach so gehen lassen. Auch wenn du andere Ansichten entwickelt hast, ich liebe dich. Und auch, wenn du mich nicht mehr liebst, werde ich trotzdem um dich kämpfen und werde alles tun, dass du von diesen Menschen da wegkommst.“
Er seufzte , drehte sich zu mir um und schloss die Augen.
„Blake?“
Er hielt die Augen geschlossen.
„Bitte sag was.“
Doch er gab keine Antwort.
„Also gut.“ Ich ließ ihn los und lief davon. Doch nach nur wenigen Schritten griff er mich und drückte mich zornig an die Wand.
„Ich verstehe nicht, wie du denken kannst, dass du mir nichts bedeutest.“ Er machte eine kurze Pause. „Du bedeutest mir alles!“
Er küsste mich und ich legte meine Hände sanft an seine Brust.
Seine Küsse wurden drängender und doch verletzlicher. Nach viel zu kurzer Zeit ging er ein paar Schritte von mir weg. Sein Gesicht schimmerte nass, als hätte er geweint
„Aber genau das ist das Problem. Du bedeutest mir zu viel. Ich kann dich nur schützen, wenn wir nichts mehr miteinander zu tun haben.“
„Bitte nicht.“, flehte ich ein letztes Mal und folgte seinen Schritten.
Doch Blake schüttelte nur den Kopf.
„Du musst jetzt gehen!“ Er wandte sich von mir ab und ich lief langsam davon.
„Du solltest deine Hunde suchen.“, drang seine Stimme zu mir.
„Und lass deine Tante nach der Wunde am Kinn gucken.“
Kurz bevor ich in den Häuserblock einbog, sah ich noch einmal zurück zu Blake.
Er hatte den Kopf und die Hände gegen die Hauswand gestützt und schrie wütend auf. Dann trat er fest gegen die Mauer und lief zurück zur alten Lagerhalle.
Orientierungslos, erschöpft und bis aufs Letzte geschockt tapste ich durch die Gegend und suchte verzweifelt nach meinen Hunden.
Hechelnd saßen Scarlett und Rocky nebeneinander auf dem dunklen Holzfußboden und wussten nicht, was eben gerade passiert war. Sie konnten es nicht verstehen. Scarlett konnte nicht verstehen, dass ihr Blake beinahe zugelassen hätte, dass sie umgebracht worden wäre.
„Krass.“, wiederholte Claire, der ich die ganze Situation geschildert hatte.
„Vor allem weiß er doch, was mir Scarlett bedeutet.“ Traurig sah ich auf meine Hündin, die glücklicherweise gerade so mit dem Leben davongekommen war.
„Wenn er dich so sehr liebt, wie er das sagt,“ überlegte Claire. „warum verleugnet er dich?“
„Ich weiß es auch nicht. Er hat nur die ganze Zeit solche Sachen gesagt, wie Es ginge nicht anders oder Es sei der einzige Ausweg.“
„Das ist wirklich seltsam.“ Nachdenklich kraulte meine beste Freundin Rocky an den Ohren.
Plötzlich klingelte es, Claire stand auf und lief in die unterste Etage zur Haustür. Claires Eltern waren erfolgreiche Anwälte und somit stinkreich. Sie selbst hatte ein eigenes Stockwerk, in dem sie ein Schlafzimmer, eine eigene Küche, ein Bad und zusätzlich noch ein Gäste WC hatte. Der größte Raum befand sich allerdings noch ein Stockwerk höher. Es war ihr eigenes Wohnzimmer, das sie allerdings öfter für Hauspartys nutzte, als zum tatsächlichen wohnen.
Ich wartete hier und ließ meine Gedanken noch einmal zurück zu Blake und den anderen seltsamen Typen schweifen.
Mehrere Personen kamen die Treppe hoch gerannt und stürmten in Claires schnuckeliges lila Zimmer.
„May!“ Riley setzte sich neben mich.
„Wie geht’s dir?“ Chloé blieb wie angewurzelt in der Tür stehen und betrachtete mich, wie ich wie ein kleines Häufchen Elend auf dem Boden saß und an Claires Bett lehnte. Die beiden hatten übers Handy mitgehört, wie ich Claire das Geschehene berichtet hatte.
Meine ältere Schwester sah mir in die Augen und fasste dann unter mein Kinn, um die Wunde besser zu sehen, die längst zu bluten aufgehört hatte. Doch Riley legte trotzdem ein besorgtes Gesicht auf.
„Der miese Drecksack.“ Chloé hatte ihre Hände zu Fäusten geballt.
Seit unsere Eltern vor etwa zwei Jahren bei einem Busunfall ums Leben gekommen waren, war unsere Familie ein großes Stück zusammengerutscht. Meine Zwillingsschwester, die mir überhaupt nicht mehr ähnlich sah, meine Schwester Riley, die nur etwa ein Jahr älter war als ich und Chloé und vor zwei Monaten ihren 23.
Geburtstag gefeiert hatte. Unsere älteste Schwester Charlie war 28 Jahre alt und momentan auf einer Fortbildung in London.
Racquel war die Jüngste von uns. Sie war gerade einmal 7 Jahre alt und hatte ihre Eltern verloren, als sie das noch nicht richtig begreifen konnte.
Seit ihrem Tod lebten wir bei unserer Tante Amanda in einer kleinen Stadt in Irland. Wir hatten davor in Südengland in einer Stadt namens Paignton gewohnt. Das Leben hier war auf irgendeine Weise anders als in unserer Heimatstadt, aber wir konnten uns gut einleben und hatten auch schnell neue Freunde gefunden.
Claire kannte ich schon mein ganzes Leben. Immer wenn wir bei Tante Amanda zu Besuch gewesen waren, hatte ich mich mit Claire getroffen und wir hatten die verrücktesten Sachen angestellt. So war sie für mich in der schwersten Zeit meines Lebens da gewesen und dafür würde ich ihr immer dankbar sein.
„Blake war doch immer so ein netter Junge.“
„Du hörst dich schon an wie Tante Amanda, Riley!“
„Lass mich doch. Wo ich Recht habe, habe ich eben Recht.“
Chloé rollte gespielt mit ihren Augen. „Nachdem, was May erzählt hat, und ich bin mir sicher, dass ich mich am Telefon nicht verhört habe, hat er sich sehr verändert und ist nicht annähernd mehr nett.“
„Riley hat recht. Er war ein netter Junge. Und ja, er hat sich sehr verändert“ Claire rückte zu mir heran. „Aber du hast doch selbst gesagt, dass da irgendetwas nicht stimmt.“
„Aber wie soll ich das herausfinden, wenn wir uns nicht mehr sehen können? Wie kann ich es verstehen, wenn er es mir nicht erklärt?“
„Du musst ihn einfach abhaken.“
Riley und Claire sahen Chloé entsetzt an.
„Ist doch so.“, verteidigte sie sich. „Was bringt es denn, ihm hinterher zu trauern, wenn er dich sowieso nicht mehr will.“
Paaam. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Aber sie hatte mal wieder Recht. Auch wenn Chloé sich seit dem Tod unserer Eltern nicht nur äußerlich verändert hatte- sie bevorzugte nicht mehr ihren süßen Blümchen Style sondern trug nur noch schwarze Kleidung, hatte sich die Haare ebenfalls schwarz gefärbt und einige Piercings und Tattoos zugelegt, sie war auch sehr direkt geworden und scheute sich nicht die Wahrheit beziehungsweise ihre Meinung zu sagen, auch wenn diese sehr verletzend sein konnte.
„Vielleicht müssen wir einfach nur abwarten. Es kann ja sein, dass Blake nur so eine Phase hat und er sich wieder einkriegt.“ Claire wollte mir Mut machen, doch ich wusste nicht, ob sie damit Recht behalten würde, oder ob es tatsächlich hoffnungslos war auf Blake zu warten, mit der Möglichkeit, er würde sich wieder besinnen.
Eine Zeit lang schwiegen wir und nur das gleichmäßige Schnaufen der Hunde war zu hören.
Claire hasste es, wenn man sich anschwieg und so begann sie mit einem neuen, erfreulicheren Thema.
„Mädels.“ Sie stand auf und reichte mir die Hand. „Wir haben eine Party zu organisieren.“
Chloé seufzte auf. Sie hasste solche Veranstaltungen. Aber sie hatte sich ebenfalls dafür bereit erklärt, Claire bei der Organisation zu helfen.
Ich war sowieso dabei, denn Claire und ich machten beinahe alles zusammen und ich sah mich eindeutig in der Pflicht, ihr hierbei zu helfen. Auch Riley beschloss spontan uns zu unterstützen, auch wenn sie eine Jahrgangsstufe über uns war und sie eigene Veranstaltungen hatten. Blake war ebenfalls in ihrem Jahrgang und im gleichen Fachbereich des Studiums und so würde er morgen Abend nicht bei unserer Party dabei sein.
„Wir müssen noch so viel besorgen.“ Claire zog mich auf die Beine.
Dann lief sie zu ihrem kleinen Nachttischschränkchen und durchwühlte die mittlere Schublade. Sie kehrte mit einem kleinen Verbandskasten zurück und zog ein Pflaster heraus, das sie mir mitten aufs Kinn klebte.
Ich betrachtete mich im Spiegel. Meine braunen Haare hingen zerzaust herunter. Die Spitzen lagen in Knoten über meiner Brust. Meine Haut war zwar nicht so bleich, wie es Chloés mittlerweile war, war aber im Vergleich zu Blakes sehr hell. Das Pflaster hatte glücklicherweise keine Muster, wie sie Racquel immer hatte, sah aber doch sehr fehl am Platz aus. Mein komplettes Kinn war hinter dem hautfarbenen Stück versteckt und es wirkte als hätte ich einen super kleinen Kopf.
Claire hatte meinen Blick bemerkt, reichte mir eine Haarbürste von ihrem Schminktisch und ich kämmte meine Haare kräftig durch, sodass sie wieder glatt herunterhingen.
Ich schnaufte einmal tief durch. „Los geht’s.“
Riley fuhr die Hauptstraße entlang, bog ab und folgte Claires Wegweisungen, die sie von der Rückbank gab. Sie parkte etwas schief auf einem Mutter-Kind-Parkplatz ein und wir stürmten sofort in den Tesco, der glücklicherweise durchgehend geöffnet hatte.
Chloé und Riley mussten Knabbersachen holen und Claire und ich kümmerten uns um Baguette, Aufstriche und Dipps.
Die Getränke hatte Claires ältester Bruder Ryan gekauft, da er einen Transporter aus seiner Firma leihen und somit alles einladen konnte.
Außerdem kümmerten wir uns noch um die Dekoration.
Unser Jahrgang hatte über das Motto abgestimmt und es hieß nun Von den 60ern bis heute. Claire hatte die Musik schon zusammengestellt und nun war es nur noch unsere Aufgabe die Sporthalle unserer alten Schule auf Vordermann zu bringen.
„Wie zur Hölle haben sich die Leute denn vorgestellt, wie so eine Party aussehen soll? Ich meine mit einem genauen Motto ist das ja nicht so schwer, aber wie soll denn bitte die Deko von den 60ern, 70ern, 80ern und so weiter bis heute aussehen?“ Claire stand mit in die Hüfte eingestützten Armen vor dem Regal und war kurz vorm verzweifeln.
„Wie wäre es denn schon mal hiermit?“ Ich zog eine Hawaii-Girlande aus dem Regal und schmiss sie in einen der drei Wagen vor uns. Claire schnappte sich noch eine und auch sie landete auf den verschiedenen Brotsorten, die zum Glück sorgfältig eingepackt waren. „Okay. Flower Power hätten wir dann schon mal.“
„Ich glaube, die Leute machen sich nicht so viel aus der Dekoration.“
„Auf einer Party, die ich gestalte, muss aber alles perfekt passen.“
Ich zog bunte Rotorspiralen aus einem Fach oben drüber. Claire klatschte begeistert in die Hände und schmiss mindestens fünf weitere in den Einkaufswagen.
„Mehr haben die hier wohl nicht.“
„Ich glaube mein Vater hat im Keller noch eine alte Jukebox stehen.
Die können wir bestimmt auch noch für die Dekoration verwenden.“
Claire schob ihren Einkaufswagen aus der Deko-Abteilung und ich lenkte den zweiten unkonzentriert in Schlangenlinien Richtung Kasse, wo die anderen schon mit haufenweise Chips, Flips Salzbrezeln, Gummibärchen, Erdnüssen und weiteren Knabbersachen warteten.
Nachdem Claire alles bezahlt und wir die Sachen in riesigen Kisten und Einkaufskörbe verpackt hatten, trugen wir alles ans Auto unserer Tante und schmissen es in den Kofferraum, teilweise auch auf die Rückbank und in den Fußraum und hatten selbst nur so viel Platz, dass wir den Arm bewegen konnten, um die Tür beim Aussteigen zu öffnen.
Selbst Riley hatte ihren Sitz so weit vorgeschoben, dass sie mit ihren Brüsten hätte lenken können.
Sie startete den Motor und wir brausten in unserem Clownsauto los in Richtung Sporthalle.
Als wir auf dem Parkplatz ankamen, standen bereits einige Fahrzeuge da.
„Warte mal. Das ist Justins Auto.“ Claire stieg aus, als Riley gerade noch am einparken war. „Was macht mein Bruder hier?“
Claire eilte los und wir versuchten, sie einzuholen. Als wir in die Halle eintraten, tummelten sich schon zehn Schüler dort herum, stellten Stehtische auf und begannen auch schon mit dem Aufbau der kleinen Bühne für den DJ.
„Wir wollten uns doch erst um 14 Uhr treffen?“, fragte ich Claire, nachdem ich auf mein Handy gesehen hatte, das mir anzeigte, dass es kurz vor zwei war.
„Das ist mein Jahrgang.“ Verwirrt blickte sich Riley um. „Wir wollten doch im Gemeindezentrum feiern?!“
Claire stampfte zu ihrem Bruder, der dabei war mit vier anderen Jungen die Bühne aufzubauen.
„Claire!“, grinste Justin.
„Kannst du mir mal erklären, was das hier soll?“
„Hat dir Riley nichts gesagt?“
„Was sollte ich ihr gesagt haben?“, meine Schwester trat verwirrt nach vorne.
„Dass wir morgen auch hier feiern. Das Gemeindezentrum hat uns abgesagt, Keller überflutet, also mussten wir hierher ausweichen.
Wir haben allen aus unserem Jahrgang heute Morgen eine Nachricht geschrieben.“
Riley zog ihr Handy aus der Hosentasche. „Oh. Tatsächlich. Ich hatte es auf stumm geschaltet.“
„Das geht nicht.“, beschwerte sich Claire. „Wir feiern hier. Das steht schon seit über einem Monat fest.“
„Der Bürgermeister ist allerdings der Meinung, dass es eine gute Idee wäre, die Party unter ein Dach zu verlegen. Weniger Beschwerden wegen Lärm, da das hier relativ außerhalb ist.“ Er zuckte teilnahmslos mit den Schultern.
„Ist doch nicht so schlimm.“ Chloé war sichtlich begeistert über diesen Einfall. Schon seit längerem stand sie auf einen Typen aus dem Jahrgang über uns und empfand es wohl nicht im Geringsten als tragisch, den gesamten Abend in seiner Nähe verbringen zu können.
„Los Mädels, wir holen die Deko aus dem Auto.“, bestimmte Claire und verschwand sofort.
„Mist.“, murmelte ich mehr zu mir selbst, als ich mit jeweils einem Sechser-Kasten an der Hand in die Sporthalle zurück ging, nachdem inzwischen auch Ryan eingetroffen war, um die Getränke abzuliefern.
„Das kannst du laut sagen.“ Claire war noch immer auf 180.
„Ich muss mit meinem nervigen Bruder zusammen feiern. Also nichts gegen dich und deinen Geschmack-“ „Er ist mein Ex-Freund.“
„Ja…ich weiß. Aber er war mal dein Geschmack. Er nervt mich in letzter Zeit so extrem. Als du mit ihm zusammen warst, war er viel erträglicher. Das war ein schönes Leben, auch wenn ihr so super jung wart und es eine Fernbeziehung war.“
Kurz lachte ich über ihre Empörung.
Die Getränke stellte ich in einen riesigen Kühlschrank, der schon aufgebaut worden war und am Tresen stand, wo auch die alkoholischen Getränke ausgegeben werden würden.
Meine Bedenken lagen eher darin, dass Blake morgen Abend auch auf der Party auftauchen würde und ich absolut keine Ahnung hatte, was wir nun waren und wie wir zueinander standen.
„Was ist das?“ Waren die ersten Worte von Amanda, als wir in die Küche unseres kleinen Hauses eintraten. Dabei deutete sie auf das dicke Pflaster an meinem Kinn.
„Wir haben dir doch gesagt, dass May gegen eine Wand gelaufen ist.“
Entsetzt sah ich Chloé an, die mir eine peinliche Aktion anhängen wollte.
Amanda überlegte. „Naja. Zuzutrauen wäre es ihr ja.“
Genervt verdrehte ich die Augen, wobei es ja irgendwie stimmte.
Ich war schon immer mehr der Typ gewesen, der für peinliche Situationen und Tollpatschigkeit bekannt war.
Als Scarlett neben mir die Tür hereingestürmt kam, wir hatten sie zuvor bei Claire gelassen und jetzt wieder abgeholt, erinnerte ich mich an mein gebrochenes Handgelenk vor drei Jahren. Die Hündin war damals erst zwei Jahre alt und noch nicht so gut erzogen gewesen, wie sie es heute war. Ich hatte mich auf mein brandneues Skateboard gestellt und war damit die Hartley Road herunter gefahren. Scarlett hatte mich am Anfang noch langsam gezogen, doch sie stoppte nicht, als es bereits bergab ging. So brauste ich mitsamt Skateboard und Hund in einem höllischen Tempo die Straße herunter und bremste mit meiner linken Hand an einem stehenden Auto.
Mein Handgelenk war dann zwar kaputt, aber immerhin hatte ich Schlimmeres verhindern können.
Bei diesem Gedanken musste ich lächeln.