Christyne Butler, Cathy Gillen Thacker, Sandra Steffen
BIANCA EXKLUSIV BAND 332
IMPRESSUM
BIANCA EXKLUSIV erscheint in der HarperCollins Germany GmbH
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Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: kundenservice@cora.de |
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Leitung: | Miran Bilic (v. i. S. d. P.) |
Produktion: | Jennifer Galka |
Grafik: | Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto) |
Erste Neuauflage in der Reihe BIANCA EXKLUSIV
Band 332 - 2021 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg
© 2011 by Christyne Butilier
Originaltitel: „A Daddy for Jacoby“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Valeska Schorling
Deutsche Erstausgabe 2013 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,
in der Reihe BIANCA, Band 1894
© 2009 by Cathy Gillen Thacker
Originaltitel: „A Baby for Mommy“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Rita Hummel
Deutsche Erstausgabe 2012 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg,
in der Reihe BIANCA, Band 1854
© 2014 by Sandra E. Steffen
Originaltitel: „A Bride by Summer“
erschienen bei: Harlequin Enterprises Ltd., Toronto
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.
Übersetzung: Stefanie Rose
Deutsche Erstausgabe 2015 by HarperCollins Germany GmbH, Hamburg,
in der Reihe BIANCA EXTRA, Band 23
Abbildungen: Harlequin Books S.A., alle Rechte vorbehalten
Veröffentlicht im ePub Format in 01/2020 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck
ISBN 9783751501101
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.
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BACCARA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, TIFFANY
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Er hatte Angst.
Jacoby hasste es, Angst zu haben.
Er drückte seinen schmuddeligen Teddybären noch fester an sich und wischte sich die nassen Augen an Clems weichem Overall ab.
So hieß sein Bär nämlich, Clem.
Der Wagen kam so heftig ins Schlingern, dass die Reifen quietschten. Jacoby kniff die Augen zu und presste das Gesicht in Clems Fell. Gut, dass wenigstens der Sicherheitsgurt funktionierte.
Seine Mom schlug fluchend mit den Fäusten gegen das Lenkrad. Sie schimpfte auf den Regen, die Dunkelheit, die Schrottkiste von einem Auto und ihr erbärmliches Leben.
Das tat Mom oft, schimpfen und fluchen.
Jacoby mochte das gar nicht, vor allem nicht, seit seine Lehrerin ihn zur Seite gezogen und ihm gesagt hatte, dass nette Menschen nicht so redeten. Und er wollte doch ein netter Mensch sein.
Er wünschte, seine Mom wäre öfter nett.
Und dass sie noch in Miss Mazies Haus wären, auch wenn er dort immer in einem schmutzigen Schlafsack auf dem Fußboden hatte schlafen müssen. Doch seine Mom hatte mal wieder alles zusammengepackt, seine Kleidungsstücke in den abgetragenen Kissenbezug gestopft, in dem er seine Bücher aufbewahrte, und ihn gezwungen, aus dem Fenster zu steigen.
Beim Rausklettern hatte er gesehen, wie sie das ganze Geld aus dem Gefäß nahm, das Miss Mazie im Schrank versteckte, sich die beiden noch vollen Weinflaschen griff und die fast leere auf Miss Mazies Schoß zurückließ.
Jacoby wusste, dass es falsch war zu stehlen, hatte jedoch geschwiegen. Beim letzten Mal, wo er seiner Mom gesagt hatte, dass sie etwas falsch machte, hatte sie ihn so fest am Arm gepackt, dass er hinterher drei Tage lang wehgetan hatte. Deshalb war er brav mit seinem Kopfkissenbezug auf den Rücksitz geklettert und hatte den Mund gehalten.
Mom und er zogen oft um.
Bei Miss Mazie waren sie erst seit Januar gewesen. Morgen würde er das Ostereiersuchen in der Schule verpassen. Ob seine Lehrerin ihn vermissen würde?
Jacoby hatte keine Ahnung, wo sie hinfuhren, hoffte jedoch, dass sie bald da sein würden. Und hoffentlich wurde es ganz schnell hell und hörte auf zu gewittern, damit er nicht mehr solche Angst hatte.
Draußen zuckte ein Blitz über den Nachthimmel. Ängstlich wartete Jacoby auf den Donnerschlag, doch nichts passierte. Seine Mom drehte sich zu ihm um und sah ihn an, das Gesicht tränenüberströmt.
Jetzt hatte er richtig Angst.
Sie sah total albern aus.
Dabei war es sonst gar nicht ihre Art, albern zu sein.
Gina Steele betrachtete sich skeptisch in dem großen Spiegel, der im Pausenraum des Blue Creek Saloons hing.
Man hatte ihr schon alle möglichen Eigenschaften angehängt, darunter gebildet, ernsthaft, gewissenhaft, wissbegierig und laut ihrem dämlichen Sitznachbarn im Einführungskurs ‚Klassische Literatur‘ an der Universität von Notre Dame sogar einschüchternd. Dabei war es doch nicht ihre Schuld gewesen, dass sie trotz ihrer fünfzehn Jahre die Intelligenteste im Raum gewesen war. Und die Jüngste.
Intelligent war auch noch so ein Wort, das ihr anhaftete. Zumindest bis heute.
„Sieht doch super aus!“
Misstrauisch erwiderte Gina den Blick ihrer besten Freundin und Kollegin Barbie, die hinter ihr stand. „Sie ist knallrosa!“
„Ist doch cool.“
„Sie leuchtet geradezu!“
Mit ihrer langen blonden Ponyfrisur und der durchtrainierten Figur sah Barbie eher wie Skipper aus, die kleine Schwester ihrer berühmten Namensgeberin. „Du kannst sie jederzeit überfärben. Entspann dich einfach und genieß es.“
Gina musste lächeln. Sie war froh, nach ihrer Rückkehr nach Destiny, Wyoming, die Freundschaft mit ihrer alten Schulfreundin wieder aufgefrischt zu haben. Barbie hatte früher zu den wenigen Kindern gehört, denen es egal gewesen war, dass Gina ihnen intellektuell um Jahre voraus war.
Als Gina nach der fünften Klasse auf eine Privatschule gegangen war, hatte sie versucht, mit Barbie in Kontakt zu bleiben, doch irgendwie hatten sie sich aus den Augen verloren. Vor ein paar Monaten war sie ihr dann bei ihrem Vorstellungsgespräch als Kellnerin im Blue Creek Saloon über den Weg gelaufen und hatte zu ihrer Freude festgestellt, dass Barbie auch dort arbeitete.
„Zuerst die Haare“, witzelte Barbie und senkte die Stimme zu einem verruchten Flüstern, „und dann … ein Tattoo!“
„Niemals!“
Lachend drehte Barbie ihrer Freundin den Rücken zu und schob sich ihre Jeans ein paar Zentimeter nach unten. Eine grün-rot-goldene Libelle war unterhalb ihres Kreuzes eintätowiert.
Gina spürte, wie sich etwas in ihr regte. Eifersucht womöglich? Und falls ja, warum? Wegen der Tätowierung, oder weil sie selbst nie den Mut aufbringen würde, jemanden mit einer Nadel … „Wann hast du dir das denn machen lassen?“
„Vor zwei Wochen in Laramie.“ Barbie grinste.
„Und das zeigst du mir erst jetzt?“
„Ich wollte warten, bis die Tätowierung komplett verheilt ist, damit sie die volle Wirkung entfaltet.“ Barbie zog ihre Jeans hoch und drehte sich wieder um. „Wenn ich nächste Woche am Strand meinen Bikini trage, wird das bestimmt richtig cool aussehen.“
Da Barbie bald ihren Abschluss an der University von Wyoming machte, wollte sie die Frühjahrsferien dazu nutzten, mit einigen Freundinnen auf die Bahamas zu fahren. Obwohl Gina schon vor fast einem Jahr die Universität abgeschlossen hatte, lag Barbie ihr ständig in den Ohren, doch mitzukommen.
Gina drehte sich wieder zu ihrem Spiegelbild um. „Okay, verglichen mit deinem Tattoo ist die rosa Strähne hier harmlos.“
„Du hast dein Haar heute gar nicht geglättet. Willst du die Strähne etwa in deiner Lockenmähne verbergen?“
Gina fühlte sich ertappt. Verunsichert strich sie sich durchs Haar, wobei ihre mit silbernem Glitzerlack lackierten Nägel im Deckenlicht funkelten. Noch so eine Veränderung.
Ihre eigenen Fingernägel waren ganz okay, aber nicht gerade sexy. Barbie hatte ihr den Tipp gegeben, dass man mehr Trinkgeld bekam, wenn man sich künstliche Nägel machen ließ. Sie hatte recht gehabt, und seit Gina sich daran gewöhnt hatte, experimentierte sie jede Woche mit anderen Farben.
Erst die Nägel, dann das Haar. Ob sie sich etwas zu sehr anstrengte, wie alle anderen zu sein?
Früher war sie immer stolz darauf gewesen, anders zu sein. Sie hatte es geliebt zu studieren, zu lernen und ihren unersättlichen Wissensdurst zu stillen. Aber seit sie ihr Stipendium abgebrochen hatte, um über ihre Beziehung mit einem britischen Gastprofessor hinwegzukommen, der ihr seine Ehefrau verheimlicht hatte, wollte sie nur noch eine ganz normale junge Frau sein.
„Wenigstens passt sie zu deinem Outfit.“
Barbies Bemerkung riss Gina aus ihren Gedanken. Sie blickte an ihrem hellrosa T-Shirt herunter.
„Warum willst du die Strähne eigentlich verstecken? Damit deine Mutter sie nicht sieht?“
„Der fällt das sowieso nicht auf. Mit den Zwillingen, ihrem Job und ihrem Freund hat sie viel zu viel um die Ohren.“ Gina zuckte die Achseln. „Außerdem bin ich erwachsen.“
Barbie verschränkte die Arme vor der Brust. „Dann also wegen des Sheriffs?“
„Ach, soll mein großer Bruder doch seine abfälligen Bemerkungen machen. Falls es ihm überhaupt auffällt. Schließlich ist er frisch mit unserer Chefin verheiratet.“
Gina war froh darüber, dass Racy Steele – Eigentümerin des Blue Creek Saloon und Ginas neue Schwägerin – Gage so in Beschlag nahm. So hatte er wenigstens keine Zeit, Gina ständig Vorhaltungen wegen ihrer Entscheidungen zu machen. Wenn es nach ihm gegangen wäre, wäre sie jetzt Lehrerin, aber sie wollte endlich die Flügel ausbreiten und das Leben genießen. Wurde schließlich höchste Zeit.
„Na? Sag schon, wer ist es?“
Gina blinzelte verwirrt. „Wie bitte?“
„Na, wenn das hier kein Akt der Auflehnung gegen deine Familie ist, muss ein Typ hinter all diesen Veränderungen stecken. Doch nicht etwa Justin?“
„Was? Niemals!“
Justin Dillon, groß, dunkel, mit schwarzem Haar, schokoladenbraunen Augen und durchtrainiertem Körper, war unglaublich sexy. Und er hatte Gina von Anfang an signalisiert, dass er unerreichbar war und sowieso kein Interesse an ihr hatte.
Was sie nicht davon abgehalten hatte, vor drei Monaten die Nacht bei ihm zu verbringen. Womit sie ihren Ruf wahrscheinlich gründlich ruiniert hatte …
„Aber er spukt dir im Kopf herum, oder?“, fragte Barbie.
Gina wandte sich vom Spiegel ab und nahm den Karton voller mit dem Blue-Creek-Logo versehener Sachen, die sie wegpacken sollte. „Tut er nicht.“
„Ich kann gut verstehen, dass du dich zu ihm hingezogen fühlst“, sagte Barbie. „Justin ist total scharf, aber er ist viel zu alt für dich und zu stur und … ach, ich weiß auch nicht. Immerhin hast du es geschafft, seine Wohnung von innen zu sehen. Das ist mehr, als alle anderen hier von sich behaupten können. Ich verstehe nur nicht, warum du nicht darüber reden willst.“
„Ich habe dir doch schon gesagt …“
„Ja, ja, ich weiß! Dass du hier nach Feierabend deine Handtasche vergessen hast und Justin gerade allein am Billardtisch war, als du wieder zurückkamst. Und dass nach ein paar Lektionen in der Kunst des Billardspiels eins zum anderen führte und ihr schließlich nach oben gingt.“
Achselzuckend sortierte Gina T-Shirts, Kaffeebecher und Schlüsselanhänger.
Barbie ließ nicht locker. „Ich bin einfach neugierig.“ Sie beugte sich über den Tisch, stützte das Kinn in die Hände und sah ihre Freundin durchdringend an.
Gina ließ die Hände sinken, als die Erinnerung an jene Nacht in ihr aufstieg. Sie und Justin waren allein in der Bar gewesen, als plötzlich drei seiner früheren Freunde auftauchten. Justin hatte ihnen zu verstehen gegeben, dass sie nicht willkommen waren. Irgendwann hatte ein Wort das andere ergeben, und die Auseinandersetzung war in eine Prügelei ausgeartet.
Hinterher hatte Gina sich trotz Justins Protest geweigert zu gehen, weil sie sichergehen wollte, dass er keine Gehirnerschütterung hatte. Ihr war jetzt noch peinlich, dass sie während ihrer Nachtwache in seinem Bett eingeschlafen war.
„Wenn du Justin nicht ein Alibi hättest geben müssen, hätte vermutlich niemand von dieser Nacht erfahren, oder?“, bohrte Barbie weiter.
„Ich durfte doch nicht zulassen, dass mein Bruder Justin das Feuer in Racys Elternhaus anhängt. Ich war die Einzige, die bezeugen konnte, dass er nichts damit zu tun hatte.“
Die Neuigkeit von ihrer gemeinsamen Nacht hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Ihre Mutter und ihr älterer Bruder waren tief enttäuscht von ihr gewesen, doch Gina war es leid, immer nur vorsichtig und zurückhaltend zu sein. Genauso wie die Tatsache, dass Justin sie seit drei Monaten ignorierte.
Vielleicht wurde es allmählich Zeit, etwas dagegen zu unternehmen.
Sie starrten ihn an.
Justin hasste es, wenn man ihn anstarrte.
Drei Monate, und er war immer noch Stadtgespräch. Alle glaubten, dass der Ex-Knacki mit der kleinen Schwester des Sheriffs geschlafen und damit ihren engelsgleichen Ruf beschmutzt hatte. Das Gerede wollte einfach nicht verstummen.
Zu blöd nur, dass überhaupt nichts passiert war.
Justin Dillon ignorierte die beiden kichernden Mädchen vor dem Eisenwarenladen und schob eine Ladung Holz auf seinen Truck. Die Mädels gingen vermutlich noch zur Highschool. Mit seinen zweiunddreißig Jahren war er alt genug, um ihr Vater zu sein … na ja, fast.
Er schlug die Ladeklappe zu und setzte sich hinters Steuer des Wagens, der mehr Jahre auf dem Buckel hatte als die beiden glotzenden Teenager, aber was blieb ihm anderes übrig?
In der Main Street kurbelte Justin die Fensterscheibe herunter, um die frische Frühlingsluft hineinzulassen. Im April konnte es in Wyoming noch manchmal schneien, aber die letzten Tage waren angenehm sonnig und warm gewesen.
Was ganz praktisch war, denn er hatte in seiner Blockhütte noch jede Menge zu tun. Aus der provisorischen Wohnung über der Bar war er nämlich inzwischen ausgezogen. Seine Schwester hatte zwar keine Miete dafür genommen, aber in der Küche zu arbeiten und anschließend darüber zu schlafen, war einfach kein Dauerzustand gewesen.
Außerdem erinnerte die Wohnung ihn ständig an die Nacht mit Gina. Immer wieder sah er ihr dunkles Haar auf seinem Kissen und ihre sich unter seiner Decke abzeichnenden sinnlichen Kurven vor sich … und hörte sie im Schlaf seufzen.
Denn Gina hatte nichts anderes hatte getan als geschlafen.
Er hingegen hatte kein Auge zubekommen. Und daran waren weder seine von der Prügelei schmerzenden Rippen noch seine pochenden Kopfschmerzen schuld gewesen.
Justin bog in den Parkplatz des Blue Creek Saloons ein und bremste in der Nähe des Hintereingangs. Er wollte seine letzten Sachen abholen, um sie zur Blockhütte zu bringen. Dank seines neuen Schwagers, der den alten Zeltplatz gegenüber von seinem Seegrundstück gekauft hatte, hatte Justin jetzt zum ersten Mal in seinem Leben ein eigenes Zuhause.
Der Sheriff hatte sich bereit erklärt, ihn umsonst in einer der Zweizimmerhütten dort wohnen zu lassen, wenn er sie dafür als Gegenleistung renovierte. Das großzügige Angebot war vermutlich nicht nur auf die Bitte seiner Frau zurückzuführen, sondern auch eine Vorsichtsmaßnahme, damit sich das Techtelmechtel mit seiner kleinen Schwester nicht wiederholte.
Aber dazu würde es sowieso nicht kommen. Dafür würde Justin nämlich sorgen.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Fast fünf. In der Bar war bestimmt noch nicht viel los. Die meisten Kellnerinnen kamen auch erst später.
Nicht, dass er jemandem aus dem Weg gehen wollte.
Ach, hör schon auf, dir etwas vorzumachen.
Als er die Tür zum Pausenraum öffnete, hörte er das heisere Lachen einer Frau. Gina. Sie stand auf einer Trittleiter und stellte gerade einen Karton auf das oberste Bord. Dabei rutschte ihr das enge T-Shirt hoch und entblößte ein paar Zentimeter nackter Haut.
Ric Murphy, einer der Studenten, die in der Bar als Türsteher arbeiteten, stand hinter ihr und passte auf, dass sie nicht runterfiel. Doch anstatt die Leiter mit beiden Händen zu stabilisieren, hielt er Gina jedoch an einem Oberschenkel fest – direkt unter dem Po. Justin konnte nicht hören, was der Typ gerade zu ihr sagte, aber sie schien es ganz lustig zu finden, so laut, wie sie auflachte. Als die wacklige Leiter daraufhin ins Schwanken kam, stützte Ric sie mit beiden Händen ab.
Idiot.
„Pass auf, Ric!“ Gina hielt sich erschrocken am Regalbrett fest. „Wenn ich runterfalle, wirst du mich auffangen müssen.“
„Kein Problem“, antwortete Ric grinsend. „Eine schöne Frau in den Armen zu halten …“
Justin versetzte der Tür einen so heftigen Stoß, dass sie laut gegen die Wand knallte, und marschierte zum Lagerschrank. „Achtet nicht auf mich.“
Gina und Ric drehten sich erschrocken zu ihm um. Er ignorierte sie und richtete seine Aufmerksamkeit auf das Zahlenschloss, das er jedoch erst nach zwei Anläufen aufbekam. Genervt riss er die Tür auf und nahm seine zwei letzten Umzugskartons heraus.
„Brauchst du Hilfe, Dillon?“, fragte Ric ironisch. Justin kehrte ihm den Rücken zu. Aus irgendeinem Grund hatte Ric Murphy es von Anfang an auf ihn abgesehen. „Hast du nicht gerade beide Hände voll?“, antwortete Justin sarkastisch.
Er hörte Gina hinter sich erschrocken aufkeuchen, doch bevor sie etwas sagen konnte, rief jemand im Flur nach Ric.
„Ich muss weg. Kommst du hier allein klar?“, fragte er Gina.
„Sicher, kein Problem. Ich bin sowieso fast fertig.“
Ric stieg über Justins Kartons hinweg und verließ den Raum.
Eine lange Gesprächspause entstand.
„Das war ja ganz schön unhöflich von dir“, sagte Gina irgendwann.
„So bin ich eben“, antwortete Justin kühl, ihrem Blick ausweichend.
„Ric wollte mir doch nur helfen.“
„Wenn du glaubst, dass das alles war, was er wollte, hast du noch viel zu lernen.“ Justin zog zwei Schlafsäcke und Kissen aus dem Schrank und legte sie auf die Kartons.
„Was geht dich das überhaupt an … Ups!“
Justin wirbelte herum, als Gina das Gleichgewicht verlor, und fing sie auf. Er unterdrückte einen Fluch, als die umkippende Leiter ihn am Knie traf, und festigte seinen Griff um ihre Taille, damit sie nicht beide hinfielen. Gina wand sich wie ein zappelnder Fisch in seinen Armen.
„Halt still, verdammt noch mal!“, stieß er hervor.
Sie erstarrte, doch anstatt sie einfach abzusetzen, ließ er sie langsam an sich hinabgleiten, sodass ihr T-Shirt noch ein Stück nach oben rutschte. Schließlich befand sie sich auf Augenhöhe mit ihm.
„Hast du das absichtlich gemacht?“ Seine Stimme klang heiser.
„Was gemacht?“
Wurde sie wegen ihres engen Körperkontakts so rot? „Na, ob du absichtlich danebengegriffen hast, damit ich dich auffangen muss?“
Die Röte in ihren Wangen vertiefte sich. „Bist du verrückt geworden?“, zischte sie empört. „Lass mich sofort runter!“ Vergeblich versuchte sie, sich von ihm loszumachen.
„Du bist doch schon unten.“
„Ich spüre aber keinen Boden unter den Füßen.“
„Das soll meine übliche Wirkung auf Frauen sein.“
Erbost starrte sie ihn an. Ihre Augen waren tiefblau, und ihre Haut roch irgendwie exotisch. Justin musste unwillkürlich an Zimt denken, ein Gewürz, das er bei seinen Gerichten oft verwendete.
Das Mädchen war die personifizierte Unschuld und doch so gefährlich für ihn. Mit ihren zweiundzwanzig Jahren war sie zehn Jahre jünger als er und noch dazu hyper-intelligent. Absolut nicht seine Liga.
„Justin …“
Ihre heisere und viel zu verführerische Stimme brachte ihn mit einem Ruck in die Gegenwart zurück. Hastig stellte er sie auf die Füße und schob sie von sich weg. Erst jetzt fiel ihm die rosa Strähne in ihrem Haar auf, das sie sich vorhin hinter die Ohren geschoben hatte. Die Strähne musste sich bei ihrem Sturz gelöst haben.
Seine rechte Hand schien sich wie aus eigener Kraft zu bewegen, als sie sich der rosa Strähne näherte. Langsam wickelte er sie sich um den Zeigefinger. „Was ist denn das?“, fragte er. „Entdeckst du gerade deine wilde Seite?“
Gina versuchte, sich mit einem Ruck zu befreien, doch er hielt die Strähne sanft fest. „Hm. Was wird dein großer Bruder wohl dazu sagen?“
„Gage ist es völlig egal, was ich mit meinem Haar anstelle“, antwortete Gina mit zittriger Stimme. „Lässt du mich jetzt endlich los?“
Ungern. Am liebsten hätte Justin sich die Haarsträhne noch weiter um den Finger gewickelt, bis seine Hand ihren Nacken berührte, er den linken Daumen über ihr Kinn gleiten ließ, ihren Kopf zurückbeugte und …
Du hast dir geschworen, dich von ihr fernzuhalten, schon vergessen?
Abrupt ließ er sie los und drehte sich zu den beiden Kartons um. Als er sie gerade hochhob, erschien Ric wieder auf der Bildfläche.
„Hey, Dillon. Dein Typ wird in der Bar verlangt.“
„Warum? Ich arbeite heute doch gar nicht.“
„Du hast Besuch.“ Rics Blick fiel auf die umgekippte Leiter. „Ach, daher kam das laute Geräusch. Ist etwas passiert? Alles in Ordnung mit dir, Gina?“
Justin stellte die Kartons wieder ab und verließ das Zimmer, Ginas atemlose Versicherung, dass es ihr gut ging, noch im Ohr.
Mann, war er dämlich! Sie war alles andere als auf den Kopf gefallen und hatte daher bestimmt gemerkt, dass er sie um ein Haar geküsst hätte. Genauso wie vor drei Monaten.
Eine ganze Stunde lang hatte er ihr gezeigt, wie man einen Queue halten musste. Als sie die Kugel endlich ins Loch befördert hatte, hatte sie ihn jubelnd umarmt. Noch nie war er so in Versuchung gewesen …
Gott sei Dank waren sie in diesem Augenblick unterbrochen worden, wenn auch ziemlich grob.
Justin verdrängte die Erinnerung daran und durchquerte den Barraum des inzwischen schon volleren Blue Creek Saloons und ging zu Jackie, der stellvertretenden Managerin. Aus dem Augenwinkel bemerkte er eine große Blondine und einen kleinen Jungen, aber nur deshalb, weil er im Gefängnis einen sechsten Sinn dafür entwickelt hatte, wer sich in seinem Dunstkreis befand. Noch immer ärgerte er sich, die Dreckskerle vor drei Monaten nicht eher gewittert zu haben. „Murphy hat gesagt, ich habe Besuch?“
„Stimmt. Diese junge Dame da drüben …“
„Justin! Endlich!“
Die Blondine warf sich so heftig in seine Arme, dass Justin keine andere Wahl blieb, als sie aufzufangen. Unwillkürlich verglich er sie mit Gina. Anders als diese bestand die Frau nur aus Haut und Knochen. Ihr Haar und ihre Kleidung waren schmutzig, und sie roch, als hätte sie schon länger nicht geduscht.
Als er ihre Arme von seinem Hals löste, kamen Gina und Ric herein.
„Ach. Sorry“, stammelte Gina. „Ich wusste nicht …“
„Ich bin’s, Zoe! Zoe Ellis?“, fiel das Mädchen ihr ins Wort und nahm Justins Hände. „Du musst dich doch an mich erinnern.“
Tat er nicht. In den letzten drei Monaten hatte sein Kontakt zum anderen Geschlecht sich auf seine Schwester Racy und seine Kolleginnen reduziert. Er hatte zwar ein paar zweideutige Angebote von einigen Kellnerinnen bekommen, vor allem, nachdem sich das Gerücht herumgesprochen hatte, dass er und Gina …
Nicht dran denken!
Justin zwang sich, seine Aufmerksamkeit wieder auf das blonde Mädchen zu richten. Was redete sie da?
„… und dann haben wir uns ein Hotelzimmer genommen und sind drei Tage lang nicht wieder rausgekommen. Ich weiß immer noch genau, wie du …“
„Sie müssen mich mit jemandem verwechseln“, unterbrach er sie schroff. „Ich war im … ein paar Jahre lang woanders und bin erst vor drei Monaten wieder hierher zurückgekommen.“
„Es ist ja auch schon acht Jahre her, aber ich habe es nie vergessen.“ Das Mädchen zog den kleinen Jungen zu sich heran.
Justin musterte dessen dunkles Haar und die braunen Augen. Der Kleine sah ihn mit einer Mischung aus Angst und Neugier an und drückte dabei einen schäbigen Teddybären und einen schmutzigen, ausgebeulten Kopfkissenbezug an sich.
„Ich habe übrigens ein kleines Souvenir an unsere wilde Zeit mitgebracht“, fuhr das Mädchen fort. „Das hier ist Jacoby, dein Sohn.“
Justin wäre am liebsten geflüchtet, konnte sich jedoch nicht rühren. „Mein was?“, fragte er, nachdem er sich von seinem ersten Schreck erholt hatte.
Zoe zog den Jungen am T-Shirt, sodass er einen Schritt nach vorn stolperte. „Das ist dein Sohn. Jacoby Joseph Ellis.“
Bei der Erwähnung des Namens seines Vaters als Zweitnamen flackerte Justins Blick wieder zu dem Kleinen, der auf seine schmutzigen und zerlöcherten Sneakers hinunterstarrte.
Justin richtete den Blick wieder auf Zoe. „Wie … er kann unmöglich … er ist doch höchstens fünf Jahre alt. Ich war im Ge…“ Justin brach ab und holte erst mal tief Luft. „Ich war in den letzten sieben Jahren doch gar nicht da.“
„Jacoby ist klein für sein Alter. Er wurde im Januar sieben. Wenn du von dort neun Monate zurückrechnest …“
April. Vor gut acht Jahren. Ein paar Monate bevor er und Billy Joe wegen Drogenhandels geschnappt worden waren. Auf seine Initiative hin.
Er hatte sein Leben damals so sattgehabt, dass er der Polizei anonym Insiderinformationen über den Drogenring gegeben hatte, für den sein Bruder und er gearbeitet hatten. Danach hatte er seine Schuldgefühle und seine Angst mit Alkohol betäubt und mit seinen Kumpels ein wildes Wochenende in einer Kleinstadt in Colorado verbracht. War er wirklich der Vater des Jungen? Er hatte nur noch nebulöse Erinnerungen an die damalige Zeit.
Das Mädchen wühlte in einer großen Tasche herum, die über ihre Schulter hing, und zog ein zerknittertes Stück Papier heraus. „Hier, das ist seine Geburtsurkunde.“
Justin nahm sie ihr ab. Stimmt, er war als Vater angegeben. „Wenn das wahr ist, warum dann erst jetzt? Warum hast du nicht schon viel früher Kontakt zu mir aufgenommen?“
„Was hättest du im Gefängnis schon tun können?“
„Du wusstest also, wo ich war?“ Justins Hand krampfte sich um das Dokument. „Und trotzdem ist dir nie eingefallen, mir mitzuteilen, dass du ein Kind von mir bekommen hast?“
Justin hörte ein dezentes Räuspern hinter sich. Gina. „Wäre es nicht besser, wenn ihr euch an einen der hinteren Tische zurückzieht?“, fragte sie.
Als Justin sich zu ihr umdrehte, stellte er fest, dass sie ihn voller Neugier und Besorgnis und einem Ausdruck ansah, den er nicht deuten konnte. Erst jetzt wurde ihm bewusst, dass die Tische inzwischen besetzt waren und die Gäste zu ihm herüberstarrten.
Verdammt, wie hatte ihm das nur entgehen können? „Du hast recht, gute Idee.“
Er marschierte zur rückwärtigen Seite und setzte sich in die entfernteste Sitzecke. Zoe folgte ihm, ohne sich auch nur einmal nach dem Jungen umzudrehen, der ihr wie ein Hündchen hinterherlief. Sie setzte sich etwas zu dicht neben Justin.
„Wie wär’s mit Hamburgern und Pommes für euch?“, fragte Gina, die den Kleinen begleitet hatte und ihm auf die Bank gegenüber half.
„Und Limo“, fügte Zoe hinzu.
„Vielleicht ein Glas Milch für deinen Sohn?“, fragte Gina.
Als Justin den scharfen Unterton in ihrer Stimme hörte, blickte er hoch und begegnete ihrem gereizten Blick. Was? Die Frage war an ihn gerichtet?
Zoe winkte gleichgültig ab, den Blick auf Justin fixiert. „Nein, er trinkt ständig Limo.“
„Außer in der Schule. Da trinke ich Kakao“, warf der Kleine ein.
Justin sah ihn überrascht an. Es war das erste Mal, dass der Junge sich an der Unterhaltung beteiligte, auch wenn er seine Worte nur an den Bären zu richten schien und nicht an einen der Erwachsenen.
„Ich mag auch gern Kakao“, sagte Gina lächelnd. „Bin gleich zurück.“ Sie streifte Justin mit einem missbilligenden Blick, bevor sie sich umdrehte und Richtung Küche verschwand.
„Ist das deine Freundin?“, fragte Zoe neugierig.
„Was? Nein, sie ist … nur eine Kollegin.“ Justin glättete die Geburtsurkunde und faltete sie in der Mitte. „Wie hast du mich eigentlich gefunden?“
„Ich habe einfach mit der Suche hier angefangen. Du hast diesen Ort vor acht Jahren öfter erwähnt, und außerdem – wer vergisst schon einen Namen wie Destiny?“
Allmählich fügten sich Justins bruchstückhafte Erinnerungen zu einem Bild zusammen. Er und seine Kumpels waren damals in der Gegend herumgefahren und irgendwann auf einer Party gelandet. In der Küche waren sie auf zwei Männer gestoßen, die ein Mädchen belästigten. Justin hatte ihr geholfen, und sie war ihm für den Rest des Abends nicht mehr von der Seite gewichen.
Für den Rest des Wochenendes.
Justin fiel noch etwas anderes ein. „Du hast damals gesagt, dass du Susie heißt.“
„Ich habe gelogen.“ Zoe zuckte die Achseln. „Nur so zum Spaß.“
„Und woher weiß ich, dass du jetzt die Wahrheit sagst? Nur weil mein Name auf diesem Stück Papier steht …“
In diesem Augenblick brachte Gina das Essen und die Getränke. Als sie die Teller und Gläser auf den Tisch gestellt hatte, drehte sie sich zu dem Jungen um. „Möchtest du dir vielleicht die Hände waschen, bevor du isst?“
Justin fand, dass der Kleine eigentlich eine gründliche Ganzkörperwäsche vertragen konnte, sagte jedoch nichts.
Zoe langte kräftig zu und achtete daher nicht auf Gina.
„Okay.“ Der Junge nahm Ginas ausgestreckte Hand und stand auf.
„Ich bringe ihn in die Küche“, informierte sie seine Mutter.
Da Zoe nicht reagierte, nickte Justin an ihrer Stelle. Er wartete, bis Gina und der Junge außer Hörweite waren, bevor er ihr die Limonade wegnahm.
„Hey!“
„Was ist los mit dir? Du lässt deinen Sohn mit einer Wildfremden mitgehen?“
Sie erwiderte seinen Blick ungerührt. „Als ob die ihn entführen würde! Sie sieht aus wie frisch vom College.“
Wenn er sich richtig erinnerte, war Zoe ein paar Jahre älter als Gina. Oder hatte sie auch bei ihrer Altersangabe gelogen? „Du hast mir damals gesagt, dass du neunzehn bist. Stimmte das?“
Zoe nahm die zusammengefaltete Geburtsurkunde und schob sie ihm in die Tasche seines T-Shirts. „Ja. Kriege ich jetzt mein Getränk zurück?“
Er gab es ihr. „Du hast mir immer noch nicht erklärt, warum du nie Kontakt zu mir aufgenommen hast.“
„Ich wollte, aber dann erfuhr ich von deiner Verhaftung. Vom Gefängnis aus konntest du mir sowieso nicht helfen, und außerdem war das mit uns nur ein One-Night-Stand oder vielmehr ein One-Weekend-Stand.“ Sie trank einen Schluck Limonade. „Ich wollte mich allein um alles kümmern.“
„Und warum hast du mich jetzt aufgesucht?“
„Weil ich gehört habe, dass du wegen guter Führung frühzeitig entlassen worden bist. Ich will dir nichts vormachen, die letzten sieben Jahre waren hart. Ich bin nicht stolz darauf, dich jetzt um Hilfe bitten zu müssen.“
Justin wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. War das Kind wirklich von ihm? Ohne DNA-Test hatte er keine Gewissheit, ganz egal, wie plausibel die Sache rein rechnerisch war.
Als Gina den Jungen wieder zurückbrachte, stürzte der sich so hungrig auf sein Essen, dass Justin sich unwillkürlich fragte, wann er das letzte Mal eine Mahlzeit gehabt hatte.
„Iss schön auf“, sagte Zoe zu ihrem Sohn. „Ich gehe jetzt aufs Klo. Mach deinem Dad keinen Ärger, hörst du?“
Der Junge erstarrte, die Ketchupflasche in der Hand. Dann sah er Justin ernst an und nickte.
Verwirrt beobachtete Justin, wie Zoe vom Tisch aufstand und zum Foyer ging, wo sich die Toiletten befanden. Als er sie durch die Schwingtür verschwinden sah, richtete er seine Aufmerksamkeit wieder auf das Kind. Ihm fiel auf, dass er die gleiche Haar- und Augenfarbe hatte wie er selbst.
Jacoby Ellis. War das wirklich sein Sohn?
Aber falls ja, müsste er dann nicht etwas spüren? Die geheimnisvolle Bindung zwischen Eltern und Kind zum Beispiel? Allerdings bezweifelte er, dass sein Vater jemals etwas Ähnliches für ihn oder seine beiden Geschwister empfunden hatte. Joseph Dillon hatte absolut nichts Väterliches an sich gehabt. Justin war erst fünf gewesen, als seine Mutter starb. Er erinnerte sich noch immer an ihre liebevolle Art. Und an ihre Tränen …
Justin schüttelte die Erinnerungen ab, als ihm auffiel, dass der Junge sich die Pommes schneller in den Mund stopfte, als er kauen konnte. „Hey, nur mit der Ruhe. Niemand nimmt dir den Teller weg, bevor du fertig bist, okay?“
Wieder sah der Junge ihn ernsthaft aus dunklen Augen an und kaute langsamer. Nachdem Justin ihm ein paar Minuten dabei zugesehen hatte, begann ihm ebenfalls der Magen zu knurren. Schade, dass Gina ihm nicht auch einen Burger gebracht hatte.
Wie durch Zauberei stand plötzlich ein Teller mit einem Blue-Creek-Superburger vor ihm. Gina war zurückgekehrt und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. „Ich dachte, dass du Hunger kriegen würdest, wenn du den anderen beim Essen zusiehst. Außerdem habe ich irgendwie das Gefühl, dass du bei Kräften bleiben solltest.“
Justin warf ihr einen gereizten Blick zu, griff jedoch trotzdem zu.
Gina richtete die Aufmerksamkeit wieder auf den Jungen. „Na? Schmeckt es dir?“
Der Kleine nickte stumm, da er gerade seinen Kakao durch einen Strohhalm schlürfte.
Gina wandte sich an Justin. „Wo ist denn deine Freundin?“
Er schluckte den ersten Bissen hinunter. „Auf der Toilette. Ist das Ganze nicht unglaublich? Was für eine verdammte Scheiß…“
„Justin!“ Gina stützte die Hände auf den Tisch und beugte sich so weit vor, dass sie ihm die Sicht auf den Jungen nahm und ihm ihren Ausschnitt praktisch genau vor die Nase hielt. Musste das sein?
„Was ist?“
„Deine Ausdrucksweise“, flüsterte sie so leise, dass er ihr die Worte fast von den Lippen ablesen musste.
„Was habe ich denn Schlimmes gesagt?“
Sie richtete sich wieder auf und warf sich die Locken – einschließlich der verdammten rosa Strähne – über die Schultern. „Pass einfach auf deine Wortwahl auf. Hier hört jemand mit“, flüsterte sie.
Justin seufzte. Sie hatte natürlich recht. Etwas, das für Gina Steele, die Intelligenzbestie par excellence, vermutlich ganz normal war. „Okay, schon verstanden. Könntest du mir vielleicht noch einen Gefallen tun und nach Zoe sehen?“, fragte er. „Sie wirkte etwas … durch den Wind.“
Gina sah ihn durchdringend an, bevor sie nickend verschwand.
„Deine Mom kommt gleich zurück“, sagte Justin zu dem Kleinen.
Der Junge sah ihn jedoch nur stumm an und presste seinen Teddy an sich. Justin griff nach seinem Burger und nickte auffordernd zum Teller des Jungen. Der Kleine begann wieder zu essen.
Ein paar Minuten später kehrte Gina zurück. Allein.
„Was ist …“ Justin stockte, als er ihr bestürztes Gesicht sah. „Wo ist Zoe?“
„In der Damentoilette war niemand“, erwiderte Gina mit gesenkter Stimme. „Ich habe Ric gefragt. Er war die ganze Zeit am Eingang, aber er hat sie nicht rausgehen sehen. Ich habe sogar auf dem Parkplatz nachgeschaut. Nichts.“
Justin blieb die Luft weg, als habe man ihm einen Schlag in den Magen versetzt – noch schlimmer als nach Zoes überraschendem Auftauchen vorhin.
Sie war weg? Hatte sie etwa ihren eigenen Sohn im Stich gelassen?
Hilflos starrte Justin den Jungen an, doch der hatte den Blick zu seinem Teller gesenkt.
„Wir sollten Gage anrufen“, schlug Gina vor.
Bei der Erwähnung von Ginas Bruder war Justin wie immer unbehaglich zumute. Er und sein Schwager tolerierten einander allenfalls, aber mehr auch nicht.
„Wir müssen die Bar durchsuchen“, sagte er und rutschte ans Ende der Bank. „Vielleicht hat sie sich ja nur ein ruhiges Plätzchen gesucht, um … nachzudenken oder sich zusammenzureißen.“
„Ric und ein paar andere suchen schon nach ihr.“ Gina hielt ihn an der Schulter zurück. „Ich rufe meinen Bruder an, nur für alle Fälle. Du solltest hierbleiben.“
Justin nickte benommen.
Als sie gegangen war, musterte er betrübt seinen Teller. Der Appetit war ihm vergangen, und anscheinend war er nicht der Einzige. Der Junge hatte ebenfalls aufgehört zu essen und starrte zu Boden. Justin wusste, dass er etwas sagen musste, aber in seinem Kopf war nur gähnende Leere.
Nach einer knappen Viertelstunde kehrte Gina mit ihrem Bruder im Schlepptau zurück und entfernte sich wieder diskret.
„Also, was ist los?“, fragte Gage. „Wer ist der kleine Mann hier?“
Verängstigt wich der Junge in die hinterste Ecke der Bank zurück. Gage wirkte nämlich sogar in Zivil ziemlich einschüchternd.
Justin stand auf. „Das ist Jacoby Ellis. Man hat mir gesagt, dass er mein Sohn ist.“
Nur Gages geweitete Augen verrieten seine Überraschung, ansonsten verzog er keine Miene.
„Seine Mutter tauchte vorhin hier auf, stellte sich uns vor und aß eine Kleinigkeit“, fuhr Justin fort. „Das Letzte, was ich von ihr gehört habe, war, dass sie auf die Toilette wollte.“
„Und wie lange ist das jetzt her?“
„Zwanzig Minuten etwa.“
„Wie heißt sie?“
„Zoe Ellis.“
Gina kehrte zurück. „Racy hat vorgeschlagen, dass ihr euer Gespräch in ihr Büro verlegt. Dort seid ihr ungestört. Hier ist es inzwischen nämlich ziemlich voll geworden.“
Justin nickte. Er wollte dem Jungen Bescheid sagen, doch Gina hatte schon dessen Kopfkissenbezug genommen und half ihm beim Aufstehen. Justin und Gage folgten den beiden. Als sie Racys Bürotür öffneten, wurden sie von Racys Golden Retriever begrüßt.
Der Junge wich verängstigt zurück und stieß gegen Justins Beine.
„Du brauchst keine Angst zu haben“, sagte Gina beruhigend und hockte sich neben ihn. „Das ist Jack, und er ist ganz lieb. Lass ihn mal an deiner Hand schnüffeln.“
Vorsichtig streckte Jacoby eine Hand aus. Der Hund schnüffelte daran und leckte dem Jungen dann ein paar Mal rasch über das Gesicht.
Justin wollte ihn schon am Halsband greifen und zurückzerren, als Jacoby plötzlich laut zu lachen begann. Das Nächste, was Justin hörte, war Racys erschrockenes Aufkeuchen.
„Was ist los, Schwesterherz?“, fragte er.
Statt einer Antwort drehte Racy sich zum Schreibtisch um und durchwühlte sämtliche Schubladen. Justin und Gage gingen zu ihr, während Gina sich mit dem Jungen und dem Hund auf das Ledersofa setzte.
„Was suchst du eigentlich gerade?“, fragte Gage.
Racy zog einen Umschlag aus der untersten Schublade. „Das hier“, sagte sie und schüttete einen Haufen Fotos auf die Tischplatte. Fotos. Ein paar Sekunden später schien sie gefunden zu haben, was sie suchte: ein kleines verblichenes Farbfoto.
„Gott sei Dank habe ich die Fotos hier im Büro aufbewahrt und nicht zu Hause. Sie wären sonst beim Brand zerstört worden. Hier, der Beweis.“
„Beweis?“, fragte Justin verwirrt.
„Gina hat mir schon von deinem Überraschungsbesuch und dem süßen Kleinen erzählt.“ Racys Blick streifte die beiden auf dem Sofa. „Als er eben hier hereinkam, wusste ich sofort Bescheid.“
„Worüber?“
„Sieh dir dieses Foto an.“ Sie gab es Justin. „Das bist du in der ersten Klasse.“
Stimmt, das war er. Aber es hätte genauso gut auch Jacoby sein können. Sie hatten das gleiche dunkle Haar, die gleichen braunen Augen und das gleiche breite Kinn. Sie trugen sogar ein ähnliches rotes T-Shirt.
„Vielleicht solltest du uns erst mal alles erzählen“, schlug Gage vor und zog ein kleines Notizbuch aus der Tasche. „Falls seine Mutter tatsächlich abgetaucht ist, brauchen wir sämtliche Informationen, die wir kriegen können.“
„Ich gehe jetzt lieber“, sagte Gina hinter ihnen.
Justin drehte sich um und sah sie neben der Tür stehen, die Klinke in der Hand. Der Junge las ein Buch, das er aus dem Kopfkissenbezug gezogen haben musste. Mit einer Hand blätterte er um, und mit der anderen kraulte er Jack den Nacken.
„Nein, bleib“, hörte Justin sich zu seiner Überraschung sagen.
Fragend hob Gina die Augenbrauen.
„Bitte bleib hier. Der Junge scheint sich in deiner Gegenwart wohlzufühlen.“
Sie zögerte einen Moment, nickte dann jedoch und kehrte zum Sofa zurück.
Justin drehte sich wieder zum Sheriff und seiner Schwester um. Beide starrten ihn fragend an. Er erzählte ihnen, was sich in der letzten Stunde ereignet hatte. Und von dem Wochenende mit Zoe vor acht Jahren.
„Ich habe ihr zuerst nicht geglaubt, aber vielleicht wollte ich die Wahrheit auch nicht wahrhaben. Ich und Vater?“ Er verzog das Gesicht. „Das passt einfach nicht zusammen.“
„Okay, mal sehen, ob der Junge uns weiterhelfen kann“, sagte Gage.
Wie sich herausstellte, konnte oder wollte er es nicht. Außer dem Namen seiner Grundschule in Templeton, Colorado, und einer Beschreibung des Autos seiner Mom bekam Gage nichts aus ihm heraus.
„Das ist nicht gerade viel. Ich fahre jetzt erst mal aufs Revier und schreibe einen Bericht. Aber was machen wir inzwischen mit dem kleinen Mann? Es wird bestimmt bis Montag oder Dienstag dauern, bis wir etwas herausgefunden haben.“
„Warum bleibt er nicht bei Justin?“, fragte Gina vom Sofa aus.
Justin drehte sich erschrocken zu ihr um. „Ist das dein Ernst?“
„Du bist sein Vater.“
„Das wissen wir noch gar nicht“, sagten Gage und Justin gleichzeitig.
Als Gina protestierend den Mund öffnete, hob ihr Bruder eine Hand. „Okay, alle Zeichen deuten darauf hin, aber ohne DNA-Test haben wir keine Gewissheit. Ich könnte allerdings das Jugendamt anrufen. Die würden ihn in ein Waisenhaus schicken.“
Bei diesen Worten drehte sich Justin erst recht der Magen um. Erinnerungen an seinen Vater stiegen in ihm auf. Joseph Dillon hatte ihm und seinen Geschwistern öfter in alkoholisiertem Zustand angedroht, sie dem Jugendamt zu übergeben, und ihnen die Konsequenzen in den grausamsten Farben ausgemalt. Das Jugendamt war Justin daher damals weitaus schrecklicher vorgekommen als die Hölle, in der er gelebt hatte.
„Justin?“, riss Racys Stimme ihn aus seinen Erinnerungen.
Er sah gerade noch, wie sich die Tür hinter Gina schloss. Dachte sie etwa, dass er … Als er sich ratlos zu seiner Schwester und Gage umdrehte, spürte er plötzlich eine kleine feuchte und kalte Hand in seiner und blickte hinunter.
Jacoby stand neben ihm und sah ihn bittend an.
„Ich nehme ihn mit nach Hause“, sagte Justin.
Sofort verschwand der verängstigte Gesichtsausdruck des Jungen.
„Bist du sicher?“, fragte Gage. „Ist das Blockhaus denn schon bewohnbar?“
„Klar, ich wohne schließlich auch schon seit zwei Wochen dort.“
„Aber mit einem Kind ist das etwas anderes“, wandte Racy ein. „Hast du genug Vorräte? Und was ist mit der Heizung? Es wird nachts immer noch kalt. Wir hätten zu Hause jede Menge Platz und …“
„Wir kommen schon zurecht“, fiel Justin ihr ins Wort. „Wenn es zu kalt wird, mache ich einfach ein Feuer im Kamin. Außerdem habe ich genug zu essen im Haus. Schließlich bin ich der beste Koch, den du je hattest.“
Racy lächelte. „Okay, erwischt. Gage hat mir ja schon erzählt, dass du die alte Küche wieder renoviert hast, aber …“
„Kein Aber.“ Hoffentlich klang er überzeugend, denn innerlich war er total nervös.
Dieses Gefühl verstärkte sich noch, als Justin eine Stunde später mit Jacoby in der Hütte stand. Durch die Augen eines Kindes betrachtet, ähnelte das Blockhaus eher einer Baustelle oder Junggesellenbude als einem echten Zuhause. Rasch knipste er seine paar Lampen an und machte ein Feuer im Kamin. Schon besser.
Was ihm bisher am meisten zu schaffen machte, war die Wortkargheit des Jungen. Jacoby hatte kaum ein Wort gesagt, seit er Racys Hund zum Abschied umarmt hatte.
„Ich muss noch ein paar Sachen aus dem Wagen holen“, sagte Justin zu ihm. „Setz dich hin und warte, bis ich wieder da bin, und fass nichts an, okay? Vor allem nicht die Elektrowerkzeuge. Sie sind gefährlich.“
Jacoby setzte sich stumm auf einen der beiden Klappstühle und schob seinen Kopfkissenbezug darunter. Seinen Teddy nahm er auf den Schoß.
Was zum Teufel habe ich mir da eigentlich eingebrockt? fragte Justin sich auf dem Weg zur Tür. Er hatte bisher keinerlei Erfahrungen mit Kindern und hatte Jacoby nur mitgenommen, um ihm das Waisenhaus zu ersparen. Dabei hatte er keine Ahnung, wie er mit ihm umgehen sollte.
Für alle Fälle ließ er die Tür offen, erleichtert, dass er die Fliegengittertür schon gestern angebracht hatte. Tief atmete er die eisige Abendluft ein und richtete den Blick zum sternenklaren Himmel. Heute Morgen war seine größte Sorge gewesen, sich zu entscheiden, welches der beiden Schlafzimmer er als nächstes in Angriff nehmen wollte. Und jetzt? Jetzt war er womöglich Vater!
Aus dem Inneren des Hauses ertönte plötzlich ein lautes Krachen. Justins Herz machte einen Satz. Als er kurz darauf in die Küche stürmte, stand Jacoby vor der Spüle. Neben ihm lagen eine umgekippte Holzkiste und ein Plastikbecher.
„Ich hatte Durst“, verteidigte er sich ängstlich. Das war das zweite Mal heute, dass er von sich aus den Mund aufmachte.
Justin zwang sich, tief durchzuatmen. Er ging zum Kühlschrank, nahm eine Wasserflasche heraus und setzte sich auf die umgekippte Kiste. Dann hielt er die Flasche dem Jungen hin. „Hier.“
Jacoby rührte sich nicht vom Fleck.
„Ist schon okay, die ist für dich.“
„Aber so viel kann ich nicht auf einmal austrinken.“
Justin schraubte den Deckel ab und hielt ihm die Flasche wieder hin. „Keine Sorge, man kann sie wieder verschließen.“
Der Junge nahm die Flasche und trank. Erst jetzt fiel Justin auf, dass er ein Foto in der Hand hielt. „Was ist das?“, fragte er.
Reflexartig verbarg Jacoby das Foto hinter dem Rücken.
„Ich will es dir ja nicht wegnehmen, ich frage nur, wer darauf …“ Justin verstummte und griff in seine T-Shirt-Tasche, um sein Kinderfoto herauszuholen. Er hielt es dem Jungen hin. „Sieh mal.“
Neugierig beugte der Kleine sich vor. „Das bin ja ich.“
Justins Magen zog sich wieder schmerzlich zusammen. „Nein, das bin ich. Als ich in deinem Alter war.“
Jacoby zögerte einen Moment und zeigte ihm dann das Foto in seiner Hand. „Das bist auch du.“
Ein Pärchen saß Arm in Arm auf einem schäbigen Sofa. Beide hatten ein Bier in der Hand und grinsten breit in die Kamera. Er und Zoe. Es musste am Abend ihrer Begegnung aufgenommen worden sein. Die Tiefschläge nahmen heute aber auch gar kein Ende.
Justin schluckte. „Hat deine Mom dir das gegeben?“
Der Junge nickte. „Sie hat gesagt, dass sie und mein Daddy da drauf sind. Und dass mein Daddy für lange Zeit weg ist, ich aber bald bei ihm wohnen werde und er sich dann um mich kümmert, weil sie das nicht mehr kann.“
Okay, das war’s dann also. Der finale Schlag. Schlimmer konnte es jetzt beim besten Willen nicht mehr kommen. Gott sei Dank saß Justin schon, sonst hätte es ihn umgehauen.
Dann hatte Zoe das Ganze also von Anfang an geplant. Sie war nur nach Destiny gekommen, um ihren Sohn bei ihm zurückzulassen. Was bedeutete, dass er den Kleinen jetzt an der Backe hatte – sogar, falls sich wider Erwarten herausstellen sollte, dass er gar nicht sein Sohn war.
„Was sagst du zu meiner Idee? Gut oder schlecht?“, fragte Gina den Golden Retriever, der hechelnd neben ihr auf dem Beifahrersitz saß. „Meine Ideen waren in letzter Zeit nicht gerade brillant, wie man an meinem Haar sieht. Glaubst du, ich mache das Richtige?“
Jack bellte einmal laut auf, was Gina als ein Ja nahm.
Das Licht ihrer Autoscheinwerfer streifte die Bäume am Rand der Sandstraße. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Fast acht. Noch eine Stunde bis zu ihrer Verabredung mit Barbie und ihren Freundinnen in Laramie.