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ALLES, WAS MAN WISSEN MUSS
Volleyball – Alles was man wissen muss
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© 2021 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen
Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien
Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA)
Gesamtherstellung: CPI – Clausen & Bosse, Leck
ISBN 978-3-8403-7741-9
eISBN 978-3-8403-3761-1
E-Mail: verlag@m-m-sports.com
www.dersportverlag.de
Vorwort von Georg Grozer junior
1 Einleitung
2 Wie alles anfing
3 Volleyball in Deutschland und auf der ganzen Welt
3.1 Entwicklung des Spiels in Deutschland
3.2 Volleyball in anderen Ländern
4 Was wird denn da gespielt?
4.1 Was wird gespielt? Die Spielidee
4.2 Wo wird gespielt? Das Spielfeld & Netz
4.3 Wie wird gespielt? Die Spielregeln
4.4 Wer leitet das Spiel? Das Schiedsgericht und seine Zeichen
4.5 Das Adlerauge: Die Video-Challenge
5 Die Akteure auf und neben dem Spielfeld
5.1 Der 10er des Volleyballs: Der Zuspieler
5.2 Die Universalgenies: Die Annahme-Außenangreifer
5.3 Lang und unterschätzt: Die Mittelblocker/Schnellangreifer
5.4 Kaiserlich: Der Diagonalangreifer
5.5 Defensiv-Spezialist: Der Libero
5.6 Neben dem Spielfeld: Das Trainerteam
5.7 Das Team hinter dem Team
6 Techniken & Taktiken
6.1 Die Eröffnung jedes Ballwechsels: Der Aufschlag
6.2 Der erste Kontakt des Spielaufbaus: Die Annahme
6.3 Technisch anspruchsvolle Assists: Das Zuspiel
6.4 Die Königsdisziplin: Der Angriff
6.5 Defense in der Luft: Der Block
6.6 Defense am Boden: Die Abwehr
6.7 Stets vernachlässigt: Die Angriffssicherung
7 Wie analysiere ich ein Spiel?
7.1 Der Spielberichtsbogen
7.2 Die Spielstatistik: Der Matchreport
8 Verband und Liga
8.1 Deutscher Volleyball-Verband (DVV)
8.2 Die Volleyball Bundesliga (VBL)
8.3 Die Landesverbände
8.4 Der Europäische Volleyballverband: Confédération Européenne de Volleyball (CEV)
8.5 Der Weltverband: Fédération Internationale de Volleyball (FIVB)
9 Wettbewerbe im Volleyball
9.1 Wettbewerbe im Vereinsvolleyball
9.1.1 Deutsche Meisterschaft
9.1.2 DVV-Pokal
9.1.3 Supercup
9.1.4 Champions League
9.1.5 CEV-Pokal
9.1.6 Challenge-Cup
9.1.7 Klub-Weltmeisterschaft
9.2 Wettbewerbe der Nationalteams
9.2.1 Olympische Spiele
9.2.2 Weltmeisterschaft
9.2.3 World Cup
9.2.4 Volleyball Nations League (VNL)
9.2.5 Europameisterschaft
10 Die erfolgreichsten Volleyballteams der vergangenen zehn Jahre
10.1 Vereinsteams aus Deutschland
10.1.1 Allianz MTV Stuttgart (Frauen)
10.1.2 Dresdner SC (Frauen)
10.1.3 SSC Palmberg Schwerin (Frauen)
10.1.4 BERLIN RECYCLING Volleys (Männer)
10.1.5 VfB Friedrichshafen (Männer)
10.2 Nationalmannschaften
10.2.1 Deutschland
10.2.2 Brasilien
10.2.3 Russland
10.2.4 Italien
10.2.5 USA
10.2.6 China
10.2.7 Polen
10.2.8 Türkei
11 Die berühmtesten Volleyball-Namen aller Zeiten
11.1 National
11.1.1 Stelian Moculescu
11.1.2 Burkhard Sude
11.1.3 Renate Riek-Bauer
11.1.4 Susanne Lahme
11.1.5 Stefan Hübner
11.1.6 Angelina Hübner (geb. Grün)
11.1.7 Georg Grozer junior
11.1.8 Margareta Kozuch
11.1.9 Louisa Lippmann
11.1.10 Athanasios Papageorgiou
11.2 International
11.2.1 Charles Frederick „Karch“ Kiraly
11.2.2 Lorenzo Bernardi
11.2.3 Andrea Giani
11.2.4 Mireya Luis
11.2.5 Nikola Grbic
11.2.6 Sergio Dutra Santos
11.2.7 Jekaterina Gamowa
11.2.8 Saeid Marouf
11.2.9 Kim Yeon-koung
11.2.10 Wilfredo Léon
11.2.11 Zhu Ting
12 Varianten des Sportspiels Volleyball
12.1 Beach-Volleyball
12.2 Snow-Volleyball
12.3 Sitzvolleyball
12.4 Standvolleyball
13 Volleyball-ABC
1 Literaturverzeichnis
2 Bildnachweis
Volleyball ist aus meinem Leben nicht mehr wegzudenken. Als Kind habe ich zwar auch Basketball und Fußball ausprobiert, aber Volleyball bietet so viele Facetten, die ich bei anderen Mannschaftssportarten nicht gefunden habe, dass ich dabeigeblieben bin. Was ich damit meine? Es ist ein rasantes Spiel mit durchgängig Action – alle paar Sekunden fightet man wieder um den nächsten Punkt. Diese Sportart besitzt so viel Speed; als Spieler ist man permanent in Bewegung, hat viele Ballkontakte und ist durchgängig am Spielgeschehen beteiligt.
Man kann seine Emotionen zeigen und ist dennoch durch das Netz vom Gegner getrennt und hat somit auch keinen Körperkontakt mit diesem. Trotzdem entsteht eine Atmosphäre voller positiver Aggressivität, Hingabe und Leidenschaft, mit der man eine Halle voller Zuschauer fesseln kann. Und: Volleyball ist ein Mannschaftssport, bei dem der Zusammenhalt eine entscheidende Rolle spielt, denn ein Spieler alleine kann kein Spiel gewinnen. Das Wichtigste ist jedoch: Volleyball macht einfach Spaß! Und das von jung bis alt, egal ob in der Halle oder am Strand.
Ja, Volleyball hat mich meinen Traum leben lassen. Beim Volleyball konnte ich die Person sein, die ich sein wollte und meinen eigenen Charakter ausleben.
Dieses Buch soll auch Ihnen, liebe Leser, den Zutritt zu meiner Sportart ermöglichen. Ich würde mich freuen, wenn es Ihnen meine Lieblingssportart näherbringt und auch Sie das Volleyballfieber packt. Dazu hat Jimmy für Sie nicht nur ein Buch voller Wissen geschrieben, sondern lässt Sie mit zahlreichen Einblicken „aus erster Hand“ tiefer in die Sportart blicken.
Ich hoffe, wir sehen uns in der Zukunft bei einem packenden Spiel,
Ihr Georg Grozer junior
In diesem Buch biete ich Ihnen einen Einblick in die faszinierende Welt des Volleyballs. Dabei ist es nicht von Bedeutung, ob Sie sich bereits in dieser Sportart auskennen oder gar Experte sind, sondern ich möchte Ihnen in dieser Lektüre die Sportart so einfach wie möglich erklären. Wenn Sie in Zukunft ein Spiel im Fernsehen oder – besser noch – live in der Halle sehen, so hoffe ich, dass Sie das Geschehen auf dem Feld mit etwas anderen Augen sehen werden und Ihnen viele Dinge verständlicher sind.
Zu Beginn möchte ich Ihnen die Entstehung und Verbreitung des Volleyballspiels näherbringen. Im Anschluss erkläre ich Ihnen das Spiel mit seinen wichtigsten Spielregeln und stelle Ihnen die einzelnen Akteure, die Spielpositionen auf und neben dem Spielfeld vor. Anschließend erhalten Sie einen Überblick über die wichtigsten Techniken und Taktiken der manchmal kompliziert wirkenden Sportart.
Da mittlerweile zu jedem Erstligaspiel Matchreports im Internet frei zugänglich sind, stelle ich Ihnen das Lesen eines solchen Bogens sowie des Spielberichtsbogens in seinen Grundzügen vor. Zusätzlich biete ich Ihnen einen Überblick über das auf den ersten Blick verwirrend wirkende Geflecht aus Liga und nationalen Verbänden und zeige Ihnen im Anschluss die zahlreichen nationalen und internationalen Vereins- und Nationalmannschafts-Wettbewerbe auf. Nach der Präsentation der besten deutschen Teams und erfolgreichsten Nationalmannschaften dürfen natürlich auch die erfolgreichsten Spielerinnen und Spieler aus dem In- und Ausland nicht fehlen.
Am Ende möchte ich Sie auf die Reise zu den mit Volleyball verwandten Sportarten Beach-Volleyball und Snow-Volleyball mitnehmen und das Volleyballspiel der Menschen mit Behinderung in Form von Sitz- und Stand-volleyball thematisieren. Zum Abschluss habe ich Ihnen ein Volleyball-ABC mit den wichtigsten Fachbegriffen zum Nachschlagen erstellt, mit dessen Hilfe Sie Kommentatoren und Experten besser verstehen können.
Über das gesamte Buch hinweg sollen Sie Volleyball-Rekorde zum Staunen bringen. Darüber hinaus veranschaulichen zahlreiche von mir persönlich gesammelte Zitate von Volleyball-Persönlichkeiten die Themen und bringen Ihnen diese auf authentische Art und Weise näher. Vielen Dank an dieser Stelle für Eure Unterstützung!
Bedanken möchte ich mich zudem bei meinen Volleyball-Studierenden des großen Schwerpunktfachs Volleyball an der Deutschen Sporthochschule Köln: Mona Dexel, Sebastian Graw, Emma Kohlhoff, Christian Petermann, Miguel Reuss, Jördis Richter, Benedikt Rist, Joline Schmude, Linnea Schneider, Lene Stegelmann und Jakob Wächter sowie meinem Absolventen Patrik „Zimbo“ Zimmermann, die mich tatkräftig bei der Vorarbeit und Recherche unterstützt haben.
Zuletzt ein großer Dank an einen Mann, der das Volleyballspiel in Deutschland in den vergangenen beiden Jahrzehnten geprägt hat wie kein anderer: Georg Grozer junior. Er hat sich sofort bereit erklärt, das Vorwort für dieses Buch zu schreiben. Georg, vielen lieben Dank dafür!
Auch wenn vielleicht nicht Alles, was man über Volleyball wissen muss in ein einziges Buch passt, so hoffe ich, dass ich Ihnen hier die wichtigsten und interessantesten Themen der Sportart Volleyball zusammengestellt habe. Ich wünsche Ihnen viel Spaß beim Lesen!
DIE GESCHICHTE DES VOLLEYBALLSPIELS
Ballspiele haben eine lange Tradition und der Ball ist das vermutlich älteste Sportgerät der Welt. Ob im Reich der Mitte, bei den Azteken oder den Mayas, Vorläufer von Ballsportspielen sind bis zu 4000 Jahre v. Chr. überliefert. Reine Hochballspiele, welche sich durch Schlagen des Balls, um ihn in der Luft zu halten, kennzeichnen, wurden zu Formen der Hin- und Rückschlagspiele weiterentwickelt. Das römische Trigon oder das aztekische Indiaka waren solche, bei welchen zwei Parteien versuchten, sich das Spielgerät so lange wie möglich hin und her zu spielen. Im Laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder unterschiedliche Spielformen, welche sich jedoch nie längerfristig durchzusetzen schienen. Dies änderte sich Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts. In Europa entwickelten sich Sportarten wie Fußball, Handball oder Hockey. In Amerika entstanden American Football, Baseball und auch Basketball.
William G. Morgan war ein Sportlehrer eines YMCA-Instituts im US-amerikanischen Holyoke im Staat Massachusetts. Dieser suchte für ältere und körperlich beeinträchtigte Männer eine Alternative für das nur wenige Jahre zuvor in Springfield von James Naismith entwickelte Basketballspiel, da er die Ansicht vertrat, dass sich Basketball vornehmlich für Jüngere eignet. Er wollte ein Spiel mit wenig Körperkontakt, sodass er Elemente von Tennis, Minton (eine Art Squash) und Handball in „Mintonette“ einfließen ließ, die Schläger entfernte und das Netz anhob.
Diese Spielform stellte Morgan 1896 seinen Kollegen des YMCA Colleges in Holyoke vor, indem zehn Spieler (in einem fünf gegen fünf Spieler) einen Ball aus Kalbsleder so lange wie möglich über ein Netz hin und her spielten. Ein Lehrer merkte an, dass es doch eher „Volley Ball“ heißen solle, da der Ball durchgängig in der Luft gehalten werde (im Englischen „volley“). Dies wurde von Morgan akzeptiert, sodass die Sportart Volleyball 1896 offiziell ins Leben gerufen wurde.
Die inoffiziell beschlossenen Regeln hatten 1896 noch wenig mit dem heutigen Regelwerk gemein, die Spielidee war jedoch geboren. Die Netzhöhe betrug beispielsweise 1,98 Meter, die Spielfeldgröße 7,62 x 15,24 Meter (25 x 50 feet) und die Spieleranzahl sowie Ballkontakte waren im Gegensatz zu heute unbegrenzt. Seit 1895 wurden zahlreiche Regeln angepasst, modifiziert und neu eingeführt. 1897 erfolgte eine erste Niederschrift der Regeln im Athletic Handbook, welche aber immer wieder grundlegend überarbeitet wurden.
Über die YMCA-Bewegung breitete sich das Spiel schnell aus. Deren Anhänger, insbesondere Studierende, brachten den Sport in die Welt. Bereits 1900 wurde „Volley Ball“ in Kanada gespielt, 1906 gelangte das Spiel nach Kuba. Ein Studierender der Bewegung führte die Regeln 1908 erstmals in Tokyo in Japan vor, von wo aus die Sportart 1910 nach China und auf die Philippinen gelangte.
Durch den Ersten Weltkrieg brachten amerikanische Soldaten den Sport auch nach Afrika und Europa. Besonders in Osteuropa fand „Volley Ball“ begeisterten Anklang, aber auch in Italien wurden die Leute von dem Spiel angesteckt, welches US-Luftstreitkräfte erstmals 1917 bei Ravenna vorführten.
Bis 1917 vergrößerte sich die Netzhöhe bis zu 2,43 Meter und die für einen Satzgewinn notwendigen Punkte wurden von 21 auf 15 reduziert. Zudem wurde festgelegt, dass zum Gewinn eines Matches ein Team zwei von drei Sätzen gewinnen muss. Seit 1920 besteht die Regel, dass ein Team maximal drei Kontakte haben darf, bevor der Ball das Netz überqueren muss.
Durch das immer höher werdende Netz mussten neue Lösungen gefunden werden, den Gegner unter Druck zu bringen, da der Ball bis dato als scharf gespielter Ball zum Gegner gespielt wurde. Auf den Philippinen wurde um 1920 der Angriffsschlag (Spike) entwickelt, wodurch, auch wenn es nicht in den Regeln stand, erste Blockversuche entstanden. Die höhere Bedeutung des Angriffsschlags für das Volleyballspiel gab dem Zuspiel einen höheren Stellenwert und es wurde zuehmend präzisiert.
Schon gewusst? Die erste Angriffstechnik im Volleyball wurde nach den Erfindern „Philippino-Bombe“ benannt.
Durch das hohe Netz werden neue Absprungtechniken ausgearbeitet, Trefffläche beim Schlag war nicht mehr die Faust, sondern die Handinnenfläche, um eine höhere Präzision in die Schläge zu bringen. Der hinteren Reihe, das heißt der netzfernen Reihe, war es seit 1922 nicht mehr gestattet, am Netz anzugreifen.
Im Jahr 1923 wurde die Spieleranzahl auf sechs Spieler pro Seite (plus zwölf Ersatzspieler) festgelegt, die feste Rotation der Aufschlagreihenfolge eingeführt, eine Mittellinie unterhalb des Netzes zur Feldabgrenzung beschlossen und zwei aufeinanderfolgende Ballkontakte eines Spielers verboten. Zudem musste der Aufschlag an der hinteren Linie rechts ausgeführt werden.
Bei den Olympischen Spielen 1924 in Paris wurden neben anderen amerikanischen Sportarten auch Volleyball als Demonstrationssportart vorgestellt. Ein Jahr darauf entstand in den Niederlanden die Zählweise, dass man für einen Satzgewinn beim Stand von 14:14 zwei Punkte Vorsprung haben muss und nicht wie bisher, nur zwei aufeinanderfolgende Punkte zu einem Satzgewinn führen. 1930 wurde der Block offiziell ins Regelbuch aufgenommen und der Doppelblock 1938, nachdem die Tschechoslowakei diese Techniken bereits fest in ihr Spiel integriert hatten.
Ab dem Jahr 1935 wurden Kreuze auf das Parkett gezeichnet, um die Spielerpositionen zu bestimmen. Die Netzberührung wurde als Foul betrachtet und eine weitere, wichtige Regel betraf die Angreifer: Es war verboten, das Spielfeld zu verlassen, solange der Ball auf der Angreiferseite im Spiel war. Bis dahin war es üblich, dass der Angreifer während des Satzes von außerhalb anlief und dann mit einem Bein absprang.
Erste Organisationsstrukturen entstanden in vielen Ländern bereits in den 20er- und 30er-Jahren. Erste nationale Verbände gründeten sich, nationale Ligen und Meisterschaften wurden erstmals abgehalten. 1947 war es schließlich soweit: 14 nationale Verbände gründeten den Weltdachverband „Fédération Internationale de Volleyball“, kurz FIVB (siehe Kapitel 8.5). Die Gründung brachte auch die Anpassung der offiziellen Regeln der einzelnen Kontinente und Regionen mit sich und führte zu einheitlichen Regelungen weltweit. Man einigte sich auf die festgeschriebene Feldgröße von 9 x 18 Metern und bei den Männern auf eine Netzhöhe von 2,43 Metern, bei den Frauen auf eine Höhe von 2,24 Metern. Ein Spiel war von nun an gewonnen, wenn ein Team drei Sätze für sich entschieden hat. Nur Asien behielt zunächst abweichende Regeln zum Dachverband. Das Feld war größer und man spielte beispielsweise statt einem sechs gegen sechs ein neun gegen neun in drei Dreierreihen.
Ägypten war ebenfalls im Jahr 1947 das erste arabische und afrikanische Land, das Volleyball-Aktivitäten entfaltete und einen nationalen Verband gründete.
Ein Jahr später fand die erste Europameisterschaft der Männer in Rom statt, welche von der Tschechoslowakei gewonnen wurde. Jetzt musste jeder Spieler während des Aufschlags auf „seiner Position“ sein und Punkte, die durch einen falschen Aufschlagspieler erzielt worden waren, wurden annulliert. 1949 fanden die ersten Weltmeisterschaften der Männer in Prag statt, parallel dazu die erste Europameisterschaft der Frauen. Am Ende durften sich jeweils die Teams der UdSSR zum Sieger krönen. Bei der Premieren-WM der Männer spielte die UdSSR erstmals mit einem Läufersystem im Sinne des 1:5. Dies bedeutet, dass ein Spieler fest als Zuspieler abgestellt wird, welcher die Bälle am Netz auf drei mögliche Angreifer verteilt. Auf seinem dritten Kongress im Jahr 1951 entschied die FIVB, dass die Hände der Spieler während des Blockens am Netz übergreifen dürfen, jedoch nur in der Schlussphase des Angriffs.
1952 wurde schließlich auch die erste Weltmeisterschaft der Frauen in Moskau ausgetragen, bei welcher sich auch hier das Heimteam den Titel holte. 1955 führte auch der japanische Volleyballverband die internationalen Spielregeln ein und schrieb sich auf die Fahne, dies auch für die mitasiatischen Länder durchzusetzen.
Bei der Europameisterschaft der Männer 1958 in Prag überraschte das Team der Tschechoslowakei mit einer neuen Technik, dem Annahme- und Abwehrbagger. Diese neue revolutionäre Technik war vermutlich mit ausschlaggebend für den Titelgewinn der Tschechen. Nun waren alle Volleyball-Grundtechniken, welche sich seither nicht grundlegend verändert haben, komplett.
Schon gewusst? Die Technik des Baggers wurde erst im Jahr 1958 erfunden, lange nach der ersten Weltmeisterschaft und sogar erst nach der Einführung des Läufersystems.
Das Internationale Olympische Komitee (IOC) beschloss 1961 die Aufnahme der Sportart Volleyball für die Olympischen Spiele 1964 in Tokio. Bei diesen ersten Spielen gewannen die UdSSR bei den Männern, der Gastgeber bei den Frauen. Dabei war Volleyball die erste olympische Mannschaftssportart für weibliche Athletinnen.
Ein Jahr vor den Olympischen Spielen wurde der europäische Volleyballverband CEV (Confédération Européenne de Volleyball, siehe Kapitel 8.4) ins Leben gerufen. Dieser war von nun an für die Organisation, Leitung und Durchführung aller länderübergreifenden, innereuropäischen Wettbewerbe zuständig.
1974 wurde Polen erstmals Weltmeister. Neu war, dass diese Mannschaft mit Hinterfeldangriffen beeindruckte und so variabel über mehr Positionen als vorher üblich angreifen konnte, welches noch im selben Jahr auch im Regelbuch verfestigt wurde.
Aus erster Hand … „Bis weit in die 70er-Jahre gab es praktisch kein (gewolltes) Zuspiel im Sprung. Heute muss das neben den Zuspielern jeder Libero beherrschen.“
Wolfgang Schütz, ehemaliger Sportdirektor des WVV und langjähriger Ex-Spieler und -Trainer
Im Jahr 1980 wurde kurzzeitig der „Block gegen den Aufschlag“ erfunden: Ein oder mehrere Netzspieler standen am Netz, um den gegnerischen Aufschlag direkt und aktiv zu blocken oder sogar direkt (ohne Übergreifen) zurückzuschlagen. Nach den Olympischen Spielen 1984 wurde die Regel aber bereits wieder abgeschafft – damit war sie wohl eine der kurzlebigsten Regeln in der Volleyballgeschichte.
Aus erster Hand … „Die Entwicklung von Volleyball lässt sich gut am zeitlichen Aufwand erkennen. Anfang der 70er-Jahre wurde ca. dreimal zwei Stunden pro Woche trainiert – also sechs Stunden pro Woche. Heute kommt man an einem einzigen trainingsintensiven Tag schon auf diese Stundenzahl. Das spiegelt sich auch in der athletischen Entwicklung der Spieler wider. Heute gehört das Krafttraining ‚zum täglichen Brot‘. Als ich in den 80er-Jahren anfing, auch während der Wettkampfphase mit hohen Gewichten zu trainieren, erntete ich großes Kopfschütteln – ‚jetzt dreht der Sude völlig durch!‘ Höchstens zur Saisonvorbereitung wurden damals Hanteln aufgelegt.“
Burkhard Sude, 203-facher Ex-Nationalspieler in den 80er-Jahren
Bei den Olympischen Spielen 1984 erreichte der Silbermedaillengewinner Brasilien eine große Beachtung durch die Fähigkeit, Sprungaufschläge auszuführen. Die Idee war nicht neu – Argentinien hatte sie schon 1982 bei der Weltmeisterschaft versucht, aber noch nie hatte jemand sie zuvor so effektiv eingesetzt wie die Brasilianer.
Die Weltliga der Männer stellte 1990 eine Neuerung dar, welche die Vermarktung der Sportart auf ein anderes Level hob. Dieses Reiseturnier mit einem Preisgeld von einer Millionen US-Dollar lenkte eine große Aufmerksamkeit auf sich. Vor 10.000 Zuschauern gewann Italien vor Japan.
Das Preisgeld und das Prestige des Turniers wurden in den folgenden Jahren immer weiter gesteigert, drei weitere Siege Italiens später lag das Preisgeld 1994 bereits bei sechs Millionen US-Dollar. 1993 fand erstmals die Frauen-Weltliga statt, Sieger wurde Kuba.
Zum Jahr 1996 sorgte die neue Ganzkörperkontaktregel für Aufsehen: War bislang nur der Ball-Körper-Kontakt bis zum Knie erlaubt, so darf seitdem der Ball mit jedem Körperteil – auch mit dem Fuß – nicht nur passiv, sondern auch aktiv gespielt werden. Zudem wird der Aufschlagraum auf die gesamte 9m-Feldlinie verbreitert. Auch war nun die Doppelberührung beim ersten Ballkontakt möglich: Der Ball darf nacheinander Kontakt mit verschiedenen Körperteilen haben, vorausgesetzt sie erfolgen innerhalb derselben Aktion. Die schließt auch die Doppelberührung beim oberen Zuspiel mit ein – damit war seitdem die Annahme im Pritschen erlaubt.
1999 geschahen die letzten größeren Regeländerungen der FIVB. Der Trainer musste nicht mehr auf der Bank sitzen, sondern er durfte nunmehr auch innerhalb der Freizone vor der Mannschaftsbank bis hin zur Aufwärmfläche stehen oder sich dort bewegen.
Aus erster Hand … „Früher mussten die Coaches auf der Bank sitzen und durften ausschließlich in den Auszeiten und nach dem Seitenwechsel etwas sagen – ansonsten gab es Strafen! Dann wurde ‚aktives Coachen‘ erlaubt und einige nutzten das, um als ‚Rumpelstilzchen‘ am Spielfeldrand ihre Emotionen auszuleben. Heute wird wieder (fast) jede emotionale Reaktion geahndet – dann können sich die Coaches doch auch wieder setzen, oder?!“
Wolfgang Schütz, ehemaliger Sportdirektor des WVV und langjähriger Ex-Spieler und -Trainer
Weitaus einschneidender war jedoch die Einführung einer neuen Zählweise: Statt nur Punkte nach eigenem Aufschlag erzielen zu können, führte von nun an nach dem Rally-Point-System jeder Spielzug zu einem Punkt. Die Satzlänge wurde mit diesem System angepasst, sodass ein Satz bis 25 Punkte geht, der fünfte Satz, der sogenannte Tie-Break, bis 15 Punkte. Jeder Satz muss mit zwei Punkten Vorsprung beendet werden. Zudem wurde der weiße durch einen bunten Ball abgelöst.
Eine weitere, große Veränderung war die Einführung des Liberos als reinem Annahme- und Abwehrspezialisten, welcher für einen Spieler in der Hinterzone eingetauscht werden kann, um eben jene Elemente zu verstärken. Diese Änderung führte zu einer noch stärkeren Spezialisierung auf den jeweiligen Positionen und zu einem noch höheren Größendurchschnitt und der Sport wurde noch schneller und athletischer.
Aus erster Hand … „Die Einführung des Liberos trägt seit längerem einerseits zur Rückentwicklung und fast Verarmung im taktischen und strategischen Bereich bei, aber anderseits hat sie die Entwicklung zu mehr Dynamik beeinflusst. Das Spiel ist sehr kraftvoll, sehr schnell und viel abhängiger von den physischen Voraussetzungen geworden.“
Athanasios Papageorgiou, langjähriger FIVB- und World Para Volley-Ausbilder
Nachdem 2009 kurzzeitig für sechs Jahre eine Netzberührung mit Ausnahme des weißen, oberen Netzbändchens erlaubt war, kehrte man im Jahr 2015 zur alten Netzregel zurück, dass das Netz während einer Spielaktion nicht berührt werden darf.
Aus erster Hand … „Volleyball hat sich in den vergangenen fünf bis zehn Jahren unglaublich entwickelt. Das Spiel, das wir jetzt sehen, ist schneller, dynamischer, aufregender als je zuvor geworden. In der Tat ist Volleyball so schnell geworden, dass unabhängige Zuschauer es im Männerbereich kaum noch mit bloßem Auge verfolgen können.“
Mark Lebedew, dreifacher Meistertrainer mit den BR Volleys und Ex-Trainer von Polens Spitzenklub Jastrzębski Węgiel
Volleyball kam während des Ersten Weltkrieges auch nach Deutschland und wurde 1920 an der Deutschen Hochschule für Leibesübungen (DHfL) in Berlin vorgestellt. Eine wirkliche Entwicklung dieser Sportart in Deutschland geschah jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg vor allem in der sowjetischen Besatzungszone. Im Westen war der Sport hingegen kaum anzutreffen. Diese plötzliche Begeisterung für Volleyball in der damaligen DDR kann vermutlich auf die Begeisterung der Besatzungsmacht für diesen Sport zurückgeführt werden.
1951 wurde im Deutschen Sportausschuss der DDR die Sektion Volleyball in Leipzig gegründet. Erster DDR-Meister wurde sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern die HSG Geschwister Scholl Halle. 1955 zog der Westen in Kassel mit der Gründung des Deutschen Volleyball-Verbandes, kurz DVV, nach. 1957 wurde die Pädagogische Hochschule Hannover bei Frauen und Männern erster Meister der BRD.
Die erste Teilnahme beider Verbände an internationalen Wettkämpfen konnte man bei der Weltmeisterschaft 1956 verbuchen. Während Vertretern der BRD international nur die Teilnehmerurkunde zugewiesen werden konnte, entwickelte sich die DDR zu einer international konkurrenzfähigen Volleyballnation. Dem SC Leipzig gelang 1964 der Sieg im Europapokal der Männer. Die männliche Nationalmannschaft der DDR holte 1969 in Berlin den Weltpokal. Im darauffolgenden Jahr wurde die Mannschaft in Sofia nach einem spektakulären Comeback im fünften Satz gegen Bulgarien Weltmeister. 1972 folgte Olympiasilber in München hinter Japan.
Auch die BRD nahm mit einer Auswahl an den Olympischen Spielen teil. Die Spiele von München weckten nun auch in der Westbevölkerung das Interesse an Volleyball und es entstand im Westen ein „Volleyballboom“. Zahlreiche Mannschaften und Vereine wurden gegründet, 1974 entstand die 1. Bundesliga der Männer, 1976 die der Frauen.
1975 gewann der SC Traktor Schwerin den Europacup der Pokalsieger der Frauen und 1978 sogar den Europapokal der Landesmeister. 1980 gelang der weiblichen Auswahl der DDR Olympiasilber in Moskau. Es folgten zwei Europameistertitel ´83 und ´87. Am 9. Dezember 1990 konnte man die Vereinigung beider Verbände in West-Berlin feiern.
Der Deutsche Volleyball-Verband (siehe Kapitel 8.1) umfasst 17 Landesverbände mit 4.976 Vereinen (Stand 2016), 6.693 Mannschaften und 405.461 Mitgliedern (Stand 2019). Im Jahre 1998, neun Jahre nach der Wiedervereinigung, konnte der DVV die bisher größte Anzahl mit 535.627 Mitgliedern in seiner Geschichte sowie ein Jahr zuvor 5.474 Vereine und 11.897 Mannschaften aufweisen. Dies ist vor allem auf die aus Japan stammende Anime-Fernsehserie „Mila Superstar“ zurückzuführen, welche zwischen 1993 und 1997 ausgestrahlt wurde. Dieser Boom führte vor allem bei den jungen weiblichen Mitgliedern zu einer Wachstumsrate von 77 Prozent in den Jahren ’94-’97. Die Zahl der Volleyball spielenden Mädchen unter 18 Jahren stieg in diesem Zeitraum von 61.137 auf 108.526 an. Bei den Jungen stieg die jährliche Wachstumsrate ebenfalls an, war aber nicht so enorm wie bei den Mädchen. Nach Absetzung der Serie flachte auch der Zuwachs wieder stark ab, aber der deutsche Volleyball profitiert noch bis heute von den Auswirkungen dieses Booms.
In den Jahren 2000 und 2004 konnte die deutsche Nationalmannschaft der Frauen einen Platz bei den Olympischen Spielen in Sydney und Athen verbuchen, die Männer 2008 in Peking und 2012 in London. 2011 und 2013 holten die deutschen Frauen ihren größten internationalen Erfolg seit der Wiedervereinigung mit jeweils einer Silbermedaille bei den Europameisterschaften. Der bedeutendste internationale Erfolg der jüngeren deutschen Volleyballgeschichte ist die Bronzemedaille der Männer bei der Weltmeisterschaft 2014 in Polen.
Aus erster Hand … „Bei der WM 2014 ist mit der Bronze-Medaille, die keiner von uns im Vorfeld erwartet hatte, ein Traum in Erfüllung gegangen. Wir waren jung und haben ein solch geniales Turnier gespielt – das werde ich – genauso wie Olympia 2012 und die EM 2017 nie in meinem Leben vergessen und es war definitiv eines der Highlights in meiner Karriere.“
Georg Grozer junior, 165-facher Nationalmannschafts-Diagonalangreifer
Um den nationalen Vereinssport weiter voranzutreiben, wurde 2006 die Deutsche Volleyball Liga (DVL) mit Sitz in Berlin gegründet. Diese wurde 2012 in Volleyball Bundesliga (VBL, siehe Kapitel 8.2) umbenannt. Diese organisiert die 1. und 2. Bundesliga und soll einer besseren Vermarktung und Medienpräsenz und Verbesserung der nationalen Vereins- und Ligastrukturen dienen.
Mit „Sport1“ hat die VBL einen Fernsehsender gefunden, welcher seit der Saison 2017/2018 zahlreiche Spiele der 1. Bundesliga im Free-TV überträgt. Zudem konnte „Sporttotal.tv“ als Streamingplattform für sämtliche Spiele der 1. und zahlreiche Spiele der 2. Bundesliga ins Boot geholt werden.
Bei den Frauen ist Volleyball mittlerweile die zuschauerstärkste Mannschaftssportart in Deutschland und die einzige, welche ihrem männlichen Pendant im Zuschauerschnitt in nichts nachsteht, auch wenn die BERLIN RECYCLING Volleys mit einem Zuschauerschnitt von über 5000 Fans in der Max-Schmeling-Halle sogar europaweit führend sind.
Der internationale Volleyballverband FIVB umfasst weltweit rund 150 Millionen Mitglieder. Das ist zum Vergleich doppelt so viel wie die FIFA im Fußball. Ein Sechstel der Weltbevölkerung kommt Schätzungen zufolge regelmäßig mit Volleyball in Kontakt, ob als Zuschauer oder als Spieler.
Besonders groß ist die Begeisterung für Volleyball in Osteuropa und Italien. Wer als Athlet mit Volleyball viel Geld verdienen möchte, wechselt nach Italien in die Serie A1 (Frauen) und SuperLega (Männer), nach Russland in die Super League oder in die PlusLiga nach Polen.
In Polen ist Volleyball Nationalsport. Der Staat unterstützt den Sport mit öffentlichen Mitteln, die Hallen füllen sich mit tausenden Zuschauern, Fanartikel und Fernsehübertragungen sind im Nachbarland Deutschlands nicht wegzudenken.
Aus erster Hand … „Polen ist im Volleyball ein spezieller Fall. Es ist ein Land, in dem Volleyball in der Gesellschaft wichtig ist. Für Volleyball sind Italien, Russland und Brasilien vielleicht wichtiger. Aber in Polen ist Volleyball wichtig. Das ist etwas anderes.“
Mark Lebedew, dreifacher Meistertrainer mit den BR Volleys und Ex-Trainer von Polens Spitzenklub Jastrzębski Węgiel
2005 verteidigten Polens Frauen den EM-Titel, während auch die Ergebnisse von Polens Nationalwahl liefen. Diese wurde jedoch nur von 2,5 Millionen polnischen Bürgern verfolgt, während neun Millionen Polen mit ihrem Nationalteam mitfieberten. Durch Fernsehverträge und Sponsoren fließen Millionen in die Kassen des polnischen Volleyballverbandes und in die Vereine. Beim Eröffnungsspiel der Heim-WM 2014 der Männer waren die 62.000 Karten innerhalb von 100 Minuten ausverkauft. Eine enorme Geräuschkulisse und ein weiß-rotes Farbenmeer füllten das Warschauer Nationalstadion und sollten Polen zum Titel peitschen. Im Jahr 2017 verfolgten sogar 65.407 Zuschauer das 0:3 des Heimteams Polen gegen Serbien.
Aus erster Hand … „Spiele der polnischen Nationalmannschaft haben oft Public Viewings wie in Deutschland die Fußballnationalmannschaft. Die Fans übernachten in Zelten vor den Ticketverkaufsständen, wenn sich ein zusätzliches Finalspiel ergibt. Beim Spiel selbst ist der Hallensprecher zwar da, aber zweitrangig, weil in erster Linie die Fanklubs mit ihren Gesängen die Stimmung und Atmosphäre in der Halle gestalten.“
Jochen Schöps, von 2012 bis 2018 beim polnischen Spitzenklub Asseco Resovia Rzeszów unter Vertrag
Auch in Italien tummeln sich zahlreiche Stars der Volleyballszene. Die große Volleyballnation im europäischen Zirkus stellt auch in beiden Geschlechtern eine der drei Topligen in Europa. Volleyballinteresse ist in Italien keine Frage. Laut Statistica haben sich zwischen 2010 und 2018 mehr als 50 Prozent aller Italiener mit Volleyball beschäftigt. Pro Saison füllen über 450.000 Zuschauer die Hallen der italienischen Mannschaften. Das Damenteam der Imoco Volleys Conegliano hält europaweit mit durchschnittlich 4.139 Zuschauern den Saison-Rekord bei den Frauen.
Aus erster Hand … „In Italien fragt Dich keiner, was Du neben dem Sport sonst noch machst. Dort ist klar, dass Volleyballspieler ein Beruf ist, der vollen Einsatz erfordert.“
Angelina Hübner (geb. Grün), langjährige Italien-Legionärin
Noch höhere Gehälter sind im möglicherweise volleyballbegeisterten Russland zu finden. Die russische Super League gilt als die beste Liga der Welt und dank sehr finanzstarker Sponsoren und Mäzenen können den besten Sportlern Millionengehälter ausgezahlt werden.
Rekordverdächtig! Laut „InstaVolley“ verdiente der Annahme-Außenspieler Wilfredo León beim russischen Klub Zenit Kazan 1,4 Millionen US-Dollar pro Jahr.
Zum Vergleich: In der Volleyball Bundesliga kommen die absoluten Top-Spieler auf ca. 100.000 Euro Jahresgehalt. Dabei ist die Gehaltsspannweite extrem, zahlreiche Spieler erhalten nur ein Zehntel davon.
Aus erster Hand … „Als ich in Russland gespielt habe, empfanden die Spieler das Training am Tag wie Arbeit. Sie kamen morgens, arbeiteten die Zeit ab und gingen abends nach Hause. Ich denke, heute sind dort auch mehr Emotionen und Spaß dabei.“
Jochen Schöps, von 2007 bis 2012 Russland-Legionär
Brasilien gehört ebenfalls zu den erfolgreichsten Nationen der Volleyballgeschichte. Der bewegteste Moment der brasilianischen Volleyballgeschichte war wahrscheinlich der Olympiasieg der Männer 2016 in der Heimat. Aber schon in der Vergangenheit zeigte Brasilien sein Interesse am Sport, indem 1994 für eine Frauen-WM eine Rekordkulisse von 12.000 Zuschauern geschaffen wurde, welche den Sieg Kubas über Brasilien verfolgten. Diese Erfolge ermöglichen auch viele Gelder aus der Staatskasse, welche für Volleyball aufgewendet werden. Die Sportart steht an dritter Stelle der beliebtesten Sportarten in Brasilien nach Capoeira und Fußball.
Rekordverdächtig! Am 26.07.1983 schauten unglaubliche 95.887 Fans das Volleyballspiel zwischen Brasilien und der UdSSR (0:3) im Estádio do Maracanã in Rio de Janeiro (Brasilien). Lustige Randnotiz: Das Spiel wurde durch Regen unterbrochen und die Spieler zogen ihre Schuhe aus, um in Socken weiterzuspielen.
Zum Vergleich: Bei der Premiere des DVV-Pokalfinals in Mannheim wurde eine deutsche Zuschauer-Rekordkulisse erreicht: Über 12.000 Fans strömten am 28. Februar 2016 in die SAP Arena.
Auch in den USA ist Volleyball eine große Nummer. Hier wird der Sport jedoch weniger über eine Profiliga definiert, sondern der Collegevolleyball füllt die Sporthallen der Staaten. Hier kann man die Stars von morgen beobachten. Die Nationalmannschaften gehören ebenfalls zu den besten der Welt. Aufgrund der fehlenden Profiligen wechseln die vielversprechendsten Sportler häufig nach Europa in der Hoffnung, sich von dort in die Nationalmannschaft spielen zu können.
Rekordverdächtig! Beim größten Volleyballturnier der Welt gingen in Orlando, Florida (USA) im Jahr 2012 insgesamt 24.262 Gesamteilnehmer in 20 verschiedenen Altersklassen an den Start. Dabei war die Altersklasse „16 Club“ mit 2.631 Teilnehmern die größte.