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© 1. Auflage: Oktober 2019
© Coverbild: Bedroom mess with lingerie and shoes, quick sex concept © svittlana
Umschlaggestaltung: Sina Blackwood
Layout: Sina Blackwood
Die Personen und Namen in diesem Buch sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit heute lebenden Personen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783750445260
Lynn war der Abschied von Nick, den sie in Sirmione kennengelernt und mit dem sie einen brandheißen Urlaub verbracht hatte, sehr schwergefallen. Im Flixbus gab es WLAN und so machte sie auf der langen Heimreise das, was sie schon seit Tagen hatte tun wollen – sie schaute sich im Internet seine Homepage an und alles, was sie noch finden konnte. Den Rest der Zeit schmiedete sie Pläne für ihren Umzug in die Wohnung, deren Ausbau er bereits in Auftrag gegeben hatte.
Nicks Anwalt hatte sie ermutigt, in seine Nähe zu ziehen, Massimo und Rosanna, die netten Wirtsleute, ebenfalls und das Schicksal schien nicht abgeneigt zu sein, da mitzumachen. Sie fand nämlich gleich bei ihrer Rückkehr von der Reise eine saftige Mieterhöhung für ihre Geschäftsräume im kommenden Mietjahr vor.
Der Vermieter war das, was man landläufig einen Arsch mit Ohren nannte. Der saß garantiert in seinem Stübchen und rieb sich die Hände, weil er Lynns kleinen Laden gern schon lange verteuert hätte, was sie bisher per Anwalt hatte abschmettern können. Mit der Bausubstanz hatte einiges im Argen gelegen. Nun waren die gröbsten Schäden repariert worden und damit hatte Lynn keine Handhabe mehr gegen eine Erhöhung. Der hatte ja keine Ahnung, dass sie nun von ihrem Sonderkündigungsrecht wegen der Erhöhung Gebrauch machen werde. Mit einem abschätzigen Schulterzucken legte sie den Brief auf ihren Schreibtisch, um sich wichtigeren Dingen zu widmen, wie der Nachricht an Nick, dass sie gut zu Hause angekommen sei.
Er freute sich sehr und versprach, sich sofort zu melden, wenn er seinen heutigen Auftrag abgearbeitet habe. Das fiel dann genau auf den Moment, wo Lynn ihre Wäsche auf den Balkon hängte, was sie sogleich um eine halbe Stunde verschob.
„Ich habe unterwegs übrigens den potenziellen ersten italienischen Raumfahrer gesehen“, erzählte sie und erklärte auf Nicks erstaunte Nachfrage: „In Chiusa hat der Tankwart mit einer glimmenden Zigarette im Mund genau neben uns einen Kanister befüllt und immer wieder nachgeschaut, ob nicht noch was reingeht.“
„Du veralberst mich!“, rief Nick.
„Nein, ganz wirklich. Ich habe sogar Bilder gemacht. Sie sind verwackelt aber trotzdem zu erkennen. Mir haben nämlich vor lauter Angst, dass alles in die Luft fliegen könnte, die Hände gezittert.“
„Ach du großer Gott!“, entsetzte sich Nick, als sie ihm eins der Bilder schickte. Lynns Angst konnte nicht einmal der Bildstabilisator ausgleichen.
Dann erzählte sie ihm von der Kündigung.
„Heißt das, du wirst in wenigen Wochen hierher umziehen?“, fragte er hoffnungsvoll und schickte einen Jubelschrei gen Himmel, als sie bejahte.
„Wenn ich von allen Seiten so darauf gedrängt werde, sollte ich mich wohl nicht wehren“, lachte sie fröhlich.
Weniger lustig fand das Ganze dann der Vermieter, dem nun einen Haufen Geld entging. Die Räume waren schwer vermittelbar, weil nicht gerade gut gelegen. Er fragte sogar noch einmal telefonisch nach, ob sie sich die Kündigung nicht noch einmal überlegen wolle.
„Nein, will ich nicht. Ich habe die Nase voll von dem ständigen Ärger. Auf Wiederhören!“
Lynn begann, den kleinen Nebenraum, der als Lager fungierte, auszuräumen, verpackte alles sorgfältig und beschriftete die Kisten. Eine Ecke in ihrem Schlafzimmer wurde als Stapelort ausersehen. Zugleich fing sie an, in der Wohnung nicht oder selten gebrauchte Dinge in Kisten zu verpacken. Darunter zwei Regale voller Bücher, die vorerst entbehrlich waren.
Jeden Abend skypte sie mit Nick, der sie über den ganzen Stress hinweg tröstete. Dabei kamen auch die erotischen Momente nicht zu kurz, wie sie es einander versprochen hatten. Sie ließ ihn immer wieder daran teilhaben, wenn sie mit dem Dildo spielte, den sie gemeinsam gekauft hatten. „Du fehlst mir so sehr“, seufzte sie dann jedes Mal. „Ich kann es kaum erwarten, dich wieder spüren zu können.“
Am zweiten Freitag nach dem Urlaub, Lynn war gerade wieder beim Packen, klingelte es an der Haustür. In der völligen Überzeugung, es sei der Paketbote, rief sie durch die Wechselsprechanlage: „Sie haben doch eine Abstellgenehmigung für die Lieferungen! Na okay, ich komme runter.“ Sie zog die alten Schlappen an, um per Hand zu öffnen, weil der Mechanismus ständig klemmte.
Ein großer Strauß roter Rosen schob sich durch den Türspalt, dann tauchte Nicks lächelndes Gesicht auf. Lynns sirenenartiger Freudenheuler lockte sämtliche Nachbarn ins Treppenhaus. Verlegen grinsend zog sie ihn an der Hand die Stufen hinauf, während im Haus allgemeines Kichern ausbrach.
Kaum war die Wohnungstür ins Schloss gefallen, hing sie an seinem Hals, lachte und weinte vor Freude. „Komm, setz dich! Aber erschrick nicht, bei mir sieht es chaotisch aus. Kaffee, Cappuccino, Bier?“
„Kaffee wäre prima!“
Nick schaute sich neugierig um, als sie in der Küche werkelte und auch den Blumenstrauß ins Wasser stellte.
„Ich habe die Vasen schon alle verpackt“, lachte sie, ein Gurkenglas für die Rosen auf das Sideboard stellend. Mit wenigen Handgriffen peppte sie es mit verschiedenfarbigem Krepppapier und einer Schleife zu einer Augenweide auf.
„Sieht gut aus!“, staunte Nick.
Lynn strahlte ihn an. „Ich kann es noch gar nicht fassen, dass du da bist! Ich würde sagen, ich bin glücklich.“
„Und ich störe dich mitten in der Arbeit“, stellte er fest, weil überall offene Kartons standen.
„Durch dich lasse ich mich liebend gern stören. Mir geht nur langsam der Platz zum Stapeln aus.“
Nick schmunzelte. „Ich glaube, ich kann Abhilfe schaffen.“
Lynn machte große Augen: „Wie?“
„Ich bin mit einem größeren Van hier, und werde alles mitzunehmen, was rein passt“, verriet er. „Ich habe mir sogar Papiere von den Behörden besorgt, um komplikationslos mit all deiner Habe wegen Firmenumzugs über sämtliche Grenzen zu kommen.“
„Fantastisch!“, jubelte sie.
In der Küche war die Kaffeemaschine auch gerade fertig geworden und so brachte sie den Kaffee in zwei großen Pötten herein. „Das gute Geschirr ist leider schon verpackt“, schmunzelte sie. Die Teller für das Plundergebäck sahen auch unterschiedlich aus, was keinen von beiden wirklich störte.
„Wie ist es dir inzwischen ergangen?“, fragte Lynn.
„Nicht besonders“, murmelte Nick. „Du fehlst mir. Es gibt viele Dinge, zu denen ich gern deine Meinung wüsste, will dich aber auch nicht noch mit meinen Sorgen zuschütten. Deine Wohnung ist fast fertig. Jetzt, wo ich sehe, wie du es dir gemütlich machst, werde ich noch ein paar Kleinigkeiten ändern lassen. Massimo und Rosanna fragen jeden zweiten Tag, ob wir miteinander gesprochen haben und Adriana hat sich schon ganz passabel eingearbeitet. Sie hat mehr meiner Postkartenserien in einer Woche verkauft, als Medea im ganzen Jahr. Sogar Kalender von diesem Jahr wird sie los. Zwar mit Preisnachlass, aber immerhin. Da werde ich das erste Mal nur ganz geringe Verluste verbuchen müssen.“ Nick verstummte.
„Und die schlechten Nachrichten?“
„Möchte ich dir am liebsten gar nicht erzählen“, schnaufte Nick. „In der Zahnpaste war Strychnin und in meinem Brotmehl haben sie Rattengift gefunden.“
Lynn schlug die Hände vors Gesicht.
„Ich will gar nicht daran denken, was alles hätte passieren können, wäre dir der falsche Verschluss nicht aufgefallen. Weil du dann auch noch den Dosendeckel angesprochen hast, habe ich den kompletten Bestand an Lebensmitteln aus diesem Schrank geräumt und entdeckt, dass mein Mehl anders verschlossen war, als ich das immer mache. Herr De Luca, mein Anwalt, hatte die Packung sofort zur Analyse gegeben. Alles andere habe ich vernichtet und komplett neu gekauft. Die Anzeige wegen Mordversuchs ist raus, aber Medea ist scheinbar spurlos verschwunden.“
„Die macht ihrem Namen wirklich alle Ehre“, grollte Lynn.
Nick nahm ihre Hände, um sie sanft zu streicheln. „Der Zahnpaste-Anschlag galt zwar mir, aber dich hätte es getroffen! Ich wäre dann vermutlich zu einer Bestie mutiert!“ Er machte eine Pause. „Na ja. Ich war inzwischen beim Arzt und habe mich vollständig durchchecken lassen. Es soll soweit alles in Ordnung sein. Dass ich nach den ganzen Vorfällen übernervös bin und nicht mal richtig schlafen kann, ist wohl verständlich. Genug gejammert.“
„Wie lange kannst du bleiben?“
„Ich muss am Sonntag gleich morgens zurückfahren.“
„Dann hast du aber wenigstens mal zwei Nächte, wo du dich richtig entspannen kannst“, lächelte Lynn. „Du stellst dein Auto auf meinen Platz, ich nehme den von einem Nachbarn, der Urlaub hat und da können wir auch ganz in Ruhe beladen. Nachts ist das Rolltor zu und da dürfte sich auch keiner an irgendwas zu schaffen machen.“
„Ich hole am besten gleich meine Tasche, ziehe mich um und packe richtig mit an.“ Nicks Augen leuchteten endlich wieder.
Dass die halbe Nachbarschaft am Fenster hing, als Lynn ihren gut aussehenden italienischen Gast zum Auto begleitete, war abzusehen gewesen. Nur ließen sich beide nicht beeindrucken. Sie rangierten die Autos um und begannen Kisten zu schleppen. Lynn meinte es offenbar ernst, nach Italien auswandern zu wollen, wie das Autokennzeichen bewies. Wobei einige Frauen überzeugt waren, dass sie bei dem Mann auch dahingeschmolzen wären.
Noch erstaunter schauten sie, als Lynn statt Englisch, auf Italienisch aus dem Fenster hinunter rief: „Altre due scatole?“ Noch zwei Kartons? Und von unten die Antwort kam: „Sì. Prego!“ Ja. Bitte!
Nick deckte alles sorgfältig ab, um es vor allzu neugierigen Blicken zu verbergen, dann stiegen sie gemeinsam die Treppe hinauf.
„Möchtest du essen gehen oder Hausmannskost probieren?“, fragte Lynn. „Guten Wein und Knabberkram habe ich auch da.“
„Wir bleiben hier, falls es nicht zu viel Aufwand ist“, erwiderte Nick.
„Ganz bestimmt nicht“, freute sich Lynn und bereitete Röstkartoffeln mit Zwiebeln, einem Hauch Knoblauch, Rosmarin und gebratenen Kasslerscheiben zu.
Sie stellte die große Pfanne auf eine Warmhalteplatte auf dem Tisch und jeder konnte sich nach Herzenslust bedienen. Nick schmeckte es vorzüglich.
„Das nenne ich Gemütlichkeit“, seufzte er. „Ganz leger beisammen sitzen, essen, einen guten Wein trinken und über alles reden können. Ich vermute, ich werde in Sirmione öfter mal bei dir klopfen und mich zum Essen einladen. Ich bringe auch die gewünschten Zutaten mit.“
„Aber gerne!“, schmunzelte Lynn. „Allein schmeckt es doch auch nie so gut. Ich freue mich sehr darauf, ganz in deiner Nähe zu sein.“
„Nähe ist das Stichwort“, flüsterte Nick mit leuchtenden Augen.
„Oh ja! Ich habe zwar keinen Whirlpool aber eine große Badewanne“, blinzelte Lynn.
Sie räumte rasch das Geschirr in den Spüler, Nick stellte Wein und Gläser auf den breiten Rand der Wanne. Dann ließ er Wasser ein. Lynn holte Badetücher, entzündete unzählige Teelichter und ließ ihre Fingerspitzen über Nicks Rücken gleiten. Die Striemen waren noch immer nicht ganz verschwunden, die sie ihm kurz vor der Urlaubsheimreise in höchster Ekstase zugefügt hatte.
Auf ihren überraschten Laut sagte er blinzelnd: „Hab mit einer Wildkatze gekämpft.“
„Und? Konntest du sie zähmen?“
Nick schüttelte den Kopf. „Das würde ich nie tun. Ich huldige ihr wegen ihrer Wildheit wie einer Göttin. Das befriedigt mich im tiefsten Herzen viel mehr.“
Lynn schmiegte sich an seine Brust. „Ti amo!“ Ich liebe dich!
Nick küsste sie sinnlich, hob sie in die Wanne und folgte ihr hinein. Sofort ging Lynn wieder auf Kuschelkurs. Nick hatte ihr unglaublich gefehlt. In ruhigen Phasen in ihrem kleinen Kunstlädchen träumte sie mit offenen Augen von ihm und wartete sehnsüchtig auf ein virtuelles Küssen, ein Herzchen und auf das allabendliche Telefonat. So waren schließlich auch gehäkelte Schlüsselanhänger in Herzform entstanden, die sich wachsender Beliebtheit erfreuten.
Nun genoss sie seine Nähe, die Wärme seiner Haut und das sanfte Streicheln, das keine Stelle ihres Körper aussparte. „Endlich habe ich wieder das Gefühl zu leben“, flüsterte sie glücklich, um mit ihm auf ein wundervolles Wochenende anzustoßen.
Es war das erste Mal, wo sie nicht gewärtig sein mussten, jederzeit von irgendwem gestört zu werden. Entsprechend ruhig gingen sie die Zweisamkeit an. Der leichte Rotwein passte zur Stimmung. Lynn gestand blinzelnd, dass ihr Weinlager meist genau eine Flasche umfasse, die samstags ersetzt werde, falls sie bis dahin wirklich leer sei. „Morgen wäre es wieder so weit. Da müsste ich auch kurz für die ganze Woche Lebensmittel kaufen fahren“, erklärte sie mit fragendem Unterton.
„Wenn du nichts dagegen hast, komme ich mit“, bot Nick an.
„Oh ja, zu zweit macht auch das mehr Spaß“, freute sie sich.
„Da kenne ich noch andere Sachen“, flüsterte Nick, blinzelnd mit dem Kopf in Richtung Schlafzimmer deutend.
Lynn ließ das Wasser ab, beide schnappten sich ein Badetuch und waren im nächsten Moment im Bett verschwunden. Die auf niedrigste Stufe gedimmte Nachttischlampe schälte aus der Finsternis, wie Nicks Lippen über Lynns Körper auf Wanderschaft gingen, wobei sie seinen Kopf umfangen hielt, ihn für Augenblicke da fixierte, wo es ihr den meisten Spaß machte. Und Nick fand viele Stellen ...
Als seine Lippen aus dem Schoß hinauf zum Nabel wanderten, nahmen seine Fingerspitzen ihren Platz ein. Er rieb sanft ihren Kitzler, bis Lynn ihn fordern an sich zog, um ihn endlich tief in sich spüren zu können.
„Du unersättliches Geschöpfchen“, wisperte Nick, weil Lynn von einem Glücksrausch zum nächsten glitt.
Sie lächelte mit geschlossenen Augen, kuschelte sich an seine Brust und hob die Schultern. „Wenn es doch aber so schön ist.“
„Dann wirst du jetzt auch ganz brav schlafen, damit es morgen früh mehr davon gibt“, schmunzelte Nick, die Decke auf das Bett ziehend.
Lynn schlief wirklich sofort ein. Nick streichelte sanft ihr Haar und lag noch eine kleine Ewigkeit wach. Heute wäre der Tag gewesen, an dem er die Maya-Pyramide des Kukulcán in Chichén Itzá für einen Bildkalender fotografieren sollte. Wenn er es sich recht überlegte, würde er lieber Lynn überzeugen, für einen brandheißen Akt-Kalender Modell zu stehen oder liegen. Am besten, wie es jetzt wieder groß in Mode war, schwarz-weiß, wo man geschickt mit Licht und Schatten spielen konnte, um das Gesicht unsichtbar zu machen. Und selbst in Farbe gab es tausend Varianten, nur bestimmte Stellen in den Fokus zu rücken. Dann stoppte Morpheus schließlich doch noch den bewussten Gedankenfluss.
Nick wurde erst wach, als er die Wohnungstür klappen hörte und zugleich ein unwiderstehlicher Duft frischer Brötchen durch die Räume zog. Er sprang aus dem Bett und lugte in die Küche.
„Guten Morgen!“, rief Lynn, gerade die Kaffeemaschine einschaltend. „Gut geschlafen?“
„Wie ein Murmeltier“, gab Nick zu. „Ich habe nicht einmal gemerkt, dass du weg warst.“ Er beobachtete erfreut, wie liebevoll sie das Frühstück vorbereitete. Er war dankbar, dass sie ihm keine Vorwürfe machte, sein Versprechen nach Sex zum Wachwerden nicht eingehalten zu haben.
„Sehr gut! Ein bisschen mehr Ruhe ist genau das Richtige.“
Er nickte und beeilte sich, in Bad und Kleidung zu kommen, um sie nicht zu lange warten zu lassen. „Hmm, wie das duftet!“, seufzte er verzückt, als er eines der frischen Bäckerbrötchen aufschnitt. „Solche gibt es bei uns leider nicht.“
„Dann werde ich wohl am Wochenende selber für uns backen müssen“, erwiderte Lynn. „Leckere Quarkbrötchen, zum Beispiel.“
Nick strahlte über das ganze Gesicht. „Für uns. Das klingt wie Musik in meinen Ohren.“
Für Lynn nicht verwunderlich, wo sie doch auch von anderer Seite erfahren hatte, dass seine Noch-Ehefrau jegliche Hausarbeit verweigerte. Nick war, als weitgereister Weltenbummler, ein völlig pflegeleichter Typ, was Essen anging. Er mochte es hin und wieder pompös stilvoll, nahm aber Einfaches dankbar an, wenn es mit Liebe zubereitet war. Jetzt strich er sich, wie Lynn, Marmelade und Konfitüre auf die Brötchenhälften.
„Ich glaube, ich bin glücklich“, sagte diesmal er und beide lachten vergnügt.
Genau so fröhlich ging es später beim Einkaufen zu, wo sich der Wagen rasch füllte, weil Nick einige Dinge erspähte, die er mit nach Hause nehmen wollte. Lynn kontrollierte noch einmal ihren Zettel: Kartoffeln, Zwiebeln, Obst, Gemüse, Frischkäse, Wein und Sekt waren die wichtigsten Dinge. Bei den Hygieneartikeln stutzte Nick. Ihm fiel ein, dass Frauen ja auch hier etwas mehr benötigten und danach sofort, dass er Lynn nie gefragt hatte, ob sie irgendwie verhüte.
„Alles gut“, hörte er sie sagen und diesmal fragte er verdutzt: „Erlernt oder angeboren?“
Worauf Lynn kichernd erklärte: „Dein Blick sprach Bände, da muss man wirklich nicht Gedanken lesen können. Ich wäre sicher auch die Letzte, die dir, auf die Art und ausgerechnet jetzt, ein Problem für das ganze Leben reinwürgen würde.“
„Das weiß ich. Nur wäre in dem Fall ich der Schuldige gewesen, eben weil ich nie gefragt habe.“ Nick lächelte versonnen. „Ich würde aber voll dazu stehen.“ Er streichelte Lynns Hand, deutlich den Brillantring fühlend, welchen sie nur zum Putzen, Räumen und Baden abzog, um ihn nicht zu ruinieren.
An der Kasse hatte Nick so schnell seine Kreditkarte zur Hand, dass Lynn keine Chance hatte, zu bezahlen. „Mir fällt es ein bisschen leichter als dir“, blinzelte er, den schweren Wagen zum Auto schiebend. Dort staunte er dann, wie Lynn mittels Kofferraumtetris Beutel um Beutel und Karton um Karton verstaute, ohne die Abdeckung hochklappen oder Rückbank umlegen zu müssen. „Phänomenal“, meinte er beeindruckt. Nun sah er Lynns weißen Flitzer gleich mit ganz anderen Augen, nämlich als idealen Lastesel, dem er ursprünglich nicht mehr als Geschwindigkeit zugetraut hatte.
Zu Hause lud Nick gleich seine Kisten in den Van, dann schaute er Lynn mit wachsender Begeisterung beim Kochen zu. Natürlich reichte er ihr hin und wieder auch benötigte Dinge. Er liebte es, wie sie ihn an ganz alltäglichen Arbeiten teilhaben ließ. Medea hatte es schon gehasst, wenn er sich mit ihr in einem Raum aufhielt, geschweige denn hätte sie ihn zusehen lassen. Als Lynn das Kochwasser der Kartoffeln abgoss, deckte er den Tisch.
Paniertes Schweineschnitzel mit in Butter geschwenktem Mischgemüse und Salzkartoffeln hatte er ewig nicht gegessen. Der Saft der Zitronenscheibe auf dem Schnitzel brachte das Tüpfelchen auf das i. Lynn freute sich besonders, ihm mit leckerem Essen ein Lächeln ins Gesicht gezaubert zu haben. Nach einem kleinen Verdauungsspaziergang, quer durchs Wohnviertel, holte sie sich die Belohnung und gleich noch den versprochenen Bonus vom Morgen mit.
Als sie eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank nehmen wollte, war ihr Nick gefolgt. Mit diesem Wissen bückte sie sich besonders aufreizend hinunter und der Werwolf konnte nicht anders, als sofort das Wölfchenspiel zu zelebrieren, wie er es mit funkelnden Augen bezeichnete. Lynn stützte sich auf der Sitzfläche des Stuhls ab. Nur blieb der nicht am Fleck stehen. Als er wieder wegrutschte, hob Nick Lynn kurzerhand auf die Küchenzeile und befriedigte sie von vorn.
„Noch mal“, schnurrte sie wie ein Kätzchen.
Er umfasste ihren Po und zog sie fest an sich. „Heute Abend gibt es mehr.“ Er ließ sie langsam nach unten gleiten, sodass sie noch einmal seinen Penis spüren konnte. „Jetzt sollten wir tun, was du dir für dieses Wochenende vorgenommen hattest“, forderte er.
Lynn gab seufzend nach. Er hatte ja recht. Ein paar Minuten später waren sie schon auf der Autobahn, um in Lynns kleinem Laden den Umzug vorzubereiten. Statt, wie geplant, alles zum halben Preis anzubieten, packte sie nun zusammen, was man in Sirmione sicher auch zum vollen Betrag verkaufen konnte. Er schraubte Regale auseinander und verstaute die Einzelteile in Lynns Auto, dessen Transportqualitäten ihn erneut überraschten. Als die wichtigsten Dinge eingeladen waren, schaute er sich noch einmal auf der Straße um. Ein Wunder, dass Lynns Geschäft hier überhaupt so lange überleben konnte.