Carmen Reuter
Komm mal runter von der Palme!
Wie Ärger entsteht – und was Sie dagegen tun können
Carmen Reuter
Komm mal runter von der Palme!
Wie Ärger entsteht - und was Sie dagegen tun können
Lange habe ich überlegt, wie ich mit der „Genderfrage“ umgehe. Schreibe ich von Berater_innen, von Trainer*innen, von Kolleg: innen? Keine dieser Varianten vermochte mich zu überzeugen. Als ich Gerald Hüthers neues Buch in die Hände bekam, entzückte mich seine schlicht-pragmatische und zudem perfekt formulierte Lösung unmittelbar. Und wenn etwas nicht besser ausgedrückt werden kann, dann zitiere man das Original! Also mit Dank an Gerald Hüther:
"Ich weiß, dass es zwei oder gar mehr Geschlechter gibt. Der besseren Lesbarkeit wegen verwende ich mal die männliche und mal die weibliche Form."
© 2020 Carmen Reuter
Redaktion: Karen Hartig
Illustrationen: Herbie Erb
Verlag und Druck:
tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg
ISBN |
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Paperback: |
978-3-347-20643-4 |
Hardcover: |
978-3-347-20644-1 |
e-Book: |
978-3-347-20645-8 |
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Für Alfred,
mit dem ich über die Absurditäten des Lebens lachen kann, statt alles ernst zu nehmen.
INHALT
I. Vorwort
II. Was Menschen auf die Palme bringt: Ärger und seine Entstehung
2.1 Was ärgert Sie? Oder besser gefragt, wer ärgert Sie?
2.2 Ein wenig Neurobiologie: Der Steinzeitmensch in uns lebt
2.3 Unsere hauseigene ‚Stiftung Warentest‘: Das emotionale Erfahrungsgedächtnis
Testen Sie mal: Wie fühlt sich Ihr Ärger an?
2.4 Wie das emotionale Erfahrungsgedächtnis mit uns kommuniziert: Hör mal, wer da spricht!
2.5 Die großen Stressreaktionen: Kämpfen, fliehen, totstellen
Auf sie mit Gebrüll – die Kampfreaktion
Rette sich wer kann – die Fluchtreaktion
Wie zur Salzsäule erstarrt – „einfrieren“ oder „totstellen“
Ein kleiner Exkurs: Mobbing und die Folgen
2.6 Amygdala lässt grüßen: Ihr Panikschalter im Gehirn
2.7 Männer sind anders, Frauen auch – Über die Unterschiede beim Ärgern
2.8 Nährboden für Ärger: Die fünf großen Trigger
Neid
Zurückweisung
Kritik
Kontrollverlust
Verletzte Werte
2.9 Ärger macht krank oder: Warum es sich lohnt, den eigenen Ärger zu meistern
III. Wege aus dem Ärger
3.1 Besser im Alltag klarkommen: Die Immer-wieder-Situationen
Tool: Die Alltags-Ärger-Diagnose
Tool: „Fremdhirne“ nutzen
Kleine Anti-Ärger-Hilfen für Autofahrer
3.2 Die vier Naturelle: Sich selbst und andere besser verstehen
Wenn Pflichterfüller sich ärgern
Hinterfrager-Zorn
Der Groll des Teamplayers
Der wütende Rebell
Tool: Der friedvolle Tipp aus Fernost
3.3 Universallösung Klopfakupunktur: Klopf dich frei!
Vier häufige Fragen zur Klopfakupunktur und ihre Antworten
3.4 Ärger regulieren im Homeoffice: „Ich kann nicht mehr!“
Tool: Der Drei-Fragen-Weckruf
Tool: Die Ärger-Transformationsatmung
3.5 Der regt mich auf, die bringt mich zur Weißglut! Wenn Sie sich über andere ärgern
Tool: Sauer, wütend, verärgert? 3 Quickies zur Beruhigung
3.6 Bei sich bleiben statt außer sich geraten: 6 Fragen helfen
Tool: Runterkühlen mit der Vulkanübung
Wenn ein Anrufer überkocht: Vulkan-Übung 2
3.7 Einfach aufhören! Über das Dampf-Ablass-Fasten
3.8 Der Weg der Meister: Wie Sie die Kraft der Frustration nutzen
IV. Anhang
Kurzanleitung Klopfakupunktur
Liste schnell und nachhaltig wirkender Methoden
Buchempfehlungen
Die Autorin
I. Vorwort
Von Dünnhäutern, Schwiegermüttern und warum es unvermeidbar war, ein Anti-Ärger-Buch zu schreiben
Kennen Sie den? Mensch ärgere dich nicht gilt erst als beendet, wenn jemand aufsteht, das Spielbrett umwirft und „ich hasse euch!“ schreit.
Man kann sich im Prinzip den lieben langen Tag ärgern. Über den Kollegen, die Ehefrau, den Nachbarn, die schlechte Schulnote des Kindes, das Mittagsgericht in der Kantine, den Paketboten, die rote Ampel und das Wetter. Verpflichtet ist man nicht dazu.
Ärgern Sie sich manchmal? Ich ärgere mich ungern, aber immer wieder. Und das trotz allen Trainings. Leider.
Das liegt daran, dass ich von Haus aus eine Dünnhäuterin bin. Viele Dinge gehen mir schnell an die Substanz oder unter die Haut. Hinzu kommt mein lebhaftes Temperament. Wenn Sie nun im Geist Merkmal eins und Merkmal zwei addieren und meinen, eine Art Rumpelstilzchen vor sich zu sehen: Bingo. Das geht folgendermaßen bei mir: Zügig losärgern, fix hoch auf die Palme, oben ein bisschen toben und schimpfen, ziemlich flott auch wieder runterkommen – und dann ist die ganze Sache meistens vergessen.
Wenn Sie nun mit einem Stress-Dickhäuter zusammenleben, der Ihre Palmen-Aktion mit den Worten kommentiert: „Ich weiß jetzt aber gar nicht, warum du dich so aufregst…“, dann finden Sie diese Aussage wenig hilfreich. Und den, der sie ausgesprochen hat, finden Sie doof. Eigentlich spricht alles dafür, sich umgehend wieder aufzuregen. Gleichzeitig wünschen Sie sich sehnlichst ein dickeres Fell. Doch woher nehmen?
Es liegt auf der Hand: Bei dieser Ausgangslage war ich praktisch ausersehen, mich über viele Jahre mit dem Thema „Ärger“ auseinanderzusetzen, mich konstant fortzubilden, zu lernen und zu üben, später ein sehr erfolgreiches Live-Training zu entwickeln – und schließlich dieses Buch zu schreiben. Ich bin Ärger-Profi an Leib und Seele, glauben Sie mir ruhig. Und wenn ich eins weiß, dann das: Ein Training gegen diese brodelnde, schwelende, oft explosive Kraft in Ihrem Inneren macht Sie heiterer, kreativer und gelassener. Mehr noch, es gibt Ihnen Energie und Ausstrahlung, schützt Ihre Gesundheit und lässt Sie in allen Aspekten besser aussehen!
Genau dafür ist dieses Buch entstanden. Das Wort „Ärger“ dient dabei als Überbegriff für die vielen Facetten, die diese stürmische Emotion haben kann, und beinhaltet also auch Wut, Zorn und andere Aufregungsgefühle.
In diesem Ratgeber bekommen Sie nicht nur viel Wissen, was es mit diesem vermaledeiten Ärger eigentlich auf sich hat, sondern auch handfeste, erprobte Mittel und Möglichkeiten, um künftig anders mit Ärger und Stress umzugehen. Um besonnen, gelassen, souverän zu bleiben, wenn es darauf ankommt. Dass mein Anti-Ärger-Training entstand, hatte allerdings noch einen anderen, schwerwiegenderen Grund:
Ich hatte eine Schwiegermutter.
Und diese verstand es meisterhaft, mich in gefühlt zweieinhalb Sekunden auf die nächste Palme zu bringen. Dort saß ich dann und wetterte. Sobald ich mich wieder beruhigt hatte und hinunterkletterte, stand sie bereits unten und sagte im Tonfall schwerster Schicksalsprüfung: „Ach Carmen, du bist halt so explosiv …“
Raten Sie, wo ich in der nächsten Sekunde war. Irgendwann hatte ich dieses Spiel gründlich satt. Ich wollte mich von jener Frau, mit der ich nun einmal kein gutes Verhältnis hatte, nicht weiter manipulieren lassen. Also suchte ich nach Wegen, wie ich es trotz meiner Dünnhäutigkeit, trotz meines mediterranen Temperaments schaffen konnte, mich nicht mehr zu ärgern. Denn dass ich meine Schwiegermutter nicht verändern konnte, schien mir nach einigen gnadenlos gescheiterten Versuchen eine gesicherte Tatsache. Oder ist Ihnen schon einmal gelungen, einen anderen Menschen zu verändern?
Deshalb verlegte ich meine Anstrengungen und Bemühungen nun darauf, herauszufinden, was ich für mich selbst tun konnte. Und was es zu verändern galt, um resistent gegen Manipulation zu werden.
Die schlechte Nachricht vorweg: Generelles Nicht-ärgern, also den vergeistigten Zustand des gütig dreinblickenden und emotional ruhig bleibenden ZEN-Mönches zu erreichen, das gibt’s in einem westlichen Durchschnittsleben nicht. Mir zumindest ist es bisher noch nicht vergönnt gewesen.
Sich nicht zu ärgern, ist im menschlichen Gehirn auch gar nicht vorgesehen. Auf meiner langen Forschungsreise rund um den Ärger entdeckte ich aber Mittel und Wege, um das leidige Gefühl schneller loswerden zu können und zurück in einen gelassenen, für alle Beteiligten gut bekömmlichen Zustand zu finden. Dabei geht es weder darum, den Ärger herunterzuschlucken, noch darum, ihn leidenschaftlich auszuleben. Beides ist in höchstem Maße ungesund. Vielmehr sollte man versuchen, die beiden Pole in ein gutes Gleichgewicht zu bekommen, denn damit spart man jede Menge psychischer Energie.
Wie wir also die Kraft des Ärgers im Privaten wie im Beruflichen nutzen können und wozu wir sie nutzen sollten: Darum geht es in diesem Buch! Im ersten Teil erfahren Sie, was es grundsätzlich mit dem Ärger auf sich hat. Wie er entsteht, warum er Ihnen beim Überleben helfen soll und was ihn so anstrengend macht. Und Sie bekommen Gelegenheit, Ihr eigenes Ärgerverhalten einmal auf Herz und Nieren zu untersuchen.
Im zweiten Teil des Buches stelle ich Ihnen dann Methoden und Übungen vor, mit denen Sie sich zügig aus dem Würgegriff des Ärgers befreien können.
Also viel Spaß! Ich wünsche Ihnen viele Erkenntnisse beim Lesen und viel Erfolg bei der Umsetzung.