„Grausamkeit ist keine Frage, zu welchem Volk man gehört oder welchen Glauben man hat, sondern wie roh die Seele geworden ist“, sagt ein schicksalsgeprüfter Nubier im Roman. Dies wird dem Leser deutlich, wenn er Hugolin von Bärenfels auf seiner abenteuerlichen Reise durch faszinierende, aber meist gefährliche und kriegerische Landschaften durch halb Europa begleitet. Reisen verändert und Hugolin lernt, dass ritterliche Tugenden nicht ausreichen, verantwortlich zu handeln, sondern Selbstbeherrschung, Verstand und Herzensbildung notwendig sind. An seiner Entwicklung sind erfreulicherweise auch beeindruckend beherzte und selbstbewusste Frauenfiguren beteiligt. Wunderbar, jederzeit die Karte an der Hand zu haben, Hugolins Reiseroute zu folgen und dabei auf selbst besuchte Sehnsuchtsorte zu stoßen. Ein spannungsreicher, anschaulicher und auch das Heute erhellender Roman.

Ute Hahn

Hintergrundinformationen über

Ritter Hugolin von Bärenfels und seine Zeit:

www.hugolin.eu

für

Isabel, Marc und Philipp

Der sagenumwobene Ritter Hugolin von Bärenfels lebte in einer fernen Zeit. Fast ein Jahrtausend liegt trennend zwischen uns und ihm. Wie können wir dorthin gelangen? Wir müssen den Mantel der Geschichte weit lüften, um einen Blick auf diese Zeit zu erhaschen. Aber der Mantel der Geschichte ist alt, Risse durchziehen ihn von oben bis unten. Wenn wir ihn am Kragen fassen, fallen womöglich die Ärmel ab. Es gäbe vielleicht eine andere Möglichkeit, in die Vergangenheit zu blicken. Sie ist schwierig und nicht richtig erforscht: Wenn es uns gelänge, schneller zu sein als das Licht, dann könnten wir den Film der Geschichte rückwärtslaufen sehen, bis zu der Stelle, die wir gerne betrachten möchten. Die Ereignisse, die sich vor 1000 Jahren zugetragen haben, sind ja nicht gänzlich vorbei. Sie schwirren als Lichtbilder mit Lichtgeschwindigkeit durchs Weltall. Ein Mensch, der beispielsweise zwölf Jahre alt ist, müsste nur zwölf Lichtjahre überbrücken, dann könnte er seiner eigenen Geburt wie in einer Live-Übertragung zuschauen. Das wäre spannend! Die eigenen Eltern können sich vielleicht gar nicht mehr genau an alles erinnern, was damals passiert ist. Weiß man denn noch, wie die Hebamme aussah, welche Farbe der Kreißsaal hatte – und war es überhaupt ein Kreißsaal, in dem die Geburt stattfand? Lächelten oder weinten Mama und Papa, als sie den Säugling zum ersten Mal im Arm hielten? Hatten sie den Namen für das Kind sofort parat und waren sie sich einig? Bemerkten sie die Eichhörnchen, die draußen vor dem Fenster durch die alten Bäume kletterten? Oder wie der Mond der Erde zublinzelte? Wenn man zwölf Jahre zurückschauen könnte, dann irgendwann auch 100 Jahre oder 1000 Jahre. Man müsste nur das Licht erwischen, das 1000 Lichtjahre von uns entfernt durch das Weltall saust. Viele Wissenschaftler halten das für undenkbar. Aber es ist doch in gewisser Weise denkbar, wir tun es ja gerade.

Man sagt, dass niemand schneller sein kann als das Licht, dass man also das Licht nicht überholen kann. Und selbst wenn man schneller wäre als das Licht, je weiter das Licht durch das Weltall rast, desto breiter wird es gestreut. Zu Beginn der Lichtreise auch nur einige Millimeter zu verrutschen, würde dann bedeuten, dass man wegen der Lichtstreuung in 1000 Lichtjahren Entfernung auf dem falschen Lichtbildstrahl landet. Dann sieht man nicht die Geschichte eines Europäers, sondern die Geschichte eines Persers, eines Mongolen, eines Chinesen, eines Inders oder eines Indianers.

Wegen solcher Schwierigkeiten, die heute noch unüberwindlich erscheinen, forscht man mit der Strahlung, die aus dem Weltall zurückgeworfen wird. Denn es gibt nicht nur das Echo für Schall, sondern auch ein Echo für Licht und jegliche Strahlung. Dies wiederum bedeutet, dass der Film der Vergangenheit und die lebendigen Bilder der Geschichte ständig um uns sind, da sie durch das Lichtecho zurückgeworfen werden. Dieses Lichtecho ist allerdings so schwach und vermischt mit vielen anderen Signalen, dass man es heute noch nicht richtig entschlüsseln kann. Aber die Forschung hat schon viele Rätsel gelöst, warum nicht auch dieses? Außerdem gelingt es schon heute, aus der kosmischen Hintergrundstrahlung Rückschlüsse auf die Entstehung des Universums zu ziehen. Dabei blickt man rund 14 Milliarden Jahre zurück. 14 Milliarden Jahre! Was sind dagegen 1000 Jährchen? Vielleicht wird es eines Tages möglich sein, mit Hilfe des Lichtechos genauer in die Vergangenheit zu schauen. Möglicherweise wird man sogar irgendwann das Licht einholen können, zum Beispiel indem man die Krümmung des Weltraums geschickt ausnutzt.

Das ist nun aber wirklich Zukunftsmusik. Müssen wir uns vorläufig doch mit dem Mantel der Geschichte begnügen? Was aber soll das eigentlich sein, der „Mantel der Geschichte“? Ein Stück Stoff, unter dem man etwas verstecken oder schützen kann? Oder ein Zaubermantel, mit dem man Superkräfte gewinnt? Ein Kleidungsstück, das bedeutende Menschen tragen und von dem man im Vorübergehen ein wenig gestreift wird, wenn man es auch nicht selbst anziehen kann – und das dann verschwindet? Der Mantel der Geschichte hilft uns offensichtlich auch nicht richtig weiter. Natürlich kann man fragen: Warum sollen wir uns überhaupt mit einem Hugolin und mit Geschichte beschäftigen? Ist es nicht viel wichtiger, die Zukunft zu ergründen? Der Blick in die Geschichte führt uns zu vielen spannenden Abenteuern. Er kann uns zeigen, was der Mensch eigentlich ist – und was vom Menschen bleibt nach Jahrzehnten oder Jahrhunderten. Man kann erkennen, welches menschliche Verhalten über die Zeiten hinweg gleich oder ähnlich geblieben ist und was sich verändert hat. Auf diese Weise lassen sich auch Erwartungen und Modelle für die Zukunft entwickeln.

Selbst ohne Lichtecho und Geschichtsmantel können wir einiges über die Zeit Hugolins erfahren, wenn auch nicht mit allerletzter Sicherheit. Es gibt Urkunden, Aufzeichnungen, Erzählungen, Gedichte, Bilder, Statuen, Burgruinen, Münzen, Waffen, Rüstungen und andere Zeugnisse. Wir wissen eine ganze Menge darüber, wie die Menschen damals lebten, wie sie liebten, kämpften, starben; wo sie bauten, wohnten, was sie aßen; was sie glaubten, hofften oder taten. Hugolins Geschichte selbst wurde aber noch nie aufgeschrieben. Bis zum heutigen Tag hat man sie nur von Mund zu Mund weitergegeben, und erst in diesem Buch wurde sie erstmals schriftlich festgehalten. Man hat diese Zeit „Mittelalter“ genannt. Aber diese Bezeichnung ist nicht ganz passend. 1000 Jahre Geschichte – so lange ungefähr rechnet man die Dauer des Mittelalters – sind kein Mittelding, sondern mehr als das. Mögen damals manche Gegenden der Welt rückständig gewesen sein, so blühten an anderen Orten Hochkulturen. Das Römische Reich war noch nicht untergegangen, wie man manchmal meint. Auch andere große Reiche zeigten, zu welchen Leistungen Menschen in der Lage sind. Man denke nur an die Araber oder an die Chinesen, Mongolen, Inkas. Den geschichtlichen Raum, in dem Hugolin von Bärenfels lebte, nennen wir am liebsten „Ritterzeit“, auch wenn natürlich nicht alle Menschen Ritter waren. Aber Könige und Kaiser ließen ihre Söhne ritterlich ausbilden. Viele Adlige waren Ritter. Bei Frauen standen Ritter in einem besonderen Ruf. Und arme Landleute träumten davon, in den Ritterstand erhoben zu werden, was manchen auch gelang.

Einer hochstehenden Familie anzugehören, war Gnade der Geburt. Diese Gnade war Hugolin zuteil geworden, aber sie hatte ihm auch das Wichtigste weggenommen, das ein junger Mensch haben kann. Seine Mutter war gestorben, nachdem sie ihn zur Welt gebracht und mit liebenden Küssen geherzt hatte. Der Kummer über diesen Verlust hatte auch seinen Vater dahingerafft, und Ritter Hugolin musste bereits als Kind die Herrschaft von Burg Bärenfels übernehmen. Anfangs war dies eine sehr schwere Last, und viele Verwandte wollten an seiner Stelle bestimmen, was zu tun war. Aber Hugolin nahm schließlich sein Schicksal selbst in die Hand.

Der junge, bartlose Ritter mit seinem dunkelblonden Lockenhaar war beliebt bei den Bauern, Waldleuten und Flößern seiner Gegend, im benachbarten Adel aber fand er viel Neid und Feindschaft. Seine Nähe zum gewöhnlichen Volk ließ ihn verdächtig erscheinen. Man höhnte, Hugolin könne besser musizieren als das Schwert führen. Tatsächlich saß der Ritter oft auf seinem Turm und ließ die Flöte erklingen. Dann dachte er an seine Vorfahren, die er liebte, an die Schönheit des Waldes, die ihm Kraft schenkte, oder an die ungewisse Zukunft, welche wie das aufglühende Morgenrot über dem Horizont stand. Eine gesiegelte Urkunde des Kaisers schützte die Stammburg Bärenfels vor dem Zugriff benachbarter Burgherren, die nur auf eine Gelegenheit warteten, um ihre eigenen Reichtümer zu vermehren und ihren Besitz auszudehnen. Zwar verfügte Burg Bärenfels nicht über viele steinerne Häuser und Mauern, aber immerhin besaß sie ein mächtiges Tor, einen erhabenen Turm und ein stolzes Herrenhaus, in dem man viele Gäste empfangen konnte. Da die kleine Festung auf einem hohen Felssporn lag, konnte man sie auch ohne gigantische Mauern gut verteidigen, vor allem wenn sich die Burgbewohner im hohen Turm versteckten und die Leiter einzogen. Ihre Lage am westlichen Rand des Rheintals, dort, wo das sanfte Weinland in bewaldetes Bergland übergeht, machte sie zu einem wertvollen Kleinod an einer langen Kette von Burgen und Jagdschlössern.

Heute wollte Hugolin nicht daran denken, dass jemals Feinde seine Burg erobern könnten. Burg Bärenfels war doch sein festes Erbe. Er erhob sich in seinem Bett und schnupperte an der Luft, die morgendlich-kühl vom Fenster hereinwehte und nach Wald, Harz und Moos roch, auch ein wenig nach Wildschwein, Bienenhonig und Eule. Allein am Geruch konnte man schon die Tageszeit erkennen, denn im Laufe des Tages roch es stärker nach Harz und weniger nach Moos. Der Ritter liebte es, solchen Sinneseindrücken zu folgen und dabei die Gedanken schweifen zu lassen. Heute führten sie ihn tief in den Wald hinein.

Da riss ein durchdringender Schrei Hugolin aus seiner Versonnenheit. „Zu den Waffen!“, dachte er sofort, sprang auf und griff nach seinem Schwert, das neben dem Bett an der Wand lehnte, eilte die Turmtreppe hinab und sprang auf seinen Hengst Zentaurus, der ihn durch das Burgtor in den Wald trug. Seine Ahnung hatte ihn nicht getäuscht: Im Wald lauerte Gefahr. So schnell galoppierend, wie es nur ging, hörte Hugolin lauter werdende Hilfeschreie, und auf der nächsten Lichtung entdeckte er das Schreckliche: Eine Bande grimmiger Räuber hatte eine Bauersfrau mit ihren Kindern überfallen. Die Angegriffenen wehrten sich mit Stöcken und Spießen, aber sie hatten keine Chance gegen die Übermacht. „Feige Halunken!“, brüllte der Ritter und stürmte in scharfem Galopp auf die Übeltäter zu. Mit Schwert und Pferdehufen richtete er unter den Gaunern eine solche Unordnung an, dass sie in große Verwirrung gerieten. Geschickt nutzte Hugolin diesen Moment. Einem ersten verpasste er einen Hieb mit dem Schwertknauf, so dass der Schurke bewusstlos zu Boden stürzte. Der nächste wurde von Zentaurus‘ Hufen aus dem Sattel gehoben und landete rücklings auf einer Wurzel. Stöhnend blieb er auf dem Boden liegen. Der dritte Räuber versuchte, Hugolins Pferd mit einem Dolch zu verletzen. Da schnappte der Ritter seinen Arm und warf den Gegner ebenfalls zu Boden, wo er von einem der Bauernsöhne, die sich nun in den Kampf einschalteten, festgehalten wurde. Schließlich ergaben sich die Missetäter, fünf an der Zahl, und wurden von Hugolin in einen Schweinstall eingesperrt.

Die Bauersfrau und ihre Kinder staunten und konnten es nicht fassen, dass der böse Spuk ein so schnelles Ende gefunden hatte. „Ein Entschlossener erreicht mehr als tausend Feiglinge“, wandte sich Hugolin lachend an die Familie, „gut, dass ihr geschrien habt!“ Die Frau und ihre Kinder lösten sich langsam aus ihrer Erstarrung und dankten dem tapferen Ritter. „In diesem Wald sorgen Ritter für Gerechtigkeit“, sprach einer der Söhne feierlich. Seine Mutter unterbrach ihn: „Erkennst du den Ritter von Bärenfels? Er hat uns Land für den Ackerbau verliehen. Unsere Familie lebt auch in friedlichen Zeiten von seiner Güte.“ Hugolin war so viel Ritterehre unangenehm, wusste er doch, dass es viele gefährliche, räuberische Strauchritter diesseits und jenseits des Rheines gab. „Was machen wir mit diesen Halunken hier?“, wollte er wissen. „Sollen wir sie im Schweinestall gefangen halten, bis ihr Gestank größer ist als ihre Schande? Sollen sie dem Gericht unterworfen werden?“ Die Frau erwiderte: „Nein, edler Ritter, wir möchten nicht den Tod auch nur eines Menschen auf unsere Seelen nehmen. Und was hätten wir von einer Folterstrafe? Nein, das hat keinen Sinn. Verpflichtet die Räuber zu einer anständigen Arbeit. Sie sollen durch ehrliche Arbeit für ihr Leben sorgen.“

Hugolin nickte. Ihm gefiel die versöhnliche Haltung der Frau, die nicht auf Rache bedacht war. So beschied er den Räubern, sie hätten fortan als Schweinehirten zu arbeiten. Diese jedoch, kaum dass sie aus ihrem Gefängnis geschlüpft waren, ergriffen die Flucht, indem sie auseinanderliefen und im Dickicht des Unterholzes verschwanden, jeder in eine andere Richtung. Hugolin verzichtete auf eine Verfolgung, denn bei dieser Flucht hätte er nur einen einzigen Schurken fassen können und diesen wahrscheinlich töten müssen. Das aber widersprach dem Wunsch der Frau. Traurig über den Zustand der Welt, aber auch stolz über die Errettung der Bauernfamilie trabte Hugolin zurück in seine Burg, wo er sich wusch und ein kleines Frühstück zu sich nahm. Von der Spitze seines Turmes erschien ihm der Wald schön und geordnet, eine wilde Ordnung freilich, aber doch voller Harmonie. Dies passte zum Flötenspiel, in welchem selbst die wildesten Klänge immer noch eine harmonische Melodie bilden konnten.

Die Ruhe dauerte nur kurze Zeit, denn ein Bote meldete die Ankunft des Grafen Reginald, welcher nicht gerade zu Hugolins Freunden zählte. Im Volk trug er den Beinamen „der Habgierige“. Diese Habgier mochte dazu beigetragen haben, dass er fettleibig aussah und sein Gesicht aufgedunsen wirkte. Alsbald erschien der hohe Herr mit großem Gefolge, das kaum Platz im Burghof fand. Bunte Wimpel, gewaltige Schilde, prächtige Pferde füllten den Platz, und aus ihrer Mitte trat breit und schieläugig der beleibte Graf Reginald hervor, der sich kaum Mühe gab, den Hausherrn nach Sitte und Ehre zu begrüßen. „Na, mein zartes Ritterlein, hast du noch keine Dienerschaft für deinen Steinhaufen gefunden? Fehlt es womöglich in dieser entlegenen Gegend an menschlichen Wesen? Oder kannst du dir die Dienerschaft nicht leisten?“ „Ihr traut Euch wohl nicht alleine durch den Wald?“, erwiderte Hugolin und blickte auf die Schar, die seinen Hof bevölkerte. Graf Reginald spie auf den Boden. „Willst du einen Zweikampf?“, fauchte er. „Gerne, wenn er ehrlich ist!“, entgegnete der Ritter. Jetzt wurde der Graf rot im Gesicht, bezwang aber nochmals seine Wut.

Reginalds Züge verwandelten sich in ein breites Grinsen. „Ich bringe dir eine kaiserliche Botschaft, die von größter Bedeutung für deine Zukunft ist“, sagte er mit rauer Stimme. Ritter Hugolin blickte ihn misstrauisch an und erwiderte: „Hochverehrter Graf Reginald, Ihr seid mir nicht gerade als Freund des Herrschers bekannt, was könntet Ihr von unserem Imperator bringen?“ Der hohe Herr gab sich ein wichtiges Aussehen, als er anhob und sprach: „Friedrich der Zweite, Kaiser des Römischen Reiches und König von Sizilien zählt zu meinen Freunden, ebenso wie Papst Honorius der Dritte. In deiner Angelegenheit sind diese beiden mächtigsten Herrscher der Welt übrigens derselben Ansicht.“ „Welche Angelegenheit?“, fragte Hugolin forschend. „Ich glaube nicht, dass diese hohen Herren Zeit haben, sich um mich kleinen Ritter zu kümmern.“ Erneut trat ein Grinsen in das Gesicht des Grafen. „Na, na, nicht so bescheiden, du sollst dem Kaiser schon bald gegenübertreten und vielleicht sogar an seiner Seite reiten. Deine Mission ist von großer Bedeutung, wie ich schon sagte.“ Hugolin wurde ungeduldig. „Worum geht es? Rückt heraus damit!“ Reginald blickte Hugolin verächtlich an und sprach: „Du sollst endlich für die Schande deines Hauses bezahlen! Du kannst sie tilgen, indem du den Kaiser bei seinem Zug gegen die Muselmanen begleitest und mit ihm die Heilige Stadt Jerusalem aus den Händen der Feinde Gottes zurückeroberst!“

Diese Sätze waren ungeheuerlich mit ihrer bösen Beleidigung. Ritter Hugolin hätte den Grafen am liebsten in den nächsten Schweinestall geworfen. Er fühlte seine Wut mit heißem Blut bis zur Kopfhaut schlagen und wusste zugleich, dass er auf keinen Fall zeigen durfte, wie tief er sich getroffen fühlte. Der Ritter ließ seinen Blick zum Bergfried schweifen, dem hohen Turm der Burg Bärenfels, und betrachtete den Wappenschild seiner Familie, den er vor kurzem hatte anfertigen lassen. Mit ruhiger Stimme sprach er: „Unser Rittergeschlecht hat keinen berühmten Namen, aber es ist ehrbar und hat seine Tapferkeit und seine Tugend oft genug unter Beweis gestellt. Es gibt keine Schande, die man tilgen müsste!“ „Keine Schande“, prustete Reginald, „der Begründer dieser Linie armer Ritter war ein irländischer Mönch, der vor seinen Mönchspflichten davonlief, um der süßen Fleischeslust zu folgen. Sein Sohn – ein Bastard! Und diese lächerliche Burg diente einst als Gefängnis für die Ahnherrin, die aus ihrer eigenen Familie hinausgeworfen worden war wie ein fauler Apfel. Ist es nicht so, Ritter?“

(Burg Bärenfels in fantasievoller Darstellung)

Hugolin blickte sich um. Die Männer, die den Grafen begleiteten, hatten die Hände an den Schwertknäufen, bereit, jeden Angriff gegen Reginald abzuwehren und den Ritter zu töten. Er zählte mehr als zwei Dutzend Bewaffnete. Gegen diese Übermacht hatte er keine Chance, zumindest nicht im offenen Kampf. „Nun?“, fragte Reginald und zeigte wieder sein freches Grinsen, aber Hugolin ließ sich nicht provozieren. „Nun, Erlaucht, da Ihr Euch so viel Mühe gebt, meinen Unverstand zu belehren, so wird mir bewusst, dass ich Euch nicht den Empfang bereitet habe, der Euch gebührt. Bitte lasst mich einige Vorbereitungen treffen und erscheint zur Stunde des Sonnenuntergangs, damit ich Euch ein würdiges Festmahl anbieten kann!“ Der Graf hatte eine solche Einladung nicht erwartet. „Bringen wir die Sache hinter uns und sparen wir uns umständliche Formen!“, schlug er vor. „Aber nein“, erwiderte Hugolin, „einen Boten des hohen Herrschers und Freund des Papstes muss man angemessen empfangen. Wir sehen uns zur Stunde des Sonnenuntergangs. Die Pferde können unterdessen gerne die Tränke nutzen. Eure Dienerschaft möge aus dem Vorratsraum hervorholen, was zur Verpflegung benötigt wird. Und Ihr, verehrtester Graf, könnt gerne ein Bad im Badehaus meiner schönen Burg nehmen.“ Bei diesen Worten fasste sich Hugolin an die Nase.

Diese unerwartete Freundlichkeit gefiel Reginald gar nicht, und er traute ihr nicht. Wollte Hugolin ihn in eine Falle locken? Sollte er beim Abendessen vergiftet werden? Höchste Vorsicht war geboten, zumal da man beim Festmahl keine Waffen trug. Besonders gefahrvoll erschien ihm das Bad, bei dem man womöglich nackt ins Wasser stieg, ohne Helm und Rüstung. Deshalb suchte er nach einer wirkungsvollen Ausrede. „Ritter Hugolin, deine Gastfreundschaft in Ehren, das Bad kann ich nicht annehmen. Ich bade nie!“ „Wie bitte?“, zeigte sich Hugolin erstaunt. „Ihr wisst nicht, was Euch entgeht!“ Reginald wollte nicht lange über die Sache reden. Daher stellte er klar: „Ich bin ein Graf und kann selbst entscheiden, ob ich bade oder nicht. Ich bin kein Ritter und muss niemandem etwas vorschwimmen.“ Hugolin hatte offensichtlich einen wunden Punkt des hohen Herrn getroffen. Es bereitete ihm eine gewisse Freude, nachzuhaken. „Erlaucht, wisst Ihr denn nicht, dass ein Bad in der Kunst der Liebe Wunder wirken kann? Stellt Euch vor, Ihr kehrt in Euren Palast zurück und berichtet der Edlen Frau von Eurem Bad!“ „Ja, ja, sie wäre sicherlich entzückt.“ „Entzückt“, lächelte Hugolin, „Ihr würdet erscheinen wie Parzival vor der liebreizenden Königin Condwiramurs!“ Reginald, der noch nie von Parzival gehört hatte und dem die Art des Gesprächs Unbehagen bereitete, entschuldigte sich und zog davon.

Am Abend war der große Speisesaal des Herrenhauses festlich geschmückt. Die Waldleute hatten Hugolin geholfen, und die Bauernfamilie schenkte dem Ritter eine Ziege, die zubereitet wurde. Graf Reginald der Habgierige hatte aus Furcht vor einem Überfall nicht gebadet. Er gab seinen Waffenleuten strenge Anweisung, keinen Wein zu trinken. Man fürchtete Trunkenheit und Giftanschlag. Reginald ließ sogar den hölzernen Boden des Speisesaales untersuchen, bevor er sich zu Tisch setzte. Denn vielleicht würde eine Falltür die Gäste in die Tiefe reißen. Ein Ehrenplatz an Ritter Hugolins Seite blieb leer. „Hier sollte meine Herzensdame sitzen“, erklärte er zur allgemeinen Verwunderung. Auf der anderen Seite saß ein Mönch, der ehrwürdig, aber etwas verwildert aussah. Im Unterschied zu Graf Reginald roch er aber nicht nach Festgelagen und Körperschweiß, sondern nach Harz und Höhle. „Vater Antonius“, wurde der Mönch vorgestellt, „er lebt als Einsiedler in der Tiefe des Waldes und hat zu Ehren der hohen Gesandtschaft seine Einsiedelei verlassen.“

Graf Reginald starrte verwirrt in die Runde. Seine Waffenleute, die ohne ihre kriegstechnischen Geräte wie Halbwüchsige aussahen, saßen einer Gesellschaft aus Bauern, Köhlern, Handwerkern und einem Mönch gegenüber. Sogar Frauen waren zugegen, was dem Grafen besonders missfiel. Männer sollten unter sich bleiben, so war seine Meinung, vor allem wenn es um politische Fragen ging.

Ritter Hugolin hingegen schien bester Laune zu sein. Er erhob den Becher und sprach lobende Worte über die anwesenden Gäste. Zögerlich nippten Reginalds Leute an den Weinbechern, während der Graf einen Hustenanfall vortäuschte, um nicht trinken zu müssen, und sich sogar zu Boden gleiten ließ, um unter den Tischen nach möglicherweise versteckten Waffen Ausschau zu halten. So überlegen er bei seinem ersten Erscheinen im Burghof ausgesehen hatte, so lächerlich wirkte er jetzt. Hugolin von Bärenfels genoss die Situation und hielt eine kurze Rede, in der er den Grafen ermunterte, seinen Ehrenplatz wieder einzunehmen, und die Anwesenheit des Mönches erklärte. „Unter allen weisen Männern, die ich kenne, ist Vater Antonius der größte. Ich entscheide nichts Wichtiges ohne seinen Rat. Als Mann Gottes wird er uns auch Auskunft geben können, ob Schande oder Fluch auf dem Rittergeschlecht von Bärenfels lasten.“

Graf Reginald der Habgierige ahnte nun, dass er nicht mit Waffen, sondern mit Worten besiegt werden sollte. Grimmig raunte er seinem Adlatus zu: „Lass unseren Pfaffen kommen!“ Aber der Adlatus zuckte mit den Schultern, denn der Beichtvater des Grafen war in der Hofkapelle der heimischen Burg eingeschlossen. Reginald hatte es selbst so angeordnet, denn niemand sollte Gelegenheit haben, in seiner Abwesenheit mit einem Mann zu sprechen, der alle Verbrechen des Grafen aus der Beichte kannte.

Jetzt erhob sich Antonius von seinem Sitz. Seine mageren Gesichtszüge setzten sich in einem schmächtigen Körper fort. Dieser dürre Mann war Hugolins stärkste Waffe. „Verehrte Gesellschaft, so sehr ich den Ritter von Bärenfels wertschätze, muss ich ihn doch ermahnen, meine Ohren nicht mit schmeichelnder Rede zu füllen. Denn gelangt die Schmeichelei vom Ohr ins Herz, so weckt sie Eitelkeit und Ruhmsucht, die auch in meinem schwachen Körper schlummern und darauf warten, zu erwachen und die Herrschaft zu übernehmen. Ich komme nur selten aus meiner Einsiedelei, weil Glanz und Elend der Welt den Geist allzu leicht verwirren. Das Haus derer von Bärenfels darf jedoch auf meine Dienste rechnen, denn sie haben mich Zeit meines Lebens beschützt, und ich erkläre öffentlich, dass weder Schande noch Fluch auf diesem Rittergeschlecht lasten. Es ist wahr, dass ein ehemaliger Mönch Ahnherr des Geschlechtes ist. Aber dieser stammte selbst aus dem Adel Irlands und verließ den Mönchsstand mit kirchlichem Einverständnis. Eigensinn und Lebenslust der Franken ließen die Erfüllung seiner Mission unmöglich erscheinen. König Pippin bestätigte seine adlige Würde. Auf dem Burghügel hier war einst Karl der Große zu Gast, als er sich auf dem Weg nach Rom befand. Er adelte diesen Ort durch seine Anwesenheit.“

Graf Reginald der Habgierige war rot vor Zorn. Auf seiner Stirn sammelten sich Schweißperlen. Die Worte des Einsiedlers konnten seinen Plan vereiteln, Burg Bärenfels in Besitz zu nehmen, während Ritter Hugolin im Kampf gegen die Muselmanen den Tod finden sollte. Alle Vorsicht vergessend nahm er einen kräftigen Schluck Wein und erhob sich zur Gegenrede. „Der Mönch hat schön geredet“, fing er an, „aber ich glaube nicht, dass ein Einsiedler Dinge wie Ehre, Recht und Politik der großen Welt beurteilen kann. Ich aber bin im Auftrag des Kaisers hier und soll Ritter Hugolin zum Zug gegen die Muselmanen rufen. Er darf diesen Ruf nicht zurückweisen. Ein solcher Widerstand gegen den Kaiser müsste hart bestraft werden.“

Alle Augen richteten sich auf den Ritter, der jetzt zum Handeln gezwungen war. Hugolin erwiderte: „Wenn ich Kreuz und Schwert nehme, um gegen die Sarazenen zu ziehen, welche die Heilige Stadt Jerusalem beherrschen, dann geschieht dies freiwillig wie bei jedem echten Ritter des Kreuzes. Aber ich will es nicht, dieser Krieg geht mich nichts an.“ Vor Wut stieß Reginald Teller und Becher von sich und stützte seine Fäuste auf den Tisch, als er zur Antwort ausholte: „Die Muselmanen sind gottverdammte Verbrecher. Jeder Christ muss sie bis aufs Blut bekämpfen!“ Hugolin antwortete kühl: „Warum tut Ihr es dann nicht?“ Er gab ein Zeichen, dass man die Türen öffnen möge. „Wir brauchen Luft.“ Reginald hingegen brüllte: „Wenn du deine Waldschranzen rufst, damit sie uns mit ihren Knüppeln erschlagen, so sieh dich vor! Wir sind auf deinen Angriff vorbereitet. Aber höre, was der Kaiser dir zu sagen hat!“

Der fette Graf zückte eine Pergamentrolle und reichte sie seinem Adlatus. „Könnt Ihr nicht selbst lesen?“, bemerkte Ritter Hugolin spitz. Der Adlatus holte Luft und verkündete in klarer deutscher Sprache: „Friedrich der Zweite, erhabener Kaiser der Römer, König Siziliens …“ Es folgte eine Reihe feierlicher Formeln, die offensichtlich auf dem Pergament standen. Der Adlatus sprach langsam und laut, als er die entscheidenden Sätze vortrug: „Der Ritter von Bärenfels soll uns beim Kampf gegen den Sultan, Herrscher des Bösen und Feind aller Christen, Gefolgschaft leisten und dadurch den befleckten Ruf seines Hauses reinigen. Diktiert und gesiegelt am Hof zu Palermo. Fridericus Secundus Dei Gratia Romanorum Imperator Semper Augustus.

Hugolin blickte den Adlatus finster an und fragte, als dieser zu Ende gekommen war: „Dies soll der Kaiser verfügt haben?“ „Höchstpersönlich“, schaltete sich Reginald ein, „wie geschrieben steht: ‚Diktiert und gesiegelt am Hof zu Palermo‘.“ Da sprang der Ritter auf und ergriff den Grafen am Kragen. „Verräter, Schwindler, Betrüger, Räuber!“, brüllte er mit schrecklicher Stimme. „Das ist alles gelogen! Noch vor kurzer Zeit hielt sich Friedrich in deutschen Landen auf. Er zog nach Rom, um vom Papst die Kaiserkrone zu erlangen. Aber es ist unmöglich, dass er sich bereits in Palermo befindet! Und es ist unmöglich, dass die Urkunde den weiten Weg von Sizilien hierher in so kurzer Zeit zurückgelegt hat! Reginald, du bist ein Betrüger, ein niederträchtiger Betrüger, du versündigst dich an Papst und Kaiser!“

Der ganze Saal war aufgesprungen, nur der Mönch saß regungslos auf seinem Platz. Reginalds Männer suchten nach ihren Waffen, ergriffen die Tischmesser und stürzten sich auf die Waldleute. Schläge knallten, Holz splitterte. Hugolin umklammerte immer noch Reginald und schrie: „Haltet ein, oder ich töte den Grafen!“ Dieser röchelte bereits, doch als er Luft holen durfte, rief er: „Der Mönch und die Frauen – schnappt sie euch!“ Kurze Zeit später tummelten sich die Männer in Zweikämpfen, aber zahlreiche Frauen und der Mönch waren gefangen. Hugolin und Reginald befahlen eine Kampfpause.

In den nun folgenden Verhandlungen siegte die Frechheit über die Ehrlichkeit, und Reginald legte die Bedingungen fest, damit die Geiseln freikämen. Hugolin sollte einen Schwur ablegen, im Heiligen Land gegen die Sarazenen zu kämpfen und seine Burg der Verwaltung des Grafen zu überlassen. Verbittert willigte der Ritter ein, um das Leben seiner Freunde zu schonen. In Anwesenheit des Einsiedlers sprach er: „Ich, Hugolin von Bärenfels, schwöre, dass ich meinem hohen Herrn, dem Kaiser Friedrich, Gefolgschaft leiste bei seinem Zug ins Heilige Land!“ Außer dem leisen Stöhnen einiger Verletzter herrschte nach diesen Worten Totenstille im Saal, bis Reginald grimmig fragte: „Und weiter?“ Hugolins Blicke durchbohrten das von Schweiß und Fett glänzende Gesicht des habgierigen Grafen, als er ergänzte: „Und ich gelobe meinem Kaiser tatkräftige Waffengefolgschaft, auf dass seine Feinde ihre gerechte Strafe finden mögen!“ Nun wurde der Graf misstrauisch, weshalb er nachhakte: „Schwöre, dass du gegen die Muselmanen kämpfen wirst!“ Der Ritter entgegnete: „Ich schwöre, gegen jeden Feind zu kämpfen, der meinen Kaiser bedroht, sei er Sarazene oder nicht, sei er arm oder reich …“ „Halt, halt!“, unterbrach ihn Reginald. „Du sollst gegen die Muselmanen kämpfen, nicht gegen die ganze Welt!“ „Das ist mir einerlei!“, erwiderte Hugolin. „Wenn es nur rechtmäßig vom Kaiser so festgesetzt worden ist!“ Sein Gegenüber wurde ungeduldig: „Der Wille des Herrschers wurde dir vorgelesen. Diesen Willen zu hinterfragen oder auszulegen, steht dir nicht zu! Nun schwöre, dass du dem Willen deines Herrn unverzüglich, sofort, ohne Verzögerung, nachkommst!“

Da ergriff der Einsiedler das Wort: „Erlaucht! Habt Ihr denn überhaupt keinen Respekt vor dem Wort des Herrn von Bärenfels? Wenn Ihr ebenso viel Ehre und Pflichtgefühl habt wie jener, dann hört auf zu drängen. Ihr habt das Wort des Ritters! Entwertet es nicht mit Eurer Fragerei! Der Herr von Bärenfels hat genug auf seine Seele geladen, hört auf!“ Reginald brummte: „Hugolin, wenn du nicht unverzüglich tust, was du geschworen hast, dann nehme ich diesen vorlauten Mönch mit zu meinem Pfaffen, damit er unterwiesen wird, wie man sich gegenüber dem hohen Adel zu benehmen hat!“ Hugolin streckte seinen Körper und hob das Haupt, um die Entschlossenheit seiner Worte zu unterstreichen: „Wenn Ihr Euch gegen diesen Mann Gottes versündigt, beweist Ihr, dass Euch nichts heilig ist, dann seid Ihr nicht besser als die Sarazenen, denen Ihr die Gottesfurcht absprecht. Lasst von Vater Antonius ab, ich werde in wenigen Stunden aufbrechen und tun, was ich geschworen habe!“ Der Graf, der mittlerweile von Müdigkeit befallen wurde, entschied sich, das Erreichte gut sein zu lassen, nickte kurz und verschwand in der Tür.

Seine Leute folgten ihm, nur einige Wachen blieben zurück, welche Hugolin und die übrigen misstrauisch beobachteten. Der Ritter wollte keine weiteren Worte verlieren. Zu schwer lastete das Schicksal auf ihm, und Traurigkeit legte sich über seine Getreuen.

Schon am nächsten Morgen brach Hugolin auf. Die Bauernsöhne wollten ihn begleiten, aber er lehnte ab. „Nun bin ich ein fahrender Ritter wie in den alten Zeiten“, erklärte er tapfer, „nur drei Pferde – mein bestes Streitross, mein Marschpferd und ein Lastpferd – werden mein Gefolge bilden. Ob ich Burg Bärenfels jemals wiedersehe, weiß ich nicht, aber ich bin Herr meiner selbst.“ Vater Antonius segnete den Tapferen und trug ihm auf, kein unschuldiges Blut zu vergießen. „Wenn du Jerusalem siehst“, sagte der Einsiedler, „dann denke daran, dass der Tempel Gottes nicht an eine bestimmte Stadt gebunden ist, sondern im Herzen des Menschen seinen Platz hat. Nicht die Sarazenen überfallen und beschmutzen ihn, sondern unsere schlechten Gedanken und Taten. Gott schütze dich!“ Nach dem Segen des Mönchs ritt der Ritter los.

In seinem Innern bebte alles, der Verlust der Burg und die ungewisse Zukunft quälten ihn. Wer waren die Sarazenen? Gewiss, er kannte ihren Namen. Es war ein schrecklicher Name, der Name eines gewaltigen, aber unbekannten Feindes. Die Christenheit zitterte vor den Sarazenen und suchte dennoch den Kampf mit ihnen. Als Ritter hatte er schon viele Geschichten über sie gehört, aber was wusste er verlässlich? Wie sollte er, Hugolin von Bärenfels, gegen die wildfremden Horden kämpfen, wenn er ihre Kampfweise, ihre Techniken, ihre Stärken und Schwächen gar nicht kannte? Es galt auf jeden Fall, mehr herausfinden über diese Krieger, sonst würde er wie tausende vor ihm erbärmlich untergehen und Burg Bärenfels niemals wiedersehen. Einen kleinen Hoffnungsschimmer hatte Hugolin, das Schicksal zu wenden. In erreichbarer Nähe lag die Festung Trifels. Hier konnte man hohe kaiserliche Beamte treffen, die den Reichsschatz bewachten. Hugolin wollte dort herausfinden, ob Graf Reginald tatsächlich im Sinne des Kaisers gehandelt hatte. Zumindest müsste man ihm sagen können, ob der Kaiser tatsächlich einen Zug gegen die Sarazenen anführe oder nicht. Vielleicht wäre er dann befreit von seinem Schwur und könnte womöglich auch Burg Bärenfels bald zurückerhalten.

Die Nacht verbrachte Hugolin mit seinen Pferden mitten im Wald, wo er von der hereinbrechenden Dunkelheit überrascht worden war. Kein Mond erleuchtete den Weg, die Zweige der Bäume schlugen dem Reiter ins Gesicht. So hielt der Ritter auf einer kleinen Lichtung und richtete sich notdürftig für die Nacht ein. Eine Decke schützte ihn vor dem sehr kalten Wind, aber große Ungewissheit nagte in seinem Innern. Monate der Unsicherheit, kalte Nächte, Fremde, Kämpfe und Wunden warteten auf ihn. Sollte er jemals die Grenze des Sarazenenreiches erreichen, hätte er dann noch Kraft und Ausrüstung, um gegen die wilden Reiter des Sultans bestehen zu können? Und was war das für ein christliches Heer, das sich an der Küste Italiens sammelte und dem er sich anschließen sollte? Sicherlich waren nicht alle tapfere und ehrliche Ritter. Es gab bestimmt auch Diebe und Mörder, die ihrer Strafe entgehen wollten und in die Ferne flohen, um neue Bluttaten zu vollbringen. Und die reichen Grafen, die ihre bezahlten Söldner kämpfen ließen, selbst aber Kampf und Mühe scheuten, was war mit ihnen anzufangen? Tiefe Zweifel erfassten den Ritter, und er sehnte sich nach seiner Burg, wo er ein friedliches Leben mit ehrlichen Nachbarn und Freunden geführt hatte.

So dunkel der Wald auch war, er schlief nicht. Von allen Seiten drangen Laute an Hugolins Ohren: Knacken, brechende Zweige, Rufe und Schreie von Tieren. Plötzlich wurde es still ringsum, nur eine Eule rief, und Hugolins Pferde drehten unruhig die Nüstern in den Wind. Der Ritter tastete nach seinem Schwert. Was verbarg sich im Gebüsch und ließ den Wald verstummen? Es musste ein Bär sein, das gefährlichste Tier des Waldes. Jetzt konnte Hugolin einsetzen, was er von den Waldleuten gelernt hatte. Vorsichtshalber band er seine Tiere los, damit der Bär sie nicht so leicht erwischen konnte. Er schob seine Position genau in die Mitte der Lichtung, um Abstand nach allen Seiten zu gewinnen. Mit höchster Aufmerksamkeit lauschte der Ritter in die Dunkelheit hinein und strich über Zentaurus‘ Nacken, um ihn zu beruhigen. Hugolin versetzte alle seine Sinne in höchste Aufmerksamkeit.

Plötzlich sprang zwischen den Bäumen ein gewaltiger Hirsch hervor. Dem Ritter stockte der Atem. So ein schönes Tier hatte er noch nie gesehen. Die Enden des Geweihs schimmerten weiß in der Dunkelheit, von den Augen ging ein magischer Glanz aus, die Brust erhob sich wie ein mächtiges Gebirge. Wie war dieses Tier so lautlos durch den Wald gekommen? Ritter Hugolin ließ sein Schwert sinken. Er wäre gerne wie dieser Hirsch gewesen, so kraftvoll, majestätisch und gewandt, ein König des Waldes. Der Hirsch blickte ihn an, als hätte er dem Ritter etwas zu sagen. Das gewaltige Tier erhob sein Haupt, spannte seinen Körper und sprang auf den Ritter zu, so dass dieser einen dumpfen Schmerz spürte und auf den Boden gedrückt wurde. Dann war das Tier verschwunden. Hugolin rang nach Atem, seine Brust donnerte vor Schmerz, während die Lungen wie gelähmt schienen. Ihm wurde schwindelig, die Atmung versagte ihren Dienst. Der Ritter begann, mit den Armen zu rudern und griff nach oben, wo Sterne zwischen den Baumwipfeln glänzten. Doch die Sterne fingen an zu tanzen, wurden dunkler und verschwanden ganz. Hugolin hörte nur noch ein Pferdewiehern, dann versagten ihm die Sinne.

Tief hinab in die Dunkelheit wurde er gezogen. Kälte umgab ihn, aber er konnte sich nicht bewegen, um Wärme zu schaffen. Still und starr musste er verharren, als sich eine Bilderwelt vor ihm auftat. Es waren nicht nur Bilder, sondern auch Gesänge. Man trug einen Mann zu Grabe. Hugolin erkannte den treuen Einsiedler, der hinter dem Sarg schritt und betete. Der Mann, den sie beklagten – es war Hugolin selbst! Eine Prozession von Mönchen und Menschen, von denen der Ritter nur wenige erkannte, zog durch das Schiff einer Kirche und brachte den Sarg zur Gruft, die sich im Vierungskreuz der Kirche öffnete. Ein modrig-kalter Treppengang begrüßte den Zug, und nur wenige Feuerspäne erhellten flackernd die finstere Wölbung der Gräberwelt unter dem Kirchenboden. Hier unten klangen die Stimmen gedämpft, der lateinische Gesang verschwamm zur Unkenntlichkeit, beißender Feuergeruch vermengte sich mit dem Duft von Weihrauch. Hugolin wollte rufen: „Nicht ins Grab! Ich lebe doch!“ Aber er hatte keine Stimme, und die Mönche taten, was sie zu tun gewohnt waren. Vater Antonius sprach Segensworte, dann wurde der Sarg in eine Wandhöhle geschoben. Der Zug der Menschen ging vorüber, Gesichter mit Sorgenfalten, Tränen, ausdrucksloser Leere oder auch zuversichtlicher Frömmigkeit. Antonius stand neben der Wandöffnung und verschloss sie schließlich mit einer Steinplatte, auf der in Lettern der Name Hugolin von Bärenfels stand, Ritter des Kreuzes, verstorben im Dienst seines Kaisers. Dann wurde es wieder dunkel. Ein rauschhafter Strudel erfasste Hugolin und trug ihn in die Lüfte. Als er zur Seite blickte, sah er auf zwei schimmernde Flügel, die Flügel eines Falken. Er schwebte hoch über einer Burg, der Ruf einer Vogelpfeife zog ihn nach unten. So landete er auf dem Lederhandschuh eines Edlen. Dessen Gesicht war zerfurcht von Narben und Falten, aber eine zartschöne Dame stand neben ihm und sprach: „Mein lieber Vater, Coloman, du solltest an den Hof des Kaisers gehen, deine Kunst der Falkenzucht würde dort hoch belohnt!“ Der Edle antwortete: „Nein, mein Platz ist hier. Die Welt, in der der Kaiser lebt, ist nicht die meine, und die vielen Höflinge kennen nur äußere, aber keine innere Ehre.“ „So spricht der stolze Herr von Bärenfels, so kenne ich meinen Vater, aber bist du auch glücklich?“ Hugolin, an die Gestalt des Falken gebunden, wollte mit menschlicher Stimme rufen. Das mussten seine Verwandten sein, womöglich sein Urahn Coloman! Aber er brachte nur einen schrillen Falkenton und ein Flattern der Flügel hervor. Der Mann wandte sich an seine Tochter: „Du bist das Glück deiner Mutter und deines Vaters. Aber nun willst du ja offensichtlich fort von uns, weg an einen großen Hof. Ich sorge mich, ob es dir dort gut ergehen würde.“ „Aber Vater, gewiss doch, am Hof ist das Leben bunt und lustig.“ „Kind, du würdest dich bald langweilen. Im ganzen Reich gibt es keinen Hof, der groß und bunt genug ist für deine Lebensfreude. Einen Hof, der dir dauerhaft Freude bereiten würde, gibt es vielleicht in Cordoba oder Bagdad, aber nicht im christlichen Reich. In Bagdad verkehren Gesandte aus der ganzen Welt, dort findet man glänzende Seide und erlesene Duftöle, prachtvolle Brunnenanlagen und üppige Gärten, gewaltige Kuppelbauten und einzigartigen Schmuck in Hülle und Fülle. Man würde dich respektvoll behandeln als eine fränkische Prinzessin, aber du müsstest einen fremden Glauben annehmen. Und wenn du Pech hättest, würdest du als Dame des Harems enden und deine Söhne würden vielleicht bei einem Wechsel der Herrschaft getötet werden, ein typisches Schicksal für Rivalen in der Thronfolge!“ Die Tochter blickte ihren Vater streng an: „Das sagst du nur, um mich in deiner kleinen Burg festzuhalten!“ „Nein, du kannst gehen, wohin du möchtest. Aber bedenke: Wir Menschen sind bei der ersten Entscheidung frei. Danach folgen wir meistens dem Lauf der Dinge und ihrem Zwang.“ Missmutig blickte die Tochter zu Boden: „Es gäbe einen Hof, der mir gefallen würde: Konstantinopel! Am dortigen Kaiserhof soll es all das geben, was die Kalifen besitzen, aber der Glaube ist christlich.“ „Konstantinopel! Ich bewundere deine Bescheidenheit. Aber meine Tochter, dort wärst du keine fränkische Prinzessin, man würde dich behandeln wie ein Mädchen vom Land, und wenn die Blüte deiner Jugend vorüber wäre, würde es dir noch schlechter ergehen. Du würdest immer eine Fremde bleiben, aber keine verlockende Fremde, etwas Besonderes, sondern eine, auf die man hinabblickt. Das wünsche ich dir nicht. Bei Gott, Konstantinopel ist das neue Rom, aber ein Rom, das uns verschlossen ist. Sieh dir dagegen diese Welt an, in der du groß geworden ist: Der Wald schenkt uns, was wir zum Leben brauchen. Wir sind frei und glücklich und stark genug, uns gegen jedes Gesindel zu verteidigen. Hier bist du die schönste und reichste Adlige der Umgebung, eine Position, die du nirgendwo anders erreichen kannst.“ Trotzig entgegnete die junge Dame: „Es sei denn, mein zukünftiger Gemahl kann all das übertreffen.“ „Tochter, fordere das Schicksal nicht heraus! Gehe zum Kaiser, wenn du dorthin gerufen wirst, aber nicht, wenn du Lust danach hast oder wenn dich irgendjemand drängt!“ Falke Hugolin wollte sich bemerkbar machen und begann erneut zu flattern, aber ein starker Sog ergriff ihn, zog ihn weg vom Gespräch der beiden Vorfahren und ließ ihn auf dem kühlen Waldboden erwachen, wo der Hirsch ihn niedergestreckt hatte.

Völlig verwirrt und mit schmerzender Brust tastete Hugolin um sich. Er begriff die Welt nicht mehr. War er nun ein fahrender Ritter oder ein verirrter Falke, weilte er im Reich der Lebendigen oder in der Totenwelt? Es war sein Hengst Zentaurus, der in ihm die Freude über das Erwachen weckte. Seine kraftvolle Statur schenkte dem Ritter neuen Mut, und er erhob sich langsam. Hugolin griff nach seinem Schild und ritzte mit dem Dolch die Umrisse eines Hirsches und eines Falken in die Innenseite, damit er diese Nacht nie vergessen würde. Der Ritter dachte unentwegt an die letzten Worte Colomans: „Fordere das Schicksal nicht heraus! Gehe zum Kaiser, wenn du dorthin gerufen wirst, aber nicht, wenn du Lust danach hast oder wenn dich irgendjemand drängt!“ War das vielleicht ein Hinweis für ihn, vom Kriegszug abzulassen? Oder sollte er sich dem Kaiser einfach nicht nähern? Hatte das Ganze überhaupt etwas mit ihm zu tun? In dieser Ungewissheit tat es gut, auf einen Plan zurückzugreifen. Hugolin erinnerte sich an das Vorhaben, zur Burg Trifels zu reiten. So machte er sich auf den Weg.

Er war noch nicht sehr weit gekommen, da hörte er hinter sich lauter werdendes Pferdegetrappel. Der Ritter blickte sich um und war überrascht: Da eilten Gefolgsleute des Grafen Reginald heran! Jetzt riefen sie: „Halt an, Ritter Hugolin! Sofort anhalten!“ Hugolin folgte der Anweisung und sah sich im nächsten Moment von den Reitern umstellt. Einer von ihnen sprach in scharfem Tonfall: „Du reitest in die falsche Richtung! Wo willst du hin?“ „Nach Trifels“, antwortete Hugolin ehrlich, aber er verbarg sein eigentliches Anliegen. „Ich möchte dort eine kaiserliche Reisegenehmigung einholen.“ „So ein Unsinn“, rief der Reiter, „ein Ritter des Kreuzes braucht keine Reisegenehmigung. Jeder Christ muss ihm Zoll- und Wegefreiheit gewähren. Du stehst unter dem Schutz des Papstes. Also wende dich um und reite nach Italien, wo sich die Ritter des Kreuzes sammeln!“ Hugolin ahnte, dass man ihn zwingen würde, dieser Anweisung zu folgen. Er antwortete: „Gut, ich danke euch für eure Hilfe.“ Er wandte sich mit seinen Pferden um und trabte in anderer Richtung weiter. Die Reiter folgten ihm mit etwas Abstand. Hugolin erhöhte das Tempo, die anderen taten es ebenso. Man verfolgte ihn. Wollten die Kerle über ihn herfallen und ihn im entlegenen Wald umbringen? Nun galoppierte Hugolin, so schnell es nur möglich war. Es ging über Wurzeln, gebrochene Äste, Steine, bis nach einer Wegbiegung eine Brücke auftauchte, die einen kleinen Fluss überspannte. Der Ritter entschied sich augenblicklich, mit Zentaurus unter der Brücke Schutz zu suchen. Die beiden anderen Pferde ließ er weiterlaufen. Der Reitertrupp näherte sich und preschte über die Brücke hinweg.

Es war nicht viel Zeit zu verlieren. Der Ritter wusste: Die Männer würden bald bemerken, dass er nicht mehr vor ihnen ritt. Sie würden umkehren und nach ihm suchen. So galoppierte Hugolin wieder in Richtung Trifels, Zentaurus anflehend, er möge sein ganzes Können zeigen. Der Hengst war ihm als einziges Pferd geblieben. Zentaurus flog jetzt über den Waldboden, kaum einholbar für einen gewöhnlichen Reiter, schon gar nicht für eine ganze Reiterschar. Aber die Verfolger kannten Hugolins Ziel. Das Pferd durfte nicht nachlassen, und es gab sein Bestes. Zentaurus trug seinen Ritter durch ein enger werdendes Tal. Wo aber war der Burgfelsen, wo die Turmspitzen? Hugolin preschte weiter. Er wusste nicht, wie lange er geritten war, da tauchte tatsächlich in erhabener, trutziger Schönheit die Silhouette der Reichsburg vor ihm auf. Der Anstieg war steil, und selbst für Zentaurus wurde es nun beschwerlich, aber er ließ nicht nach, bis Hugolin endlich an einem Vorposten anlangte und sein Anliegen vortrug. Um seinen Verfolgern ein Hindernis zu legen, sagte er: „Tapfere Wächter von Trifels, habt Acht! Ich wurde im Wald verfolgt. Wahrscheinlich sind es Strauchritter, die allein reitende Ritter angreifen wollen. Also überprüft bitte jeden, der mir folgt. Es könnte sonst auch Gefahr für den Reichsschatz bestehen!“ Die Wachen lächelten, denn die Burg war sehr gut gesichert. Aber sie versprachen, besondere Achtsamkeit zu üben.

Hugolin erreichte das innere Tor, und da er alleine ritt, wandte man keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen an. So gelangte er in den Burghof, wo Zentaurus endlich rasten durfte und der Ritter Erkundigungen einholen konnte. Aber wider Erwarten weilte derzeit kein ranghoher Beamter in der Burg. Einer der Männer, mit denen Hugolin sprechen konnte, erklärte ihm: „Wir wissen nichts von einer kaiserlichen Anordnung bezüglich der Burg Bärenfels. Warum sollte sich der Imperator ausgerechnet um einen kleinen Ritter kümmern? Aber wir wissen, dass der Kaiser Kämpfer für einen Zug gegen die Sarazenen benötigt. In Ägypten kämpft ein christliches Heer gegen den Sultan, Pfalzgraf Ludwig nimmt daran teil.“ Hugolin war enttäuscht. Er hatte Zugang zu einer der wichtigsten Burgen des Reiches erlangt, aber man konnte ihm nicht weiterhelfen. Vielleicht hätten einige Worte genügt, um ihn von seiner furchtbaren Last zu befreien. So aber musste er tatsächlich aufbrechen und als Ritter des Kreuzes nach Italien reiten. „Du solltest stolz sein!“, meinte einer der Männer. „In Rom werden unsere Könige zu Kaisern gekrönt. So geschieht es auch mit dem hohen Herrscherpaar Friedrich und Konstanze. In solchen Zeiten nach Italien zu ziehen, ist etwas Besonderes, erst recht, wenn man es im Zeichen des Kreuzes tut. Sei ein wahrer Pilger, dann erlangst du göttliche Gnade!“

Man lud Hugolin ein, die Nacht in der Burg zu verbringen, aber der Ritter dachte sorgenvoll an seine Verfolger und wollte lieber sofort wieder aufbrechen. „Welchen Weg soll ich am besten wählen?“, erkundigte er sich bei den kaiserlichen Rittern. „Reite über die Alpen“, lautete die Empfehlung, „dort wirst du genauere Nachrichten erhalten. Wenn sich ein Ritterheer sammelt, dann in Brindisi. Meide aber den Weg durch das churrätische Alpengebirge, viel sicherer ist die Via Imperii im Osten! Reite zur Donau und dann nach Augsburg!“ Hugolin dankte den Wachen und machte sich wieder auf den Weg.