Das Riemannhaus mit dem Sommerstein im Steinernen Meer (TOUR 18)
Die 55 schönsten Wanderungen und Gipfeltouren
Exklusiv für Sie als Leser:
MIT GPS-DATEN ZUM DOWNLOAD
unter: gps.bruckmann.de
VORWORT
Dem Sturme Trutz – dem Wanderer Schutz
EINLEITUNG
Wandel und Beständigkeit
Einige nützliche Hinweise
DIE HÜTTEN
1Reichenhaller Haus5.00 Std.1150 Hm
Zur Gipfelhütte am Hochstaufen
2Stöhrhaus5.00 Std.1100 Hm
Auf der Untersberg-Hochfläche
3Zeppezauerhaus5.30 Std.1200 Hm
Über Doppler- und Reitsteig
4Toni-Lenz-Hütte4.45 Std.950 Hm
Zur Schellenberger Eishöhle
5Purtschellerhaus1.45 Std.400 Hm
Dem Hohen Göll »auf den Leib geschrieben«
6Carl-von-Stahl-Haus, Schneibsteinhaus4.00 Std.700 Hm
Im beliebten Wanderrevier um den Jenner
7Gotzenalm4.30 Std.800 Hm
Eine Berchtesgadener Bilderbuchidylle
8Wasseralm5.30 Std.900 Hm
Zum romantischen Kleinod in der Röth
9Kärlingerhaus7.00 Std.1270 Hm
Vom Königssee ins Steinerne Meer
10Wimbachgrieshütte4.45 Std.700 Hm
Zwischen Watzmann und Hochkalter hindurch
11Watzmannhaus, Kührointalm6.00 Std.1300 Hm
Am Wahrzeichen des Berchtesgadener Landes
12Blaueishütte4.30 Std.900 Hm
Der Bergsteiger-Stützpunkt am Hochkalter
13Neue Traunsteiner Hütte6.00 Std.1050 Hm
Hinauf zur Reiteralm
14Schmidt-Zabierow-Hütte5.00 Std.1140 Hm
In den Loferer Steinbergen
15Passauer Hütte5.00 Std.1170 Hm
Im Bann der Birnhorn-Südwand
16Ingolstädter Haus4.30 Std.700 Hm
Am Fuß des Großen Hundstod
17Peter-Wiechenthaler-Hütte5.30 Std.930 Hm
Hoch über Saalfelden
18Riemannhaus4.30 Std.1020 Hm
Am Rand einer Mondlandschaft
19Erichhütte1.00 Std.200 Hm
Auf der sonnigen Hochkönig-Südseite
20Matrashaus, Mitterfeldalm8.30 Std.1500 Hm
Die Krönung des Hochkönigs
21Ostpreußenhütte3.30 Std.620 Hm
Zwischen Imlau- und Blühnbachtal
22Leopold-Happisch-Haus7.30 Std.1420 Hm
Am Windischriedel im westlichen Tennengebirge
23Werfener Hütte4.30 Std900 Hm
Hoch über dem Salzachtal
24Heinrich-Hackel-Hütte, Anton-Proksch-Haus3.00 Std. 700 Hm
Sonnenbalkone des Tennengebirges
25Laufener Hütte4.45 Std.800 Hm
Selbstversorgerhütte über dem Lammertal
26Theodor-Körner-Hütte, Stuhlalm2.30 Std.500 Hm
In den »Salzburger Dolomiten«
27Hofpürglhütte1.30 Std.340 Hm
Zu Füßen der Bischofsmütze
28Oberhütte2.30 Std.500 Hm
Zur Hütte am See
29Südwiener Hütte4.00 Std.600 Hm
Auf der Oberen Pleißlingalm
30Landawirseehütte3.00 Std.570 Hm
Im innersten Göriachwinkel
31Neue Bonner Hütte4.00 Std.650 Hm
In den Nockbergen
32Rotgüldenseehütte2.00 Std.400 Hm
Unter dem Großen Hafner
33Sticklerhütte1.30 Std.160 Hm
Am Ursprung der Mur
34Franz-Fischer-Hütte4.00 Std.600 Hm
Im Talschluss von Zederhaus
35Tappenkarseehütte4.00 Std.620 Hm
Im innersten Kleinarltal
36Filzmoosalm, Loosbühelalm2.30 Std.450 Hm
Unterwegs im »Tal der Almen«
37Kleinarler Hütte4.30 Std.400 Hm
Pongauer Wald-und-Wiesen-Schmankerl
38Heinrich-Kiener-Haus3.30 Std.800 Hm
Am aussichtsreichen Hochgründeck
39Badgasteiner Hütte7.30 Std.1600 Hm
Frühes Gipfelschutzhaus am Gamskarkogel
40Hagener Hütte5.00 Std.860 Hm
Am Übergang von Gastein nach Mallnitz
41Niedersachsenhaus4.00 Std.880 Hm
Zwischen Sportgastein und Kolm-Saigurn
42Zittelhaus8.30 Std.1510 Hm
Zum Hohen Sonnblick
43Statzerhaus4.30 Std.640 Hm
Die Gipfelhütte am Hundstein
44Schönleitenhütte, Spielberghaus5.45 Std.1000 Hm
In den grünen Glemmtaler Bergen
45Pinzgauer Hütte2.00 Std.1180 Hm
Im Zeller Schmittenhöhegebiet
46Gleiwitzer Hütte5.45 Std.1360 Hm
Über dem Fuscher Tal
47Schwarzenberghütte6.00 Std.1120 Hm
Ein vergessener Winkel der Glocknergruppe
48Heinrich-Schwaiger-Haus4.00 Std.760 Hm
Am Großen Wiesbachhorn
49St. Pöltener Hütte6.00 Std.1200 Hm
Auf der Höhe des Felber Tauern
50Neue Fürther Hütte3.15 Std.600 Hm
Im innersten Hollersbachtal
51Neue Thüringer Hütte4.30 Std.830 Hm
Im Tal der Kristalle
52Kürsingerhütte2.30 Std.620 Hm
Auf Tuchfühlung mit dem Großvenediger
53Warnsdorfer Hütte, Krimmler Tauernhaus5.30 Std.700 Hm
Im Krimmler Achental
54Richterhütte3.30 Std.730 Hm
Wilde Winkel in der Reichenspitzgruppe
55Zittauer Hütte5.00 Std.910 Hm
Am Unteren Gerlossee
REGISTER
IMPRESSUM
Beim Aufstieg zum Matrashaus; im Hintergrund das Tennengebirge (Tour 20)
Kärlingerhaus (TOUR 9)
Ingolstädter Haus (TOUR 16)
Ostpreußenhütte (TOUR 22)
Anton-Proksch-Haus (TOUR 24)
Sticklerhütte (TOUR 33)
Badgasteiner Hütte (TOUR 39)
Statzerhaus (TOUR 43)
Heinrich-Schwaiger-Haus (TOUR 48)
Zittauer Hütte (TOUR 55)
Sonnenaufgang in den Bergen – ein besonderes Erlebnis für Hüttenwanderer
Die Tappenkarseehütte liegt in einem malerischen Hochtal der Radstädter Tauern.
Hütten – da muss man sich nur einmal umschauen – gehören für viele Bergfreunde zu ihren Lieblingsplätzen im Gebirge. Während der Pionierzeit der Bergsteigerei hauptsächlich als Stützpunkte für größere Unternehmungen erdacht, haben sie sich längst auch zu eigenständigen Wanderzielen entwickelt. Es scheint gar, dass ihre Popularität heute höher ist denn je zuvor. Da mögen ein »Zurück zur Natur« sowie eine ungekünstelte Kulinarik in ursprünglicher Umgebung und vor imposanter Kulisse natürlich eine große Rolle spielen: Schauen und genießen ist angesagt, gepaart mit einer angemessenen Dosis körperlicher Aktivität. Und wem ist es nicht schon einmal so ergangen, dass man nach einer gelungenen Gipfeltour noch geschwind auf ein Bier oder eine Apfelschorle einzukehren gedachte und ob der Gemütlichkeit dann irgendwie hängen geblieben ist…Vom Hüttenzauber wird man schnell einmal erfasst, spätestens wenn man dort oben das Vergehen eines Tages erlebt und die Atmosphäre der warmen Stube mit Gleichgesinnten teilt.
Dabei sind Hütten so unterschiedlich wie die Berge, an denen sie stehen. In dem vorliegenden Band über das Salzburger und Berchtesgadener Land gibt es wirklich alles: von der stolzen Gipfelhütte über das »Basislager« für zünftige Hochtouren und alpine Übergänge bis hin zur Almhütte in lieblichen Gefilden. Sogar ehemalige Knappenunterkünfte und Tauernhäuser an historischen Saumpfaden bereichern das breit gefächerte Spektrum. Manche Hütte wirbt heute mit allerlei Komfort, in anderen hingegen wird bewusst dem einfachen Leben im Gebirge gehuldigt: rustikale Herbergen als erlebnisorientierter Gegenpol zum Alltag der gestressten Menschen.
Die beliebten Ferienregionen rund um Berchtesgaden sowie in den verschiedenen Salzburger Gauen haben jede Menge zu bieten, vor allem landschaftlich, und die Hütten gehören als integraler Bestandteil einfach dazu. In diesem Wanderbuch sollen sie einmal in den Mittelpunkt des Interesses rücken. So wird über ihre Geschichte und ihre Eigenarten berichtet, das Umfeld mit den Tourenmöglichkeiten vorgestellt und natürlich vor allem die Wege zu ihnen beschrieben. Mit der Hütte als Ziel kommt insgesamt eher die gemäßigte Variante des Bergwanderns zum Zuge, wenngleich einige stramme Touren bis in die Hochregion nicht fehlen – immerhin liegt das höchste Schutzhaus Salzburgs auf 3100 Metern! Die Auswahl ist unter einem bestimmten Blickpunkt nahezu umfassend: Aufnahme finden nämlich fast alle Hütten des Gebiets, die sich ausschließlich zu Fuß erreichen lassen, insbesondere die Alpenvereinshütten. Der Tourenaspekt steht also an erster Stelle, weshalb das Buch – neben wissenswertem Hintergrund, den es vermittelt – vor allem als praktischer Führer gedacht ist und damit zum Unterwegssein anregen soll.
Es ist mir ein Anliegen, Alpenfreunden die Bedeutung der Hütten als unverzichtbares »Inventar« der Bergwelt nahezubringen. Ich habe unvergessliche Stunden in ihnen verbracht und häufig Nutzen aus ihnen bezogen, sei es beim Aufstieg auf große Berge, während mehrtägiger Durchquerungen ganzer Gebirgsgruppen oder als willkommenen Schutz bei Schlechtwetter. Zumeist habe ich die Welt dort oben als eine angenehme und noch recht heile erlebt und möchte dem Leser ähnliche Erfahrungen wünschen. Denn Wanderungen zu Berghütten gehören doch irgendwie zu den schönsten Lebensgenüssen…
Viel Freude beim Entdecken wünscht
Mark Zahel
Die Rojacher Hütte am Sonnblick gilt als die kleinste bewirtschaftete Alpenvereinshütte (TOUR 42).
Als Erzherzog Johann 1829 in seiner Leidenschaft für die Berge auf dem Gasteiner Gamskarkogel die erste Hütte Österreichs ausschließlich für bergsteigerische Zwecke errichten ließ, konnte noch niemand ahnen, dass dies quasi ein früher Schritt in eine neue Zeit war. Das Gebirge trat nach und nach aus seiner alleinigen Funktion als Lebensraum heraus und wurde zum Hort von Entdeckungsgelüsten und romantisierten Naturerlebnissen. Kurzum: Die Alpen wurden als Reisegebiet entdeckt! Im Zuge dieser Entwicklung bildeten sich in den 1860er-Jahren auch die Alpenvereine, die – mit ihrem explizit formulierten Ziel, die Bereisung des Gebirges zu erleichtern – schließlich das Kommando in der infrastrukturellen Erschließungstätigkeit übernahmen. Johann Stüdl, einer der Gründerväter des DAV, formulierte 1877: »Zu den wichtigen Aufgaben unseres Alpenvereins gehört unbestritten auch die: durch Errichtung von Touristenhütten die Besteigung lohnender Aussichtspunkte und die Überschreitung interessanter Pässe möglich zu machen.«
Rund 50 Jahre nach der Pionierunterkunft am Gamskarkogel kam der Bau von Hütten und Wegen allmählich ins Rollen. Immer mehr Sektionen wurden gegründet, und jede, die etwas auf sich hielt und genügend finanzielle Mittel aufbringen konnte, suchte sich in den Alpen ein bzw. mehrere »Arbeitsgebiete« oder wurde von einheimischen »Scouts« auf attraktive Möglichkeiten aufmerksam gemacht. Beachtliches Engagement und große Aufbruchstimmung herrschten damals, weder Kosten noch Mühen wurden gescheut. An der Schwelle zum 20. Jahrhundert lag die klassische Blütezeit dieser Aktivitäten. Und der »Run« auf die Berge verursachte auch schon erste Modernisierungswellen: Zu klein dimensionierte Unterkünfte mussten bald erweitert werden, spartanischste Ausstattungen wichen erstem, meist noch bescheidenem Komfort. Die Leistungen der Alpenvereine können in ihrer Bedeutung auch für die moderne Touristik nicht hoch genug eingeschätzt werden.
Selbstverständlich fand der Prozess nicht im luftleeren Raum statt, sondern war stets eingebettet in die gesellschaftspolitischen Ereignisse und Rahmenbedingungen der Zeit. Und diese Zeit beschwor bekanntlich mehrmals dunkle Wolken herauf. Zwei Weltkriege konnten auch an den Hütten nicht spurlos vorübergehen. Das Bergsteigen kam zeitweilig zum Erliegen, ebenso wie die von den Nazis in den 1930er-Jahren eingeführte »1000-Mark-Sperre« beispielsweise fatale Auswirkungen für die Hütten in Österreich brachte, deren Gäste aus Deutschland auf einen Schlag ausblieben. Später sind einige Berghütten auch in die Fänge des harten Tourismus geraten, wurden von Skigebieten geschluckt oder ans Straßennetz angebunden und damit ihrer ursprünglichen Funktion beraubt.
Dennoch muss man konstatieren: Die Alpenvereinshütte hat auch schwierige Phasen überlebt, nicht jede einzelne, aber doch das Modell als solches. Dieses ist zu einem beständigen Faktor geworden, und wohl niemand kann sich das Gebirge heute ohne die Schutzhäuser vorstellen. Freilich gibt es keinen Stillstand, und daher darf und muss gefragt werden: Wohin geht die Entwicklung? Brauchen wir die altgediente Berghütte überhaupt noch? In einem Aufsatz über deren Zukunft urteilte ein Journalist: »Bei der Beantwortung wird niemand mit alpinistischen Notwendigkeiten argumentieren können. Zumindest in den Ostalpen dürfte nahezu jeder Berg – entsprechende Fitness vorausgesetzt – an einem Tag vom Tal aus zu besteigen sein.« Oha! Sich dieser im Grunde genommen elitären Meinung anzuschließen, fällt dem Verfasser irgendwie schwer. Freilich, es hätte schon einen gewissen Reiz, den Watzmann ohne sein »Haus« plötzlich ganz einsam und verlassen anzutreffen – die klassische Überschreitung dieses Berges läge damit wohl eindeutig außerhalb der Reichweite der allermeisten Bergsteiger. Von Gletschertouren in den Zentralalpen will ich erst gar nicht reden, ebenso wenig wie von Gebirgsdurchquerungen…Nein, die Berge sind nicht unbedingt kleiner geworden. Zwar mag sich mancher Hüttenzustieg im Vergleich zu früher verkürzt haben, aber erstens ist dies nicht grundsätzlich so, und zweitens darf man in puncto Fitness für den alpinen Normalverbraucher sicher keine utopischen Maßstäbe ansetzen.
Die Sonne veranstaltet ihr abendliches »Feuerwerk« über dem Matrashaus am Gipfel des Hochkönigs (TOUR 20).
Im inneren Wildgerlostal stiebt ein Wasserfall über die Felswand (TOUR 55).
Es sind dann auch eher andere Fragen, die unter den Nägeln brennen. So gilt es tunlichst zu vermeiden, dass Hütten zur Umweltbelastung werden! Der in den vergangenen Jahren durch behördliche Auflagen und gestiegenes Ökobewusstsein verursachte Fortschritt in Sachen Umwelttechnik kann gewiss nur begrüßt werden. Modernste Energie- und Abwassersysteme haben teilweise bereits Einzug gehalten, manches Haus steckt voller hochgerüsteter Technik. Sanierungen sind heute meist weniger eine Frage der Machbarkeit, sondern eher der finanziellen Mittel. Rund zehn Millionen Euro werden jedes Jahr allein in die Hütten des DAV investiert, wobei öffentliche Zuschüsse zunehmend zäher fließen. So sieht manche Alpenvereinssektion Hürden auf sich zukommen, die sie aus eigener Kraft kaum zu bewältigen vermag.
Wird es also in der Zukunft irgendwann nur noch Hütten geben, die ihren Eigentümern sichere Gewinne versprechen? Wird vielleicht eines Tages alles in private Hand übergehen, die dann nach harten Marktgesetzen schaltet und waltet? Werden manche Hütten aufgegeben, während andere zu luxuriösen Berghotels umgerüstet werden? Verlangen dies die Gäste mit ihren wachsenden Ansprüchen am Ende sogar? Oder fühlt sich die Gesellschaft der Bergsteigenden doch berufen, das über mehr als hundert Jahre gewachsene historische Erbe anzunehmen, Traditionen zu pflegen und mit dem typischen Stil der Alpenvereinshütten auch eine besondere Identität zu erhalten? Kontroversen gibt es bereits, ersichtlich auch anhand praktischer Beispiele, und sie werden sicher auf absehbare Zeit nicht weniger. Was aber ebenso auffällt: Wo immer tief greifend in das Gefüge der Bergwelt eingegriffen wird – und da ist alles, was rund um die Hütten geschieht, in keinster Weise ausgenommen –, geht dies nicht lautlos vonstatten. Die schlichte Lage am Berg macht eben noch längst keine echte »Berghütte«, und so gibt es halt Werte, die man nicht einfach für den schnöden Mammon über Bord werfen sollte.
Am Ende wird es darauf ankommen, eine tragfähige Balance zwischen Kommerz und Idealismus, zwischen Komfort und Bescheidenheit, zwischen Moderne und Tradition zu finden. Vermutlich wird sich dies auch in einer gewissen Angebotsvielfalt niederschlagen. Wanderer und Bergsteiger spielen dabei keineswegs nur die Statistenrolle, sondern werden mit ihren Wünschen und Vorlieben, letztlich mit ihrem Verhalten entscheidend mitbestimmen, wie das Modell »Berghütte« in Zukunft aussehen soll.
Zur Auswahl der HüttenWichtigstes Konzept dieses Buches ist es, eine sehr umfangreiche Auswahl der Berghütten mit Nächtigungsmöglichkeiten aus unserem Gebiet zu versammeln. Wenn auch eine absolute Vollständigkeit im gebotenen Platzrahmen nicht erreicht werden kann, so findet der aufmerksame Wanderfreund doch praktisch sämtliche Hütten, die als Stützpunkte auf alpine Touren ausgerichtet sind und mehr oder weniger fern der besiedelten Täler liegen. Diesem Hauptkriterium zufolge wurde den Alpenvereinshütten größtenteils Vorrang eingeräumt, obgleich etliche privat geführte Unterkünfte nicht fehlen. Hier gilt es, eine Abgrenzung von der »echten« Berghütte zum Gasthaus mit Ausflugscharakter zu ziehen, was in der Praxis sicherlich nicht immer ganz eindeutig geschehen kann. Als Quintessenz, meine ich, sollte der Wanderaspekt im Vordergrund stehen. Die beschriebenen Hütten sind demnach nicht unmittelbar über Seilbahnen oder öffentliche Straßen zu erreichen. Freilich besteht noch ein enormer Unterschied zwischen dem einstündigen Bummel zu einer im Almbereich gelegenen Hütte und dem knackigen Anstieg bis in den hochalpinen Bereich. Diese Vielfalt zeichnet die Bergwelt mit ihrer Infrastruktur jedoch grundsätzlich aus und spiegelt sich nicht zuletzt auch in den Ambitionen der Wanderer wider. Daher sind alle Bergfreunde, denen Hütten lieb und teuer sind – sei es als eigenständiges Ziel oder als Basispunkt für aufwendigere Unternehmungen –, mit diesem Buch angesprochen.
TourenplanungEine sorgfältige Vorbereitung bildet die Grundlage für jede gelungene Tour. Wichtigste Mittel zur Planung sind:
Topografische Karte: Am genauesten sind i. d. R. die Blätter der Alpenvereinskarte (meist Maßstab 1:25 000), die für die allermeisten Teilregionen, aber nicht ganz flächendeckend verfügbar und speziell auf den ambitionierten Hochgebirgstouristen zugeschnitten sind. Ansonsten stehen flächendeckend die Kartenwerke von Kompass bzw. von freytag & berndt (meist 1:50 000) mit gröberer Geländedarstellung, aber oft brauchbaren touristischen Hinweisen zur Verfügung. Für typische Hüttenwanderungen, bei denen man markierte Wege ja nicht verlässt, sind sie normalerweise ausreichend.
Im Krimmler Achental erlebt man urwüchsige Tauern-Natur (TOUR 53).
Das Schneibsteinhaus am Nordrand der Gotzenberge im Berchtesgadener Land (TOUR 6)
Routenbeschreibung und Charakteristik: Das vorliegende Buch versammelt alles Notwendige für die Wanderungen, einschließlich der »Kenndaten« der Hütten. Wer mehrtägige Übergänge von Hütte zu Hütte anstrebt, ist darüber hinaus mit folgendem umfangreichen Titel bestens beraten: Mark Zahel, »Hüttentreks Ostalpen – Bayern und Österreich«, Bruckmann Verlag, München.
Aktuelle Informationen über Wetter und Verhältnisse: Eine ausführliche Wetterprognose für mehrere Tage findet man im Internet unter wetter.orf.at/oes/ sowie auf den Websites des Deutschen und des Österreichischen Alpenvereins (www.alpenvereinaktiv.com/de/bergwetter). Über die Situation vor Ort informiert man sich telefonisch bei Hüttenwirten oder Tourismusbüros.
Gegebenenfalls allgemeine touristische Informationen: Diese holt man sich am besten bei den örtlichen Tourismusbüros (siehe jeweilige Tour).
ZeitangabenBeim Bergwandern sind die konditionellen Anforderungen oft ein entscheidender Faktor. Rückschlüsse darauf lassen mittelbar die Angaben bezüglich Höhenmeter und Streckenlänge zu, die hier so genau wie sinnvoll ermittelt wurden. Direkter ist natürlich die Aussage zu den Gehzeiten, die jedoch nicht allgemeingültig verstanden werden kann, da diese zu sehr von der persönlichen Fitness und den herrschenden Umständen abhängig sind. Daher dienen die Zeitangaben immer nur als Richtwerte, gemessen an durchschnittlich ausdauernden Bergwanderern und wie immer ohne Pausen. Freilich sind typische Hüttenwanderungen meist nicht allzu lang, teilweise kaum tagfüllend, weshalb das Thema hier nicht gar so heiß gegessen werden muss.
Bei der Badgasteiner Hütte am Gamskarkogel hat man mehrere Abstiegsoptionen. (TOUR 39)
SchwierigkeitsbewertungBei den vorgestellten Touren bewegen wir uns fast ausschließlich auf markierten und gut ausgebauten Wanderwegen, also alpintechnisch gesehen in leichterem Terrain. Nur da und dort wird auch mal ein wirklich anspruchsvoller Bergweg begangen. Die gemäß der Buchreihe gebräuchliche Unterteilung in drei verschiedene Schwierigkeitsklassen (wie in der Umschlagklappe dargestellt) ist themenspezifisch, d. h. nur als Vergleich zwischen den einzelnen Wanderungen dieses Bandes zu verstehen, und bezieht sich – ebenso wie die Angaben zu Gehzeiten, Höhenmetern und Streckenlängen – auch ausschließlich auf die Wege vom Ausgangspunkt bis zur jeweiligen Hütte. Dass ein Zusatzprogramm (Gipfel oder Übergänge) oftmals deutlich höhere Anforderungen stellen kann, wird ausdrücklich betont.
Außer etwaigen geländebedingten Hürden, die jedoch auf gewöhnlichen Hüttenwegen relativ selten vorkommen, sowie der durchschnittlichen Steilheit der Anstiege fließen Länge der Tour bzw. Steigpensum als wichtige Kenngrößen in die Bewertung ein. Spätestens ab 1000 Höhenmetern Anstiegsleistung oder fünf Stunden Gehzeit hin und zurück wird daher eine Tour nicht mehr als »leicht« eingestuft, auch wenn es vom Gelände her noch angemessen erscheinen würde. Der größte Teil der Touren fällt aber trotzdem in die untere der drei Kategorien und darf daher für grundsätzlich bergtaugliche Menschen als empfehlenswert angesehen werden. Wirklich ernste Unternehmungen, die das Prädikat »schwierig« vollauf verdienen, sind dagegen rar.
Wanderungen im weltabgeschiedenen Steinernen Meer besitzen ein spezielles Flair.
GefahrenAnstiege zu Berghütten können in der Regel als sehr risikoarm angesehen werden; normalerweise sorgen die Bewirtschafter und zuständigen Sektionen für einen einwandfreien Zustand der Wege. Dennoch muss jeder akzeptieren, dass in den Bergen trotz anzustrebenden hohen Sicherheitslevels ein gewisses Restrisiko niemals auszuschließen ist. Daher soll an dieser Stelle kurz an die wichtigsten Gefahrenpotenziale erinnert werden: Selbstüberschätzung: Sie kann sich sowohl auf alpintechnisches Können – etwa in ausgesetztem Gelände, das erhöhte Trittsicherheit und absolute Schwindelfreiheit verlangt – als auch auf die körperliche Leistungsfähigkeit und Ausdauer beziehen. Gute Vorbereitung, Tour richtig auswählen und einschätzen, Zeitreserven einplanen, eventuell rechtzeitig abbrechen.
Wetter: Durch Wetterverschlechterung drohen unmittelbare (z. B. Blitzschlag) und mittelbare Gefahren (siehe Verhältnisse). Wetterbericht einholen, Entwicklung aufmerksam verfolgen, geeignete Ausrüstung mitführen, rechtzeitig umkehren oder Schutz aufsuchen. Verhältnisse: Schnee und Eis, oft auch schon Nässe, erschweren die Begehung jedes Bergweges; es droht Ausgleit- und manchmal sogar Absturzgefahr.
Bei vereinzelten, nicht zu steilen Altschneefeldern kann ausrüstungstechnisch vorgesorgt werden, bei Neuschnee ist generell von der Tour eher abzuraten.
Steinschlag: Gefährdete Zonen liegen häufig im Bereich von Rinnen und abschüssigen Felsflanken. Passagen rasch, aber konzentriert durchqueren, auf Klettersteigen Helm tragen.
NotsituationFalls ein Unfall passiert ist, heißt es zunächst Ruhe zu bewahren und dem/der Verletzten Erste Hilfe zu leisten. Mit einem Handy lässt sich direkt die Bergrettung verständigen; die allgemeine europäische Notrufnummer lautet 112, in Österreich gilt zusätzlich die Nummer 140. Folgende Angaben sind notwendig:
•Wer meldet den Unfall?
•Wo ist der Unfall passiert?
•Was ist geschehen?
•Wie viele Personen benötigen Hilfe?
•Wie sind Wetter und Bedingungen vor Ort?
Für den Fall, dass kein Handy zur Verfügung steht oder kein Empfang möglich ist, muss das alpine Notsignal beherrscht werden: Man gibt sechsmal pro Minute in regelmäßigen Abständen ein akustisches oder optisches Signal. Mit je einer Minute Pause dazwischen so lange wiederholen, bis man Antwort erhält bzw. die Rettungskräfte eintreffen. Die Antwort besteht aus dreimaligen Zeichen pro Minute.
Behutsamer WandertourismusPrinzipiell ist das Wandern eine Form des Tourismus, die schonenden Umgang mit der Natur gewährleistet. Wir sollten dies fördern, indem wir alles so hinterlassen, als wären wir nie dort gewesen. Also nichts liegen lassen (insbesondere keinen Müll) und nichts wegnehmen, auch wenn die Blumen auf der Bergwiese noch so schön aussehen. Dort, wo sie wachsen, gehören sie auch hin, selbst wenn es in scheinbar verschwenderischer Fülle geschieht. Außerdem möchten sich nachfolgende Wanderer noch genauso daran erfreuen. In ausgewiesenen Schutzgebieten, etwa in den Nationalparks Berchtesgaden und Hohe Tauern, gelten im Übrigen besonders strenge Vorschriften, deren Grundsätze aber überall eingehalten werden sollten. Der Erhalt einer intakten Natur ist ein solch hohes Gut, dass sich ihm letztlich alle anderen Interessen unterordnen sollten.
Blickfang in den Niederen Tauern: der Draugstein
AUSGANGSPUNKT
Wanderparkplatz bei der Padinger Alm (667 m); Zufahrt von Bad Reichenhall (keine Busanbindung)
GEHZEITEN
Aufstieg über Steinerne Jäger 3 Std., Abstieg via Bartlmahd 2 Std.
AUFSTIEGSMETER
Ab Padinger Alm ca. 1150 Hm (geringfügige Zwischenabstiege inklusive)
ANFORDERUNGEN
Streckenweise steile Bergwege, vor allem über die Steinernen Jäger. Hier im oberen Teil vielfach Felsschrofengelände, das die Zuhilfenahme der Hände erfordert (etliche Stellen I). Absolute Trittsicherheit und Schwindelfreiheit erforderlich. Normalweg über Bartlmahd deutlich leichter (Einstufung mittel), aber ebenfalls grundlegende Trittsicherheit angezeigt. Bei Hitze sehr anstrengende Tour!
KARTE
Alpenvereinskarte, 1:25 000, Blatt BY 19 »Chiemgauer Alpen Ost – Sonntagshorn«
TOURISMUSINFORMATION
Tourist-Information, D-83435 Bad Reichenhall, Tel. 0049/(0)8651/71511-0
ÜBERGANG
Zwieselalm (1386 m), 1.45 Std.
GIPFELTOUR
Hochstaufen (1771 m), 5 Min.
Hoch über Bad Reichenhall Die Aussicht schweift über das unvergleichliche Gipfelensemble der Berchtesgadener Alpen und reicht auf der anderen Seite weit über Salzburg ins Alpenvorland hinaus. An klaren Tagen lassen sich sogar die Kammwellen des Bayerischen Walds in über 100 Kilometer Entfernung ausmachen! Zweifelsohne besitzt das Reichenhaller Haus einen der erlesensten Standorte in Bayerns Bergen – eine echte Panoramahütte, kühn an die ausgesetzte Gipfelschulter des Hochstaufen geheftet. Zum höchsten Punkt dieses populären Reichenhaller Hausberges ist’s dann nur noch ein Katzensprung. Und die Tiefblicke auf die Dächerlandschaft der Kur- und Salinenstadt nehmen sich schlichtweg atemberaubend aus.
Verschiedene Routen führen hinauf zum Hochstaufen mit seiner gipfelnahen Hütte, seit ein paar Jahren sogar eine richtige Ferrata, eine ziemlich knackige dazu: Der Pidinger Klettersteig sucht und findet eine Folge schwieriger Passagen nahe der Senkrechten in der abweisenden Nordwand des Berges. Damit haben normale Wanderer freilich nicht viel am Hut, weshalb die Südanstiege auch weiterhin Usus bleiben werden. Immerhin mangelt es auch dort nicht an leicht prickelnden Elementen, insbesondere auf der Route über die Steinernen Jäger, wo man ab und zu schon mal Hand an den abschüssig schrofigen Fels legen muss. Zusammen mit dem Normalweg über die Bartlmahd ergibt sich die klassische Überschreitung von der Padinger Alm aus. Die Südexposition besitzt zudem den Vorteil einer langen Saison, im Gegenzug allerdings auch die Bürde einer Hitzeschlacht bei hochsommerlichen Bedingungen. Es sei nicht verschwiegen, dass bereits manch übereifriger Wanderer auf den gut 1100 steilen Höhenmetern regelrecht »eingegangen« ist. Man bekommt sie halt keineswegs geschenkt, die prächtige Aussicht vom Hochstaufen.
Wie ein Adlerhorst klebt das Reichenhaller Haus am Hochstaufen.
Verwegen über die Steinernen Jäger Schon kurz hinter dem Parkplatz bei der Padinger Alm trennt sich die Route via Steinerne Jäger vom Normalanstieg. Wir folgen der rechts wegziehenden Forststraße und treffen bald auf die Fortsetzung eines Steiges, der phasenweise ziemlich steil im Hochwald bergauf leitet. Man passiert eine wenige Meter abseits stehende Jagdhütte und gewinnt oberhalb der Buchmahd die vorerst noch bewaldete Kammhöhe. Erste Schrofen tauchen auf, einmal durch eine Eisenleiter überwunden; abgesehen von wenigen Eisenstiften ist dies die einzige gesicherte Passage. In der freien Berglehne, in die man nach ein paar latschengesäumten Schrofen hineingelangt, müssen wir routinierten Umgang mit abschüssigem Terrain beweisen. Steile Aufwärtspassagen wechseln dabei mit Querungen um die eine oder andere Rippe herum; immer wieder ist leichte Kraxelei oder vorsichtiges Schleichen angesagt. Von oben schaut bereits das Reichenhaller Haus auf uns herab, welches nach rund drei ebenso anstrengenden wie anregenden Stunden erreicht ist. Auf den Gipfel – wie schon gesagt nur eine Zugabe von wenigen Schritten – wird hier wohl niemand verzichten.
Rückweg über die Bartlmahd Der Normalweg führt weiter westlich ausholend über die Bartlmahd und bietet die ideale Option für den Abstieg. Weniger geübte Berggeher sollten ihn jedoch unbedingt auch fürs Bergauf wählen, denn heikle Passagen kommen hier kaum vor. Vom Reichenhaller Haus geht es zuerst westwärts unter dem felsigen Gipfelaufbau des Hochstaufen hindurch und auf schrofigem Steig ein Weilchen in Kammnähe weiter. Vor der eigenen Nase zeigen sich Mittelstaufen und Zwiesel, deren zünftige Überschreitung in einer Gratsenke abzweigt. Wir hingegen begeben uns mit dem Hauptweg schräg links hinab und steuern eine Art Sattel an. Dort abermals links abdrehend über die Hänge der Bartlmahd weiter. Man taucht allmählich in den zunächst noch mit einigen Blößen durchsetzten Wald ein, wo in Kürze der Verbindungssteig zur Zwieselalm ausgewiesen wird. Windungsreich zieht die gut angelegte Trasse tiefer und erreicht durch erholsam schattigen Bergwald die Forststraße unweit des Ausgangspunkts.
Große Schau ins Herz der Berchtesgadener Alpen
Das Gipfelkreuz am Hochstaufen
Hüttensteckbrief
Höhe: Reichenhaller Haus, 1750 m
Besitzer: DAV-Sektion Bad Reichenhall, erbaut 1908
Kapazität: 30 Schlafplätze
Bewirtschaftet: Anfang Mai – Mitte Oktober
Winterraum: nein
Telefon: 0049/(0)8651/55 66
AUSGANGSPUNKTE
Hintergern (790 m), letzter Parkplatz unweit des Gasthauses Theresienklause (auch Busanbindung). Alternativen sind der Parkplatz Neuhäusl in Ettenberg (ca. 780 m) oder Winkl (647 m) im Bischofswiesener Tal.
GEHZEITEN
Aufstieg ab Hintergern bzw. Ettenberg 3–3.30 Std., ab Winkl eher 4 Std. Rückwege zwischen 2 und 3 Std.; Verbindungsweg zwischen Hintergern und Ettenberg (bei Kombination) ca. 1 Std.
AUFSTIEGSMETER
Ab Hintergern und Ettenberg jeweils ca. 1100 Hm, ab Winkl 1250 Hm
ANFORDERUNGEN
Auf allen beschriebenen Varianten unschwierige Bergwege, aber relativ lang; daher vor allem gute Kondition nötig. Bei schlechter Sicht erhöhte Aufmerksamkeit auf dem Hochplateau.
KARTE