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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2021 Ines Langs

Illustrationen: Arash Faroughi

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7557-8730-3

„Beweg dein Herz zum Hirn
Schick beide auf die Reise
Tanz, tanz, tanz, aber dreh dich nicht
Dreh dich nicht im Kreise“

(Stefan Stoppok, „Tanz“)

Inhaltsverzeichnis

Tryptichon der Euterpe*

Nummer 1

Euterpe (Haiku)

In Euterpes Bann

steigt hinauf der Worte Klang,

taucht in Seelen ein.

Nummer 2

Euterpes Gespiele

Bist Dichter, bist Sänger,

führst Silber im Munde.

Bist Sorgenverdränger,

bringst Herzen die Kunde

von Liebe und Freude,

von Sehnsucht und Glück.

Sprengst Lügengebäude,

bringst Hoffnung zurück.

Euterpes Gespiele,

du Barde der Welt,

hast eins nur zum Ziele:

Ein Lied, das gefällt.

* Euterpe ist die griechische Muse der lyrischen Poesie

Nummer 3

Euterpes Ruf

Wenn du Euterpes Flöte hörst,

so horch und folg ihr unbedingt!

Wenn du ihr ew‘ge Treue schwörst,

dann spürst du, wie er dich durchdringt:

Ein Rausch der Worte, zaubergleich,

trägt dich auf Schwingen hoch ins Blau,

die Welt umspannend, wunderreich.

Vertrieben wird das fahle Grau

der muffig-engen Seelenangst.

Und eh du weißt, wie dir geschieht,

und während du noch zögernd bangst,

gebierst du endlich doch ein Lied.

Geflügelt ist es, wild und bunt.

Kaum hauchst du sanft ihm Leben ein

und kaum verlässt es deinen Mund,

fliegt es schon fort, um frei zu sein.

Lass es nur zieh‘n, du hältst es nicht.

Kannst letztlich doch nur Zeuge sein,

wie es den Bann der Fremdheit bricht

und tritt in andre Herzen ein.

Elfenmusik in der Stadt

(Thomas Drost und seiner Tochter Ronja Luka gewidmet)

Ich hab ne Elfe heut gesehn

inmitten der Stadt.

Sie ist bestimmt verwandt mit Feen.

Ob sie sich wohl verlaufen hat?

Der Blumenkranz in ihrem Haar,

das zarte Gewand,

die Stimme hell und glockenklar,

als käm sie aus nem Zauberland.

Und bei ihr Pan mit Flötenklang

und Spiel der Schalmei.

Es steigt zum Himmel ihr Gesang

von aller Last und Sorge frei.

Der Menschen Lächeln ist ihr Lohn,

zu brechen den Bann

von Hektik, Angst und harter Frohn.

Allein Musik ist‘s, die das wirken kann.

Schräglage

Die Birken lehnen

sich nicht auf, sondern stemmen

sich gegen den sie

zwangsläufig erwartenden

Umsturz. Den Menschen

geht es, scheint mir, ebenso.

Klammer

Manchmal erscheint mir das Leben wie eine nicht

endende Abfolge von morgendlichem und abendlichem

Zähneputzen, die den Rest dessen, was sonst noch

geschieht, gleichsam wie eine Klammer umfasst.

An Tagen wie diesen

Mein Innres in Fetzen,

mich packt das Entsetzen

an Tagen wie diesen.

Kein Fluchtpunkt, kein Hafen,

nur schmerzhafte Strafen

an Tagen wie diesen.

Die Rufe verhallen,

die Nerven zerfallen

an Tagen wie diesen.

Wer sieht meine Sorgen,

wer zeigt mir ein Morgen

an Tagen wie diesen?

Wand-lung

Und da ist sie wieder, diese finstre Wand,

eisengrau und kilometerhoch

wie die Gewitterfront, die aus Saharasand

bei 40 Grad im Schatten kroch.

Und du stellst dich wieder bebend in den Sturm,

in den heißen Wirbel, und du spürst,

wie er stürzt, dein ach so hoch gebauter Turm

aus Kristall, spürst, wie du dich dann verlierst.

Und dann sinkst du. Tief und tiefer scheint dein Fall

in die Stille deiner Seelenwelt.

Bis du merkst, du schimmerst überall.

Bist in einen Wind aus Licht gestellt.