Inhalt

  1. Cover
  2. Hexenasche
  3. Briefe aus der Gruft
  4. Vorschau
  5. Impressum

Hexenasche

von Oliver Müller

In der Nähe von London, 1678

Jessica Wallingham saß mit angewinkelten Beinen auf dem dreckigen Stroh, das ihr als Nachtlager diente. Es war faulig und stank erbärmlich, ebenso wie der Eimer in der Ecke, den man ihr für ihre Notdurft gelassen hatte. Als man sie in die Zelle gebracht hatte, hätte sie nicht gedacht, dass sich ein Mensch an so etwas gewöhnen könnte. Doch nach Wochen in der Zelle nahm sie den Geruch ebenso kaum noch wahr wie das Fiepen der Ratten, mit denen sie sich die Kerkerzelle teilte.

Es war ihr egal. Dies war ihre letzte Nacht hier drinnen. Morgen früh würde man sie und ihre beiden Mitgefangenen aus der Zelle holen und zum Richtplatz fahren. Wenigstens brauchte sie sich das Gejammer der anderen beiden dann nicht mehr anzuhören ...

Wenn sie nach links blickte, sah sie Susan Connor. Die Frau mit den jetzt kurz geschorenen grauen Haaren war so alt, dass sich eine Hinrichtung eigentlich kaum noch lohnte. Sie musste mindestens siebzig sein, wenn nicht älter.

Die alte Vettel starrte apathisch in die Luft, der Blick in den vom Weinen verquollenen Augen war leer. Stumm sah sie ins Nichts. Fast hätte Jessica ausgespien, so angewidert war sie von der so offen zur Schau gestellten Schwäche.

Ganz anders zeigte sich Beverly Worthington, die in der Zelle auf und ab marschierte und dabei wort- und gestenreich ihr Leid klagte.

»Verbrennen. Sie werden uns verbrennen. Herr im Himmel, hilf uns doch!«, flehte sie und rang dabei die Hände.

»Du hast auf das falsche Pferd gesetzt, Worthington!«, zischte Jessica, als die schlanke Frau mal wieder an ihr vorbeilief.

Beverly Worthington blieb direkt vor ihr stehen und blickte auf sie herab. Auch ihre Augen waren vom Weinen gerötet. Sie ballte die Hände zu Fäusten, wütend starrte sie Jessica an. Die grinste hämisch zurück.

»Wie kannst du es wagen in der Nacht vor deinem Tod den Herrn zu verleugnen?«

Jessica lachte auf. »Er interessiert mich nicht, dein Herr.« Das letzte Wort spie sie förmlich aus.

Die leicht gebeugt über ihr stehende Frau schlug ein Kreuzzeichen. »Du bist wirklich eine Hexe, Wallingham! Es ist nur gerecht, dass sie dich dem Feuer übergeben.«

Jessica sprang auf. Innerhalb eines Sekundenbruchteils stand sie so dicht vor ihrer Zellengenossin, dass diese vor Schreck aufschrie.

»Vielleicht hast du recht, Beverly«, sagte sie betont freundlich. Sie stieß die ihr gegenüberstehende Frau mit flachen Händen zurück. »Aber das gibt dir nicht das Recht, über mich zu urteilen! Niemand hat das!« Den letzten Satz schrie Jessica.

Mit einem lauten Knacken wurde das Metallschloss in der einzigen Tür zum Kerker geöffnet. Der Schlüssel drehte sich im Schloss, dann wurde die mit Metallbeschlägen verstärkte Holztür quietschend geöffnet. Fackelschein fiel vom Gang her in die nur schwach beleuchtete Zelle.

Im Türeingang stand ein bulliger Mann, sein Schatten fiel auf den Boden. »Was ist hier los?«, rief er und trat einen Schritt vor. Mit einem Blick erfasste er die Situation. »Wallingham, natürlich steckst du wieder einmal dahinter. Aber morgen ist es vorbei mit diesem Ungehorsam!« Der Mann lachte gehässig auf.

»Halt deinen Mund, Turner!«, zischte die Angesprochene.

Der Kerkerwächter wollte in das Verlies stürmen, aber jemand hielt ihn zurück. Erst jetzt bemerkte Jessica den zweiten Mann, der hinter Jonathan Turner stand. Er war so schmal, dass er sich ohne Probleme hinter ihm hatte verstecken können. Dazu kam seine dunkle Kleidung, die ihn mit den Schatten förmlich verschmelzen ließ.

»Ein Pfaffe!«, stieß sie aus und lachte.

»Mein Name ist Father Lester. Ich bin gekommen, um das letzte Gebet mit euch zu sprechen. Möge es eure Seelen erleichtern, auf das euer Weg weniger beschwerlich wird.«

»Ihr widert mich an«, zischte Jessica Wallingham.

»Wag es nicht ...«, setzte Turner an und holte bereits aus, doch der Geistliche, ein nicht mehr ganz junger Mann mit spärlichen Haaren auf dem Kopf, hielt ihn erneut zurück.

»Beschmutzt nicht eure Hände an diesen Sünderinnen, Mister Turner. Sie werden morgen ihre gerechte Strafe erhalten. Danach mag der Allmächtige in seiner allumfassenden Weisheit über sie richten. Es ist nicht die Zeit für weitere Pein, dies ist die Stunde des Gebets und der Beichte.«

Turner zögerte, dann schnaubte er auf. »Ich hole euch in einer halben Stunde. Solltet ihr eher hinauswollen oder etwas vorfallen, so ruft.« Bei diesen Worten sah er Jessica Wallingham an. »Ich bleibe in der Nähe.«

»Ja, verzieh dich, Turner«, rief Jessica ihm hinterher. »Sonst muss ich noch beichten, was du mit uns getan hast.«

Der Wärter zuckte zusammen. Dann winkte er ab, verließ die Zelle und warf die Tür ins Schloss.

Als hätte Beverly Worthington nur darauf gewartet, dass der Wächter verschwand, stürzte sie auf den Priester zu. Der zuckte zurück, doch die Gefangene warf sich vor ihm auf die Knie, umklammerte seine Hand und küsste sie. »Bitte, Vater, ihr müsst mir helfen! Ich bin unschuldig. Ihr müsst mir glauben. Bitte, bitte ...«, schluchzte sie.

»Bitte, bitte«, äffte Jessica sie nach und verdrehte die Augen.

»Vertrau dich dem Herrn an. Er wird dir beistehen«, sagte der Kirchendiener in Richtung der Knieenden. Dann richtete der Geistliche den Blick auf Jessica. »Auch du solltest dein Herz öffnen und den Heiligen Vater um Vergebung bitten, meine Tochter.«

Jessica hielt dem Blick mühelos stand. Ihr Gesicht verzog sich zu einem geringschätzigen Grinsen. »Dein Herr kann mich mal kreuzweise!« Sie drehte sich um, beugte sich vor und streckte dem Priester ihr Hinterteil entgegen. »Da kann er zeigen, ob er doch besser ist als der Teufel.«

»Du trägst wahrhaftig den Satan im Leib, Weib! Für dich und deine Seele besteht keine Hoffnung mehr.«

Jessica Wallingham lachte auf. Sie drehte sich um und kam langsam auf den Geistlichen zu. Obwohl der bemüht war, sich nichts anmerken zu lassen, bemerkte Jessica seine Nervosität. Der unstete Blick, das Zucken des Augenlids. Fast meinte sie, seine Angst riechen zu können. »Sag das der kleinen Schlampe zu deinen Füßen, Pfaffe.« Kurz blickte sie zu Susan Connor hinüber. »Die Alte kriegt eh nichts mehr mit. Die Folter hat ihren Geist verwirrt.«

»Die peinliche Befragung diente nur der Findung der Wahrheit und ...«

Weiter ließ Jessica Father Lester nicht kommen. »Befragung? Folter ist es!«, schrie sie. Mit der linken Hand schob sie den knöchellangen Ärmel ihrer Gefangenentracht, die nicht mehr als ein geflicktes Lumpenhemd war, hoch. Der Arm war übersät mit Wunden, die meisten schlecht verheilt aufgrund mangelnder Versorgung. »Sieh dir die Zeichen deiner Gerechtigkeit an. Die Spuren, die die Suche nach Wahrheit an mir hinterlassen hat. Sie haben mich geschlagen und verbrannt. Mein ganzer Körper sieht so aus.«

Jessica hob den Arm an und brachte ihn dicht vor das Gesicht des Priesters, in dem es arbeitete. Seine Kiefer mahlten, der Blick zuckte hin und her.

»Die Wege des Herrn mögen ...«

»Halt einfach dein Maul, wenn du nicht noch vor mir sterben willst, Pfaffe!«, zischte sie eiskalt.

Father Lester riss die Augen auf. Er entzog der immer noch leise jammernden Beverly Worthington mit Mühe die Hand. Mit angstvoll verzerrtem Gesicht wich er zurück zur Tür, gegen die er hart mit der Faust schlug.

»Turner! Öffnet die Tür! Schnell!«, rief er.

»Ja, verschwinde! Ich brauche dich nicht. Dich und deinen Herrn nicht. Denn eins verspreche ich dir, Priesterlein. Der Satan wird seine Tochter nicht vergessen. Er wird mich befreien und zu sich holen. Und danach holt er vielleicht dich.«

»Turner! Wo bleibt ihr denn? So eilt euch doch, um Himmels willen!«

Die letzten Worte hatte der Priester flehend ausgestoßen. Die Kulisse war zusammengebrochen, nun zeigte er seine Angst.

Die Tür wurde geöffnet. Sofort drängte der Geistliche sich an dem Wärter vorbei.

Jessica lachte laut auf. »Ja, lauf nur! Vor meinem Herrn kannst du nicht davonlaufen. Der Teufel kriegt euch alle!«

Jonathan Turner schlug die Tür zu. Zurück blieben drei zum Tode verurteilte Frauen. Eine weinend und klagend, die zweite apathisch, die letzte triumphierend lachend.

Irgendwann waren Beverly Worthington und Susan Connor eingeschlafen. Jessica hörte die gleichmäßigen Atemzüge. Sie selbst lag auf ihrem Lager und fand keine Ruhe. Die Selbstsicherheit, die sie vor dem Geistlichen und ihren Mitgefangenen zur Schau gestellt hatte, war mehr Fassade, als sie sich selbst eingestehen wollte. Und mit jeder verstreichenden Sekunde bröckelte sie weiter.

»Satan, hilf deiner Dienerin«, flehte sie leise, kaum die Lippen bewegend.

Würde der Teufel sie wirklich erhören? Sie hoffte darauf, doch bisher hatte der Herrscher über die Dämonen sich nicht gezeigt. Langsam lief ihr die Zeit davon. Es war ihre letzte Chance.«

»Satan, bitte erhöre deine Tochter«, sprach sie das höllische Gebet weiter.

Wenn er nicht kam, würde sie morgen in den Flammen umkommen.

Sie versuchte, den Gedanken an den qualvollen Tod zu verdrängen, aber es gelang ihr nicht.

»Satan, ich flehe dich an. Meine Seele gehört dir, wenn du mich rettest«, flüsterte sie.

Wie spät war es? Wie viele Stunden blieben ihr noch? Es musste bereits mitten in der Nacht sein. Die Hinrichtung war für Sonnenaufgang angesetzt.

»Hol mich in dein Reich, dunkler Herr.«

Ein böses Kichern erklang. Jessica zuckte zusammen. Waren Beverly oder Susan erwacht und hatten sie belauscht? Die durchgedrehte Connor hatte manchmal so gekichert. Jessica blickte hinüber zu den beiden Frauen. Keine von ihnen regte sich, sie lagen noch dort wie vor wenigen Augenblicken. Im schwachen Licht der Fackel erkannte Jessica, wie sich die Brustkörbe regelmäßig hoben und senkten. Nein, keine ihrer Leidensgenossinnen hatte über sie gelacht. Wer dann? Sie war sich ganz sicher, es gehört zu haben.

Bevor sie sich weiter fragen konnte, ob die Angst ihr schon Streiche spielte, wiederholte sich das Kichern. Diesmal eindeutig näher.

»Kannst du mich nicht sehen, kleine Jessica?«

Die Anrede ärgerte sie, aber die Umstände sorgten dafür, dass sie ihren Ärger hinunterschluckte.

»Zeig dich!«, forderte sie und versuchte dabei, ihrer Stimme einen festen Klang zu geben.

Die Fackel an der Wand flackerte, die Schatten in der Jessica am nächsten gelegenen Ecke schienen zu düsterem Leben zu erwachen. Etwas löste sich aus ihnen und trat langsam hervor. Eine Person. Sie ging gerade so weit, dass man das Gesicht erahnen konnte, der Rest blieb im Dunkel verborgen.

»Wer bist du?«, fragte Jessica.

Sie hatte die Frau noch nie gesehen, dessen war sie sich trotz der schlechten Sichtverhältnisse sofort sicher.

Die Unbekannte kicherte abschätzig. »Du kennst mich nicht?«

Jessica schüttelte den Kopf. »Hätte ich sonst gefragt?«

Erneut lachte die ihr fremde Frau. Es klang böse und hinterhältig. »Wenn du bist, was du vorgibst zu sein, solltest du mich aber kennenlernen, kleine Jessica.«

»Nenn mich nicht ...«

»Wenn du den nächsten Tag überleben willst, hältst du jetzt einfach deinen Mund und hörst mir zu, verstanden?«, unterbrach die unheimliche Besucherin sie barsch.

Etwas in der Stimme der Frau ließ die Gefangene verstummen. Sie fühlte instinktiv, dass es besser war, ihr zu gehorchen. Anscheinend deutete ihr Gegenüber ihr Schweigen als Zustimmung, denn sie nickte huldvoll.

»So ist es gut. Also, hör mir zu. Du hast den Satan angefleht, dir zu helfen, und er hat dich erhört.«

Jessica konnte kaum glauben, was sie da hörte. Sollte diese Frau etwa der Teufel sein? Nein, das traf wohl nicht zu. Oder? Immerhin wusste sie, dass der Satan in vielerlei Gestalt auftrat, um die Menschen zu verwirren. So hatte es schon der Pfarrer in den Predigten immer behauptet, als sie noch ein Kind gewesen war.

Fasziniert hatte sie ihm gelauscht und sich mehr und mehr für den Teufel interessiert. Der Satan vermochte vieles. Warum also nicht auch als Frau zu erscheinen?

Jessica beugte sich etwas vor und kniff die Augen leicht zu, um besser sehen zu können, doch es half kaum. Das Einzige, was sie erkannte, waren lange schwarze Haare, die unter einer ebenso dunklen Kapuze hervorquollen und zu beiden Seiten ein Gesicht einrahmten, das weiter in der Dunkelheit lag.

Dann machte die Fremde einen großen Schritt in ihre Richtung und beugte sich ebenso vor. So geriet ihr Gesicht in den Schein einer weiteren Fackel.

Jessica zuckte zusammen, als sie in das Gesicht blickte. Das lag nicht an dem zynischen Ausdruck, der sich auf dem Gesicht mit den hohen Wangenknochen und den dunklen Augen abzeichnete, sondern an dem, was der Frau aus der Stirn wuchs.

Zwei grüne, fast unterarmlange Schlangen zuckten unablässig vor und zurück. Aus ihren geöffneten Mündern schossen die gespaltenen Zungen hervor.

Die Fremde lachte, wobei sie den Mund aufriss und spitze Vampirzähne präsentierte.

Jessica zuckte zurück.

»Überrascht?«, fragte die Fremde.

Jessica nickte, obwohl sie es nicht wollte.

»Wer bist du?«, fragte sie. »Der Teufel?«

»Nein. Aber ich diene ihm. Ich bin Wikka, die Anführerin der Hexen.«

Sie hatte kaum ausgesprochen, als auf ihrem dunklen und dennoch teilweise durchsichtigem Umhang, der ihren Körper verhüllte, ein Siegel aufflackerte. Grünlich leuchtete es auf. Das Licht wirkte unecht und falsch auf Jessica. Als wäre es dunkel statt hell.

»Hast du es gesehen, Jessica? Es ist das Siegel des Teufels. Ich darf es tragen und in seinem Namen handeln. Und er hat mich mit großer Macht ausgestattet.«

Fasziniert starrte die Verurteilte auf das Symbol, das nun pulsierte, als wäre es ein schlagendes Herz.

»Küsse das Siegel als Zeichen deiner Unterwerfung unter die Macht des Herrschers der Hölle«, forderte Wikka.

Jessica nickte und kam auf Knien näher gerutscht. Vorsichtig presste sie ihre Lippen auf den Stoff und küsste das höllische Zeichen.

»So ist es gut«, lobte Wikka. »Du hast dich auf die richtige Seite gestellt. Der Teufel lässt seine Dienerinnen nicht im Stich. Er hat mich geschickt, um dir zu helfen.«

»Du wirst mich retten?«, fragte Jessica hoffnungsvoll.

Wikka musterte sie von oben herab. Der zynische Gesichtsausdruck verschwand nicht, als sich ihre Mundwinkel zu einem Grinsen verzogen. »Auf gewisse Art und Weise werde ich das tun, ja. Aber nicht ich bin es, sondern Asmodis. Vergiss das nie!«

»Danke! Danke, Wikka! Danke, Asmodis!«

Jessica sah zu ihren Mitgefangenen. Sie fielen ihr erst jetzt wieder ein. Hatten sie von alldem nichts mitbekommen? So laut, wie sie ihre Rettung bejubelt hatte, hätten sie erwachen müssen.

Als hätte Wikka ihre Gedanken erraten, schüttelte sie den Kopf. »Selbst wenn sie jetzt erwachen, sie können uns nicht hören. Dafür habe ich gesorgt. Es war kein Problem für mich, sie zu beeinflussen.«

Beeindruckt riss Jessica die Augen auf. Diese Frau schien die Macht zu haben, nach der es ihr immer verlangt hatte. Alles in ihr schrie danach, so zu werden wie sie. Vielleicht konnte sie von ihr lernen. Und dabei dem Teufel dienen. Sie war bereit, alles dafür zu tun. Aber dazu musste sie hier raus und überleben. Das sagte sie Wikka auch.

Die Anführerin der Hexen nickte.

»Keine Sorge, das wirst du. Höre meinen Plan. Sie werden dich morgen früh aus der Zelle holen und zum Richtplatz bringen.«

Jessica zuckte zusammen. Beschwichtigend hob Wikka die Hand.

»Hab keine Angst. Die Macht des Teufels wird dich schützen.«

»Wie?«

»Vertraust du ihm nicht?«, fauchte Wikka. »Zweifelst du an der Macht deines Meisters?«

Ihr Gesicht schien grün aufzuleuchten, so wie das Siegel des Satans vorhin.

»Nein! Nein, Wikka, natürlich nicht. Ich vertraue ihm blind.«

»Dann ist es gut.«

»Ich frage mich halt nur, wie es geschehen wird«, traute Jessica sich noch eine kleine Nachfrage.

»Das wirst du schon merken.«

Mehr sagte Wikka nicht, und Jessica traute sich nun nicht mehr, weiter nachhaken.

»Leg dich jetzt schlafen«, befahl Wikka. »Vertrau einfach auf die Macht des Satans.«

Es waren ihre letzten Worte. Langsam ging sie rückwärts und verschmolz mit den Schatten. Dann war sie verschwunden.

Jessica spürte, dass sie nicht mehr da war. Die Präsenz der unheimlichen Frau war nicht mehr zu fühlen.

Ein Lächeln schlich sich auf Jessicas Lippen. Morgen würde das mordlüsterne Volk eine große Überraschung erleben. Während Susan und Beverly in den Flammen starben, würde der Teufel sie retten. Und dann würde sie sich an ihnen rächen!

Zufrieden legte sie sich auf das faule Stroh und schloss die Augen. Sekunden später war sie eingeschlafen.

Heute

Linda Escot stieß einen ersticken Schrei aus. Ihr Herz raste von einem Moment auf den anderen, als hätte sie pures Adrenalin injiziert bekommen.

»Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Miss?«

Der Mann stand direkt vor ihr und blickte besorgt auf sie hinunter. Er hatte etwas gesagt, doch die Worte hatten keinen Sinn für sie ergeben. Zu sehr peinigte sie die Angst. Aber warum und vor was hatte sie solch eine Furcht?

Es schien, als würde sie gar nicht in die Wirklichkeit zurückfinden. Ihr Herz schlug noch immer gegen die Rippen, als wollte es sie sprengen.

Sie blickte an dem Mann, der sicher schon das Rentenalter erreicht hatte und eine für das warme Wetter viel zu dicke Jacke trug, vorbei. Ihr brach schon bei dem Anblick der Schweiß aus. Sie fuhr sich über die Stirn. Tatsächlich war sie schweißnass. Strähnen ihres braunen Haars klebten daran. Sie strich sie aus den Augen und sah sich um. Wo war sie?

Es sah aus, als wäre sie in einem Park. Ein Kiesweg führte gewunden zwischen Rasenfläääßüüüö