Paul Riedel
Die Heilerin
Das Licht
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Inhaltsverzeichnis
Titel
Vorwort
Das Licht
Das Dunkel
Das Grauen
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Impressum tolino
Den Wunsch Menschen mit der Kraft des Geistes zu heilen ist ein der älteste Glauben der Menschheit. Mythologien haben bereits darüber berichtet und auch Überlieferungen verschiedener Art und Völker bestätigen, dass der Kraft des Gebets eine lange Tradition in unsere Gesellschaft hat. Diese Tradition ist jedoch keine Bestätigung für dessen Wirksamkeit.
Götter die Heilkraft besessen sollten waren auch zahlreich, wie auch ineffektiv. Es ist nun Mal die Tatsache, dass man den Tod nicht entkommen kann, egal wie viel man betet. Es ist auch unvermeidlich, dass andere Spezies in unsere Umwelt wachsen und Macht übernehmen, wie zum Beispiel Bakterien und Viren, die fast die gesamte ursprüngliche Population der Amerikas und auch die alte Fauna unsere Nacheiszeit vernichtet hat.
Entgegen diese edlen Wunsch steht uns die Wirklichkeit, die zu Mal sehr grausam ist, und den Erkrankten aus unserem Leben mit dem Tod wegnimmt.
Müttern die dem Verlust ihre Kinder beklagen, oder Ehefrauen den Schutz für ihre Männer beten erfüllen viele Romane und leider auch unzählige wahren Berichte. Aber was geschieht mit Personen die irgendwann erkennen, dass der so sehr gewünschten Kraft nur einen Wunsch, aber keine Wirklichkeit ist?
Bereits in Brasilien, wo ich meine Jugend verbrachte, begegnete ich enttäuschte Gläubigen, die sich weigerten einen Arzt zu suchen und dann dem eigenen Tod nicht mehr entkommen könnten. Die Weigerung von Impfungen an Kindern ist immer noch bei einige Evangeliker Zweige vorhanden. Sogar an einige Kirchen, die aktuell berichtet wird, dass ein Selbstheilungspastor von Ärzten dann operiert wird.
In viele Ländern werden sogar noch heute Handauflegen und Kräuter ins Feuer geworfen als Wunsch der Heilung zum Teil von Krankheiten, deren Existenz ebenso erwiesen sind, wie deren Heilung. Jegliche Verbesserung die einen Arzt dann erreicht wird irgendeinem Gott gefeiert, aber der Arzt erlebt selten das gleichen Lob.
Ob einem Gott gibt, ob dieser einen Mensch zuhören kann, sind Fragen, die ich niemals zu beantworten wagen würde. Mir ist ehrlich nicht mal klar, ob eine solche Frage existieren darf.
Jedoch mir ist klar, dass die Wahrnehmung der Mensch geschärft werden muss um die Wahrheit zu erkennen, bevor diesen Jemand zu einem unvermeidbaren Leidensweg ins Leben führen kann.
Keinen schönen Tag musste man beim Anblick des Himmels zugestehen. Der Regen kam und ging in unregelmäßige Zeitabstände. Der nasse Boden war selten an den Vormittag trocken geworden und Pfützen waren in ganzen Weg auf der Lauer nach Fußgänger die sauberen Hosen noch trugen. Fahrradfahrer zischten in Eiltempo an den trapsenden Fußgänger und gaben diese das Wasser aus dem Regen, die sie so sehr sich bemühten zu vermeiden.
Fenja war bereits bis zum Knie nass und ihren Schuhen waren für den Tag offensichtlich falsch gewählt. Es waren Sommerschuhen und haben eine weiche und luftdurchlässige Sohle, die mittlerweile an den Seiten die Nähte aufgaben. Sie hoffte, sie würde bald das Unterrichtsgebäude erreichen, bevor sie Barfuß wird. Sie überlegte kurz, ob und wann sie neue Schuhe kaufen dürfte, weil diese Schule ihr das letztes Geld abverlangte.
Sie hielt kurz um die Linkeschuhe, die scheinbar an der Seite aufgegangen war, zu prüfen. Während sie den Kopf nach unten beugte, verlor sie das Gleichgewicht über die Mappen mit Unterrichtsmaterial und alles rutschte zum Boden.
„Verfluchte nochmal.“ Sie vergaß jegliche Höflichkeit und fluchte so laut, dass zwei Passantinnen sogar zur Seit sprangen, anstatt sie in dieser Lage zu helfen.
Nach sechszehn Monate Ausbildung bei verschiedene Meistern wollte sie bald ein Abschluss haben, damit sie die ersten Patienten empfangen könnte. Sie war nicht pingelig, aber ihr Geld war fast alle und irgendwann musste sie ihre Bestimmung nachgehen.
Vier Blättern entzogen sich ihr Griff und flogen mit dem Wind einige Meter weiter. Doch das Gewicht des Wassers brachte die flüchtende Blättern zum Fallen. Fenja borgte die nasse Stücke hoch und überlegte, wie sie diesen Chaos vor dem Vortrag säubern sollte.
Mit alle Unterlagen gesammelt, schloss sie ihren Regenschirm und gab den Widerstand gegen den Regen auf. Ihre rotblonde Haaren sahen unter diesem Wetter dunkelbraun aus. Das Wasser drückte auch alles zusammen und der zuvor schön frisierten Haarpracht, sah wie eine alten Besen aus.
„Soll ich dir helfen?“ Fragte eine Mitschülerin und ohne auf einer Antwort abzuwarten, schnellte sie zur Tür. „Bis Gleich.“ Gab sie hinter sich und Fenja könnte kaum ein Fluch aussprechen, noch für diese Vorgeben Hilfe leisten zu wollen eine passende Antwort zu formulieren. Es war nicht ihr Tag und es schien, als würde alles ihr auf die Nerven zu gehen.
Sie kam an dem Eingang und wartete zwei Minuten, bis das meiste Wasser des Regens aus ihr Kopf und Mantel herabfloss.
Die kühle Lichter im Inneren des Gebäudes wirkten grau und der schmutzige Boden erinnerte an einem reinigungsfälligen Hühnerstall. Dreck, Schlamm und Wasser waren überall besprenkelt. Sicher es fehlte noch den Duft nach Hühnerkot, was Fenja fast zum Lachen brachte, bei der Gedanke, ihre Mitschülerinnen gleich zu treffen.
Sie organisierte der beschädigten Unterlagen und suchte nach etwas Würde in diesen Zustand und schellte an der Tür. Der unangenehme Sirenenton folgte automatisch und diese hätte nicht billiger klingen können. Das war der gewöhnlichen Zikaden Ton und der Tür automatisch den Türöffner anmachte.
Sie betrat den Raum und es waren bereits ihre anderen Kolleginnen da und warteten bis zum Beginn des Unterrichts.
„Oh mein Gott.“ Sagte die Frau, die Fenja ohne Hilfe zu leisten an ihr vorbeiging.
„Tut mir leid, Liebes. Ich fragte ob du Hilfe benötigst und dann klang mein Handy und ich verlor die Kontrolle und vergaß deine Antwort abzuwarten.“ Ein vermodertes Lächeln von das falsche Misststück folgte und Fenja wünschte es wäre erlaubt die Kollegin einen Tritt zu verpassen.
„Ach was.“ Fenja fächelte die Hände in der Luft. „Ich bin stark und kann mich selbst helfen. So ist unser Motto, nicht wahr?“ Ein andere Antwort fällte ihr nicht ein.
Neben der Ausbildung durchfuhren alle Teilnehmer oder besser gesagt Teilnehmerinnen, weil keinen Mann mehr in den Kurs war, eine sprachliche Umschulung. Sie dürften sich nicht beklagen oder Hilfe suchen, weil sie für Hilfe für andere sorgen sollten. Das hatte neurolinguistische Gründe, erklärte mal eine der Lehrerinnen. Kurz fiel Fenja auf, dass in dieser Schule schien die Welt nur aus Frauen zu bestehen.
Fenja machte sich öfters über diese Umformung ihre Sprache und der ständigen Gesellschaft von fast ausschließlich Frauen Gedanke. Auf einmal dürfte sie nicht mehr mit ‚Gruß Gott‘ begrüßen, aber mit ‚Ein heilsamer Tag, wünsche ich dir.‘. Es kam ihr etwas gestellt, aber wie die Lehrerin erklärte, positive Gedanken waren auch ein Teil dem Profil einen guten Profi, und das war sie bestimmt. Bestätigte sich Fenja sich selbst in Gedanken.
Alle Frauen in den Kurs noch waren, waren etwas oberflächlich und einige sprachen fast zu sehr über ihr intimstes Empfinden, aufgrund fehlende Männern im Raum. Diese Diskrepanzen machten Fenja zum Teil schwer sich dort zu orientieren.
An diesem Tag sollte einen Vortrag von einer großen Expertin die in dieser Schule ausgebildet wurde stattfinden und alle schienen in voller Erwartung zu sein.
Obwohl alle wie Schaffe die sprachlichen Anweisungen nachfolgten und versprachen besonders der Umwelt gerecht zu leben, sah Fenja wie Plastikbechern sich in der Mülltonne mit zum Teil halb getrunkenen Tee füllte. Sie brachte immer ihre eigenen Becher und mied meistens Teebeutel. Sie brachte ihren selbstgebrühten Tee und nahm nie Zucker. Wie sie gelernt hat, war Zucker ein der schlimmsten Gifte der modernen Gesellschaft.
Der Dampf von den verschwitzten Körpern der sechszehn Frauen im Raum verdünstete und mischte sich mit der Feuchtigkeit des Regens und beschlug den Fenstern merkbar.
„Macht Jemand bitte den Fenstern auf?“ Schrie die Kursleiterin, als sie die Tür zum Vortragsraum aufschlug.
„Hier dampft mehr als im Fitness.“ Sie fächelte sich etwas Luft in eine sehr dramatische Vorstellung von Atemnot.
„Willkommen zum heutigen Vortrag. Tretet ein und bitte nehme Platz leise und geordnet. Bitte keine Orgie von rasselnden Stühle. Denkt an den neuen Boden und unseren Nachbarn unten.“ Die Schulleiterin ist mehrmals als Geizkragen aufgefallen und das neue Parkett war bestimmt sehr teuer und es schien die Schule gut zu gehen.
Fenja malte sich in Gedanken, wie ihre Praxis sein wird. Elegante Stühle, moderne Kunst als Dekor, nicht das billige vom Baumarkt und ein guter Teppich. Sie wollte keine extremen Parteiverkehre. Sie wünschte sich ein ausgewählter Kundenkreis, die für ihre besonderen Leistungen, sie entsprechend bezahlten.
„Fenja, Liebes.“ Das lange E füllte den Raum. Die Schulleiterin hielt viel von ihr und reservierte einen Platz ganz vorne für sie.
„Deine Praktikumsplatz in meine Praxis wurde genehmigt. Aber das Praktikum würde von sechs auf acht Monate geändert, weil wir jetzt ein weiteren Fach aufgenommen haben. Es wird dir Spaß machen, da bin ich sicher. Setz dich.“ Die Luftküsse folgten und Fenja nahm fast geschämt Platz ein. Um korrekt zu sein, es war nicht der Praxis der Schulleiterin, aber eine Praxis wo sie Mitglied war.
Celina, wie die Schulleiterin in das Schulzimmer bekannt war, nannte sich bei Klienten Schwester Celina. Sie meinte, durch den Titel würde sie ein gesunder Abstand zwischen Betreuer und Klienten schaffen. Einige munkelten, dass sie lediglich dies als Show benutzte und boshafteren nannten sie eine Betrügerin, aber sie war sehr fachkundig nach Fenjas Meinung.
„Liebe Teilnehmerinnen, heute führen wir hier im Agatha-Zentrum den letzten Vortrag zu unserer Ausbildung. Das Ergebnis der letzten Prüfung ist auch fertig von den Lehrkräften eingetrudelt und ab Montag seid ihr für eure Praktikum vorbereitet. Wer noch keine Praktikumsstelle gefunden hat, soll sich bei Sybille, meine Assistentin melden.“ Einige der Damen waren bereits zu diesem Zeitpunkt etwas gelangweilt und die Leiterin war bekannt für ihre langen und kunstvollen Einleitungen.
„Bevor ich das Wort weiterreiche…“ Ein Handy klingelte. Ihre Augen verwandelten sich in zwei Funken aus Feuer und Glut, der jegliches Handy zum Schweigen bringen könnten.
„Sorry. Das war mein Mann.“ Entschuldigte sich eine der Teilnehmerinnen.
„Welche davon?“ Es folgten Gelächter in ansteckender Form die sich weiter aufsteigt, bei jede der Frauen der in diese Welle miteinstiegen. Offensichtlich war diese Frau für ihren lasziven Umgang mit neue Liebhaber zu weit als Klatsch verbreitet.
„Bitte Ladies. Wir sind Erwachsen.“ Sie hob ihre Hände und forderte Ruhe. Als das letzte Lachen schwieg setzte sie fort.
„Es waren wunderbare Achtzehn Monate gewesen und ich habe mich auf jede von Euch gefreut. Eure Abschlussnoten sind auf das Zertifikat eingetragen und wir haben jetzt nur einige Fachvorträge für Euch.“
Einige suchten weiterhin etwas in ihren Taschen. Eine Gewohnheit, die bei manchen Menschen keine Begründung hat, aber in einem Vortrag sehr stört.
„Könntet ihr bitte die Suche in euren Taschen und die Handys eine Pause gönnen?“ Forderte Celina auf.
Die Frage war an einige Damen gerichtet, die von alle Seiten dann streng angeschaut wurden.
„Die meisten von Euch haben eine Praktikumsstelle bekommen. Leider diejenige, die dem Examen nicht geschafft haben, müssen kurz nachsitzen.“
Es war bekannt, dass mit dem Praktikum die meisten keinen Cent zu sehen bekommen und nur die Wenigsten können daraus tatsächlich ein Einstieg im Beruf gewinnen, aber es war eine Möglichkeit, die keine der Teilnehmerinnen verpassen wollte.
Die begehrteste Stelle war in der Praxis von Celina. Sie selbst war in mehrere Städte unterwegs und so blieben viele Kunden für die Praktikantinnen übrig.
Es folgten über sechzig Minuten an einem Vortrag über Marketing für Praxen und die meisten der Teilnehmerinnen nahmen zwar Notizen auf, aber wirklich verstanden haben nur die wenigste. Das Thema war zwar nicht schwer, gestand Fenja sich selbst ein, aber es stand fern von der Natur diese Frauen, sich mit eine so weltliches Thema wie diese zu beschäftigen. In den letzten Vortrag über Buchführung sind auch die meiste nach der Hälfte des Vortrags weggegangen.
Da an diesem Tag die Zertifikate am Ende des Vortrages an den Teilnehmerinnen überreicht werden sollte, wagte keine sich abzumelden.
Es folgten die lange erwartete Übergabe der Zertifikate und dann sprach Celina das Schlusswort.
„Nun. Nach dem Praktikum seid ihr dann ausgebildete Heilerinnen. Die Welt ist dann offen für euch. Geht und heilt alle die unsere Hilfe benötigen.“
Die Damen waren sehr angetan und grüßten sich freundlich gegenseitig.
Nun, das war das letzte Mal, dass sie sich nicht als Konkurrentinnen begegneten.
Menschen bewegten sich in Eile mit Einkaufswagen oder Einkaufskorbe in alle Richtungen. Der unangenehme Duft von frischen Fleisch mischte sich mit der Süße von Eiscreme aus der Kühltruhe und zwangen jeden Vegetarier zur Flucht aus der Abteilung.
Vegetarier haben eine empfindliche Nase und reagieren auf solche Dünste nicht besonders positiv. Stellte Annelise an diesen Donnerstag fest.
Anneliese war mal eine erfolgreiche Verkäuferin und viele haben ihr Geschick im Beruf gekannt und gelobt. Doch der Ruhm endete schneller als der lange Weg, den sie mit dem Aufbau einer Karriere durchschriet.
Seit ihrer Diagnose von Darmentzündung vor zwei Jahren litt sie an den Folgen eine allergische Reaktion an eine Antibiotika. Es war am Anfang nur eine harmlose Entzündung und durch die falsche Behandlung haben sich verschiedene Bakterien in ihr Körper verbreitet und ihr Immunsystem fast lahmgelegt.
Sie fühlte sich schwach, aber trotzdem wollte sie nicht kampflos aus dem Leben scheiden. Sie ging ihr Haushalt nach und kaufte selbst ein. Ihr Mann zog aus der Wohnung vor mehr als ein Jahr aus. Er könnte die Krankheitsphase nicht gut überstehen und seine neue Liebhaberin munterte ihn sie zu verlassen. Leider für Anneliese, mit Erfolg.
In ihr Kopf kam wieder ein Schwall an negativen Gedanken, der nicht aufhören wollte. Sie überlegte, wie viele Jahren sie noch diesen Zustand aushalten sollte und rechnete das gewünschten Todesalter und kurz danach wiederlegte sie die Theorien, weil sie wieder unter der linken Brust ein kurzes Stechen spürte. Das könnte etwas bedeuten, dachte sie wieder.
Sie schaute in ihr Einkaufswagen und überlegte, wie ihre Salat heute aussehen sollte. Sie ist Vegetarierin geworden. Sie dürfte nur gekochtes essen, aber nichts Warmes. Es dürfte jeglichen Geschmack haben, aber nicht süß wie Rote Bete oder Süßkartoffel sein. Sie lenkte sich immer wieder mit solchen Gedanken von ihrem depressiven Anfluge ab.