Zurück im magischen Wald
Schwimmende Steine
Boggits an Bord
Silvia und ihre Schwestern
Reise zur Insel
Hilfe von oben
Eine wilde Jagd
Rosen und Törtchen
Tierpflegetipps
Mit besonderem Dank an Valerie Wilding
Für Ann Dymond und die Erinnerung an die Abende mit Jaime.
Zurück im magischen Wald
„Pieps! Pieps!“
„Papa!“, rief Lili Hart. „Die Entenküken haben Hunger.“
„Dann gib ihnen ein paar Körner“, antwortete ihr Vater, der gerade den Behandlungstisch säuberte, auf dem er verletzte Tiere verarztete. „Ich sehe sie mir gleich noch an.“
Lilis beste Freundin Jessi holte aus einer Futtertüte eine Handvoll Körner. „Ich helfe deinen Eltern so gerne“, sagte sie zu Lili. „Ich bin echt froh, dass wir beste Freundinnen sind.“
Lilis Eltern betrieben die Tierklinik Helfende Pfote in der umgebauten Scheune hinter ihrem Haus. Den Mädchen machte es großen Spaß, in der Klinik auszuhelfen oder die Tiere in den Außengehegen zu füttern.
Die Entenküken hatten die Körner schnell aufgepickt.
„Komm her, du kleiner Vielfraß“, sagte Herr Hart und setzte das erste Küken auf den Behandlungstisch.
„Was wird denn nun aus ihnen?“, wollte Jessi wissen.
„Wenn Papa meint, dass sie fit genug sind, dann werden wir sie wieder zurück zu der Stelle am Bach bringen, wo wir sie gefunden haben“, erklärte Lili. „Die armen Kleinen sind von ihrer Mutter verlassen worden. Sie waren ganz allein und sehr hungrig.“
„Federn – ausgezeichnet. Füße und Schnabel – prima. Gewicht – perfekt“, sagte Lilis Vater und setzte das Küken in eine Kiste. „Der Nächste, bitte.“
Lili reichte ihm vorsichtig das nächste Küken. Jessi hob inzwischen die dritte kleine Ente hoch.
„Die Federn sind so weich“, sagte Jessi und kuschelte das Entchen sanft an ihre Brust. „Werden sie denn allein genug zu fressen finden?“
„Aber sicher!“, erwiderte Lili. „Die letzten paar Tage haben sie auf unserem Teich verbracht. Sie haben Entengrütze gefressen, Gras, Würmer, Schnecken …“
„Igitt!“, sagte Jessi. Sie tat so, als müsste sie sich schütteln. Ihre blonden Locken wippten dabei hin und her.
Herr Hart lachte. „Für dich mag das eklig klingen, aber für die Enten ist es köstlich“, erklärte er. Er setzte das letzte Küken zu den anderen in die Kiste. „Also dann, ab im Entenmarsch!“
„Dürfen wir sie freilassen?“, fragte Lili.
„Bitte!“, bettelte Jessi.
„In Ordnung“, gab Lilis Vater nach. Er übergab Jessi die Transportkiste. „Du kannst die Box tragen. Lili zeigt dir die Stelle, wo wir die Kleinen gefunden haben. Viel Spaß!“
Sie machten sich auf den Weg zum Bach. Jessi ging ganz vorsichtig, damit die Kiste nicht unnötig schaukelte. Sie hörten die Entchen in der Box herumwuseln.
„Spaß haben wir doch immer, oder?“, fragte Lili lächelnd. „Vor allem seit wir Goldi getroffen haben.“
Goldi, die Katze mit dem goldfarbenen Fell, kam aus dem Wald der Freundschaft, einer magischen Welt, in der alle Tiere sprechen konnten. Sie hatte Lili und Jessi schon zweimal in ihr geheimes Reich geführt und sie hatten dort spannende Abenteuer erlebt. Beide Male hatten Lili und Jessi dabei geholfen, Griselda aufzuhalten. Die böse Hexe wollte den Wald für sich allein und versuchte mit allen Mitteln, die Tiere daraus zu vertreiben.
„Hoffentlich treffen wir Goldi bald wieder“, meinte Jessi.
Lili nickte mit ihrem dunklen Haarschopf. „Sie hat versprochen, uns zu suchen, sobald Griselda wieder auftaucht und Schwierigkeiten macht.“
Am Bach angekommen, setzten die Freundinnen die Entenküken behutsam in der Nähe der Trittsteine, die ans andere Ufer führten, ins Wasser.
„Sie sehen glücklich aus“, stellte Jessi fest.
Die Entchen schwammen hin und her, tauchten ihre Schnäbel ins Wasser, blieben aber immer dicht zusammen. Nach und nach wurden sie etwas mutiger und eines krabbelte sogar ans Ufer und rupfte etwas Gras.
Lili stand auf und klopfte ihr Kleid ab, da spürte sie plötzlich etwas Weiches an ihrem Knöchel. Sie blickte nach unten, weil sie dachte, ein Entenküken streife um sie herum. Aber stattdessen sah sie eine wunderschöne Katze mit goldfarbenem Fell und Augen so grün wie frische Salatblätter.
„Goldi!“, rief sie erfreut. „Du bist wieder da!“
Lili und Jessi streichelten die schnurrende Katze. Goldi schmiegte sich an die Beine der Mädchen, dann miaute sie und lief zu den Trittsteinen im Bach. Dort blieb sie stehen und drehte sich zu den Mädchen um. Die beiden wussten sofort, dass die Katze sie auf diese Art aufforderte, ihr zu folgen.
„Sie bringt uns wieder in den Wald der Freundschaft“, freute sich Jessi. „Komm!“
Sie liefen Goldi hinterher, überquerten den Bach und kamen zur großen Wiese, auf der eine riesige, abgestorbene Eiche stand. Als die Katze sich dem Baum näherte, erwachte dieser zum Leben. Frische grüne Blätter wuchsen an den Zweigen und duftende Blüten kamen zum Vorschein. Die Mädchen hatten dieses Wunder schon zweimal erlebt, dennoch betrachteten sie die Eiche wieder voller Erstaunen.
Goldi blieb direkt vor dem Baum stehen und berührte mit ihrer Pfote jene Stelle am Stamm, an der einige Wörter eingeritzt waren.
Die Mädchen wussten, dass sie die Worte gleichzeitig und laut aussprechen mussten.
Lili und Jessi hielten sich an den Händen und sagten wie aus einem Mund: „Wald der Freundschaft!“