Inhalt

  1. Cover
  2. Über die Serie
  3. Über diese Folge
  4. Über die Autorin
  5. Titel
  6. Impressum
  7. Prolog
  8. 1. Kapitel
  9. 2. Kapitel
  10. 3. Kapitel
  11. 4. Kapitel
  12. 5. Kapitel
  13. 6. Kapitel
  14. 7. Kapitel
  15. 8. Kapitel
  16. 9. Kapitel
  17. 10. Kapitel
  18. Epilog

Über die Serie

Die neuen Folgen der erfolgreichen Military-Science-Fiction-Serie!

Die Serie SPACE TROOPERS ist packende und actionreiche Military Science Fiction. Im Kampf gegen die Aliens entscheidet sich das Schicksal der gesamten Menschheit. Für Fans von Battlestar Galactica und Leser von David Weber oder Jack Campbell.

Über diese Folge

Folge 18: In Ewigkeit

Hartfield kann die vermisste Ophelia aufspüren und bringt sie zurück zur Washington. Doch mit ihr kommt auch ein Feind auf das Schiff, der Johns Tod will. Gemeinsam mit Schiffen der Ezzirash fliegt die Washington ihrem letzten Gefecht entgegen. Der Kampf scheint aussichtlos – die Übermacht des Feindes ist gewaltig. Nur Johns Wissen der Alten kann die Menschheit noch retten …

Über die Autorin

P. E. Jones ist das Pseudonym einer deutschen SF-Autorin. Sie wurde 1964 geboren, lebt und arbeitet in der Pfalz. Seit ihrer Kindheit faszinieren sie vor allem Science-Fiction- und Fantasy-Stoffe. Sie ist ein begeisterter Trekkie und besucht die verschiedensten Universen regelmäßig in Rollenspielen.

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Folge 18

In Ewigkeit

beBEYOND

Prolog

Nur ein Vorhang trennte den Mann mit den grauen Haaren von den anderen Patienten. Der Vorhang verhinderte zwar, dass er sie sehen, aber nicht, dass er ihr Leiden hören konnte. Er konnte es sogar riechen: das Blut, den Schweiß und den Urin. Es kam ihm falsch vor, dass er, der nie etwas Gefährlicheres getan hatte, als sich heimlich mit Agenten zu treffen, nun zusammen mit Troopers hier lag. Als gehörte er zu ihnen – zu jenen, die ihr Blut und ihr Leben für den Fortbestand der Menschheit gaben.

Der Vorhang bewegte sich, und Doktor Donaghue trat neben sein Bett. Er seufzte. »Es tut mir leid. Ein dringender Fall hat mich aufgehalten. Aber kommen wir zu Ihnen. Ich …«

»Sparen Sie sich Ihre Worte! Ich weiß, dass ich sterben werde. Die Ärzte wollten mich schon vor ein paar Monaten einer erneuten Strahlentherapie unterziehen. Aber ich habe abgelehnt.«

Donaghue hob die Augenbrauen. »Weshalb?«

»Weil ich noch ein paar Dinge erledigen musste, um die ich mich vom Krankenhaus aus nicht kümmern konnte.«

»Na, dann hoffe ich, dass sie wichtig waren. Denn um ehrlich zu sein, kann ich nur noch wenig für Sie tun – außer, Ihnen Schmerzmittel zu geben. Die Metastasen sind schon überall – in der Wirbelsäule, in der Lunge und im Bauchraum. Um den Harnstau zu beseitigen, würde ich gerne perkutan einen Katheter legen. Ich schlage außerdem die Einnahme von Biphosphonaten vor, um Komplikationen der Knochenmetastasen vorzubeugen. Aber ich will Ihnen nichts vormachen. Ich gebe Ihnen maximal noch ein paar Wochen. Also, falls es noch etwas gibt, was Sie gerne erledigen möchten …«

Der Mann mit den grauen Haaren lächelte. »Es gibt nichts mehr zu tun für mich. Ich habe alles getan, was ich konnte. Nun sind andere an der Reihe.«

Donaghue schnaubte. »Hat die Ermordung des Präsidenten auch dazu gehört?«

»Nicht notwendigerweise. Mein Ziel war nur, der Menschheit den Anführer zu schenken, der am besten dazu befähigt ist, ihr Überleben zu sichern. Einzelindividuen habe ich nur geopfert, wenn es unumgänglich war.«

Er glaubte, Abscheu in Donaghues Miene zu erkennen. »Ach, wie gut, dass Sie dann nicht Flanagan als unseren neuen Präsidenten vorgesehen haben.«

»Mister Flanagan ist genau dort, wo er hingehört. Sie werden schon sehen.« Der Mann mit den grauen Haaren lächelte wieder. Alle waren dort, wo sie hingehörten – eingeschlossen er selbst und Doktor Donaghue. Falls es einen Gott gab, war er ihm aufrichtig dankbar dafür, dass er ihm genug Zeit gelassen hatte, alles so zu richten, wie es seine Absicht gewesen war.

»Na, dann herzlichen Glückwunsch!«, knurrte Donaghue. »Wenn Sie so zufrieden mit Ihrer Lage sind, kann ich mir die Schmerzmittel ja für die verwundeten Troopers aufheben.«

»Ich werde sie nicht mehr lange benötigen. Ein paar Tage noch. Alles andere können Sie sich gerne sparen.« Bis dahin musste es sich entschieden haben. So oder so.

»Schön, wie Sie wollen. Es gibt andere, deren Leben ich dringender retten möchte und die vielleicht auch nur noch ein paar Tage haben. Kann ich sonst noch irgendetwas für Sie tun?«

Der Blick des Grauhaarigen fiel auf die Topfpflanze, die neben seinem Bett stand. »Gießen Sie sie regelmäßig! Es wäre schön, wenn sie überlebt.«

»Noch ein Baustein in Ihrem großen Plan?«, fragte Donaghue spöttisch.

»Nein.« Der Mann mit den grauen Haaren lächelte müde. »Reine Sentimentalität. Mehr nicht.«

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1. Kapitel

Ophie! Ich muss Ophie retten!

Mit diesem Gedanken drang ein verräterisches Piepen in Johns Bewusstsein. Der Untergrund, auf dem er lag, war zu weich. Er war …

Hellwach schreckte er hoch. Schläuche verbanden seinen Arm mit einem Infusionsbeutel. Auf seiner Brust und seinem Kopf klebten irgendwelche Sensoren. Sein Combatsuit war ebenso weg wie seine Waffe. Er lag in der Krankenstation.

Ein Schrei kam aus seinem Mund, voller Ohnmacht und Verzweiflung. Er zerrte das Schlauchende aus seinem Arm, riss die Sensoren von seiner Haut und schwang die Beine über den Rand des Bettes. Blut sprenkelte das weiße Laken. Aus dem rhythmischen Piepen wurde ein quälender Ton, der kein Ende nehmen wollte.

Einen Augenblick später hetzte Doktor Donaghue ins Zimmer, dicht gefolgt von Schwester Lombard. »Bleiben Sie liegen!«, keuchte er.

John dachte gar nicht daran. »Leck mich!« Obwohl er nur das kurze Krankenhaushemdchen trug, stand er auf.

Donaghue packte ihn an den Schultern, um ihn zurück aufs Bett zu drücken. Was gut war, denn Johns Beine gaben unter ihm nach. Nur Donaghues schnelles Eingreifen bewahrte ihn davor zu fallen. Im nächsten Moment lag John wieder halb auf dem Bett.

»Lassen Sie mich los!«, schrie er. Blind schlug er um sich. Ein Fausthieb traf den Arzt am Kinn. Donaghue taumelte zurück.

Im Hintergrund kreischte Lombard mit hoher Stimme irgendetwas, was er nicht verstand.

John war frei und setzte die Füße auf den Boden. Da hing Lombard plötzlich an ihm und hielt ihn fest. Ärgerlich wollte er sie abschütteln, aber sie war verdammt hartnäckig.

»Bitte«, keuchte sie, »bitte, bleiben Sie liegen. Sie …«

Ein Stoß ließ sie zurücktaumeln. Aber da war Donaghue wieder zur Stelle und packte ihn an den Oberarmen. Die Tür wurde aufgestoßen, und zwei Pfleger stürzten herein. Zu viert hielten sie John fest und zerrten ihn zurück ins Bett.

Hitze durchflutete John. Der Zorn machte ihn blind. Er schlug um sich, schrie und wütete. Pulsierende Energie sammelte sich in seiner rechten Hand. Nahezu augenblicklich setzte nagender Kopfschmerz ein. Er war die ganze Zeit dagewesen, eine ferne Erinnerung, die sich nun mit Macht nach vorn drängte.

John schrie auf. Ob vor Zorn oder Schmerz, wusste er selbst nicht. Einer der Pfleger ging mit einem Keuchen zu Boden, als John ihn mit der rechten Hand berührte.

»Zurück!«, befahl Donaghue mit scharfer Stimme. »Alle! Sofort!«

Lombard und der andere Pfleger gehorchten. Der getroffene Pfleger rappelte sich stöhnend wieder auf.

»Sergeant Flanagan!«, blaffte Donaghue. »Hören Sie auf, sich wie ein Kleinkind zu benehmen! Auf der Stelle!«

Die Worte wirkten wie eine kalte Dusche. Keuchend blieb John auf dem Bettrand sitzen. Seine Beine schlotterten. Er war schweißnass. »Was mache ich hier? Ich muss Ophie suchen. Und Hartfield …«

»Sie können kaum alleine stehen. Und die Washington hat bereits vor Stunden den Orbit um die Erde verlassen. Sie können gar nichts tun. Haben Sie das endlich kapiert?«

Weg. Sie waren weg.

Die Welt verschwamm vor Johns Augen.

Als er wieder zu sich kam, fühlte er den kalten Metallboden unter seinem nackten Hintern. Blut rann aus seiner Nase. Seine Augen brannten höllisch. »Ophie«, flüsterte er, »Ophie …«

»Sie können nichts tun. Ist das endlich zu Ihnen durchgedrungen?« Donaghue kniete neben ihm am Boden.

John fuhr sich mit einer zitternden Hand über das Gesicht. »Ich muss zurück. Ich muss sie suchen …«

Gott, warum tat das nur so weh?

»Ein Schiff der Hüter ist im Sol-System. Wir können nicht zurück, mein Junge.« Donaghues Stimme war auf einmal sanft.

Langsam hob John seine rechte Hand. Sein Blick traf Donaghue. »Dann mach ich mir eben den Weg frei …«

»Ich werde Sie nicht aufhalten können. Aber überlegen Sie es sich gut, ob es das wert ist. Wie viele Tote wollen Sie sich auf Ihr Gewissen laden? Hmm? Vielleicht lohnt es sich ja, vorher mit Ihrem Freund Reno zu sprechen.«

»Phil …«

»Ja, ich meine Phil. Und noch etwas, ehe Sie übereilt handeln. Sie sollten sich gut überlegen, zu welchem Zweck Sie Ihr Artefakt das nächste Mal einsetzen. Denn es könnte das letzte Mal sein.«

Verwirrt sah John ihn an. »Das letzte Mal … Wieso?«

Donaghue tippte auf seinen Kopf. »Weil die Energie, die dabei durch Sie fließt, Ihr Hirn in Mitleidenschaft zieht. Nicht, dass da je viel drin gewesen wäre. Aber das wenige wird von der Energie zerstört. Ihre Neuronen sind überanstrengt, wie ein Motor unter Höchstlast. Ein Teil hat bereits den Dienst eingestellt. Wenn Sie so weitermachen, ist Ihr Hirn bald nur noch Brei. Wollen Sie das?«

John starrte auf das Blut auf seiner Hand. Sein Kopf schmerzte. Ophie. Und wer rettete dann Ophie? »Kann ich mit Phil sprechen?«, würgte er endlich an der Enge in seiner Kehle vorbei.

***

»Doktor Donaghue hat mir gesagt, dass es Probleme gibt«, eröffnete Phil das Gespräch.

Er saß in dem behelfsmäßigen Rollstuhl. Was John aber noch mehr störte, war die Tatsache, dass er selbst immer noch im Bett lag. Zwar ohne Sensoren und ohne den blöden Schlauch – aber auch das erst, nachdem er sie dreimal wieder abgerissen hatte. Er wäre aus der Krankenstation abgehauen, wenn Donaghue, der Mistkerl, nicht damit gedroht hätte, ihn dann schlafen zu legen.

»Hat er das?« John verschränkte die Arme.

»Er meinte, du hättest ohne seine Erlaubnis die Krankenstation verlassen wollen.«

»Glaubst du, dann wäre ich noch hier?«

Phil seufzte und massierte seine Stirn. »Wahrscheinlich nicht. Und eigentlich ist es mir auch egal. Ich habe andere Sorgen.«

»Okay, was ist los?«

»Harlan hat sich gemeldet. Ein paar Ezzirash haben Ziss-ap Meldung erstattet, dass drei Schiffe der Hüter am Sol-Sprungtor stehen.«

»Wieso das denn?« Das ergab doch keinen Sinn, wunderte sich John. Beide Sprungrouten zum Raum der Hüter und der Aliens waren von ihm zerstört worden. Wieso hielten sie sich dann am Sol-Sprungtor auf?

»Ich kann nur Vermutungen anstellen. Vielleicht, um zu verhindern, dass uns Verstärkung erreicht. Aber wirklich logisch erscheint mir das nicht. Harlan meinte, dass es so aussähe, als hätten sie etwas Bestimmtes vor. Er sagte wörtlich: ›Die brüten was aus!‹ Aber mehr wissen wir nicht. Kim analysiert mit Meinhard und Nakamura die Daten, die Harlan uns geschickt hat. Vielleicht kann er uns bald mehr sagen.«

»Und was machen wir solange?« Die Worte klangen ungewollt vorwurfsvoll.

Wieder seufzte Phil. »John, wirklich, es tut mir leid, aber …«

»Sag nicht, dass es dir leidtut, wenn du nicht wirklich vorhast, nach ihnen zu suchen.«

»John …«

»Suchen wir nach Ophie, Chadim und Hartfield – ja oder nein?«

»John, Chadim ist sehr wahrscheinlich tot. Hartfield hat ihm die taktische Fusionsbombe übergeben. Da sie gezündet und das Camp der Hüter damit zerstört wurde, ist es wenig wahrscheinlich, dass Chadim das überlebt hat. Aber …«

»… wir wissen es nicht«, unterbrach John ihn. »Und ebenso wenig wissen wir, was mit Ophelia passiert ist. Und mit Hartfield. Er ist doch fort, nehme ich an. Sonst hätte er mich schon längst besucht.«

Und sei es nur, um sich dafür zu entschuldigen, dass Hartfield ihn niedergeschlagen hatte.

»Hartfield hat sich unerlaubt entfernt. Sehr wahrscheinlich, um Ophelia und Chadim zu suchen.«

»Also doch«, schnappte John. »Und? Hast du echt vor, die drei im Stich zu lassen?« Eigentlich war das schon längst der Fall, denn sie hatten mit der Washington den Orbit um die Erde verlassen.

»Ich musste die Washington in Sicherheit bringen, John. Um die Zivilisten, die du gerettet hast, nicht unnötig in Gefahr zu bringen. Solange das Schiff der Hüter sich im Orbit befindet, können wir nicht zurück.«

Johns Augen brannten. »Dann bist du auch nicht besser als dein verdammter Vater.«

»John, du weißt, dass das nicht stimmt. Denn ich verspreche dir – sobald ich die Zivilisten auf anderen Schiffen unterbringen kann, werden wir mit der Washington zurückkehren, um nach den dreien zu suchen. Mein Wort darauf.« Phil bot ihm die Hand.

John hätte sich am liebsten das Herz aus der Brust gerissen, um den irren Schmerz zu ersticken. Sekundenlang starrte er Phils Hand an, ehe er endlich einschlug. Aber der Schmerz nahm danach nur noch zu.

***

»Hörst du das?«, fragte Samuel.

Ophelia lauschte, aber in ihren Ohren klingelte es nur. Stumm schüttelte sie den Kopf.

»Da klopft jemand.« Samuel sprang auf und stieg ein paar Stufen auf der Rolltreppe nach unten. »Da! Natürlich, da klopft jemand gegen die Wand.«

Langsam folgte Ophelia ihm nach unten in die teilweise verschüttete U-Bahn-Station, in der Samuel und Bolko sich mit einer Gruppe von Überlebenden versteckt gehalten hatten. Auf halber Höhe der Treppe hörte sie es auch: ein rhythmisches Pochen. Dreimal lang, dreimal kurz, dreimal lang.

»Da morst jemand SOS«, sagte sie.

»Bolko!« Samuel winkte aufgeregt. »Bolko, nun komm schon! Da unten leben doch noch welche. Nun komm schon!«

Der breitschultrige Mann, der oben auf der Straße hockte, erhob sich schwerfällig. Nach kurzem Zögern kam er die Treppe heruntergeeilt. Eine Stufe über Ophelia blieb er stehen und lauschte. Im nächsten Moment drängte er sich an ihr und Samuel vorbei, hastete und rutschte über die Treppe und den Schutt nach unten. »Hierher!«, schrie er.

Ophelia folgte ihm sofort, wenn auch langsamer und vorsichtiger. Und auch Samuel kletterte steifbeinig hinterher.

»Hier ist ein Spalt.« Bolko versuchte fieberhaft, mit bloßen Händen eine Lücke zwischen einigen größeren Betontrümmern zu vergrößern. »Aber ich pass da nicht durch.«

Ein kurzer Blick genügte Ophelia. »Aber ich«, sagte sie. »Wenn Sie mir Ihre Atemschutzmaske geben und dafür meinen Helm nehmen.«

Wortlos riss Bolko sich die Maske herunter und reichte sie ihr, während Ophelia ihm den Helm gab. Mit der Maske auf Mund und Nase schob sie sich in den Spalt. Er war enger, als sie gedacht hatte. Die Betonbrocken und Stahlstreben, die ihn bildeten, lagen nur locker aufeinander. Ein Stoß würde genügen, um … Daran durfte sie gar nicht erst denken!

Keuchend schob sie sich voran. Je weiter sie kam, desto dunkler wurde es. Schließlich tastete sie nach der Lampe an ihrem Gürtel und schaltete sie ein.

»Hier!«, rief eine Stimme. »Hier sind wir!«

Als sie in die Richtung blickte, aus der die Stimme kam, entdeckte Ophelia eine Hand, die sich links von ihr durch die Steine schob und winkte. »Ich komme«, sagte sie.

Schwitzend quetschte sie sich zwischen zwei großen Betontrümmern hindurch. »Wenn Sie die Brocken da wegräumen, kommen Sie vielleicht zu mir durch«, keuchte sie.

Die Hände verschwanden. Ophelia hörte, wie Steine herabpolterten. Es dauerte eine Weile, und ein etwa vierjähriges Mädchen mit dunklen Zöpfen und einer Puppe tauchte zwischen den Trümmern auf. Ophelia biss sich auf die Lippen.

»Hallo, meine Süße! Hier, geh an mir vorbei. Ja? Da draußen warten Samuel und Bolko auf dich.«

Das Mädchen gehorchte, obwohl ihm unaufhörlich Tränen über das Gesicht rollten. Hinter ihr kam ein blonder Junge von etwa sieben Jahren auf allen vieren aus dem Spalt, dicht gefolgt von einer ebenso blonden Frau in Jeans und Pullover. Nach ihnen schoben sich zwei Teenager durch die Lücke. Das Mädchen mit pinkfarbenem Haar und Minirock hielt dabei fest die Hand des Jungen, der eine Lederjacke trug, umklammert. Danach kroch eine alte, dunkelhäutige Frau in Strickjacke und Rock hervor sowie ein Endzwanziger in Anzug und Krawatte, der große Mühe hatte, sich durch den Engpass zu zwängen. Als Letztes tauchte das Gesicht eines weiteren Mannes in dem Spalt auf. Im Dämmerlicht konnte Ophelia erkennen, dass er eine Feuerwehruniform trug.

»Gehen Sie!«, sagte er zu ihr. »Ich komme da nicht durch.«

»Harry!«, schluchzte jemand. Das musste die blonde Frau in den Jeans sein.