Ralph Skuban
Pranayama
Ralph Skuban
Pranayama
Die heilsame Kraft des Atems
Der Autor dieses Buches erteilt keine medizinischen Ratschläge. Die vorgestellten Techniken verstehen sich nicht als Empfehlungen zur Behandlung körperlicher, seelischer oder medizinischer Erkrankungen im Sinne des Ersatzes einer medizinischen Therapie. Die Absicht des Autors ist lediglich, Kenntnisse und Praktiken allgemeiner Natur weiterzugeben, die Sie auf Ihrem persönlichen Entwicklungsweg und in Ihrem Streben nach emotionalem und spirituellem Wohlsein unterstützen können. Insoweit Sie die Übungen und Informationen für sich nutzen, übernehmen Autor und Verlag keine Haftung für Ihre Handlungen.
1. Auflage 2020
© Aquamarin Verlag GmbH
Voglherd 1 • D-85567 Grafing
Umschlaggestaltung: Annette Wagner
ISBN 978-3-96861-004-7
Inhalt
Vorwort von Patrick Broome
Einführung von Jaiveer Singh
Über dieses Buch
Eine kurze Weltgeschichte des Atems
Philosophie und Praxis des Pranayama
Was ist Pranayama?
Von der Atembeobachtung zur Ganzkörperatmung
Die drei Atemräume
Über das Atmen im Liegen
Viloma und Dirgha
Gewahrsein, Entspannung und somatisch gespeicherter Schmerz
Das richtige Sitzen
Jnana-Mudra, das Siegel der Erkenntnis
Samavritti, der gleichmäßige Atem
Die Vayus oder Felder der Lebensenergie
Kumbhaka, die Atempause
Die Bandhas
Die Nadis, Ströme von Energie
Nadi-Shodana, die Reinigungsatmung
Ujjayi, die Siegeratmung
Surya- und Chandra-Bedhana, das Durchstechen von Sonne und Mond
Sitkari, die zischende Atmung
Atmen, Leben, Sterben
Shitali, die kühlende Atmung
Bhramari, das Bienensummen
Kapalabhati, der leuchtende Schädel
Bhastrika, die Blasebalg-Atmung
Agnisara-Kriya, die Feuerübung
Murchha-Pranayama, die Entmachtung des Geistes
Die Chakras – Zentren der Lebensenergie
Chaturtah – das geheime vierte Pranayama
Was ist Befreiung?
Epilog: Gehe hinein in deinen Körper!
Anhang
Vorschläge zum sinnvollen Aufbau einer Pranayama-Praxis
Alle Übungen im Überblick
Glossar
Über den Autor
Literaturverzeichnis
Anmerkungen
Pranayama schenkt Dir die Macht zu fliegen.
Pranayama macht Dich gesund.
Pranayama erweckt die spirituelle Kraft in Dir.
Es macht den Geist still und mächtig,
und Du erfährst Glückseligkeit.
Es ist wahr, wer Pranayama übt,
wird ein glücklicher Mensch.1
– Gheranda Samhita, Yoga-Schrift aus dem 17. Jh.
Vorwort
von Patrick Broome
„Der Atem ist das Wesentliche im Yoga, da er das Wesentliche im Leben ist –
und im Yoga geht es um das Leben.“
– T. Krishnamacharya –
Gehen wir etwa fünfundzwanzig Jahre zurück: Meine erste Yoga-Stunde. Der komplett in Orange gekleidete Yogi sagt: „Atme 4 Sekunden durch das linke Nasenloch ein, dann die Luft 16 Sekunden halten und 8 Sekunden durch das andere Nasenloch ausatmen. Dann wieder rechts 4 Sekunden ein, die Luft 16 Sekunden halten und 8 Sekunden durch das andere Nasenloch ausatmen. Und so weiter und so weiter …“ Nach zwei Runden hatte ich das Gefühl, dass ich jeden Moment platzen könnte; und spätestens nach der dritten Runde wollte ich dem Yogi an die sprichwörtliche Gurgel gehen. Mein erstes Pranayama, und es fühlte sich an, als ginge es hier um Leben und Tod – und zwar um mein Leben. Gut, ich habe es überlebt, aber für die nächsten paar Jahre sollten die sogenannte Wechselatmung – oder Anuloma-Viloma-Pranayama – und ich keine Freunde werden. Ich wurde jedes Mal nach kurzer Zeit wütend und war froh, wenn es endlich vorbei war.
Heute weiß ich, dass eine so lange Pause nach der Einatmung nichts für Menschen meiner Konstitution ist, aber damals (und zumeist auch noch heute) habe ich erst einmal einfach das gemacht, was mein Yoga-Lehrer mir ansagte. Auch wenn ich mit den Jahren der eigenen Praxis langsam ein Verständnis für die (positive oder negative) Wirkung der Körperhaltungen entwickelt habe, so habe ich mich jahrelang nicht getraut, meiner natürlichen Abwehr gegen dieses Pranayama in der vorgegebenen Taktung zu vertrauen. Pranayama ist und war die große Geheimlehre des Yoga, der man gewissermaßen „blind“ zu folgen hatte. Doch damit ist jetzt Schluss. Mit dem vorliegenden Buch räumt Ralph Skuban endlich mit einigen Mythen und Missverständnissen in Bezug auf Pranayama auf. Das ist umso wichtiger, als die bewusste Steuerung der Atmung das vielleicht mächtigste Instrument der Yoga-Praxis darstellt.
Warum ist der Atem eigentlich so wichtig?
Ohne Atem kein Leben. Der Atem ist der Kraftstoff des Lebens. Ohne Atem erlischt das Leben nach wenigen Minuten. Jeder Atemzug variiert in Tiefe und Dauer, je nachdem wie intensiv die körperliche oder mentale Belastung ist. Die Einatmung versorgt den Körper mit Sauerstoff. Die Ausatmung entsorgt Stoffwechselschlacken in Form von Kohlendioxid. Der Atem fungiert aber auch als sensibler Indikator physischer und psychischer Veränderungen. Er reagiert auf jede Bewegung, auf Berührungen und Gedanken, auf jedes Gefühl. Der Atem ist Ausdruck mentaler sowie körperlicher Vorgänge und damit ein Spiegel der Gesamtbefindlichkeit des Menschen. Verspannungen, Fehlhaltungen und seelische Konflikte verflachen und beengen den Atem. Es gibt keine andere Körperfunktion, die empfindlicher und unmittelbarer auf psycho-physische Veränderungen reagiert.
Der Atem ist eine Brücke zwischen Körper und Geist, weil er sowohl unbewusst durch das vegetative Nervensystem gesteuert wird als auch bewusst kontrolliert werden kann. Somit haben wir die Möglichkeit, über das bewusste Atmen unseren Körper und Geist positiv zu beeinflussen. Indem wir Atempausen einführen, die Atmung verlängern und ihr einen Rhythmus geben, können wir direkt Einfluss auf unser Nervensystem nehmen. Der bewusste Atem ist also das Verbindungsglied zu den emotionalen Zentren unseres Gehirns. Die alten Yogis haben diese Wechselwirkung zwischen den Schwankungen des Geistes und der Kraft des Atems schon vor Tausenden von Jahren beobachtet und systematisiert.
Auch wenn niemand wirklich seinen ersten und seinen letzten Atemzug bestimmen kann, so können wir uns durch Übung vorbereiten, wenigstens den letzten Atemzug in einem bewussten und friedlichen Zustand zu erfahren. Ralph Skuban durfte viele Menschen während dieses letzten Atemzugs begleiten, und diese Erlebnisse haben sein Interesse am Atem geweckt. Es ist Ralphs eigene, seit vielen Jahren durch tägliche Praxis genährte Erfahrung, die er in diesem Buch mit uns teilt. Da er das umfangreich und erschöpfend auf den nächsten Seiten tut, möchte ich im Folgenden ein wenig von meiner persönlichen Erfahrung des Atems im Zentrum der Yoga-Praxis sprechen.
Längst dürfte sich herumgesprochen haben, dass Yoga weder ausschließlich mit Stretching an der Volkhochschule noch mit Cirque-de-Soleil-artigen Verrenkungen auf Instagram zu tun hat. Yoga bietet eine logische und effiziente Entwicklung unserer Gesamtpersönlichkeit. Es ist ein Prozess, der vor langer Zeit von Patanjali im Yogasutra, dem sicher wichtigsten Text des Yoga, so erklärt wurde: Ein Übender, ein Yogi, sollte zunächst sicherstellen, dass seine Beziehungen zur Umwelt und zu anderen Menschen friedvoll sind (Yama), er sollte einer inneren Disziplin folgen (Niyama), den Körper durch die Hilfe von Körperhaltungen entsprechend vorbereiten (Asana) und dann mit der Praxis der kontrollierten Atmung (Pranayama) und Versenkung (Dharana und Dhyana) beginnen, um – das ist schließlich das ultimative Ziel – Selbsterkenntnis oder Erleuchtung (Samadhi) zu erlangen.
Meine persönliche Erleuchtungserfahrung bezüglich der Wichtigkeit des Atems in der Yoga-Praxis hatte ich 1999 während meiner Ausbildung am Jivamukti Yoga Center in New York. Zur Finanzierung meiner Ausbildung arbeitete ich damals an der Rezeption des Studios und beobachtete einen neuseeländischen Lehrer, der einmal pro Woche (jedes Mal mindestens eine halbe Stunde zu spät) eine Nachmittagsklasse anbot. Es kamen nie mehr als vier oder fünf Schüler, aber diese doch sehr zuverlässig, und sie schwebten jedes Mal ganz beseelt nach der Klasse aus dem Studio. Neugierig geworden, verlegte ich meine Arbeitsschicht und ging hin. Der Lehrer hieß Mark Whitwell und hatte angeblich noch direkt vom südindischen Yoga-Meister Krishnamacharya gelernt.
In der Tradition Krishnamacharyas schwingen Atem und Bewegung in perfekter Synergie. Jede Bewegung in einem Asana wird durch eine entsprechende Atemphase begleitet. Durch diese bewusste Verbindung zwischen Körperhaltung und Atem erreichte ich einen bisher nie erlebten Grad an Konzentration, Achtsamkeit und Leichtigkeit im Üben. Dieses Bewusstsein und ein besseres Gefühl für die Tiefe und Dauer meines Atems ließen ihn immer feiner und subtiler werden, so wie es im zweiten Kapitel des Yogasutra beschrieben wird. Diese Feinheit und Ruhe ließ meinen Geist immer klarer und konzentrierter werden. Am Ende der Praxis erlebte ich körperliche Präsenz und Meditation wie von ganz alleine.
Von Mark habe ich also gelernt, dass der Atem zentraler Bestandteil der Yoga-Praxis ist. Wir üben die Haltungen für den Atem, nicht umgekehrt. Die Körperbewegung ist die Atembewegung, die Atembewegung ist die Körperbewegung. Jeder Atemzug durchdringt als wellenartige Bewegung den ganzen Körper. Das Zusammenspiel von Atemimpuls und Muskulatur wird beeinflusst durch Körperhaltung, Muskelspannung und Durchlässigkeit für die Atembewegung. Unser Körper ist also ein Instrument, um direkt Einfluss auf unseren Atem zu nehmen. Die körperlichen Übungen werden durchgeführt, um letztlich den Atem zu erleichtern und somit Pranayama – den Fluss der Lebensenergie durch bewusstes Atmen – zu ermöglichen und den Geist zu beruhigen.
Yoga-Übungen halten die körperlichen Systeme geöffnet, und der Atem versorgt sie mit Energie. In Verbindung mit bewusster Atmung besitzt Yoga deshalb ein großes heilendes Potenzial, weil die Haltungen wie sehr feine operative Werkzeuge dienen, die es auf ihre jeweilige ganz spezifische Weise dem Atem erlauben, in die verschiedensten körperlichen und geistigen Regionen vorzudringen, dort zu kräftigen und zu heilen. Wird der Atem erst einmal wirklich bewusst erlebt und erfahren, so können die körpereigenen Selbstheilungskräfte aktiviert werden.
Das Heile und Heilende wird auf der psychischen wie physischen Ebene stabilisiert und harmonisiert, so dass die natürliche Widerstandskraft wächst. Des Weiteren gibt der Atem dem Praktizierenden ein Verständnis für das Wechselspiel von Kontrolle und Hingabe. Indem wir uns darauf einlassen, anstatt dem kontrollierenden Verstand nachzugeben, kann der Körper loslassen und sich dem Leben viel leichter öffnen und hingeben. Wenn Atem und Körper koordiniert sind, so dass sie zu einem Ganzen verschmelzen, fließt Energie in die Muskulatur – und dies verändert die Qualität unseres Lebens fundamental.
Wie der richtige Umgang mit dem Atem den Verstand zur Ruhe und das Bewusstsein in den Körper bringt, kann jeder Leser anhand der vielfältigen von Ralph beschriebenen Übungen in diesem Buch für sich selbst erforschen. Mein ganz persönlicher Favorit ist übrigens „Patanjalis Herz-Pranayama“. Es ist eine wirklich einfache Übung, die mir nach einigen Atemzügen eine entspannte und zentrierte Aufmerksamkeit gegenüber der Bauch- und Brustregion ermöglicht und darüber hinaus Energie ins Zentrum meines spirituellen Herzens lenkt. Schon nach wenigen Minuten beginnt sich jedes Mal aufs Neue ein Gefühl von tiefem Frieden auszubreiten.
Ich wünsche dem Leser, dass dies Buch ihm helfen möge, mehr Freude und Klarheit in seinen Atem und damit in sein Leben zu bringen.
München, im August 2017
Über Patrick Broome
Dr. Patrick Broome, geb. 1968, ist promovierter Psychologe. Er erhielt seine Yoga-Ausbildung in New York und gehört heute zu den Pionieren des modernen Yoga in Deutschland. Er unterrichtet seit fast zwanzig Jahren, bildet international Yoga-Lehrende aus und leitet die drei Patrick Broome Yogastudios in München. Er ist Autor etlicher Yoga-Bücher wie „Yoga für den Mann“, „Yoga für Alle“, „Mit Yoga Leben“ und „Spirituelle Krieger“.
Kontakt: www.patrickbroome.de
Einführung
von Jaiveer Singh
„Aus Erfahrung können wir mit Sicherheit sagen, dass keine körperliche Praxis auch nur ein Hundertstel der Wirksamkeit des Pranayama hat.“
– Swami Kuvalyananda (1883–1966),
Gründer des Kaivalyadhama Instituts in Indien –
Prana ist die in allen Wesen gegenwärtige Vitalenergie, jene Kraft, die sie lebendig macht. Prana bewegt alles Körperliche und Mentale, auch unsere Gedanken. Zwar nehmen die Lebewesen Prana mit Hilfe des Atems, beziehungsweise mit der Luft auf, doch ist Prana deshalb nicht gleich Luft. Im 13. Jahrhundert beschrieb der indische Poet und Mystiker Sant Jnaneshavara Prana als Lebenswind. Für Swami Rama (1925–1996) ist Vayu – der Wind oder die Luft – das Pferd, auf dem Prana reitet. Prana erst macht die Luft zum Lebensspender, es ist in der Luft, ohne doch selbst Luft zu sein.
Gelangt Prana in den Körper, wirkt es dort als lebenserhaltender Wind, der sich in verschiedene Aspekte ausdifferenziert, um unterschiedliche Aufgaben in den einzelnen Bereichen unseres Körpers zu erfüllen. Der Körper ist lebendig, solange Prana in ihm ist. Geht Prana, bedeutet das den physischen Tod. Keine Menge Luft oder Sauerstoff kann dem Körper dann wieder Leben einhauchen.
Das wichtigste Ziel des Yoga ist ein Spirituelles, nämlich die Erkenntnis oder Verwirklichung unseres Selbst durch die Kontrolle des Geistes. Der höchste Zustand des Yoga, egal in welcher konkreten Form wir ihn üben, ist Raja-Yoga, ein Zustand, den man auch Samadhi nennt. Hatha-Yoga ist nicht ein Yoga für den Körper, sondern ein Weg, der mit dem Körper beginnt, um den Zustand von Raja-Yoga zu erlangen. Die Hatha-Yoga-Pradipika sagt sehr klar, dass Hatha-Yoga eine Leiter ist, um Raja-Yoga zu erreichen.
Die Wissenschaft, Prana durch den Atem zu regulieren, um damit den Geist unter Kontrolle zu bringen, heißt Pranayama. Gorakshanath, der im 9. oder 10. Jahrhundert wohl das erste systematische Werk über Hatha-Yoga verfasste, beschreibt es so: „Prana ist der Wind, der im Körper wohnt, und Ayama bedeutet das Zurückhalten dieses Windes.“ Mit anderen Worten: Pranayama ist die Kontrolle und Regulation des Atems.
Von allen Yoga-Praktiken ist Pranayama die wichtigste, sie ist gewissermaßen das Herz des Yoga. Tatsächlich steckt im Wort Hatha selbst schon die Idee des Pranayama. Im Siddhasiddhanta Paddhati sagt Gorakshnath, dass Ha die Sonne bezeichnet und Tha den Mond. Die Vereinigung von Sonne und Mond also meint Hatha-Yoga. Im wichtigsten Kommentar zur Hatha-Yoga-Pradipika – er heißt Jyotsna und wurde von Swami Brahmananda im 19. Jahrhundert verfasst – verdeutlicht der Autor diese Idee weiter und schreibt: „Hatha, also die Vereinigung von Sonne und Mond in Form von Prana und Apana in der Praxis des Pranayama, ist das Charakteristikum und die Vollendung des Hatha-Yoga.“ Diese Vereinigung von Ha (Prana als nach oben strebender Wind) und Tha (Apana als nach unten strebender Wind) wird erreicht, indem man den Prana-Fluss zwischen Ida (oder Chandra-Nadi, dem Strom des Mondes) und Pingala (oder Surya-Nadi, dem Strom der Sonne) ausbalanciert, wodurch die Sushumna, der Strom im Zentralkanal, aktiviert wird.
Schon im 6. Jh. v. Chr. sieht die Taittiriya Upanishad in ihrer Beschreibung des Menschen Prana als das verbindende Element zwischen dem Körper und dem Geist. Zwar werden Körper und Geist nicht als getrennte Entitäten begriffen, sondern der Mensch als ein ganzes und ungeteiltes Wesen verstanden, dennoch wird in diesem Konzept der Atem als die subtile Verbindung oder Brücke zwischen beiden betrachtet.
Auch die Hatha-Yoga-Pradipika – die wohl wichtigste Schrift des Hatha-Yoga überhaupt, besonders wenn es um das Pranayama geht – sieht diese enge Verbindung zwischen dem Geist und dem Atem. Ob unser Geist klar ausgerichtet oder unruhig ist, wird in diesem Text direkt mit dem Atem in Verbindung gebracht. Auch im täglichen Leben können wir beobachten, dass unsere Emotionen unsere Atemmuster beeinflussen und umgekehrt. Hatha-Yoga sagt, dass der Geist sehr schwierig zu kontrollieren ist, mit Hilfe des Atems aber kann dies viel leichter gelingen. Dies darf man mittlerweile auch als wissenschaftlich abgesicherte Aussage betrachten, konnte doch die Wirkung des Atems auf den Geist vielfach experimentell bestätigt werden.
Yoga ist kein „Work-out“, sondern vielmehr ein „Work-in“, eine Reise ins Innere. Pranayama ist da keine Ausnahme. Patanjali sagt, dass sich durch Pranayama der Schleier vor unserem inneren Licht auflöst und unseren Geist übt, um in Dharana oder Konzentration gehen zu können. Wenn unser Geist zu fokussieren lernt, kann er von selbst in Dhyana oder Meditation gehen, um schließlich Samadhi zu erlangen. Konzentration, Meditation und Samadhi sind Teil ein und desselben Prozesses.
Zwar mag das höchste Ziel des Pranayama spiritueller Natur sein, doch praktizieren die meisten von uns Hatha-Yoga für das körperliche und mentale Wohlsein, um Krankheit zu überwinden oder um als präventive Maßnahme einen guten Gesundheitszustand aufrechtzuerhalten, was alles wunderbar ist. Wer Pranayama regelmäßig auch nur für zehn Minuten täglich übt, kann dem Stress entgegenwirken, Bluthochdruck senken, Ängste, Sorgen und Depressionen verringern, Trägheit beseitigen, die Willenskraft stärken, die Schlafqualität verbessern und noch anderes mehr.
Wenn auch die Pranayama-Übungen einfach und harmlos aussehen mögen, so ist es doch wichtig, sie mit Bedacht zu üben. Es ist bemerkenswert, dass es keinen einzigen authentischen und wichtigen Text über Hatha-Yoga gibt, der auf die Gefahren einer falsch ausgeführten Asana-Praxis hinweist, doch die Schriften warnen uns eindringlich und unüberhörbar vor den Gefahren, die aus einer falsch durchgeführten Pranayama-Praxis erwachsen können. Die Hatha-Yoga-Pradipika sagt dazu: „So wie wilde Löwen, Elefanten oder Tiger nur allmählich unter Kontrolle gebracht werden können, so muss auch das Atmen unter Kontrolle gebracht werden, mit allmählicher Übung, sonst kann es den Übenden töten.“ Und umgekehrt gilt: „Durch eine richtige Pranayama-Praxis werden alle Krankheiten beseitigt. Wenn Pranayama jedoch auf die falsche Weise geübt wird, verursacht das verschiedenste Erkrankungen.“
Pranayama wird dann auf die falsche Weise geübt, wenn wir unsere Kapazität überschreiten, vor allem beim Kumbhaka oder Atemanhalt, aber auch durch die inkorrekte Anwendung der Bandhas oder Muskelverschlüsse.
Die Hatha-Yoga-Pradipika sagt, dass junge, alte, sehr alte, ja sogar kranke oder schwache Menschen die Ziele des Yoga erreichen können, wenn sie regelmäßig üben. Das meint ein Üben mit Hingabe und unter Berücksichtigung der eigenen körperlichen und mentalen Grenzen. Ich möchte Ralph Skuban meine Anerkennung dafür aussprechen, dass er als ein mitfühlender Lehrer in diesem Buch auch auf die gesundheitlichen Aspekte des Pranayama, auf die Chancen ebenso wie auf die Risiken, eingeht. Jede Übung wird in unterschiedlichen Variationen präsentiert, von der einfachen Grundtechnik hin zu komplexeren Praktiken, so dass es den unterschiedlichen Bedürfnissen der Yoga-Übenden gerecht wird.
Die heutige Welt des populären Yoga gibt im Grunde nur einem einzigen Aspekt des Hatha-Yoga Bedeutung, nämlich den Asanas oder Körperhaltungen. Die Asanas wurden zum Synonym für den Begriff Yoga. Wir (das schließt die Yoga-Lehrer mit ein) neigen dazu, die Tatsache zu übersehen, dass die Asanas nur eines von acht Gliedern in Patanjalis Yogasutra darstellen. Die Hatha-Yoga-Pradipika widmet diesem Aspekt lediglich eines von vier Kapiteln. Die Asanas, obgleich essenziell, sind eine vorbereitende Praxis für die wichtigeren Übungen des Hatha-Yoga, insbesondere für das Pranayama. In den Worten von Swami Kuvalyananda (1883–1966), dem Gründer des Kaivalyadhama Instituts, einer der traditionsreichsten Yoga-Schulen Indiens:
„Aus eigener Erfahrung können wir mit Sicherheit sagen, dass keine körperliche Übung auch nur ein Hundertstel der Wirksamkeit des Pranayama besitzt. In Wahrheit zielt Pranayama nicht nur auf die Kontrolle unterschiedlicher physiologischer Funktionen, sondern auf die Kontrolle eben jener Prozesse, die den menschlichen Organismus beleben.“
Heutzutage wird das Wort Yoga als Präfix und Suffix für nahezu alles verwendet, sogar Laptopcomputer wurden schon mit diesem Begriff versehen. Unter dem Markennamen „Patanjali“ treffen wir – und das ausgerechnet in Indien! – auf Produkte wie Zahnpasta und Bodenreiniger. Es ist erfrischend zu sehen, dass Ralph Skuban so viel Zeit, Mühe und Leidenschaft aufbringt, ein Buch über Pranayama zu schreiben, das von hohem praktischen Wert ist und zugleich viele in die Tiefe gehende Informationen und Hintergründe liefert. Damit zollt er einer Jahrtausende alten Tradition Respekt. Zwar mag die Tradition aus Indien stammen, doch ist sie ein Erbe der ganzen Menschheit. Ich bin mir sicher, dass die Leserinnen und Leser dieses Buch mit Gewinn lesen werden.
Jaiveer Singh
Weil am Rhein, im Juli 2017
Über Jaiveer Singh
Jaiveer Singh kam in Hyderabad in Indien zur Welt. Durch seine Eltern und seinen Bruder ist er dem Yoga schon seit seiner Kindheit verbunden. Er erhielt seine Yoga-Ausbildung am renommierten Kaivalyadhama Institut in Lonavla. Seit 2006 unterrichtet er Hatha-Yoga im Hauptberuf.
Kontakt: jaiveer.ee@gmail.com
Über dieses Buch
Sogar Brahma fürchtet ein zu kurzes Leben und übt Pranayama. Deshalb sollten auch Yogis und Weise ihre Lebensenergie kontrollieren.2
– Yoga Chudamani Upanishad (14. Jahrhundert) –
Als ich zu schreiben begann, hatte ich ein kleines Büchlein vor meinem inneren Auge. Doch es wurde ein viel größeres Projekt daraus; und ich lernte viel dabei, weil man, sobald man etwas Schwarz auf Weiß aufs Papier setzen möchte, sehr genau spürt, wo man steht mit seinem Wissen. Deshalb wohl sagte einst ein Professor zu einem Kommilitonen: „Wenn Sie etwas wirklich verstehen wollen, schreiben Sie darüber!“
Was ist nun herausgekommen dabei? Nun, ich hoffe, dass es ein Buch geworden ist, das Sie motiviert, sich näher mit Pranayama, der yogischen Atem-Praxis, zu beschäftigen, theoretisch wie praktisch. Wenn ich „theoretisch“ sage, dann spreche ich nicht so sehr von Dingen wie Anatomie, Atemmechanik, Physiologie und so weiter, denn davon findet sich in diesem Buch nur wenig. Umso mehr jedoch findet sich darin von „yogischer Theorie“, das meint das Eingebettetsein der Praxis in das Verständnis, das die Yoga-Philosophie von der Schöpfung und uns Menschen hat – von unserem Herkommen, Lebenszweck und dem Ziel des Übens.
Ich meine, dass die Grundprinzipien yogischen Denkens sich in keiner anderen Praxis unmittelbarer spiegeln als im Pranayama. Das geht so weit, dass es in der konkreten Praxis einen Vorgang gibt, den ich den Kulminationspunkt des Yoga nenne, weil sich hier die Vorstellung vom Menschen, seinem energetisch-strukturellen Aufbau und seinem eigentlichen Lebenszweck zu einem einzigen Moment der Stille verdichtet. So ist Pranayama ein faszinierendes Abenteuer nicht zuerst deshalb, weil es gut tut, weil es uns psychologisch und energetisch zu stärken vermag und sogar Heilkräfte verspricht, sondern weil sich das Herz des Yoga darin offenbart.
Bevor Sie nun weiter in das Buch hineinlesen, möchte ich noch zum Ausdruck bringen, was Sie darin finden können. Es ist, kurz gesagt, eine Mischung aus philosophischen Betrachtungen zum Thema Yoga im Allgemeinen und Pranayama im Speziellen. Natürlich ist es besonders auch ein praktisches Buch mit vielen Anleitungen zum Atmen. Alles das orientiert sich an klassischen Texten, allen voran der Hatha-Yoga-Pradipika, der sicher einflussreichsten Schrift des Hatha-Yoga. Neben anderen Texten, wie zum Beispiel dem Yogasutra, kommen auch die Gheranda Samhita und die Shiva Samhita, ebenfalls zentrale Schriften des Hatha-Yoga, immer wieder zu Wort. Es war mir wichtig, die Praxis des Pranayama in den klassischen Texten zu verorten, der Frage nachzugehen, wie die Praxis dort beschrieben wird, welche Hoffnungen daran geknüpft und welche Versprechungen gemacht werden. Das alles wirft auch Licht auf den Yoga des modernen Westens. Wie nah ist das, was die Menschen heute als Yoga lieben und üben, an den eigenen Wurzeln?
Es ist sinnvoll, das Buch in Ruhe von Anfang an durchzulesen und die Übungen für sich selbst auszuprobieren. Nach und nach werden immer mehr Aspekte des Pranayama in der Theorie wie auch in der Praxis miteinander verbunden. Pranayama ist eine leise Praxis, die sich nur ganz allmählich entfaltet – sie braucht Zeit, wie ja alle Dinge im Leben ihre je eigene Zeit brauchen. Das meiste, was dabei geschieht, spielt sich nicht so sehr im äußerlich-physischen, sondern im inneren Erleben ab.
Praxis und philosophische Hintergründe wechseln in diesem Buch einander ab in einer Weise, dass sie sich gegenseitig stützen. Ich hoffe, dieser Ansatz ist gelungen. Ein Pranayama-Buch ist nicht zuletzt auch eine große didaktische Herausforderung. Alle Fehler oder Ungereimtheiten gehen allein zu meinen Lasten.
Bitte seien Sie immer achtsam und vorsichtig bei allen Übungen. Pranayama ist ein mächtiges Werkzeug. Immerhin verbinden Sie sich direkt mit der Kraft, der Sie Ihr Leben verdanken! Es gibt für die Atemübungen immer wieder auch Kontraindikationen. Ich erhebe indes keinen Anspruch auf Vollständigkeit in dieser Hinsicht. Zum Glück durfte ich selbst mit Pranayama nur gute Erfahrungen machen. Doch im Zweifel fragen Sie bitte Ihren Arzt, bevor Sie sich intensiveren Übungen zuwenden. Zum Wichtigsten im Yoga überhaupt zählt die Eigenverantwortlichkeit.
Ein Buch wie dieses entsteht nicht durch das Wirken des Autors allein. Alles Wissen gründet in alten Traditionen und Weisheiten; und andere Menschen haben dazu beigetragen, denen ich großen Dank schulde.
Zunächst möchte ich Dr. Peter Michel vom Aquamarin-Verlag dafür danken, dass er ein Buch wie dieses verlegt. Annette Wagner schulde ich Dank für das sorgsame Layout. Dankbar bin ich auch den Leitern der Yoga-Studios, deren Räume ich nutzen durfte, um Fotos zu machen: Jutta Renner und Pinar Letzkus vom Yoga-Zentrum Markgräfler Land in Müllheim sowie Alexandra Kleinert von den Patrick Broome Yoga Studios in München. Patrick Broome danke ich außerdem für sein sehr persönliches Vorwort.
Einen besonders wichtigen Beitrag hat Jaiveer Singh geleistet. Nicht nur stand er für die meisten der Bilder zur Verfügung, sondern er ist mir auch ein Freund und wichtiger Gesprächspartner geworden, philosophisch-fachlich, praktisch und auch ganz persönlich. Dass er es bereitwillig übernommen hat, eine Einführung zu schreiben, erfüllt mich mit großer Freude.
Ganz besonders möchte ich mich bei meiner Frau Nella bedanken. Auch sie ist auf einigen der Bildern zu sehen. Sicher war es nicht immer so leicht, mit jemandem wie mir zusammen zu sein, der so viel Zeit mit dem Schreiben verbringt. Ich bin zutiefst dankbar dafür, sie an meiner Seite zu wissen.
Und ich möchte mich ganz besonders auch bei Ihnen bedanken, liebe Leserin, lieber Leser, denn Bücher verdanken ihren Sinn nur der Neugier und dem Interesse derer, die sie lesen. So wünsche ich mir nun, dass Sie Gewinn aus dem Buch ziehen, dass Sie so manches, was Sie vielleicht schon wissen, nochmals anders aufbereitet sehen, dass Sie auch Neues entdecken, Ihr Wissen und Ihre Praxis vertiefen können und hoffentlich auch die eine oder andere Inspiration darin entdecken.
Alles Gute für Ihren Weg!
Ralph Skuban
Bichl, im September 2017
Eine kurze Weltgeschichte des Atems
„Die Erforschung des Bewusstseins beginnt mit dem Studium der wirklichen Wissenschaft vom Atem.“3
– Harish Johari (1934–1999)
Fast alle Traditionen der Welt haben das bewusste Atmen für sich entdeckt. Das muss uns nicht wundern, denn der Atem ist das Kennzeichen schlechthin dafür, dass wir leben. Wenn wir geboren werden, müssen wir einen ersten Schrei tun, bei dem wir auch den ersten und allergrößten Atemzug unseres Lebens machen. Die vor der Geburt noch ganz eingefalteten Lungen werden bei dieser ersten, massiven Einatmung aufgebläht – von der völligen Atemleere zur totalen Atemfülle. Dieser Vorgang entscheidet über Leben und Tod. Wir könnten die größten Pranayama-Meister der Welt sein, niemals würde es uns gelingen, die Lungen so leer zu machen, wie sie es vor dem ersten Atemzug einmal waren. Wie tief wir auch ausatmen, immer verbleibt ein Rest an Atemluft in der Lunge, das so genannte Residualvolumen, andernfalls würde sie kollabieren und wir sterben.4 Wie wir am Anfang des Lebens ein erstes Mal einatmen, so atmen wir am Ende des Lebens zum letzten Mal aus, ganz buchstäblich: Die Lunge leert sich und der Körper bleibt still, reglos, unbelebt zurück; und unser Geist geht in neue, nicht-physische Erfahrungsräume.
In diesem Kapitel über die Weltgeschichte des Atems wollen wir einen kursorischen Blick auf den Atem in unterschiedlichen Kulturen und Zeiten werfen, um zu zeigen, dass der Atem, das Leben und die Idee des Transzendenten seit jeher als miteinander verbundene Aspekte des Menschseins begriffen wurden, ungeachtet aller Unterschiede in der konkreten Form spiritueller oder religiöser Praxis.5 Der Atem verbindet jeden Einzelnen mit der Tiefe seines eigenen Wesens und zugleich mit allen anderen Geschöpfen. Die Luft, die ich ausatme, atmet ein anderes Wesen ein. Alles ist miteinander verbunden durch den Atem. Mensch, Kosmos, Gott.
Die alten Hebräer sagen uns, dass Gott adam, den ersten Menschen, aus adamah, der Erde, schuf und ihm ruach, den Atem des Lebens, in seine Nasenöffnungen einblies.6 Die Wurzel ch im Wort ruach steht für den Atem und erinnert uns auch an das ch im deutschen Wort hauchen. Der Kosmos hauchte uns das Leben ein, und wir hauchen es einst wieder aus. Pranayama-Übende schätzen Ujjayi, die Siegeratmung, deren zentrales Element ein hauchender Klang ist, hervorgerufen durch das teilweise Verschließen der Glottis oder Stimmritze. Dadurch wird der Atem langsamer, feiner und kontrollierter. Das ch findet sich übrigens auch in der hebräischen Bezeichnung für die erste Frau der Schöpfung. Bei uns als Eva bekannt, hieß sie ursprünglich Chava. Das passt sehr gut, denn das Weibliche steht in der Mystik für das Energetische und Lebendige, also auch für die Kraft des Atems; und in chaim, dem hebräischen Wort für Leben, haucht ebenfalls der Atem.
Als Jesus zu lehren begann, wurde das alte Hebräisch schon lange nicht mehr gesprochen. Seine Muttersprache war das Aramäische. Doch das Hauchen in den Worten für Atem und Leben blieb. Rucha sagte Jesus zum Atem und chayye hieß das Leben. Im „Heiligen Geist“ finden wir es als Rucha d’Qudsha. Der heilige Atem also ist gemeint im Sinne der Kraft Gottes, der wir unser Leben verdanken.
Atem, Leben und das Spirituelle verdichten sich hier zu einem einzigen Begriff, den die Weisen energetisch auch als den Klang AUM oder OM beschreiben, die ursprüngliche kosmische Vibration.7
Es heißt, Jesus hätte Verbindung zu den Essenern gehabt, einer jüdischen Gemeinschaft, deren Mitglieder von den Griechen Therapeutae, Heiler, genannt wurden. Über den Atem berichten sie uns:
„Denn siehe, der ewige und höchste lichthafte Raum, wo die unzähligen Sterne ruhen, ist die Luft, die wir ein- und ausatmen. Und im Moment zwischen Ein- und Ausatmung liegt das Geheimnis des unendlichen Gartens verborgen.“8
Alles ist miteinander verbunden; und es kommt aus der unsagbaren Stille, dem reinen Potenzial des Seins. Der Stille zwischen Ein- und Ausatmung kommt auch im Pranayama eine ganz besondere Bedeutung zu, auf die wir ausführlich zu sprechen kommen werden.
In einem der überlieferten Texte der Essener bitten kranke Menschen Jesus um Hilfe und Erlösung von ihren Leiden. Jesus ist schonungslos in seiner Diagnose:
„Der Atem der Menschen wird kurz und flach, schmerzhaft und übelriechend (…); sein Blut wird dick und stinkend wie Sumpfwasser; es klumpt und wird schwarz, wie die Nacht des Todes. Seine Knochen werden hart und knotig; sie schmelzen innerlich und brechen auseinander (…). Sein Fleisch wird fett und wässerig (…); seine Eingeweide füllen sich mit abscheulichem Dreck und sickernden Strömen des Verfalls; eine Vielzahl widerlicher Würmer wohnt darin.“9
Jesus, den die Kranken als ihren „Meister“ ansprechen, gibt ihnen dann eine Anleitung, die man nur als zutiefst yogisch bezeichnen kann: Er sagt ihnen, dass sie frische Luft atmen und sich außen wie innen reinigen sollen. Das erinnert uns ans Pranayama und auch an die Shatkarmas, Techniken zur inneren Reinigung, zu denen zum Beispiel auch Basti, der Einlauf, gehört. Jesus fährt fort:
„Sucht die frische Luft des Waldes und der Felder (…) und findet den Engel der Luft. Dann atmet langsam und tief, damit der Engel der Luft in euch dringt (…) Dann sucht den Engel des Wassers. (…) Werft euch ganz in seine Arme (…) Denkt nicht, dass es genügt, wenn euch der Engel des Wassers nur äußerlich umarmt, (…) die innerliche Unreinheit ist größer als die äußere. (…) Sucht deshalb einen großen Flaschenkürbis mit einem Stengel von der Länge eines Mannes; höhlt ihn aus und füllt ihn mit Flusswasser, das von der Sonne erwärmt wurde. Hängt ihn an den Ast eines Baumes und kniet euch auf den Boden (…) und führt das Ende des Stängels in euer Hinterteil, dass das Wasser durch eure ganzen Eingeweide fließen kann.“10
Ich will an dieser Stelle keinen Spekulationen nachgehen, ob Jesus in seinen so genannten „verlorenen Jahren“, über welche in der Bibel nichts ausgesagt ist, in Indien gelebt und studiert haben könnte.11 Doch er wusste zweifellos um die Bedeutung der Reinigung, physisch wie mental.
Drehen wir das Rad zurück ins vierte Jahrtausend vor Christus. Die alten Ägypter betrachteten den Atem als Träger des Lebens. Sie nannten die Lebenkraft Ka und das Leben Anch. (Schon wieder begenet uns das Hauchen!) Der Atem wurde als spirituelle Kraft verstanden, dessen Ursprung außerhalb der Dimensionen von Raum, Zeit und Materie verortet wurde. Ka und Anch wurden durch das Anch-Symbol verkörpert: Ein kreuzförmiger Schlüssel, der für die Existenz in Raum (Horizontale) und Zeit (Vertikale) steht, und ein Rund am oberen Ende, das die spirituelle Dimension repräsentiert.
Im Zentrum verbinden sich Transzendenz und Immanenz, Gott und die Welt. Im Herzen also, hier und jetzt in der Mitte des Seins, da, wo wir den Atem erleben und das Herz den Rhythmus des Lebens vorgibt, da sind wir. Man nennt das Anch-Symbol auch ägyptisches Kreuz, Lebensschleife, Nilschlüssel oder auch koptisches Kreuz, da es zum Symbol der koptischen christlichen Kirche wurde. Den Atem zu verstehen, bedeutete, das Leben selbst zu verstehen.
Die Kulturanthropologin Angeles Arren weist darauf hin, dass das Kreuz, interkulturell betrachtet, kein eigentlich religiöses Symbol ist, sondern für das Leben steht und für die Idee der Verbindung. Das Anch-Symbol erinnert uns daran, dass wir Menschen verbunden sind mit dem Höchsten, dem wir unser Leben verdanken, das sich als Atem (Spirit) ausdrückt. Das Kreuz ist also viel mehr noch ein Symbol des Lebens als eines des Leidens. „Das Kreuz auf sich nehmen“ wird in diesem Licht zur Aufforderung, das Leben anzunehmen, es also zu leben.
Das altgriechische Äquivalent für Atem und Lebenskraft ist pneuma, das auch als Heiliger Geist übersetzt wurde; und das Wort psyche für Seele ist eng verwandt mit psychein, dem Wort für atmen.
Im Rom der Antike sprach man von anima, wenn man die Lebenskraft meinte, und von animus, wenn man an den Wind oder die Luft dachte. Mit dem Wort spiritus sprach man zugleich von Atem und Seele, von Lebensmut und -kraft. Wenn wir uns inspiriert fühlen, sagen wir ganz wörtlich, dass die Energie des Höchsten durch uns fließt, dass wir zu einem Gefäß Gottes werden.
Die keltische Tradition benutzte den Begriff Awen für die göttliche Inspiration des Druiden. Das Wort ist verwandt mit Awel, das heißt Brise: Auch hier also begegnet uns die enge Verbindung von (Atem-) Luft und Spiritualität.12
Die bekannte christliche Mystikerin Hildegard von Bingen (1098–1179) sprach von Gott als dem Einen Atem. Im indischen Musiker, Poet und Mystiker Kabir finden wir dazu die perfekte Parallele, wenn er sagt: „Gott ist der Atem allen Atems.“13
Im alten China nannte man die Lebensenergie chi oder qi. Man schrieb das Wort, das Lebenskraft bedeutet, ursprünglich als drei Wellenlinien, die den Fluss des Atems repräsentieren. Chi wurde und wird bis heute als die spirituelle Kraft verstanden, die den ganzen Kosmos durchflutet. Manchmal wird es auch als physikalische Kraft betrachtet. Obgleich unsichtbar wie der Wind, wirkt sie doch in allem, was ist. (Wenn man im Yoga von den Vayus oder Pranas spricht, begegnet man auch hier derselben Idee). Chi wird aufgenommen über den Atemprozess, es zirkuliert durch den Körper in Meridianen und wird dann wieder in den Kosmos abgegeben, um anderen Wesen zur Vefügung zu stehen. Wir begegnen der Idee des chi/qi auch in den Namen bekannter Übungswege wie zum Beispiel T’ai chi oder Qigong.
Der japanische Begriff ki für Lebenkraft fand Eingang in die Worte für gesund (genki) und krank (byoki). Wir begegnen ihm auch hier in Übungswegen wie Aikido oder Reiki. Gesundheit und Krankheit stehen in diesem Denken in direkter Besziehung zum Fließen der Lebensenergie. Wo dieser Fluss unterbrochen, gestört oder aus dem Gleichgewicht ist, entsteht Krankheit.
Die spirituelle Tradition Tibets, die ein Amalgam der uralten schamanischen Praktiken des Bön, des Yoga und des Buddhismus ist, kennt intensive Techniken, die auf der Grundlage der energetischen Anatomie des Menschen das Atmen mit emotionalen Herausforderungen verknüpfen, um innere Reinigung und Heilung zu erreichen. Die Entsprechung zum indischen Begriff Prana in Tibet ist Lung. Die subtilen Energieflüsse oder Nadis, wie sie im Yoga heißen, werden dort Tsa genannt. Tsa Lung ist eine fortgeschrittene Atem-Praxis zur Reinigung der Chakras, die zum meditativen Ruhen in Rigpa oder reinem Gewahrsein führen will.14
Auch die Indianer Nordamerikas verbanden den Atem mit dem Prinzip der Spiritualität. Der Gott der Lakota-Indianer heißt Wakhan Tanka. Wakhan verweist auf etwas Heiliges und ist zugleich ein Begriff für den jedem Lebewesen innewohnenden Atem oder Odem, für die Lebens- und Schöpferkraft in allen Naturerscheinungen. Wakhan Tanka wird meist als Großer Geist (Great Spirit) übersetzt.
Ich möchte diese kurze Reise durch die spirituelle Kulturgeschichte des Atems mit einem indianischen Gebet abschließen, in welchem der Mensch die große Ehrfurcht vor dem Heiligen zum Ausdruck bringt, die sich als Atem und Geist in der Natur und in allen Wesen zeigt. Der Atem verbindet uns mit allem Lebendigen, mit der Welt, in der wir leben, und mit den ursprünglichen Kräften des Seins.
Hier das Gebet der Lakota Sioux, 1887 von Chief Yellow Lark ins Englische übertragen: Let Me Walk in Beauty – Lass mich gehen in Schönheit.
Großer Geist, dessen Stimme ich höre im Wind
und dessen Atem der Welt ihr Leben gibt,
höre mich.
Ich bin klein und schwach.
Ich brauche Deine Stärke und Weisheit.
Lass mich gehen in Schönheit
und lass meine Augen für immer den roten
und purpurnen Sonnenuntergang sehen.
Lass meine Hände achten, was du geschaffen hast
und mein Gehör sich schärfen, deine Stimme zu hören.
Lass mich weise werden, damit ich die Dinge verstehen kann,
die Du mein Volk gelehrt hast.
Lass mich die Lektionen verstehen,
die du in jedem Blatt und Stein verborgen hast.
Ich suche nicht Stärke, um größer zu sein
als mein Bruder oder meine Schwester,
sondern um den größten Feind zu bekämpfen, mich selbst.
Lass mich stets vorbereitet sein,
mit reinen Händen und aufrechtem Blick zu dir zu kommen,
damit, wenn mein Leben endet wie die untergehende Sonne,
mein Geist ohne Scham zu Dir kommen kann.15
Philosophie und Praxis des Pranayama
Was ist Pranayama?
Der erste Atemzug, den wir tun, verbindet die spirituelle Dimension mit der physischen.16
– Jack Angelo
Atem und Leben
Es ist der wichtigste Ausgangspunkt des Pranayama, dass zwischen dem Atem und unserem Leben ein unauflöslicher Zusammenhang besteht. Wer zu atmen aufhört, stirbt. Wenn ich hier vom Sterben spreche, meine ich nicht unseren vermeintlich endgültigen Untergang, sondern nur das Ablegen unserer vergänglichen Körperhülle und das temporäre Eintreten in einen anderen, nicht-physischen Erfahrungsraum.17 Die Philosophie des Yoga glaubt nämlich nicht an den Tod. Ihre Kernbotschaft ist vielmehr die Unsterblichkeit der Seele. Unser Körper aber muss zweifellos sterben; und er tut dies meist mit einer letzten Ausatmung – wir hauchen das Leben aus. Dies allein schon dokumentiert den engen Zusammenhang zwischen Atem und Leben. Inwiefern es sich bei dieser Aussage um alles andere als bloß eine Binsenweisheit handelt, kann eindrücklich erleben, wer einmal die letzten Momente mit einem Sterbenden zusammen verbringen darf.
Wir sind in der Lage, Wochen oder sogar Monate ohne Nahrung zu überleben. Selbst ohne Wasser können wir zur Not mehrere Tage auskommen. Doch auf das Atmen können wir nur wenige Minuten verzichten. Je feiner die Substanz, umso mehr brauchen wir sie. Geht Prana, die Kraft des Lebens selbst, dann sterben wir noch im gleichen Augenblick. In der Hatha-Yoga-Pradipika (HYP), der wichtigsten Schrift des körperorientierten Yoga-Weges – verfasst im 14. Jahrhundert von einem Autor namens Svatmarama, eine Schrift, auf die ich mich neben anderen Texten in diesem Buch immer wieder beziehen werde – in dieser alten Schrift also findet sich folgende knappe Definition von Leben und Tod:
„Solange Vayu im Körper weilt, ist da Leben. Der Tod tritt ein, wenn Vayu den Körper verlässt. Deshalb halte Vayu zurück!“18
Vayu heißt Wind. Es ist ein anderes Wort für Prana. Es gibt verschiedene solcher Winde oder Prana-Aspekte in uns, die wir uns als Energiefelder vorstellen können, die unterschiedliche Aufgaben erfüllen. Wir werden noch ausführlich auf sie zu sprechen kommen, denn sie sind eng verbunden mit den Bandhas, gezielten Muskelaktionen während der Phase des Atemanhaltens im Pranayama.
Yoga in einem klassischen Sinne ist ein genuin spiritueller Weg. Das ist nicht so sehr im Sinne von Glauben gemeint, als vielmehr im Sinne einer introspektiven Praxis, ein Weg der Selbsterforschung, der zum innersten Kern unseres Wesens vorstoßen will. Das In-Kontakt-Gehen mit der uns innewohnenden Lebensenergie wird als das Herstellen einer Verbindung zu etwas Heiligem verstanden. Prana ist folglich nicht nur ein Wort für Atem oder Energie, sondern auch für Brahman („das Höchste“ oder Gott, wenn wir es so nennen wollen).
Vom Beseitigen der „Verunreinigungen“ spricht die HYP und macht deutlich, dass Yoga als ein Weg der Reinigung zu verstehen ist – physisch, energetisch, emotional und mental. Pranayama ist das wichtigste Mittel hierzu:
„Manche sagen, dass Pranayama allein alle Verunreinigungen beseitigt und halten es deshalb in höchsten Ehren, nicht jedoch die anderen Techniken.“19
Die Yogis haben den Zusammenhang von Atem und Leben in der Beobachtung von Tieren studiert. Tiere, die langsam atmen, so fanden sie heraus, haben meist auch eine lange Lebensspanne. Je schneller sie hingegen atmen, desto schneller verbrauchen sie die ihnen gegebenen Atemzüge, umso weniger Lebenszeit ist ihnen also vergönnt. Wir alle, so die Annahme, haben eine uns individuell zugemessene Zahl von Atemzügen für jede Inkarnation. Indem wir diese Atemzüge verfeinern, vertiefen und verlängern, steigern wir nicht nur unsere Lebensqualität, sondern dehnen auch unsere Lebenszeit aus. Damit haben wir mehr Zeit zur spirituellen Selbsterforschung und Entwicklung zur Verfügung.20
Das Verfeinern und Verlängern der Atmung im Pranayama stellt immer wieder Momente tiefer Stille her und kann uns einen inneren Frieden erfahren lassen, der „nicht von dieser Welt“ ist. Die Idee vollkommenen inneren Friedens ist gleichsam ein Synonym für den Bewusstseinszustand des Yoga selbst. „Lasse Prana und den Geist nicht länger ruhelos sein“, schreibt Tirumular, ein tamilischer Yogi aus dem 2. Jahrhundert, in seinem umfangreichen Werk Tirumantiram und fährt fort: „Wenn sie zur Stille finden, sind Geburt und Tod nicht mehr.“21 Pranayama sucht also, wie alle Wege des ursprünglichen Yoga, nicht weniger als die Unsterblichkeit.22
Atem und Gesundheit
Natürlich waren die alten Yogis nicht die einzigen, die die Macht des Atmens für sich entdeckt haben. Ob Buddhisten, christliche Mönche oder Hawaiianische Kahunas; ob chinesische Kampfkünstler, taoistische Meditierende, die alten Essener oder Jesus, der, wie wir gesehen haben, seinen Schülern riet, den „Engel der Luft“ in sich aufzunehmen, um sich damit zu reinigen. Überall auf der Welt und durch alle Zeiten ist der Atem als zentrales Werkzeug zur Erhaltung der Gesundheit und als unverzichtbarer Begleiter auf dem Weg nach innen erkannt und genutzt worden.
Tirumular, jener tamilische Yogi, der einen Kollegen namens Patanjali erwähnt, eben jener Name, der auch als Autorenname über dem Yogasutra steht, dem bekanntesten aller Yoga-Werke – Tirumular also stellt den Menschen kein besonders gutes Zeugnis aus, wenn es um das Atmen geht, den vitalsten Lebensprozess überhaupt. Er sagt unverblümt, dass wir im Grunde keine Ahnung davon haben, was es heißt, richtig zu atmen: „Über die Wissenschaft des Atmens – über Einatmung, Ausatmung und Atempause – wissen die Menschen nichts. Wenn sie richtig zu atmen wissen, werden sie Yama mit Füßen treten.“23 Mit Einatmung, Ausatmung und Atempause – in der Sprache des Yoga: Puraka, Rechaka und Kumbhaka – benennt der große Yogi die drei zentralen Aspekte des Atemprozesses, auf die man im Pranayama Einfluss nimmt.
Tirumular erwähnt den Namen Yama. Das ist eine furchteinflößende Gestalt, die alle Wesen mit Kalasutra einfängt, einem schwarzen Lasso, um sie zu sich zu holen und ihnen ihre Bleibe für die Zeit nach ihrem physischen Tod zuzuweisen. Dort verbringen sie, je nach Verdiensten oder Vergehen, ein angenehmes oder auch unerfreuliches Dasein, um schließlich erneut zu inkarnieren. Yama teilt den Wesen ihr Karma zu, das schließt die Zahl ihrer Atemzüge mit ein. Er ist damit Herr über Leben und Tod. Als Gott des Todes spielt er in einem der bekanntesten Weisheitstexte Indiens eine Hauptrolle. In der Katha Upanishad unterweist er Nachiketa, einen Jungen von nur zehn oder elf Jahren, in der tiefsten aller Weisheiten. Er weiht ihn ein in das Geheimnis der Unsterblichkeit und zeigt, dass der Tod nicht nur nichts Böses von uns will, sondern in Wahrheit sogar eine Illusion ist, von der man sich befreien kann. Wüssten wir nur richtig zu atmen, sagt Tirumular, dann müssten wir den Tod nicht fürchten, weil wir unsere Unsterblichkeit entdecken würden.
Dem Atemprozess des gestressten Zivilisationsmenschen mangelt es meist an Tiefe und Rhythmus. Die gleichmäßige, tiefe und bewusste Atmung des Pranayama trainiert unsere Atemmuskulatur und wirkt einer flachen, schnellen und unregelmäßigen Atmung entgegen. Dies beruhigt den Geist und übt einen positiven Einfluss auch auf unsere Emotionen aus. Wir treten in einen Kohärenz genannten Zustand ein, in welchem Atem, Herz- und Gehirnaktivität harmonisch zusammenwirken.
Pranayama ist ein Segen im Blick auf eine der wohl schlimmsten und tödlichsten Plagen des modernen Zivilisationsmenschen: den Stress. Bewusstes Atmen kann akuten Stress abbauen und, mehr noch, unsere Stressresilienz erhöhen, die Fähigkeit also, uns von bereits erfahrenem Stress schneller wieder zu erholen.24 Gestresste Menschen haben eine geringe Lebensqualität, sind häufig krank, erschöpft oder sogar depressiv. Zudem haben sie ein deutlich höheres Todesrisiko als Nicht-Gestresste.25
Pranayama hat auch einen positiven Einfluss auf unsere Psyche. Jeder mentale oder emotionale Zustand korreliert mit der ihm eigenen Atmung. Sind wir entspannt, atmen wir ruhig, langsam und tief. Sind wir aufgeregt oder in Sorge, wird unser Atem schneller, flacher, unregelmäßiger, stockend. Der Atem ist damit ein Spiegel unserer inneren Zustände. Weil unser Organismus eine Ganzheit ist und alle Aspekte sich gegenseitig beeinflussen, können wir über die bewusste Steuerung des Atems auch direkten Einfluss auf unser Befinden nehmen. Neben den beruhigenden Techniken im Pranayama gibt es auch solche, die aktivieren, erfrischen und energetisieren. Sie können tiefe Gefühle von Wohlsein und Freude hervorrufen. „Wenn du Prana unter Kontrolle bringst, lässt Tirumular uns wissen, „wird dein Körper werden wie ein Kristall. Und jung wirst du sein trotz deiner Lebensjahre.“26
Zum Begriff ‚Pranayama‘
Tirumular spricht im obigen Zitat davon, Prana unter Kontrolle zu bringen. Das ist bereits eine zutreffende Definition dessen, was der Begriff Pranayama, technisch gesehen, aussagen will. Er setzt sich, so eine der Deutungen, aus Prana und Yama zusammen. Yama