Ferienmüde
Als das Reisen nicht mehr
geholfen hat
Konstanz University Press
VALENTIN GROEBNER ist Professor für Geschichte an
der Universität Luzern. Er hat zahlreiche Bücher zur Kultur- und Wissenschaftsgeschichte vorgelegt. Bei KUP erschienen Wissenschaftssprache digital (2014) und Wissenschaftssprache. Eine Gebrauchsanweisung (2012).
Umschlagabbildung: Leeres Fischrestaurant am
Jimbaran Beach auf Bali, 14. März 2020 (Foto: Picture-Alliance / Wawan Kurniawan)
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Konstanz University Press 2020
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Konstanz University Press ist ein Imprint der
Wallstein Verlag GmbH
Einbandgestaltung: Eddy Decembrino, Konstanz
ISBN (Print) 978-3-8353-9126-0
ISBN (E-Book, pdf) 978-3-8353-9731-6
ISBN (E-Book, epub) 978-3-8353-9732-3
Neustart
Vom Virus lernen / Ich bin doch kein Tourist
1 Werde zum Entdecker
Ankommen am Strand / Buena ventura! / Willkommen bei den Krähen
2 Zeug am falschen Ort
Das Etikettenparadox / Urlaubsspiele / »Das letzte Mal gab es hier nicht so viele Autos, oder?« / Märchenstunde
3 Wunderwaffe Bildermachen
Die Häute des Schönen / Verwandeln durch Fotografieren / Berührungsmagie / Im Sarkophag
4 Selbsterforschung
Die Industrie des schlechten Gewissens / Alles sieht gleich aus, überall / Die Lust an der Unfreiheit
5 Am Ziel der Träume
Inselhüpfen / Die falsche Art Vergangenheit / Heimkino im Menschenzoo
6 Entlassung aus der Pflicht
Konsum als Antikonsum / Konserven / Stay Put / Urlaub in Coronistan
Nachweise
Das Haustier bin ich.
Das Haustier führt sich selber spazieren,
es rebelliert leise.
Das Haustier frisst sich selbst auf, aus Liebe.
Luna Miguel, Definition eines Bauches
»Volle Ostern« war am 18. April 2019 der Aufmacher auf der Titelseite der Süddeutschen Zeitung: Die Ferien brächten dieses Jahr besonders viele Touristen. Zahlreiche Urlaubsorte wappneten sich mit neuen Vorschriften gegen Überfüllung, von Amsterdam bis Venedig, von Südtirol bis Mallorca. Selbst in der Schweiz sei an einigen Orten die Grenze zum Overtourism erreicht oder überschritten, war einen Monat später in der Neuen Zürcher Zeitung zu lesen. Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hatte schon im Jahr zuvor dem Thema eine melancholische Titelgeschichte gewidmet. »Das verlorene Paradies. Wie der Reisende zerstört, was er liebt.« Die Neue Zürcher Zeitung dagegen meldete am 29. Oktober 2019, Massentourismus sei in der Schweiz ein Randphänomen, der Gruppentourismus sei viel besser als sein Ruf, umweltfreundlich, gut voraussehbar und Garant für »konstantes Wachstum« – so die Überschrift einer Infografik mit unaufhaltsam steigenden Besucherzahlen.[1]
Ostern 2020 war dieses »konstante Wachstum« vorbei. Der Ausbruch der ansteckenden Lungenkrankheit Covid-19 im Januar und ihre rasche Verbreitung zuerst in Ostasien, dann in Europa und schließlich weltweit zog dem Tourismus binnen weniger Tage den Stecker. Gesperrte Grenzen, gestrichene Flüge und flächendeckende Ausgangsverbote markierten das vorläufige Ende jenes Fremdenverkehrs, der seit den späten 1950er Jahren für stetig wachsende Teile der Weltbevölkerung zur selbstverständlichen Normalität geworden war. Im Januar und Februar 2020 hatten die Winterdestinationen noch ausgebuchte Hotels und volle Pisten gemeldet. Zweieinhalb Wochen später galt eine Bar im Tiroler Wintersportort Ischgl als eines der Epizentren der Epidemie, in der sich Hunderte infiziert hatten. Wohlhabende europäische Staaten wie Deutschland und die Schweiz flogen ihre in weit entfernten Ländern gestrandeten Staatsbürger in Sondermaschinen nach Hause. Tourismus in der vertrauten Form war, anders gesagt, fürs Erste Geschichte.
In der großen Stillstellung durch die Pandemie im Frühjahr 2020 konnte man eine Menge lernen. Ich lernte, dass es nur noch Nationalstaaten gibt, wenn es ernst wird, und dass alle Prediger von den selbstheilenden Kräften des freien Marktes plötzlich wie vom Erdboden verschwunden waren. In der Theorie war der freie Markt allmächtig gewesen. In der Praxis dagegen, lernte ich, wurden verletzliche menschliche Körper nicht von Marktkräften, sondern von Institutionen beschützt; und die funktionierten nur dann halbwegs zuverlässig, wenn sie vom Staat betrieben, finanziert und beaufsichtigt wurden. Ich lernte, dass in europäischen Krankenhäusern Zehntausende sterben konnten, ohne dass deren Gesichter irgendwo erschienen, verschluckt von Medienbildern von Särgen, Kühlwagen und Masken. Die Opfer der neuen Krankheit schienen einfach zu verschwinden; sie verwandelten sich in abstrakte, furchteinflößend hohe oder beruhigend niedrige Zahlen, außer man hatte zufällig eines von ihnen gekannt. Die Behörden wurden allmächtige fürsorgliche Erziehungsberechtigte, und der Ausnahmezustand fühlte sich ein wenig an wie die temporäre Wiederauferstehung der DDR. In allen Zeitungen stand dasselbe, die Regierung (und ihre freiwilligen Zuträger) schaute um jede Ecke, keine Auslandsreisen, und jeder war irgendwie ein verdächtiger Westkontakt seiner selbst.
In der großen Stillstellung durch Covid-19 lernte ich auch, dass ich mich nach Nichtstun sehne, aber nur in der Theorie. In der Praxis fürchte ich mich davor, weil ich es mit Passivität und Schuld verbinde, und deswegen war sein Doppelgänger, das Nichtstunkönnen, fast noch furchteinflößender. Und ich lernte, dass Angst und Kontrollbedürfnis einander zuerst bedingen, und dann wechselseitig verstärken. Einer der anstrengendsten Aspekte der Krise, weil völlig ungewohnt für wohlhabende Europäer, war aber die flächendeckende Abschaffung der Nahzukunft. Was in zwei Wochen oder drei Monaten passieren würde, wurde unzugänglich und angesichts der Überraschungen eigentlich auch binnen weniger Tage unvorstellbar.
Das Wegfallen des Plänemachens war irritierend, weil ich plötzlich merkte, wieviel Zeit ich vorher in der Zone Nahzukunft zugebracht hatte, im Reich des ›Ich muss, ich will, ich möchte‹. 12 Prozent unserer Wachzeit, also gut zwei Stunden pro Tag, hat ein ernsthafter Psychologieprofessor vorgerechnet, denken wir an Dinge, die erst noch geschehen werden. In unseren Köpfen sind wir temporäre Zukunftsbewohner, auf der Reise nach Irgendwann.[2]
Dieses Irgendwann wurde nun behördlich geschlossen, zusammen mit den Hotels, Cafés, Restaurants, Flughäfen und Staatsgrenzen, und niemand konnte darüber Auskunft geben, wie lange die drastischen Einschränkungen gelten würden; welche Verschärfungen noch bevorstehen oder ab wann die Bestimmungen gelockert würden. Am 12. April 2020, dem Ostersonntag, riet die EU-Kommissionspräsidentin in Bild am Sonntag dringend davon ab, jetzt schon Sommerferien zu buchen; niemand könne wissen, wie die Lage im Juli oder August aussehen werde.
Ferien waren das Versprechen gewesen, dass man Veränderung und Überraschung bestellen könnte, als unfehlbare Anti-Überdruss-Maßnahme gegen den eigenen Alltag. So richtig funktioniert hatte das nur beim Plänemachen, also in der Theorie. In der Praxis war ich von der Reise häufig mit Überdruss am Anti-Überdruss zurückgekommen. Aber kaum waren in der Covid-19-Krise die Grenzbalken überall heruntergegangen, war sie wieder da, die große Sehnsucht. In Spiegel Online schilderte am 15. März, fünf Tage nach der Verhängung der Ausgangssperre für ganz Italien, die Reportage »Gespenstisch schön«, wie menschenleer und charmant Rom jetzt sei. »Seit ein paar Tagen ist es so angenehm still«, schrieb der Journalist, »man hört keine Autos mehr, nur gelegentlich die Hubschrauber über den Dächern und die Möwen.«
So geht Tourismus: die ästhetische Erfüllung im Anderswo, die Du wieder nicht erreicht haben wirst, weil sie nur in Deiner Abwesenheit stattgefunden hat. In der Wirklichkeit, lernte ich im Frühjahr 2020, war das Pittoreske ohne seine touristischen Besucher nicht verlockender, sondern unwirtlich und künstlich. In der Stadt, in der ich wohne, wegen ihrer pittoresken Altstadt von fünfeinhalb Millionen Touristen pro Jahr besucht, verwandelten sich die Sehenswürdigkeiten mit den geschlossenen Souvenirläden drumherum in Dekorationsfolien, in Karikaturen ihrer selbst: Fototapeten, in denen man lieber nicht als einziger zurückbleiben wollte.
Geschichte war der Tourismus vor der großen Stillstellung durch Covid-19 auch schon gewesen; allerdings in einem ganz anderen Sinn. Im 18. und 19. Jahrhundert waren gebildete Reisende davon überzeugt, sich durch Bewegung im Raum auch in der Zeit zurückbewegen zu können; an jene Orte nämlich, an denen ihnen das Schöne aus der Vergangenheit noch zur Verfügung stünde. Der Boom des Tourismus in den 1850er Jahren hat diese Fantasie sehr populär gemacht.[3] Seine Aufrüstung mit immer leistungsfähigeren technischen Infrastrukturen, von der Eisenbahn und dem Grand Hotel zu Pauschalangeboten mit Flug und Feriendorf, hatte den Fremdenverkehr ab der Mitte des 20. Jahrhundert immer weiter expandieren lassen. Reisen war schon lange vor Covid-19 eine sehr postromantische Angelegenheit.
Was hatten die fast eineinhalb Milliarden Menschen denn eigentlich gesucht, die sich 2019 auf die Suche nach Schönheit gemacht hatten, nach dem gelungenen Ferienerlebnis, nach der Auszeit, nach der Wiedergutmachung des eigenen Lebens durch Reisen? Urlaub – Wegfahren auf Zeit – war in keiner der großen Sozialutopien der letzten Jahrhunderte vorgesehen, in Tommaso di Campanellas Sonnenstaat von 1602 ebensowenig wie im sozialistischen Paradies oder in der vermeintlichen Auflösung aller Körper und Grenzen im Traum vom selbstverwalteten Digitalien der 1990er Jahre, der letzten kollektiven Umsturzphantasie, die ich mitbekommen habe. Von Revolution ist mittlerweile ohnehin keine Rede mehr. Dafür von den nächsten Ferien. Am Beginn des 21. Jahrhunderts sind Ferien die letzte große private Utopie: das Territorium der Freiheit, für zweimal drei Wochen im Jahr.
Nur fühlte es sich dort zunehmend unbehaglich an. Es war voll und eng geworden im Paradies. Mit den Ausgangssperren und den geschlossenen Grenzen des Frühjahrs 2020 schien selbst die gedämpfte Reiselust einem plötzlich weit entfernten Zeitalter anzugehören. Sie wird wiederkommen – wenn auch vermutlich in verwandelter, neuer Form. Neustart, wie beim abgestürzten Laptop. Grund genug für eine kleine Bilanz. Worum ging es beim touristischen Aufbruch in die Freiheit eigentlich?
An Urlaub muss man immer ein bisschen glauben. Der Aufstieg des Fremdenverkehrs war durch ökonomische und technische Veränderungen möglich geworden, durch die Verbilligung von Reisen im Vergleich zu Lebenshaltungskosten und Löhnen. Die meisten Reisenden wollten das nicht so genau wissen. Sie kamen sich selbst romantisch, frei und ungebunden vor – auch wenn sie in Wirklichkeit Kundinnen und Kunden smarter Serviceunternehmen waren. Die hatten die Nachfolge älterer religiöser Dienstleistungsangebote angetreten – Anbieter von Erholungs-, Wellness- und Bildungsreisen benutzen bis heute fleißig das Vokabular von Reinigung, Pilgerschaft, Wiedergeburt und Sinnstiftung. Umgekehrt ist der eigene Urlaub jene begrenzte Zeitperiode, in der die Reisenden beschließen, Geschichten und Inszenierungen für wahr zu halten, die sie anderswo als Fiktionen behandeln würden. »One of the great things being on holidays«, haben die Wissenschaftsphilosophen Judith Baker und Ian Hacking geschrieben, »is that we can imagine, and also believe, everything we are told.«[4]
Fiktionen sind dehnbar. Deshalb war in diesen geträumten Welten immer sehr viel Platz, im Gegensatz zu den Begrenzungen der realen Infrastruktur. Die Prospekte der großen Reiseanbieter, die Selbstdarstellung der Urlaubsorte, die Reiseteile der Tages- und Wochenzeiten erzählten Geschichten, die an den Glauben ihrer Kundinnen und Kunden an das Wunderbare, Einzigartige und Unberührte appellierten. Mit 1,5 Milliarden Touristen pro Jahr wurden diese Geschichten allerdings zwangsläufig zu einer Art Märchenstunde; jede erfolgreiche Saison ein bisschen mehr.
In der gelehrten Beschäftigung mit dem Tourismus sind in den letzten 35 Jahren eine ganze Reihe von Konzepten vorgeschlagen worden, mit denen man die Weiterentwicklung der Vergnügungsreisenden beschreiben wollte: Nach dem Alternativtouristen kamen der ironische Posttourist, der Detourist und der nachhaltige Ökotourist. Ob sie für messbare Umbrüche oder wirkliche Veränderungen standen, ist im Nachhinein schwer einzuschätzen, denn jede dieser Figuren war begleitet von weiteren Wachstumsschüben der globalen Mobilisierung zum Vergnügen. »Anders Reisen«, seit gut 50 Jahren als Forderung und Versprechen in einem formuliert, bedeutete in der Praxis einfach: noch mehr Reisen.
Schließlich sollte der Begriff als solcher ganz abgeschafft werden, jedenfalls wenn ich dem Bordmagazin der Fluglinie Easyjet glauben durfte. »How not to be a tourist« verkündete es auf seiner Titelseite im Oktober 2019. Gar kein Tourist sollte ich also mehr sein – aber selbstverständlich weiter die Angebote der orangenen Flotte buchen; mit besserem Gewissen, weil ich damit auch das Unbehagen am ungebrochenen Weiterwachsen der Branche hinter mir lassen durfte. Noch eine Selbstvermarktungsgeschichte vom wundersamen Verwandeltwerden durch Reisen, an die das Publikum glauben soll.
Abb. 1: Tourist, sei kein Tourist. Titelseite des Bordmagazins der Fluglinie Easyjet, Oktober 2019
Von diesen Fiktionen handeln die folgenden Abschnitte. Die Wunderwaffe der Aneignung des exotischen fremden Anderswo ist allerdings um einiges älter als das Smartphone und der Selfiestick, den das Titelbild des Bordmagazins scheinbar selbstkritisch übers Knie bricht. Deswegen geht es im ersten Kapitel weit zurück – zu den europäischen Entdeckern des 15. und frühen 16. Jahrhunderts an der Wende zur Neuzeit. Ihr Auftrittsort und Landeplatz, der tropische Strand, ist bis heute das Sehnsuchtsziel moderner Reisender schlechthin. Der Geschichte dieses Ortes und seinen verschiedenen Bewohnern gilt dieser Lokaltermin, der von Südindien nach Portugal und wieder zurück führt.
Dabei stolpert man zwangsläufig über »Zeug am falschen Ort«, wie Oscar Wilde es so schön definiert hat: Schmutz. Ihm ist das zweite Kapitel gewidmet. Was haben der Fremdenverkehr und das Reden über Verunreinigung miteinander gemeinsam? Touristische Angebote sind als Wiederholungsschleifen organisiert und deswegen gegen jene Veränderungen empfindlich, die sie selbst ausgelöst haben und vorantreiben. Wieso nehmen sie so häufig die Form der Märchenstunde an – und auf welcher Arbeitsteilung beruhen sie?
Im dritten Kapitel geht es um die Bilder, die seit der Entstehung des Fremdenverkehrs im 19. Jahrhundert den großen sehnsüchtigen Aufbruch begleiten und organisieren. Seither ist der Tourist jemand, der von Bildern zum Sehenswürdigen geleitet wird und selbst ununterbrochen neue Fotografien davon macht. In den geträumten Welten des Fremdenverkehrs geben die Reisefotos in großer Detailtreue und Wahrhaftigkeit über diejenigen Auskunft, die sie angefertigt haben und sich selbst in ihnen spiegeln, als Berührungsmagie und Einbalsamierung. Um Selbsterforschungsunternehmen ganz anderer Art geht es im vierten Abschnitt, um den Fremdenverkehr als die Industrie des schlechten Gewissens. Wann waren die Ferienziele denn eigentlich unberührt, schön und ohne aufdringliche hässliche Besucher, in der guten alten Zeit?
Reiseführer und Reisebüros sprechen viel und gerne von »Traumdestinationen« – was, fragt das fünfte Kapitel, ist damit eigentlich genau gemeint? Die Sehnsüchte nach den perfekten Orten der Wunscherfüllung für ihre modernen Besucher haben interessante Vorgeschichten aus ganz unterschiedlich pittoresken Vergangenheiten. Sie sind Drehbücher für selbstgemachte Filme mit den Besuchern als Regisseuren und Hauptdarstellern in einer Person, und so viele verlockende fiktive Elemente sie haben, ein paar grundsätzliche Arbeitsteilungen setzen sie immer wieder neu in Szene: Heimkino im Menschenzoo. Ferien versprechen die persönliche Auszeit, das Entkommen, die Entlassung aus der Pflicht. Aber der vermeintliche Ausstieg aus allen Verantwortlichkeiten, so das sechste Kapitel, erweist sich als eng verbunden mit neuen Aufgaben, denen man sich nicht so einfach entziehen kann.
Wieso haben Ferien plötzlich aufgehört, so grenzenlos anziehend zu sein? Und was kann man vom Virus lernen? Davon handelt dieser Essay: Als das Reisen nicht mehr geholfen hat. Tourismus hat seit dem 19. Jahrhundert die vermeintliche Reise in die Vergangenheit zur Ware gemacht. Was war da wem eigentlich versprochen worden? Und was lässt sich in Zukunft damit anfangen?
Eine Touristin, ein Tourist ist eine Person, die auf eine bestimmte Weise schaut. Der Ort ist nicht ihr Ort. Sie ist nicht gekommen, um hier zu arbeiten, Geld zu verdienen oder Information einzuholen. Sie ist keine Reporterin und kein Spion. Sie will ohnehin nicht unbedingt etwas erfahren: Ihre Informationen hat sie schon mitgebracht, deswegen ist sie ja da. Sie ist dorthin gereist, um das Schöne zu sehen.