Seth Godin
Practice
Die Methode, dauerhaft kreativ zu sein – auch wenn es manchmal schwerfällt
Übersetzung aus dem Englischen von Jordan Wegberg
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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie. Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Für Fragen und Anregungen
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1. Auflage 2021
© 2021 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
Türkenstraße 89
D-80799 München
Tel.: 089 651285-0
Fax: 089 652096
© der Originalausgabe 2020 by Seth Godin
Die englische Originalausgabe erschien bei Portfolio, einem Verlag der Penguin Publishing Group, einem Geschäftsbereich von Penguin Random House LLC unter dem Titel The Practice.
Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.
Übersetzung: Jordan Wegberg
Redaktion: Christiane Otto
Umschlaggestaltung: Marc Fischer
Umschlagabbildung: Artem Kovalenco/Shutterstock
Satz: ZeroSoft, Timisoara
eBook: ePUBoo.com
ISBN Print 978-3-86881-841-3
ISBN E-Book (PDF) 978-3-96267-307-9
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-96267-308-6
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www.redline-verlag.de
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VERTRAUEN SIE AUF IHR SELBST
1. Es ist möglich
2. Das Muster und die Methode
3. Suchen Sie etwas?
4. Askıda ekmek
5. Eine Methode finden
6. Jonglieren lernen
7. Wie man eine Eule zeichnet
8. Braucht es Mut, um kreativ zu sein?
9. Das ist Kunst
10. Vielleicht können Sie irgendwie Kunst machen
11. Kreativität ist eine Handlung, kein Gefühl
12. Die Geschichte (und die Entscheidung)
13. Der Flow ist ein Symptom
14. Zeit, Ihre Stimme zu finden
15. Ihre Leidenschaft entdecken
16. Der Prozess und das Ergebnis
17. Der schlechteste Chef der Welt
18. Sie sind genug
19. Randbemerkung über Entscheidungen
20. Zu Diensten sein
21. Die Arbeit und die Garantie
22. Ich fühle mich wie ein Hochstapler
23. Das Hochstapler-Syndrom ist real
24. Fangen Sie dort an, wo Sie sind
25. Wer Sie sind (und was Sie tun)
26. Wie groß ist der Ausschuss?
27. Dave Grohls Mutter
28. Tägliches Praktizieren im Dienste Ihrer Identität
29. »Bis jetzt« und »noch nicht«
30. Zur Verteidigung der Magie
31. Vertrauen, Identität und Ihre Methode
32. Lektionen im Fliegenfischen
33. Die Fadenscheinigkeit unserer Absichten
34. Die Methode ist gnadenlos
GROßZÜGIG
35. Sie haben das Recht, zu schweigen
36. Die großzügige Vision
37. Wie hören Sie sich an, wenn Sie sich wie Sie selbst anhören?
38. Zurückhaltung ist toxisch
39. 20 Cent und ein Fußball
40. Pythagoras und der fünfte Hammer
41. Wann haben Sie das letzte Mal etwas zum ersten Mal gemacht?
42. Segeln mit dem Wind im Rücken
43. Die Gastfreundschaft des Unbehagens
44. Diversität und Problemlösung
45. Bradley Cooper ist erkältet
46. »Hier, das hab ich gemacht«
47. Veränderer vom Dienst
48. Kein Versteck
49. Der beste Grund, um Nein zu sagen
50. Bestätigung ist nutzlos
51. Die Angst, zurückzubleiben
52. Zuversicht ist relativ
53. Widerstand ist real
54. Denken Sie an den Schlosser
55. Die Großzügigkeit der Pennys
56. (Noch) akzeptieren
57. Zynismus ist ein Verteidigungsmechanismus
58. Praktische Empathie
59. »Jemand« hat das Fernsehen gerettet
60. Meiden Sie die Ungläubigen
61. Aber vielleicht braucht es mehr Arbeit
62. Und vielleicht versuchen Sie, zwei Dinge auf einmal zu tun
63. 3000 verkaufte Exemplare
64. Drei Arten von Qualität
65. Vier Arten von gut
66. Die Verwirrung: Ist ein Hit gut?
67. Verkaufen ist schwierig
68. Verkaufen ist, wo die Verlockung liegt
69. Die Allianz
70. Das ist nicht für euch
71. Egoismus ist eine Entscheidung
72. Fixierung auf das Ergebnis
73. Fixierung ist eine Entscheidung
74. Der einfache Wechsel zum »Für«
75. Die beiden Verpflichtungen
76. Die Großzügigkeit der Kunst
77. Nach dem »Warum« zu fragen ist mutig
78. Wenn Sie sicher wüssten, dass Sie scheitern, was würden Sie tun?
79. Die Punk-Methode
80. Die Entscheidung, hinzugehen
DER PROFI
81. Die Lebensretterin, die sich nicht sicher war
82. Ja, Sie sind der Rettungsschwimmer
83. Sorgen
84. Fahrradprobleme
85. Am Haken oder nicht
86. Talent ist nicht dasselbe wie Fertigkeit
87. Wo ist Ihre Stunde?
88. Aber kein Mitläufer
89. Es ist kein Paradox
90. Abstand vom Mitläufer
91. Großzügig heißt nicht umsonst
92. Auf der Suche nach Allianzen
93. Eigenheiten
94. Wählen Sie Ihre Kunden, wählen Sie Ihre Zukunft
95. Wo sind die großartigen Architekten?
96. Die Magie besserer Kunden
ABSICHT
97. Auf unsere Absicht kommt es an
98. Absichtsvolles Handeln ist Gestaltung mit Zweck
99. Bewusstes Handeln ist auch Gestalten mit Empathie
100. Wie tief geht Ihre Empathie?
101. Für wen ist es?
102. Wen können Sie erreichen?
103. Sie können nicht jeden erreichen
104. Mehr und genauer, bitte
105. Für wen ist es?
106. Der Arbeit dienen
107. Jemand, nicht jeder
108. Das Überschreiten wirtschaftlicher Grenzen
109. Wofür ist es? Die zweite Frage …
110. Was Ingenieure wissen
111. Einfaches Beispiel: Der Rezeptionist
112. Willkommen im »Green Mill«
113. Sechs einfache Beispiele für die Frage
114. Braucht ein Textverarbeitungsprogramm eine Speichern-Schaltfläche?
115. Aber Moment mal, was ist mit der Tanzaufführung?
116. Die Suche nach uneingeschränkter emotionaler Autorität
117. Angst und die Muse und Ihre Arbeit und Ihr Dienst
118. Sie können den Widerspruch sehen
119. Unterbewusstes Vorfiltern
120. Wofür ist es?
121. Die gestaltungsorientierte Einstellung der Planung
122. Wofür ist es?
123. Kleinkinder verstehen es nicht
124. Wofür ist es?
125. Authentizität ist eine Falle
126. Beständigkeit ist der Weg nach vorn
127. Realer als real
128. Absichtsvolles Handeln hat ein paar einfache Elemente
KEINE SCHREIBBLOCKADE
129. Qualifikationsprüfungen sind ein Hindernis
130. Der Fluch der berühmten Universität
131. Aber was für eine tolle Ausrede
132. Jede Ausrede tut’s
133. Falsche Experten
134. Steve Ballmer hat sich zu viel darum gesorgt, im Recht zu sein
135. Es ist in Ordnung, den Status quo aufrechtzuerhalten
136. Schreibblockade
137. Die Suche nach Gewissheit ist der Kern unserer Blockade
138. Polieren wird überbewertet
139. Arethas Handtasche
140. Funktioniert das Narrativ?
141. Der unblockierte Architekt
142. Das unendliche Spiel
143. Ein Marathon ist ein unendliches Spiel
144. Wie gehen wir mit der Erschöpfung um?
145. Die wahre Lektion der Improvisation beginnt mit »Ja, und …«
146. »Ja, und« ist genug
147. Den Anker lichten
148. Der großzügige Kritiker
149. Was Sie zu einem großzügigen Kritiker sagen
150. Der nicht großzügige Kritiker
151. Sam Raimi und der Horror der Buhrufe
152. Die Möglichkeit der 1000 echten Fans
153. Versunkene Kosten und Ihre Methode
154. Versunkene Kosten und Abwehrhaltung
155. Bonus: Die 45 Arten
156. Die Option der Verletzlichkeit
157. Abbey Ryan, Isaac Asimov und die Macht des Tippens
158. Schreiben Sie, bis Sie keine Angst mehr vor dem Schreiben haben
159. Mangel und Kreativität
160. Die essenzielle Eigenschaft des Schwarzen Mannes
161. Holz hacken und Wasser schleppen
162. Arbeitsvorbereitung zahlt sich aus
163. Aber was ist mit der Muse?
164. Auf der Suche nach wünschenswerter Schwierigkeit
165. Schlagtraining
166. Der fehlerhafte Nike-Slogan
167. Sie brauchen nicht mehr gute Ideen, sondern mehr schlechte Ideen
168. Der kleinste brauchbare Durchbruch
169. The Wild Side
170. »Wie mache ich das besser?« ist anders als »Wie mache ich das?«
171. Sich selbst beweisen, dass Kreativität nichts Verhängnisvolles ist
172. Was bedeutet »gut«?
173. Ihre perfekte Idee schützen
174. Alexanders Theorem der Professionellen Außergewöhnlichkeit (und ihre logische Folge: das Misserfolgsnarrativ des Kreativen)
175. Die Regeln des Genres
176. Wandel beginnt mit dem Genre
177. Inwiefern ist es anders?
178. Wieder am Haken
179. Ernest Hemingway gegen den Roman in Ihrem Kopf
180. Meetings können helfen, tun es aber wahrscheinlich nicht
181. Eine Zusammenfassung einiger Tipps und Tricks für Kreative
BEHAUPTUNGEN AUFSTELLEN
182. Eine Behauptung ist keine Garantie
183. Amanda Theodosia Jones und die Verstärkung von Stimmen
184. Ich-Sucht versus Ich-Stärke
185. Behauptungen sind keine Antworten und Behauptungen sind großzügig
186. Umgang mit dem Knopf
187. Zielbewusstes Handeln erfordert Behauptungen
188. Eine Behauptung ist großzügig
189. Verlangen Sie Nachfragen
190. Es ist eine Verschwörung
VERDIENEN SIE SICH IHRE FERTIGKEITEN
191. Die Wahrheit über das Besserwerden
192. Suchen Sie nach der Kohorte
193. Wie viele Jahre ist zu viele?
194. Wir können alle nicht Superman sein
195. Ihre Superkraft erfordert Engagement
196. Um sehr gut zu sein, muss man manches vernachlässigen
197. Der Beste der Welt
198. Sich eine Fertigkeit aneignen
199. Kann man indisches Essen lehren?
200. Fachwissen: Haben Sie gelesen?
201. Woher kommt guter Geschmack?
202. Wissen ist eine Abkürzung zum Können
203. Unverkennbar
EINSCHRÄNKUNGEN SUCHEN
204. Einschränkungen schaffen die Möglichkeiten der Kunst
205. Die Icons-Ikone
206. Wo sind die Mandolinen?
207. Spielraum
208. Sie können nicht über die Schublade hinausdenken
209. Monty Python haben einen Heiligen Gral gefunden
210. Susan Rothenberg malte Pferde
211. Ein paar Lieblingsbeschränkungen
212. Die Welt zu verändern heißt nicht, alles zu verändern
213. Hybris tötet Träume
214. Ist der Mond mit Staub bedeckt?
215. Dem Prozess vertrauen
216. Elemente der Methode
217. Sie sind nicht der Chef, aber Sie sind zuständig
218. Dienstags in der Anthropologie-Abteilung
219. Den Raum erforschen
Wo kommen Ideen her?
Wenn Sie es morgen noch mal machen könnten, würden Sie es tun?
Unauslöschlich
Danksagung
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Die Magie des kreativen Prozesses besteht darin, dass es keine Magie gibt
Ein Genie ist sich selbst am ähnlichsten.
THELONIOUS MONK
Realer als real, wahrer als wahr.
STEVEN PRESSFIELD
Veröffentlichen, weil es nicht zählt, wenn Sie es mit niemandem teilen.
Kreativ, weil Sie kein Rädchen im Getriebe sind. Sie sind ein Schöpfer, ein Problemlöser, eine großzügige Führungspersönlichkeit, die neue Wege und dadurch Verbesserungen schafft.
Arbeit, weil es kein Hobby ist. Vielleicht bekommen Sie kein Geld dafür, jedenfalls jetzt noch nicht, aber Sie gehen es an wie ein Profi. Es geht nicht um die Muse, Ausflüchte werden vermieden, und die Arbeit ist der Grund, warum Sie hier sind.
In all dem Trubel um uns herum ist die erwiesene Wahrheit über Kreativität verloren gegangen: Sie ist ein Ergebnis des Verlangens – des Verlangens, eine neue Wahrheit zu finden, ein altes Problem zu lösen oder anderen von Nutzen zu sein. Kreativität ist eine Entscheidung, kein Blitzeinschlag von irgendwoher.
Es gibt eine Methode, die uns allen zur Verfügung steht – die Methode, den Schöpfungsprozess zum Nutzen des Besseren zu akzeptieren. Die Methode ist nicht das Mittel zum Ergebnis, sie ist das Ergebnis, denn nur die Methode können wir beeinflussen.
Die Methode erfordert, dass wir unserem Prozess mit Entschiedenheit folgen. Sie erkennt an, dass Kreativität kein Ereignis ist, sondern einfach das, was wir tun, ob wir dazu in der Stimmung sind oder nicht.
Die Bildhauerin Elizabeth King formulierte das sehr schön: »Der Prozess bewahrt uns vor der Fadenscheinigkeit unserer Absichten.«
Lernen Sie jonglieren. Zeichnen Sie eine Eule. Machen Sie die Welt besser. Ungeachtet dessen, ob es diesmal klappt. Die Methode bringt Sie besser dorthin, wo Sie hinwollen, als jeder andere Weg, dem Sie folgen können. Und indem Sie die Methode anwenden, würdigen Sie Ihr Potenzial sowie die Unterstützung und Freundlichkeit all jener, die schon vor Ihnen da waren.
Dieses Buch ist für Menschen, die führen, schreiben oder singen wollen.
Für Menschen, die unterrichten, innovieren und interessante Probleme lösen möchten.
Für Menschen, die sich auf den Weg machen wollen, um Therapeuten, Maler oder Führungskräfte zu werden.
Für Menschen wie uns.
Es ist möglich. Jene, die vor uns da waren, haben es geschafft, ihre Stimme zu erheben, aufzustehen und etwas zu bewirken. Auch wenn jede Reise einzigartig ist, folgt sie doch einem Muster – und wenn Sie es erst einmal erkennen, so ist es Ihres.
Wir müssen einfach nur den Mut finden, kreativer zu sein. Lange Zeit blieben die Kräfte, die uns zurückhalten, unbemerkt, aber wir können sie sehen und begreifen und unsere Arbeit aufnehmen.
Die Methode ist da, wenn wir nur bereit sind, sie zu befolgen. Und die Methode öffnet Ihnen die Tür zu der Veränderung, die Sie bewirken wollen.
Unser Leben folgt einem Muster.
Bei den meisten von uns wurde dieses Muster schon vor langer Zeit bestimmt. Wir beschlossen, ein Narrativ von Regeltreue und Bequemlichkeit zu akzeptieren, die Suche nach Status in einer von Knappheit begrenzten Welt.
Das industrielle Wirtschaftssystem erfordert das. Es hält uns an zu Konsum und Gehorsam. Wir vertrauen auf das System und darauf, dass die Menschen, für die wir arbeiten, uns geben, was wir brauchen, solange wir bereit sind, dem von ihnen für uns vorgezeichneten Pfad zu folgen. Wir alle unterliegen schon in sehr jungen Jahren einer Gehirnwäsche, damit wir diese Dynamik akzeptieren und zu einem Teil davon werden.
Der Deal ist ganz einfach: Folge diesen Schritten und du erzielst das Ergebnis, das dir vom System versprochen wurde. Es wird vielleicht nicht ganz einfach, aber mit etwas Mühe schafft es fast jeder.
Wir konzentrieren uns also auf das Ergebnis, denn daran erkennen wir, ob wir die Schritte korrekt befolgt haben. Das industrielle Wirtschaftssystem, dessen Gehirnwäsche wir durchlaufen haben, verlangt eine Fokussierung auf die Ergebnisse, um zu beweisen, dass wir den Vorgaben gefolgt sind.
Eine solche Priorität ist sinnvoll, wenn das verlässliche, vorhersehbare Ergebnis wirklich von Belang ist und sich garantiert auszahlt. Aber was, wenn Ihre Welt sich verändert?
Plötzlich bekommen Sie nicht immer das, was Ihnen zugesichert wurde. Und die Aufgaben, die man Ihnen gibt, sind nicht so spannend, wie Sie es gern hätten. Jetzt offenbart sich, dass Sie sich auf einen Kuhhandel eingelassen haben: Sie waren damit beschäftigt, gegen Belohnung Ihr Herz und Ihre Seele zu opfern, doch die Belohnung erfolgt nicht so regelmäßig wie versprochen.
Die wichtige Arbeit, die wir wirklich gern leisten würden, kennt keine Vorgaben. Sie folgt einem anderen Muster.
Diese Methode steht uns zur Verfügung – nicht als schneller Ersatz, als ergebnissicheres Rezept, sondern als Vorgehensweise. Es handelt sich um ein dauerhaftes, schrittweises Vorgehen, das wir um seiner selbst willen befolgen und nicht, weil wir dafür irgendeine garantierte Gegenleistung haben wollen.
Das Rezept für Rezepte ist simpel: gute Zutaten, Vorbereitung, Sorgfalt im Detail, erhitzen, fertig. Man geht der Reihe nach vor. Aber wenn wir erstmals etwas schaffen, gibt es keinen solchen linearen Ablauf, der sich leicht notieren lässt.
Diese neue Methode erfordert Führungsqualitäten, einen kreativen Beitrag – das kann nicht jeder Beliebige leisten, und vielleicht funktioniert es nicht, aber es könnte es dennoch wert sein, weiterverfolgt zu werden. Oft wird es als »Kunst« bezeichnet.
Das industrielle Wirtschaftssystem, in dem wir alle leben, beruht auf Ergebnissen. Es geht um garantierte Produktivität im Austausch gegen zermürbende, von oben gelenkte Arbeit. Aber wenn wir beschließen, danach Ausschau zu halten, steht uns ein anderer Weg zur Verfügung. Diesem Weg folgen Menschen, die nach Veränderung und nach Verbesserung streben.
Der Weg wird durch Resilienz und Großzügigkeit bestimmt. Er orientiert sich nach außen, ist aber nicht abhängig von Bestätigung oder Applaus.
Kreativität wiederholt sich nicht; das geht nicht. Dennoch folgt der kreative Weg einem Muster. Es ist eine Methode des Wachstums und der Verknüpfung, des Einsatzes und der Risikobereitschaft. Selbstlosigkeit und Ego sind in einem endlosen Tanz verschlungen. Die Methode existiert für Autoren und Führungskräfte, für Lehrende und Kunstschaffende. Sie ist in der realen Welt verankert, ein Prozess, der uns dorthin bringt, wo wir hinzugelangen hoffen.
Diese Methode ist eine Reise ohne einen externen Chef. Weil es keinen Verantwortlichen gibt, müssen wir stattdessen auf uns selbst vertrauen.
In der Bhagavad Gita heißt es: »Es ist besser, dem eigenen Weg zu folgen, egal wie unvollkommen, als in Vollkommenheit dem eines anderen.« Denken Sie an die Menschen, die ihre Stimme gefunden und etwas ins Rollen gebracht haben: Ihre Wege mögen sich unterscheiden, aber ihre Methoden gleichen sich in vielerlei Hinsicht.
Herzstück der Methode des Kreativen ist Vertrauen: die schwierige Reise zum Vertrauen in das eigene Selbst, jenes oft verborgene und einzigartige Selbst, das jedem Menschen eigen ist.
Erkennen Sie das Muster, finden Sie Ihre Methode, und Sie können anfangen, Magie zu schaffen. Ihre Magie. Die Magie, die wir gerade jetzt benötigen.
Die meisten schon. Wenn es uns wichtig genug ist, halten wir immerzu Ausschau nach diesem Gefühl, nach diesem Einfluss, nach der Fähigkeit, etwas zu bewirken. Und dann suchen wir noch intensiver.
Mitläufer suchen nicht. Sie folgen einfach den Fußstapfen der vor ihnen Gehenden. Bei Prüfungen gut abschneiden, die Anweisungen befolgen, die nächste Sprosse erklimmen.
Anführer streben danach, die Dinge zu verbessern, einen Beitrag zu leisten und sich festen Stand zu verschaffen. Die Chance, etwas in Gang zu setzen und wahrgenommen und respektiert zu werden, alles auf einmal.
Diese Suche hat unsere Kultur hervorgebracht und die Welt, in der wir leben. Immer mehr Menschen, engagiert und leistungswillig, bringen gemeinsam etwas hervor, das aufzubauen sich lohnt.
Nennen wir es Kunst. Der menschliche Akt, etwas zu tun, was vielleicht nicht funktioniert, etwas Großzügiges, etwas, das eine Wirkung hat. Der emotionale Akt, eine persönliche, selbstbestimmte Arbeit zu leisten, um eine Veränderung zu bewirken, auf die wir stolz sein können.
Wir alle haben viel mehr Wirkungsmacht als je zuvor. Wir können auf Werkzeuge zugreifen, auf unzählige Wege nach vorn, und haben die reelle Chance auf Mitwirkung.
Ihr Beitrag zählt. Ihre Kunst zählt.
Erinnern Sie sich unbedingt selbst daran, dass die Frage nicht lautet: »Kann ich Kunst machen?«, denn das haben Sie bereits getan.
Sie haben bereits mindestens einmal Ihre Stimme erhoben, einen wichtigen Beitrag geleistet. Sie haben etwas Witziges zu einem Freund gesagt oder vielleicht sogar auf der Bühne der ausverkauften Carnegie Hall gestanden.
Und jetzt brauchen wir Sie, damit Sie es wieder tun. Nur noch intensiver.
Die wahre Frage lautet: »Bedeutet es mir genug, um es wieder zu tun?«
Wie John Gardner sagte: »Die Erneuerung von Gesellschaften und Organisationen kann vorangetrieben werden, wenn sich nur jemand darum kümmert.«
Askıda ekmek: Da ist Brot am Haken. Das ist eine alte Tradition in der Türkei. Wenn Sie bei Ihrem Bäcker einen Laib Brot kaufen, können Sie sich entschließen, noch für einen weiteren zu bezahlen, und nachdem der Bäcker Ihnen Ihren Einkauf eingepackt hat, hängt er den zweiten Laib an einen Wandhaken.
Wenn ein Mensch in Not vorbeikommt, kann er fragen, ob etwas am Haken hängt. Falls ja, wird das Brot geteilt und der Hunger gestillt. Und, was vielleicht ebenso wichtig ist, es wird eine Gemeinschaft geschaffen.
Wenn Sie beschließen, kreative Arbeit zu leisten, lösen Sie ein Problem. Nicht nur für sich selbst, sondern für alle, die dem von Ihnen Geschaffenen begegnen.
Indem Sie sich selbst an den Haken hängen, begehen Sie einen Akt der Großzügigkeit. Sie teilen Erkenntnis und Liebe und Magie. Und je weiter es sich verbreitet, desto mehr wert ist es für all jene, die das Glück haben, Ihren Beitrag zu erfahren.
Kunst ist etwas, das wir für andere tun.
Haben Sie einen kreativen Helden? Jemanden, der regelmäßig führt, erschafft und verknüpft? Vielleicht ein Tänzer, eine Schallplattenkünstlerin oder ein Bürgerrechtler? In jedem Tätigkeitsbereich ragen einige Menschen heraus als Schaffende des Kommenden, als Stimmen der Gegenwart.
Hier ein paar Beispiele zur Einstimmung: Patricia Barber, Zaha Hadid, Joel Spolsky, Sarah Jones, Yo-Yo Ma, Tom Peters, Frida Kahlo, Banksy, Ruth Bader Ginsburg, Bryan Stevenson, Liz Jackson, Simone Giertz, Jonas Salk, Muhammad Yunus, Rosanne Cash, Greta Thunberg, John Wooden, Amanda Coffman – ob lebendig oder verstorben, berühmt oder nicht, das sind Menschen aus allen Bereichen unserer Kultur, die Veränderungen bewirkt haben.
Mit wenigen Ausnahmen sind die Laufbahnen und Arbeitsprozesse all dieser Künstler ähnlich. Ihre Resultate sind andere, die Umstände sind andere und der Zeitablauf ist ein anderer, aber die Methode bleibt sich gleich.
Auch wir können uns eine Methode aneignen.
Vielleicht brauchen wir kein branchenerprobtes Rezept dafür, was es bedeutet, unsere Arbeit zu tun. Vielleicht sollten wir nicht einer Reihe von Schritten folgen, sondern lieber verstehen, wie die Welt heute tatsächlich funktioniert.
Wir können uns eine Methode aneignen. Diese überraschenden Fakten waren von unserem Wunsch nach jenen perfekten Ergebnissen überdeckt, die industrielle Rezepte versprechen, aber nie wirklich bieten:
Qualifikation ist nicht dasselbe wie Talent.
Ein guter Prozess kann zu guten Ergebnissen führen, aber er ist keine Garantie dafür.
Perfektionismus hat nichts mit Perfektion zu tun.
Bestätigung ist nutzlos.
Überheblichkeit ist das Gegenteil von Vertrauen.
Standpunkte sind Qualifikationen.
So was wie eine Schreibblockade gibt es nicht.
Profis produzieren mit Absicht.
Kreativität ist ein Führungsakt.
Führungskräfte sind Hochstapler.
Nicht jede Kritik ist gleich.
Wir werden kreativ, wenn wir die Arbeit vorlegen.
Guter Geschmack ist eine Fertigkeit.
Leidenschaft ist eine Entscheidung.
Wir werden in diesem Buch immer wieder auf überraschende Fakten wie diese zu sprechen kommen, die alles auf den Kopf stellen, was uns über produktive Arbeit in einem System beigebracht wurde, das auf Regelbefolgung und Rezepten basiert. Künstler wurden dafür gemieden oder bloßgestellt, dass sie sie anerkannten, aber das liegt daran, dass diese Wahrheiten funktionieren. Sie unterminieren die dominanten Machtstrukturen und ermöglichen uns gleichzeitig, Gutes für die Menschen zu bewirken, denen wir einen Dienst erweisen wollen.
Ich habe Hunderten Menschen das Jonglieren beigebracht. Um das zu lernen, ist eine schlichte Erkenntnis notwendig: Es geht nicht darum, den Ball zu fangen.
Wenn jemand das Jonglieren nicht lernt, liegt es immer daran, dass er versucht, den nächsten Ball zu fangen. Aber wenn Sie nach einem Ball greifen, sind Sie nicht mehr in der richtigen Position, um den nächsten zu werfen, und dann fällt die ganze Sache in sich zusammen.
Stattdessen fangen wir mit nur einem Ball an. Und ohne Fangen: werfen/fallen lassen, werfen/fallen lassen, werfen/fallen lassen. Zwanzig Mal werfen wir den Ball mit der linken Hand und sehen jedes Mal zu, wie er landet.