STOCKHOLM
DER AUTOR
Rasso Knoller, 1959 in Augsburg geboren, lebt heute als Journalist in Berlin. Seit 1989 ist er als Buchautor tätig und hat seitdem mehr als 80 Sachbücher – darunter zwei Dutzend Reiseführer – veröffentlicht. Er spricht fließend englisch, schwedisch, norwegisch und versteht dänisch und finnisch. Seine Reiseschwerpunkte liegen entsprechend in Nordeuropa und im englischsprachigen Raum.
Willkommen in Stockholm
Top 10: Das müssen Sie gesehen haben
Mein Stockholm: Lieblingsplätze des Autors
Ein Rundgang durch Stockholms historische Stadtmitte
Hinaus ins Grüne
Södermalm
Ein Rundgang für regnerische Tage: Einmal rund ums Theater
Museen und Galerien
Architektur und andere Sehenswürdigkeiten
Übernachten
Essen und Trinken
Nightlife
Kultur und Unterhaltung
Shopping
Mit Kindern in der Stadt
Erholung und Sport
Daten zur Stadtgeschichte
Service von A bis Z
Sprachführer
Register
Bildnachweis und Impressum
Zeichenerklärung
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Mein Stockholm Lieblingsplätze des Autors |
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Vista Point Museen, Galerien, Architektur und andere Sehenswürdigkeiten |
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Stockholm ist im 20. Jahrhundert eine reiche und moderne Metropole geworden, mit imposanten Bauwerken wie Kaknästornet, Stockholm Globe Arenas und Moderna Museet, mit weltweit beachteten Hightech-Marken und Nobelpreisverleihungen, mit einer Bevölkerung, die an Weltaufgeschlossenheit und liberalem Lifestyle hinter keiner Weltstadt zurückstehen möchte. Und doch ist da noch etwas ganz Eigenes, das Stockholm erst sympathisch macht: Es fehlen dieser Hauptstadt die Hetze, der Lärm und das Gedränge. Bei aller schwedischen Technologiebesessenheit und Zukunftsorientiertheit hat sich Stockholm auch den Charme des Alten bewahrt – in den liebevoll erhaltenen, mittelalterlichen Häuschen und Bürgerhäusern der Renaissance der verwinkelten Gamla Stan wie auch in den zahlreichen prächtigen Schlössern seiner sehr populären Königsfamilie, in Monumenten und wunderbaren Museen.
Stockholm, die »Mälarkönigin«, wegen ihrer herrlichen Lage auf 14 Inseln zwischen Mälarsee und Ostsee häufig etwas weit hergeholt »Venedig des Nordens« betitelt, begegnet einem ungefähr so, wie die hochgewachsene, weltläufige junge Schwedin, die Reisegruppen aus aller Welt durch das prächtige Stadshuset, das Wahrzeichen der Stadt, führt: nüchtern, aber nie ohne Lächeln, modern, aber mit Tradition und Kultur, kraftvoll und selbstbewusst, mit viel natürlicher Schönheit.
Und so attraktiv trifft man Stockholm das ganze Jahr über an, auch wenn im Winter die Tage kürzer und nicht selten recht kalt sind. Im Frühling und Sommer allerdings erwacht die Stadt so richtig zum Leben. Dann öffnen die Sehenswürdigkeiten und Museen für die Touristen aus aller Welt, man genießt die vielen Parks, das allgegenwärtige Wasser und die langen, hellen Abende. Und am Wochenende locken rund 25 000 Inseln und Inselchen vor die Tore der Stadt. Die Königin des Nordens empfängt dann in ihrem Schärenhof, in Stockholms Skärgård.
Altstadtpanorama: Blick vom Stadshuset
Stadshuset
S. 9, 43 f.
E/F7/Google Map
Hier werden die Nobelpreise verliehen. Die mit Mosaiken reich geschmückten Innenräume sind sehenswert. Noch schöner ist aber
der Blick vom 106 Meter hohen Turm.
Riddarholmskyrkan
S. 10, 41
F8/Google Map
An dem charakteristischen Turm mit seiner Gusseisenspitze erkennt man sie schon von Weitem. Drinnen haben 17 schwedische Monarchen
ihre letzte Ruhestätte gefunden.
Königliches Schloss
S. 10 f., 39 f.
E/F9/Google Map
Für den Besuch des Schlosses mit seinen vielen unterschiedlichen Museen sollte man mehrere Stunden einplanen. Ein beliebtes
Fotomotiv ist jeden Mittag die Wachablösung durch die Soldaten des königlichen Regiments.
Stortorget
S. 12
F9/Google Map
Einer der schönsten Plätze Europas: alte Häuser, kleine Cafés und viel gute Stimmung. An der Nordseite des Platzes liegt in
dem ehemaligen Gebäude der Börse das Nobelmuseum, das die Geschichte des renommierten Preises beleuchtet.
Nationalmuseum
S. 14, 29
E9/10/Google Map
Die größte Kunstsammlung Schwedens umfasst neben den bedeutendsten Werken aller wichtigen schwedischen Künstler auch eine
bemerkenswerte Sammlung französischer Maler.
Insel Skeppsholmen
S. 14 f., 28 f., 30 f.
E/F10/11/Google Map
Die kleine Insel erreicht man über eine Brücke. Auf ihr liegen gleich drei Museen: das Ostasiatische, das Architektur- und das Moderne Museum. Am beeindruckendsten ist das Moderne Museum in dem u. a. wichtige Gemälde von Picasso, Dalí und Matisse ausgestellt
sind.
Freilichtmuseum Skansen
S. 16, 31, 66
E12/Google Map
Bereits 1891 eröffnet, wurden hier Gebäude aus allen Teilen des Landes zusammengetragen. Im Tierpark sind die großen Säugetiere
des Nordens zu sehen. Ein ideales Ausflugsziel für Familien.
Vasa-Museum
S. 16, 32 f., 67
E11/Google Map
So als sei es erst gestern gesunken, kann man hier das größte Kriegsschiff aus der Flotte Gustav Adolfs bestaunen, das 1628
bei seiner Jungfernfahrt im Hafen unterging.
Schloss Drottningholm
S. 17 f., 59
aC2/Google Map
Wegen seines barocken Gartens zählt das etwas außerhalb gelegene Schloss zum UNESCO-Weltkulturerbe. Absolut sehenswert ist
auch das kleine Schlosstheater, bei dem wie in alten Zeiten die Bühnenmaschinerie noch manuell bedient wird.
Millesgården
S. 28
aB4/Google Map
Das Heim und Atelier des Bildhauers Carl Milles (1875–1955) ist heute ein Museum. Im großen Garten seines Hauses, der hoch
über einem Meeresarm liegt, stehen viele seiner Statuen.
Liebe Leser,
Stockholm bietet mehr als Königsschloss und Gamla Stan: Meine fünf Lieblingsplätze abseits aller Touristenströme. Viel Spaß beim Entdecken wünscht Ihnen
Rasso Knoller
Prins Eugens Waldemarsudde
S. 16 f., 45
G13/Google Map
Ein kleines Schlösschen auf einer Landzunge. Der Ideale Ort zum (Tag-)Träumen.
Stockholms Schären
S. 19 f.
aB5, aA7, westl. aA/aB7/Google Map
Unberührte Natur vor den Toren der Hauptstadt. Nur wenige Minuten mit dem Schiff und man hat wie Robinson Crusoe eine Insel
für sich.
Allsång auf Skansen
S. 21, 58
E12/Google Map
Das Freilichtmuseum Skansen ist jederzeit einen Besuch wert. Wer aber ein wenig von der schwedischen Volksseele verstehen
will, kommt im Sommer am Dienstagabend, wenn sich oft bis zu 20 000 Stockholmer zum Allsång, dem gemeinschaftlichen Singen,
treffen.
Södermalm
S. 21 ff.
G/H5–12/Google Map
Das Kreuzberg Stockholms. Lässige und alternative Ausgehgegend zwischen Bondegatan und Blekingegatan, Renstiernas gata und Götgatan.
Markthalle in Östermalm
S. 25, 41, 65
D9/Google Map
Erst in Stockholms schönster Markthalle ein paar Leckereien einkaufen und dann gleich nebenan in den kleinen Park Humlegården zum Picknick.
Vormittag
Hauptbahnhof – Stadshuset – Riddarholmskyrkan – Riddarhuset – Riksdag – Kungliga Slottet – Storkyrkan.
Mittag
Ebenist, Stortorget 7, (08) 10 55 33. Nur einen Steinwurf von Schloss und Storkyrkan entfernt am Stortorget. Je nach Jahreszeit und Wetter kann
man auf der Veranda, im Lokal oder im mittelalterlichen Kellergewölbe essen. Das Restaurant bietet nordische Küche, im Weinkeller
lagern 200 Weine aus der Alten und Neuen Welt.
Nachmittag
Stortorget – Tyska kyrkan – (alternativ: Nationalmuseum – Ostasiatisches Museum – Architekturmuseum – Modernes Museum) – Kungsträdgården – Sergels Torg – Klara kyrka – Hauptbahnhof.
Wir beginnen unseren Stadtrundgang am 1871 erbauten Hauptbahnhof
E7/8/Google Map. Von hier aus folgt der Weg der Vasagatan Richtung Süden und quert die Stadshusbron zu dem am Ufer des Mälarsees gelegenen
Stadshuset
E/F7/Google Map. Es wurde zwischen 1911 und 1923 nach Plänen von Ragnar Östberg errichtet. Alljährlich finden hier die Festbankette anlässlich
der Verleihung der Nobelpreise statt. Vom 106 Meter hohen Turm des Gebäudes hat man einen herrlichen Weitblick – Stockholm
liegt einem zu Füßen.
Über die Centralbron erreicht man die Insel Riddarholmen und biegt unmittelbar nach der Brücke rechts ab. Nach wenigen Metern
stehen wir vor dem Birger Jarls Torn
F8/Google Map, der der Legende nach vom Stadtgründer erbaut wurde. Historisch lässt sich dies aber nicht belegen; vielmehr handelt es sich
um einen Wehrturm aus der Zeit Gustav Vasas. Am Wrangelschen Palais aus dem 17. Jahrhundert vorbei, erreicht man schließlich den Birger Jarls Torg, auf dem ein Standbild des Stadtgründers steht und auf dessen Südseite die gotische
Riddarholmskyrkan aus dem 13. Jahrhundert in den Himmel ragt. Der 90 Meter hohe Turm mit seiner charakteristischen Gusseisenspitze wurde allerdings
erst nach dem Brand von 1835 angefügt. Die Ridderholmskyrkan ist die Begräbniskirche der schwedischen Könige. Hier kann man
die Grabmale von 17 Monarchen besuchen.
Stadshuset (links) mit der Insel Riddarholmen (rechts)
Wir lassen Riddarholmen hinter uns und verlassen das kleine Inselchen über die Riddarholmsbron in Richtung Gamla Stan, Altstadt. Links am Wegesrand liegt nach wenigen Metern das holländisch-barocke Riddarhuset (Palast der Ritterschaft), das dem schwedischen Adel als Versammlungsort diente. Vor dem Palast kann man das älteste Denkmal Schwedens bewundern, ein Bronzestandbild König Gustavs I. Vasa von 1773.
Am Bodenska Palatset vorbei, in dem heute der Oberste Gerichtshof untergebracht ist, lassen wir linker Hand das Riksdagshuset
E8/Google Map, das Reichstagsgebäude, liegen. Während der Parlamentsferien in den Kalenderwochen 26 bis 34 können Besucher hier mehrmals
täglich an kostenlosen Führungen teilnehmen.
Über eine Treppe auf der rechten Straßenseite erreicht man das Königliche Schloss
E/F9/Google Map und gelangt zunächst zum großen, halbrunden, äußeren Schlosshof. Hier findet täglich um 12.15 Uhr (sonntags 13.15 Uhr) die
Wachablösung durch die Soldaten der Svea Livgarde, einem der ältesten Regimenter der Welt, statt. Das Spektakel ist bei den Touristen beliebt und deswegen sollte man für einen guten Fotoplatz fünf bis zehn Minuten vor Beginn an Ort und Stelle sein.
Da die königliche Familie auf Schloss Drottningholm außerhalb von Stockholm wohnt, kann das Schloss in Gamla Stan – wenn nicht gerade ein offizieller Empfang stattfindet – besichtigt werden. Über die Südseite am Slottsbacken (Schlossabhang) erreicht man die üppig ausgestatteten Repräsentationsräume, die ehemaligen königlichen Gemächer und Wohnräume, den Reichssaal mit dem silbernen Thronsessel, die Schlosskirche, das Antikenmuseum Gustavs III., die Rüstkammer und die Schatzkammer mit den Königsinsignien.
Gleich gegenüber ist das königliche Münzkabinett untergebracht, links daneben steht die Finska kyrkan
F9/Google Map. Dieses schlichte gelbe, an schwedische Landkirchen erinnernde Gebäude hat seit 1653 eine steile Karriere von einer königlichen
Tennishalle zur Kirche der finnischen Gemeinde hinter sich gebracht. Im lauschigen kleinen Park hinter der Kirche kauert Stockholms
kleinste Skulptur. Wer dem 14 Zentimeter großen »Jungen, der in den Mond schaut« den Kopf streichelt, macht bald darauf einen
großen Geldgewinn – das zumindest behauptet die Legende.
Hinter dem Obelisken auf dem Slottsbacken, der zum Andenken an die Treue der Stockholmer Bürger im schwedisch-russischen Krieg (1788–90) errichtet wurde, steht die Storkyrkan (große Kirche). Die königliche Krönungs- und Hochzeitskirche ist St. Nikolaus geweiht. Das genaue Baudatum ist nicht bekannt. Erstmals erwähnt wird die Kirche 1279. Mit aufwändigen Um- und Anbauten erweiterte man die Storkyrkan im Laufe der Zeit und passte das Äußere dem benachbarten Schloss an. So erhielt die innen spätgotische Backsteinkirche ihr barockes Äußeres. Besonders sehenswert ist im Innenraum die Holzfigur »St. Georg und der Drache«, die 1489 von dem bekannten Lübecker Künstler Bernt Notke geschaffen wurde.
Es wird Zeit, nach dem repräsentativen nun das alte bürgerliche Stockholm zu erkunden, sich also ins Gassengewirr von Gamla Stan zu stürzen. Über den etwas abschüssigen Storkyrkobrinken sind es nur ein paar Meter zur Västerlånggatan, der belebtesten Straße der Altstadt. Natürlich wird sie gesäumt von Souvenirshops, aber auch von hübschen Boutiquen, Spezialgeschäften für Norwegerpullover, Glas- und Kunsthandwerksläden, Restaurants und Kneipen. Die Västerlånggatan ist nicht nur eine der längsten, sondern auch eine der älteren Altstadtstraßen, mit ein paar prächtigen historischen Häusern. Das Jakob-Sauer-Haus (Nr. 29) aus dem 14. Jahrhundert fällt z. B. mit seinen spitzbogigen Fenstern im ersten Stock auf.
Im Zentrum der schwedischen Hauptstadt: das Königliche Schloss
Wir folgen der Västerlånggatan ein Stück, um dann nach links in die steile Gasse Kåkbrinken in Richtung Stortorget einzubiegen. Nach ein paar Metern quert sie die schmale Prästgatan – mit ihren bunten Häusern eine typische Altstadt-Wohnstraße, nur ein paar Meter parallel zur »Souvenirmeile« verlaufend und doch abseits des Trubels. Im rechten Eckhaus Kåkbrinken/Prästgatan ist ein Runenstein eingemauert. Nichts Ungewöhnliches: Zum Hausbau wurde damals verwendet, was verfügbar war, nach dem Schlossbrand 1697 sogar abgebrochene Schlossfiguren. Spätere Generationen setzten zum Schutz vor Beschädigung eine alte Kanone vor den Wikingerstein. Nebenan in der Prästgatan 17 befindet sich die Kneipe »Kryp in« (»Kriech rein«), aus der einst schon der bekannte und beliebte Stockholmer Troubadour Carl Michael Bellman (1740–95) regelmäßig und wohl mit Alkoholfahne »herausgekrochen« kam. Manche nennen die Kneipe ohnehin scherzhaft Kryp ut (»Kriech raus«).
Der Stortorget (Großer Markt)
F9/Google Map war bis ins 18. Jahrhundert der zentrale Marktplatz der Stadt. Er wird dominiert von der klassizistischen Fassade der ehemaligen
Börse, die die ganze Nordseite des Platzes einnimmt. Im Obergeschoss des Gebäudes bestimmt die Schwedische Akademie jedes Jahr den
neuen Literaturnobelpreisträger. Im Erdgeschoss ist das Nobelmuseum untergebracht, in dem man mehr über die Preisträger, die Geschichte des Nobelpreises und das Leben seines Stifters Alfred
Nobel erfährt. Einige prächtige Aristokraten- und Kaufmannshäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert säumen den Platz. Besonders
eindrucksvoll ist das rote Haus Nr. 20 mit Spitzgiebel, Sandstein-Dekoration und Sprossenfenstern. Ein Herr von Schantz, der
bei Karl X. Gustav Sekretär war, wohnte dort. Über der Tür steht der Psalm 37 auf Deutsch. Im Gemäuer des Restaurants Ebenist
(Ecke Stortorget/Skomakargatan) steckt in der Hausecke auf Höhe der ersten Etage eine Kanonenkugel, die auf den Tyrannen Christian
II. abgefeuert worden sein soll. Das von ihm initiierte »Stockholmer Blutbad«, bei dem fast hundert Adlige und Bischöfe ermordet
wurden, fand im Jahr 1520 auf dem nun so friedlichen Platz statt. Heute sitzt man an warmen Sommertagen in netten kleinen
Straßencafés und hört dabei den Straßenmusikanten zu.
Vom Stortorget biegt man in die Svartmangatan ein und erreicht nach nur wenigen Metern im ehemaligen Viertel der deutschen Kaufleute die Tyska kyrkan, die Deutsche Kirche. In dieser spätgotischen Backsteinkirche aus dem 17. Jahrhundert werden auch heute noch Gottesdienste in deutscher Sprache gehalten. Mehrmals täglich ertönt vom Glockenturm »Lobe den Herrn« und »Nun danket alle Gott«. Weiter die Svartmangatan entlang kommen wir zum Tyska Brunnsplan, wenden uns dort nach Norden und gehen in der Österlånggatan zurück. Sie ist neben der Västerlånggatan die zweite Hauptschlagader Gamla Stans, allerdings ungleich ruhiger als ihr westliches Pendant.
Altstadt zu Füßen der Storkyrkan
Das Herz der Stockholmer Altstadt: der Stortorget
In der Hausnummer 51 lohnt ein Zwischenstopp im Gasthaus »Den Gyldene Freden«
F9/Google Map. Seit Beginn des 18. Jahrhunderts kommen Gäste hierher. Auch der beliebte Poet und Sänger Evert Taube (1890–1976) war Stammgast.
Und der Komponist und Liederdichter Carl Michael Bellman (1740–1795) hat in dem Restaurant nicht nur gesungen, sondern sich auch so manchen Rausch angetrunken.
Wie in einigen anderen Altstadtrestaurants auch, werden die Gäste im »Goldenen Frieden« in einem mittelalterlichen Kellergewölbe
bewirtet.
Am Ende der Österlånggatan erreicht man den Köpmantorget, auf dem früher ein Tor der ältesten Stadtmauer stand. Ein paar Schritte abseits liegt die Själagårdsgatan (übersetzt ungefähr »Straße des Irrenhauses«), die sich bei einer imposanten Kastanie zu einem kleinen, von Kletterpflanzen umrankten Platz weitet. Wir aber gehen eine der rechts zum Meer hinabführenden Gassen hinunter, spazieren am Wasser entlang und passieren dabei ein Denkmal zu Ehren Gustav III. Linker Hand werfen wir nochmals einen Blick auf das Königliche Schloss. Über die Strömbron erreichen wir das Festland.
Die Tyska kyrkan im ehemaligen Viertel der deutschen Kaufleute
Wer Zeit für ein paar Museumsbesuche hat, wendet sich von hier nach rechts und erreicht 200 Meter weiter – am Grand Hotel vorbei – das Nationalmuseum
E9/10/Google Map. Dort ist die umfangreichste Kunstsammlung Schwedens zu sehen. Neben den Werken aller wichtigen einheimischen Künstler ist
hier vor allem die Sammlung französischer Maler bemerkenswert. Über eine kleine Brücke unmittelbar hinter dem Museum erreicht
man die Insel
Skeppsholmen
E/F10/11/Google Map, auf der das Ostasiatische Museum, das Architekturmuseum und das Moderne Museum liegen. Besonders das letztgenannte – in dem u. a. Werke von Braque, Dalí, Picasso, Giacometti, Magritte und Matisse ausgestellt
werden – lohnt einen Besuch.
Ulmenkampf im Kungsträdgården
Im Kungsträdgården trifft man sich. Dabei ist er ein herbes Idyll inmitten der Großstadt. Auf den ersten Blick gibt der 200
Meter lange und 50 Meter breite Platz nicht viel her: Viel Beton und am Rand ein paar Imbissbuden und Restaurants – Stockholm
hat weitaus schönere Plätze vorzuweisen. Aber vielleicht sind ja die Hauptstädter deswegen besonders gerne hier, weil sie
einst für ihren Platz mit seinen stadtbekannten Bäumen gekämpft haben. An den großen Ulmen hängen die Stockholmer, denn die
alten, knorrigen Bäume waren die Helden im Ulmenstreit von 1971: Damals hatten die Stadtplaner vor, den Ausgang der U-Bahn
genau an die Stelle zu legen, an dem die Bäume wachsen. Diese standen nun im Weg und sollten gefällt werden. Aber da hatten
die Städteplaner die Rechnung ohne die Stockholmer gemacht. Die machten sich für ihre Ulmen stark, und stiegen ihnen ins Geäst.
Die von der Stadt bestellten Baumfäller mussten unverrichteter Dinge mit ihren Motorsägen abziehen. Auf einen langen Streit
hatte die Stadtverwaltung offenbar keine Lust: Während man andernorts vielleicht die Polizei hätte aufmarschieren lassen,
gab man hier einfach nach. Nach zwei Tagen war die Sache erledigt. Der U-Bahn-Ausgang wurde verlegt.
Die Geschichte des Kungsträdgårdens reicht aber viel weiter zurück. Einst war er der Park des Königs, angelegt im 14. Jahrhundert unter Erich von Pommern. Damals war es dem einfachen Volk streng verboten, den königlichen Park zu betreten. In dem kleinen Wäldchen wandelte der König, im Gewächshaus wuchsen seine Blumen, und außerdem ließ Seine Majestät hier Kohl für den königlichen Kochtopf anpflanzen. Später, zu Beginn des 19. Jahrhunderts, wurden fast alle Bäume gefällt. Licht und Luft sollten den Park durchfluten, das königliche Gewächshaus wurde zum Tanzsaal. Ein paar Jahrzehnte später riss man die Mauern, die den Park einschlossen, nieder und ließ auch das Volk herein.
Kungstrådgården, ein beliebter Treffpunkt in der Großstadt
Eilige Touristen, die auf den Besuch der Museen verzichten wollen, gehen weg vom Wasser und spazieren durch den Kungsträdgården
E9/Google Map weiter. Dabei passiert man an der Westseite des Parks die Königliche Oper von 1890 und die Jakobs kyrka. Am Ende des Parks schwenken wir nach links in die Hamngatan ein, in der einige der größten Geschäfte der Stadt liegen – u.
a. das Kaufhaus NK und etwas weiter – dort wo die Straße bereits den Namen Klarabergsgatan trägt – Åhlens. Auf dem Weg kommen
wir am Sergels Torg
D/E8/Google Map vorbei. »Plattan« – die Platte – nennen ihn die Stockholmer. Einen netteren Kosenamen hat der Sergels Torg auch nicht verdient.
Schwarze und weiße Bodenplatten im Dreiecksmuster sind die einzige Zierde dieses Ortes. Keinen einzigen Baum hat er zu bieten,
auch Sitzbänke sucht man vergebens. Wer eine kleine Pause einlegen will, nimmt wie die Punks – oder die müden Shopper, die
mit ihren vollen Tüten von der angrenzenden Fußgängerstraße Drottninggatan kommen – auf einer der Treppen Platz. Auch wenn das etwas abschreckend klingt: Den Sergels Torg sollten Touristen
auf jeden Fall besuchen. Denn hier schlägt das Herz der Stadt. An der Klara kyrka
E8/Google Map vorbei – auf deren Friedhof der Dichter, Komponist und Sänger Carl Michael Bellmann (1740–95) begraben liegt – erreichen wir schließlich wieder den Hauptbahnhof, an dem dieser Stadtrundgang
begonnen hat.
Eines der berühmtesten Gemälde im Nationalmuseum: Rembrandts »Selbstbildnis« von 1630
Die Jakobs kyrka am Ende des Königsgartens (Kungsträdgården)
Ein Ausflug ins Grüne muss in Stockholm nicht notwendigerweise aus der Stadt hinausführen. Denn mit dem Ekoparken
A12–F17/Google Map, dem weltweit einzigen innerstädtischen Nationalpark, liegt die Natur mitten in der Stadt. Der Park erstreckt sich über weite
Gebiete des Ostteils Stockholms und besteht aus Wäldern, Parklandschaften, Wiesen und Seen. 250 Vogelarten wurden auf dem
Gebiet gezählt, u. a. seltene Eulenarten. Auch die Insel Djurgården
E/F11–17/Google Map gehört zum Ekoparken. Sie ist ein beliebtes Sonntagsausflugsziel der Stockholmer. Hauptanziehungspunkt ist das Freilichtmuseum
Skansen
E12/Google Map, das ein Areal von rund 30 Hektar einnimmt. Es wurde 1891 von Artur Hazelius (1833–1901) gegründet, auf den auch des benachbarte
Nordiska Museet
E11/Google Map zurückgeht. Heute sind im Skansen mehr als 150 historische Gebäude aus der Zeit zwischen dem 14. und 20. Jahrhundert zu sehen. Große und kleine Kinder
treffen in Junibacken, im Nordwesten der Insel, auf die Geschichten-Welt der Astrid Lindgren. Ganz in der Nähe liegt das an den drei Schiffsmasten
auf dem Dach unschwer zu erkennende
Vasa-Museum – mit dem hervorragend restaurierten Kriegsschiff Gustav Adolfs, das 1628 schon bei seiner Jungfernfahrt im Hafen versank.
Ein Stück weiter beschäftigt sich das Aquaria Vattenmuseum
F11/Google Map mit den Gewässern der Erde. Gleich daneben liegen Liljevalchs Konsthall, die städtische Kunsthalle, und das ABBA Museum.
Am südwestlichen Ende der Insel kommt man zu Stockholms Tivoli: Gröna Lund, eine Mischung aus Kirmes und Varieté. Die »Museumsmeile« Djurgårdsvägen endet am Prins Eugens Väg – und mit ihr die Djurgårdslinje. Sie verkehrt mit Originalstraßenbahnen aus den 1920er, 1930er und 1940er Jahren zwischen dem Norrmalmstorg und Djurgården. Lohnenswert ist ein kleiner Spaziergang von der Endhaltestelle durch die Parklandschaft bis
zum Ende der Landzunge im Saltsjön. Dort liegt das Schlösschen des »Malerprinzen« Eugen (1865–1947), Prins Eugens Waldemarsudde
G13/Google Map. Der Sohn von König Oskar II. ließ sich in den Jahren nach der Jahrhundertwende vom Architekten Ferdinand Boberg auf einer Landspitze ein Wohnhaus errichten, das
zugleich als Treffpunkt für die schwedischen Künstler der damaligen Zeit dienen sollte. Heute sind in dem landschaftlich schön
gelegenen Bauwerk neben Werken des Prinzen auch solche von bekannten nordeuropäischen Künstlern zu sehen. Von dem Schloss
aus genießt man einen herrlichen Ausblick auf die Hafeneinfahrt.
Sommervergnügen am Djurgårdsbrunnskanal
Authentische skandinavische Holzarchitektur: Mühle im Freilichtmuseum Skansen
Mit der Buslinie 47 und der Museumsbahn kann man in die City zurückfahren oder an der Djurgårdsbron in die Linie 69 umsteigen,
um noch einen Abstecher nach Ladugårdsgärdet
C–E12–17/Google Map zu machen: Auf dieser Halbinsel steht der Kaknästornet
D14/Google Map, ein 155 Meter hoher Fernsehturm. Von den beiden Aussichtsterrassen bietet sich ein weiter Blick über Djurgården, die Innenstadt
und hinaus auf die Stockholmer Schären.
Auch Schloss Drottningholm
aC2/Google Map auf der Insel Lovön im Mälarsee liegt im Grünen. Seit 1981 lebt die königliche Familie in Drottningholms Slott, das als komplett erhaltene Schlossanlage des 17./18. Jahrhunderts heute zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt.
Bereits im 16. Jahrhundert stand hier ein Schloss, das allerdings wesentlich kleiner war als das heutige Drottningholm. Nachdem das Vorgängerschloss durch einen Brand zerstört wurde, erhielt Nicodemos Tessin d. Ä. 1662 den Auftrag zum Bau von Drottningholm. Selbst erlebte er die Fertigstellung nicht mehr, nach seinem Tod 1681 setzte sein Sohn das Werk fort und 1701 konnte Einweihung gefeiert werden.
Chinesisches Lustschlösschen im Garten von Schloss Drottningholm
Schloss Gripsholm wurde vor allem durch Kurt Tucholskys gleichnamige Erzählung bekannt
Die Hauptattraktion ist eigentlich nicht das Schloss selbst, sondern der barocke Garten mit dem chinesischen Lustschlösschen sowie das bezaubernde Schlosstheater. Es ist das einzige Rokokotheater Europas, in dem die originale Bühnenmaschinerie noch voll funktioniert und der Fundus an ursprünglichen Kulissen erhalten ist. Im Sommer werden regelmäßig Opernaufführungen gegeben – wobei das Orchester mit historischen Instrumenten und sogar mit Rokokokostümen und Perücken auftritt. Ein einmaliges Erlebnis! Zwar kann man auch mit dem Auto oder dem Linienbus hinaus nach Drottingholm fahren. Am besten aber stimmt man sich auf den Besuch bei einer Tour mit dem Dampfschiff ein (Abfahrt am Kai vor dem Stadshuset).
Wollen Sie noch mehr Schlösser sehen? Schloss Gripsholm
westl. aE1/Google Map (Abfahrt vom Stadshuset) kann man ebenfalls mit dem Boot erreichen. Es liegt etwa 70 Kilometer westlich von Stockholm und
wurde hierzulande vor allem durch Kurt Tucholskys gleichnamige Erzählung bekannt. Der Schriftsteller, der nach der Machtergreifung
der Nazis aus Deutschland fliehen musste, liegt auf dem Friedhof des nahe gelegenen Städtchens Mariefred begraben.
Schloss Gripsholm geht auf Gustav Vasa zurück, der sich hier von dem deutschen Burgbaumeister Henrik von Cöllen eine Verteidigungsanlage errichten ließ. Im Laufe der Jahrhunderte wurde das Gebäude mehrmals umgebaut, sein heutiges Aussehen erhielt es schließlich im 18. Jahrhundert, als es auf Geheiß König Gustav III. erweitert wurde. Unter anderem ließ der kunstbegeisterte Monarch ein Theater einrichten.
Immer wieder kerkerten machtgierige Könige vermeintliche oder wirkliche Rivalen um den Thron im Verlies des Schlosses ein. Erik XIV. begann 1563 mit dieser unschönen Tradition, als er seinen Bruder Johan in Gripsholm einsperren ließ. Der revanchierte sich fünf Jahre später – inzwischen König geworden – und brachte seinen jüngeren Bruder seinerseits hinter »schwedische« Gardinen. Auch Gustav IV. Adolf lernte die Zellen von Gripsholm von innen kennen. Er wurde hier, nachdem er im März 1809 von einer Offiziersverschwörung gestürzt worden war, acht Monate lang gefangen gehalten. Könige sind auch heute noch im Schloss »inhaftiert« – allerdings nur in Bilderrahmen. Gripsholm beherbergt nämlich eine der größten Porträtsammlungen Europas und viele der 3200 Abbildungen stellen königliche Hoheiten dar.
Mit dem Schiff erreicht man auch die alte Wikingerstadt Birka
westl. aC1/Google Map auf der Insel Björkö im Mälarsee. Birka war zwischen 800 und 950 n. Chr. ein wichtiges Handels- und Wirtschaftszentrum – einige Wissenschaftler vermuten
gar die Hauptstadt des damaligen Wikingerreiches auf der Insel. Obwohl von der Ansiedlung nur noch spärliche Reste erhalten
sind, lohnt sich der Ausflug. Ausgezeichnete Führungen und ein gutes Museum bringen den Besuchern die damalige Zeit näher.
Zusammen mit der Nachbarinsel Adelsö steht Björkö auf der Weltkulturerbeliste der UNESCO.
Ein Ausflug in die Schären
östl. aA/aB7/Google Map gehört zu jedem Stockholmbesuch dazu. Wer nur wenig Zeit hat, sollte zumindest einen Tagesausflug auf einem der alten Dampfer
unternehmen. Wer es weniger eilig hat, kann bei mehrtägigen Ausflügen den Stadturlaub in Stockholm mit einem Ferienhausaufenthalt
im Schärengarten verbinden. Platz auf einer der 30 000 Inseln, die vor Stockholm im Meer liegen, findet man genug.
Ein Ausflug in die Schären …
… gehört zu jedem Stockholm-Besuch dazu
Kanadagänse im Schärengarten vor Stockholm
Ideal für einen Tagesausflug sind die Fjäderholmarna
aB5/Google Map, eine Inselgruppe etwa 20 Bootsminuten von Stockholm entfernt. Auf den Inseln kann man kleine Handwerksbetriebe besuchen,
baden gehen oder in den Cafés entspannen. Sogar ein Theater und ein Museum gibt es hier. Ein anderes beliebtes Ziel für einen
Tagesausflug mit dem Schiff ist das 20 Kilometer nördlich von Stockholm gelegene Städtchen Vaxholm
aA7/Google Map mit seiner wuchtigen Festung aus dem 19. Jahrhundert.
Wohl auch wegen des Farbenspiels, das die Sommersonne über die Inseln zaubert, hat es Künstler schon immer hinaus auf die Schäreninseln gezogen. Dort fanden sie Inspiration, konnten gedankenverloren am Ufer sitzen, die saubere Luft einatmen, sich die Sonne auf die Stirn scheinen lassen und dem Geschrei der Möwen zuhören. Schriftsteller wie August Strindberg beispielsweise. Im Vorwort seines Romans »Die Leute von Hemsö« schreibt er, dass die Stockholmer Schären schon immer eine besondere Anziehungskraft auf ihn ausgeübt hätten. Abfahrtsorte für die Fahrten hinaus auf die Inseln sind das Strömkajen vor dem Grand Hotel und die Ablegestellen am Strandvägen.
Den noblen Badevorort Saltsjöbaden
aC6/Google Map (wörtl. Meeresbad) erreicht man von Slussen aus in einer halben Stunde mit dem Zug. Im 19. Jahrhundert ließ die High Society der Hauptstadt hier edle Strandvillen
errichten. In ganz Schweden bekannt ist das Grand Hotel des Ortes, das 1893 von König Oscar eingeweiht wurde. Sehenswert ist
auch die Offenbarungskirche von 1913, mit dem von dem bekannten Bildhauer Carl Milles geschaffenen Eingangsportal. Jüngste
Sehenswürdigkeit in den Schären ist das weiter östlich auf Värmdö wundervoll gelegene Kunstmuseum Artipelag
aC7/Google Map.
Etwa 40 Kilometer nordwestlich von Stockholm liegt Sigtuna
nördl. aA2/Google Map, eine der ältesten Städte Schwedens. Zwischen der Jahrtausendwende und dem Jahr 1187, als sie von Seeräubern niedergebrannt
wurde, war Sigtuna die wichtigste Stadt im Land. Im Laufe der Jahrhunderte musste sie diese Vormachtstellung aber an Stockholm abgeben und heute ist Sigtuna eine Kleinstadt, in der nichts mehr an die einstige Großmachtzeit erinnert. Zu sehen gibt es allerdings immer noch
einiges. So z. B. das Rathaus (1744 erbaut) und die Ruinen der sechs ehemaligen Stadtkirchen. Am besten sind die Überreste
der St. Olafskirche (Olafsgatan) und der St. Pers Kirche (St. Persgatan) erhalten. Vollständig bewahrt blieb die zwischen
1230 und 1255 erbaute Marienkirche. Sie ist damit die einzige erhalten gebliebene Dominikanerkirche des Landes und gehört
zugleich zu dessen ältesten Backsteinbauten.
Ziel für einen Tagesausflug: Vaxholm
In der Nähe von Sigtuna liegt das mächtige Schloss Skokloster
nördl. aA2/Google Map. Es wurde 1654 im Auftrag eines schwedischen Feldmarschalls erbaut und ist vor allem wegen seiner prächtigen Innenausstattung
sehenswert. Eigentlich besichtigt man hier Diebesgut – einen Teil der Pretiosen brachte der Besitzer des Schlosses als Beute
von Kriegszügen in Europa mit. Sowohl Skokloster als auch Sigtuna sind von Stockholm aus mit dem Boot (Abfahrt Stadskajen)
erreichbar.
Södermalm
G/H5–12/Google Map ist das Viertel der Studenten, Künstler und Nachtschwärmer – trotzdem wird der Stadtteil bis heute vom Touristenstrom, der
jeden Sommer über Stockholm hereinbricht, weitgehend verschont. Für Tagesbesucher und Kreuzfahrtpassagiere, deren Schiff im Hafen vor Anker gegangen ist, liegt es offenbar zu
weit abseits.
Allsång auf Skansen
Jeden Dienstagabend im Sommer machen sich bis zu 20 000 Stockholmer auf den Weg zum gemeinsamen Singen in Richtung Skansen.
Allsång nennt man das in Schweden. Bekannte Stars singen dann auf der Bühne Volkslieder und Schlager, und das Publikum singt
lautstark mit. Wer nicht selbst kommen kann, trällert die Lieder vor dem Fernsehschirm: »Allsång på Skansen« wird live im
Schwedischen Fernsehen übertragen und ist der absolute Quotenrenner. Knapp ein Drittel aller Schweden sitzt vor der Glotze,
wenn traditionell mit »Stockholm i mitt hjärta« – »Stockholm in meinem Herzen« – die Sendung eröffnet wird.
Früher war Södermalm das Arbeiterviertel der Stadt. Hier lebten die Armen und Ausgestoßenen. Einfache Arbeiter, Arbeitslose, Prostituierte und Diebe, aber auch – schon damals – Künstler wie der Dichter Carl Michael Bellman (1740–95) und der Sänger Evert Taube (1890–1976).
Nirgends in Stockholm gibt es so viele Theater wie hier und nirgends so originelle und originale Kneipen. Wer das wahre Stockholm kennenlernen will, der sollte Södermalm auf jeden Fall einen Besuch abstatten.
Einige der größten Sehenswürdigkeiten dieses Stadtteils liegen in der Nähe von Slussen, nur wenige Minuten zu Fuß vom südlichen Ende Gamla Stans entfernt. Bis vor Kurzem konnte man noch mit dem Katarinahissen
G9/Google Map, dem alten Aufzug von 1883, die 46 Meter auf die Anhöhe von Södermalm hinauffahren. Inzwischen ist er aber defekt und so
bleibt diese ungewöhnliche Form der »Anreise« den Touristen verwehrt. Vor mehr als 100 Jahren war der Aufzug eine echte Sensation
und für viele Stockholmer aus den »besseren« Stadtvierteln der einzige Grund ins verruchte Södermalm zu kommen.
In unmittelbarer Nähe der U-Bahnstation Slussen liegt das Stadtmuseum. Wie so viele Gebäude der Stadt wurde es von dem in Stralsund geborenen Nicodemus Tessin d. Ä. (1615–81) erbaut. Nur wenige Meter südlich des Museums, im Urvärders gränd 3, befindet sich das Haus, in dem der Dichter, Sänger, Lebenskünstler und Günstling von König Gustav III., Carl Michael Bellman, in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts gelebt hat. Bellmanns Trinklieder werden auch noch im heutigen Schweden bei feuchten und fröhlichen Anlässen gesungen. Das Lieblingslokal Bellmans existiert übrigens noch, es heißt »Pelikanen« und liegt in der Blekingegatan 40 auf der anderen Seite von Södermalm.
Aussicht von Riddarholmen auf Mariaberget/Södermalm
Bevor man sich dort eine Ruhepause gönnen darf, hat man noch eine kleine Wanderung vor sich. Hohe Stöckelschuhe sind nicht
das richtige Schuhwerk, um die steilen, engen und oft gepflasterten Wege des Viertels am Mariaberget zu durchstreifen. Außer
man ist abends unterwegs und will nur ins Södra Teatern
G9/Google Map oder in die Kneipen am nahe gelegenen Mosebacke Torg. Sehr zu empfehlen ist während der warmen Jahreszeit die Champagnerbar auf dem Dach des Theaters; dort sitzt man im Sommer
draußen und genießt die Aussicht über Stockholm.
In der Brännkyrkagatan gingen im 19. Jahrhundert die Damen des ältesten Gewerbes ihren Geschäften nach – ein Berufszweig der im heutigen Schweden verboten ist, wobei allerdings nicht die Damen bestraft werden, sondern deren Kunden.
Und wer weiß, vielleicht bereuten ja auch schon damals die Freier ihr Tun. Gelegenheit zur Buße hätten sie jedenfalls ganz in der Nähe, in der Maria Magdalena Kirche in der Hornsgatan gehabt. Auch dieses Gotteshaus wurde, wie so viele in der schwedischen Hauptstadt, nach Plänen von Nicodemus Tessin d. Ä. erbaut. 1659 ist es fertiggestellt worden. Auf dem Friedhof der Kirche fand später der Dichter und Sänger Evert Taube (1890–1976) seine letzte Ruhestätte. Er setzte die Tradition Carl Michael Bellmans fort und erreichte mit seinen Volks- und Seemannsliedern in Schweden ungeheure Popularität.
Das Museum für Seidenweberei in Repslagargatan 15 A ist das einzige seiner Art in Nordeuropa. An ihm vorbei kommt man zur Katarina kyrka
G10/Google Map in der Högbergsgatan 13. Die älteste Barockkirche Stockholms wurde ursprünglich von Jean de la Vallée Ende des 17. Jahrhunderts
erbaut, brannte dann 1723 und noch einmal 1990 ab. Ihre Kuppel blieb auch nach der umfassenden Restaurierung das Wahrzeichen
des Viertels. Der in Frankreich geborene de la Vallée war übrigens nicht nur Stadtarchitekt, sondern auch Bürgermeister von
Stockholm. Nach seinen Plänen wurde auch das Ritterhaus auf Gamla Stan errichtet.
Wie man von hier aus seinen Stadtrundgang fortsetzt, hängt ein wenig von der Uhrzeit ab, zu der man unterwegs ist. Am späten Nachmittag oder am Abend steuert man vielleicht das Kneipenviertel zwischen Renstiernas gata und Götgatan an. Die Stockholmer halten sich mit solch genauen Beschreibungen ihres Ausgehviertels nicht auf und nennen es in Anlehnung ans Londoner Soho einfach Sofo – South of Folkungagatan.
Wer tagsüber unterwegs ist, will sich vielleicht noch etwas Kultur gönnen. Dann kann man am unteren Ende der Hornsgatan noch
die Högalidskyrkan
G6/Google Map besuchen. Sie wurde zwischen 1911–26 nach Plänen von Ivar Tengbom erbaut. Tengbom ist vor allem deswegen bekannt, weil er
das Stockholmer Konzerthaus erbaut hat, wo heute die Nobelpreise verliehen werden. Junge und jung gebliebene Schaffner können
noch einen Abstecher zum Straßenbahn- und Transportmuseum
H12/Google Map in der Tegelviksgatan 22 unternehmen und für Familien mit Kindern ist das Spielzeugmuseum im gleichen Haus das Richtige.
Speisen wie Einstein, Böll und Grass
Das Edelrestaurant Stadshuskällaren (vgl. S. 52) serviert seinen Gästen die Menüs der Nobelpreisdinner.
Für Nobelpreisträger gibt es nur das Beste. Und so werden sie auch nach der Preisübergabe kulinarisch verwöhnt. Schon im September beginnen die Köche des Stadshuskällaren, das Dinner für den 10. Dezember zu planen. Was den Preisträgern und rund 1300 Ehrengästen aufgetischt wird, bestimmt das Nobelpreiskomitee, das die von Chefkoch Gunnar Eriksson vorgeschlagene Speisenfolge prüft. Dabei machen es sich die Herren, die dem auserlesenen Komitee angehören, mit der Auswahl so schwer wie irgend möglich: Je länger sie sich nicht einig werden, desto öfter dürfen sie in diesem exklusiven Restaurant die verschiedenen Menüs Probe essen.
Auch erfordert der denkwürdige Abend eine logistische Meisterleistung. Die Angestellten des Stadshuskällaren allein schaffen es niemals, die vielen Gäste zu bekochen und zu bedienen – zumal alle gleichzeitig das Essen bekommen sollen. Über 300 Bedienungen und Ober, 30 Köche und 25 Spüler sowie fünf Männer und Frauen, die ausschließlich Weinflaschen öffnen, sind im Einsatz.
Zu den Gästen zählen nicht nur hochgestellte Persönlichkeiten, sondern auch 200 Studenten schwedischer Universitäten. Sie müssen zwar ganz hinten beziehungsweise weit an der Seite des Saales sitzen, dürfen jedoch sehr stolz sein: Ihre Teilnahme soll zeigen, dass Nobel mit seinem Preis immer auch aufstrebende Wissenschaftler motivieren wollte. Ein weiterer Grund für ihre Teilnahme: Sie werden als Animateure gebraucht. Nach dem Dinner soll nämlich getanzt werden, und damit tun sich, so die Verkaufschefin des Stadshuskällaren, viele der hochrangigen Gäste »ganz schön schwer«.
Trotz ihrer Funktion als Vortänzer müssen die Studenten, die per Losverfahren bestimmt werden, wie die meisten anderen geladenen Gäste für ihre Teilnahme zahlen. Umgerechnet etwa 150 Euro kostet es, im Kreise der Preisträger zu speisen. Vom Nobelpreiskomitee eingeladen sind nur die Nobelpreisträger und deren Gäste.
Speisen wie ein Nobelpreisträger kann im Stadshuskällaren jeder. Das Menü des aktuellen Jahres wird dort auch kurzfristig innerhalb von 24 Stunden für Gäste zusammengestellt. Wer jedoch ein Nobelpreisdinner aus zurückliegenden Jahren probieren will, muss länger vorausbuchen – und mit einer kleinen Gesellschaft von mindestens acht Personen antreten.
Dieser kurze Spaziergang (in der Karte auf S. 8/9 blau eingezeichnet) führt in nur zwei Kilometern zu vielen weniger bekannten Sehenswürdigkeiten Stockholms. Er ist ideal für regnerische Tage, denn auf dem Weg liegen einige interessante Museen.
Jugendstilfiguren des schwedischen Bildhauers Carl Milles vor dem Königlichen Dramatischen Theater, kurz Dramaten
Ausgangspunkt des kurzen Rundganges ist das Kungliga Dramatiska Teatern, kurz Dramaten
D9/Google Map, am Nybroplan. Das Jugendstil-Marmorgebäude wurde zwischen 1901 und 1908 erbaut und beherbergt seitdem Schwedens wichtigstes
Theater. Viele von August Strindbergs Stücken wurden hier uraufgeführt, Greta Garbo begann hier ihre Schauspielkarriere und
Ingmar Bergman war in den 1960er Jahren Direktor am Dramaten. Gleich nebenan liegt in der Sibyllegatan das neue
D10Google MapKönigliche Reitstall.