„Man muss nicht immer der Erste sein.

Es genügt vollkommen, wenn man es ordentlich zu Ende bringt.“

IMPRESSUM

Danke für Rat und Unterstützung an:

Stefano de Marchi, Matthias Neumann, Dietmar Orgas, Frank Dörr, Simone Albrecht, Antje Leinhoß, David Strixner, Patrick Göbl, Siegfried Bortel, Martin Geyer, Stefan Weigand, Robert Rech, Stefan Stuntz, IBC dede, Michael Brüggen, Nadine Kirchner, Heidi und Albert Krementz, Ralph Welz

Bibliographische Informationen der Deutschen Bibliothek:

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliothek; detaillierte bibliographische Daten sind im Internet über „https://portal.dnb.de“ abrufbar.

© 2013 Andreas Albrecht – 6. Auflage 2021

Konzept, Texte: Andreas Albrecht (www.gps-bikeguide.com, www.transalp.info)

Layoutentwurf: Franziska Hänel, Druckmedienzentrum Gotha GmbH

Coverentwurf: Franziska Hänel, Druckmedienzentrum Gotha GmbH

Endlayout: Andreas Albrecht (Danke für Beratung an Tino Philippeit und Simone Albrecht)

Logo Transalp-A: Max Albrecht

Kartographisches Material:

Gesamtübersicht: aus „Alexander Weltatlas 2004“

© mit freundlicher Genehmigung des Klett-Perthes Verlages Gotha

Übersichtskarten der einzelnen Etappen:

© Auszüge aus den Generalkarten 1:200.000

mit freundlicher Genehmigung des Falk Verlags Ostfildern

Höhenprofile:

erstellt aus GPS-Daten mit Hilfe des Programms HRMProfil von Ralph Welz – www.hrmprofil.de

Fotos:

Matthias Neumann: Seite 32, 47 unten, 56 unten

David Strixner: Cover vorn, Seite 9, 27 oben, 31 unten

Andreas Albrecht: alle anderen Fotos

Cover vorn: Pfitscher Joch – Fahrer: Andreas Albrecht

Cover hinten: „Der lange Weg“ von Heidi Krementz

© galerie-andere-sichten.de – 2006 Acryl/Leinwand: 43 x 27,5 cm

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

Printed in Germany

ISBN: 978-3-7534-4724-7

» Inhaltsverzeichnis

Transalp Roadbook 10

Zur Neuauflage 2021

An einigen Stellen habe ich im Laufe der Zeit die Strecken verifiziert – siehe z.B. die Hinweise zum Passo Duran (5. und 6. Tag).

Die Hinweise zu Hotels und anderen Übernachtungsmöglichkeiten habe ich bewusst ausgedünnt. Ich wage aus den Erfahrungen des Jahres 2020 keine Prognose, welche Betriebe die Situation wirtschaftlich überstehen werden.

Ansonsten hat sich die Form der kleinen und handlichen Transalp Roadbooks bewährt. Das war schon beim Klassiker – der Albrecht-Route – so. Meine Bücher werden nur gedruckt, wenn sie auch gekauft worden sind. Das ist mein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Aktualisierungen werden vor Neuauflagen im Internet dokumentiert.

Ich freue mich über jeden Hinweis zu Änderungen. Bitte möglichst genau angeben, wo und was sich ggf. geändert hat. Ein originaler GPS-Track ist dabei immer hilfreich. Danke!

Von München nach Venedig mit dem Mountainbike

Wie in Stein gemeißelt stehen sie da, die Eckpunkte dieser anspruchsvollen Transalp für Mountainbikes: München – Venedig. Ein Klang, der Sehnsucht nach der Ferne in sich trägt und bajuwarische Bierseligkeit mit verflossenem venezianischen Glanz verbindet. Lässt sich das überhaupt verbinden? Schon seit einigen Jahren schlummerte in mir die vage Idee. Zu weit, zu viel Flachstrecke, zu ungeeignet schien mir eine solche Route als eine Transalp für Mountainbikes zu sein. Ich habe dann zum Spaß einfach ein Lineal auf die Landkarte gelegt. Die logische Route einer Direttissima sprang mich sofort und geradezu magisch an. Den Alpenhauptkamm würde man am Pfitscher Joch überqueren, das Pfunderer Joch wäre eine tolle Option bei gutem Wetter, weiter ginge die Tour direkt durch das Herz der Dolomiten. Am Lago del Mis käme man aus den Alpen heraus.

Dann müssten nur die venetischen Voralpen (Prealpi) überquert werden und schon stünde man am Meer, die Serenissima vor Augen, die heitere, unbeschwerte Stadt in der Lagune. Was, und nicht einmal 600 Kilometer? Ich habe zweimal nachgemessen. Tatsächlich – sehr viel mehr als 550 Kilometer würden es wohl nicht werden. Das war nur ca. 100 km länger als meine Albrecht-Route und auf jeden Fall kürzer als meine hammerharte Schweizroute über 8 Etappen vom Bodensee an den Gardasee. Also ging es an die Feinplanung. Aus Befahrungen aus drei aufeinanderfolgen Jahren hatte sich eine erste Variante mit sieben Etappen herauskristallisiert. Danach habe ich noch Feintuning an einzelnen hochalpinen Streckenabschnitten betrieben. Hinweise dazu bekam ich u.a. aus dem IBC-Forum (www.mtb-news.de). Dazu hatte ich einen Beitrag eingestellt:

Dadurch bekam ich sehr qualifizierte Tipps von Michael Brüggen, IBC dede und Stefano de Marchi. Von den vorgeschlagenen Strecken habe ich mir einige angeschaut und die, nach meinem Gefühl passendsten, übernommen. Blieb nur noch der letzte Abschnitt über die Prealpi. Damit war ich noch nicht zufrieden. Die Passage vom Lago del Mis über den Passo Praderadego war nach meinem Empfinden ein wenig zu asphaltlastig. Deshalb habe ich von Belluno aus gezielt die Passage über die Prealpi recherchiert. Die Etappe führt nun über den höchsten Punkt des letzten alpinen Bollwerks vor der Venetischen Ebene, den Col Visentin, und beinhaltet eine schöne Längsquerung und Abfahrt, die fast komplett auf Schotterpisten verläuft. Für die Fans von heftigen Trails gibt es dabei auch eine sehr anspruchsvolle Variante bei der Abfahrt. Damit ist diese Transalp von München nach Venedig eine würdige Tour für Mountainbiker. Außerdem gibt es ausreichend Varianten für den Fall schlechten Wetters, die es möglich machen, das Traumziel Venedig in jedem Fall zu erreichen. Gleichzeitig kann man dadurch die Strecke etwas entschärfen, wenn unterwegs die Luft raus sein sollte. Damit ist auch die Möglichkeit gegeben, diese Transalp je nach Lust und Laune mit einem Trekkingbike oder einem E-Bike zu befahren.

Tourberichte und Roadbooks

Streckenübersicht

München – Bad Tölz – Achensee – Zillertal – Pfitscher Joch – Pfunderer Joch – Pustertal – Fanes – Cortina d'Ampezzo – Forc. Ambrizzola – Passo Duran – Ágordo – Lago del Mis – Belluno – Col Visentin – Follina – Treviso – Venedig

Länge: ca. 576 km

Höhenmeter: ca. 11.850 hm

Tag Strecke km hm
1 München – Kloster Schäftlarn – Bad Tölz – Sylvensteinspeicher – Fall – Risstal 96 740
2 Fall – Risstal – Plumsjoch – Achensee – Maurach – Zillertal – Mayrhofen – Breitlahner 94 1600
3 Breitlahner – Schlegeisspeicher – Pfitscher Joch – Fussendrass – Pfunderer Joch – Dun – Weitental – Niedervintl (Pustertal) – St. Sigmund 72 2300
4 St. Sigmund – Saalen – Enneberg – St. Vigil – Fanes – Cortina d‘Ampezzo 60 1800
5 Cortina d‘Ampezzo – Forcella di Ambrizzola – Passo Staulanza – Pecol – Valle della Grava – Passo Duran 42 2350
6 Passo Duran – Rif. Bruto Carestiato – Agordo – Lago del Mis – Belluno 54 850
7 Belluno – Col Visentin – Pian delle Femene – Sottocroda – Follina – Pieve di Soligo – Collalto – Ponte della Priula 73 1850
8 Ponte della Priula – Maserada sul Piave – Treviso – Quarto d‘Altino – Mestre – Venedig 84 60

Varianten der Hauptroute sind in den Tourberichten und Roadbooks der einzelnen Etappen beschrieben. Dafür gibt es auch GPS-Tracks und Kartenscans.

Prolog

Nicht alles kann gleich auf Anhieb klappen. Schon seit einigen Jahren schwirrte in mir die Idee einer Transalp von München nach Venedig herum. Vom Marienplatz zum Markusplatz, das war der Arbeitstitel. Von einem Sommer zum anderen haben wir es verschoben, immer kam etwas dazwischen. Wir – das sind mein langjähriger Transalpbegleiter David und ich. David ist Urmünchner und ihn reizte die Vorstellung, eine Transalp direkt an der Haustür zu beginnen, ganz besonders. Die Streckenplanung vom flachen Münchner Umland bis zu den Alpen war logischerweise sein Part, es sind seine Radelstrecken. Direkt an der Isar entlang wird es flussaufwärts gehen. Bei der ersten Befahrung wollten meine beiden Leipziger Transalpfreunde Frank und Dietmar mitfahren und mitplanen. Sie haben auch schon einige Transalps hinter sich, bringen also genügend Erfahrung mit. Leider hatte Frank dann kurz vor dem Start einen Bikeunfall. Da waren es nur noch drei. Als Zeitraum hatten wir Mitte September vorgesehen. Da gibt es keine Unterkunftsprobleme, Übernachtungen findet man meist im ersten Anlauf. Außerdem gibt es oft stabile Spätsommer-Wetterlagen. Altweibersommer nennt man das – kenne ich noch von früher. Wie das Leben aber so spielt, gibt es das nicht immer. Ein „junges“ Genua-Tief (so drückte sich der Wetterdienst vornehm zurückhaltend aus) sollte unseren Tatendrang hemmen. Als das Tief dann etwas älter wurde und in seine pubertären Flegeljahre kam, gab es Schneefall bis weit unter 1500 Meter. Natürlich genau zu dem Zeitpunkt, als die hochalpinen Etappen anstanden. Damit hat es uns auf Alternativstrecken gezwungen. Insofern nicht weiter tragisch, da man so etwas bei einer Transalp sowieso einplanen sollte. Die zweite Befahrung habe ich dann zusammen mit meinem Bikefreund Matthias Neumann unternommen, auch im September. Das war in einer schönen Spätsommerperiode, die nur an einem Tag durch einen Wettersturz unterbrochen wurde. Den haben wir zum Glück ausgesessen, eine gute und prägende Erfahrung. Doch dazu an der passenden Stelle mehr. Die dritte Befahrung habe ich wiederum mit dem Münchner David im September unternommen, während eines traumhaften Altweibersommers mit extrem klarer Luft. Meine Aufzeichnungen aus den verschiedenen Jahren habe ich für die Tourbeschreibungen in diesem Buch ein wenig gemixt, um möglichst viel von meinen originalen Eindrücken einzufangen. Dadurch mag es vielleicht hier und da kleine Brüche geben, insgesamt bleibt aber die Aufteilung der Strecke auf acht Etappen nach meinem Gefühl stimmig.

1. Tag: Die Mühen der Ebene

Der „scharfe“ Start zur Transalp erfolgt im Zentrum von München am Marienplatz. Bis wir dort angelangt sind, haben wir schon gut 15 km in den Beinen, aber kaum Höhenmeter zurückgelegt. Das weitläufige Umland der bayrischen Landeshauptstadt ist bretteben. Wir betrachten die zusätzliche Anfahrt aus dem Westen Münchens – wo David wohnt – als willkommenen Aufgalopp. Er führt uns auf schönen Nebenwegen radfahrerfreundlich in die Innenstadt. München ist ein Traum für Radfahrer; Radwege ohne Ende und in beispielhafter Vernetzung und Ausschilderung. Nach dem Startfoto am Marienplatz sind wir nicht einmal einen Kilometer dem Autoverkehr ausgesetzt.

Start in München am Marienplatz

Raus aus München und gleich an der Isar

An der Ludwigsbrücke, in der Nähe des Deutschen Museums, sind wir schon an der Isar. Dem Flusslauf werden wir bis nach Bad Tölz folgen, fast durchgehend auf Rad- und Forstwegen, sogar kleine Trailabschnitte gibt es in der Pupplinger Au. Die bekannten Isartrails lassen wir auf Anraten von David aus. Zuviel Auf und Ab, wir wollen Strecke machen. Mindestens bis zum Sylvensteinsee soll es heute gehen. Doch zuvor passieren wir das Kloster Schäftlarn, fahren auf dem Dammweg des Isarkanals und stoßen schließlich auf die „Via Bavarica Tyrolensis“. Dieser Route werden wir im wesentlichen bis ins Zillertal folgen. Die ersten kleineren Anstiege erwarten uns, als wir kurz vor Bad Tölz das Bayerische Oberland erreichen. Im malerisch gelegenen Kurort legen wir eine erste längere Pause ein und machen eine späte Mittagsrast. Die Sonne brennt an diesem Spätsommertag vom Himmel, dass es eine Freude ist. Wir kommen gut voran. David kennt den Weg und wir verfransen uns nur einmal kurz in Geretsried. Wie David sagt, an der üblichen Stelle. Ich bin dann recht erstaunt, als wir uns auf dem kurzen Anstieg vom Sylvensteinsee befinden. Das wir so zeitig hier sind, hätte ich nicht erwartet. Der Stausee wurde in den 1950er Jahren gebaut, einerseits um Elektrizität zu gewinnen und andererseits um die immer wiederkehrenden verheerenden Hochwasser der Isar in den Griff zu bekommen. Wir passieren die Staumauer und umfahren den Stausee auf der rechten Seite. Im neuen Ort Fall gibt es eine Übernachtungsmöglichkeit im Hotel „Jäger von Fall“. Es ist noch zu früh am Tag und wir haben noch Lust bis ins Risstal weiterzufahren. In der urigen Kaiserhütte finden wir dann eine gemütliche Unterkunft und ein ordentliches Essen. Ich bade an diesem heißen Spätsommertag zum Abschluss noch im Rissbach.

1. Tag – Variante 1: ab Fall über die Walchenklamm und Achenkirch zum Achensee auf der „Via Bavarica Tyrolensis“