Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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© 2016 Rolf A. Meyer

Satz, Umschlaggestaltung, Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH

ISBN 978-3-7386-6183-5

Inhalt

Der Übersetzer

Szene 1

Der erste Auftrag – Paris

Bruder Wilhelm stieg trotz seiner Körperfülle leichtfüßig die Wendeltreppe zu den königlichen Gemächern hinauf. Sein Herz pochte aufgeregt gegen seine Brust, nicht allein der Stufen wegen.

Nachdem ihn der Kanzler, Adam von Chambly, aufgefordert hatte, sich heute in den Räumen der Königin einzufinden, hatte er in der Nacht kein Auge zugetan. Ein Gedanke hatte den anderen gejagt, eine Frage die nächste aufgeworfen. Welche Aufgabe hatte Königin Margarete für ihn? Konnte er der Herausforderung gerecht werden? Was, wenn er scheiterte?

Ein finster dreinblickender Wachposten versperrte ihm mit der Pike den Zutritt zum Arbeitszimmer der Königin.

»Wohin?!«, fragte er.

Wilhelm musste seinen Kopf in den Nacken legen, der Hüne überragte ihn um einen Kopf.

»Ich bin Bruder Wilhelm. Die Königin erwartet mich.«

Der Blick des Wachpostens wanderte von Wilhelms Tonsur über den Vollbart, die braune Franziskanerkutte, den weißen Strick mit den drei Knoten bis zu seinen nackten Füßen. Ein harmloser Franziskanermönch, wie er im Buche stand.

»Tritt zurück!«, befahl der Wachposten streng und klopfte zweimal an die Tür.

Wilhelm bebte vor Ungeduld, wie immer, wenn wichtige Entscheidungen anstanden. Seine Hände zitterten und er war froh, dass der Diener der Königin sich Zeit ließ. So hatte er Gelegenheit, sich zu sammeln und innerlich zu rüsten. Er steckte seine Hände in die weiten Ärmel der Kutte, ging ein paar Schritte hin und her und betete, dass alles einen glücklichen Anfang nahm. Der Kerl mit der Pike ließ ihn nicht aus den Augen. Kein Wunder bei den Anstrengungen, die er machte, um ja nicht aufzufallen. Wilhelm lächelte ihn an. Vergebens, die Wache argwöhnte umso mehr. Irgendwie erinnerte sie ihn an seinen Vater. Und immer, wenn er an seinen Vater dachte, wanderten seine Gedanken als Erstes zu diesem einen, besonderen Tag, der die Weichen für sein späteres Leben gestellt hatte.

Er war gerade mal zwölf Jahre alt gewesen, als er und sein Vater in die benachbarte Stadt fuhren, um Lebensmittelvorräte für die hungrige siebenköpfige Familie zu besorgen. Da schnitt ihnen ein tosender Herbststurm den Weg ab. Sein Vater setzte ihn aufs Pferd.

»Reite nach Hause, mein Sohn. Ich komme so schnell wie möglich nach.«

»Aber Vater, der Sturm. Er wird Euch …«

»Keine Sorge. Achte nur darauf, wohlbehalten nach Hause zu kommen.«

Er nahm Wilhelms zitternde Hände in die seinen und sprach beruhigend auf ihn ein.

»Wirst du das für mich tun?«

»Ich weiß nicht«, stotterte Wilhelm.

»Versprich es mir.« Sein Blick war streng, getragen von der Sorge, dass der Junge sich und das Pferd sicher nach Hause brachte.

»Ich verspreche es.« Als er davonritt, schaute er zurück und sah den besorgten Blick seines Vaters. Es war, als wollte er seinen eigenen besänftigenden Worten nicht glauben.

Der Sturm nahm zu. Er pfiff über die weiten Ebenen Flanderns, kehrte wie ein Besen alles mit sich und Wilhelm war sicher, den Morgen nicht mehr zu erleben. Doch erschöpft, durchnässt und zitternd sank er irgendwann in die Arme seiner Mutter. Noch während er sich von ihrer tröstenden Wärme umfangen ließ, blickte er zurück. Doch sein Vater kam nicht.

Der Sturm peitschte das Meer gegen die Deiche. In der Nacht waren sie kein Hindernis mehr und das Wasser flutete die tiefer gelegenen Gebiete. Wer nicht schnell genug war, kam um.

Der Morgen brachte das jähe Ende einer unbeschwerten Kindheit. Der Vater war nicht zurückgekehrt. Wilhelm musste mit seinen Brüdern die Aufgaben des Vaters übernehmen. Sie verteilten englische Wolle zur Weiterverarbeitung an Tagelöhner in der Umgebung. Doch das ging nicht lange gut. Die Arbeit und die Verantwortung für die teure Ware überforderten die Kinder und unversehens stand die Familie vor dem wirtschaftlichen Ruin. Sie suchten ihr Heil und Arbeit in Dünkirchen. Doch die Aussicht auf ein besseres Leben endete auch dort in Armut, Krankheit und Tod. Wilhelm überlebte dank der Armenspeisung eines mildtätigen Ordens. Ein Mönch hatte Mitleid mit dem halb verhungerten Jungen. Er nahm ihn zu sich in die Wäscherei und dort erwies sich Wilhelm als gelehriger Schüler. Er lernte schreiben und rechnen. Die harte Erziehung der Klosterschule und die Disziplin, aber auch die Liebe seiner Brüder formten ihn. Er trat schließlich dem Bettelorden des Franziskus von Assisi bei. Seine guten Leistungen brachten ihn an die Universität von Paris, wo er Theologie studierte. Schon früh erkannten die Lehrer sein Talent für Sprachen und Logik. Bei einem Streitgespräch an der Universität zog er sogar die Aufmerksamkeit des Erzbischofs von Paris auf sich. Der empfahl ihn als Übersetzer an den Hof des französischen Königs Louis IX.

Doch vom höfischen Leben bekam Wilhelm nicht viel mit. Tag für Tag stand er in der königlichen Bibliothek an seinem Schreibpult und fertigte akribisch Übersetzungen an und kopierte Schriftstücke, kämpfte mit Wörtern und Worten, transportierte sie vom Italienischen ins Französische, vom Französischen ins Lateinische und umgekehrt. Er war nicht unzufrieden, doch hin und wieder nagte an ihm der Wunsch, Größeres zu leisten, auch wenn er sich in solchen Momenten streng zurechtwies.

Immerhin hatte er vor wenigen Jahren seine erste große Reise unternommen. Er hatte als Novize eine Gruppe Franziskaner begleitet, die die Diözese Sudak auf der Krim unterstützen sollte. Wilhelm war überwältigt worden von den vielen Eindrücken der Reise – fremde Düfte, Geschmäcke und Sitten, prachtvolle Paläste und Gotteshäuser. Dies hatte in ihm das Reisefieber geweckt und er hoffte, bald wieder Gelegenheit für eine abenteuerliche Reise zu haben.

Als Waisenjunge aus Flandern hatte er es weit gebracht.

Und nun, nach so vielen Jahren der Ausbildung und der Mühsal, bekam er die Gelegenheit, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

»Kommt mit«, befahl der Diener der Königin.

Wilhelm folgte ihm durch einen langen Gang, vorbei an Gemälden von Königen und Königinnen, Heiligen und Märtyrern, siegreichen Schlachten und glorreichen Helden. Er schritt über edlen Stein, erfrischend kühl in diesen heißen Sommertagen. Wohlige Kälte lief in Schauern an seinen Füßen entlang.

Vor einem der vielen Zimmer des Palastes blieb der Diener stehen, räusperte sich kurz und öffnete schließlich die Tür zum Zimmer der Königin. Ein Hauch von Lavendel strich an Wilhelms Nase vorbei, zart und sinnlich, einer Königin aus der Provence würdig.

Margarete saß mit gerunzelter Stirn an ihrem Schreibtisch über ein Schriftstück gebeugt. Sie hob ihren Blick und schien für einen Augenblick an der Empfehlung des königlichen Kanzlers Chambly zu zweifeln. Einen Bettelmönch mit nackten Füßen hatte er ihr geschickt, beleibt, aber nicht so dick wie manch anderer Mönch, der mehr Zeit in der Küche verbrachte als auf den Knien. Doch als sie Wilhelms offenen Blick und die zitternden Hände erkannte, verflogen ihre Zweifel.

»Bruder Wilhelm«, sagte sie und erhob sich. »Schön, dass Ihr den Weg zu mir gefunden habt.«

Wilhelm tat einen Schritt vor und verbeugte sich. Zuerst fiel ihm an der jungen Königin ihre zarte Gestalt auf, dann ihre offenen, freundlichen Augen. Ein Lächeln lag auf ihren Lippen, die mit rotem Karmin leicht betont waren. Die vornehme Blässe unterstrich den Kontrast und somit die makellose Erscheinung. Eigentlich hatte verschönerndes Beiwerk im Gesicht eines Weibsbilds nichts verloren – das kokette Herausputzen war das Einfallstor des Teufels –, aber in diesem Fall passte es so gut zusammen, dass kein Geistlicher oder kein Herr von hohem Stand daran etwas auszusetzen vermochte. Sie war eine wahre Schönheit aus dem Garten des Herrn.

»Ich danke Euch für Euer Vertrauen«, antwortete Wilhelm ehrerbietig.

»Wir werden sehen, ob Ihr der Empfehlung des Kanzlers gerecht werdet. Er hält große Stücke auf Euch.«

Chambly hatte sich lobend über ihn geäußert? So angenehm ihm das Lob auch war, es erhöhte die Last, die Aufgabe mehr als gut zu erledigen.

Margarete nahm eines der Schriftstücke vom Schreibtisch.

»Wie Ihr vielleicht wisst, werde ich demnächst volljährig und habe damit Anspruch auf ein eigenes Budget aus der königlichen Schatulle. Diesen Anspruch durchzusetzen war nicht ganz einfach.«

Nicht ganz einfach war eine maßlose Untertreibung. Jeder im Königreich wusste, wie sehr ihre Schwiegermutter Blanche Widerstand gegen die Aufwertung dieses Mädchens aus der Provence geleistet hatte, obwohl sie selbst die Heirat der damals Dreizehnjährigen eingefädelt hatte. Außerdem sah sie es gar nicht gerne, wenn ihr Sohn, der König, tagsüber mit ihr Kontakt hatte. Nachts hatte sie hingegen nichts einzuwenden. Es musste schließlich für Nachkommen gesorgt werden.

König Louis entzog sich den innerfamiliären Zwistigkeiten. Zum einen fürchtete er den Unmut der Mutter, zum anderen wollte er vor seinem – wenn auch jungen – Eheweib das Gesicht wahren. Dass sich Margarete dennoch hatte durchsetzen können, zeugte von ihrer frühen Reife, einem starken Charakter und einem unbändigen Willen.

»Dies ist ein alter, auf lateinisch abgefasster Pachtvertrag königlicher Ländereien im Tal der Loire«, fuhr sie fort. »Er muss genauso wie die anderen ins Französisch übersetzt und zu meinen Gunsten abgeändert werden.« Sie reichte ihm das Schriftstück.

Wilhelm überflog es. Auf die Schnelle erkannte er, dass die Pachterträge in die Schatulle der Königinmutter flossen, und nun sollte ausgerechnet er den Zwist zwischen den beiden Frauen anfachen? Mit einem Mal war er sich Chamblys guter Absichten nicht mehr so gewiss. Er machte sich damit zum Handlanger königlicher Auseinandersetzungen. Dabei konnte nur einer verlieren. Er.

Die Königin schien seine Zweifel zu ahnen. »Macht Euch keine Sorgen, verehrter Bruder. Niemand wird davon erfahren, dass Ihr mir zu dem verholfen habt, was mir zusteht. Ihr setzt ja nur, wie ich es mit der Königinmutter vereinbart habe, meinen Namen in die Übersetzung ein.«

Wilhelm konnte das nur hoffen. Nicht auszudenken, wenn er zwischen die Mühlsteine der beiden Kontrahentinnen gezogen wurde.

»Gerne will Euch behilflich sein«, antwortete Wilhelm, »wenngleich ich ein ungutes Gefühl nicht verbergen kann.«

Auf Widerstand schien die junge Königin vorbereitet. Sie kam einen Schritt näher, einen zu viel. Denn in unmittelbarer Nähe zu dieser attraktiven Frau wurde es Wilhelm schlagartig anders.

Ein betörender Geruch stieg ihm in die Nase, nach Rosenblüten mit einem Hauch Lavendel oder etwas Exotischerem, auf jeden Fall eine besonders edle Komposition. Der Duft umgab sie wie ein Kokon den Schmetterling und schmeichelte seinen Sinnen. Als Franziskanermönch hatte er zwar gelernt, seine Gefühle zu beherrschen – nur hin und wieder kam es vor, dass eine Frau ihn aus der Fassung brachte –, aber jetzt half kein Bitten und Flehen mehr, er musste sich der Teufelei eines Parfüms entziehen. So wich er zurück.

»Was ist mit Euch, Bruder Wilhelm?«, rief die Königin.

Wilhelm spürte, wie ihm das Blut ins Gesicht schoss. »Nichts, Eure Durchlaucht. Die Hitze des Sommers, vermutlich.«

Sein Herz pochte. Was für eine dreiste und abwegige Lüge. Die Hitze des Sommers war die Hitze eines jungen Franziskanermönchs, der sich der Hingabe zu Gott und der Abkehr von den Frauen verschrieben hatte. Er betete zu Gott, dass die Königin seine Schwäche nicht bemerkt hatte. Nicht auszudenken, wenn er gleich bei seinem ersten Auftrag scheiterte. Die Königin schien von Wilhelms Nöten nichts mitbekommen zu haben. Sie lächelte kurz und wandte sich dann wieder dem Dokument zu. Wilhelm fiel ein Stein vom Herzen.

»Woher kommt Ihr eigentlich, Bruder Wilhelm? Ihr seid kein gebürtiger Franke, oder?«, fragte die Königin.

Wilhelm räusperte sich. »Aus dem kleinen Ort Rubruk, bei Cassel in Flandern.«

»Und was sind Eure Aufgaben am Hof?«

»Ich bearbeite Übersetzungen für den königlichen Kanzler.«

»Das scheint mir eine höchst verantwortungsvolle Aufgabe zu sein. Gefällt sie Euch?«

»Sehr sogar.«

»Nicht auszudenken, wenn sich bei einer Übersetzung mal ein Fehler einschleichen würde und der Kanzler würde den König falsch beraten.«

»Der Herr bewahre mich davor. Es sind schon Königreiche für weniger gefallen.«

Aus dem Schlossgarten schwebten Lautenklang und Gesang ins Zimmer.

»Ist das nicht Herzog Thibaut, Le Chansonnier?«, rief die Königin erfreut und trat ans Fenster. Sie winkte und Rufe von unten forderten sie auf, die Arbeit Arbeit sein zu lassen und sich stattdessen der Muße hinzugeben. Es brauchte nicht viel Überredungsgabe. Die junge Königin war im Handumdrehen von der Stimme und den Klängen des berühmten Barden gefangen.

»Kommt, lasst uns in den Garten gehen und uns an seinem Gesang erfreuen.«

»Aber die Verträge«, erwiderte Wilhelm.

Sie winkte ab. »Das kann warten. Was sind schon Pachtverträge im Vergleich zu den Worten der Liebe.« Sie fasste Wilhelm an der Hand und zog ihn mit zur Tür hinaus, den Gang entlang zur Treppe. Der hünenhafte Wachmann trat überrascht zur Seite und in seinen Augen spiegelte sich die Ungeheuerlichkeit des Ereignisses: eine Königin und ein barfüßiger Franziskanermönch Hand in Hand. Doch was kümmerte es ihn? Eine Königin war eine Königin, und sie konnte tun und lassen, was ihr beliebte.

»Thibaut ist der größte und bekannteste Troubadour Frankreichs«, erklärte sie auf dem Weg in den Garten. »Wer ihn nicht gehört hat, weiß nicht, wie die Liebe schmeckt.«

Im vorderen Teil des Schlossgartens blühten farbenprächtige Blumen. Zu Formen geschnittene Ziersträucher säumten die Wege, die mit weißen Kieselsteinen ausgelegt waren. Etwas abseits davon hatten sich auch einige Bedienstete im Garten versammelt. Thibaut saß mit seiner Laute auf einer Gartenmauer, umgeben von Adeligen. Sein gelocktes blondes Haar reichte bis zu den Schultern. Als er Margarete erblickte, unterbrach er sein Lautenspiel. Auch er war irritiert, als er in ihrer Begleitung einen Franziskanermönch erkannte. Wilhelm entgingen die fragenden Blicke der Adeligen um ihn herum nicht. Er wusste, dass sein Platz am Arbeitspult war und nicht in einer fröhlichen Runde ausgelassener Aristokraten.

Thibaut erhob sich, pflückte eine Rose und eilte der Königin entgegen. Mit einer gekonnten Verbeugung begann er sein Liebeswerben.

»Madame, nichts fürchte ich mehr, als Eure Liebe zu verlieren.« Er reichte ihr die Rose. »Nichts habe ich so sehr erdulden gelernt, als dass ich ganz Euch gehöre, und selbst wenn es Euch missfallen würde, ich kann nichts dagegen tun, dass mein Herz Euer Gefangener bleibt.«1

Die Königin nahm die Rose an, schloss die Augen und schnupperte daran.

»Thibaut, Ihr seid ein Charmeur«, erwiderte sie seufzend.

Der nutzte die Gelegenheit, um Wilhelm einen vernichtenden Blick zuzuwerfen. »Aber wie ich sehe, scheint Ihr in weit größerer Bedrängnis zu sein, als ich es befürchtet habe«, sagte er gespielt besorgt. »Hat er Euch die Beichte abgenommen?«

Margarete lächelte. »Bruder Wilhelm stellt keine Gefahr für Euch dar. Sein Metier sind Übersetzungen und vollendete Formulierungen.« Sie hielt inne. »Wenn ich es mir recht überlege, dann ist sein Tun ähnlich dem Euren. Beides soll mir Vergnügen bereiten.«

Thibauts aufgesetztes Lächeln erstarrte für einen Moment, doch er fasste sich schnell. »Diese Aufteilung gefällt mir wohl, meine Königin. Lasst mich den Sklaven Eures Herzens und Bruder Wilhelm den Knecht Eures Säckels sein.«

Die umstehenden Adeligen goutierten die Worte mit Applaus. Auch Margarete gefielen sie, einzig Wilhelm wollte sich nicht daran erfreuen. Jeder hatte verstanden, dass Thibaut eine klare Linie zwischen den hochgestellten Adeligen und einem unbedeutenden Mönch gezogen hatte. Gleichwohl zollte er ihm aber auch Respekt. Thibaut hatte es meisterlich verstanden, seine Absichten in feine Worte zu kleiden, denen man kaum widerstehen konnte. Wilhelm würde noch viel lernen müssen, wenn er es jemals mit ihm aufnehmen wollte.

»Lasst uns tanzen«, sagte Margarete.

Thibaut folgte der königlichen Aufforderungen und stimmte ein neues Lied an, ohne Bruder Wilhelm aus den Augen zu lassen.

Er ist wahrlich ein Meister der Verstellung, dachte Wilhelm. Er spricht süß, aber sein Blick möchte töten.


1 BRAHNEY Kathleen J. (edited and translated): The Lyrics of Thibaut de Champagne, Volume 41, Series A, Garland Publishing Inc., New York & London, 1989, poem V, 40, p. 105

Szene 2

Jugendliche Ungeduld – Paris

Wilhelm hob den Stapel von Dokumenten hoch und ließ ihn missmutig wieder auf das Pult fallen. Einige der Dokumente rutschten aus dem Stapel und glitten in einem wirren Durcheinander zu Boden.

Das Geräusch schreckte einige Übersetzer auf, die im weitläufigen Saal der königlichen Bibliothek ihrer Arbeit nachgingen.

»Abschriften und Übersetzungen«, beklagte er sich bei Gosset, dem königlichen Sekretär, einem klapperdürren Mann in den Vierzigern mit dünnem Haar. Der lachte und bedeutete ihm, leiser zu sprechen.

»Wenn du jemals am Hofe etwas werden willst, dann schluck deinen Ärger runter und tu, was man dir sagt«, flüsterte er.

Nach dem erfolgreich ausgeführten Auftrag für Königin Margarete und dem Ausbleiben der Rache von Schwiegermutter Blanche hatte Wilhelm auf anspruchsvollere Aufgaben gehofft.

Wochen und Monate waren seitdem vergangen. Aber nichts war passiert.

»Was mache ich nur falsch?«

»Nichts, Bruder Wilhelm«, beruhigte ihn Gosset. »Hab Geduld. Früher oder später wird sich eine weitere Gelegenheit bieten.«

»Wohl eher später als früher

Wilhelm erwog, bei Chambly vorstellig zu werden und seinem Unmut wegen der Unterforderung eine Stimme zu geben. Aber Gosset warnte ihn.

»Der Kanzler schätzt es gar nicht, wenn man ihn zu etwas drängen will, wofür, seiner Ansicht nach, die Zeit noch nicht reif ist. Aufmüpfige Übersetzer werden sofort auf das erforderliche Maß zurechtgestutzt. Wilhelm, mach dir das Leben doch nicht so schwer.«

Wilhelm seufzte. Wieso war er so ungeduldig? Er war jetzt dreiundzwanzig Jahre alt, stand in der Blüte seines Lebens, hatte auf seinem Weg vom kleinen flämischen Dorf in die königliche Bibliothek eine Widrigkeit nach der anderen gemeistert, und nun entpuppte sich ausgerechnet die Ungeduld als sein größter Feind. Sie hatte schon Könige und Feldherrn ins Unglück gestürzt. Was würde sie erst mit einem kleinen, unbedeutenden Mönch machen?

Wohl oder übel, Wilhelm nahm sich fest vor, Gossets Rat zu befolgen.

Tage und Wochen gingen ins Land und Wilhelm übte sich in Geduld. Er unterdrückte das Murren, das jedes Mal in ihm aufkam, wenn er eine Schriftrolle kopierte oder ein nichtssagendes Dokument übersetzte. Gosset stand ihm bei und tröstete ihn, wie es ein guter Freund tut. Erst als der Winter seinen klirrend kalten Höhepunkt erreichte, zeigte sich ein kleiner Hoffnungsschimmer.

Eine dünne Schneedecke bedeckte die Straßen von Paris und die Seine war unter einer stolzen Eisschicht erstarrt. Ein bitterkalter Wind aus dem Osten pfiff durch die leeren Straßen. Niemand ging bei diesem Wetter vor die Tür. Selbst die Hunde verkrochen sich in die Ecken und vergruben die Schnauzen im Fell. Die große Stadt war dunkel und unwirtlich …

Im kleinen Empfangssaal des königlichen Schlosses auf der Seine-Insel verbreiteten derweil mehrere flackernde Kaminfeuer eine wohlige Wärme. Das gelegentliche Knacken der berstenden Holzscheite wurde von der gedämpften Unterhaltung der in Paris weilenden Gesandten überlagert. Diener gingen geräuschlos umher und füllten die Zinnbecher mit Wein. Die Stimmung unter den Gesandten war entspannt. Der Kanzler, Adam von Chambly, hatte zum jährlichen Diplomatenempfang geladen und alle waren gekommen. Er war eine Autorität in Frankenreich, genoss hohes Ansehen und übte auch große Macht aus. Manche behaupteten, ohne seinen Rat einzuholen würde der König keine Entscheidung treffen.

Wilhelm und Gosset schätzten sich glücklich, ebenfalls eine Einladung erhalten zu haben, auch wenn Wilhelm nicht wusste, wie er, der unterforderte Übersetzer, zu der Ehre gekommen war. Er hatte ja nichts weiter gemacht als tagein, tagaus die anfallenden Arbeiten eines Kopisten zu erledigen, wie Dutzende anderer Kopisten in der königlichen Bibliothek auch. Aber nur er war zu diesem Empfang eingeladen worden. Gosset sah darin die Belohnung für Wilhelms geduldiges Ausharren. Das entsprach Chamblys Art. Immer hatte er ein waches Auge auf seine Mitarbeiter, deren Talente und Charaktereigenschaften. Wenn er glaubte, jemand verdiene eine Belohnung, und sei es nur, um ihn weiterhin zu motivieren, dann konnte er sehr großzügig sein.

Ob er mit dieser Einladung das richtige Maß getroffen hatte, sollte sich an diesem Abend zeigen.

Wilhelm hatte sich unauffällig in einer Ecke des großen Saals postiert. Um ihn herum parlierten Gesandte aus aller Welt in allen nur möglichen Sprachen. Kontakte wurden lebhaft aufgefrischt oder höflich geknüpft. Einige zogen den einsamen Beobachterposten vor, so wie Wilhelm, allerdings nicht freiwillig. Gerne hätte er ein Gespräch geführt, doch er kannte nur Gosset, der aber wie ein Hase zwischen den Gesandten hin und her sprang, um die richtigen Leute zusammenzubringen oder um Botschaften zu überbringen, deren Absender es vorzogen, unerkannt zu bleiben. Kurzum, es war ein unüberschaubares Gewimmel und Getuschel, ein Treffen illustrer Figuren aus den verschiedensten Königreichen. Und es war auch ein Zirkus der unterschiedlichsten Sprachen, ein Babel der Neuzeit. Für all jene, deren Französischkenntnisse nicht ausreichten, um sich treffend auszudrücken, standen Dolmetscher bereit, die auf ein Zeichen Gossets herbeikamen und vermittelten.

Ach, wie gerne wäre auch Wilhelm einer von diesen eifrigen Dolmetschern gewesen. Chambly wusste doch, dass er mehrere Sprachen beherrschte, darunter Deutsch, Italienisch, Spanisch, natürlich war er des Lateinischen mächtig und des Griechischen, aber er sprach auch ausreichend Arabisch. Scheinbar hatte Chambly das vergessen. Wieso, um alles in der Welt, hatte er ihn dann hierher bestellt? Wollte er ihn demütigen, so wie er es die letzten Monate mit der Kopistenarbeit getan hatte?

Ein Mann trat an seine Seite. Er hatte einen Becher Wein in der Hand und ein Schmunzeln auf den Lippen.

»Tragt ihr Franziskanermönche denn nicht wenigstens im Winter festes Schuhwerk und Socken?«

Wilhelm brachte vor Überraschung keinen Ton heraus. Festes Schuhwerk? Eine seltsame Gesprächseröffnung.

Was sollte er ihm antworten? Und wie sollte er ihn ansprechen? Am Akzent des Mannes vermutete Wilhelm einen Engländer in ihm. Ausgerechnet jetzt wollte ihm nicht einfallen, wie der englische Gesandte am Hofe König Louis’ hieß.

»Henry ist mein Name«, stellte sich der Fremde vor. »Sir Henry.«

Richtig. Wie um alles in der Welt hatte er das nur vergessen können? Sir Henry war ein wichtiger Mann, derzeit ein Freund und vielleicht sogar ein Verbündeter des Königreichs, in der Vergangenheit aber auch oft ein erbitterter Feind.

»Festes Schuhwerk«, antwortete Wilhelm endlich, »wird erst dann getragen, wenn die Seine bis auf den Grund gefroren ist.«

Sir Henrys Gesicht erstarrte. Sein Blick wurde leer, als würde er geradewegs durch Wilhelm hindurchsehen.

Wilhelm wäre am liebsten im Boden versunken. Heilige Maria und Josef, was hatte er da gerade zu einem der wichtigsten Männer der Welt gesagt?

wenn die Seine bis auf den Grund gefroren ist.

Hatte er den englischen Gesandten beleidigt oder düpiert? Hatte er mit einem einzigen Satz die Chance verspielt, die Chambly ihm mit der Einladung geboten hatte?

Während Wilhelms Gedanken rasten und er sich die Konsequenzen seines losen Mundwerks in düstersten Farben ausmalte, japste Sir Henry nach Luft, legte die Hand auf den Bauch und brach in dröhnendes Gelächter aus.

Sir Henry hätte ihm einen Dolch zwischen die Rippen stoßen können und Wilhelm wäre nicht überraschter gewesen. Das Gemurmel ringsherum wurde leiser und die Umstehenden wandten sich ihnen verwundert zu. Wilhelm glaubte vor Scham in den Boden versinken zu müssen, am besten gleich bis auf den Grund der Seine.

»Hat man so etwas schon gehört?!«, prustete Sir Henry. »Wenn …«, er lachte so inbrünstig, dass sein ganzer Leib bebte und er den Wein verschüttete, »… die Seine bis auf den Grund gefroren ist.«

Nun wurden auch Gosset und, schlimmer noch, Chambly aufmerksam.

Heilige Mutter Maria! Wie kam er nur wieder aus der Sache raus, ohne gleich an Ort und Stelle aufgehängt zu werden?

»Ihr scheint Euch ja prächtig zu amüsieren, Sir Henry«, sagte Chambly misstrauisch. Sein Blick durchbohrte Wilhelm und forderte stumm eine Erklärung. Verzweifelt suchte Wilhelm nach den Worten für etwas, das er selbst nicht verstand, nach einer Erklärung, nein, nach einer Entschuldigung. Nach einer Beichtgelegenheit.

Währenddessen hatte Sir Henry die Kontrolle über seinen Körper wiedererlangt. »Dieser junge Mann ist very funny«, erwiderte er mit einem Lächeln.

»Meint Ihr Bruder Wilhelm?« Chambly wollte es nicht glauben. Sein Blick wanderte zwischen Wilhelm und Sir Henry hin und her.

»Wo habt Ihr diesen fabelhaften Franziskanermönch nur her?«, fragte Sir Henry.

»Er arbeitet in der Bibliothek als Übersetzer und Kopist.«

Wilhelm schluckte trocken und versuchte an Chamblys Gesicht abzulesen, wie tief die Ungnade war, in die er gefallen war. Er musste etwas sagen oder tun, um seine Situation zu retten. Doch Sir Henry kam ihm zuvor.

»Kommt mit, junger Franziskaner«, sagte er und legte den Arm um Wilhelms Schultern, als hätten sie bereits tausend Schlachten gemeinsam ausgefochten, »ich muss Euch gleich meinen Freunden vorstellen.«

Widerstandslos ließ sich Wilhelm von Sir Henry entführen. Zurück blieb ein noch immer verwunderter Chambly, der sich partout nicht erklären konnte, wie der junge Wilhelm den mächtigen Sir Henry derart erheitert hatte.

»Sagt, wie heißt Ihr, junger Freund?« Sir Henry steuerte mit ihm geradewegs auf eine Gruppe gelangweilter Gesandter zu; man erging sich in Allgemeinplätzen und hielt Ausschau nach der ersten Fluchtmöglichkeit.

»Wilhelm«, antwortete er, »ein Diener …«

»William, ein guter Name, ein starker Name. Ihr werdet es noch weit bringen, mein junger Freund. Dessen bin ich mir sicher.« Er wandte sich an die Gesandten. »Gentlemen, darf ich vorstellen? Bruder Wilhelm, Übersetzer in Diensten unseres Gastgebers.« Das mochte niemanden sonderlich interessieren. »Zudem ein schlagfertiger, witziger Franzose. Könnt Ihr Euch das vorstellen? Ein witziger Franzose?«

»Flame«, korrigierte Wilhelm, »ich stamme aus einem Ort in Flandern.«

»Flame, Franzose … ist ohnehin alles eins. Ihr sprecht Französisch, oder irre ich mich?«

Wilhelm verkniff sich einen erneuten Widerspruch. Flamen sprachen natürlich Flämisch, aber das tat der Sache keinen Abbruch.

Die hohen Herrn begrüßten ihn mit einem halbwegs freundlichen Lächeln. Zwei stellten sich vor.

»Freiherr von Klausenburg, Gesandter des Heiligen Römischen Reichs deutscher Nation.«

»Don Alonso, Gesandter des Königreichs Kastilien.«

Die anderen schwiegen. Sie schauten auf seine nackten Füße und bedachten Sir Henry mit kaum verhohlener Empörung. Erst vor Kurzem hatte Wilhelm Gleiches in den Gärten von Königin Margarete erlebt. Thibaut und seine adeligen Freunde hätten lieber die Hunde auf ihn gehetzt, als auch nur eine Minute länger in seiner Gesellschaft zu verbringen. Gottlob war er unter dem Schutze der Königin gestanden, und heute war er Gast von Sir Henry.

»Don Alfonso hat mir soeben die Erfolge der Reconquista in Spanien dargelegt«, sagte Klausenburg und nahm damit die Unterhaltung wieder auf. »König Ferdinand hat sogar Cordoba von den Mauren befreit.«

Das Thema war nicht ganz nach Sir Henrys Geschmack. »Ein Hoch auf König Ferdinand«, erwiderte er wenig begeistert, stellte aber dabei fest, dass sein Becher leer war. »Diener, mehr Wein!«, rief er mit hochgestrecktem Arm.

Doch Klausenburg ließ nicht locker. »Und Kaiser Friedrich hat vor einem Monat bei Cortenuovo einen glänzenden Sieg über die Papsttreuen errungen. Bald ist der Papst eingekesselt.«

»Lasst uns trotz dieser großen Siege die drohende Gefahr im Heiligen Land nicht vergessen. Nächstes Jahr läuft der zehnjährige Friedensvertrag mit Ägypten aus«, warnte Sir Henry.

Gern hätte Wilhelm kritisch eingeworfen, dass ein gemeinsames Vorgehen der westlichen Königreiche zu oft durch Streitigkeiten, Gebietsansprüche, Thronfolgeregelungen oder andere Eigeninteressen verhindert worden war. Aber er besann sich. Er musste seine Worte gut und überlegt wählen.

»Wichtig wird es sein, beim nächsten Kreuzzug abgestimmt vorzugehen«, gab er zu bedenken.

»Wo ist denn bessere Zusammenarbeit aus Eurer Sicht nötig?«, fragte Sir Henry interessiert.

Bruder Wilhelm hatte sich während seines Theologiestudiums eingehend mit den Kreuzzügen beschäftigt. Deshalb fühlte er sich bei der Beantwortung dieser Frage recht sicher.

»Die Angriffsziele und das gemeinsame Vorgehen sollten besser abgesprochen werden. Dies war eine Schwäche der bisherigen Kreuzzüge.«

»Was habe ich Euch gesagt?«, triumphierte Sir Henry. »Dieser junge Franzose hat es faustdick hinter den Ohren.«

Wilhelm genoss die anerkennenden Worte. Sie ermutigten ihn, auch zu nicht theologischen Fragen eine Position einzunehmen.

»Wie steht es eigentlich um die Vorbereitungen des Grafen Thibaut für den Kreuzzug der Barone?«, legte Sir Henry nach.

Die Umstehenden zuckten mit den Schultern. Einer fragte: »Ihr meint Thibault den Chanconnier?«

»Natürlich«, antwortete Sir Henry.

Einzig Wilhelm glaubte etwas über den aktuellen Stand zu wissen. »Man spricht von fehlenden Geldern.«

Graf Thibaut hatte vor Jahren mit einigen anderen Baronen, aber auch mit England gegen den jungen König Louis agiert. Angeblich war er deswegen von Blanche, der Königinmutter, nicht zur Krönungsfeier König Louis’ eingeladen worden. Inzwischen bemühte sich Thibaut wieder um Blanches Gunst. Wilhelm vermutete, dass der Kanzler aufgrund dieser Ereignisse die Mittel aus der königlichen Schatulle nur beschränkt fließen ließ. Es war besser, diese Information nicht offenzulegen. Doch Sir Henry hakte nach.

»Woher habt Ihr diese Information, Bruder Wilhelm?«

Wilhelm wehrte die Frage elegant ab. »Gerüchte, Sir Henry.«

»Aber selbst in Gerüchten steckt ein Korn Wahrheit.«

»Mit Gerüchten verhält es sich wie mit dem Nebel. Sie verstellen den Blick auf das Wahre.«

Sir Henry warf Wilhelm einen überraschten Blick zu, der aber auch seine Wertschätzung für eine geschickt ausweichende, diplomatische Antwort ausdrückte.

Freiherr von Klausenburg erhob seinen Becher zu einem Trinkspruch. »Auf den Sieg Kaiser Friedrichs.«

Jemand drückte den Arm des Freiherrn nach unten. Wein schwappte über, der Zinnbecher fiel mit lautem Scheppern zu Boden.

»Wer wagt es!«, schimpfte ein untersetzter Geistlicher in schwarz-purpurnem Gewand und mit hochrotem Kopf. »Niemand darf diesen Papstfeind hochleben lassen!«

Alle Köpfe wandten sich ihm zu. Für einen Moment herrschte betretenes Schweigen.

»Beruhigt Euch, Monsignore«, beschwichtigte der Kanzler. Er hob den Becher auf, den der Monsignore seinem Gegenüber aus der Hand geschlagen hatte, und gab ihn einem Diener. »Monsignore Fratelli ist der Nuntius unseres Heiligen Vaters. Er hat es sicherlich nicht so gemeint.«

Chambly warf Freiherr von Klausenburg einen vernichtenden Blick zu. Seid friedlich, schien er zu sagen, und verzichtet auf derartige Trinksprüche.

Dann wandte Chambly sich an alle Gäste im Saal. »Wer es noch nicht weiß: Monsignore Fratelli hat sich im Kampf gegen die Ketzer verdient gemacht. Auf seine Anregung hin wird der Papst bald einen Großinquisitor für Frankreich ernennen.«

Die Gesandten warfen sich fragende Blicke zu. Hatte der Kanzler gerade wirklich von einem Großinquisitor gesprochen?

Ohne weitere Erklärung nahm Chambly den Nuntius am Arm und führte ihn in einen Nebenraum.

Freiherr von Klausenburg vergaß für einen Moment die diplomatischen Sitten und schimpfte über den fanatischen Monsignore, über die Machtanmaßung der Inquisition und die unglaubliche Verletzung diplomatischer Gebräuche.

Wilhelm hütete sich, auf diese Schimpftirade zu reagieren oder sie gar zu kommentieren. Kurz vorher war er gerade so mit heiler Haut davongekommen und hatte sich den Respekt der umstehenden Diplomaten erworben. Er würde das Erreichte nicht sofort wieder aufs Spiel setzen.

Stattdessen wählte er den sicheren Parcours der Konversation. In diesem Fall die wohlfeilen Worte des heiligen Franz von Assisi.

»Oh Herr, mache mich zum Werkzeug deines Friedens, dass ich Liebe übe, wo man hasst, dass ich verzeihe, wo man mich beleidigt, und dass ich verbinde, da wo Streit ist.«

»Weise gesprochen«, lobte Sir Henry. Auch die anderen nickten wohlwollend.

»Ihr seid ein intelligenter junger Mann. Der König täte gut daran, Euch im Auge zu behalten. Ich jedenfalls werde es tun.« Sir Henry hob sein Glas und prostete Wilhelm zu.

Zwei Einsichten nahm Wilhelm an diesem Abend mit nach Hause.

Ja, er schien wirklich nicht auf den Kopf gefallen zu sein. Auch wenn er zukünftig sorgfältiger nachdenken sollte, um nicht mehr in so brenzlige Situationen zu kommen.

Und er hatte sich im Kreis der Gesandten gut geschlagen.

Mit diesen beiden Gedanken legte er sich ins Bett und grübelte, ob er nicht vielleicht doch zu Höherem berufen war. Als Gesandter musste man klug, gebildet, sprachgewandt und ein guter Beobachter sein. Er war davon überzeugt, dass er diese Fähigkeiten hatte und sie weiterentwickeln konnte. Daher unterschied er sich nicht von denjenigen, mit denen er den Abend verbracht hatte. Und während er langsam in den Schlaf glitt, sah er sich auf abenteuerlichen Reisen in fremde und gar exotische Länder im Auftrag des Königs. Er knüpfte diplomatische Kontakte, überbrachte eine wichtige Botschaft, verhandelte und schlichtete einen alten Streit. Als Wilhelm davon träumte, zu einer massiven Burg auf einem Hügel zu reiten und vom Zeremonienmeister mit Herolden und Trompetenklängen willkommen geheißen zu werden, erscholl Glockengeläute. Es war die Glocke der königlichen Kapelle, die ihn unsanft aus dem Schlaf riss.

Szene 3

Die Depesche von Dschingis Khans Enkel

Paris – 1238

Es war die erste mongolische Depesche, die jemals an einen Herrscher aus dem Westen gerichtet worden war. Nie zuvor hatte ein Übersetzer am königlichen Hof ein Schriftstück dieser Art in den Händen gehalten, genauso wenig wie ein Professor von der Universität in Paris oder sonst ein Gelehrter der westlichen Königreiche. Bisher hatte man von den Mongolen immer nur gehört, von ihnen gesehen hatte man nur verbrannte Dörfer oder niedergemetzelte Menschen. Und nun sollte tatsächlich eine Depesche aus dem inneren Machtzirkel der Barbaren beweisen, dass sie nicht nur morden und brandschatzen, sondern auch den Weg der Diplomatie beschreiten konnten? Unfassbar.

Sir Henry, hatte sich nach dem Diplomatenempfang lobend über Wilhelm geäußert. Ein wahres Talent sei er, der junge Franziskanermönch mit den nackten Füßen, wie geschaffen, um in brenzligen Situationen die Ruhe zu bewahren und mit schlichtenden Worten erhitzte Gemüter zu beruhigen. Aus ihm könne wahrlich noch ein Großer werden, in der Diplomatie zum Beispiel, wo er seine Schlagfertigkeit und Besonnenheit, aber auch seine Sprachkenntnisse erfolgreich einbringen könnte.

So weit wollte Chambly nicht gehen. Er war zufrieden mit Wilhelm als Übersetzer und gewissenhaftem Kopisten. Die Diplomatie sei ein völlig anderes Pflaster. Dafür benötige man Erfahrung, Disziplin und vor allem Geduld – Letzteres war eine Eigenschaft, die er bei dem jungen Mann beim besten Willen noch nicht habe erkennen können. Eher im Gegenteil. Sein hitziges Gemüt stehe ihm im Weg. Daran müsse er arbeiten, bevor über weitere Schritte nachgedacht werden könne.

Von Sir Henrys Fürsprache und von Chamblys Vorbehalten bekam Wilhelm nichts mit. Er hätte weiter mutlos und enttäuscht einen Tag nach dem anderen mit leichten Übersetzungen und langweiligen Kopien verbracht, wäre da nicht sein väterlicher Freund Gosset gewesen, der immer ein Ohr an Chamblys Arbeitszimmer hatte.

»Der oberste Übersetzer hat sich an dem Mongolenbrief die Zähne ausgebissen«, flüsterte er Wilhelm schadenfroh ins Ohr. »Nichts Sinnvolles hatte er dem Dokument entreißen können, sodass Chambly vor Zorn und Enttäuschung der Kragen zu platzen drohte.«

Eine geheime mongolische Depesche war eine Sensation. Wilhelm hätte sein Seelenheil dafür gegeben, einen Blick darauf werfen zu dürfen. Nicht, dass er auch nur ein Wort hätte übersetzen können – Mongolisch war eine jener Sprachen, die nur Teufel und Hexen beherrschten, und mit denen legte man sich nicht ins Bett -, nein, er wollte einmal ein Schriftstück in den Händen halten, das noch nie jemand zuvor in den westlichen Königreichen zu Gesicht bekommen hatte.

»Was hat Chambly dann entschieden?«, fragte Wilhelm nichts ahnend.

Gossets breites Lächeln reichte von einem Ohr zum anderen. »Was denkst du, wieso ich gerade mit dir darüber spreche?«

Für einen Moment glaubte Wilhelm, den Boden unter den nackten Füßen zu verlieren. »Ist das dein Ernst?«

»Wenn ich es dir sage. Chambly ist ratlos. Jeder seiner Übersetzer und auch die von der Universität können die Depesche nicht übersetzen.«

»Und wieso glaubst du, dass ich das kann?«

»Tue ich ja nicht. Ich habe Chambly aber vorgeschlagen, dass du es versuchen sollst. Schließlich hat er ja nichts zu verlieren und die Zeit drängt.«

Wilhelm zitterten vor Aufregung die Hände. »Völlig unmöglich. Ich werde genauso scheitern.«

»Das ist deine Chance auf den diplomatischen Dienst. Niemand wird dir mehr etwas abschlagen können, wenn du das schaffst. Egal wie.« Er seufzte. »Außerdem musst du nicht ganz von vorn beginnen. Es gibt nämlich schon eine erste Übersetzung ins Lateinische. Nur weiß keiner, ob sie echt oder eine Finte ist, um uns ins Verderben zu stürzen.«

*

Lange bevor die Sonne aufging, standen Wilhelm und Bruder Julian an einem Tisch in der königlichen Bibliothek. Feuerschein beleuchtete die hoch aufstrebenden Bogenrippen aus Stein und die weiße Decke, die mit schmalem dunklem Holzfachwerk verziert war. Fackeln an den Wänden und Kerzen auf den Pulten spendeten zusätzliches Licht. Wasserdampf entwich einem Dreibeintopf. Er sorgte für die notwendige Luftfeuchtigkeit bei der Arbeit an der mongolischen Depesche.

Wilhelm hielt zwei Pergamentblätter in das spärliche Licht. Auf dem einen Blatt konnte er nicht viel erkennen. Es handelte sich um fremde Schriftzeichen, deren Bedeutung ihm verschlossen blieb. Das Pergament mit der lateinischen Übersetzung stellte kein Problem für ihn dar. Die Frage war nur, stimmte die Übersetzung auch mit dem Original überein? Sofern es überhaupt ein Original war, das er da in den Händen hielt, und nicht eine hinterlistige Fälschung. Denn die lateinische Fassung der Worte eines mongolischen Heeresfürsten an den Westen waren alarmierend, um nicht zu sagen schockierend.

»Ein Irrtum oder eine Verwechslung sind ausgeschlossen?«, fragte er Bruder Julian,2 der die Depesche im Eilritt vom ungarischen Hof in Esztergom an den französischen in Paris gebracht hatte.

Julian nickte. »Ich kann deine Zweifel verstehen, Bruder Wilhelm. Aber sei versichert: Die Depesche ist echt. Sie stammt aus dem Hause Temüdschin – uns besser bekannt als Dschingis Khan, dem größten und mächtigsten Eroberer seit Alexander dem Großen.«

In seiner Stimme schwangen Ehrfurcht und Angst mit. Ehrfurcht, weil es seit dem Altertum kein Mann mehr geschafft hatte, die halbe Welt im Sturm zu erobern und Mensch und Tier seinem sagenhaften Reich einzuverleiben, und Angst, weil die westlichen Königreiche die nächsten sein könnten, die von den Reiterhorden des Dschingis Khan überrannt wurden.

Wilhelm teilte Julians Befürchtung. Dies umso mehr, als König Bela von Ungarn ein Hilfsgesuch an König Louis gesandt hatte. Chambly hatte berichtet, dass König Louis in Erwägung ziehe, dem Hilfsgesuch stattzugeben.

»Warum bist du dir so sicher, dass das Dokument echt ist?«, fragte Wilhelm.

»Ich selbst habe es bei meiner letzten Mission überreicht bekommen«, antwortete Julian.

»Aus den Händen der Mongolen?«

Julian winkte ab. »Wo denkst du hin, Bruder Wilhelm? Einen Mongolen habe ich bislang nicht zu Gesicht bekommen. Leider.« Er seufzte, um gleich darauf erleichtert fortzufahren: »Andererseits danke ich unserem allmächtigen Herrn, dass ich diesen Wilden noch nicht begegnet bin. Mein Kopf säße sonst nicht mehr auf meinen Schultern, sondern steckte auf einem ihrer Spieße.«

Damit hatte Julian zweifellos recht. Wenn man auf einen Mongolen stieß, dann war er meist der Letzte, den man in diesem Leben zu sehen bekam. Die mongolischen Krieger galten als unbeschreiblich grausam und mörderisch. Umso ernster musste man die Depesche aus dem Osten nehmen.

»Ich wurde im Auftrag meines Königs Bela nach Susdal bei Moskau geschickt«, fuhr Julian fort, »um mit dem mongolischen Befehlshaber Kontakt aufzunehmen. Aber dazu ist es erst gar nicht gekommen. Ein russischer Fürst ließ mich in den Kerker werfen, wo ich meinem baldigen Ende entgegensah.«

»Und wie bist du wieder freigekommen?«, wollte Wilhelm wissen.

»Man hat mich zum Kurier auserwählt. Ich sollte diese mongolische Depesche überbringen«, sagte Julian. »Sie stammt von einem Enkel Dschingis Khans. Sein Name ist Batu.« Er zeigte auf ein Siegel, das am Ende des Dokuments angebracht war.

Es glich einem rechteckigen Stempel mit roter Tinte und mit aneinandergereihten Zeichen, die im spärlichen Licht kaum zu erkennen waren.

»Hier im Siegel, dies sind wohl Schriftzeichen?«, fragte Wilhelm.

»Das musst du wissen. Ich bin nur der Überbringer der Nachricht.«

Ein Gedankenblitz durchzuckte Wilhelm. Er erinnerte sich, dass er während seiner ersten Reise auf die Krim solche Zeichen schon einmal auf einem Schriftstück bei seinem verehrten Lehrer und Franziskaner, Maître Bertrand, gesehen hatte.

»Das sind uigurische Schriftzeichen!«, rief er aus und blickte in Julians verdutztes Gesicht.

»Aber ich bin mir sicher, dass es von den Mongolen kommt«, wandte Julian ein.

Wilhelm hob ratlos die Schultern. »Das Uigurische ist eine Sprache mit eigener Schrift aus weit entfernten östlichen Gebieten im Altaigebirge. Die Schriftzeichen sind auf jeden Fall uigurisch. Welche Sprache die Zeichen wiedergeben, ist eine andere Sache. »Leider war Bruder Bertrand inzwischen verstorben. Er konnte ihm nicht weiterhelfen. Vielleicht gab es einen Nachfolger an der Universität in Paris? Aber zuerst musste er noch mehr über dieses Schriftstück wissen. Wilhelm legte das Dokument zur Seite und widmete seine Aufmerksamkeit der vermeintlichen lateinischen Übersetzung.

»Wer war der Übersetzer?«, fragte er.

»Ein Schamane auf der Krim«, antwortete Julian.

»Ein was?«

»Du hast richtig gehört. Ein Schamane.«

»Woher soll so einer das Latein beherrschen?«

»Kann ich nicht sagen. Aber er hat glaubhaft versichert, dass er die mongolischen Worte wahrheitsgemäß übersetzt hat. Der erste lateinische Satz der Depesche ist beinahe ein geflügeltes Wort geworden: Ego sum Khan, legatus rex caelum, also: Ich bin der Khan, der Gesandte des himmlischen Königs.«

Jetzt wurde Wilhelm einiges klar. Wenn ein zweifelhafter Schamane eines fremden Landes Hand an den Text gelegt hatte und niemand von den königlichen Übersetzern die Echtheit bezeugen konnte, war Chamblys Aufregung und Enttäuschung natürlich nachzuvollziehen. Das war ein Armutszeugnis für seine Übersetzer, egal, ob sich die Übersetzung des Schamanen als richtig herausstellte oder als grober Unfug. Die Unfähigkeit, auf eine vermutlich bedrohliche Depesche der Mongolen entsprechend zu reagieren, musste eine unerträgliche Beleidigung des stolzen Kanzlers gewesen sein. Schließlich war er der erste und wichtigste Berater des Königs. Wie würde Louis auf seine Unfähigkeit reagieren?

Dennoch blieb die Frage: Wieso hatte Wilhelm die Depesche in die Hände bekommen? Chambly konnte doch nicht ernsthaft davon ausgehen, dass er das Rätsel würde lösen können. War es ein letzter verzweifelter Versuch, Klarheit in diese verworrene Angelegenheit zu bringen und, falls das scheiterte, schnell einen Sündenbock bei der Hand zu haben?

Tausend Fragen und keine einzige zufriedenstellende Antwort. Schaufelte er womöglich soeben sein eigenes Grab?

»Was weißt du über Dschingis Khan?«, fragte Wilhelm.

»Wenig. Er soll die mongolischen Steppenvölker vereint und als großer Feldherr ein Riesenreich im Osten geschaffen haben. 1223 ist er nach Westen bis zum Schwarzen Meer und zur Krim in der Ukraine vorgestoßen. Doch dann starb er unerwartet im August 1227. Sein Nachfolger wurde Ögedei. Niemand weiß, was er vorhat. Zieht er sich zurück, bleibt er, wo er ist, oder rückt er weiter nach Westen vor?«

»Und welche Rolle spielt dieser Batu?«

»Er ist der mongolische Heerführer im Westen und führt die sogenannte Goldene Horde an.

Dschingis Khan, Ögedei, Batu. Eine geheimnisvolle Depesche und die dubiose Übersetzung eines Schamanen. Das waren alles andere als ermutigende Umstände für die Lösung dieses so wichtigen Rätsels. Wilhelm würde Hilfe brauchen, das war klar.

Maître Savary, der Nachfolger Maître Bertrands, war ein junger Schriftgelehrter der Universität Paris. Wilhelm war sich sicher, dass die Übersetzer Chamblys ihn wegen seiner Jugend bei der Übersetzung der Depesche nicht zu Rate gezogen hatten. Sie waren allesamt ignorant und selbstverliebt, laut Savary zwei Gründe für das Übel auf der Welt.

»Du hast Recht, Bruder Wilhelm«, sagte Savary, »das sind uigurische Schriftzeichen.« Er nahm eine Lupe zur Hand und beugte sich tief über das Dokument. »Man muss die Schriftzeichen von oben nach unten und von links nach rechts lesen.« Er folgte ihnen mit dem Zeigefinger und formte leise die entsprechenden Laute. Dann hielt er inne. Seine Miene verfinsterte sich. »Aber nein, das ergibt keinen Sinn.« Er schloss nachdenklich die Augen.

»Dann handelt es sich also doch nicht um Uigurisch?«, fragte Wilhelm.

Maître Savary seufzte. Erneut beugte er sich mit der Lupe über das Dokument, suchte Logik und eine Aussage in den fremden Zeichen zu erkennen. »Es sind uigurische Schriftzeichen, aber es ist kein Uigurisch.«

»Könnte es Mongolisch sein?«, fragte Wilhelm.

»Das weiß ich nicht, ich kann kein Mongolisch«, antwortete Maître Savary.

»Ich muss jemanden finden, der Uigurisch und Mongolisch beherrscht und dem ich trauen kann«, sagte Wilhelm.

Dabei wippte er mit dem rechten Fuß auf dem Boden. Das entging dem jungen Gelehrten nicht.

»Immer noch so ungeduldig wie als Theologiestudent?«.

Ein Lächeln sollte die Situation entspannen, was aber nicht gelang. Wer konnte in der westlichen Welt schon Mongolisch, und, schlimmer, wem konnte er trauen?

Auf dem Rückweg ins Schloss fielen Wilhelm wieder ein paar Bruchstücke seiner Gespräche mit dem alten Maître Bertrand ein. Dieser hatte damals einen uigurisch sprechenden Mauren auf der Durchreise in Venedig getroffen. Der maurische Gelehrte war auf dem Weg zurück nach Kastilien. Er lehrte an der berühmten Übersetzerschule von Toledo. Wilhelm wurde rasch klar, dass er Don Alfonso, den kastilischen Botschafter in Paris, um Hilfe bitten musste. Und so eilte er zu dessen Residenz.

»Was führt Euch zu so später Stunde noch zu mir?«, fragte Don Alfonso, als er Wilhelm in den Empfangsraum führte. Er goss aus einer reich verzierten Karaffe Rotwein ein und reichte Wilhelm einen Becher. Sie setzten sich.

»Uns droht große Gefahr«, begann Wilhelm und erzählte von der mongolischen Depesche, wie sie in seine Hände geraten war und – mit einem schadenfrohen Lächeln – von der Unfähigkeit der königlichen Übersetzer.