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Traum Triathlon

Für meinen Ehemann John, der all meine #trycourage-Projekte unterstützt, und Bailey, der fröhlich schneller schwimmt, radelt und läuft als ich. Für Sadie, die 13 Jahre meine liebste Laufpartnerin war. Ich vermisse dich, ich werde dich immer in meinem Herzen bewahren, und ich hoffe, dass du jetzt befreit im Himmel läufst.

Bethany Rutledge

Hinweis:
Das vorliegende Buch wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch erfolgen alle Angaben ohne Gewähr. Weder die Autorin noch der Verlag können für eventuelle Nachteile oder Schäden, die aus den im Buch vorgestellten Informationen resultieren, Haftung übernehmen.

Bethany Rutledge

aus dem Englischen übersetzt von Silke Schmidt

Traum
Triathlon

Der Ratgeber fürs erste Rennen

Mit motivierenden Geschichten und persönlichen Trainingstipps

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Originaltitel:

Bethany Rutledge: Courage to Tri – finish your First Triathlon. A Motivational How-to for Women.

© 2018 by Meyer & Meyer Sport (UK) Ltd.

ISBN: 978-1-78255-135-5

Übersetzt aus dem Englischen von: Silke Schmidt

Traum Triathlon

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie das Recht der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form – durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren – ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, gespeichert, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2020 by Meyer & Meyer Verlag, Aachen

Auckland, Beirut, Dubai, Hägendorf, Hongkong, Indianapolis, Kairo, Kapstadt, Manila, Maidenhead, Neu-Delhi, Singapur, Sydney, Teheran, Wien

image Member of the World Sport Publishers’ Association (WSPA), www.w-s-p-a.org

Gesamtherstellung: Print Consult GmbH, München

ISBN 978-3-8403-7681-8

eISBN 978-3-8403-3730-7

E-Mail: verlag@m-m-sports.com

www.dersportverlag.de

INHALT

PROLOG

VORWORT

DANKSAGUNGEN

EINLEITUNG

TEIL EINS – INSPIRATION

KAPITEL 1Weg mit den Vorurteilen

KAPITEL 2Finde dein persönliches WARUM

KAPITEL 3Wie dich der Triathlonsport verändern kann

KAPITEL 4Hindernisse überwinden

KAPITEL 5Triathlonmamas

KAPITEL 6Verpflichtungen und Unterstützung

KAPITEL 7Häufig geäußerte Sorgen

KAPITEL 8Triathlon und Körpergefühl

TEIL ZWEI – VORBEREITUNG

KAPITEL 9Bereite dich vor

KAPITEL 10Wettkämpfe und Coaches

KAPITEL 11Trainingsfreiräume schaffen

KAPITEL 12Ziele in der Vorbereitungsphase

TEIL DREI – TRAINING

KAPITEL 13Trainingspeptalk

KAPITEL 14Grundlegendes zu Trainingsplänen

KAPITEL 15Schwimmtraining

KAPITEL 16Radtraining

KAPITEL 17Lauftraining

KAPITEL 18Wechseltraining

KAPITEL 19Ernährung

TEIL VIER – START

KAPITEL 20Dein erstes Rennen

KAPITEL 21Nach dem Rennen

ANHANG

1Trainingspläne

2Triathlonplan für Anfänger

3Laufplan für Anfänger: Vom Gehen zum 5-km-Lauf

4Bildnachweis

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PROLOG

Hast du schon mal davon geträumt, eine Ziellinie zu überqueren, aber keine Ahnung, wie du in deiner gegenwärtigen Verfassung überhaupt die Startlinie erreichen sollst? Hast du ein geheimes Ziel, das du dich nicht anzupacken traust? Gleichgültig, ob es sich um einen 5-km-Lauf, einen Triathlon oder irgendeine andere Startlinie handelt, wir liefern dir Inspiration und das erforderliche Know-how, um dein erstes Rennen mit Selbstvertrauen anzugehen.

Du bist gut genug, du bist sportlich genug, und der jetzige Zeitpunkt ist genauso gut wie jeder andere. Ich lade dich persönlich ein, mich auf einer Reise zu deinem ersten Triathlon zu begleiten.

„Wenn du eine Meile laufen oder gehen kannst, kannst du auch für einen Sprinttriathlon trainieren und ihn erfolgreich absolvieren.“

– Jim Boylan, Gründer des Atlanta Tri Clubs

Es mag wie ein Klischee klingen, doch es stimmt. Selbst als Sportanfängerin kannst du einen Triathlon absolvieren, wenn du dir die Mühe machst, es zu versuchen.

Lass dich in diesem Buch von Frauen inspirieren, die durch den Sport Selbstvertrauen fanden, die sich von einem ungesunden Lebensstil verabschiedeten und die nebenbei neue Freunde gewannen.

Gleichgültig, ob du 12 oder 85 bist, Studentin, Führungskraft oder Hausfrau und Mutter, fit oder ein eingefleischter Couch-Potato, lerne, wie man mit der richtigen Einstellung und dem nötigen Einsatz innerhalb weniger Monate einen Triathlon absolvieren kann.

»Teil I: Inspiration — finde einen starken Antriebsgrund.

»Teil II: Vorbereitung — sei bereit, deine Finisherträume zu verwirklichen.

»Teil III: Training — erfahre etwas über die Grundlagen des Schwimmens, Radfahrens und Laufens.

»Teil IV: Start — prüfe jeden Schritt am Renntag.

Zwei Extras:

»#Mutmachgeschichte — Geschichten von alltäglichen Frauen, die Hindernisse überwanden und ihr Leben änderten.

»#TippsUndTricks — Anekdoten von Athletinnen, die Sport und Alltag miteinander in Einklang brachten.

VORWORT

Angekündigt als „eines der härtesten Rennen Amerikas“, weist der Hogpen Hill Climb in den North Georgia Mountains fast 3.000 Fuß (914,4 m) Steigung auf. Da der Lauf jedes Jahr im Januar stattfindet, ergänzen die typischerweise schlechten Wetterbedingungen die 18 km, die Beine und Lungen zum Brennen bringen, perfekt. Hogpen klingt vielleicht nicht wie ein Ort, an dem man neue Freunde findet, doch genau dort habe ich Bethany Rutledge zum ersten Mal getroffen.

In dem Jahrzehnt, das ich „Atlanta home“ nenne, waren Bethany und ihre Atlanta-Triathlon-Club-Truppe bei Wettkämpfen wie dem Hopgen Stammgäste. Gleichgültig, ob es sich um das „härteste Rennen Amerikas“, einen lokalen Triathlonwettkampf oder um einen 5-km-Frauenlauf handelte, sobald es eine Startlinie gab, erwartete ich, Bethany dort zu sehen. Im schwarz-roten Outfit des ATC war sie typischerweise von anderen Sportlern unterschiedlichster Statur und jeden Alters umgeben. Manche von ihnen waren offensichtlich erfahrene Wettkampfathleten, andere neugierige Anfänger, und Bethany schien für alle aufmunternde Worte zu finden, während sie gleichzeitig ihren eigenen Wettkampffokus behielt und oft einen Podiumsplatz belegte.

Ich hatte das Glück, Bethanys Triathlonweg als Mitkonkurrentin zu verfolgen. Oft liefen wir dieselbe Strecke, und nach dem Wettkampf lachten wir zusammen und tauschten Geschichten über Hühnersuppe und Orangenscheiben aus. Auch die Leserinnen dieses Buches könnten die Geselligkeit nach einem Zieleinlauf erfahren. In Traum Triathlon lädt Bethany alle Frauen ein, die Laufschuhe anzuziehen und dem Club der Triathlonbegeisterten beizutreten. Lernt von Bethany und anderen Frauen, die ihre Geschichten über Triumphe und positive Veränderungen mit euch teilen.

Wir waren alle einmal Anfängerinnen, wir hatten alle Hilfe auf unserem Weg, und dank Bethany möchten wir jetzt unseren Teil dazu beitragen, etwas davon zurückzugeben. Ich hoffe, ihr findet euren eigenen Hogpen Hill Climb, euer eigenes Gipfelfinish, eine Leistung, die euch mit Stolz auf euch erfüllt, und einen Ort, an dem ihr von Freunden begrüßt werdet, die darauf warten zu erfahren, wie es euch bei dem Rennen ergangen ist.

Es gibt immer Platz für mehr Frauen an der Startlinie und nach dem Ziel einen Platz am Erfrischungstisch für alle, die den Mut hatten, es zu versuchen.

– Haley Chura

Ironman- und 70.3-Champion, Triathloncoach und Co-Moderatorin des „Ironwomen“-Podcasts

DANKSAGUNGEN

Vielen Dank an meine langjährigen Trainingspartner Sadie, Bailey und John. Danke, John Rutledge, für deine Unterstützung, damit ich all meine Träume beim Triathlon, Schreiben und darüber hinaus verwirklichen kann. Vielen Dank an meinen Vater, der die Begeisterung fürs Laufen in mir weckte. Danke, Mama, du hast mich zu Unabhängigkeit und Selbstständigkeit erzogen. Dank an meine Schwiegereltern Ken und Sherrie Rutledge, die mich immer so großartig angefeuert haben.

Vielen Dank an die Mitglieder des Atlanta Tri Clubs und des Energy Labs, die nicht nur Trainingspartner, sondern eine Familie für mich sind; John und ich wissen das Glück zu schätzen, mit diesen wundervollen Menschen „das Leben leben“ zu dürfen. Bedanken möchte ich mich auch bei all jenen großartigen Sportlern, die ich mit viel Freude coachen durfte. Hoffentlich habe ich euch das eine oder andere beibringen können; ihr jedenfalls habt mir so viele Lektionen fürs Leben erteilt, dass ich sie gar nicht zählen kann.

Danke auch an all meine lieben Trainingspartner der vergangenen Jahre. Einige meiner schönsten Erinnerungen sind lange Radtouren, die an einer Tankstelle irgendwo mitten in der Wildnis endeten, und bei denen wir weder genau wussten, wie wir dorthin gekommen waren, noch wie wir wieder nach Hause kommen sollten, aber trotzdem glücklich waren. Danke, Michelle Crossman und Sondra Choung, die manch ländliches Rennen in einen Fünf-Sterne-Urlaub inklusive Themenkostümen und einer fünfteiligen Trackingstrategie verwandelt haben.

Zudem gilt mein Dank all jenen, die in irgendeiner Form zu diesem Buch beigetragen haben. Mir fehlte der Platz, lange bevor es mir an wundervollen Frauen mangelte, die ich gern erwähnt hätte.

»Danke, meine Betaleser und Contenteditoren: Amy Hafner, Angela Nelms, Kathryn Taylor, Kim Janke, Lillian Pettit, Marilia Brocchetto und Sara Scott.

»Ein Dankeschön geht auch an all jene, die mit einer Geschichte oder einem Zitat zu diesem Buch beigetragen haben. Ich habe so viele erhalten, dass ich sie nicht alle einfügen konnte. Danke, Haley Chura, Sybil Jacobson, Debbie Wells, Dani Grabol, Kat Gurd, Marilia Brocchetto, Allie Bachelder, Kathryn Taylor, Amy Hafner, Lindsay Waibel, Cori James und Heather Reynolds.

»Allen Sportlerinnen sei gedankt, die bereit waren, ihre Geschichten mit den Leserinnen zu teilen: Deirdre DeKock, Dusty Scott, Jenny Johnson und Meg Geshay.

»Ein Dankeschön meinen Fachexpertinnen: Abby Keenan, Jesica D’Avanza, Ilana Katz, Dr. Melissa Smith, Candace Doby und Megan Melgaard.

»Ein Dankeschön meinen Kritikerinnen, die mir wertvolles Feedback lieferten, auch wenn Triathlon nicht ihr Leben ist: Heather Spitzberg, Erin Burba und Kristen Stewart.

EINLEITUNG

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John und ich bei unserem ersten 5-km-Lauf in Fayetteville, North Carolina

MEIN FEHLSTART

2009 absolvierte ich meinen ersten Triathlon. Die Idee dazu war allerdings schon Jahre zuvor bei meinem damals üblichen Trainingsprogramm entstanden, einem mühsamen Jogginglauf von knapp fünf Kilometern, mit einer Zigarettenpause auf halber Strecke. Ich weiß nicht mehr genau, wie ich zuerst an Triathlon dachte. Wahrscheinlich verlangte ich nach ein bisschen Spaß. Denn mein „Training“ war die reinste Schinderei, ein Sühnelauf, ein halbherziger Versuch, ein paar der paar Tausend Extrakalorien vom Vorabend zu verbrennen.

Für einen Triathlon fehlte mir aus mehreren Gründen jegliches Rüstzeug. Ich hatte kaum aerobe Fitness und nicht die geringste Ahnung vom Triathlonsport. Außerdem mangelte es mir an einem motivierenden WARUM, einem ausreichenden Grund, es zu versuchen, nebst dem WANN.

Statt „tri-ing“, also einfach mal einen Triathlon zu versuchen, dachte ich nur immer wieder darüber nach und fragte mich, ob ich es tun könnte, wobei ich die Plus- und Minuspunkte für mich auflistete. Schwimmen. Plus: Bei einer Wette nach meinem Highschoolabschluss war ich mal gut drei Kilometer im Hundepaddelstil über den Lake Eloise geschwommen. Im College hatte ich mich für einen Schwimmkurs angemeldet. Minus: Nachdem ich drei Stunden bis zum anderen Ufer gebraucht hatte, konnte ich meine Arme nicht mehr bewegen. Und von dem Schwimmkurs hatte ich mich schon vor dem ersten Training verabschiedet, nachdem ich entdeckt hatte, dass der Unterricht bereits um sechs Uhr morgens anfängt.

Radfahren. Plus: Als Kind war ich stundenlang durch die Nachbarschaft gestrampelt, und in jüngerer Zeit hatte ich mir das Mountainbike meiner Zimmergenossin ausgeliehen. Minus: Meine Kindheit lag lange zurück, und nachdem ich anderthalb Kilometer über den Campus geradelt war, tat mir alles weh.

Dann war da noch das Laufen. Auf dem Gebiet fühlte ich mich einigermaßen gerüstet. Als Kind war ich mit meinem Vater um die Wette gelaufen und seitdem hin und wieder. Aber Laufen machte mir keinen Spaß, und ich hatte gehört, dass man beim Triathlon keine Musik hören, geschweige denn eine Zigarettenpause einlegen kann.

Und meine Finanzen? Die befanden sich buchstäblich und sinnbildlich auf der absoluten Minusseite. Mein Kontostand betrug weniger als null. Gerade erst hatte ich – wieder einmal – überzogen, als ich in Acapulco einen Scheck für eine Tacomahlzeit ausstellen musste, und in absehbarer Zeit war mit keinem Geldsegen zu rechnen.

Die Bilanz? Meine sportartspezifischen Fertigkeiten waren beschränkt, aber nicht gleich null. Physisch gesehen, könnte ich es wahrscheinlich schaffen, wenn ich trainieren und ein paar schlechte Angewohnheiten ablegen würde. Aber mental war ich so weit davon entfernt. Trotzdem war ich mir sicher, dass ich irgendwann einen Triathlon absolvieren würde.

Um mich selbst an meinen Traum zu erinnern, kaufte ich das Buch Your First Triathlon und legte es auf meinen Couchtisch. Danach dachte ich jahrelang nicht mehr an Triathlon und hätte nie geglaubt, dass jenes Buch und ein knapp fünf Kilometer kurzer Jogginglauf – mit einer Zigarettenpause zwischendurch – zu Wettkämpfen in der ganzen Welt führen würden. Doch genauso war es!

Teil eins

Inspiration

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In diesem Teil werden wir

mit ein paar Vorurteilen

über Triathleten aufräumen

und deine Motivation

für ein TRI-ING finden.

Anschließend werden wir

mögliche Hindernisse

auf deinem Triathlonweg

sowie Mittel zu ihrer

Beseitigung diskutieren.

Am Ende dieses Teils

solltest du inspiriert sein,

mit dem Training

zu beginnen.

1

WEG MIT DEN VORURTEILEN

Ehe mein Mann John und ich zu unserem ersten Treffen im Triathonklub gingen, hatten wir zahlreiche Vorurteile über diese Sportler. Hier nur die wesentlichsten: Sie sind übertrieben gebräunt, Halbprofis mit weniger als 10 % Körperfett, die nur daran interessiert sind, Wettkämpfe zu gewinnen. Sie sind voller Verachtung für Neulinge wie uns, unwillig, irgendwelche „Betriebsgeheimnisse“ zu verraten. Sie würden vielleicht sogar über unser Ziel, einen Triathlon über die Sprintdistanz zu bestreiten, lachen, oder schlimmer noch, uns sagen, es sei zu hoch gesteckt. Dumm, oder? Und doch wären wir wegen dieser total übertriebenen Ängste beinahe nicht zu dem Treffen hingegangen.

Ich bin so froh, dass wir es trotzdem taten. Denn keines der Vorurteile erwies sich als richtig, und das Treffen wurde für uns zum Startschuss in ein neues Leben.

Was denkst du über Triathleten? Hier sind ein paar gängige Mythen, gefolgt von der Wahrheit.

WELCHE FALSCHEN VORSTELLUNGEN HATTEST DU VON TRIATHLETEN?

»„Die sind alle einschüchternd und furchteinflößend.“ – Smitha

»„Die ernähren sich gesund.” – Susie

»„Das sind Morgenmenschen.“ – Matt

MYTHOS 1: TRIATHLETEN MÜSSEN ERFAHRUNG IM SCHWIMMEN, RADFAHREN ODER LAUFEN HABEN.

„Alle können schwimmen. Ich bin der Beweis fürs Gegenteil.“ – Andrew

Es gibt keinen „typischen“ Triathlonbackground. Manche Triathleten haben keinerlei Erfahrung im Schwimmen, Radfahren oder Laufen und absolvieren trotzdem erfolgreich Wettkämpfe. Jeden Montagabend lernen bei uns im Klub Neulinge auf der „Anfängerbahn“, wie man richtig schwimmt. Manche starten echt bei null. Und in jeder Triathlonsaison feiern wir mit denselben Athleten ihren ersten Zieleinlauf.

Sondra zum Beispiel lernte erst richtig schwimmen und Rad fahren, nachdem sie versprochen hatte, bei einem Wettkampf mitzumachen. Bis zu ihrem 35. Lebensjahr beschränkte sich ihr sportliches Programm auf Step-Aerobic. Sie hielt sich auch nie für besonders sportlich, und doch absolvierte sie erst einen 5-km-Lauf, dann einen Sprinttriathlon und schließlich sogar den IRONMAN Augusta 70.3.

Selbstverständlich bringen manche Triathleten mehr sportartspezifische Erfahrung mit, wie beispielsweise Debbie, eine ehemalige Collegeschwimmerin, die sich als Erwachsene kaum noch bewegte. Sie entdeckte den Triathlon als Ausgleich zu einem verhassten Job, und am Ende wurde sie mit einer besseren Fitness, Athletik und neuen Freunden belohnt.

Es stimmt tatsächlich: Selbst wenn deine Fitness am Anfang gleich null ist, kannst du einen Triathlon absolvieren. Beim Atlanta Triathlon Club haben wir einen Spruch, der auf unseren Vereinsgründer Jim Boylan zurückgeht: „Wenn du eine Meile laufen oder gehen kannst, kannst du auch für einen Sprinttriathlon trainieren und ihn erfolgreich absolvieren.”

MYTHOS 2: TRIATHLON IST ETWAS FÜR JUNGE LEUTE.

„‚Versuch’s einfach mal’, ist ein passendes Motto, wenn wir älter werden, in Gewohntem stecken bleiben und uns nicht trauen, etwas Neues auszuprobieren.” – Sybil

Triathlon ist wie Golf und Tennis ein Sport, den man tatsächlich ein Leben lang ausüben kann. Diese Entdeckung machten John und ich bei meinem ersten Mitteldistanztriathlon, dem Gulf Coast Half. Dort stellten wir erstaunt fest, wie fit und vital die Sportler in den höheren Altersklassen noch waren. Neidisch beobachtete ich, wie mühelos die 75- bis 79-Jährigen das Siegerpodest hinauf- und hinunterhüpften, und das, nachdem sie es im Wettkampf hatten krachen lassen, während ich im Schneckentempo dahingekrochen war. Tatsächlich lässt sich überall beobachten, wie Sportler dem Alter trotzen und neu bestimmen, was möglich ist. Sibyl Jacobson, die mittlerweile in der W 75-79 startet, absolvierte ihren ersten Triathlon mit 61. Zuletzt hat sie den IRONMAN Chattanooga 70.3 in ihrer Altersklasse gewonnen.

Viele Profisportler erreichen ihren Höhepunkt erst mit Mitte 30 und bestreiten auch noch Profirennen, wenn sie die 40 bereits überschritten haben. Und im Altersklassenbereich ist es nicht ungewöhnlich, dass viele der schnellsten Amateure älter als 45 sind.

MYTHOS 3: ALLE TRIATHLETEN SIND WETTKAMPFSPORTLER.

„Die sind alle spindeldürr, superschnell und wollen Blut sehen.” – Lauren

Viele denken, alle Triathleten seien Typ-A-Persönlichkeiten. Obwohl der Sport tatsächlich einen entsprechenden Anteil an kampfbetonten, zielorientierten Persönlichkeiten anzieht, gibt es noch zahlreiche andere Gründe, warum sich jemand für Triathlon entscheidet.

Kathryn zum Beispiel suchte nach ihrem Umzug in eine andere Stadt Gemeinschaft und fand sie beim Triathlon. Lindsay gewann nach einer schmerzhaften Scheidung neue Freunde und Selbstvertrauen, nachdem sie mit dem Laufen angefangen hatte. Laura wiederum war auf der Suche nach einer persönlichen Herausforderung. Beim Triathlon traf sie auf Leute, die sie unterstützten, und entdeckte einen Sport, durch den sie sich „lebendig“ fühlt.

MYTHOS 4: TRIATHLETEN SIND UNFREUNDLICH.

„Ich stellte sie mir ungeheuer fit, extrem fokussiert und vielleicht sogar ungehalten angesichts dieser ahnungslosen Neuen vor.” – Kathryn

Ich hatte nicht erwartet, gleich bei unserem ersten Treffen im Triathlonklub Anschluss zu finden. Tatsächlich war ich überrascht, dass man uns zu einem Lauf und einer Radtour einlud. Hatten sie keine Angst, wir könnten sie aufhalten? Befürchteten sie nicht, wir würden zu viele Fragen stellen? Fast alle Triathleten, die ich traf, waren freundlich, selbst nachdem ich gestanden hatte, nie an einer Olympiade teilgenommen oder an der Uni in der First Division Sport getrieben zu haben. Sie übrigens auch nicht, wie sich herausstellte!

MYTHOS 5: TRIATHLETEN SIND BESESSEN.

„Triathleten verbringen ihre ganze Zeit damit, ein Training zu absolvieren, daran zu denken oder darüber zu sprechen. Sie starten alle über die IRONMAN-Distanz und haben schon ihr ganzes Leben an Wettkämpfen teilgenommen.” – Bethany

Okay, manche sind tatsächlich so. Aber nicht alle Triathleten verbringen ihren Urlaub mit Wettkämpfen und trainieren jedes Wochenende mit dem Rad. Manche Sportler nehmen ein- bis zweimal pro Monat an Rennen teil, andere einmal pro Jahr.

Es gibt Triathleten, die bereits nach dem Überqueren einer Ziellinie ihr Rad in den Keller verbannen, während andere jahrzehntelang mit Spaß trainieren und an Wettkämpfen teilnehmen. Manche Athleten trainieren ausschließlich für Kurzdistanzrennen (mehr zu den verschiedenen Triathlondistanzen an späterer Stelle), während andere am IRONMAN teilnehmen wollen (das sind die Triathleten, die man im Fernsehen sieht).

GIBT ES VIELE FRAUEN BEIM TRIATHLON?

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Ein paar meiner Lieblingsdamen kurz vor dem Start des John-Tanner-Sprint-Triathlons 2016

Laut Statistiken aus dem Jahr 2015 stellen Frauen 38 % der Mitglieder des nationalen Dachverbands USA Triathlon. Die Aufnahme des Triathlonsports in die Liste der NCAA Emerging Sports for Women verspricht einen weiteren Anstieg. Bislang haben 20 Unis ihrem Programm Triathlon als Mannschaftssport hinzugefügt.

Darüber hinaus fördert USA Triathlon die Frauenquote mit dem kürzlich gestarteten Programm WIN (Women’s Initiative), das landesweit Wettkämpfe, Schnupperkurse und Startwellen speziell für Frauen unterstützt.

Women for Tri, die markengeschützte Initiative, die von der World Triathlon Corporation finanziert wird, hat an Triathlonvereine mehr als US-$-157.000 für Investitionen in einen höheren Frauenanteil sowie Collegeprogramme verteilt.

DER RICHTIGE EINSTIEG

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Atlanta Tri Club Coaches, 2018

Bei unserer ersten Begegnung im Triathlonklub erwiesen sich viele unserer ursprünglichen Annahmen als falsch. In mancher Hinsicht waren Triathleten das Gegenteil von dem, was John und ich erwartet hatten. Wir trafen dort alle möglichen Gestalten, Altersgruppen und Leistungsniveaus, und alle waren Triathleten.

Zudem zeigte das Treffen, wie wenig wir von diesem Sport wussten. Es gab noch so viel zu lernen, und bei manchem reichte Googeln nicht aus. Aus diesem Grund riet man uns, nicht gleich eine komplette Ausrüstung anzuschaffen, sondern erst einmal etwas mehr über diese Sportart zu erfahren. Aber ich war doch bereit, ins kalte Wasser zu springen! Warum sollte ich also nicht gleich loslaufen und das Equipment kaufen, das ich schließlich doch brauchen würde?

Das war meine Logik, als ich meiner Brieftasche schon am nächsten Tag ein anständiges Workout verpasste. In einem Sportgeschäft fand ich ein schlecht passendes Rennrad, online ein paar preisreduzierte Triathlonanzüge und bei eBay® sogar eine Menge Shorts, die eher die Bezeichnung Unterwäsche verdienten.

Zum Glück ließen sich die meisten Fehler – und ja, diese Anschaffungen waren alle ein Fehler – korrigieren. Das Rad bekam ein neues Zuhause, die schlecht sitzenden Klamotten wurden gespendet, und die albernen „Shorts“ habe ich nie in der Öffentlichkeit getragen.

Doch das waren nur die Fehler aus den ersten beiden Tagen meiner Triathlon-„Karriere”. Als jemand, der immer erst handelt, bevor er denkt, musste ich anschließend noch viele Lektionen auf die harte Tour lernen. Könnte ich die Zeit zurückdrehen, würde ich jetzt alles in der richtigen Reihenfolge angehen. Zum Glück hast du diese Chance noch. Und für den richtigen Einstieg solltest du als Allererstes dein persönliches WARUM finden.

Fazit: Mythen über Triathleten können Neulinge, die den Sport gern mal ausprobieren würden, einschüchtern. Doch fast jeder ist in der Lage, einen Triathlon zu absolvieren. Indem du die Dinge systematisch angehst, sparst du später Zeit und Geld. Der erste Schritt auf deinem Weg zum Triathlon besteht in der Suche nach deiner Motivationsquelle.

WICHTIGE BEGRIFFE

Sprint-(Triathlon) — Der Sprint ist keine Standarddistanz. Er umfasst je nach Rennen ca. 400-750 m Schwimmen, 15-30 km Radfahren und 3-6 km Laufen. Die meisten Triathleten brauchen für einen Sprinttriathlon 1-2 Stunden.

2

FINDE DEIN PERSÖNLICHES WARUM

Warum möchtest du an einem Lauf- oder Triathlonwettbewerb teilnehmen? Um besser auszusehen? Um dich besser zu fühlen? Weil deine Freunde es tun? Was ist dein persönlicher Antriebsgrund? Um dies herauszufinden, empfiehlt die zertifizierte Mentaltrainerin Abby Keenan, deine aktuellen Motive einmal aufzulisten.

Wenn du dir unsicher bist, überlege, warum du in der Vergangenheit anderen Sportarten oder Aktivitäten nachgegangen bist. Ich nehme mich selbst mal als Beispiel. In der Highschool und am College blieb ich hauptsächlich wegen der Geselligkeit beim Cheerleading und Stabhochsprung hängen.

Zur Veranschaulichung ein typisches Bahntraining: Zusammen mit Chandra, meiner Freundin aus Kindertagen, flitzte ich in meinem roten Saturn über den Campus, während unsere Trainingsstäbe aus den Fenstern stachen. Anschließend hielten wir bei Dunkin’ Donuts für einen Coffee Coolatta und eine Sechserpackung Donuts. Nach all dem trainierten wir. Manchmal.

Außerdem wollte ich Kalorien verbrennen. In der Highschool versuchte ich ständig, abzunehmen, um beim Cheerleading ein Flyer (die obere Person bei einer Hebefigur), anstatt eines Backspots (die Person, die den Flyer bei einem Wurf auffängt) zu sein. Später im College kämpfte ich unaufhörlich gegen den Freshman 15, oder in meinem Fall, den Freshman 20.

Was würde Abby über meine früheren Beweggründe sagen? Sie würde feststellen, dass ich äußeren Antrieben folgte, und mir empfehlen, eine innere Motivation auf der Grundlage von persönlichen Entscheidungen und inhärentem Vergnügen zu finden.

Abby beschreibt intrinsische, das heißt, die innere, aus sich selbst entstehende Motivation, als „folgenloses Interesse”, wie Spaß an einer Aktivität oder die Befriedigung, ein Ziel zu erreichen. Intrinsische Motivation ermöglicht einen besseren Fokus bei geringerer Ablenkung, sie verursacht weniger Stress bei Fehlern und führt zu erhöhter Selbstwirksamkeit sowie gesteigertem Selbstvertrauen.

Demgegenüber beinhaltet die extrinsische, das heißt, die externe, durch äußere Reize hervorgerufene Motivation, materiellen Lohn oder die Anerkennung anderer. Extrinsisch motivierte Sportler sind mehr leistungs- und wettkampforientiert. Im Folgenden einige Beispiele extrinsischer Motivation:

»Die Aussicht auf Belohnung, etwa die coole Finishermedaille bei einem Wettkampf, animiert einen.

»Man will einer Strafe entgehen, zum Beispiel der Androhung des Arztes mit Medikamenten, falls man nicht abnimmt.

»Scham treibt einen an, etwa zum Training zwecks Kalorienverbrennung oder, weil man sein Aussehen hasst.

»Schuldgefühle sind der Antrieb. So macht man z. B. bei einem Wettkampf mit, weil man einem Freund schon davon erzählt hat.

Eine gewisse Form extrinsischer Motivation ist immer vorhanden. Sie wird jedoch zum Problem, wenn der Belohnungsaspekt in den Vordergrund rückt. Das wäre etwa der Fall, wenn man an einem Rennen teilnimmt, weil man meint, man müsste die Erwartungen anderer erfüllen. Zudem kann ein Zuviel an extrinsischer Motivation die intrinsischen Motive untergraben. Wollte man zum Beispiel gewinnen und hat es nicht geschafft, betrachtet man das Rennen als Zeit- und Energieverschwendung.

Quintessenz: Aus welchen Gründen hast du bisher Sport getrieben? Waren es hauptsächlich interne oder externe Motive?

FINDE EINE INNERE MOTIVATION

Es ist nicht leicht, eine innere Motivation zu finden, wenn man eine neue Aktivität beginnt. Doch auch, wenn man zu der Zeit nur extrinsisch motiviert ist, muss es nicht immer so bleiben. An einer Routine festzuhalten, kann beispielsweise Befriedigung verschaffen, die wiederum Energie freisetzt, um weiter voranzukommen. Im Folgenden erzähle ich euch, wie ich zu innerer Motivation fand.

„Oft stecken wir uns extrinsisch motivierte Ziele. Obwohl diese für eine langfristige Motivation nicht am geeignetsten sind, bilden sie oft einen guten Ausgangspunkt!” – Abby Keenan

2008 befand ich mich in einem Fitnesstief. Mein 27. Geburtstag stand kurz bevor, und er fühlte sich an wie eine Zäsur, die das Erwachsensein offiziell einläutete.

Meine Form war noch nie so schlecht gewesen. Als Handelsvertreterin gehörte es zu meinen Aufgaben, Brathähnchen und Cupcakes zu Kunden zu bringen, manchmal mehrmals am Tag. Meine tägliche Bewegung beschränkte sich auf das Ausführen der Hunde. Meine Kleidung begann zu spannen, und ich wechselte nur noch zwischen denselben drei Kostümen, die die überflüssigen Pfunde in meinen Augen am besten kaschierten. Mit dem Hauptmotiv, abzunehmen, fasste ich schließlich den Entschluss, bis zu meinem Geburtstag „fit zu werden”.

Da ich zur Motivation etwas Großes und Beängstigendes brauchte, nahmen John und ich an einem Outdoor-Bootcamp teil, das aus täglichen Push-ups, Situps, Squats und Laufen bestand. Es war hart, aber an einem Ziel festzuhalten und Fortschritte zu sehen, hatte auch etwas Beflügelndes. Nach ein paar Monaten hatte ich mein Geburtstagsziel fast vergessen und genoss stattdessen das Training um seiner selbst willen. Es war das erste Mal, dass ich beim Sport intrinsisch motiviert war.

Als Nächstes meldeten wir uns für die Navy Seal Fitness Challenge an. Sie bestand aus Push-ups, Pull-ups und Situps auf Zeit, einem 1,5-Meilen-Lauf sowie einem 500-Yard-Schwimmen. Wochenlang trainierte ich wie besessen, und der Wettkampftag war total aufregend. Noch heute erinnere ich mich genau an die Lauf- und Schwimmzeiten und die Anzahl Pull-ups, so wie nur Läufer und Triathleten Jahrzehnte nach dem Rennen ihre persönlichen Bestzeiten noch exakt im Gedächtnis haben.

Eine Challenge zu absolvieren, vor allem eine, bei der ich mir nicht sicher war, ob ich sie schaffen würde, löste etwas in mir aus. Mir ein Ziel zu setzen und es dann auch zu erreichen, verschaffte mir eine ungeheure Befriedigung. Es machte süchtig, und ich wollte mehr.

Quintessenz: Auch wenn eine neue Aktivität oft extrinsisch motiviert ist, haben intrinsische Motive eine längere Wirkungskraft und entstehen möglicherweise erst später.

FINDE DEIN AKTUELLES WARUM

Was ist dein aktuelles Warum? Vielleicht hast du ja mehrere Beweggründe. Nimm dir ein Blatt Papier und schreibe sie auf oder notiere sie hier am Seitenrand.

Motive lassen sich unterschiedlichen Kategorien zuordnen. Zunächst einmal gibt es das nobel klingende, das, von dem du deiner Mutter erzählst. „Ich will mein Herz gesund halten,” oder: „Ich möchte anderen zeigen, dass sie es auch können.”

Dann gibt es jene, die auf ein T-Shirt oder in einen Instagram®-Post gehören — hardcore oder tough sein oder den Hatern beweisen, dass sie sich irren. Natürlich gibt es auch jede Menge oberflächliche Motive, solche, die du anderen bei einem Status-update nie mitteilen würdest. Wir alle haben sie!

WELCHES OBERFLÄCHLICHE MOTIV TRIEB DICH ZUM SPORT?

»„#Esistbessergutauszusehenalssichgutzufühlen, ist mein persönlicher Hashtag.” – Marjan

»„Gruppendruck.” – Susie

»„Geltungsbedürfnis.” – Sheryl

Und schließlich gibt es das Motiv tief in deinem Inneren, das du keinem anderen mitteilen möchtest.

Doch gleichgültig, um welches Motiv es sich bei dir handelt, es muss auf jeden Fall groß und stark sein. Es muss dich davon abhalten, den Wecker auszuschalten oder ständig ein Training für eine Happy Hour ausfallen zu lassen.

Quintessenz: Nutze deine Motive für einen Triathlon. Oft gibt es zuerst ein externes, oberflächliches Motiv („Ich möchte im Sommer eine schöne Bikinifigur haben!“), gefolgt von einem internen, tiefer liegenden („Ich will beweisen, dass ich keine Versagerin bin!“). Schreibe deine Motive auf, auch wenn du sie mit niemandem teilen möchtest.

WARUM HAST DU MIT TRIATHLON ANGEFANGEN?

»Der Antrieb für meinen ersten Triathlon war Gruppendruck. All meine Freunde nahmen an Wettkämpfen teil, und da dachte ich, ich versuch’s auch mal. In meinem ersten Rennen brach ich mir Knöchel, Schien- und Wadenbein (ein Sturz mit dem Rad, und ich hatte mir Sorgen über das Schwimmen im Meer gemacht). Danach war es eine persönliche Herausforderung für mich, wieder fit zu werden und an einem Triathlon teilzunehmen. Ich brauchte ein Jahr, bis ich wieder einen 5-km-Lauf bestreiten konnte. Schließlich absolvierte ich den Triathlon, einfach nur, um zu Ende zu bringen, was ich angefangen hatte – und war süchtig! – Becky

MEIN SICH WANDELNDES WARUM

Nachdem John und mich 2009 das Triathlonfieber gepackt hatte, war nicht nur alles eitel Sonnenschein. Wie auf allen Wegen gab es auch auf unserem Triathlonweg Hochs und Tiefs, Drehungen und Wendungen. Meine Motive änderten sich im Laufe der Zeit, zusammen mit meinem Leben.

Zuerst ging es mir um Leistung und Nervenkitzel. Ich erlebte eine inhärente Freude dabei, gegen mich selbst anzutreten, nach Zielen zu streben, die unmöglich schienen. Mit jeder abgehakten Trainingseinheit und jeder neuen Bestzeit war Triathlon ein Strom endloser Dopaminstöße. Ausdauersport half mir, einen Strömungszustand zu erreichen und meiner Typ-A-Persönlichkeit die Schärfe zu nehmen.

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Meine zweite Qualifikation für den IRONMAN Hawaii beim IRONMAN Louisville 2013

Aus extrinsischer Sicht genoss ich es zunächst nur, mit anderen zu konkurrieren. Doch in den kommenden Jahren spielten externe Belohnungen eine immer größere Rolle und untergruben mein inhärentes Vergnügen am Sport. Ich war wie die Ratte, die in der Skinner Box den Hebel drückt – manchmal führte die Aktion zu einer Belohnung (einem guten Rennen in meinem Fall), doch oft genug blieb ich auch enttäuscht zurück.

Irgendwann fühlte es sich selbst nach einer guten Leistung unbefriedigend und leer an. Anstatt mich über den Erfolg zu freuen, beschäftigte ich mich nur mit den Schwachpunkten. Nie – nicht ein einziges Mal – beendete ich ein Rennen mit dem Gedanken: „Ich bin stolz, wie ich das geschafft habe.” Selbst nach einem Sieg dachte ich insgeheim: „Ich habe ja nur gewonnen, weil die Soundso nicht da war” oder: „Die anderen waren alle müde vom Training.”

Im Laufe der Zeit investierte ich meine Energie lieber in das Coachen anderer, als mich nur auf meine eigenen Leistungen zu konzentrieren. Das geschah allmählich und aus einem inneren Antrieb heraus. Den Erfolg anderer mitzuerleben, war eine befriedigende, nachhaltige Belohnung, und zu sehen, wie sich die Leben anderer über eine Ziellinie hinaus änderten, eine noch größere.

Mein ursprüngliches Motiv, mich einer unmöglichen Herausforderung zu stellen, war nicht verschwunden. Ich suchte diese Erfahrung jetzt nur in anderen Lebensbereichen. Und so kam ich auf Umwegen schließlich dazu, dieses Buch zu schreiben.

Quintessenz: Überlege, welche intrinsischen und extrinsischen Motive dich zum Triathlon antreiben.

»Liste sämtliche Motive auf.

»Jetzt reduziere sie auf die WICHTIGSTEN (2-4).

»Bestimme sie als extrinsisch oder intrinsisch.

»Welche Motive werden dich voraussichtlich über einen längeren Zeitraum antreiben?

»Fördert das Motiv deine Gesundheit?

Training kann ein gesundes Ventil sein, wenn die unvermeidlichen Stressfaktoren im Leben ihre hässliche Fratze zeigen. Genau das hat meine Freundin Deirdre auf ihrem Triathlonweg erfahren.

#Mutmachgeschichte: Deirdres Triathlonweg

– Von Deirdre DeKock

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Deirdre meistert den IRONMAN Arizona.

Als ich vor acht Jahren mit dem Triathlonsport begann, war ich eine junge Mutter und hatte gerade meinen Vater verloren. Ich erreichte einen Tiefpunkt und suchte nach meiner Identität. Ich begann zu laufen, doch das brachte mir keine Erfüllung. Schließlich machte mich mein damaliger Mann mit dem Triathlonsport bekannt.

Der Triathlonsport hat mich mehr als alles andere im Leben herausgefordert und gepusht. Tag für Tag zwingt er mich, körperlich und mental an meine Grenzen zu gehen, denn es gibt tausend Gründe, ein Schwimmtraining am frühen Morgen oder den letzten Kilometer eines langen Laufs ausfallen zu lassen.

Am Anfang hatte ich jede erdenkliche Entschuldigung, nicht zu trainieren: kleine Kinder daheim, einen Mann, der die ganze Woche beruflich unterwegs war, ganz zu schweigen von all den Schrammen, Blutergüssen und Knochenbrüchen, die bei dem Sport einfach dazugehören (bei einem Sturz mit dem Rad kann man sich zum Beispiel wunderbar den Arm brechen, wie ich merkte). Ich hatte jegliche erdenkliche Entschuldigung, es zu lassen, doch ich tat es nicht. Mit jedem Hindernis, das ich überwand, wuchs in mir die Erkenntnis, dass der Triathlon etwas ist, das ich kontrollieren kann. Meine Ergebnisse gehörten mir, und nur mir allein. Was ich in den Sport hineinsteckte, gab er mir zurück. Und mit der Zeit lernte ich, dass dies für alle Lebensbereiche gilt: Wenn ich in etwas investiere, bekomme ich auch etwas dafür zurück.

Noch während ich diese Lektion lernte, begann für mich eine schwierige Phase. Unsere Familie zog in eine andere Stadt, und meine Ehe ging nach 17 Jahren in die Brüche. Meine alte Gruppe, die mich immer unterstützt hatte, stand mir nicht länger zur Seite. Sie konnte mich nicht ermahnen, wenn ich mich frühmorgens mal wieder am liebsten im Bett verkrochen, geheult und aufgegeben hätte (ja, diese Tage gab es, und es gibt sie immer noch). Wieder hatte ich die Wahl, Entschuldigungen zu suchen oder aber die Lektionen zu nutzen, die ich inzwischen gelernt hatte.

Ich bin viel STÄRKER, als ich denke, und ich kann mich der neuen Herausforderung stellen. Nach einer Weile fand ich auch an meinem neuen Wohnort eine Triathlongruppe, deren Mitglieder sich gegenseitig unterstützten. Trotzdem spielte in meinem Hinterkopf der Gedanke, den Sport aufzugeben, weil das Leben einfach zu hart war.

Eines Tages überzeugten mich mein Coach und meine beste Freundin, bei einem Last-minute-IRONMAN 70.3 mitzumachen. Ich dachte mir, okay, das wäre doch der perfekte Abschied vom Triathlon. Ich begann den Wettkampf mit keinerlei Erwartungen, außer, dass er mir als weitere „Therapiesitzung“ dienen und ich jeden Moment davon genießen würde.