Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet das Buch „Der Landarztfotograf“ in der Deutschen Nationalbibliothek; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
Matthias Röhe
Der Landarztfotograf
Einblicke in die Dreharbeiten der TV-Arztserie „Der Landarzt“
©opyright by Matthias Röhe, Hamburg (Januar 2015)
Umschlaggestaltung, Fotos auf dem Cover: Matthias Röhe
Lektorat: Kai Labrenz
© Fotos: alle Bilder dieses Buches stammen von Kai Labrenz, Ausnahme: alle Fotos mit Quellenangabe an der Seite
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Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
Gedruckt in Deutschland
ISBN-13: 978-3-7386-7446-0
Nun halten Sie das Buch in ihren Händen, um zu erfahren, wie das Leben als Fotograf beim Landarzt war. Das war wie ein Sechser im Lotto. Direkt „vor der Haustür“ wurde der Landarzt – hier an der Schlei – aufgenommen. Für mich als Fotograf die Gelegenheit einmal in der Filmwelt zu schnuppern. Daraus wurden 15 Jahre. Eine Zeit, die ich in der Traumfabrik Film nicht missen möchte. Es waren die schönsten Jahre in meiner bisherigen fotografischen Laufbahn. Besondere Erlebnisse während der Dreharbeiten bereicherten die Termine am Filmset. Schauspielerin Eva Maria Bauer hatte mal einen Versprecher: statt Eckholm, sagte sie Engholm, sodass die Szene neu aufgenommen werden musste. Ich erinner Gespräche mit dem Regisseur Klaus Gendries zum Beispiel über Theodor Storm. Auch denke ich gerne ans Äpfelschälen nach Drehschluss mit Schauspielerin Janina Hartwig (heute „Schwester Hanna“ als Leiterin eines Klosters in „Um Himmels Willen“). In der Folge „Traumprinz“ spielte Wayne Carpendale (Sohn von Howard Carpendale) eine Gastrolle. Vor der Landarztpraxis sollte er mit Schauspielerin Luise Bähr eine Kussszene aufnehmen. Die ganze Filmcrew nahm die Szene von der Eingangstreppe auf. Wir saßen alle am Treppeneingang im Lindauhof, als ich zum Regisseur Hans Werner ganz leise erzählte „und im Radio läuft `Ti Amo` mit Howard Carpendale“. Alle fingen an zu lachen. Natürlich ließen wir auch unsere Fantasie in der Filmwelt spinnen. Das sind nur ein paar Ereignisse, an die ich mich gern erinnere. Noch heute schwelgen wir beim Wiedersehen in Erinnerungen an die schöne Zeit. Ich wünsche Ihnen nun viel Freude beim Lesen des Buches.
Kai Labrenz (Januar 2015)
Regisseur Manfred Mosblech (links mit der Filmklappe in der Hand) und Landarzt Walter Plathe auf dem Gut Lindauhof.
Fotograf Kai Labrenz verbindet zur Arztserie „Der Landarzt“ eine ganz besondere Beziehung. Während seiner Ausbildung zum Bauzeichner im nordfriesischen Husum (Schleswig-Holstein) entdeckte er sein Hobby zur Fotografie. Zückte er anfangs seine Kamera nur für persönliche Urlaubserinnerungen und Fotos fürs eigene Familienalbum, entwickelte sich schon bald aus der Leidenschaft eine wahre Berufung, ein schönes Hobby.
Es folgten fachbezogene Architekturfotografien und Abbildungen für Kalender, sowie diverse Zeitungen und Zeitschriften. Seit April 1993 ist Kai Labrenz freier Fotojournalist beim Schleswiger Wochenblatt „Moin Moin“. Am 10. Februar 1987 hat er sich gemeinsam mit seinem Vater Karl-Heinz Labrenz den Pilotfilm der ZDF-Serie „Der Landarzt“ angesehen. „Während der Ausstrahlung erzählte er mir Geschichten aus seiner Kindheit. Da unten im Keller hat sich mein Vater immer versteckt“, erzählt Kai Labrenz. Es war der Kellerniedergang im Gut Lindauhof, unweit von Papenfeld, dem Ort, wo Familie Labrenz bis 1968 wohnte. Der Ort Papenfeld liegt nur wenige Kilometer vom Gut Lindauhof entfernt. Karl-Heinz Labrenz gab seinem Sohn den Rat, er solle sich die Landarzt-Folgen auf VHS-Kassetten aufnehmen. 1987 besaß Kai Labrenz noch keinen Fernseher geschweige Videocassentenrecorder. „Als wolle er mir damit etwas mitteilen“, mutmaßt Kai Labrenz. Nach dem schmerzlichen Verlust seiner Mutter im Jahr 1985 verstarb drei Monate nach dem Pilotfilm im Mai 1987 auch sein Vater. „Damals war es für mich noch nicht an der Zeit, dass ich einmal als der Landarztfotograf in die Mediengeschichte eingehen werde. Das sollte sich erst fünf Jahre später ereignen“, sagt Kai Labrenz. In der Tagespresse war zu lesen, dass der Schleswig-Holsteinsiche Ministerpräsident Björn Engholm den fiktiven Ort Deekelsen – konkret die Landarztpraxis in Lindauhof – besuchen wird.
„Ich meldete mich bei der Hamburger Pressestelle des Zweiten Deutschen Fernsehen als Fotograf an und bekam eine Zusage“. erinnert sich der Schleswiger. Am 4. August 1992 kam der Ministerpräsident dann auch tatsächlich nach Lindaunis. Das war der Beginn seiner Filmfotografie.
„Es war wie ein Sprung ins kalte Wasser“, sagt Labrenz und erklärt: „Ich war umgeben von der Weltpresse wie DPA, Reuters, Stern, Focus und zahlreichen Lokaljournalisten aus ganz Schleswig-Holstein.“ Zudem seien dort Kamerateams von verschiedenen Fernsehsenderm präsent gewesen. Labrenz machte seine Bilder, schrieb ein paar Zeilen über seine Erlebnise und schickte Text und Fotos zur Redaktion der Wochenzeitung „Moin Moin“. Ein paar Tage später sah er sein Foto samt kurzem Text – im Fachjargon heißt so etwas verlängerte Bildunterschrift – in der gedruckten Ausgabe. Der Grundstein für seine fotografische Tätigkeit im Filmwesen war damit gelegt.
Bis 2007 konnte er, teilweise auch als einziger Fotograf, die Dreharbeiten am Filmset regelmäßig begleiten. Es öffneten sich nach Angaben von Kai Labrenz dadurch auch viele Türen für andere Filmproduktionen, die er in Schleswig-Holstein fotografieren durfte. Der Landarzt hat seine Praxis seit 2012 (da waren die letzten Dreharbeiten) geschlossen. Im Lindauhof, in dem die Praxis des Landarztes während der Filmarbeiten eingerichtet war, werden aktuell statt Spritzen und Medikamente Kaffee und Kuchen verteilt. Aber Atmosphäre der Serie kann dort noch heute erlebt werden, schließlich werden im Rittersaal einige der besten Landarztfotos von Kai Labrenz ausgestellt – im Rahmen einer Dauerausstellung. „Für mich ist die Serie auch Heimat, hier bin ich Zuhause“, sagt Labrenz. Mittlerweile hätten sich die Pressetermine bei Dreharbeiten drastisch verändert. „Hatte man früher einen ganzen Tag Zeit für die Presse, werden die Termine heute innerhalb von 30 Minuten abgehalten“, moniert Kai Labrenz und ergänzt: „Heute werden generell nur noch wenige Presse- und Fototermine angeboten und dann auch nur noch in der Mittagspause.“ Fotograf Labrenz sieht darin ein großes Problem. Es gehe um die Pressefreiheit, die immer weniger Beachtung fände. Offiziell sei die Begründung, dass die Drehtage im Allgemeinen weniger geworden sind und das sich das Drehteam immer öfter im Verzug befände. Wurden früher für einen 90 Minuten Film 28 Drehtage benötigt, sind es heute nur noch 21.
Folglich hätten die Produktionen weniger Zeit für die Presse. Erschwerend aus Sicht von Kai Labrenz sei zudem „das Problem“ mit dem sogenannten Standoder Set-Fotografen. Dieser Fotograf macht seine Bilder im Auftrag der Filmproduktion. Sie wiederum bieten die Bilder dann kostenfrei der berichterstateten Presse an. „Das ist auch OK so, nur haben an den Presseterminen die Standfotografen nichts zu suchen. Das ist für die freien Pressefotografen ein Schlag ins Gesicht, die von den Fotos schließlich leben müssen“, sagt Labrenz. Zwar habe er ein festes Standbein als Bauzeichner in einem Architekturbüro in Schleswig, aber dennoch sei es immer ein schönes Zubrot, wenn er Texte und Fotos an Zeitungen verkauft. Ein Zeitungsverlag überlege sich, gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten, eher zunehmend immer sehr gründlich, ob ein kostenpflichtiges Foto eines freien Fotografen oder stattdessen ein honorarfreies Bild einer Filmproduktionsfirma oder adäquat eines Fernsehsenders gedruckt werde. Kai Labrenz vermutet: „Freie Fotografen bieten ihre Bilder überwiegend über Agenturen an Zeitschriften, Zeitungen und Buchverlage an. Nun haben sich allerdings einige Sendeanstalten eine Einnahmequelle geschaffen, wenn es beispielsweise um Bücher geht. Wenn ein Autor ein Foto für eine Buchveröffentlichung haben möchte, muss er dafür teuer bezahlen. Zwischen 300 und 500 Euro pro Foto sind da keine Seltenheit“, sagt Labrenz aus eigener Erfahrung. Aber er sieht es gelassen: Natürlich ist das Fotografieren neben meinen Beruf als Bauzeichner in einem Schleswiger Architekturbüro meine große Leidenschaft. Ich nehme, wenn es die Zeit möglich macht, die eine oder andere Einladung zum Fototermin am Set einer aktuellen Dreharbeit an. „Ich wurde gefragt, ob ich es überwunden habe, dass es die Landarzt-Serie nicht mehr gibt“, erläutert Labrenz und gibt darauf eine klare Antwort: „Ich habe es sehr gut verarbeitet. Ja, es gibt ein Leben nach dem Landarzt. Ich bin jetzt öfter als Pressefotograf beim Kieler Tatort oder anderen Produktionen.“
Rückblickend sagt der Schleswiger Fotograf: „Meine beste Zeit war die Zeit als Walter Plathe den Landarzt spielte. Mit ihm pflegte ich eine freunschaftliche Beziehung und vorallem war er menschlich und umgänglich.“ Während der Dreharbeiten mit Walter Plathe lernte er den Kanadischen Kameramann Mike Gast kennen, der ihm viele Fototricks beibrachte, die er noch heute anwende. Nachfolger von Plathe wurde der Sohn von Howard Carpendale, Wayne Carpendale. „Hier war es nicht mehr möglich, regelmäßig am Set sein zu dürfen. Ob es eine Vorgabe von der Produktion, vom ZDF oder auch des Hauptdarstellers selbst war, ist alles spekulativ. Aber Fakt ist, dass zusätzliche Fotografen nicht erwünscht waren.“
Kai Labrenz hat, wie alle anderen Pressefotografen und Journalisten, nur noch die einmal im Jahr stattgefundenen PR-Termine wahr genommen – und einen Fototermin an einem der letzten Drehtage im Jahr 2012 (Seite 97). Mit einigen Menschen aus der Filmcrew hinter der Kamera und Komparsen habe Labrenz noch heute Kontakt.
Kai Labrenz (links) und Schauspieler Walter Plathe im Jahr 1995.
Olga Mattiesen (Antje Weisgerber), Patient Björn Engholm und Landarzt Uli Teschner.