Der Plot H. Heine 2
Mandamos
© 2021 Irene Pietsch
Umschlag: Irene Pietsch
Illustration: Irene Pietsch
Verlag:
Mandamos Verlag UG (haftungsbeschränkt), Alte Rabenstraße 6, 20148 Hamburg
Herstellung und Auslieferung:
tredition GmbH
Halenreie 42, 22359 Hamburg
ISBN |
|
Paperback |
978-3-946267-90-4 |
Hardcover |
978-3-946267-91-1 |
E-Book |
978-3-946267-92-8 |
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T 1 und T 2, Vorsitzender und Protokollführer der „Assembly der Honourable 25 (Twentyfive)“ bereiten die nächste Sitzung vor. Sie entdecken Heine als Jecken.
Heine war ein Jecke, eine Erkenntnis, die nie besonders gewürdigt, geschweige denn untersucht wurde, weil es solche gab, die ihm aufgrund seiner sephardischen Herkunft das Jeckentum absprachen, was mit einer Haaranalyse zu vergleichen ist, die man von einem gebürtigen Münchener und einem gebürtigen Oberfranken nimmt, um danach zu behaupten, dass der Oberfranke nichts auf dem Viktualienmarkt zu suchen hat und der Münchener nichts bei einer Kirmes. Keiner legte je sein Horchrohr an Heines Jeckenbrust, keiner machte einen Einlauf. Seit Beginn der großen Heineforschung wird immer nur geimpft. Meistens gegen ihn. Durchseuchung nennt man das nach Schwedenart. Sverige mit den drei Kronen und Verdis Maskenball. Bei uns hat es das Seuchenschutzgesetz über alle Rassismusdebatten bis in die Gegenwart geschafft, ohne dass daran Anstoß genommen wurde. Die Kanzlerin macht es vor. Die Kanzlerin beschwört. Als ultima ratio die Wissenschaft. Ohne Physik keine Immunologie. Reagenz zu Reagenz und Ampulle zu Ampulle. Die wirklich neue Erkenntnis: ohne Plebs, das Volk, ist auch die Wissenschaft machtlos. Die Häutung der ultima ratio: die Impfung wird freiwillig sein. Wie die Freiwillige Feuerwehr. Eine ultima Ration. Ich wünschte, wir hätten mehr davon.
Heine an den Baron Johann Georg von Cotta:
Paris, den 29. Merz 36.
36! Da bin ich schon fast auf Zinne. Sagen Sie um Himmels Willen: 1836!
Das kann ich nicht, es steht nur 36 in dem Text, den ich vor mir liegen habe.
Dann legen Sie ihn doch weg.
Ich denke, wir beschäftigen uns in erste Linie mit der Heine Ausgabe, die Sie als bemerkenswert empfanden und mich wissen ließen, ich möge schon mal einen Blick hineinwerfen, was ich getan habe. Karneval vom allerfeinsten. Es geht um Zensur.
Dann würde ich es cumulierten und distribuierten Mummenschanz nennen.
Wie auch immer - Heine dressierte Verlage und Politiker in Wort und Tat. Ab und an vorneweg, manchmal auch hinterher seinen Hamburger Verleger Campe, der im Kommentar zu dem zitierten Brief bereits mit Hoffmann zu einem Verlagsungeheuer vermählt worden ist, ein Vorgriff, den Autor Hirth, Germanist und ehemals Professor an der Universität Göttingen, in der mir vorliegenden Ausgabe von Heines Briefen ohne Legitimierung vorgenommen hat. Oder aber Hirth wusste mehr als andere zu der Zeit, als er Heine in Band 1 selber schreiben ließ, was er in Band 2 durch den erweiterten Firmennamen in eine Zeit rückte, als es Verlagszusammenschlüsse aus verschiedensten Gründen gab. Darüber hinaus ist die von Hirth genannte Firmenänderung falsch. Der Verlagsname ist nicht erst seit heute, aber lange nach Heine, Hoffmann & Campe und nicht Campe & Hoffmann, was den Kommentar des Herrn Hirth dem Verdacht einer Instrumentalisierung von Verlagsnamen aussetzt. Oder aber es handelt sich insgesamt um einen Vorgang, der in die Nationalsozialistische Zeit fällt und einen Abtransport von materiellen Gütern, wie auch Menschen und Tieren beschreibt. Ich hätte mein Mandat, die Bücher des Herrn Hirth im Vorab zu begutachten, niedergelegt, wenn ich nicht auf folgenden Brief gestoßen wäre, der mir offenbarte, dass es sich um ein zweifelhaftes Werk voller Mehrdeutigkeiten handelt, die – so schwer es fällt – mehr denn je zur Begutachtung breiter Bevölkerungsschichten ans Tageslicht befördert werden müssen.
Der Brief:
Werthester Baron!
Die unermüdliche Geduld, womit der selige Baron…
War er denn schon tot?
Wenn er sich nicht sputet, wird er es bald sein!
…alle Caprizen der deutschen Schriftsteller ertrug, hat sich hoffentlich auf Sie vererbt…
Wer sollte über wen Reis streuen, um von den Göttern Fruchtbarkeit zu erbitten?
…dann ist das „selig“ zu verstehen. Heine nimmt gleich ganze Cotta und Ludus Latinus Generationen in Anspruch.
Auf Camp David wollte ich erst später kommen.
1936 fanden die Olympischen Spiele in Berlin statt. Man genierte und zierte sich noch ein wenig. Das schwarze Feigenblatt war Jesse Owens, auch jüdische MehrkämpferInnen nahmen teil. Vor nicht langer Zeit kam heraus, dass sie unter Kuratel gestellt worden waren. Der Preis für den Spaß an der Teilnahme: sie durften nicht gewinnen. Jesse Owens war eine Ausnahme. Oder er hat sich nicht an den Eid auf Abstinenz gehalten.
Alles bekannt. Auch, dass sich jemand nicht daran hält, verlieren zu sollen. Ausgangsthema war Karneval und die Freiwillige Feuerwehr, die weder Verkleidung noch einen besonderen Umzugswagen braucht.
Und die ultima Ration.
Aber keine ultima Nation.
Ich warte auf den Anstoß. FC gegen FC.
Er kommt nicht. Hannes ist außer Betrieb, der FC Köln ebenfalls, Oche alaaft, Mainz helaut und die Düssel sind sehr lasch im Chat.
Jetzt aber! Dass ich nicht lüge.
Da gehe ich von aus. Es ist der 11.11. gerade vorbei. Im März kommt er noch. Karneval ist bekanntlich eine zeitübergreifende Einheit, die nichts mit Gregors oder Julians Kalender zu tun hat.
Das macht die Buchhaltung schwierig.
Hat man Sie zum Tango um Mitternacht gebeten?
Schleppjagd auf Argentinisch.
Hannovers Jecken flaggen halbmast, Neubukow ist abgetaucht, nur Cloppenburg…
Was P & C in Hamburg nicht hat, hat die Zentrale in Düsseldorf.
Cloppenburg steht wie eine Eins. Alle Hähnchen getestet, alle tot. Jetzt sind Sie platt! Oder?
Macht Null Hähnchen. Wie bei Witwe Bolte, die’s so wollte.
Heinsberg zum ersten, zum zweiten, zum dritten. Keiner will den Zuschlag? Dabei haben alle gesagt, China habe Heinsberg ersteigert, um in den Besitz von Corona zu kommen und daraus eine Riesen PR Nummer zu machen, den schnellsten Impfstoff zu entwickeln. China haben wir in den fünfziger Jahren mit „Tsching Tschang Gully Gully Gully“ besungen. Da wussten wir kaum, dass es den letzten chinesischen Kaiser noch gab. Er wurde von den Kommunisten nicht hingerichtet, sondern arbeitete im Gartenbau, eine Philosophie, die man sich merken müsste, um Stand und Missstand zu einer glücklichen Symbiose zu bringen.
Kennen Sie das: „Siehste wohl, da kömmt er…“
Von wem haben Sie denn das?
Ali Schwärzer.
Ne, und weiter?
Große Schritte nimmt er.
Siehste wohl, da kömmt er schon, der verliebte Schwiegersohn.“
Was Sie nicht sagen!
Kerkrade, sage ich! Nicht Heinsberg. Kerkrade und Würselen. Erst als die Europäische Gemeinschaft nicht mehr lachen konnte, ist Europa-Schulz nach Berlin gegangen.
Über Oche! Deutsche Juden waren immer die „Jecken“. Nur wegen Aachen konnte man sie nicht Oches nennen. Da muss man nicht pingelig sein. Waren die Jecken auch nicht. Manchmal. Zur Karnevals- oder Faschingszeit waren sie nicht weniger, aber auch nicht mehr jeck als ihre christlichen Ko-Karnevalisten – und sind es noch immer.
Heine blieb bei aller Reisefreudigkeit und mannigfaltigen Umzügen, bei Vorlieben für Logierbesuch und Einzug in gemachte Nester, doch ein gebürtiger Düsseldorfer – ein Outdoor Mensch. In Düsseldorf sind Nerze rosa oder schneeweiß, keinesfalls dark pearl oder natur belassen gefärbt. Beige.
Beige nicht so gerne. Das fällt in den Bereich Nerz als Haushaltsware.
Dazu Kappen aus Nerzschwanz oder -klaue. Auch der Nerz ist ein Raumtier. Entschuldigung, ein Raubier. Raubtier. So, jetzt habe ich es.
Man lässt nichts umkommen. Kennen Sie die…
Heine schrieb eine Büttenrede nach der anderen. Manchmal als Prinz von Tuchfühlung, manchmal als Erbprinz von Wallonien.
Gestüte, Rennställe, Yachten…
Seit Corona gibt es keine Rennen mehr. Der Erste Platz ist von einem Hengst besetzt.
Sie kennen doch Hengstenberg?
Genau, der mit dem Sauerkraut und anderem Eingemachten. Das ist, als wenn eine Yacht auf der Doggerbank liegt.
Täterätäterätäterä.
Oder als Prinzenpaar ohne Paarung, was ihm selten gelang. Seine Paraderolle: Prinz Honey von Liebstöckel und Prinzessin Beanut von Bankhausen. Macht zusammen die Prinzenrolle aus dem Hause Leipzigeinundleipzig in Erinnerung an die Schlacht bei Dannenberg.
In Erfurt…
Täteräteräterä.
Das war vom Trompeter aus Säckingen für das Rheingau am Mäuseturm zu Bingen etwas Tusch zu früh.
Täteräteräterä.
Haben Sie noch mehr Säckinger?
Nicht das ich wüsste.
Es darf auch ruhig eine Erbstola aus Hermelin sein.
Was ist denn der Unterschied zum Wildnerz von Großtante Magdalena Mercedes genannt Tütchen ?
Der Hermelin wird verschlankt statt gemästet. Als Kragen muss man ihn dann ausgelassen nehmen. Er ist die visualisierte Kompabilität von Throninhabern und Thronanwärtern.
Deutscher Humor ab 1950 aufwärts. Hans-Joachim Kulenkampff im Ring der Fernsehshows: Büttenreden. Er: Bremer. Die Familie hatte und hat es noch immer in sich. Statt Pfeffer Getreide. Unter anderem. Vor dem Krieg, im Krieg und nach dem Krieg unverzichtbar. Nicht nur Getreide, auch Hopfen und Malz. Der Lohn für die Öffentlichkeitsarbeit: Es gibt in Bremen auf der Grenze zwischen Alt- und Neu Schwachhausen eine Kulenkampffallee. Die Emmastraße ist nicht weit, was „Kuli“ – ohne es direkt anzusprechen – zu Lästersprüchen veranlasste, so dass man ihn getrost einen Macho nennen konnte, der sich gerne auf Kosten anderer lustig machte und auch noch – oder erst recht – lachte, wenn es allen anderen schon vergangen war. Die Firma Kulenkampff hat einen ihrer Firmensitze nahe dem verlandenden Weserstrom Richtung Tiefer einerseits und nahe dem Schnoor andererseits. Mit im Boot: Heinz Erhardt als Willi Winzig. Kaum erkennbar, aber aus und in wohlige Bütten mit reichlich Badeschaum geredet. Keine verkappte Misanthropie, wie sie der bundesdeutsche „Parade Kuli“, der mit Bremer Geduld und Spucke über sein Publikum herfiel und es auseinandernahm, exerzierte. Viele Einblicke in viele Untiefen ziehen das manchmal mit und nach sich. Filmisch passte Erhardt gut zu Kulenkampff. Ob auch sonst, wäre nicht unmöglich. Einen dritten Kumpanen gab es auch. Kästner mit seinen Mannen im Schnee, Hollywood in Wiens Unterwelt. Der Fall „Lucona“.
Nur, dass Hollywood die Defa war. Ihr Archiv ist heute in der schönen Hansestadt Wis- oder Wonnemar mit einem Schwedischen Gerichtshof, der sogar als solcher noch in unschuldigen Zeiten der Deutschen Demokratischen Republik nominell bestand.
Interessant bis verwegen. Aber wie so oft, bleibt der Dritte der Mannen meistens im Hintergrund, wenn nicht gar unerkannt, unerhört und oft als Schatzmeister fungierend. In der ARD sind das die Landesprogramme.
„Schwarz hören und sehen kommt teuer zu stehen.“
Kulenkampff und Erhardt waren deutscher als der nach Bremen zugewanderte Niederländer Rudi Carell. Es handelte sich bei ihm um einen Hometrainer. Und bei Inge Meysel um die Putzmacherin der (deutschen) Nation West. Als die (deutsche) Nation Ost dazu kam, war sie schon mehrheitlich a.D..
Mit Eigenheim in Bullenhusen.
Das hat sie davon! Tilla Durieux hat man in Berlin eine Straße in der Nähe vom „Carlton“ gewidmet. Inge Meysel hat knapp einen Underberg Verschnitt gewidmet bekommen. In Ingolstadt. Da, wo der Audi herkommt. Aber lassen wir das. Alle schienen im Max Reinhardt Seminar studiert zu haben, das nunmehr im Cumberland Palais bei Schönbrunn beheimatet ist. Heutzutage quält man sich bei Lee Strasberg, wenn es der große Karriereschub werden soll. Artistik bitte gesondert bei Ernst Busch in Berlin.