Als Antwort auf die Anschläge des 11. September 2001 ruft die US-Regierung den »Krieg gegen den Terrorismus« aus, mit dessen Folgen Jeff Montrose drei Jahre später als Infanterieoffizier und Zugführer im Irakeinsatz konfrontiert wird. Unter amerikanischer Besetzung des Irak herrscht zwischen den Fronten ein Krieg, auf den niemand vorbereitet war. Im Kampf gegen einen oft unsichtbaren Feind und in den Wirren planlos wirkender Militäroperationen bricht auch in Jeff Montrose ein Kampf aus. Das Leiden und Sterben von Zivilisten, der Verlust von Kameraden, die Willkür zwischen Überleben und Tod, seine eigene Verrohung als Soldat und die Frage nach der Sinnhaftigkeit des Auftrags bringen ihn dazu, seine Militärkarriere zu beenden.
Für den Neuanfang in Bayern lernt Jeff Montrose Deutsch und stellt sich der Aufarbeitung des Erlebten. Das Ergebnis ist dieses Buch in der Sprache seines neuen Zuhauses, das seinen Einsatz im Irakkrieg einer fundierten und dabei ebenso emotionalen wie schonungslos kritischen Rückschau unterzieht.
Was ich im Irakkrieg erlebt und endlich begriffen habe
Ullstein
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Lektorat: Swantje Steinbrink, Berlin
Umschlaggestaltung: FHCM® Designagentur, Berlin unter Verwendung der Fotos von © Ashley Gilbertson (Coverabbildung) sowie © Jeff Montrose
Autorenfoto: © Kathrin Schafbauer
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Für Marianne
Das Bild des Krieges war nüchtern, grau und rot seine Farben; das Schlachtfeld eine Wüste des Irrsinns.
Ernst Jünger, In Stahlgewittern
Es ist eine merkwürdige Sache, in einem Krieg zu kämpfen. Und merkwürdig sind die Gründe, warum der eine überlebt und der andere nicht. Befremdlich auch, dass die Erfahrung nie wirklich gegenwärtig ist, sie sich jedoch weigert, einfach aus der Erinnerung zu verschwinden. In den Tiefen einer solchen Erfahrung verbirgt sich eine schaurige Kraft, die über die Erfahrung selbst hinausgeht und jene gnadenlos verfolgt, die mit der Erfahrung leben müssen. Wie ein gesichtsloses Gespenst, das im Schatten der eigenen Gedanken lauert, lässt diese Kraft selbst die stärkste Seele von innen verfaulen.
Zwölf Jahre nach seinem Kriegserlebnis reflektierte Erich Maria Remarque im Gespräch mit dem Journalisten Axel Eggebrecht über die Veteranen seiner Generation. Von einem solchen Erlebnis bleibe »ein undeutlicher Alpdruck, ein Zustand der Unruhe, der Skepsis, der Härte oder schwankenden Ziellosigkeit«. Und Eggebrecht, der in den Schützengräben an der Westfront gekämpft und schwere Verwundungen davongetragen hatte, bestätigte, dass die Erinnerung an diese Zeit für ihn selten sichtbar sei. Umso tiefer sei der indirekte Effekt. »Ich dachte nie mehr daran«, sagte Eggebrecht. »Aber es hatte sich in mein ganzes Wesen eingefressen.«
Die Erfahrungen der Veteranen eint, dass sie individuelle Erfahrungen aus Abertausenden von Eindrücken sind, viele davon sind banal, andere heftig und grässlich, die meisten ergeben keinen Sinn, aber sie alle fressen sich in unser Wesen ein. Der US-amerikanische Autor und Veteran des Vietnamkrieges Tim O’Brien schrieb, der Soldat schaue bei Tod und Schrecken des Gefechts weg. Zurück blicke er immer nur für einen Augenblick. »Die Bilder werden durcheinandergeworfen«, so O’Brien. Die Erinnerung des Soldaten sei wie eine Abfolge ungeordneter Schnappschüsse, die sich seltsam und unwahr anfühlen. Diese Schnappschüsse eines ehemaligen Kampfsoldaten stürzen gewaltsam auf einen herab, doch wie Träume, die im Schlaf so stark und lebendig sind, werden sie unbegreiflich, unscharf und dunstig, sobald man in den Bewusstseinszustand zurückkehrt.
Seit jenen seltsamen Tagen, als wir in diesem uralten und stechend heißen Land Krieg führten, habe ich meine Schutzweste und mein Gewehr gegen Krawatten und Bücher getauscht. Worte wie »Sergeant« und »Angriffsposition« wurden von Worten wie »Dozent« und »Prüfungstermin« abgelöst. Die meisten Wörter, die ich heute spreche, sind nicht meine Muttersprache, und wenn ich versuche, an den Krieg im Irak zurückzudenken, ist er in meinem Kopf wie der Traum eines Fremden, der mich aber bis heute verfolgt. Inzwischen habe ich eine Art Frieden mit ihm gefunden. In einem Land, gegen das zwei Generationen meiner Verwandten in zwei Weltkriegen gekämpft haben. Frieden ist aber nicht gleichbedeutend mit Vergessen. Oft genug bricht die transzendente Kraft, die tief in der Erfahrung verborgen ist, unerwartet und brutal in die Gegenwart hinein. Als ob sich die Erfahrung an mich erinnert. Manchmal löst etwas so Alltägliches wie das Einlegen von Batterien diese Kraft aus, und dann sind die Schnappschüsse plötzlich erschreckend lebendig. Klick … klick. Die Batterien sind eingelegt. Dieses Klicken … Wie das beißende Klicken beim Laden scharfer Munition. Klick … klick. Dieser Punkt, an dem es kein Zurück mehr gibt … Oder ich stehe in einem Seminarraum und beobachte, wie die Studierenden den Raum betreten, als ich auf einen jungen Mann aufmerksam werde. Er erinnert mich an jemanden. Als er sich setzt, leuchtet die Morgensonne auf sein rotbraunes Haar. Ich starre auf seine Haare, und es wird heiß im Raum, sehr heiß …
Der abstoßende Geruch von Dieselabgasen dringt in jede Pore, und mein Kreuz schmerzt wegen der schweren Schutzweste1. Neben mir im Geschützturm unseres Bradley2 steht Sergeant Frank Sternisha. Sein rotbraunes Haar leuchtet in der Sonne. Ich starre ihn an und versuche, mich gedanklich an etwas festzuhalten.
»Hey, Sir«, sagt er. »Alles klar?«
Ich ergreife seine Stimme. Eine Stimme, die ich schon Hunderte Male über die Bordsprechanlage gehört habe.
»Was ist los? Haben Sie Angst, oder was?«
»Angst?«, frage ich.
»Ja, Angst. Haben Sie Angst, ein letztes Mal durchzufahren?«
Ich schaue ihn an. Vor einem Jahr, als wir im Irak ankamen, hätte ich jetzt sicherlich Angst gehabt, aber nun ist es eher Nervosität. Ich bin jedes Mal nervös, bevor wir in den Sektor fahren. Sehr nervös. Die Angst kommt immer erst später. Es ist unsere letzte Mission.
»Nein, Sergeant«, sage ich. »Ich habe keine Angst.«
Nach zwölf Monaten geht der Krieg für uns zu Ende. Als stellvertretender Kompaniechef führe ich die etwa 25 verbliebenen Soldaten unserer Kompanie. Die anderen 120 Soldaten sind schon auf dem Weg zurück nach Deutschland. Jetzt gilt es, die letzten zehn Bradleys – vier haben wir während des Einsatzes verloren – von unserer kleinen Einsatzbasis am Stadtrand von Balad zum LSA Anaconda3 zu fahren. Dort werden wir sie auf Lkw laden und nach Kuwait schicken. Es ist eine sehr einfache Mission, aber die zwanzig Kilometer lange Fahrt ist wie immer äußerst gefährlich.
Sergeant Sternisha setzt seinen Helm auf und lächelt.
»Sie haben Angst, das weiß ich.«
Unser Bradley schlingert vorwärts, und wir fahren ein letztes Mal aus der Ausfahrt unseres Stützpunktes. Etwa auf der Hälfte der Strecke fängt der Motor eines Bradley Feuer. Offenbar sind unsere Fahrzeuge genauso am Ende ihrer Leistungsfähigkeit wie wir. Der Rest der Patrouille muss am Straßenrand warten, bis die Crew das Feuer gelöscht hat. Nach einigen Minuten ist das Feuer zwar gelöscht, aber der Bradley muss abgeschleppt werden. Ich steige ab und spreche mit First Sergeant Hickey, den wir wegen seines Rufzeichens Rock 7 nennen. Er ist der Senior Sergeant der Kompanie. Obwohl ich der stellvertretende Kompaniechef bin, hat er die meiste Erfahrung, und ich vertraue ihm mehr als mir selbst. Er hätte eigentlich schon mit der Kompanie nach Deutschland abfliegen sollen, aber er hat sich entschieden, mit uns zu fahren. Er sagt, ein First Sergeant müsse der Letzte sein, der rausgeht.
Es wird mindestens zwanzig Minuten dauern, bis die Abschleppstange angebracht ist. Anstatt am Straßenrand zu sitzen und zu warten, dass wir unter Mörserbeschuss4 geraten, schlägt Rock 7 vor, dass ich die Hälfte unserer Patrouille zum LSA Anaconda bringe und er dann mit der anderen Hälfte nachkommt, sobald die Abschleppstange befestigt ist. Mein Bauchgefühl sagt mir zwar, dass es besser ist zusammenzubleiben, aber zehn am Straßenrand parkende Panzer sind einfach ein zu saftiges Ziel für einen Mörserangriff. Also stimme ich zu, und unser Bradley schlingert zurück auf die Straße. Eine dunkelschwarze Abgaswolke, durch die ich zwei Soldaten mit einer Abschleppstange erkenne, quillt aus dem Auslasskanal und zwingt mich, den Kopf einzuziehen, um ihr auszuweichen.
Knapp einen Kilometer vor LSA Anaconda macht die Straße einen großen Bogen nach rechts. Zur Linken ist ein offenes Feld mit einigen Palmen entlang des Tigris, zur Rechten eine Anhöhe, die wir die Badlands nennen. Sie ist mit Wadis5 und Erosionstälern übersät, die nicht viel breiter sind als ein Auto. Aufständische nutzen die schmalen Täler als versteckte Anfahrt zur Straße, um dort improvisierte Sprengsätze zu vergraben und dann wieder in den Badlands zu verschwinden. Das Improvised Explosive Device (IED)6 ist die Lieblingswaffe der Aufständischen, und die Badlands sind der perfekte Ort, um IEDs einzusetzen. Wir haben längst aufgehört, die Angriffe zu zählen. Eine Kompanie unseres Bataillons hat die Badlands über ein Jahr lang ohne Pause patrouilliert, aber es war unmöglich, das Verstecken von IEDs zu stoppen. Im Gegenteil. Die Lage hat sich drastisch verschärft. Das Wichtigste für uns in diesem Moment: Jenseits dieses Abschnitts liegt LSA Anaconda. Jenseits dieses Abschnitts wird es keine IEDs mehr geben. Jenseits dieses letzten Abschnitts geht der Krieg für uns zu Ende. Ich lasse mich tiefer in die Luke sinken, um mich gegen die Detonation zu wappnen, von der ich aus Erfahrung weiß, dass sie kommen wird.
»Jetzt habe ich Angst«, sage ich über die Bordsprechanlage zu Sergeant Sternisha.
»Das wusste ich schon«, sagt er. Es folgt eine kleine Pause, dann höre ich seine Stimme noch einmal in meinem Helm. »Ich auch.«
Ich halte den Atem an und dränge unseren Fahrer in Gedanken, schneller zu fahren. Schneller, denke ich, schneller. Unser Bradley klappert um die große Kurve, und mit jedem Meter kommen wir unserem Ziel näher. Ich schaue gerade so über die Luke auf die anderen Bradleys vor mir. Den ersten kann ich schon nicht mehr sehen, er ist hinter den kleinen Hügeln verschwunden. Dann verschwindet der zweite um die Kurve. Wir sind fast da. Fahr weiter, denke ich, einfach weiterfahren. Der dritte ist weg, und als wir um die Ecke biegen, erblicke ich den Sicherheitszaun von LSA Anaconda und die drei anderen Bradleys. Wir fahren zum Eingangstor, entladen unsere Waffen und parken die Bradleys anschließend in der Bereitstellungszone des Bataillons. Für uns ist der Krieg endlich vorbei.
Sergeant Sternisha und ich sitzen auf der Heckklappe unseres Bradley und entspannen uns. Die Funkgeräte haben wir auf höchste Lautstärke eingestellt, damit wir die andere Hälfte unserer Patrouille hören können, die den ausgebrannten Bradley abschleppt. Jeden Moment sollten sie durch das Eingangstor fahren. Einige Soldaten unserer Patrouille versammeln sich um uns. Sie tragen weder Schutzwesten noch Gefechtshelme und haben auch keine Gewehre. Seit fast einem Jahr bin ich mit diesen Soldaten im Irak, und zum ersten Mal erkenne ich, wer sie wirklich sind. Einfache amerikanische Jungs. Die meisten sind noch Teenager und kommen aus der unteren Mittelschicht unserer Gesellschaft. Übermütig schubsen sie sich gegenseitig in den Schlamm und planschen in den Pfützen. Die enorme Verantwortung, in einem Krieg zu kämpfen, ist an andere Teenager abgegeben worden. Jetzt können sie wieder scherzen und lachen.
Plötzlich knackt eine Stimme über den Lautsprecher unseres Bradley. »Tiger X-Ray. Over.« Die Jungs, die gerade noch im Dreck gespielt haben, halten inne und drehen sich um. Es ist die falsche Stimme. Sie spricht zu schnell und zu hoch. Wir alle kennen diese Stimme, die gerade über das Funkgerät kommt, aus unserem eigenen Kopf. Es ist die Stimme der Dringlichkeit und Angst.
»Tiger X-Ray«, sagt die Stimme. »Rock-Einheiten auf Route Peggy in Kontakt mit Feind, fordert sofort Medevac7 an.«
Die Stimme kommt von der anderen Hälfte der Patrouille. Ich klettere in den Kampfraum des Bradley, nehme den Handapparat und melde mich auf interner Kompaniefrequenz beim First Sergeant an.
»Rock 7, hier spricht Rock 5.«
Er antwortet nicht. Ich versuche es erneut.
»Rock 7, hier spricht Rock 5.«
Nichts.
»Rock 7, Rock 5.«
Plötzlich meldet sich eine zitternde Stimme. »Ich glaube, wir wurden von einem IED getroffen.«
Die Stimme gehört nicht dem First Sergeant, und sie identifiziert sich nicht nach Vorschrift. Wahrscheinlich gehört sie zu einem jungen Richtschützen.
»Sind Sie unter Beschuss?«, frage ich.
»Ich weiß es nicht.«
»Was meinen Sie damit, Sie wissen es nicht?«
»Es war ein IED, glaube ich. Er war groß.«
»Sind Sie unter Beschuss?«, wiederhole ich.
Aber die Stimme antwortet nicht mehr.
Sergeant Sternisha sitzt neben mir im Kampfraum und schaut auf eine Karte, während er dem anderen Funknetz zuhört, auf dem ein Sergeant vor Ort die Koordinaten seines Standortes für eine Medevac-Anforderung sendet, um die Verwundeten evakuieren zu lassen.
»Fucking Badlands«, schreit er und wirft die Landkarte zur Seite. »Sie haben drei Verletzte, einer davon schwer.«
Ich schüttele den Kopf und drücke wieder den Knopf am Handapparat. »Verdammt, sind Sie unter Beschuss?«
»Ich bin nicht sicher, warten Sie, ich schau nach«, kommt die ängstliche Stimme wieder durch. Sie ist kaum zu verstehen.
Ich schaue aus dem Bradley hinaus. Die Jungs, die in den Pfützen gespielt haben, sind fort und die Soldaten mit Gefechtshelmen und Gewehren wieder zurück. Ihre Augen sind dunkel geworden, und sie bewegen sich aufgeregt um die Heckklappe herum. Sie warten auf meinen Befehl.
Das Funkgerät piepst, da ist die junge Stimme wieder.
»Ich habe keine Ahnung, was gerade passiert. Ich weiß nur, dass etwas richtig Großes explodiert ist.«
»Wo ist Rock 7?«, frage ich.
»Ich glaube, er wurde von dem IED getroffen.«
Ich drehe den Kopf und sehe, dass Sergeant Sternisha schon seine Ausrüstung anhat. Ich weiß nicht, was gerade in den Badlands passiert, aber klar ist, dass wir nicht auf unseren Ärschen sitzen bleiben werden, während die anderen sich im Kampf befinden.
»Wir sind gleich auf dem Weg zurück zu Ihnen. Dauert etwa zwanzig Minuten. Bleiben Sie in Kontakt mit mir«, sage ich über Funk. Dann befehle ich Sergeant Sternisha, dem Bataillons-Gefechtsstand zu melden, dass wir wieder in die Badlands fahren. Damit sie zumindest wissen, wo wir sind. Es ist ein enormes Risiko zurückzufahren. Ich trete hinaus auf die Heckklappe, doch bevor ich den Soldaten befehlen kann, wieder in ihre Fahrzeuge zu steigen, hält Sergeant Sternisha mich auf.
»Sir, es ist Blue 7. Er will mit Ihnen sprechen.«
Ich nehme den Apparat. Blue 7, der ranghöchste Sergeant vor Ort, berichtet, dass der First Sergeant an der großen Kurve von einem IED getroffen worden sei. Ein Volltreffer. Zwei Soldaten im Kampfraum seines Bradley wurden verletzt.
»Die beiden haben sich die Köpfe reichlich angeschlagen, aber sie sind mehr oder weniger okay. Sie fahren mit uns zurück.«
Hilflos höre ich zu, als er mir erzählt, dass der angeforderte Medevac-Hubschrauber unterwegs sei, um den First Sergeant abzuholen.
»Er ist bewusstlos, aber er atmet noch«, sagt Blue 7. »Es sieht nicht gut aus.«
»Braucht ihr Unterstützung?«, frage ich.
»Das hätte keinen Sinn«, brummt der Sergeant, der schon seinen zweiten Krieg kämpft. »Es war nur ein verdammtes IED, sonst nichts. Der Bradley ist in Ordnung. Wir werden in etwa einer Stunde bei euch sein.«
Ich lasse den Hörer los, und das Kabel rastet wieder in den Geschützturm ein. Wenn die Aufständischen die Patrouille richtig hätten angreifen wollen, hätten sie längst mit direktem Beschuss begonnen. Ihr Zeitfenster hat sich schon geschlossen, und es ist unwahrscheinlich, dass sie noch angreifen werden. Nur ein verdammtes IED, dessen Aussage eindeutig ist: Wir sind nicht diejenigen, die die Badlands kontrollieren.
»Wir fahren nicht zurück«, verkünde ich meinen Soldaten. Düstere Augen starren mich an, und ich verspüre dieselbe Feindseligkeit wie sie. Ich weise Sergeant Sternisha an, sämtliche Munition, wie geplant, von den Schützenpanzern abzuladen. Aber weder er noch die anderen bewegen sich.
»Es ist vorbei«, sage ich. »Es gibt nichts, was wir tun könnten, um ihm zu helfen.«
»Aber, Sir …«, sagt ein Soldat.
»Es ist aus. Sie haben Ihren Befehl.«
Ich hasse es, dieses Wort »Befehl« zu gebrauchen. Es fühlt sich an, als würde ich mich hinter meinem Dienstgrad verstecken, aber ich weiß, dass diese jungen Soldaten einen Auftrag brauchen, auf den sie sich konzentrieren können. Eine Aufgabe, die von dem Verlangen ablenkt, den Verantwortlichen zu jagen und zu töten. Mir ist klar, dass sie zu Rock 7 fahren wollen. Ich will es auch, aber in die Badlands zurückzufahren wäre jetzt nicht nur absolut zwecklos, sondern auch unnötig gefährlich. Wenn sie dort nicht unter Beschuss sind, brauchen sie uns nicht. Eher würden wir auch noch von einem IED getroffen, und dann flögen noch ein paar Soldaten weniger nach Hause.
Wenn meine jungen Männer jetzt allerdings ohne klare Aufgabe bleiben, fangen sie an, gegeneinander zu kämpfen. Sie sind Infanteristen, und ich kenne sie sehr gut, weil ich selbst einer von ihnen bin. Wir starren uns an, bis Sergeant Sternisha schließlich meinen Befehl weitergibt und ein Soldat nach dem anderen langsam folgt. Ich hasse mich dafür, dass ich so mit den Soldaten umgehen musste, und begebe mich zum Bataillons-Gefechtsstand. Heute ist nur ein Tag von vielen auf dieser emotionalen Achterbahn, beruhige ich mich. Als ich die Tür zum Gefechtsstand öffne, stürmt mein Kompaniechef auf mich zu und packt mich am Arm. »Los, wir fahren zum Feldlazarett. Rock 7 kommt in ein paar Minuten dort an.«
Es ist ein seltener Luxus: ins Lazarett fahren und einen verwundeten Kameraden besuchen. Wir springen in einen Humvee8. Als Offiziere haben wir beide keinen entsprechenden Führerschein, aber das ist uns völlig egal. Sollte die Militärpolizei versuchen, uns zu kontrollieren, würden wir sowieso nicht anhalten.
Das Feldlazarett ist ein riesiges Labyrinth aus Zelten, und wir müssen uns trennen, um nach dem First Sergeant zu suchen. Ich frage eine Hilfspflegerin, wo der Verwundete sei, der gerade mit dem Medevac angekommen ist. Sie sagt, ich bräuchte nur dem Flur zu folgen. Also laufe ich noch tiefer in das Labyrinth hinein, bis ich zu einer Tür komme. Dort ziehe ich einen Nylonvorhang zurück und trete in den Raum. Mehrere Ärzte stehen um einen Operationstisch herum. An den Gummihandschuhen des einen ist Blut. Blut tropft auch von einer Ecke des Tisches auf den Boden. Niemand scheint mich zu bemerken.
Dieser Ort ist ganz anders als die brennende Wüste, die ich gut kenne. Hier gibt es keine schrecklichen Schreie oder durstigen Sand, der immer bereit ist, Blut aus Wunden aufzusaugen, der übersät ist mit kleinen Steinen und verbrannten Kleidungsstücken. Das wahllose, dreckige Gefühl von Tod im Gefecht wird hier von steriler Kühle abgelöst. Hier ist es sauber und geruchsfrei. Der grausame Krach und die chaotische Angst des Kampfes sind abgestreift, und es gibt nichts, was meine Gedanken davon ablenkt, dass dort ein schwer verwundeter Mann auf dem Operationstisch liegt. Der Mann, den ich als Rock 7 kenne. Ein Mann, der mein Freund ist oder bald war.
Ein Arzt schaut mich an. Der Blickkontakt dauert nur eine Sekunde, aber er ist lang genug, um den Ernst in seinen Augen zu erkennen. Ich gehe einen Schritt näher an den Tisch heran und starre auf die blutgetränkte Uniform. Ich weiß, dass ich gerade eine Art Abschied von meinem Kameraden Rock 7 erlebe. Ich will ihn ein letztes Mal sehen, bevor er geht. Aber es fehlt der gewohnte Tarnfleck an der Uniform. Es ist nicht Rock 7, der auf dem Tisch liegt, sondern ein US-Marineinfanterist. Vermutlich ist er gerade aus Al-Anbar gebracht worden. Doch was ändert das? Nur der Name und die Uniform sind anders.
Eine altbekannte Wut kocht in mir hoch, als ich die Uniform des Marineinfanteristen anstarre. Warum er und der First Sergeant, aber nicht ich? Warum darf ich mit ein paar Kratzern davonkommen, während Dutzende meiner Kameraden ohne Arme oder Beine zurückkehren müssen? Viele weitere Kameraden kommen nur im Sarg nach Hause. Ich drehe mich um und verlasse den Raum. Niemand beachtet mich, bis auf die Wut und der Wahnwitz. Sie jagen mir nach in den Flur, lachen mich aus und brüllen hinter mir her: Nicht aus freiem Willen! Nicht aus freiem Willen!
»Mr. Montrose«, sagt eine leise Stimme.
Ich blinzle, und das Feldlazarett ist verschwunden. Meine Faust zerdrückt einen Stift. Vor mir steht eine deutsch-türkische Studentin, deren kurze schwarze Locken mich an das dunkle Haar der Iraker erinnern. Ihr sanftes Lächeln ist beruhigend. Sie hat mich zurück in den Seminarraum geholt. Sofort lasse ich den Stift los.
»Mr. Montrose«, sagt die Studentin, »hier ist meine Hausaufgabe.«
»Ein Mann kommt nach Deutschland. Er war lange weg, der Mann. Sehr lange. Vielleicht zu lange. Und er kommt ganz anders wieder, als er wegging.« Sätze aus Wolfgang Borcherts Draußen vor der Tür, geschrieben kurz nach dem Zweiten Weltkrieg. Sätze, die auf Soldaten einer neuen Generation leider wieder zutreffen. Auch ich bin einer von denen, die lange weg waren …
An einem verregneten Spätsommertag wurde ich nach über 16 Dienstjahren aus der US-Armee entlassen. Eine Zivilbeamtin vom militärischen Personalbüro der Kaserne in Schweinfurt gab mir meine Entlassungspapiere und ein Flugticket. Sie sagte, laut NATO-Stationierungsabkommen sei ich verpflichtet, in die USA zurückzufliegen. Ich ging mit dem Ticket zum militärischen Reisebüro und gab es der Frau hinter dem Tresen. Sie sah mich misstrauisch an. »Ich brauche es nicht«, sagte ich, drehte mich um und lief zum Tor der Ledward Barracks9. Beim Verlassen der Kaserne zwang ich mich, nicht zurückzuschauen. Dann stieg ich ins Auto und fuhr zu meiner Wohnung in Würzburg. Ich hatte mich entschieden, in Deutschland zu bleiben.
Zu Hause saß ich eine Weile auf einem Stuhl in der Küche, immer noch in Uniform. Wenn ich die Uniform auszog, würde mein Leben als Soldat vorbei sein. Die Entscheidung hatte ich schon lange vorher getroffen, aber der allerletzte Schritt, das Ablegen der Uniform, war der schmerzhafte, unumkehrbare Schlusspunkt. Für viele Zivilisten mag es schwer sein, das nachzuvollziehen, denn nur wenige Berufe sind heute noch mit dem Tragen einer Uniform verbunden, aber die Identität eines Soldaten, seine Berufung und sein Soldatentum, sind untrennbar mit seiner Uniform verbunden. Etwa so wie bei einem Polizisten oder Feuerwehrmann. Die Uniform zeigt deutlich: Ich gehöre diesem Beruf an. Wenn der Soldat seine Uniform ein letztes Mal auszieht, ist er kein Soldat mehr.
Ich stand auf und ging ins Schlafzimmer, wo ich die Uniform auszog und sie auf einen Kleiderbügel hängte. Ich setzte mich auf das Bett und schaute sie an. Als ich sie das erste Mal anzog, war ich gerade siebzehn geworden. Damals war es die Uniform eines einfachen Soldaten, eines Gefreiten der Infanterie und Fallschirmjäger. Als ich sie das letzte Mal auszog, mit 33, als Hauptmann der Infanterie, war es die Uniform eines Rangers und Kriegsveteranen. Mein gesamtes bisheriges Erwachsenenleben war ich Soldat gewesen.
Ich war mir nicht einmal sicher, ob es die richtige Entscheidung war, das Militär zu verlassen. Die US-Armee hatte beabsichtigt, mich zu einer weiteren Offiziersschulung zu schicken und mich innerhalb der nächsten zwei Jahre eine Fallschirmjägerkompanie kommandieren zu lassen. Ich war auf dem vorläufigen Höhepunkt meiner Karriere und hätte die Karriereleiter auch noch höher steigen können. Trotzdem stellte ich beim US-Militär auf eigenen Wunsch einen Antrag auf Entlassung. Zu diesem Zeitpunkt konnte ich die Gründe für meine Entscheidung nicht genau benennen. Mein Bauchgefühl und mein Gewissen sagten mir, dass es Zeit war zu gehen. Den Krieg im Irak hielt ich im Hinblick auf die Sicherheit meines Landes für absolut unnötig. Ich sah nur noch all die höchst gefährlichen Aufgaben, aber was die Erledigung dieser Aufgaben bewirken sollte, verstand ich nicht. Ganz zu schweigen von Abu Ghraib und der Folter, die mir sehr zu schaffen machte. Dabei gefiel es mir eigentlich, Offizier zu sein.
Mein Bauchgefühl sagte: Lauf weg! Die Vernunft riet: Bleib Soldat! Denk an deine komfortable Pension. Eine Pension, die ich schon jetzt, da ich dieses Buch schreibe, erreicht hätte. Ich war ein Offizier und Berufssoldat, also so etwas wie ein Beamter der US-Regierung. Diesen Beamtenstatus hatte ich nun aus Gewissensgründen aufgegeben. Ich hatte beschlossen, die US-Armee und mein Land zu verlassen, um neu anzufangen. Während ich meine Uniform anstarrte, lachte die Vernunft mich aus. Was für ein Leben wirst du hier in Deutschland bekommen? Du hast einen Bachelor-Abschluss in Politikwissenschaft und eine Menge Erfahrung als Soldat, doch was willst du in Deutschland damit anfangen? Du kannst nicht einmal richtig Deutsch sprechen! Das kann nicht dein Ernst sein …
Ich packte die Uniform und einige Erinnerungsstücke an meine Dienstzeit in meine Militärtruhe und brachte sie in den Keller. Es war vorbei. Schließlich könnte ich nicht ein zweites Mal mit gutem Gewissen im Irak kämpfen. Ich bin ein ehemaliger Fallschirmjäger, und Vernunft ist nicht unbedingt eine gute Voraussetzung für diese Art von Arbeit. Also siegte das Bauchgefühl, und ich blieb, wenn auch mit vielen Zweifeln, in Deutschland, wo meine zweite Geschichte begann.
Eigentlich hatte sie schon einige Wochen zuvor begonnen. Nachdem unser Bataillon aus dem Irak zurückgekehrt war, wurde ich zum Bataillonsstab versetzt, um dort meine letzten Wochen im Militär abzuwarten. Es war eine Zeit des Übergangs. Die meisten erfahrenen Offiziere und Sergeants nahmen an Schulungen teil, um befördert zu werden, und viele neue Soldaten kamen an, um unsere Verluste zu ersetzen. Alle anderen wollten sich einfach nur ausruhen, bevor das Bataillon im kommenden Jahr wieder im Irak eingesetzt würde. Es war eine Art Kurzerholung für das Bataillon, und meine Aufgabe im Stab bestand darin, den Papierkram für die neuen Soldaten und die neue Ausrüstung zu erledigen, bis meine Entlassungspapiere kamen.
In dem Stab gab es einen Jungen, der während der Sommerferien sein Schulpraktikum bei uns machte. Er sollte den jungen Soldaten bei der täglichen Arbeit zur Hand gehen, zum Beispiel Kaffee kochen, Müll rausbringen und den Boden wischen. Er war der Sohn eines Unteroffiziers unserer Kaserne und mit seinen fünfzehn Jahren nur um wenige Jahre jünger als die Soldaten, denen er half. Eines Tages standen der Praktikant und zwei Soldaten kurz vor Feierabend mit Eimer und Wischmopp vor der Tür des Stabsbüros. Sie hatten gerade in dem Büro gewischt und hielten Wache an der Tür, damit niemand über den nassen Boden lief. Zwölf Jahre zuvor, als ich selbst einfacher Soldat in der 82. Luftlandedivision gewesen war, hatte ich die gleiche Aufgabe erledigen müssen. Ich wusste daher genau, was es hieß, stundenlang Fußböden zu wischen, nur damit plötzlich irgendein Hauptmann darauf herumläuft und seine dreckigen Spuren hinterlässt. Einmal war kurz darauf unser verrückter Sergeant Major10 aufgetaucht und regelrecht ausgeflippt, als er die Spuren auf den Fliesen entdeckte. Daraufhin hatte ich mir einen zwanzig Minuten langen Vortrag über die Liebe zum Detail und die Leidenschaft für Qualität anhören müssen, während ich Liegestütze machte.
Ich wollte den jungen Soldaten solche Erfahrungen ersparen. »Tut mir leid«, sagte ich deshalb, »aber ich muss hier rein.« Die beiden Soldaten traten zur Seite, und ich nahm den Wischmopp in die Hand, um meine Schmutzspuren selbst aufzuwischen. Doch bevor ich auch nur einen Fuß auf den Boden setzen konnte, hielt mich der Praktikant am Ärmel meiner Uniform fest.
»Sie dürfen da nicht reingehen«, schrie er und zog mich zurück.
Er war nur ein Kind, das keine Ahnung vom Militär hatte. Und ich hatte bis zu diesem Moment keine Ahnung, wie sehr mich der Krieg verändert hatte. Der Wischmopp fiel zu Boden. Ich packte den Jungen am Handgelenk und drehte meinen Arm frei. Mit der anderen Hand stieß ich ihn hart gegen den Türrahmen. Es war ein Notwehrinstinkt, der die Kontrolle übernahm. Dabei merkte ich, dass irgendetwas nicht stimmen konnte, weil der Gegner viel zu leicht zu überwältigen war. Ich begann, den Jungen auf den Kopf zu schlagen, als einer der beiden Soldaten mich gewaltsam in den Flur zurückdrängte. Dieser Soldat war mit mir zusammen im Irak gewesen. Es gab eine heftige Auseinandersetzung, bis ich den Jungen schließlich losließ. Und so abrupt, wie sich der Autopilot eingeschaltet hatte, so abrupt schaltete er sich auch wieder ab. Ich befahl dem Irak-Soldaten, den Praktikanten sofort zum Sanitäter zu bringen. Als sie weg waren, rutschte ich mit dem Rücken an der Wand auf den Flurboden hinunter und blieb dort wie betäubt sitzen. Drei Monate nach meiner Rückkehr aus dem Irak wusste ich plötzlich, dass ich ein anderer geworden war.
Am nächsten Tag traf ich mich mit dem Jungen und seinem Vater, um mich zu entschuldigen. Der Vater war ebenfalls Irakveteran und schien den Vorfall nachvollziehen zu können. Sein Sohn meinte nur ganz cool: »Ist okay!« Aber ich wusste, dass es nicht okay war. Nichts war okay. Jemand hatte einen Jungen an einen Türrahmen geknallt, und wer weiß, was noch passiert wäre, wenn nicht ein mutiger Soldat reagiert hätte. Dieser Jemand, der den Jungen angegriffen hat, war ganz offensichtlich ich. Ich dachte immer, ich sei ein starker Soldat. Ich war Offizier, ein Ranger mit sechzehn Dienstjahren und mehreren Einsätzen Erfahrung. Ein tapferer Kämpfer im Gefecht, aber am Ende hatte ich einen harmlosen Jungen angegriffen, nur weil er mich am Ärmel festgehalten hatte. Dieser Praktikant markierte das Ende meiner Zeit beim Militär und den Anfang einer Reise ins Unbekannte.
Es gibt Momente im Leben, in denen man auf eine tiefe Erkenntnis stößt und auf einmal das Wesen von etwas vollständig begreift. Solch einen Moment nennt man eine Epiphanie, eine Erscheinung des Herrn, und wenn sie eintritt, sieht man, was er schon zuvor gesehen hätte. Als ich mit dem Rücken an der Wand auf den kalten Fliesen saß, sickerte eine solche Epiphanie durch die hinterste Ecke meiner Seele. Sie warf ein intensives Licht auf einen Soldaten in der Wüste. Ich blickte in sein ausdrucksloses Gesicht, aus dem mich leere Augen anschauten. Ich sah in mein eigenes Gesicht. Ein erschöpftes Gesicht. Ich stand auf, drehte diesem Soldaten den Rücken zu und lief den Flur entlang. Ich wusste, dass der Soldat, der dort in der Wüste gestanden hatte, ein Elitesoldat gewesen war. Der brave Soldat mit meinem Gesicht war im Irak gefallen. Wer aber war der Mann auf dem Flur?