Über die Autorin
Doreen Virtue, Jahrgang 1958, ist Beratungspsychologin und war als Familien- und Psychotherapeutin tätig. Sie schrieb über 50 Bestseller über die von ihr entwickelte Engel-Therapie. Ihre Bücher, Kartendecks und CDs erreichten allein in Deutschland eine Gesamtauflage von über einer Million Exemplaren. Als „Engelkönigin“ war sie über 20 Jahre lang das Zugpferd des weltgrößten Esoterik-Verlages.
Seit 2017 hat sich Doreen Virtue nach einer radikalen Lebenswende aus der esoterischen Szene zurückgezogen und studierte anschließend Theologie.
Heute lebt sie mit ihrem Mann im Nordwesten der USA, wo sich beide aktiv in einer christlichen Gemeinde engagieren. Doreen hat zwei erwachsene Söhne.
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Inhalt
Einleitung – Bekenntnisse einer ehemaligen falschen Prophetin
1 Die Frau am Brunnen
2 Die Geister prüfen
3 Sünde war eine Beleidigung
4 Leben wie ein Rockstar
5 Falsche Prophetie
6 Apostasie, Irrlehre und Verwirrung
7 Die Schöpfung anbeten und nicht den Schöpfer
8 Der falsche Christus der Esoterik
9 Ausprobieren verschiedener Kirchen
10 Die Götzen fliegen hinaus
11 Veränderung vor den Augen der Öffentlichkeit
12 Buße
13 Geistliche Angriffe
14 Neue Freundschaften
Nachwort
Dank und Entschuldigung
Anhang 1: 10 Gründe, warum sich Esoterik und christlicher Glaube nicht vermischen lassen
Anhang 2: Esoterisches Vokabular
Literaturverzeichnis
Quellenverzeichnis
Einleitung – Bekenntnisse einer ehemaligen falschen Prophetin
Dass ich dieses Buch schreibe, ist ein Wunder und ein Zeugnis für Gottes Souveränität. Ich bete, dass Ihnen dieses Buch Einblicke in das Denken einer falschen Esoterikprophetin gibt, damit Sie gängige Lügen erkennen können und ihnen nicht auf den Leim gehen.
Die Bibel warnt uns, wie gefährlich es ist, falschen Propheten zu folgen. Sie führen uns einen Weg, der uns um unsere Erlösung bringt. Das habe ich am eigenen Leib erfahren, denn ich bin seit meiner Kindheit der falschen Prophetin Mary Baker Eddy gefolgt. Wenn ich gestorben wäre, bevor ich endlich erkannte, wer Jesus wirklich ist, und daraufhin anfing, an ihn zu glauben, wäre ich in der ewigen Verdammnis gelandet. Es geht nämlich um nichts weniger als um unsere Erlösung. Menschen, die falschen Lehrern folgen, hören vielleicht nie das Evangelium. Sie erfahren vielleicht nie, wer Jesus wirklich ist und warum er für uns sterben musste. Um vor der ewigen Verdammnis bewahrt zu werden, die wir alle für unsere Sünden verdienen (Römer 3,23; 6,23), müssen wir bekennen, dass Jesus der Herr ist, und in unserem Herzen glauben, dass Gott seinen Sohn Jesus von den Toten auferweckt hat (Römer 10,9-10).
Falls Menschen, die Ihnen nahestehen, falschen Propheten nachfolgen, bete ich, dass Ihnen dieses Buch helfen wird, deren Denkweise besser zu verstehen, damit Sie ihnen mit mehr Hintergrundwissen von Jesus erzählen können.
Außerdem habe ich dieses Buch geschrieben, um Aussteigern aus der Esoterikszene zu helfen, die sich zwar von dieser Lüge befreit haben, aber unter posttraumatischen Symptomen leiden und immer wieder von Gedanken an die Vergangenheit eingeholt werden. Ich bete, dass Ihnen diese Seiten Trost bringen und praktische Hilfen aufzeigen. Und ich will Ihnen Mut machen: Jesus kann das Leben jedes Menschen in eine neue Richtung führen.
Am 7. Januar 2017 hatte ich ein einschneidendes Erlebnis, das mich aus meiner Karriere als Bestsellerautorin der Esoterikszene katapultierte: Ich übergab mein Leben Jesus und nahm ihn als meinen Herrn und Erlöser an. In der Folge verlor ich viele Freunde und fast alles, was ich hatte – weil ich beschlossen hatte, Jesus nachzufolgen. Ich gab mit 58 Jahren meinen luxuriösen Lebensstil auf und habe als 60-Jährige angefangen, biblische Theologie zu studieren. Ich musste schmerzhafte Verleumdungen, üble Nachrede und Verfolgung von Esoterik-Anhängern über mich ergehen lassen, die meine Bekehrung als persönlichen Verrat verstanden und darauf pochten, dass ich meine alten Produkte sofort vom Markt nehmen sollte (obwohl ich diese Sachen nicht selbst verkaufte und meine früheren Verlage gebeten hatte, sie nicht länger zu vertreiben).
In diesem Buch erzähle ich Ihnen, wie ich lernte, Gott zu vertrauen, nachdem ich viele Jahrzehnte damit vergeudet hatte, nach meinem eigenen Willen zu leben. Ich hörte auf, die Zukunft vorhersagen und kontrollieren zu wollen, und lernte, mich auf Gottes souveräne Herrschaft zu verlassen. Jesus hat meine Seele vor der Lüge gerettet und mir die Augen für seine Wahrheit geöffnet. Das, was ich in meiner Zeit als Esoteriklehrerin erlebt und getan habe, macht mich sehr traurig. Sie werden auf diesen Seiten lesen, dass ich eine armselige Sünderin war. Mein Leben war eine Katastrophe, weil ich nach esoterischen Prinzipien lebte. Bevor mich Jesus erlöste, befand ich mich auf dem direkten Weg in die Hölle, auch wenn mir das nicht bewusst war.
Dieses Buch vermeidet bewusst Themen, über die sich Christen oft in die Haare kriegen. Sie werden hier also keine Diskussion über Calvinismus contra Arminianismus finden. Wie Charles Spurgeon sagte: „Dem Satan ist es egal, ob er dich als Calvinist oder als Arminianer in die Hölle zieht, Hauptsache, er kriegt dich.“1
Dieses Buch enthält auch keine eschatologischen Theorien oder Interpretationen. Wenn ich Christen über Prämillenium und Postmillenium diskutieren höre, denke ich: Nur Gott weiß, was passieren wird. Wir sollen uns auf Jesu Wiederkunft vorbereiten und nicht über den Zeitpunkt, wann er wiederkommen wird, diskutieren.
Zweck dieses Buches ist es, Menschen über die dunklen Seiten und die Nuancen der Esoterik zu informieren, damit sie die Lügen, die sich in die Kirche eingeschlichen haben, erkennen und nicht auf sie hereinfallen. Dieses Buch konzentriert sich also auf die grundlegenden Themen, auf die es bei unserer Erlösung ankommt.
Dieses Buch zu schreiben und meine Vergangenheit Revue passieren zu lassen, war für mich sehr aufwühlend und ging mir sehr nahe. Beim Schreiben dieser Seiten war ich einem starken geistlichen Kampf ausgesetzt, denn der Feind versuchte immer wieder, mich vom Schreiben abzulenken. Danke, Heiliger Geist, dass du mir geholfen hast, mich zu konzentrieren!
In den Jahren, in denen ich in der Dunkelheit lebte, war ich keine rebellische Christin, sondern eine unerlöste Frau, die das Evangelium nicht kannte, weil ich die Bibel nicht gelesen hatte und nicht wusste, was Sünde eigentlich ist. Es ging mir emotional sehr nahe, als mir beim Schreiben dieses Buches noch einmal bewusst wurde, was ich da früher geglaubt habe. Ich lebe erst relativ kurz mit Christus und kann trotzdem kaum glauben, wie ich vor meiner Erlösung dachte und war.
Es schmerzt mich, über die Irrlehren von Christian Science zu schreiben, denn ich wuchs in dieser Sekte auf und meine Mutter hält immer noch an ihren Prinzipien fest und nimmt an ihren Veranstaltungen teil. Sie wird wütend und geht in die Defensive, wenn ich sage, dass die Idee hinter Christian Science eine Lüge ist. Mein wiedergeborener Bruder Ken und ich haben ihr das Evangelium und die Widersprüche von Christian Science mehrfach erklärt, aber sie verteidigt die Gründerin der Bewegung, Mary Baker Eddy, nach wie vor. Ich liebe meine Mutter von Herzen und bete, dass sie gerettet wird, dass sie sich von den falschen Lehren abwendet und das Evangelium von Jesus Christus annimmt. Wenn Sie mit mir für ihre Erlösung beten, danke ich Ihnen.
Obwohl viele üble Verleumdungen über mich im Umlauf sind, beschreibt das alles nicht annähernd das Ausmaß der Sünde, das ich auf mich lud, als ich von der Lüge geblendet war. Ohne es zu wissen, verbreitete ich als falsche Esoterik-Prophetin Irrlehren, weil ich mir nicht die Zeit genommen hatte, die Bibel zu lesen. Durch meine frühere Arbeit wurden Menschen von Jesus und der Bibel weggeführt. Das macht mich heute unendlich traurig. Aus diesem Grund sage ich, dass meine Erlösung ein Wunder ist, denn ich habe sie gewiss nicht verdient. Gott hat mir in seiner unverdienten Gnade und Barmherzigkeit die Augen geöffnet und mich gerettet.
Ich bin von meinem falschen Weg umgekehrt und weiß, dass mir Gott vergeben hat. Doch obwohl mir vergeben ist, muss ich mit den schmerzlichen Folgen meiner Sünde leben. Ich bete, dass andere Menschen von meinen Fehlern lernen und dass es ihnen gelingt, nicht auf dieselben Lügen hereinzufallen. Ich wusste jahrelang nicht, dass ich einem falschen Christus und einer Irrlehre folgte. Ganz ehrlich: Ich wusste auch nicht, dass ich gegen Gott rebellierte. Ich war geistlich so blind, dass ich tatsächlich glaubte, ich würde Gott durch meine Esoterik-Lehren helfen, die Welt zu retten.
Wenn ich Jesu Warnungen in den Evangelien früher in meinem Leben gelesen hätte oder ein christliches Buch wie dieses in die Hände bekommen hätte, hätte ich vielleicht jahrelangen Schmerz und viel Leid vermeiden können. Deshalb bin ich dankbar, dass Sie dieses Buch jetzt lesen.
Ich vertraue darauf, dass unser allmächtiger Gott meine Vergangenheit zu seinem Ruhm benutzt. Wir haben die Zusage: „Wer Gott liebt, dem dient alles, was geschieht, zum Guten. Dies gilt für alle, die Gott nach seinem Plan und Willen zum neuen Leben erwählt hat“ (Römer 8,28).
Ich wuchs mit einer falschen Religion auf, die mich zur Esoterik führte. Christian Science wurde von der falschen Prophetin Mary Baker Eddy und ihrem Lehrer, Phineas Quimby, gegründet. Eddy behauptete, sie hätte persönliche Offenbarungen über die wahre Bedeutung der Bibel bekommen. Dann fing sie an, das Evangelium zu zerpflücken. Christian Science gehört zu einer Bewegung, die sich New Thought, auf Deutsch „Neugeist“, nennt. Die Organisationen Religious Science und Unity Church gehören ebenfalls dieser Bewegung an. „Neugeist“ ist mit den Esoterik-Lehren eng verwandt, beide haben gemeinsame Wurzeln und Aussagen. Diese Bewegung wird auch von der Idee des „Wohlstandsevangeliums“ beeinflusst, auf das ich später eingehen werde.
Als Erwachsene wurde ich die meistgefragte Autorin im größten Esoterikverlag der Welt. Heute weiß ich, dass ich in meinen Büchern und bei meinen Seminaren das falsche Evangelium von Christian Science verbreitet habe. Ich hielt gut besuchte Workshops auf der ganzen Welt und trat in zahlreichen Fernsehsendungen auf, zum Beispiel in den USA bei Oprah, The View und auf CNN und in England bei Richard and Judy. Prominente machten Werbung für meine Produkte. Das alles sage ich nicht, um damit zu prahlen, sondern um Gott für das Wunder die Ehre zu geben, dass er mich aus den extremen Tiefen dieser Lügen gerettet hat. Ich war damals blind. Mir war absolut nicht bewusst, dass ich sündigte und einen Erlöser brauchte.
Da mir andere ständig sagten, dass meine Esoterikarbeit tröstend und hilfreich wäre, und da ich nie die ganze Bibel gelesen hatte, erkannte ich nicht, dass ich eine Irrlehre verbreitete und andere zu einem falschen Christus führte. Ich dachte, ich würde durch meine Arbeit anderen Menschen helfen und deshalb würde ich Gott gefallen. Aber es ist ein großer Unterschied, ob man Menschen mit falschen Versprechungen tröstet oder ob man ihnen tatsächlich hilft. Meine frühere Arbeit bestand darin, „Menschen in ihren Sünden zu trösten“ und sie darin zu unterstützen, dass sie sich bei ihren heidnischen Praktiken und Überzeugungen weiterhin wohlfühlten. Wirklich geholfen hätte ich ihnen aber, wenn ich sie zu Jesus und zur Bibel geführt hätte; aber ich machte das genaue Gegenteil.
In meinem verkehrten esoterischen Denken bezeichnete ich mich oft als „Gottes Sekretärin“ und sagte, ich wäre eine „weltoffene Christin“. Heute bin ich darüber entsetzt und tue Buße, weil ich mich von einem falschen Licht täuschen ließ, das in Wirklichkeit Dunkelheit war. Leider habe ich in meiner Unwissenheit diesen Unsinn an andere weitergegeben, unter anderem auch an meine Kinder. Mit meiner Geschichte will ich Menschen vor dieser Lüge warnen und berichten, wie mich Jesus gerettet hat. Diese Informationen sind lebenswichtig, denn der Feind ist ein bösartiges Genie, das geschickt in Ihr Leben und in Ihre Gemeinde eindringen kann. Er tarnt sich dafür sogar als Engel des Lichts, als Diener der Gerechtigkeit oder als Arbeiter für den Herrn oder als Apostel (2. Korinther 11,13-15).
In der falschen Religion meiner Familie, Christian Science (auf Deutsch „Christliche Wissenschaft“, obwohl sie weder christlich noch wissenschaftlich ist), wuchs ich mit dem Glauben auf, dass Jesus nur ein Mensch gewesen wäre, der ein Potenzial demonstriert hätte, das wir alle erreichen könnten. Diese Vorstellung wird „Arianismus“ genannt. Sie bezeichnet Jesus als geschaffenen Menschen und nicht als den, der er tatsächlich ist: die zweite Person der heiligen Dreieinigkeit, die während seines Dienstes auf Erden ganz Gott und ganz Mensch war. Genauso wie die falschen Religionen der Zeugen Jehovas und der Mormonen gründet sich Christian Science auf die angeblich „göttlichen Offenbarungen“ einer einzigen Person und nicht auf der ganzen Bibel.
Der gesamte Fokus unserer Religion war darauf gerichtet zu lernen, wie Krankheiten und Verletzungen mental geheilt werden können. Es war ähnlich wie beim „Wohlstandsevangelium“, doch statt um Reichtum zu beten, beteten wir formelhaft um Gesundheit.
Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich glaube, dass Gott auch heute noch auf wunderbare Weise heilt. Aber bei Christian Science wird genauso wie beim „Wohlstandsevangelium“ der Schwerpunkt auf unsere eigene menschliche Kraft und nicht auf Gottes Kraft gelegt. Christian Science lehrt, wenn ein Mensch genug Glauben hat und sich der Geist über die körperliche Ebene erhebt, wird seine Gesundheit automatisch wieder perfekt, vollständig und vollkommen. Wenn ein Mensch nicht geheilt wird, bedeutet das, dass sein Geist einem negativen oder „sterblichen“ Denken anhängt. Er hat nicht genug Glauben. Wir kamen nie auf den Gedanken, dass Krankheit Gottes Wille sein könnte, denn wir hatten nie das Buch Hiob gelesen und wussten auch nicht, dass Paulus mit einem „Stachel im Fleisch“ leben musste (2. Korinther 12,7).
Christian Science legt großen Wert auf „Erfahrungen“; deshalb liest dort niemand die ganze Bibel. Meine Mutter hat mir einmal gesagt, der Hauptzweck von Jesu Dienst auf der Erde wäre es gewesen, uns zu lehren, wie man eine gute körperliche Gesundheit haben kann. Anhänger von Christian Science und Esoteriker fragen nicht nach der Ewigkeit oder nach der Gesundheit ihrer Seele. Sie benutzen „positives Denken“, um nicht über Themen, die sie als „negativ“ betrachten, nachsinnen zu müssen.
Mir wurde auch beigebracht, dass es keinen Teufel, keine Sünde und keine Hölle gäbe und dass Jesus nicht gekreuzigt wurde. Jeder, der etwas anderes sagte, wurde einfach als „negativ“ abgetan. In unseren Kreisen war es die einzige „Sünde“, unfreundlich, ängstlich oder negativ zu sein. Der Sündenfall, der in 1. Mose 3 beschrieben wird, war laut den Lehren von Christian Science, mit denen ich aufwuchs, lediglich ein metaphorischer Mythos.2
Deshalb konnte mich das echte Evangelium gar nicht überführen, weil ich fest davon überzeugt war, dass ich keine Sünderin bin. Warum sollte ich also einen Erlöser brauchen, wenn ich keine Sünden beging? Ich wuchs in dem Glauben auf, dass Sünde eine Illusion wäre: Die Menschen sind nicht von Gott abgefallen; sie sind nur „negativ“ geworden. Solange ich positiv blieb, war ich „geistlich sicher“. Das klingt verrückt, nicht wahr? Aber diese verkehrte Lehre ist bei Esoterikern und „Neugeist-Vertretern“ weitverbreitet. Aus diesem Grund stempeln Esoteriker Christen auch als „negativ“ ab, weil Christen ja davon überzeugt sind, dass alle Menschen Sünder sind. Wenn mich damals jemand als Sünderin bezeichnet hätte, hätte ich das als schlimme Beschimpfung verstanden. Mit diesem Wort hätte man mich persönlich schwer beleidigt, denn gemäß der Überzeugung, mit der ich aufgewachsen war, war ich Gottes vollkommenes Kind, das tun konnte, was es wollte, solange ich positiv blieb.
Aber wie hätte ich als Kind erkennen sollen, was daran falsch war? Ich glaubte meiner Mutter, als sie sagte, dass wir Christen wären. Immerhin lasen wir einige Stellen aus der Bibel. Wir beteten, wir gingen zweimal in der Woche in die Kirche und wir benutzten christliches Vokabular. Später erkannte ich, dass viele falsche Lehren eine christliche Terminologie verwenden, dabei aber die Bibelstellen verdrehen und so ein falsches Evangelium verbreiten.
Die wöchentliche Christian Science Lesson gab bestimmte Bibelverse zum Lesen vor. Wir zitierten nur die ausgewählten Verse, die in unsere Theologie passten. Selbst dabei verdrehten wir die biblischen Aussagen, um unsere eigenen Lehren zu unterstützen. Zum Beispiel dachten wir, „Seid stille und erkennet, dass ich Gott bin!“ (Psalm 46,11; LUT) würde bedeuten, dass wir in der Stille darüber meditieren sollten, dass wir selbst kleine Götter sind und lernen sollen, solche großen Meister wie Jesus zu sein. Aber in diesem Vers verdeutlicht Gott, dass er Gott ist und dass wir still sein und ihm vertrauen sollen.
Wir rissen ständig Verse aus dem Zusammenhang. Z. B. den Vers, in dem Jesus sagt, dass wir die gleichen Taten wie er und sogar noch größere Taten vollbringen können (Johannes 14,12). Bei Christian Science dachten wir, das hieße, wir könnten sogar noch größere Wunder vollbringen als Jesus. Aber im Kontext sehen wir, dass dieser Vers bedeutet, dass wir in unserem modernen Zeitalter globaler Kommunikations- und Transportmöglichkeiten das Evangelium noch weiter verbreiten können, als es Jesus und seine Jünger zu ihrer Zeit konnten.3
Dass in der Bibel das Wort meditieren steht, war für uns auch ein Beweis, dass nichts dagegenspräche, uns auf fernöstliche Meditationsformen einzulassen. Aber die fernöstlichen Meditationspraktiken, bei denen man seinen Geist leer macht, sind etwas ganz anderes als Meditation im biblischen Sinn. Fernöstliche Praktiken sind offene Einladungen an Dämonen, unseren Kopf mit gottlosen Ideen zu füllen. Glauben Sie mir, ich weiß, wie gefährlich das ist, denn meine haarsträubendsten Lehren waren die Folge von „Erkenntnissen“, die ich bei fernöstlichen Meditationen „empfangen“ hatte.
Jesus hat auch vor formelhaften Gebeten gewarnt, bei denen man ein Wort immer wieder aufsagt (wie ein Mantra oder Gebetsworte), als er warnte: „Leiere nicht gedankenlos Gebete herunter wie Leute, die Gott nicht kennen. Sie meinen, sie würden bei Gott etwas erreichen, wenn sie nur viele Worte machen“ (Matthäus 6,7). Hinter den fernöstlichen Meditationsformen und dem kontemplativen Gebet steckt die Vorstellung, im eigenen Inneren eine geheime Weisheit zu finden, Gott zu entdecken oder sich mit dem Universum zu verbinden.4
Es ist biblisch und geistlich sicherer, die Form von Meditation zu praktizieren, von der die Bibel spricht. Das Wort meditieren in der Bibel ist das hebräische hagah, das „nachsinnen, stöhnen, knurren, seufzen, sprechen“ bedeutet. Damit ist also gemeint, bei der Lektüre der Bibel zu seufzen, zu stöhnen, darüber nachzusinnen oder den Vers wörtlich zu wiederholen. Wenn also in der Bibel steht, dass wir Tag und Nacht über das Gesetz (die ersten fünf Bücher der Bibel) nachdenken sollen, ist damit vermutlich auch gemeint, dass wir beim Lesen der Bibel die Worte laut aussprechen sollen (Josua 1,8 und Psalm 1,2)5.
In der Esoterik und bei Christian Science benutzten wir eine falsche Methode des Bibelstudiums, die sogenannte Eisegese. Eisegese bedeutet, dass man mit einer klaren vorgefertigten Vorstellung an die Bibel herangeht. Dann sucht man in der Bibel gezielt nach Versen, die die eigene Aussage stützen. Wenn zum Beispiel ein ehrgeiziger Mensch reich und berühmt werden will, benutzt er die Aussage „Alles kann ich durch Christus, der mir Kraft und Stärke gibt“ (Philipper 4,13) als Beleg dafür, dass Gott ihm helfen wird, im weltlichen Sinn Erfolg zu haben. Das ist ein gutes Beispiel dafür, wie bei der Eisegese Verse benutzt werden, um einen Gedanken von außen zu belegen, statt den Text so zu interpretieren, wie ihn der Autor gemeint hat.
Aber woher wissen wir, was der biblische Autor mit einem Vers wirklich aussagen wollte? Indem wir die Stellen vor und nach diesem Vers lesen und ihn so in einen textlichen Zusammenhang stellen. Das nennt man Exegese. Die oben genannte Aussage (Philipper 4,13) interpretieren wir zum Beispiel richtig, wenn wir lesen, von welchen Umständen Paulus schreibt: Er lernte, sich von seiner Gefangenschaft in einer feuchten römischen Zelle nicht unterkriegen zu lassen. Er lernte, richtig damit umzugehen, als sich seine Lebensumstände besserten. Egal also, wie traurig, leidvoll oder unglücklich seine Umstände auch waren, stützte sich Paulus auf die Kraft von Jesus, um alles aushalten zu können. Die Einbeziehung des Kontextes gehört zur Exegese. Sie sehen, obiger Beispielvers hat nichts damit zu tun, Reichtum oder gar Gesundheit oder Liebe zu bekommen (das würde man nur bei der Eisegese finden). Im gesamten 4. Kapitel des Philipperbriefs geht es darum, so mit Leiden umzugehen, wie es Gott gefällt. Das ist eine viel wertvollere Lektion, als irgendeinen materiellen Gewinn zu erlangen.
Wir sollten die Bibel durch die Brille der Exegese lesen. Das heißt, wenn wir in der Bibel lesen, entscheiden wir nicht schon vorher, was diese Verse bedeuten sollen. Vielmehr sagt uns der Heilige Geist durch den Text, was die Worte bedeuten. Zur Exegese gehört auch Hermeneutik. Das bedeutet, dass man vergleichen soll, was die Bibel an anderen Stellen sagt, damit wir die Stelle, die wir gerade lesen, richtig einordnen und interpretieren können. Bei der Eisegese suchen wir Verse, die das unterstreichen, was wir hören wollen. Bei der Exegese lehrt uns die Bibel durch ihren Verfasser, den Heiligen Geist, was uns Gott sagen will.
Manchmal braucht man bei der Eisegese viel Fantasie – so wie Mary Baker Eddy, die beschloss, dass sie die auserwählte Person wäre, die durch Christian Science die ganze Bibel „richtig“ erklären sollte. Als Erstes erstellte sie ein „Glossar“, um „die wahre Bedeutung“ biblischer Begriffe zu erklären. Zum Beispiel schrieb sie, dass Abend in Wirklichkeit „Nebel sterblichen Denkens; Ermüdung des sterblichen Geistes; verdunkelte Ansichten; Frieden und Licht“6 bedeuten würde. Ihr Glossar enthält keine Hinweise auf konkrete Bibelstellen.
Der Theologe Dr. James Sire sagte: „Mary Baker Eddy schreibt klaren biblischen Begriffen mühelos exzentrische, geistliche Bedeutungen zu, die offensichtlich auf keiner konkreten Grundlage basieren, sondern nur auf ihrer eigenen Fantasie.“7 Zum Beispiel „definierte“ sie die Dreieinigkeit als Leben, Wahrheit und Liebe. Vielleicht klingt diese Irrlehre auf den ersten Blick ganz nett. Aber sie ist weder biblisch noch hilft sie, das wahre Wesen von Vater, Sohn und Heiligem Geist zu erkennen. Sire schreibt, es besteht absolut kein Grund, Eddys Glossar als Leitfaden zu nehmen, es sei denn, man ist bereit, sie als besondere Prophetin zu sehen, die neue Offenbarungen bekommen hat.8
Mary Baker Eddy (1821 – 1910) war praktizierende Spiritistin, Hellseherin und Totenbeschwörerin, schreiben ihre Biografen. Sie berichten, dass sie sich in Trancezustände versetzte und Botschaften von den biblischen Aposteln, von Abraham Lincoln und von Jesus Christus bekommen hätte.9 Sie war jedoch eindeutig weder das Sprachrohr von Jesus noch von den Aposteln oder Abraham Lincoln. Sie wurde vielmehr von getarnten Dämonen beherrscht, die sie verführten, eine neue Religion zu gründen, da sie Anerkennung suchte.
Genauso wie Mary Baker Eddy war auch ich eine falsche Prophetin. Ich schrieb und verbreitete alles Mögliche, was mir so einfiel, als gültige Lehre. Je mehr Zeit verging und je bekannter ich wurde, umso narzisstischer wurde ich. Ich stellte die Gültigkeit dessen, was mir in den Sinn kam, nie in Frage. Daher glaubte ich, jeder, der meine Arbeit kritisierte, hätte unrecht. Erst als mich Jesus erlöste, erkannte ich, dass ich eine falsche Prophetin gewesen war. Es ist gut möglich, dass Eddy ihre Apostasie auch nicht bewusst war.
Sie werden das Wort Apostasie öfter bei mir lesen. Deshalb möchte ich es definieren: Apostasie ist vom griechischen Wort Apostasia abgeleitet und bedeutet, den Glauben an das Evangelium von Jesus Christus bewusst und freiwillig aufzugeben.10
Apostasie ist Rebellion gegen den christlichen Glauben. Häresie ist ähnlich, da es Überlappungen gibt. Häresie bedeutet, falsche Lehren zu vertreten, beispielsweise zu glauben, dass Jesus nur ein Mensch gewesen wäre (Arianismus), oder zu lehren, dass Jesus seine Göttlichkeit aufgegeben hätte, als er auf die Erde kam (die Irrlehre von der sogenannten Kenosis).
Es ist möglich, dass viele falsche Propheten heute gar nicht wissen, dass sie eine Irrlehre verbreiten, besonders wenn sie keine Kritik zulassen und sich weigern, ihre Aussagen anhand von Gottes Wort (der Bibel) zu prüfen. Geistliche Blindheit ist ein trügerischer Zustand, der falsche Propheten in der Dunkelheit festhält, obwohl sie diese Finsternis irrtümlich für Licht halten, wie wir in diesem Buch sehen werden.
Ich musste gedemütigt werden, als ich mich öffentlich von meinen früheren Lehren distanzierte, nachdem mich Jesus erlöst hatte. Wie würde es Ihnen dabei gehen, wenn Sie der ganzen Welt erklären müssten, dass Sie jahrzehntelang auf dem Holzweg waren? Das war ein sehr schmerzlicher, aber wichtiger Prozess. Die Leute fingen an, Gerüchte über meine Bekehrung zu verbreiten, mein Tun zu analysieren und zu spekulieren, ob ich wirklich erlöst wäre. Ich wurde in vielen Videos und Blogs hart kritisiert und es wurden verrückte Geschichten über die „wahre Motivation“ für meine Bekehrung zu Jesus erfunden und verbreitet.
Bald wurde allgemein bekannt, dass mir mein Esoterik-Verlag gekündigt und meine Rundfunksendungen eingestellt hatte. Das freute meine Kritiker, die höhnisch bekundeten, dass ich diese Strafe verdiente. Ich musste meinen Verlag bitten, meine alten Produkte nicht mehr zu drucken und zu verkaufen, und mich mit mehreren Verlagen auseinandersetzen, die sich weigerten, dieser Bitte nachzukommen. Es folgte eine öffentliche Gegenreaktion, weil andere Zwischenhändler meine alten Bücher und Karten weiterhin verkauften. Ich musste meinen Anhängern sagen, dass meine früheren Lehren unbiblisch waren, und sie bitten, meine alten Produkte wegzuwerfen oder zu verbrennen, damit sie von meiner früheren Arbeit nicht länger belogen würden.
Viele meiner Freunde und einige aus meiner Familie sprachen nicht mehr mit mir, weil ich die esoterische Arbeit, an der sie beteiligt waren, als falsch entlarvt hatte. Meine Posts in den sozialen Medien gegen die Esoterik hatten negative Folgen auf ihre Einnahmen.
In der Apostelgeschichte (Kap. 16) lesen wir von Männern, die mit einer Sklavin Geld verdienten. Die Sklavin war von einem bösen Geist besessen, durch den sie übersinnliche Fähigkeiten hatte. Als der Apostel Paulus diesen Geist austrieb und die Sklavin ihre übersinnlichen Fähigkeiten verlor, waren die Männer wütend auf Paulus, weil diese Einnahmequelle versiegte. Ähnlich ging es Paulus mit Leuten, die viel Geld damit verdienten, silberne Statuen von heidnischen Gottheiten zu verkaufen. Als die Leute diese Statuen nicht mehr kauften, nachdem sie Paulus gehört hatten, wurde er bedroht, verfolgt und fast getötet (Apostelgeschichte 19,23-41).
Meine Abkehr von der Esoterik wurde als Hass gedeutet, obwohl meine einzige Motivation Liebe war. Mir sind die Menschen so wichtig, dass ich sie warnen und ihnen die Augen öffnen will: Die Esoterik bringt sie – so drastisch das auch klingen mag – in die Hölle. Ich ging das Risiko ein, alles und jeden zu verlieren, aber ich wollte die Menschen warnen. Mich hatte früher niemand gewarnt, dass Christian Science eine falsche Religion ist. Niemand hatte sich die Zeit genommen, sich mit mir hinzusetzen und mir zu erklären, warum esoterische Lehren und Praktiken gottlos sind. Ich spreche jetzt die Warnungen aus, die ich in den 58 Jahren, in denen ich eine fette Lüge glaubte, gebraucht hätte.
Seit Jesus meine Seele gerettet hat und mir ein neues Herz und ein neues Leben geschenkt hat, verblassen die Erinnerungen an meine früheren falschen Ansichten. Ich schreibe dieses Buch, um die Erinnerungen an meine damaligen Überzeugungen festzuhalten, bevor sie ganz erlöschen. Denn ich will Ihnen helfen, falsche Propheten zu erkennen, damit Sie ihnen keinen Glauben schenken.
In einem Fernsehinterview, das ich einmal gesehen habe, gab ein früherer Einbrecher sein „Insiderwissen“ weiter. Damit wollte er den Zuschauern zeigen, wie sie ihr Haus besser vor Einbrechern schützen können. Zum Beispiel riet er, große Fressnäpfe für Hunde auf die Veranda zu stellen, da er als Einbrecher um Häuser mit großen Hunden immer einen weiten Bogen gemacht hatte.
Ähnlich will ich Ihnen in diesem Buch Insiderwissen über falsche Propheten, Hellseher und Totenbeschwörer verraten. Diese Informationen sollen Sie davor schützen, auf falsche Lehren hereinzufallen.
Nachdem ich mein Leben lang von Neugeist- und Esoterik-Gedankengut belogen wurde, kam ich mit 58 Jahren zu Jesus und wurde erlöst. Ich kann es nicht erwarten, Ihnen meine Geschichte zu erzählen. Aber vorher ist es wichtig, Ihnen einige Hintergrundinformationen zu geben, um Ihnen die Tragweite dessen, was mit mir passiert ist, aufzuzeigen.