Rauhnächte
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Bedeutung & Ursprung der Rauhnächte
Der Jahreskreis der Kelten
Die vier Sonnenfeste
Die vier Mondfeste
Mythen und Legenden
Rituale & Brauchtum
Träume aufschreiben
Das Ritual der 13 Wünsche
Orakeln, Tarotkarten & Weissagungen
Räuchern
Wegweiser durch die zwölf Rauhnächte
Abschluss
Haftungsausschluss
Quellenangaben
Weitere E-Books
1. Auflage
© 2021 Melanie Völker
Herstellung & Verlag:
BOD - Books on Demand, Norderstedt
ISBN: 978-3-7557-1635-8
Alle Rechte vorbehalten.
Einleitung
Bedeutung & Ursprung der Rauhnächte
Mond- und Sonnenjahr
Die Bedeutung der Zahl ‘12’
Rauhnächte und Adventszeit
Der Jahreskreis der Kelten
Die vier Sonnenfeste
Yul - Wintersonnenwende
Ostara - Frühjahrstagundnachtgleiche
Litha - Sommersonnenwende
Mabon - Herbsttagundnachtgleiche
Die vier Mondfeste
Samhain
Imbolc
Beltane
Lughnasadh
Mythen und Legenden
Die Wilde Jagd
Perchta
Hel
Die dreifache Göttin
Die drei Schicksalsweberinnen
Wolfsnächte
Naturgeister
Rituale & Brauchtum
Träume aufschreiben
Ritual der 13 Wünsche
Orakeln, Tarotkarten & Weissagungen
Räuchern
Durch die zwölf Rauhnächte
Abschluss
Haftungsausschluss
Quellenangaben
Weitere E-Books
Das Jahr neigt sich dem Ende zu und die Rauhnächte stehen wieder einmal bevor. Das Licht hat sich verdichtet und die Tore zur Anderswelt öffnen sich. Die Grenzen zwischen den Welten sind jetzt besonders dünn.
Es ist eine Zeit geisterhafter und magischer Erscheinungen, der Stille und inneren Rückschau. Und es ist eine Zeit der eigenen Wandlung, wenn wir es wollen. In den Rauhnächten bekommen wir Gelegenheit, tief in uns hineinzublicken und zu prüfen, ob wir uns noch auf dem richtigen Pfad befinden. Wollen wir so weitermachen wie bisher oder wollen wir im neuen Jahr etwas verändern? Sind das noch wir selbst, die wir jetzt an diesem Punkt unseres Lebens stehen, oder haben wir uns verirrt, uns gar auf unserer Reise selbst verloren?
Die Rauhnächte sind ein guter Zeitpunkt, innezuhalten und mancherlei Erkenntnisse zu entdecken oder uns wieder in Erinnerung zu rufen. So können wir unser Leben – wenn wir es wünschen – neu ausrichten.
“Zwischen den Tagen Räume schaffen.
Dem Herzen Platz schenken,
zum Ruhen und Kraft tanken.
Aus dem Dunkel
ins Licht wachsen.”
.
Melanie Völker
Als Rauhnächte wird die Zeit zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag am 6. Januar bezeichnet. In den meisten Regionen beginnen die Rauhnächte in der Nacht vom Heiligen Abend auf den 25. Dezember um null Uhr und enden am 6. Januar um 24 Uhr. Die erste Rauhnacht ist demnach der 25. Dezember, die zweite der 26. Dezember usw. bis zum 5. Januar – insgesamt zwölf Nächte, die seit jeher als heilige Zeit gelten.
Eine andere Zählweise lässt die Rauhnächte bereits am Thomastag, dem 21. Dezember, der zugleich Wintersonnenwende ist, beginnen. Daraus ergeben sich dann natürlich mehr als zwölf Nächte bzw. Tage. Will man dennoch zwölf Rauhnächte zelebrieren, werden beispielsweise die Feiertage herausgerechnet. In jedem Fall ranken sich um diese Zeit des Übergangs viele Märchen, Mythen und Legenden, die mit verschiedenen Bräuchen einhergehen.
Die Rauhnächte sind eine Zeit der Stille und der Innenschau, in der wir betrachten, was im alten Jahr war und uns auf das vorbereiten, was im neuen Jahr kommen wird. Sie rufen uns auf, zur Ruhe zu kommen und den hektischen Alltag, der uns das ganze Jahr über in Anspruch nimmt, hinter uns zu lassen. So wie die Pflanzen sich in dieser Jahreszeit zurückziehen in das Innere von Mutter Erde, kehren auch wir Menschen ein, um uns selbst und unser Umfeld zu reinigen und zu wandeln.
Den Rauhnächten wird eine besondere Bedeutung für die Zukunft zugeschrieben. Sie stehen symbolisch für die zwölf Sonnenmonate im neuen Jahr, deren Ereignisse sie “vorhersagen”. Andere Namen für die Rauhnächte sind Losnächte (von losen = vorhersagen), Orakel-, Unter-, Weihe-, Glöckel-, Wolfs-, Inner- oder Zwischennächte. Es heißt auch, wir sollen in dieser Zeit besonders auf unsere Träume achten, denn sie könnten uns Hinweise auf das geben, was im jeweiligen Monat des kommenden Jahres passieren wird. Jede Rauhnacht steht dabei unter einem speziellen Aspekt.
Rauhnacht |
Bedeutung |
Erste Rauhnacht |
Fundament |
Zweite Rauhnacht |
Frieden |
Dritte Rauhnacht |
Erwachen |
Vierte Rauhnacht |
Neugierde |
Fünfte Rauhnacht |
Strategie |
Sechste Rauhnacht |
Gesellschaft |
Siebte Rauhnacht |
Aktivität |
Achte Rauhnacht |
Aufbruch |
Neunte Rauhnacht |
Fülle |
Zehnte Rauhnacht |
Intuition |
Elfte Rauhnacht |
Ernte |
Zwölfte Rauhnacht |
Weisheit |
Der Ursprung des Begriffs “Rauhnächte” ist umstritten. Manche sagen, er stamme vom mittelhochdeutschen Wort rûch, was “haarig, pelzig” bedeutet und sich auf die Dämonen und Geister bezieht, die in dieser Zeit ihr Unwesen treiben sollen. Das mittelhochdeutsche rouch bedeuetet auch “räuchern” und leitet sich von den in dieser Zeit vielfach durchgeführten Räucherungen als Reinigungsritual ab, um böse Geister zu vertreiben oder das Vieh zu segnen.
Bereits die alten Chinesen oder die Azteken beobachteten den Lauf des Mondes und der Sonne und entwickelten daraus eigene Kalender. Ein Monat galt dabei ursprünglich als die Zeit zwischen zwei Neumonden, also etwa 29,5 Tage. Ein Jahr mit zwölf Mondmonaten dauerte somit insgesamt 354 Tage. Ein Sonnenjahr entspricht dem Zeitraum, den die Erde benötigt, um die Sonne einmal zu umkreisen, und dauert 365,25 Tage.
Aus dieser Differenz ergab sich die Schwierigkeit, (Mond-)Monate und Sonnenjahr in Einklang zu bringen. Bis zur Kalenderreform des römischen Kaisers Julius Cäsar 46 v. Chr. (Julianischer Kalender) hingen elf Tage und zwölf Nächte monatslos “zwischen den Jahren”, was die Menschen seit ewigen Zeiten beunruhigt. Noch heute ist die Redewendung erhalten geblieben und wir sprechen von der Zeit “zwischen Weihnachten und Neujahr”.
Früher glaubten die Menschen, man sei in diesen zwölf außergewöhnlichen Nächten in besonderer Weise übersinnlichen Einflüssen ausgeliefert, die Gesetze der Natur seien in dieser “Lücke zwischen den Jahren” außer Kraft gesetzt und die Tore zur “Anderswelt” stünden offen. Man sei schlicht “aus der Zeit gefallen”, weshalb diese Tage und Nächte auch als “nicht existent” oder “tote Tage” bezeichnet wurden.
In der Bibel taucht die Zahl ‘12’ insgesamt einhundertsechzig Mal auf.
Stammvater Jakob, ein Enkel Abrahams, hatte zwölf Söhne. “Das sind die zwölf Stämme Israels alle, und das ist's, was ihr Vater zu ihnen geredet hat, als er sie segnete, einen jeden mit einem besonderen Segen” (1. Mose 49,28). Etwas später betrug “die Summe der Tiere zum Brandopfer [...] zwölf junge Stiere, zwölf Widder, zwölf einjährige Lämmer samt ihren Speisopfern und zwölf Ziegenböcke zum Sündopfer” (4. Mose 7,87). “Und zwölf Löwen standen auf den sechs Stufen zu beiden Seiten” von König Salomons Thron (1. Könige 10,20).
Im Neuen Testament “rief [Jesus] seine zwölf Jünger zu sich und gab ihnen Macht über die unreinen Geister, dass sie die austrieben und heilten alle Krankheiten und alle Gebrechen” (Matthäus 10,1). “Und er setzte zwölf ein, die er auch Apostel nannte, dass sie bei ihm sein sollten und dass er sie aussendete zu predigen” (Markus 3,14).
Die Offenbarung sagt, das Neue Jerusalem “hatte eine große und hohe Mauer und hatte zwölf Tore und auf den Toren zwölf Engel und Namen darauf geschrieben, nämlich die Namen der zwölf Stämme der Israeliten” (Offenbarung 21,12) oder “die Mauer der Stadt hatte zwölf Grundsteine und auf ihnen die zwölf Namen der zwölf Apostel des Lammes” (Offenbarung 21,14).
Doch die ‘12’ scheint in allen Kulturen der Welt eine herausragende Bedeutung zu haben.
Der griechische Götterhimmel kennt zwölf Titanen und zwölf olympische Hauptgötter und auch bei den Römern waren es zwölf Götter. Ebenso besteht in der nordischen Mythologie der Göttersitz Asgard aus zwölf Himmelspalästen, in denen Odin, Thor und die anderen Asen wohnen. Im Christentum ist die Zwölf die Heilige Zahl der Begegnung Gottes (‘3’: Trinität = Dreieinigkeit) mit der Welt (‘4’: vier Himmelsrichtungen, vier Jahreszeiten, vier Elemente, vier Körpersäfte).
Zwölf Monate zählt das Jahr und jeder Tag ist bis heute in zweimal zwölf Stunden eingeteilt. Darüber hinaus gibt es zwölf Tierkreiszeichen / Sternzeichen, den Zwölffingerdarm, die Zwölftonmusik und ebenfalls in vielen Märchen findet sich die Zahl ‘12’ wieder.
Die Zwölf steht als Symbol für Vollkommenheit, Einheit und Vollständigkeit. Warum genau das so ist, kann niemand endgültig beantworten.
Die Rauhnächte sind eine Zeit des Übergangs. In diesen Tagen geht es um das Vergehen von Altem und das Erwachen von Neuem. Ebenso ist die christliche Adventszeit eine Phase der Besinnung, in der wir uns mit neuen Energien auffüllen können.