Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© Emons Verlag GmbH // 2016
Alle Rechte vorbehalten
Texte: Thomas Fuchs
© alle Fotografien: Thomas Fuchs, außer
Kap. 1 Robert Bot (Link2Party),
Kap. 5 Cassander Eeftink Schattenkerk,
Kap. 7 Aviodrome,
Kap. 11 Stichting Batello,
Kap. 14 Hans Mooren,
Kap. 42 Glowgolf,
Kap. 47 Wed and Walk,
Kap. 67 Hans van den Bogaard,
Kap. 73 Annetje Praag – van Sigaar,
Kap. 83 Erik Smits,
Kap. 87 Alltournative,
Kap. 95 Torpedo Theater,
Kap. 97 Foto De Boer,
Kap. 104 Arjen Veldt,
Kap 105 Ski-Inn,
Kap. 111 2theLoo
Gestaltung: Emons Verlag
Kartenbasisinformationen aus Openstreetmap, © OpenStreetMap-Mitwirkende, ODbL
ISBN 978-3-86358-511-2
E-Book der gleichnamigen Originalausgabe erschienen im Emons Verlag
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Kostenlos bestellen unter www.emons-verlag.de
Vorwort
1_Das Air |
Die iT-Experten von heute
2_Der Amsterdamse Bos |
Die grüne Lunge der Stadt
3_Das André-Hazes-Denkmal |
H6 genoss das Leben in vollen Zügen
4_Das Anne-Frank-Denkmal |
Fluchtpunkt in der Fremde
5_De Appel (Kunstzentrum) |
Nicht nur für ’n Appel und ’n Ei
6_Artis |
Das total tolle Tierparadies
7_Das Aviodrome |
Fliegende Holländer unter sich
8_Die Avontuur |
Seh-fahrt unter Segeln
9_Das BadBuiten |
Der Pool auf dem Fluss
10_Die Bar Americain |
Wilde Weisen zwischen Wasser und Wein
11_Battello |
Rumgondeln im Venedig des Nordens
12_Der Betty Boop Coffee Shop |
Ein bisschen Pulp Fiction
13_Der Bijenkorf |
Big Business und bienenfleißig
14_Die Bijlmerexperience |
Das Mysterium am Rand der Stadt
15_Die Blauwbrug |
Es war ein schwarzer Tag auf der Blauen Brücke
16_Die Blijburg |
Wanderstrand statt Wanderdüne
17_Das Brillenmuseum |
Durchblick seit Jahrhunderten
18_Das Bureau Warmoesstraat |
Sitten & Sünden im Herzen der Stadt
19_Das Café Brecht |
Verfremdungseffekte für Großstadtpoeten
20_Das Café ’t Mandje |
Bet, die Bikerin, wusste Bescheid
21_Das Café Papeneiland |
Kuchen für Clinton, Rezepte für Hillary
22_Das Café-Restaurant 1e Klas |
Erstklassiger Service für alle
23_Das Carré |
Musikantenstadl und Zirkusarena
24_Die Chinatown |
Forget it, Jake, it’s Chinatown
25_Color Me Mine |
Ein einzigartiges Souvenir
26_Die Condomerie |
Geschichten und Gestalten rund um den Gummi
27_Das Coster Diamonds |
Diamonds are a man’s best friend
28_Der Cotton Club |
All that Jazz – und noch mehr
29_Das Doelen Hotel |
Wo die Nachtwächter zu Hause waren
30_De Dokter |
Minimalistisch trinken, bis der Arzt kommt
31_De Drie Fleschjes |
Probieren geht über Studieren
32_Der Engelbewaarder |
Schutzengel für einsame Seelen
33_Die Entrepots |
Wunschgemäßes Wohnen im Lagerhaus
34_Das Escape |
Die Nacht durchmachen und einmal Prince sein
35_Die Ets Haim Bibliotheek |
Am Anfang war das Wort
36_Das EYE |
Viele Filme aus dem Flachland
37_Die Fähren über »het IJ« |
Pendeln über Wellen
38_Das Frauenhaus |
No Man’s Land
39_Der Funny Foto Shoot |
Schaufenster zur Halbwelt
40_Der Giebelstein »In Coignac« |
In vino veritas – in Stein gemeißelt
41_Das Glowgolf |
Denn die im Dunkeln sieht man doch
42_Das G.-Perlee-Orgel-Museum |
Wenn man den Dreh raushat
43_Das Haus mit dem Wasserfall |
Wenn Wasser von unten nicht genug ist
44_Das Haus Overtoom 197 |
Die fahrenden Holländer
45_Die Heineken Experience |
Eine Entführung mit Folgen
46_Das Hilton-Hotel |
Legendäre Höhenflüge und Abstürze
47_Die Hochzeit für einen Tag |
Probelauf in Weiß
48_Das Hofje van Wijs |
Tea, Coffee or Me?
49_Die Hollandsche Manege |
Hoch zu Ross im Herzen der Stadt
50_Der Holzsäger |
Wer an dem Ast sägt, auf dem er sitzt …
51_Ikea |
Die wahre Heimat der Holzköpfe
52_Das Jimmy Woo |
Ein Chinese ohne Kontrabass
53_Johan Cruyffs Geburtshaus |
Die Wiege des Weltfußballs
54_Der Johnny Jordaanplein |
Am Prenzlauer Berg von Amsterdam
55_Der KamerMaker |
Architektenträume in 3-D
56_Das Karpershoek |
Die älteste Eckkneipe der Stadt
57_Der Käsekeller Henri Willig |
Ein Keller voller Molkereiprodukte
58_Das KattenKabinet |
Alles für die Katz – und noch mehr
59_Das KNSM-Eiland |
Über bizarre Brücken kannst du gehen
60_Das Kraakcafé De Molli |
Umstrittene Besatzungsmächte
61_Das Kraanspoor-Haus |
Über den Gleisen liegt man quer
62_Das Lieverdje |
Publicity und Provokation der Provos
63_Das Mail & Female |
Nur für Frauen
64_Maria Sibylla Merian |
Der Kuss der Spinnenfrau
65_Das Max Euwe Centrum |
Der Weltmeister, der aus Holland kam
66_Das Mellow Yellow |
Das erste Haus am Platz
67_Die Museumstram |
Straßenbahnfahrten für Nostalgiker
68_Das Museum Vrolik |
Ein wahres Gruselkabinett
69_Die Museumswoning |
Leben wie die alten Holländer
70_Der NAP |
Dem Wasser auf den Grund gehen
71_Das NDSM-Eiland |
Der andere Regenbogenkrieger
72_Das Nemo |
Wissen ist Macht (für Kinder)
73_Die OBA |
Der Bücher-Himmel auf Erden
74_Das Okura-Hotel |
Das Riesenbarometer mit Stern
75_Das Olympiastadion |
Der Lorbeer von gestern darf nicht welken
76_Die Onbekende Gracht |
Denkmal für einen Wasserlauf
77_Die Oranje-Nassau-Kaserne |
Nur für Männer
78_Die Oranjesluizen |
Kontrolliertes Gefälle der Wassermassen
79_Das Paradiso |
Glaubensfragen in der Welt der Musik
80_Das PIC |
Innenansichten einer Insiderin
81_Das Polderhaus |
Eines der letzten seiner Art
82_Das REM-Eiland |
Shiny Happy People
83_Das Rijksmuseum |
Kunsttempel, nicht nur für Kenner
84_De Rode Hoed |
Geheimnisse für Gläubige
85_Das RoXY |
Das House, in dem die House-Music begann
86_Das Ruigoord |
Wo Künstler auch Lebenskünstler sind
87_Das Smoker’s Seminar |
Immer auf der Höhe bleiben
88_Das Spinoza-Denkmal |
Die Aufgabe des Staates ist der Schutz der Freiheit
89_Das Storchennest |
Höhenflüge über grünem Grund
90_Die Student Containers |
Studentenfutter und Wohnwelten
91_Das Surfcenter |
Wilde Wasser-Abenteuer in der Stadt
92_De Taart van m’n Tante |
Wenn Konditorwaren Kunst werden
93_Das Tassenmuseum Hendrikje |
Taschenspielereien aus Jahrhunderten
94_Tattooing Schiffmacher & Veldhoen |
Bye-bye, Arschgeweih
95_Das Torpedo Theater |
Theater, Texte & leise Töne
96_Die Twilight Tours |
Amsterdam after Dark
97_Typisch Nederlands |
In fremden Kleidern
98_Der Uitkijkpunt Metro |
Im Untergrund der Stadt
99_Das Valckenier-Haus |
Seelenstriptease für Szenegänger
100_Der Vondelpark |
Im Grünen mit dem Werk eines Genies
101_Das Watertaxi |
Wasserwege für alle
102_Die Werft |
»Junge, mach weiter.«
103_Der Wertheimpark |
Eine Oase der Stille
104_Die Westergasfabriek |
Industriekultur und Medienwelten
105_Das WG-Terrein |
Winterfreuden am Idiotenhügel
106_Die Windmühle im Amstelpark |
Der beste Freund von Don Quijote
107_Das Woonbootmuseum |
Auf dem Wasser zu Hause
108_Das Xaviera’s Happy House B&B |
Im Bett bei einer Sexgöttin
109_Die Zarenresidenz |
Wo Peter aus Russland groß feierte
110_Die Zevenlandenhuizen |
Europäische Union en miniature
111_Zu guter Letzt: 2theloo |
Stille Örtchen – einfach sauberhaft
Bildteil
Übersichtskarten
111 Orte in Amsterdam, die man gesehen haben muss
Thomas Fuchs
emons: Verlag
Es gibt drei Methoden, mit denen man sich als Besucher in Amsterdam lächerlich machen kann. Die erste: Man kauft eine dieser albernen Bommelmützen mit großem AMSTERDAM-Aufdruck und läuft damit auf dem Kopf durch die Stadt. Die zweite: Man mietet ein Fahrrad, an dessen Lenkstange ein verkehrszeichengroßes Schild mit dem Namen des Verleihs befestigt ist. Die dritte und verhängnisvollste Variante wäre schließlich: Man reist ohne dieses Buch.
Amsterdam ist eines der beliebtesten Reiseziele weltweit, aber das bedeutet nicht, dass die Stadt es Flaneuren und Besuchern einfach macht. Schmale Bürgersteige oder nur mit den Drempel genannten Pollern abgetrennte Teile der Fahrbahn sind nicht unbedingt Traumpfade für Spaziergänger. Hinzu kommen von einer scheinbar unterschwelligen Todessehnsucht getriebene Radfahrer. Sollten die Trottoirs mal etwas breiter sein, stehen die Chancen gut, dass hier für die neue U-Bahn das Pflaster aufgerissen wurde und Sie sich nur im Zickzack durchschlängeln können.
Falls Sie Tipps von Einheimischen erhoffen: Die Mehrzahl der gebürtigen Amsterdamer lebt mittlerweile in einem Städtchen namens Almere; es besteht durchaus die Möglichkeit, dass der Angesprochene noch nicht viel länger als Sie in der Stadt ist und auch nicht viel mehr weiß.
Wenn Sie sich nach der Lektüre ermuntert fühlen, auf eigene Faust vielleicht noch einen 112. Ort zu entdecken, wäre das natürlich eine Attacke auf meine sorgsam gehütete Ortskompetenz, welche ich in aller Form zurückweise. Allerdings kann ich gegen ein solches Ansinnen wohl kaum etwas tun. Aber was soll’s. In dieser Stadt macht sowieso jeder, was er will. Also: Viel Spaß.
Die iT-Experten von heute
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Das Air ist einer der angesagtesten Clubs in der Stadt. Man ist stolz auf das abwechslungsreiche Programm und die Inneneinrichtung, welche extra bei einem angesagten holländischen Designer geordert wurde.
Der ganze Laden ist in verschiedene Sektionen geteilt und so gestaltet, dass die Atmosphäre immer angenehm ist, egal ob nun gerade 100 oder 1.000 Leute da sind. Auch rühmt man sich eines Herzens für verschiedenste Sorten von Publikum – was im Zeitalter der Door Bitches nicht selbstverständlich ist. Aber am augenfälligsten am Air ist, dass es – was das Amsterdamer Nachtleben betrifft – auf quasi geheiligtem und ruhmreichem Boden steht.
Info
Adresse Amstelstraat 16, NL-1017 DA Amsterdam (Centrum) | ÖPNV Metro 51, 53, 54, Haltestelle Waterlooplein | Öffnungszeiten Do, So 23.30–4 Uhr, Fr, Sa 23–5 Uhr | Tipp Das Cooldown Café um die Ecke am Rembrandtplein ist ein Ort, an dem man den Abend/frühen Morgen ausklingen lassen kann.
Dort, wo heute das Air seine Gäste empfängt, war früher das iT. Dieser Club galt in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts (ja, Jahrtausends) als einzigartig in der Welt. Man sah sich in einer Liga mit dem Studio 54 in New York, ja mehr noch, eigentlich spielte man eine Klasse höher. Denn während sich das Studio 54 mit seinen prominenten Gästen schmückte, hatte man die im iT natürlich sowieso, aber darüber hinaus war hier das Publikum der Star. Von einem Insider wurde die Menge mal als »homo’s, hoeren & shoarmaboeren« beschrieben, was man sinngemäß wohl auch versteht, wenn man des Niederländischen nicht mächtig ist. Um die Hochzeit ranken sich Gerüchte über Exzesse aller Art, das Motto des Ladens war, dass hier jeder nach seiner Fasson selig werden konnte. Das Klima im iT galt als so liberal, dass hier sogar Heterosexuelle ganz sie selbst sein konnten.
Aber wie es mit Exzessen so ist, auf den Rausch folgte der Kater. Man war stolz, als eines der ersten Etablissements der Stadt einen Dark Room zu haben, doch dann machte der durch eine Vergewaltigung ungewollte Schlagzeilen – und das iT machte dicht. Nach der Jahrtausendwende gab es noch einen Neustart, aber nach einer Drogenrazzia war endgültig Schluss.
In der Nähe
Die Blauwbrug (0.13 km)
Das Tassenmuseum Hendrikje (0.18 km)
Das Escape (0.19 km)
Der NAP (0.19 km)
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Die grüne Lunge der Stadt
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Wenn man von einer gewissen mehrblättrigen Pflanze absieht, gilt Amsterdam nicht unbedingt als grüne Stadt. Steingrau und roter Backstein überwiegen. Der Vondelpark ist der größte der Stadt, mit nicht sehr beeindruckenden 45 Hektar (zum Vergleich: Der Berliner Tiergarten hat 210 Hektar). Also schlug der Amsterdamer Bürgermeister vor knapp 100 Jahren dem Oberhaupt der Nachbargemeinde Amstelveen vor, gemeinsam einen Park anzulegen.
Wie man auch heute noch weiß, ziehen sich Großprojekte immer hin, und als man 1934 endlich mit den Arbeiten beginnen konnte, war inzwischen die Weltwirtschaftskrise ausgebrochen, und die Errichtung des Erholungsgebietes wurde zu einer großen Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Die Arbeiten wurden nach dem Zweiten Weltkrieg beendet, gar erst 1970 wurde der letzte Baum gepflanzt.
Info
Adresse Bosbaanweg 5, NL-1182 DA Amstelveen | ÖPNV von Centraal Station Bus 170, 172, Haltestelle Koenenkade | Anfahrt Auf der A10 (Stadtring) bis zur Ausfahrt Buitenveldert (S108), dann stadtauswärts auf dem Amstelveenseweg, Bosbaan ist dann 1. große Kreuzung rechts. | Öffnungszeiten durchgängig | Tipp Der Fun Forest, direkt am Eingang des Wäldchens, bietet Kletterspaß für Kinder ab 130 Zentimetern.
Konzeptionell ist der Amsterdamse Bos ein Mix aus deutschem und englischem Parkdesign, aber da einige Bäume inzwischen ein ansehnliches Alter erreicht haben, wirkt er an manchen Stellen fast wie ein ausgewachsenes Wäldchen. Außerdem gibt es hier eine kleine Waldbühne, einen Campingplatz, ein Pfannkuchenrestaurant und einen Nacktbadestrand. Ruderer können auf der Bosbaan um die Wette rudern; nicht nur Amateure, auch Hochleistungssportler. Aber Freizeitsport ist ebenso möglich: Reiten, Kanufahren, im Winter Rodeln – das ganze Programm halt.
Der Amsterdamer Bos wurde schnell von den Einheimischen als grüne Lunge angenommen. Zu Hippie-Zeiten fanden hier Konzerte statt, die genau wie das große Vorbild Woodstock mit Regen, Schlamm und mangelnder Stromversorgung zu kämpfen hatten. Später gab es auch Demonstrationen gegen den Vietnamkrieg.
Heute wird das Naherholungsgebiet von den Amsterdamern wie folgt genutzt: 26 Prozent wandern, 20 Prozent führen den Hund aus, 20 Prozent joggen, 14 Prozent genießen die Natur, 12 Prozent gehen ins Restaurant, 10 Prozent radeln.
In der Nähe
Das Olympiastadion (1.79 km)
Die Museumstram (2.58 km)
Die Windmühle im Amstelpark (2.99 km)
Das Xaviera’s Happy House B&B (3.17 km)
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H6 genoss das Leben in vollen Zügen
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Wer alt genug ist, kann sich vielleicht noch an die vielen seltsamen Acts erinnern, die damals via des in Bremen produzierten Musikladens nach Deutschland geschmuggelt wurden (Pussycat mit »Mississiiiiiiiiiiipi«, George Baker Selection, Vader Abraham et al.). Aber natürlich gibt es auch gute Acts, und die gegenwärtige Präsenz von Niederländern beispielsweise in der elektronischen Tanzmusik (Tiësto, Fedde Le Grand, Armin van Buuren et cetera) ist beeindruckend und steht wohl in direktem Zusammenhang mit der Partylaune ihrer Landsleute.
Daneben gibt es aber auch noch sogenannte Volksmusik, bei der man nie ganz sicher ist, ob es ein Verlust oder ein Glück ist, dass sie im Ausland so gut wie unbekannt ist. Zu deren exponierten Vertretern gehörte André Hazes, dessen Nachnamen Fans mit »H6« (6 für niederländisch »zes«) abkürzten. Hazes wuchs in dem Amsterdamer Viertel De Pijp auf, sein Gesangstalent wurde entdeckt, als er auf dem Albert Cuyp Markt losschmetterte. Sein Markenzeichen waren große, mit Inbrunst, Gefühl und Vibrato vorgetragene Balladen, die – obwohl sie oft eher an Sprechgesang als an klare Melodiebögen erinnerten – von einem großen Publikum begeistert mitgesungen wurden. Die meisten Fans kannten die Lieder fast noch besser als der Interpret. Dabei wollte André als kleiner Junge noch Rock ’n’ Roll und Rhythm and Blues spielen.
Info
Adresse Albert Cuypstraat, NL-1072 CN Amsterdam (Zuid/De Pijp) | ÖPNV Tram 16, 24, Haltestelle Albert Cuypstraat | Tipp Caffe 500 (Albert Cuypstraat 59) ist ein witziges Lokal, zu dessen Inneneinrichtung ein echter Fiat 500 gehört. Und der Espresso ist auch sehr gut.
Hazes, der ein genauso leidenschaftlicher Milchtrinker wie Harald Juhnke war, verstarb am 23. September 2004. Posthum wurde sein Werk »Zij gelooft in mij« (Sie glaubt an mich) noch einmal veröffentlicht und zu seinem größten Hit. Von dem Toten nahmen fast 50.000 Anhänger in der Amsterdam ArenA Abschied. Ein Jahr später wurde ein Teil seiner Asche am Strand von Hoek van Holland übers Meer geschossen, am selben Tag wurde auch sein Denkmal auf dem Markt in der Albert Cuypstraat – da, wo seine wechselvolle Karriere begonnen hatte – enthüllt.
In der Nähe
De Taart van m’n Tante (0.29 km)
Die Heineken Experience (0.34 km)
Das Kraakcafé De Molli (0.49 km)
Das Mail & Female (0.51 km)
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Fluchtpunkt in der Fremde
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Als Anne Frank 1934 zu ihrer Familie in die holländische Hauptstadt kam, war sie auf der Flucht und musste ganz von vorn anfangen. Doch es gelang dem Vater Otto Frank, sich schnell im niederländischen Geschäftsleben zu etablieren. Sie zogen an den Merwedeplein, damals ein Neubaugebiet; licht, luftig und modern. Anne Frank verbrachte hier die glücklichste Zeit ihres Lebens. Sie dauerte bis zum Einmarsch der Deutschen im Mai 1940. Um einer Deportation nach Auschwitz zu entgehen, versteckten sich die Franks ab 1942 im Hinterhaus der Firma des Familienoberhauptes in der Prinsengracht, wo Anne ihr später weltberühmtes Tagebuch begann. Am 4. August 1944 wurden Anne Frank und die anderen sieben Untergetauchten entdeckt und verhaftet. Sie kamen in das Lager Westerbork, von wo sie nach Auschwitz verschleppt wurden. Im KZ Bergen-Belsen verstarb Anne Frank im März 1945, vermutlich an Flecktyphus und den Folgen der Lagerhaft.
Wie das ZDF mit »Unsere Besten« kam auch das holländische Fernsehen vor einigen Jahren auf die Idee, die berühmtesten Landsleute zu küren. In den Kandidatenkreis wurde auch Anne Frank aufgenommen. Bei dieser Gelegenheit fiel auf, dass sie niemals die niederländische Staatsbürgerschaft erworben hatte. Die deutsche wurde ihr 1941 aberkannt, danach war sie staatenlos. Daraufhin wurde der Versuch unternommen, Anne Frank posthum zur Niederländerin zu machen, was allerdings an bürokratischen Hürden scheiterte: Die Einbürgerungsgesetze sehen vor, dass das Bürgerrecht nur an lebende Personen verliehen werden darf. Bei der Abstimmung durfte Anne Frank dennoch teilnehmen. Sie belegte Platz acht. Bei dem ZDF-Pendant kam sie auf Rang 134.
Info
Adresse Merwedeplein, NL-1078 Amsterdam (Rivierenbuurt) | ÖPNV Tram 12, 25, Haltestelle Waalstraat | Tipp Ein Besuch des Anne-Frank-Hauses in der Prinsengracht 263. Lassen Sie sich davon, dass auch Gestalten wie Justin Bieber sich im Gästebuch verewigen, nicht von einem Besuch abhalten.
Das Denkmal am Merwedeplein wurde am 9. Juli 2005 enthüllt. Anne Frank ist die einzige Amsterdamerin, die mit zwei Monumenten geehrt worden ist. Das andere steht in der Nähe der Westerkerk.
In der Nähe
Das Okura-Hotel (0.63 km)
Das Polderhaus (1.02 km)
Das Kraakcafé De Molli (1.06 km)
Tattooing Schiffmacher & Veldhoen (1.07 km)
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Nicht nur für ’n Appel und ’n Ei
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Während des Gouden Eeuw – also während des 17. Jahrhunderts – erlebte die Malerei eine bis dahin unbekannte Blüte. Die Kaufleute der aufstrebenden Städte wurden schnell reich und wollten zeigen, was sie hatten. So entstanden die unzähligen detailverliebten Stillleben und die vielen Porträts, die feiste und selbstzufrieden in die Welt starrende Kaufmannsfamilien zeigen. Und nicht zu vergessen die Werke Rembrandts. (Diesem Namen werden Sie in diesem Buch noch öfter begegnen.)
Aber auch nach dem Goldenen Jahrhundert erlangten noch weitere Maler Weltberühmtheit – Van Gogh, Mondrian –, weshalb sich die Frage aufdrängt: Und was passiert so in der Gegenwart?
Info
Adresse Prins Hendrikkade 142, NL-1011 AT Amsterdam (Centrum) | ÖPNV Bus 32, 33, 301, 302, 304, 306, 307, 308, Haltestelle Prins Hendrikkade | Öffnungszeiten Di–Sa 12–20 Uhr, So 12–18 Uhr | Tipp Wer auf den Geschmack gekommen ist: Das CBK (Centrum Beeldende Kunst), Oranje Vrijstaatkade 71, bietet noch mehr zeitgenössische Kunst.
Wer das wissen will, sollte einen Blick in De Appel werfen. Dieses Haus versteht sich als Zentrum für zeitgenössische Kunst. Es wurde 1975 gegründet, damals noch an anderer Stelle in einem Grachtenhaus, welches früher mal einem Kaufmann namens Appel gehört hatte. De Appel wirkt auf zweierlei Weise. Zum einen gibt das Haus natürlich aufstrebenden Künstlern die Möglichkeit, ihre Werke einem Publikum zu präsentieren. Drum herum passieren die üblichen Events, Performances und Inszenierungen, aber zum anderen bemüht man sich auch darum, die Fachkenntnis sowohl des Publikums als auch (junger) Kuratoren zu verbessern. Auch Galeristen können hier noch was lernen. In Anbetracht der Tatsache, dass selbst aufgeschlossene Menschen auf manche Formen der modernen Kultur etwas, nun ja, ratlos reagieren, scheint das eine gute Idee zu sein.
In dem Gebäude, in dem De Appel nun residiert, befand sich früher das Fantasio, wo einige große Acts der 70er Jahre (Pink Floyd, Led Zeppelin) ihre ersten Auftritte in Holland hatten. De Appel hat an dem neuen Ort auch Platz genug für ein eigenes Lokal, welches originell eingerichtet ist und auf den Namen Moes (Mus) getauft wurde.
In der Nähe
Das Glowgolf (0.05 km)
Die OBA (0.28 km)
Der Giebelstein »In Coignac« (0.33 km)
Der Cotton Club (0.37 km)
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Das total tolle Tierparadies
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Der Amsterdamer Zoo ist gerade 175 Jahre alt geworden. Gegründet wurde er 1838 von einer Gesellschaft mit dem Motto »Natura Artis Magistra« (was – wie wir alten Lateiner wissen – bedeutet: »Die Würfel sind gefallen.1«), was der Amsterdamer Volksmund zu Artis abkürzte. Artis ist ein typischer Großstadttiergarten aus dem 19. Jahrhundert. Das heißt, er verfügt über viele historische Gebäude, die einerseits schön anzusehen sind, aber andererseits Tierschützer auf die Palme bringen, weil man im vorletzten Jahrhundert unter artgerechter Haltung etwas anderes verstand als heute. Das zweite Problem ist die räumliche Begrenzung durch die Stadtlage. Artis wurde immer wieder mal erweitert und umgebaut. Anfangs wurde auf der Gracht, die durch den Tierpark führt, auch noch Berufsschifffahrt betrieben. Dies ärgerte aber die Mitarbeiter vom Zoo mächtig, denn wenn die Bootsleute nachts durchfuhren, nahmen sie manchmal heimlich Passagiere mit, die sich den Zoo dann gratis ansahen.
Die Zeit der deutschen Besatzung überstand Artis vergleichsweise glimpflich. Man hatte zu dieser Zeit einen Schweizer Chef, der es verstand, sich mit gelernter Neutralität herauszuhalten.
Info
Adresse Plantage Kerklaan 40, NL-1018 CZ Amsterdam (Weesperbuurt) | ÖPNV Tram 9, 14, Haltestelle Plantage Kerklaan | Öffnungszeiten April–Okt. 9–18 Uhr; Nov.–März 9–17 Uhr | Tipp Das Tropenmuseum (Linnaeusstraat 2) beherbergt exotische Bestände, die sich früher in Artis befanden.
Wie viele andere Tiergärten hat Artis auch ein Maskottchen und ein niedliches Tierbaby, einen Elefanten namens Mumba.
Nun könnte man fragen: Warum in Amsterdam einen Zoo besuchen, der letztlich dasselbe bietet, wie mein Tiergarten zu Hause auch? Aus zwei Gründen: Erstens führt die Reise nach Artis über den Grachtengürtel hinaus – was schon mal grundsätzlich zu begrüßen ist –, und zweitens gibt es im Aquarium des Zoos eine Nachbildung der Amsterdamer Grachten. Hier kann man sehen, was man sonst nirgendwo erblickt: Wie es unter der Wasseroberfläche aussieht. Das ist ziemlich verblüffend (man glaubt gar nicht, was manche Leute alles dort hineinwerfen).
1 Ein Scherz! Konnte ja nicht wissen, dass Sie so streng sind. Also: »Die Natur ist die Lehrmeisterin der Kunst.«
In der Nähe
Der Wertheimpark (0.26 km)
Das Frauenhaus (0.38 km)
Die Ets Haim Bibliotheek (0.58 km)
Die Oranje-Nassau-Kaserne (0.64 km)
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Fliegende Holländer unter sich
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Anthony Fokker war der holländische Otto Lilienthal. Der Flugpionier wurde 1890 geboren. Als er 1910 nach Deutschland ging, um dort eine Ausbildung als Techniker zu absolvieren, stand für ihn schon fest, dass er später mal was mit Flugzeugen machen wollte. Fokker war alles in einer Person: Entwickler, Ingenieur, Unternehmer und sein eigener Testpilot.
In Berlin gab es im Stadtteil Johannisthal damals noch einen Flughafen, an dessen Rand sich die ersten Flugzeugwerften gründeten. Auch Fokker errichtete hier sein Werk und konstruierte den Fokker-Dreidecker. Die Produktion wurde später ins mecklenburgische Schwerin verlagert, wo Fokker weitere Modelle entwickelte, auf denen der berühmte »Rote Baron« von Richthofen im Ersten Weltkrieg seine Erfolge feierte. In der Tat war es eine Erfindung Fokkers, die den Deutschen in den ersten Jahren des Krieges die Luftüberlegenheit sicherte. Bei ihm waren die Bordwaffen und der Propeller so synchronisiert, dass die Piloten nach vorn schießen konnten, ohne die eigenen Propellerblätter zu beschädigen. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrte er zurück in seine Heimat, wo er eine neue Flugzeugfirma gründete.
Info
Adresse Aviodrome Lelystad, Pelikaanweg 50, NL-8218 PG Lelystad | ÖPNV von Centraal Station, ICs fahren mindestens alle halbe Stunde, Haltestelle Lelystad | Anfahrt von Amsterdam aus über die A1 und A6 nach Lelystad bis zur Ausfahrt Luchthaven, dann auf dem Larserweg (N302) circa 1 Kilometer Richtung Harderwijk | Öffnungszeiten Di–So 10–17 Uhr, weitere Informationen unter www.aviodrome.nl | Tipp Wem Fliegen dann doch zu hoch ist, der kann es auch etwas niedriger versuchen und vom Amsterdamer Hafen aus mit dem Tragflügelboot nach IJmuiden fahren.
Die Marke Fokker produziert heute nicht mehr (auch wenn immer noch Maschinen mit diesem Namen durch die Lüfte gleiten), auch die einst so stolze KLM ist längst mit der Air France fusioniert, aber wer sich einen Eindruck verschaffen will, wie groß die niederländische Luftfahrtgeschichte ist, für den gibt es immer noch den Aviodrome in Lelystad, circa eine Autostunde von Amsterdam entfernt.
Hier kann man fast 200 Jahre Luftfahrtgeschichte nacherleben. Es gibt einen Flugsimulator, einen begehbaren Jumbojet, ein nachgebautes Empfangsgebäude des Flughafens Schiphol aus dem Jahr 1928. Und wer sich selbst in die Lüfte wagen will, kann auch einen Rundflug machen.
In der Nähe
Typisch Nederlands (31.12 km)
Die Blijburg (37.02 km)
Das Surfcenter (37.26 km)
Die Oranjesluizen (39.63 km)
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Seh-fahrt unter Segeln
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Die niederländische Sprache ist voll mit Redewendungen, die ihren Ursprung in der Seglersprache haben. Gut, Ausdrücke wie »über Bord gehen«, »im toten Winkel« oder »auf Grund laufen« kennen wir auch, aber das ist nichts im Vergleich zum Niederländischen. Dort haben Sprichwörter und Redewendungen der Matrosen jeden Aspekt des Alltags durchdrungen. Das ist typisch niederländisch. Die reinen Fachbegriffe der Segler hingegen sind im Deutschen und Niederländischen nahezu identisch. Dazu gibt es zwei verschiedene Theorien. Die eine sagt, Holland war so früh so führend in Sachen Seefahrt, dass die Fachausdrücke bald in Deutschland übernommen wurden. Die andere geht davon aus, dass viele norddeutsche Matrosen auf holländischen Schiffen Dienst taten und so ihren Sprachgebrauch exportierten. Der kundige Leser ahnt, in welchem Land welche Theorie bevorzugt wird. Und es ist unleugbar, dass Holland eine große Seefahrernation ist. Ein Segelboot bedienen war in Küstennähe so selbstverständlich wie heute das Radfahren.
Aber zurück zur Praxis. Die Avontuur ist ein Klipper aus dem Jahr 1909, auf dem man mitsegeln, seekrank werden, an Rennen teilnehmen, ja sogar längere Törns mitmachen kann, wenn man will. Klipper sind eigentlich Anachronismen: Als sie gebaut wurden, waren Dampfschiffe schon längst Alltag, aber auf bestimmten Routen waren diese Schiffe – meist mit Stahlrümpfen und gigantisch großer Segelfläche – der moderneren Konkurrenz noch überlegen. Den Namen Klipper bekamen sie wegen ihrer Schnelligkeit. Diese Fahrzeuge brausten so schnell über das Meer, dass es Beobachtern so vorkam, als würden sie durch den Wind schneiden (klippen).
Info
Adresse Van Diemenkade 14, NL-1013 CR Amsterdam (Centrum) | ÖPNV Tram 3, Haltestelle Zoutkeetsgracht | Öffnungszeiten Buchungen & Info unter www.avontuur.nl oder unter Tel. +31/6/14045800 | Tipp Wer kleiner anfangen und selbst segeln will, kann bei der Segelschule Nautiek (Veemkade 267) eine Jolle mieten und auf einem See üben.