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Peggy Moreland

Die falschen Küsse des Millionärs

IMPRESSUM

COLLECTION BACCARA erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH

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© 2007 by Harlequin Books S.A.
Originaltitel: „Merger of Fortunes“
erschienen bei: Silhouette Books, Toronto
in der Reihe: DESIRE
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARA
Band 336 - 2014 by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg
Übersetzung: Silke Schuff

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht im ePub Format in 01/2014 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733722739

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:
BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

 

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1. KAPITEL

„Hallo, wen haben wir denn da?“, murmelte Case Fortune überrascht. Er war davon ausgegangen, dass eine Kinderbuchautorin wie eine Bibliothekarin aussah. Hornbrille, flache Schuhe und ein Kleid, das mindestens bis zu den Knöcheln reichte.

Er warf einen Blick auf das Transparent, das von einem Ende der Kinderecke des Buchladens zum anderen gespannt war. Kein Zweifel, er war am richtigen Ort.

Heute Lesung und Signierstunde mit Gina Reynolds, der Autorin der „Geschichten aus Krötenhausen“!

Case unterdrückte ein abfälliges Lachen. Welche Art von Frau schrieb Erzählungen über Kröten? Da musste es sich um ein äußerst seltsames Exemplar handeln. Er wandte seine Aufmerksamkeit wieder der fraglichen Person zu.

Gina Reynolds wirkte allerdings überhaupt nicht verschroben. Anmutig saß sie auf einem Stuhl in Miniaturgröße und hielt ein Buch in die Höhe, damit die auf dem Boden kauernden Kinder die farbigen Illustrationen sehen konnten. Ihr kurzer schwarzer Rock enthüllte lange schlanke Beine, die in eleganten Lederstiefeln steckten.

Ihr Aussehen widersprach allen Vorstellungen, die er sich gemacht hatte. Eine seidige Mähne rotblonden Haars umspielte ihr hübsches Gesicht und fiel ihr über die schmalen Schultern. Ihre zierliche Nase war von Sommersprossen übersät und ihre großen Augen funkelten intensiv grün.

Case beobachtete, wie sie ihren kleinen Fans vorlas und dabei ihre Stimme verstellte, um den unterschiedlichen Figuren der Geschichte mehr Ausdruckskraft zu verleihen. Er hatte nicht erwartet, bei dieser Lesung eine hinreißende Schönheit vorzufinden, und das war Gina Reynolds auch nicht. Sie war jedoch auf jeden Fall einen zweiten Blick wert. Er konnte nicht genau sagen, was ihn an dieser Frau fesselte. Sie gehörte zu den weiblichen Wesen, deren Attraktivität erst bei näherer Betrachtung immer deutlicher zutage trat. Es war vor allem ihre Stimme, die ihn in ihren Bann zog. Er lehnte sich an ein Bücherregal, um zuzuhören, und war bald genauso in die Erzählung versunken wie die Kinder zu Ginas Füßen.

Als sie zum Ende kam und das Buch zuklappte, erhob sich einhelliges Stöhnen der Enttäuschung. Sofort begannen die kleinen Zuhörer, um eine weitere Geschichte zu betteln. Eine zweite Frau, vermutlich die Managerin des Geschäfts, trat in den Kreis der Rabauken, um zu vermitteln.

„Es tut mir leid, Kinder“, sagte sie bedauernd. „Aber Miss Reynolds muss jetzt aufhören. Stellt euch bitte in einer Reihe an der Wand auf, wenn sie euer Buchexemplar signieren soll.“ Sie warf Gina ein Lächeln zu. „Ich bin sicher, sie wird für jeden ein paar persönliche Worte finden.“

Erstaunlich graziös erhob die Autorin sich von dem niedrigen Stuhl und setzte sich hinter einen Tisch, auf dem sich mehrere Stapel ihrer Bücher befanden. Folgsam bildeten die Kinder eine Schlange, die in kurzer Zeit von einem Ende des Ladens bis zum anderen reichte.

Case war verärgert, weil es bedeutete, dass er nun noch länger warten musste, um mit Gina Reynolds ins Gespräch zu kommen, aber so leicht gab er nicht auf. Er brauchte ihre Unterstützung, um eine geplante Fusion in die Realität umzusetzen, deshalb war er fest entschlossen, nicht eher zu gehen, bis er die Gelegenheit bekommen hatte, mit ihr darüber zu reden. Er fasste sich in Geduld, drückte sich zwischen den Bücherregalen herum und gab vor, die Titel zu studieren. Irgendwann musste sich schließlich auch das letzte Kind in der Reihe mit einer Signatur der Autorin im Buch auf den Heimweg machen.

Als es endlich so weit war, trat er an den Tisch und nahm ein Buch vom Stapel. „Würden Sie das für mich signieren?“, bat er höflich.

Gina hatte sich gerade hinuntergebeugt, um ihre Handtasche aufzuheben. Sie schaute freundlich lächelnd auf. Als ihre Blicke sich trafen, blieb das Lächeln zwar auf ihrem Gesicht, aber es verlor deutlich an Wärme. Das versetzte ihn in Erstaunen. Er kannte Gina nicht und war sich sicher, dass auch sie ihn nicht kannte, dennoch glaubte er, so etwas wie Abneigung in ihren Augen zu sehen. Oder doch zumindest Missbilligung.

Sie richtete sich auf, nahm das Buch entgegen, schlug es auf und zückte den Füllfederhalter. „Für wen soll denn die Widmung sein?“

„Für mich“, antwortete er. „Case Fortune.“

„Für Sie?“, fragte sie überrascht.

„Ist das ein Problem?“

Sie errötete und schüttelte abwehrend den Kopf. „Nein, natürlich nicht, aber Sie sind das erste erwachsene männliche Wesen in meiner Laufbahn, dem ich eine Widmung in eins meiner Bücher schreiben soll.“

Er lächelte sie strahlend an. „Dann habe ich den anderen ja etwas voraus.“

Entgegen seiner Erwartung erwiderte sie sein Lächeln nicht. Stattdessen erntete er ein frostiges Stirnrunzeln.

Sie beugte sich über das Buch und schrieb eilig eine Widmung hinein. Ebenso eilig klappte sie den Buchdeckel zu und reichte ihm das signierte Exemplar. „Sie können an der Kasse zahlen“, erklärte sie kurz angebunden und richtete ihre Aufmerksamkeit wieder auf ihre Handtasche.

Er nickte irritiert. „Danke.“

Ehe er auf den eigentlichen Grund seines Besuchs zu sprechen kommen konnte, wandte sich die Managerin des Geschäfts an Gina.

„Ich würde gern noch mit Ihnen reden, bevor Sie gehen, Miss Reynolds.“

Gina richtete den Blick auf die Frau, die hinter dem Verkaufstresen stand. „Ich bin sofort bei Ihnen.“ Sie erhob sich und nahm ihre Handtasche. „Bitte entschuldigen Sie mich“, sagte sie zu Case.

Verärgert über die Unterbrechung zückte er seine Brieftasche und folgte ihr zum Tresen. Er legte eine Kreditkarte bereit und lauschte der Unterhaltung zwischen den beiden Frauen. Die Managerin gratulierte Gina zum kürzlich erhaltenen Newbury-Buchpreis. Während er weiter zuhörte, fiel sein Blick auf eine Porträtaufnahme der Geschäftsführerin hinter dem Verkaufstresen. Ein kleines Schild darunter wies sie als Susan Meyer aus.

Nachdem er bezahlt hatte und das Buch von der Angestellten an der Kasse entgegengenommen hatte, näherte er sich den beiden Frauen.

„Miss Meyer?“, fragte er höflich.

Sie wandte ihm ihre Aufmerksamkeit zu. „Ja, kann ich Ihnen helfen?“

„Ich bin Case Fortune.“

Bei diesem Namen weiteten sich ihre Augen. „Oh, Mr Fortune!“ Sie kam auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand. „Es ist eine Freude, Sie bei uns im Laden zu begrüßen.“

„Die Freude ist ganz auf meiner Seite“, erwiderte er galant. „Es tut mir leid, Sie zu unterbrechen, doch ich bin nicht umhingekommen, Ihr Gespräch mit anzuhören. Sie sagten, Miss Reynolds hat den Newbury-Buchpreis gewonnen. Ich bin mit solchen Ehrungen nicht vertraut. Ist das eine wichtige Vergabe?“

Susan Meyer legte sich theatralisch eine Hand aufs Herz. „Aber ja! Dabei handelt es sich um eine hohe Auszeichnung der American Library Association. Sie wird an Autoren vergeben, die einen besonders wertvollen Beitrag zur Kinderliteratur geleistet haben. Dieses Jahr ist der Preis an Gina gegangen. Wir sind alle sehr stolz auf sie.“

„Das kann ich mir vorstellen“, sagte Case beeindruckt und wandte sich an Gina. „Ich vermute, Sie feiern eine Party nach der anderen wegen Ihres großen Erfolgs?“

Feine Röte überzog ihre Wangen. „Nein, eigentlich nicht.“

„Ich hoffe, Sie erlauben mir, dieses Versäumnis nachzuholen. Darf ich Sie zu ein paar Cocktails einladen?“

„Cocktails?“, wiederholte sie verblüfft.

„Das scheint mir angemessen.“

„Oh nein“, sagte sie und schüttelte den Kopf. „Ich kann Ihre Einladung unmöglich annehmen. Trotzdem vielen Dank. Ich muss hierbleiben und Susan beim Aufräumen helfen.“

„Das kommt überhaupt nicht infrage“, widersprach die Managerin. „Sie sind unser Gast. Ich werde mich zusammen mit meinem Team um alles kümmern.“ Sie deutete zum Ausgang. „Gehen Sie feiern. Man bekommt nicht jeden Tag die Gelegenheit, Cocktails mit einem attraktiven Mann zu trinken.“

Das Restaurant, das Case ausgewählt hatte, lag nicht nur in der Nähe der Buchhandlung, es zählte auch zu den besten in Sioux Falls, Dakota. Werktags saßen hier vor allem Geschäftsleute, die während des Essens doppelte Martinis tranken und Kontakte knüpften. Abends war das Geschäft genauso gut besucht. Dieselben Geschäftsleute hofierten nach Feierabend ihre Kunden bei Filetsteak in Pfefferkruste oder bei geräuchertem Lachs. Die Weine waren so exquisit wie die Gerichte. Am Wochenende herrschte allerdings eine andere Atmosphäre. Viele Paare nutzten den Freitag- oder Samstagabend für ein romantisches Dinner bei Kerzenlicht.

Gina wusste das, weil ihr Vater ihre Mutter oft hierher ausgeführt hatte. Nachdem er sie in der Regel die Woche über vollständig ignoriert hatte, versuchte er auf diese Weise, sie milde zu stimmen. Nicht wenige seiner Geschäftsfreunde verfuhren mit ihren Ehefrauen genauso.

Sie warf einen verstohlenen Blick auf Case und überlegte, ob er dieses Restaurant wohl jemals aus ähnlichen Gründen aufgesucht hatte. Er war nicht verheiratet, es gab also keine Ehefrau, die er umgarnen musste, aber vielleicht waren solche Maßnahmen ja auch bei einigen seiner zahlreichen Freundinnen nötig. Soweit sie das einschätzen konnte, verging kaum eine Woche, ohne dass sein Foto in irgendeinem Magazin auftauchte. Und jedes Mal hing eine andere Frau an seinem Arm. Eins hatten sie alle gemeinsam, sie wirkten immer jung und äußerst attraktiv.

An weiblicher Gesellschaft schien es ihm nicht zu mangeln, daher fragte sie sich, wieso er darauf bestanden hatte, mit ihr auszugehen. Unter gesenkten Augenlidern musterte sie ihn aufmerksam. Sie glaubte keine Sekunde daran, dass er nur ihren Erfolg feiern wollte. Männer wie Case Fortune taten nichts, ohne dabei an ihren eigenen Vorteil zu denken. Und davon, mit ihr auf ihren Buchpreis anzustoßen, hatte er nun wirklich nichts.

Während der Kellner routiniert die Champagnerflasche öffnete, beobachtete sie Case mit unverminderter Wachsamkeit. Sie gab es nicht gern zu, aber er sah leibhaftig noch besser aus als auf den Fotos in den Hochglanzmagazinen. Dichtes, dunkles, sehr kurzes Haar. Ein markantes, gut geschnittenes Gesicht. Die Lederjacke, die er lässig über die Stuhllehne gehängt hatte, stammte vermutlich aus dem Atelier eines italienischen Designers, genauso wie das maßgeschneiderte Hemd. Er hatte das Geld, sich jeden Luxus zu erlauben, und das Beste schien gerade gut genug für ihn zu sein. Auch in dieser Hinsicht fühlte sie sich an ihren Vater erinnert.

Der Gedanke an Curtis Reynolds hob ihre Stimmung nicht, im Gegenteil. Sie warf einen kurzen Blick auf die Uhr und fragte sich, wie lange sie wohl bleiben musste, um nicht unhöflich zu wirken. Fünf Minuten? Oder zehn?

„Ihr Champagner, gnädige Frau.“

Erschrocken blickte sie auf und sah sich dem Kellner gegenüber, der ihr eine Champagnerflöte reichte. Sie zwang sich zu einem Lächeln und nahm das Glas. Währenddessen verfluchte sie im Stillen die Managerin der Buchhandlung aufs Gröbste. Susan hatte sie förmlich zur Tür hinausgestoßen. Ihr war kaum etwas anderes übrig geblieben, als Case Fortunes Einladung anzunehmen. Eine Ablehnung wäre ebenso undankbar wie unhöflich gewesen.

„Auf viele weitere Auszeichnungen in der Zukunft.“

Gina schaute auf und sah, dass Case sein Glas erhoben hatte. „Danke“, murmelte sie, prostete ihm zu und nippte an ihrem Champagner.

Sie mochte dieses perlende Getränk nicht besonders. Ihr Vater war völlig versessen darauf. Das allein genügte ihr schon, um eine Abneigung dagegen zu hegen. Bei der erneuten Erinnerung an ihn erschauerte sie unwillkürlich und setzte unwillig das Glas ab. Zweifellos war Case dafür verantwortlich, dass sie heute andauernd an ihren Vater denken musste.

Besorgt blickte er sie an. „Wenn Sie Champagner nicht mögen, kann ich Ihnen auch etwas anderes bestellen.“

Sie schüttelte den Kopf. „Nein, vielen Dank. Ich trinke nur nicht besonders oft Alkohol.“

Er nickte verständnisvoll und sah sie interessiert an.

„Wissen Sie, ich bin erstaunt, dass wir uns noch nie begegnet sind. Immerhin leben wir in derselben Stadt. Unsere Wege hätten sich ja irgendwann einmal kreuzen können.“

„Eigentlich ist das kein Wunder“, sagte sie und zuckte mit den Schultern. „Ich war lange auf einem Internat und danach an der Universität. Ich bin erst vor einigen Jahren wieder nach Sioux Falls gezogen.“

„Ich schätze, das erklärt alles“, erwiderte er und lächelte. „Ich kenne Ihren Vater. Ehrlich gesagt, bin ich sein größter Fan. Er hat Reynolds Refining zu einem Unternehmen gemacht, das auf dem Weltmarkt eine bedeutende Rolle spielt. Die Firma wird hervorragend geführt und steht finanziell sehr gut da. Das ist bei der heutigen Wirtschaftslage keine Selbstverständlichkeit.“

Gina langweilte das Gespräch zu Tode. Sie wandte den Blick ab. „Ich habe kaum Ahnung von diesen Dingen.“

„Sie interessieren sich nicht für das Unternehmen Ihres Vaters?“

„Absolut nicht.“

„Und warum nicht?“

Sie schaute erneut auf die Uhr. „Ich sollte jetzt gehen.“

Erstaunt hob er die Augenbrauen. „Aber wir haben unseren Champagner noch gar nicht ausgetrunken.“

Sie griff nach ihrer Handtasche. „Wie ich schon sagte, ich mag Alkohol nicht besonders gern.“

Er verschränkte die Arme vor der Brust, beugte sich vor und musterte sie eindringlich. „Ich habe vielmehr den Eindruck, Sie mögen mich nicht besonders.“

Peinlich berührt senkte Gina den Blick. Sie ärgerte sich, weil sie ihre Gefühle nicht besser verborgen hatte. „Nicht Sie persönlich. Nur Männer wie Sie.“

„Und was für ein Mann bin ich Ihrer Meinung nach?“

Ungeduldig zuckte sie mit den Schultern. „Ich muss jetzt wirklich gehen. Vielen Dank für den Champagner.“

Er legte eine Hand auf ihre, um sie aufzuhalten. „Ich würde Sie gern wiedersehen.“

Seine Augen waren von einem unglaublichen Blau. Er fixierte sie mit einer Intensität, die es ihr schwer machte, den Blick abzuwenden. „Ich gehe kaum aus. Meine Arbeit nimmt mich sehr in Anspruch.“

„Aber Sie müssen doch dann und wann mal essen, oder?“

„Normalerweise tue ich das am Schreibtisch.“

„Darf ich Sie wenigstens anrufen?“

Panik durchzuckte sie für einen Moment. Ihr fiel absolut keine höfliche Ausrede ein. Hastig entzog sie ihm ihre Hand und stand auf. „Gern“, sagte sie und lächelte gezwungen. „Nochmals vielen Dank für den Champagner.“ Bevor er es schaffte, irgendetwas zu erwidern, drehte sie sich um und eilte zur Garderobe, um in ihren Mantel zu schlüpfen.

Case Fortune würde sie nicht anrufen. Während sie das Restaurant verließ, stahl sich ein triumphierendes Lächeln auf ihr Gesicht. Das konnte er gar nicht.

Ihre Telefonnummer war nicht im Telefonbuch.

„Hast du schon etwas erreicht bezüglich der Fusion mit Reynolds?“

Case lehnte sich in seinem Bürosessel zurück und unterdrückte ein Seufzen, während sein Bruder Creed ihm gegenüber Platz nahm.

Obwohl es ihm lieber gewesen wäre, sein Bruder hätte dieses heikle Thema nicht angeschnitten, konnte er ihm wegen seiner Neugier keinen Vorwurf machen. Es hing viel davon ab für Dakota Fortune. Da er das Unternehmen gemeinsam mit Creed leitete, hatte der natürlich ein großes Interesse am Erfolg der Fusion. „Nein“, antwortete er widerwillig. „Ich arbeite jedoch an dem Problem.“

Creed fluchte verhalten. „Verdammt, Case. Muss ich dich wirklich daran erinnern, wie wichtig diese Sache für uns ist?“

„Nein, nicht nötig. Mir ist das ebenso klar wie dir, aber ich kann nichts dafür, wenn Reynolds einen Rückzieher macht.“

Creed stand auf, um unruhig auf und ab zu gehen. „Es gibt doch bestimmt eine Möglichkeit, ihn zu zwingen.“

„Ich habe Kontakt zu seiner Tochter geknüpft. Sie ist ein wichtiges Rädchen im Getriebe. Reynolds hat sich aus irgendwelchen Gründen entschlossen, ihr sein Unternehmen zu überlassen, anstatt es uns zu verkaufen, wie er ursprünglich vorhatte.“

Sein Bruder blieb stehen. „Tochter? Ich wusste gar nicht, dass Curtis Kinder hat.“

„Ich auch nicht, bis er mir sagte, dass er seine Meinung über die Fusion geändert hat.“

„Hat sie denn überhaupt Erfahrung in der Branche?“

Case stieß ein Schnauben aus. „Kaum. Sie ist Schriftstellerin, Kinderbücher, stell dir vor. Soweit ich das beurteilen kann, hat sie keinerlei Interesse an den Geschäften ihres Vaters.“

„Aber warum will Reynolds das Unternehmen dann ihr überlassen? Wir wissen schließlich beide, wie unbeständig die Energiebranche ist. Wenn jemand ohne Erfahrung die Raffinerie in die Hände bekommt, wird sie innerhalb eines Monats bankrottgehen.“

Case nickte nachdenklich. Daran hatte er auch schon gedacht. „Du erzählst mir nichts Neues, doch was kann ich dagegen tun? Reynolds hat entschieden, dass er sein Geschäft seiner Tochter hinterlassen möchte. Als eine Art Vermächtnis, nehme ich an.“

„Du musst einen Weg finden, ihn zu zwingen, sich an seine ursprüngliche Zusage zu halten. Wir brauchen diese Fusion.“

„Wie gesagt, ich arbeite daran. Die Tochter ist der Schlüssel, dabei will sie seine Firma gar nicht haben. Ich muss nur irgendwie erreichen, dass sie ihren alten Herrn davon überzeugt, mit uns zu fusionieren.“

„Und wie wirst du das bewerkstelligen?“

Er verschränkte die Hände hinter dem Kopf und lächelte süffisant. „Mach dir keine Sorgen, kleiner Bruder. Ich weiß, wie man mit Frauen umgeht.“

Creed verdrehte die Augen und ging zur Tür. „Entschuldige. Für einen Moment hätte ich fast vergessen, mit wem ich rede.“

Nachdem sein Bruder die Tür geschlossen hatte, ließ Case die Hände sinken und runzelte die Stirn. Es war nicht länger nötig, unangebrachten Optimismus zu verströmen. In Wahrheit hatte er Creed etwas vorgemacht. Auch wenn er gewisse Erfahrungen mit Frauen für sich in Anspruch nehmen durfte, so war er doch in diesem speziellen Fall bisher nicht weit gekommen.

Wie sollte er Reynolds’ Tochter überzeugen, ihn zu unterstützen, wo er noch nicht einmal mit ihr sprechen konnte? Diese junge Frau hatte ihn einfach ausgetrickst. Einer Autorin von Kinderbüchern war es mühelos gelungen, Case Fortune hereinzulegen.

Er biss die Zähne zusammen, als er an Ginas unschuldiges Lächeln dachte, mit dem sie ihm erlaubt hatte, sie anzurufen. Natürlich wusste sie in dem Moment ganz genau, dass ihm das nicht möglich sein würde. Nicht, wenn ihre Telefonnummer nirgendwo verzeichnet war.

Es wäre nicht so schwer, ihre Anschlusskennung herausfinden zu lassen, nur ein paar Anrufe bei den richtigen Leuten, aber er konnte es nicht riskieren, es auf diese Art zu versuchen. Sobald Gina seine Stimme hören würde, wäre ihr klar, dass er ihre Nummer auf fragwürdige Weise bekommen hatte. Damit hätte sie nur einen Grund mehr, ihn nicht zu mögen.

Sie hegte schon jetzt nur wenig Sympathie für ihn, oder besser: für Männer wie ihn. Das hatte sie jedenfalls gesagt, wenn er sich recht erinnerte. Für welche Art von Typ mochte sie ihn wohl halten?

Frustriert ließ er die Schultern sinken, aber schließlich riss er sich zusammen. Letztendlich war es egal, was sie von ihm dachte. Sie lag ganz offensichtlich falsch, und er würde sie vom Gegenteil überzeugen.

Es war nur die Frage, wie er das anstellen sollte.

Ein Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als ihm die Lösung einfiel. Es war so einfach, dass er sich wunderte, wieso er nicht sofort darauf gekommen war. Er drückte einen Knopf der Sprechanlage.

„Ja, Mr Fortune?“, meldete sich seine Sekretärin augenblicklich.

„Marcia, bestellen Sie bitte bei unserem Floristen drei Dutzend gelbe Rosen. Sie sollen an Gina Reynolds geliefert werden.“

„Finde ich ihre Adresse in Ihrer privaten oder in der geschäftlichen Datei?“

„In keiner von beiden. Sie ist Curtis Reynolds’ Tochter. Vermutlich müssen Sie ein wenig forschen, um die Anschrift herauszufinden, aber sie ist eine bekannte Schriftstellerin. Es dürfte nicht allzu schwierig sein.“

„Wird erledigt. Was soll auf der Karte stehen?“

Case dachte einen Moment nach, dann grinste er breit. „Beste Grüße vom Krötenfan.“

„Wie bitte?“

„Krötenfan“, wiederholte er geduldig. „Sie wissen schon, Kröten. So ähnlich wie Frösche. Nur nicht grün.“

„Äh, ja, Sir. Natürlich. Ich kümmere mich sofort darum“, erwiderte Marcia hörbar irritiert.

„Und beauftragen Sie den Floristen, einen Behälter für die Blumen zu finden, der wie eine Kröte geformt ist. Kristall oder Silber wäre gut.“

„Was immer Sie wünschen“, erklärte die Sekretärin skeptisch. „Ist das eine Art von Scherz?“

„Nein. Eher eine Art von Krieg.“

Das erste Läuten an der Tür ignorierte Gina geflissentlich. Sie saß an ihrem Zeichentisch und fertigte eine Skizze nach der anderen an. Gerade befand sie sich mitten in einer kreativen Phase und die Bilder flossen ihr förmlich aus dem Stift. Wenn sie ihre Arbeit jetzt unterbrach, würde sich alles verflüchtigen, bevor sie eine Chance hatte, es zu Papier zu bringen.

Es klingelte zum zweiten Mal. Sie hob die Schultern und versuchte, das nervtötende Geräusch auszublenden. Beim dritten Mal fluchte sie leise, legte den Zeichenstift beiseite und marschierte übellaunig zur Eingangstür ihres Lofts. Sie war bereit, denjenigen, der sie störte, zu hängen und zu vierteilen.

Das Gesicht grimmig verzogen, spähte sie durch den Spion – und sah Rosen. Gelbe Rosen. Ein ganzes Meer davon. Neugierig öffnete sie die Tür, trat einen Schritt zurück und schlug die Hände vor den Mund. „Ach du meine Güte!“

„Eine Lieferung für Miss Gina Reynolds“, drang eine männliche Stimme hinter dem Wall aus Rosen hervor.

Sie schaffte es nicht, den Inhaber der Stimme zwischen der gelben Pracht zu erkennen. „Das bin ich.“

„Wo soll ich die Rosen abstellen?“

„Ich nehme sie“, bot Gina an und streckte die Arme aus. Vergeblich versuchte sie, die Blumenpracht in den Griff zu bekommen, und gab schließlich auf. „Vielleicht bringen doch besser Sie den Strauß herein. Ich zeige Ihnen den Weg.“ Sie trat hinter den Lieferanten, legte ihm die Hände auf die Schultern und schob ihn sachte vorwärts. „Immer geradeaus. Vorsicht, links von Ihnen ist ein Pfeiler. Ja, so ist es gut. Vor Ihnen befindet sich ein Tisch. Da können Sie die Rosen abstellen.“

Erleichtert seufzend entledigte sich der junge Mann seiner Last, zückte einen Lieferschein und hielt ihn ihr zusammen mit einem Stift entgegen. „Unterschreiben Sie bitte hier.“

„Von wem sind die denn?“, fragte sie, während sie ihren Namen auf das Papier kritzelte.

„Da bin ich überfragt“, antwortete der Lieferant, zuckte mit den Schultern und überreichte ihr den Durchschlag des Belegs. „Vermutlich steckt da irgendwo eine Karte. Wenn nicht, können Sie im Blumenladen anrufen. Die wissen es dort bestimmt. Die Telefonnummer steht auf Ihrem Kontrollzettel.“

Gina nickte, nahm fünf Dollar aus ihrer Brieftasche und reichte sie dem jungen Mann. „Vielen Dank.“

Nachdem sie den Lieferanten zur Tür gebracht hatte, kehrte sie an den Esstisch zurück und suchte im Blumenmeer nach einer Karte, vergeblich. Schließlich stellte sie fest, dass sie an der Vase befestigt war.

„Lieber Himmel“, entfuhr es ihr, als sie das Gefäß näher in Augenschein nahm. Es handelte sich um einen aufwendig gearbeiteten silbernen Behälter in der Form einer Kröte, und diese Kröte schien sie aus Strass-besetzten Augen anzufunkeln. In freudiger Erwartung griff Gina nach dem Umschlag und zog das Kärtchen heraus. Wahrscheinlich wollte ihr Agent ihr auf diesem Weg zur Preisverleihung gratulieren.

„Krötenfan?“ Sie runzelte die Stirn und las die säuberlich getippte Zeile auf der Rückseite der Karte: Rufen Sie mich an. Hinter dieser Aufforderung befand sich eine Telefonnummer.

Die Nummer war ihr gänzlich unbekannt. Sie ging zum Telefon und wählte. Nach dem zweiten Läuten hörte sie das Klicken eines Anrufbeantworters. „Dies ist der Anschluss von Case Fortune. Hinterlassen Sie eine Nachricht nach dem Signalton.“

Wie erstarrt stand sie da. Als ein Piepen ertönte, beendete sie hastig die Verbindung.

Case Fortune schickte ihr Blumen? Noch dazu gelbe Rosen, die sie besonders gern mochte? Wie konnte er das wissen? Dazu war die silberne Vase noch wunderschön, das perfekte Geschenk für sie. Sie sammelte Kröten in allen nur erdenklichen Ausführungen.

Wieso sollte dieser Mann ihr ein so wundervolles Arrangement schicken?

„Das spielt nicht die geringste Rolle“, ermahnte sie sich.

Was auch immer seine Gründe sein mochten, sie war nicht interessiert. Nicht an ihm und nicht an seinen Geschenken. Sie würde alles wegwerfen. Auf keinen Fall wollte sie etwas behalten, das von ihm kam.

Sie war schon dabei, die Rosen mit beiden Händen zu umfassen und sie zum Mülleimer zu tragen, als sie unvermittelt innehielt. Die Augen auf dem silbernen Gefäß blickten sie anklagend an. Niemals könnte sie einer Kröte so etwas antun. Das wäre so, als ließe sie einen Freund im Stich.

Also gut, dachte Gina, straffte die Schultern und riss die Karte in kleine Fetzen. Sie würde die Kröte samt Blumen behalten, doch sie würde sich nicht bei Case melden. Gleichgültig, wie sehr sie die gelben Rosen oder die Krötenvase mochte, sie würde nicht anrufen. Unter gar keinen Umständen. Nicht einmal, um sich zu bedanken. Das widersprach zwar allen Regeln der Höflichkeit, aber das war ihr in dem Fall egal.

Sie wollte mit diesem Mann nichts zu tun haben.

„Dein persönliches Taxi ist da!“

Gina war damit beschäftigt, ihre Aktentasche für eine Reise nach New York zu packen, und blickte auf, als Zoies fröhliche Stimme zu ihr drang. Zoie war ihre Nachbarin von gegenüber und die einzige Person, die außer ihr einen Schlüssel zu ihrem Loft besaß. Zoie nutzte diese Auszeichnung, um ständig unangemeldet hereinzuschneien. So auch in diesem Fall.

Heute trug ihre flippige Nachbarin eine pinkfarbene Igelfrisur und eine brandneue Tätowierung auf dem Handrücken.

Gina schüttelte resigniert den Kopf und schloss die Aktentasche. Es war erfahrungsgemäß zwecklos, Zoies fragwürdige Umgangsformen oder ihre bizarre Aufmachung zu kommentieren. „Gut. Ich hole nur noch meinen Trolley.“

Ungläubig starrte Zoie auf die zahlreichen Blumenarrangements im Raum. „Mädchen, hast du das Schreiben aufgegeben und eine Blumenhandlung eröffnet?“

Gina verzog das Gesicht und schlüpfte in ihren Mantel. „Nein. Obwohl es danach aussieht, das muss ich zugeben.“

Ihre Nachbarin strich mit einem Finger über einen Strauß Vergissmeinnicht. „Offenbar verschweigst du mir etwas. Wer ist der Kerl?“

„Es gibt keinen Kerl“, antwortete Gina ausweichend.

Zoie wies auf die Blumensträuße, die an jedem nur erdenklichen Platz im Wohnzimmer deponiert waren. „Und was soll das dann alles?“

Gina seufzte. „Ich wünschte, ich wüsste es. Es fing mit gelben Rosen an. Sie wurden am Montag geliefert. Am Dienstag bekam ich ein Bukett Gänseblümchen. Später am Tag kamen Orchideen. Am Mittwoch waren es Gladiolen und Pfingstrosen, gestern ein Strauß Vergissmeinnicht und die Palme dort in der Ecke.“

„Und heute?“, wollte Zoie wissen.

Gina deutete auf die Stellwand, die den Schlafbereich vom Rest des Lofts trennte. „Da drüben. Ich habe hier keinen Platz mehr.“

„Dieser Mann muss wahnsinnig in dich verliebt sein. Sieh dir doch nur mal die Orchideen an. Um diese Jahreszeit kosten die ein kleines Vermögen.“

Gina schnitt eine Grimasse. „Glaub mir, er kann es sich leisten. Und er ist ganz bestimmt nicht in mich verliebt. Er kennt mich eigentlich nicht einmal.“

Zoie quittierte diese Bemerkung mit einem skeptischen Blick.

„Das ist die reine Wahrheit. Wir sind uns letzten Samstag während meiner Lesung zum ersten Mal begegnet.“

In gespieltem Entsetzen schlug Zoie die Hände zusammen. „Bitte sag mir, dass er erwachsen ist und nicht einer von den kleinen Jungs, die dich anhimmeln.“

„Ja, natürlich ist er erwachsen.“

„Hat er auch einen Namen?“

„Case Fortune.“

„Doch nicht etwa der Case Fortune?“ Zoies Augen weiteten sich.

„Du hörst dich an, als wäre er eine Art Gott oder so.“ Gina schüttelte missbilligend den Kopf.

„Den Klatschspalten nach zu urteilen, ist er genau das.“

„Was für ein Unsinn. Er ist ganz bestimmt kein Übermensch.“

Zoie musterte sie aus leicht zusammengekniffenen Augen. „Ich dachte, du kennst ihn nicht.“

„Das tue ich auch nicht, aber ich kenne genug Männer wie ihn, um ihn einschätzen zu können.“

„Und? Was hältst du von ihm?“

„Er ist herzlos, egoistisch und ehrgeizig“, erwiderte Gina. „Soll ich fortfahren?“

„Wenn ich mich nicht irre, sind das die gleichen Eigenschaften, die du deinem Vater zuschreibst.“

„Du irrst dich nicht. Sie ähneln sich in ihrem Verhalten wie zwei Erbsen, die in einer Schüssel herumkullern.“

„Ach, komm schon, Gina. Gib dem Mann eine Chance. Nur weil dein Vater ein selbstsüchtiger Idiot ist, heißt das noch längst nicht, dass alle Männer so sind.“

Gina reckte das Kinn vor. „Das habe ich auch nie gesagt.“ Sie hob ihre Aktentasche hoch und signalisierte damit das Ende der Diskussion. „Wir sollten uns auf den Weg machen. Die Sicherheitskontrollen am Flughafen dauern ziemlich lange. Ich will auf keinen Fall meinen Flug verpassen.“ Sie holte ihren Trolley aus dem Schlafzimmerbereich und ging zur Tür.

„Du weißt doch hoffentlich noch, dass ich ein paar Tage bei Sulley bin und dich nicht abholen kann, wenn du zurückkommst?“, fragte Zoie, während sie ihr folgte.

„Ja, das habe ich nicht vergessen.“

„Und wie kommst du dann nach Hause?“

„Ich nehme mir ein Taxi.“

„Du könntest Case Fortune fragen, ob er dich abholt. Ich bin sicher, es wäre ihm ein Vergnügen“, erklärte Zoie, als sie in den Korridor trat, wobei sie breit grinste.

Gina gab ein abfälliges Schnauben von sich. „Da gehe ich doch lieber zu Fuß.“

2. KAPITEL

Die Taxifahrt vom Flughafen zu ihrem Loft nach der Rückkehr aus New York ging ziemlich langsam vonstatten, da es einige Stunden zuvor zu schneien begonnen hatte. Gina machte die Verzögerung nichts aus. Es wartete zu Hause ja niemand auf sie, nicht einmal Zoie. Außerdem mochte sie Schnee.

Sie drückte ihr Gesicht an das Seitenfenster und beobachtete, wie sich große weiße Flocken aus dem bleigrauen Himmel lösten und auf die Erde schwebten. Als kleines Mädchen hatte sie bei solchem Wetter oft draußen gestanden und versucht, die Schneeflocken mit offenem Mund einzufangen. Ihre Mutter hatte sie immer geneckt und behauptet, sie sähe dabei aus wie ein hungriges Vögelchen mit aufgesperrtem Schnabel.

Bei dieser Erinnerung trat ein trauriges Lächeln auf ihr Gesicht. Sie vermisste ihre Mutter. Ihr fehlten die Unterhaltungen spät am Abend mit ihr. Oder die Vormittage auf dem Sofa, wobei sie, während sie plauderten, den Kopf auf den Schoß ihrer Mutter legte. Sie schloss die Augen und glaubte für einen Moment zu spüren, wie die schlanken Finger ihrer Mom durch ihr Haar strichen, und meinte ihr leises Lachen zu hören, das sie oft von sich gab, wenn sie ihr eine von den Geschichtchen erzählte, die sie, Gina, sich als Kind ausgedacht hatte. Und sie hörte ihre freundliche Stimme: Du solltest sie aufschreiben, bevor du sie vergisst. Vielleicht willst du sie eines Tages veröffentlichen.

„Das habe ich, Mama“, flüsterte Gina ihrem Spiegelbild in der Fensterscheibe zu.

„Was haben Sie gesagt?“, fragte der Fahrer.

Gina schrak aus ihren Gedanken auf und wandte sich verlegen dem Mann am Steuer zu. „Schon gut. Es war nichts. Ich habe nur laut gedacht. Entschuldigen Sie.“

„Wir sind gleich da“, erwiderte er freundlich. „Wird auch Zeit. Der Wetterbericht sagt, dass wir noch mehr Schnee kriegen bis morgen früh, mindestens dreißig Zentimeter.“

Gina sah aus dem Fenster und lächelte. „Die Kinder werden begeistert sein. Schneeballschlachten, Schneemänner bauen und Schlitten fahren. Das wird ein Fest für sie.“

Der Fahrer blickte sie im Rückspiegel an. „Haben Sie Kinder?“

„Ich? Oh nein. Ich bin nicht verheiratet.“

Er wiegte nachdenklich den Kopf. „Man braucht keinen Trauschein, um Kinder in die Welt zu setzen. Heutzutage ist das nichts Besonderes mehr. Viele Leute denken, es sei leicht, Kinder alleine großzuziehen. Das ist verrückt, wenn Sie mich fragen. Ich glaube, dazu gehören immer noch zwei. Eine Mutter und ein Vater.“

Gina lehnte sich wieder an die Scheibe und erinnerte sich an ihre eigene Familie. Ein Vater, der nie da war, und eine Mutter, die verzweifelt versuchte, es ihm recht zu machen.

Manchmal sind selbst zwei Personen nicht genug, dachte sie traurig.

„So, da sind wir“, meinte der Mann. „Soll ich vor der Eingangstür halten oder in die Tiefgarage fahren?“

„Vor die Haustür bitte.“

Während er ihren Trolley aus dem Kofferraum lud, holte Gina das nötige Kleingeld aus der Brieftasche, um den Fahrpreis nebst Trinkgeld bezahlen zu können. Dann hängte sie sich die Handtasche über die Schulter, nahm ihre Aktentasche und stieg aus dem Wagen. Eine Schneeflocke landete genau auf ihrer Nasenspitze und brachte sie zum Lachen.

„Vielen Dank“, sagte sie und reichte ihrem Chauffeur das Geld. „Fahren Sie heute Nacht vorsichtig.“

Er tippte sich an die Mütze. „Das werde ich. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend.“

„Danke gleichfalls“, erwiderte Gina, fasste den Trolley am Griff und zog ihn hinter sich her zur Treppe. Durch die Scheiben der Doppeltür flutete gedämpftes Licht über die schneebedeckten Stufen zum Eingang.

„Willkommen zu Hause.“

Gina stolperte, ließ erschrocken den Koffergriff los und wirbelte herum. Ein Mann trat aus dem Schatten neben dem Treppenaufgang. Die Hände in den Manteltaschen, eine Baseballkappe tief ins Gesicht gezogen, sah er aus wie ein Straßenräuber. Auch wenn es in dieser Gegend kaum je zu einem Überfall kam, war es doch nicht ausgeschlossen. Gina befürchtete, sie würde Opfer eines der hier seltenen Verbrechen werden, und schaute sich hektisch nach dem Taxi um, doch es war schon zu weit entfernt, als dass sie sich dem Fahrer hätte bemerkbar machen können.

„Wie war Ihre Reise?“

Sie erkannte die Stimme des mutmaßlichen Straßenräubers und atmete erleichtert, aber fassungslos auf. „Case?“, fragte sie und presste sich eine Hand auf ihr hämmerndes Herz. „Lieber Himmel, Sie haben mich zu Tode erschreckt.“

Er trat näher und nahm die Kappe ab. „Tut mir leid. Das war nicht meine Absicht.“

Gina kam sich plötzlich ziemlich dumm vor, weil sie einen Überfall befürchtet hatte. Verlegen zog sie den Riemen ihrer Handtasche höher über die Schulter. „Was tun Sie denn hier?“

„Ich wollte Sie nach Ihrer Reise willkommen heißen.“

Sie warf ihm einen skeptischen Blick zu. „Woher wussten Sie, dass ich verreist war?“

„Eine von Ihren Nachbarinnen hat es mir gesagt. Ich glaube, ihr Name ist Zoie. Als der Blumenhändler mir telefonisch mitteilte, dass er keine Lieferungen mehr zustellen konnte, habe ich mir Sorgen gemacht. Ich dachte, ich schaue besser mal nach, ob mit Ihnen alles in Ordnung ist. Zoie kam zufällig gerade aus dem Haus, als ich eintraf, und erzählte mir, dass Sie auf Geschäftsreise in New York sind.“

Gina nahm sich vor, Zoie dringend ans Herz zu legen, sich in Zukunft um ihre eigenen Angelegenheiten zu kümmern. „Wie Sie sehen, ist mit mir alles in Ordnung.“

Er musterte sie eindringlich vom Kopf bis zu den Zehen. Ein laszives Lächeln spielte um seine Mundwinkel.

„Oh ja. Das sehe ich. In bester Ordnung.“

Unbehaglich trat sie von einem Fuß auf den anderen. Sie hatte nicht die Absicht, auf sein merkwürdiges Kompliment einzugehen. „Wenn Sie mich jetzt entschuldigen würden, es war ein anstrengender Tag.“ Sie wollte den Koffer nehmen, aber Case war schneller.

Er umfasste den Griff und machte mit der freien Hand eine einladende Bewegung. „Zeigen Sie mir den Weg.“

Sie straffte die Schultern. „Ich bin durchaus in der Lage, meine Taschen selbst zu transportieren.“

„Das bezweifle ich nicht“, sagte er freundlich. „Doch meine Mutter würde sich im Grabe umdrehen, wenn ich tatenlos danebenstünde, während eine Frau schwer an ihrem Gepäck trägt.“

Gina zögerte. Sie wollte seine Hilfe nicht, aber da es vermutlich keinen Sinn hatte, sich weiter zu sträuben, drehte sie sich schließlich um und ging zur Tür. Sie hörte seine Schritte dicht hinter sich. Nachdem sie aufgeschlossen hatte, wandte sie sich um und streckte die Hand nach ihrem Koffer aus.

Case verstellte ihr den Weg und nickte in Richtung Eingang. „Ladies first.“

Da ihr kaum etwas anderes übrig blieb, betrat sie die Eingangshalle und marschierte zum Lift. „Das ist wirklich nicht nötig“, sagte sie kühl.

„Aber es ist mir ein Vergnügen.“

Sie runzelte die Stirn und verdrehte die Augen, um ihr Missfallen kundzutun. Als sie Lifttür aufging, folgte er ihr in den Aufzug.

„Sie haben mich nicht angerufen“, bemerkte er in sachlichem Ton.

„Stimmt“, erwiderte sie, den Blick auf das Display mit den Stockwerksanzeigen gerichtet. Ihr Loft lag direkt gegenüber dem Lift. Sie stieg aus und drehte sich vor ihrer Tür zu Case um. „Vielen Dank für Ihre Hilfe. Jetzt komme ich ganz bestimmt allein zurecht.“

Er nickte. „Ich würde Sie gern wiedersehen.“

„Warum?“, fragte sie kurz angebunden.

„Warum nicht?“, erwiderte er und zuckte mit den Schultern.

„Ich sagte Ihnen bereits, dass ich mir aus Männern wie Ihnen nichts mache.“

„Wie können Sie da so sicher sein? Sie kennen mich doch gar nicht.“

„Ich kenne Sie gut genug, um zu wissen, dass ich nicht interessiert bin.“

Als sie sich abwandte, umfasste er einen ihrer Arme und hielt sie fest, sodass sie sich zu ihm umdrehte. Sie wollte schon entrüstet protestieren, aber ein Blick in seine unglaublich blauen Augen ließ sie verstummen.

„Geben Sie mir eine Chance“, bat er. „Gehen Sie mit mir aus. Vergessen Sie, was Sie über mich gehört haben, und bilden Sie sich selbst ein Urteil.“

Gina schluckte trocken. Sie musste ihn zurückweisen, denn sie hatte keine Lust, mit ihm auszugehen. Das würde doch nur mit einer Enttäuschung enden. Sie wusste, was für eine Art von Mann er war. Er war ganz genau wie ihr Vater.

Bis jetzt hatte er sich allerdings offenbar von seiner besten Seite gezeigt. Liebenswürdig, höflich und hilfsbereit. Und er sah unverschämt gut aus. Außerdem kam es nicht besonders oft vor, dass jemand sie um eine Verabredung bat. Ihr war nicht klar, woran es lag, aber sie hatte nicht viele Freunde.

„Also gut“, lenkte sie schließlich widerwillig ein. „Ich werde mit Ihnen ausgehen, aber nur …“

Bevor sie den Satz beenden konnte, spürte sie seine Lippen auf ihren. Sie war so verblüfft, dass sie sich an ihm festhalten musste, um nicht zu straucheln.

Eigentlich hätte sie beleidigt sein sollen. Oder zumindest empört. Dieses Verhalten war genau das, was sie von ihm erwartet hatte. Egoistisch, rücksichtslos und ignorant gegenüber den Gefühlen anderer. Sie hätte ihn zurückstoßen müssen, doch der Kuss war einfach atemberaubend. Zärtlich, behutsam und trotzdem verführerisch. Sie konnte gar nicht anders, als stillzuhalten und den Augenblick zu genießen.

Sein Mantel war kalt von den winterlichen Temperaturen draußen. Sie spürte es an ihren Handflächen, genauso wie die Feuchtigkeit der mittlerweile geschmolzenen Schneeflocken. Unter dem Wollstoff jedoch fühlte sie seinen Herzschlag und die Wärme, die sein Körper ausstrahlte.

Als er sich sanft von ihr löste, waren ihre Knie weich, ihr Hirn war seltsam benebelt und ihre Atmung war vorübergehend zum Stillstand gekommen. Case strich ihr zärtlich über die Wange und lächelte.

„Ich hole dich morgen Mittag ab. Zieh dich warm an.“

„In Ordnung“, murmelte sie mit brüchiger Stimme und betrat ihr Loft.

Auf ihren Lippen spürte sie immer noch seinen Kuss.

Am Mittag des folgenden Tages hatte Gina sich selbst davon überzeugt, dass sie viel zu viel in die Sache hineininterpretiert hatte. Sie war von Case kalt erwischt worden, denn sie hatte überhaupt nicht damit gerechnet, dass er sie küssen würde. Deshalb hatte sie anfangs mehr darin gesehen, als es eigentlich zu bedeuten hatte. Außerdem galt es zu bedenken, dass Männer wie er ausgezeichnete Schauspieler waren. Wenn es die Situation verlangte, einer Frau mit einem atemberaubenden Zungenspiel zu weichen Knien zu verhelfen, dann konnte er eine solche Vorstellung mit Sicherheit überzeugend abgeben. Vermutlich hatte er hinterher auch keine Gewissensbisse wegen der Täuschung.

Obwohl sie ihre Meinung über den Kuss geändert hatte, war sie bei ihrer Entscheidung, mit Case auszugehen, geblieben. Jetzt noch einen Rückzieher zu machen und sich herauszuwinden, würde garantiert mehr Ärger verursachen, als die ganze Sache wert war. Vor allem, wenn sie die Sturheit dieses Mannes in Betracht zog. Sie fand es schon anstrengend, nur darüber nachzudenken.

Deshalb saß sie nun neben ihm im Bus und trug, seinem Vorschlag folgend, die wärmste Kleidung, die sie besaß. Sie war ziemlich erstaunt gewesen, als er sie zur Bushaltestelle in der Nähe ihrer Wohnung geführt hatte, denn sie hatte angenommen, es sei unter seiner Würde, öffentliche Verkehrsmittel zu benutzen, zumal er seinen Cadillac direkt vor ihrem Haus geparkt hatte.

Nun warf sie ihm einen Seitenblick zu und fragte sich, ob sie sich bei der Einschätzung seiner Persönlichkeit wohl auch in anderen Punkten geirrt hatte. Als ob er ihren Blick gespürt hätte, wandte er ihr das Gesicht zu und lächelte.

„Ist dir warm genug?“

Sie waren ohne große Diskussion dabei geblieben, sich zu duzen. Es fiel ihr nicht schwer, sein Lächeln zu erwidern. „Ja, alles bestens. Wohin fahren wir denn?“

„Zu den Wasserfällen.“

Verblüfft schnappte sie nach Luft. „Zu den Wasserfällen?“

„Ja. Ich hoffe, du hast nichts dagegen. Im Sommer sind sie wohl am schönsten, aber ich persönlich mag die Fälle im Winter am liebsten, wenn Schnee liegt und das Wasser zu gefrieren beginnt.“

„Die Wasserfälle“, wiederholte Gina immer noch fassungslos. Sie hätte nie gedacht, dass Case Spaß daran haben könnte, eine Touristenattraktion zu besuchen.

„Wir können auch woanders hinfahren“, sagte er unsicher.

Sie schüttelte den Kopf. „Oh nein. Ich mag die Wasserfälle. Ich bin nur überrascht, das ist alles.“

Wieder lächelte er und verschränkte seine Finger mit ihren. „Ich fahre mindestens einmal im Monat hin. Wenn ich Zeit habe, sogar öfter.“

Gina schluckte. Die Selbstverständlichkeit, mit der er ihre Hand genommen hatte und sie nun festhielt, machte sie nervös. Sie hoffte nur, dass sie vor lauter Aufregung nicht schwitzte, und wünschte, sie hätte Handschuhe an.

„Warst du mal dort auf dem Aussichtsturm?“

„Ja, aber das liegt Jahre zurück.“

„Dann sollten wir den Turm auf jeden Fall mit ins Programm nehmen. Ich dachte, wir gehen noch ins Horse Barn Arts Center. Da haben sie gerade eine interessante Kunstausstellung.“

Das Horse Barn Arts Center war ein Kulturzentrum, das neben ständigen Exponaten auch Wanderausstellungen beherbergte. Außerdem wurden in den Räumlichkeiten kulturelle Veranstaltungen organisiert. Gina wusste alles über die Einrichtung, denn sie war aktives Mitglied im Kulturausschuss. Sie besuchte jede Ausstellung, die dort zu sehen war. Tatsächlich hatte sie vorgehabt, am kommenden Wochenende dorthin zu gehen. Die aktuelle Präsentation war interaktiv und die eigentliche Zielgruppe waren Kinder, denen durch spielerisches Lernen Kunst nahegebracht werden sollte. Sie fand das höchst spannend und interessant, aber sie konnte sich kaum vorstellen, dass Case für so etwas Begeisterung aufbrachte.

„Was möchtest du zuerst machen? Aussichtsturm oder Ausstellung?“

Sie überlegte einen Moment. „Den Turm. Dann können wir uns hinterher im Horse Barn Center aufwärmen.“

Nach einer Weile erreichte der Bus seine Endstation, das Besucherzentrum der Sioux-Wasserfälle. Von dort aus gingen Case und sie zu Fuß. Wie der Wetterbericht vorausgesagt hatte, hatte es in der Nacht reichlich geschneit, mehr als dreißig Zentimeter. Trotz des Schnees und der Kälte fand Gina den Spaziergang erfrischend und wohltuend.

Noch bevor die Fälle in Sichtweite kamen, hörte sie schon das Rauschen des auf die Felsen donnernden Wassers. Am Flussufer hatten sich hohe Schneeverwehungen gebildet, die kahlen Bäume waren mit einer weißen Schicht bedeckt. Gewaltige Eiszapfen hingen von den massiven Felsüberhängen bei den Wasserfällen herunter.

„Komm“, sagte Case und reichte ihr eine Hand. „Lass uns ein wenig näher herangehen.“

Gina gestattete ihm, sie zu führen, und als sie stehen blieben, legte er ihr einen Arm um die Taille und zog sie an sich.

Während sie dastand und den Anblick und die Geräusche in sich aufnahm, kam ihr unvermittelt eine Erinnerung in den Sinn. Genauso hatte sie schon einmal hier gestanden. Damals war sie vielleicht zehn Jahre alt gewesen und hatte zusammen mit ihrer Mutter beobachtet, wie das Wasser die Felsen hinunterbrandete. Ihre Mutter machte eine Bemerkung, der sie zu diesem Zeitpunkt keine besondere Bedeutung beigemessen hatte.

Ich frage mich, ob Ertrinken ein sehr qualvoller Tod ist.

Damals hatte Gina nicht weiter über die Worte ihrer Mutter nachgedacht, fand es nur seltsam und makaber, so etwas zu sagen. Ein Schauer war ihr den Rücken hinuntergelaufen. Erst nach dem Selbstmord ihrer Mutter war ihr aufgegangen, dass sie diesen Schritt offenbar schon längere Zeit erwogen hatte.

Sie erschauerte und verdrängte diese Gedanken aus ihrem Kopf.

„Ist dir kalt?“, fragte Case mit erhobener Stimme, um das Donnern des Wassers zu übertönen.

„Ein bisschen“, log sie. Auf keinen Fall würde sie ihm den wahren Grund für ihr Erschauern verraten.

Er knöpfte seinen Mantel auf, zog sie an sich, sodass sie mit dem Rücken an seine Brust gedrückt dastand, und schlug die Mantelschöße um sie. Zusätzlich hielt er sie in den Armen.

„Besser?“, wollte er wissen.

Sie war sich seiner unmittelbaren Nähe sehr bewusst und nickte nur stumm. Er schmiegte eine Wange an ihre, damit sie ihn trotz der Geräuschkulisse verstehen konnte, und fragte: „Erinnerst du dich noch, wie es hier früher aussah? Voller Müll, schmutzig und verwahrlost? Es war viel Arbeit nötig, um diesen Ort so attraktiv zu machen, wie er heute ist.“

Sie blickte ihn von der Seite her an. „Das hört sich an, als wärst du daran beteiligt gewesen.“