© Erste Auflage: 2018 by Horst Hanisch, Bonn

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Die Ratschläge in diesem Buch sind sorgfältig erwogen, dennoch kann eine Garantie nicht übernommen werden. Eine Haftung des Autors und seiner Beauftragten für Personen-, Sach- und Vermögensschäden ist ausgeschlossen.

Aus Gründen der einfacheren Lesbarkeit wird auf das geschlechtsneutrale Differenzieren, zum Beispiel Mitarbeiter/Mitarbeiterin weitestgehend verzichtet. Entsprechende Begriffe gelten im Sinne der Gleichbehandlung für beide Geschlechter.

Idee und Entwurf: Horst Hanisch, Bonn

Lektorat: Alfred Hanisch, Bonn; Annelie Möskes, Bornheim

Layout und Gestaltung: Guido Lokietek, Aachen; Horst Hanisch, Bonn

Umschlaggestaltung: Christian Spatz, engine-productions, Köln; Horst Hanisch, Bonn; Cover-Fotos: Pepper - © mdbildes; Arme - © denisismagilov, jeweils stock.adobe.com

Fotos und Zeichnungen: Horst Hanisch, Bonn

Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7448-6715-3

Inhaltsverzeichnis

Wir blicken so gern in die Zukunft, weil wir das Ungefähre, was sich in

ihr hin und her bewegt, durch stille Wünsche so gern zu unsern
Gunsten heranleiten möchten.

Johann Wolfgang von Goethe, dt. Schriftsteller

(1749 - 1832)

Zur Einstimmung

Gratulation zum 100sten

Die Gegenwart gehört den Reichen, aber die Zukunft den Tüchtigen und Gescheiten.

Jean de La Bruyère, frz. Moralist und Aphoristiker

(1645 - 1696)

Die Zukunft kommt!

Liebe Leserin, lieber Leser, es erfüllt mich mit Freude, dass Sie sich die Zeit nehmen, diese Zeilen zu lesen.

Denn immerhin – und hier schwingt etwas Stolz mit – ist das vorliegende Buch das 100ste, das unter meinem Namen veröffentlicht wurde.

Soft Skills und Umgangsformen

Die bisherigen 99 Ratgeber und Fachbücher befassen sich einerseits mit dem Bereich, den wir heutzutage als ‚Soft Skills‘ bezeichnen.

Hierzu zählen beispielsweise Rhetorik, verbale Kommunikation bis hin zur nonverbalen Körpersprache, Erfolg im beruflichen Miteinander, Führung eines Vorstellungs-, Verkaufs- oder Konflikt-Gesprächs, Teamarbeit, Mitarbeiterführung unter der Beachtung des Generationenwechsels von X über Y zu Z.

Auf der anderen Seite befinden sich Themen, wie Tischsitten, Etikette, zwischenmenschliche Umgangsformen, Tipps im interkulturellen Kontext bis hin zu den klassischen Ratschlägen rund um das Thema Knigge – Begrüßung, Vorstellung, Hierarchie, Small Talk, Erscheinungsbild, Outfit, Auftreten, Authentizität und viele andere.

Alles Themenbereiche, die im privaten wie auch beruflichen Umfeld großen Anklang finden.

Beginn im vorigen Jahrtausend

Mein erstes Buch wurde 1983 veröffentlicht, also im letzten Jahrtausend, um mal etwas großspurig zu sein.

Um die Themen zielgruppengerecht bedienen zu können, werden die Bedürfnisse dieser Zielgruppe berücksichtigt und mit verständlichen Beispielen gefestigt.

In allen bisherigen Arbeiten konnte und musste dabei inhaltlich immer wieder auf die Vergangenheit zurückgegriffen werden, um die Gegenwart verständlich und positiv darzustellen. Der Umgang auf dem glatten gesellschaftlichen Parkett, wie aber auch auf dem mit Fettnäpfchen gespickten politischen, kann dadurch gefahrlos gemeistert werden.

Lebenslanges Lernen

Zigtausend begeisterte Teilnehmerinnen und Teilnehmer nahmen und nehmen seit mehr als 30 Jahren an Workshops, Seminaren, Trainings, Coachings teil, um die Feinheiten des zwischenmenschlichen Verhaltens zu polieren.

Das gilt für den gesellschaftlichen wie auch für den beruflichen Umgang.

Nur ein Tropfen auf den heißen Stein?

Mit meiner Tätigkeit kann ich nur einen kleinen Tropfen auf den heißen Stein der Umgangsformen geben – manchmal fürchte ich, nur einen Tropfen in einen brodelnden Vulkan.

Zeigt der Mensch sein wahres Gesicht?

So fielen – nicht nur mir – in den vergangenen Monaten verstärkt Verhaltensmuster einiger Menschen auf, die als egoistisch, aggressiv, respektlos, ja sogar als angreifend, hasserfüllt und zerstörend beschrieben werden können (alle aufgelisteten Eigenschaftswörter tauchten übrigens im Zusammenhang mit menschlichem Verhalten der vergangenen Wochen in der Presse auf).

Kommt hier der wahre Mensch durch? War das vergleichsweise auch in früheren Generationen so? Ist es nur eine vorübergehende Missachtung anderer?

Lass knicken-Knigge

Seit längerer Zeit reizt der Gedanke, das Thema Umgangsformen aufzugeben. Einer meiner Freunde aus dem Knigge-Team schlug das provozierende Buchthema „Lass knicken-Knigge“ vor.

Einen gewissen Reiz löste dieser Gedanke in mir aus, sollte gezeigt werden, dass es möglicherweise gar keinen Sinn mehr ergibt, sich mit Umgangsformenthemen auseinanderzusetzen.

Ich machte mich an die Sammlung möglicher Themen für das vorliegende Buch. Dabei tauschte ich mich mit etlichen Menschen aller Altersgruppen aus. Überraschenderweise machten viele ähnliche Beobachtungen zur Entwicklung sich ändernder Umgangsformen – und zwar gefühlt in den negativen Bereich.

Dunkle Zukunft?

Schnell begannen Diskussionen, wie „das wohl in der Zukunft weitergehen würde“. Tja, hier gab es oft verzweifelte, dunkle, Angst einflößend, düster ausgemalte Szenarien.

Nun wissen wir, dass sich die Erde seit Ewigkeiten dreht (angeblich seit 4,6 Milliarden Jahren) und die ersten Menschen ihre Hände vor ca. 2,4 Millionen Jahren ausstreckten, um eben diese Erde zu erobern.

Die Welt wird deshalb nicht in den nächsten paar Jahren kollabieren (hoffentlich nicht) – auch nicht in 100 oder 1.000 Jahren.

Ich beschloss, meine ‚Beobachtungen‘ aus dem aktuellen Verhalten in ‚Visionen‘ eines zukünftigen Zusammenlebens zu projizieren und entwickelte einige Vorstellungen, wie die Welt wohl in 100 Jahren (passend zum 100sten Titel) aussehen könnte. Genau gesagt geht es mir hierbei natürlich überwiegend um das zwischenmenschliche Zusammenleben.

Wie mag die Zukunft aussehen?

Also änderte ich den Titel in ‚Zukunfts-Knigge 2100‘ und starte dieses Buch mit (eventuell) leicht übertriebenem Bild auf die Gegenwart und wage den einen oder anderen Blick in die Zukunft.

Bekannterweise haben alle Personen, die Prognosen über die Zukunft riskierten, kläglich versagt. So wird es auch mir ergehen, habe ich doch ausschließlich die mentale Möglichkeit, auf bereits Geschehenes, auf Wissen und Erfahrung zurückzugreifen. Ausschließlich aus diesem Zugriff baut sich anschließend mein Blick in die Zukunft aus.

Der Fortschritt ist unaufhaltsam und wir entwickeln uns immer weiter. Was ist das Ziel dieser Entwicklung? Wie sieht die Welt in 100 Jahren aus? Wie werden wir in 100 Jahren leben? Wie ist die Lebenserwartung in 100 Jahren? Welche Erleichterungen und Arbeiten wird in Zukunft der Roboter für uns übernehmen?

Doch alles anders, als angenommen?

Da es schon morgen neue Erfindungen geben wird, an die ich heute nicht im Geringsten denke – geschweige denn, die sich meine grauen Hirnzellen kaum vorstellen können – wird es in 100 Jahren ganz bestimmt anders aussehen, als hier beschrieben.

Das macht allerdings nichts, ich werde dann nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können. Andererseits kann und will ich das gar nicht mehr alles erleben.

Übertreibungen beabsichtigt

Bitte sehen Sie mir nach, dass ich hin und wieder übertreibe oder bewusst verallgemeinere, um bildhafter zu werden. Natürlich will ich niemandem wehtun oder auf die Füße treten, auch wenn es manchmal der Verständlichkeit wegen trotzdem geschieht.

Liebe Leserin, lieber Leser, ich danke Ihnen, dass Sie mich in die gedankliche Zukunft begleiten. Vielleicht gibt Ihnen die eine oder andere Beschreibung beziehungsweise Überlegung einen kleinen Gedankenanstoß, das eigene Verhalten zu überdenken.

Kommen Sie mit auf die Reise in die Zukunft. Lassen Sie sich von der digitalen Euphorie anstecken. Fühlen Sie, wie in der Digitalisierung die Dynamik zur Entwicklung der Zukunft steckt. Denken Sie daran, dass die Zukunft nicht gemächlich auf uns zukommt, sondern in atemberaubender Geschwindigkeit.

Ich wünsche Ihnen ausgesprochen viel Kreativität und Vorstellungskraft, hin und wieder ein Schmunzeln im Gesicht und viel Kurzweil beim Lesen.

Horst Hanisch

Vorwort

Wer nicht über die Zukunft nachdenkt, wird nie eine haben.

John Galsworthy, engl. Erzähler

(1867 - 1933)

Wie mag sich die Zukunft entwickeln?

Wieder ist ein böser Unfall mit einigen Fahrzeugen auf der dreispurigen Autobahn geschehen. Mehrere Schwer- und Schwerstverletzte liegen auf der Fahrbahn oder sind in den Autowracks eingeklemmt.

In kürzester Zeit bildet sich ein kilometerlanger Stau auf allen drei Fahrspuren. Die meisten Fahrer reagieren genervt aufgrund einer weiteren Verzögerung.

Starrsinnige Blockade?

Es dauert nicht lange, um im Rückspiegel die anrückenden Helfer, Feuerwehr, Krankenwagen, Polizei mit nervös blinkendem Blaulicht zu sehen und kurze Zeit später auch zu hören. Weshalb dauert es so lange, bis die sich der Unfallstelle nähern?

Die Rettungskräfte kommen nicht durch! Unbelehrbare oder verbohrte Fahrzeugführer bilden nicht – oder nicht rechtzeitig – die lebenswichtige Rettungsgasse. Wertvolle Minuten gehen verloren.

Tatsächlich beobachten die Rettungskräfte, wie sie von einigen Autofahrern beschimpft werden oder einen Vogel gezeigt bekommen.

Vermeintlich Pfiffige hängen sich den Rettungswagen in der sich bildenden Rettungsgasse hinten an, um im Stau nach vorn zu rücken. Dass sie dadurch nachfolgenden Helfern den Weg versperren, scheint sie nicht zu kümmern.

Manch einem der Schwerverletzten hat die verzögert eintreffende Erste Hilfe nicht gelangt, zu überleben. Schmerz- und qualvoll hat er sein Leben ausgehaucht, da die dringend notwendige Hilfe nicht rechtzeitig eintraf.

Treffen die Helfer endlich am Unfallort ein, werden sie von neugierigen Gaffern bei ihrer Arbeit behindert. So mancher Irregeleiteter macht ein Selfie mit sich und einem am Boden liegenden Opfer.

Wird das Zwischenmenschliche kühler?

Wie sind solche Verhaltensmuster zu erklären? Wird das zwischenmenschliche Verhalten ‚kühler‘? Ist das eigene Wohlempfinden wertvoller als der Respekt und die Wertschätzung anderen gegenüber?

Oder berichten nur die Medien detaillierter und schneller als früher?

Manch einer stellt sich die Frage, ob eine Verrohung der Gesellschaft und ein Verfall der Sitten drohen. Haben wir nur noch ‚Ichlinge‘ um uns, die ein „Nein“ gar nicht mehr kennen?

In diesem Buch wird zuerst auf den beobachteten und gefühlten Ist-Zustand eingegangen, der Beispiele von Rücksichtslosigkeit und vergessener politischer Korrektheit zeigt.

Visionärhafter Blick in die Zukunft

Im zweiten Schritt wird teilweise visionärhaft überlegt, wie die bereits begonnene Zukunft durch den vermehrten Einsatz von Robotern und Humanoiden beeinflusst wird.

Welche Konsequenzen sind aus veränderten technischen Möglichkeiten und der von manchem gefürchteten Künstlichen Intelligenz zu ziehen? Werden bald nur noch selbstdenkende Fahrzeuge durch die Städte steuern? Werden Kleinstroboter durch die Blutbahnen schwimmen, um Störungen und Infektionen rechtzeitig zu erkennen und diese gegebenenfalls sogar direkt behandeln? Was, wenn es der Weiterentwicklung der Medizin gelingt, den Menschen immer älter werden zu lassen? Braucht es dann noch die Jugend?

Werden Menschen durch Roboter ersetzt?

Wie ändert sich die Dienstleistung, wenn menschenähnliche Roboter (Humanoide) den echten Menschen ersetzt haben? Empfangspersonal in der Hotellerie, bei Ärzten, Anwälten und Ämtern sind gar nicht mehr ‚fleischlich‘, – dafür aber immerzu freundlich und ausgesprochen hilfsbereit.

24 Stunden, 7 Tage – Zugriff rund um die Uhr

Jeder kann jederzeit alles und überall einkaufen. Die Technik hat es schon lange ermöglicht – dem Internet sei Dank! Weshalb soll es dann den Einzelhandel in gewohnter Form noch geben, wenn von Zuhause aus bequem und unkompliziert eingekauft werden kann? Das geschäftige Treiben des Einzelhandels in der Innenstadt ist verödet und droht zu verfallen.

Und so nebenbei: wer bezahlt heutzutage noch mit barem Geld? Auch das wird in seiner augenblicklichen, greifbaren Form verschwinden.

Der Chip im Kopf

Der dritte Bereich zeigt das Leben in der Zukunft auf, wobei uns einige fiktive Personen der Zukunft Einblicke in ihre Lebensweise geben.

Dabei wird jeweils eine Fiktion aufgestellt, die anschließend die Protagonisten in Szenarien lebhaft werden lassen. Anschließend folgen die Konsequenzen der angenommenen Fiktionen.

Kleine Chips im Körper machen Smartphones der herkömmlichen Art entbehrlich. Nur noch denken – und schon reagiert die superschnelle Technik. Der gläserne Mensch ist lange Realität.

Treffen zwei Menschen aufeinander, informiert der eigene eingebaute Chip blitzschnell, um wen es sich beim Gegenüber handelt. Alle Daten sind sofort abrufbar. Biometrische Systeme erkennen sogar die Gefühlslage des Gegenübers. Wie geht es ihm körperlich und beruflich? Lügt er oder ist er offen zu uns?

Wird der Mensch in 100 Jahren sich eine ‚Maske‘ zulegen, damit sein soziales Umfeld das Gefühl gewinnt, einem ehrlichen, offenen und hilfsbereiten Menschen gegenüberzustehen?

Echte Gefühle verstecken

Müssen – und können – eigene ‚echte‘ Gefühle so versteckt werden, dass sie trotz ausgefeiltester Technik nicht gelesen werden können?

So kommen wir in den vierten Teil des Buches. Hier wird überlegt, wie sich aufgrund der zuvor geschilderten Verhältnisse das zwischenmenschliche Zusammenleben verändern könnte. Welche Bedürfnisse werden Menschen in 100 Jahren haben, wenn es jederzeit immer und alles gibt?

Wie gehen unsere Nachfahren miteinander um, wenn die eingepflanzte Technik Gefühle lesen kann und sonstige Daten von jedem Gesprächspartner weiß?

Wird der Mensch unsterblich?

Was geschieht mit dem Nachwuchs, wenn es den ‚fast‘ unsterblichen Menschen gibt? Sind Kinder geächtet oder willkommen?

Liebe Leserin, lieber Leser, selbstverständlich sind alle in diesem Buch dargestellten Überlegungen absolut fiktiv, kann doch heute niemand wissen, wie es in 100 Jahren auf diesem Planeten aussehen wird.

Jedem steht es selbstredend frei, andere Vorstellungen der Zukunft zu haben. In 100 Jahren wissen wir mehr.

Die Struktur des Buches ist es, angefangen vom düster beschriebenen Ist-Zustand über die mögliche Entwicklung zum fiktiven Soll-Zustand zu kommen. Als Ziel soll beschrieben sein, wie wichtig auch in Zukunft die zwischenmenschlichen Umgangsformen sind.

Lassen Sie sich ein auf das Gedankenexperiment, das uns in die Zukunft führt.

Viel Vergnügen beim Lesen.

Die Zukunft hat viele Namen:

Für die Schwachen ist sie das Unerreichbare,

für die Furchtsamen ist sie das Unbekannte,

für die Tapferen ist sie die Chance.

Victor Marie Hugo, frz. Schriftsteller

(1802 – 1885)

Teil 1 – Die ‚böse‘ Realität

Altruistisch oder egoistisch?

Ist der Mensch von Natur aus böse?

Wer für die Zukunft sorgen will, muss die Vergangenheit mit Ehrfurcht

und die Gegenwart mit Misstrauen aufnehmen.

Joseph Joubert, frz. Moralist

(1754 - 1824)

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“

„Edel sei der Mensch, hilfreich und gut.“ Das ist schön zu hören und zu lesen, was der deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe (1749 – 1832) schrieb oder sich verpflichtet fühlte, auf Papier zu bringen.

Weshalb hat er das geschrieben? Das Zitat geht weiter. „… denn das allein unterscheidet ihn von allen Wesen, die wir kennen!“

Hhm, ist das so?

Die Forschung hat in den vergangenen Jahrzehnten sehr wohl Beispiele gezeigt, dass in der Tierwelt ebenfalls Empathie herrschen kann (zum Beispiel bei Schimpansen, Delfinen, Elefanten und anderen) und sich angeblich sogar Bäume über das Wurzelwerk austauschen und einander helfen.

Edel soll der Mensch sein?

Oder meint Goethe mit seiner Aussage, dass der Mensch edel, hilfreich und gut sein solle? Und zwar deswegen, weil er problemlos das eigene Verhalten überdenken könne?

Dann ist in diesem Zitat allerdings auch ein versteckter Vorwurf zu hören, dass der Mensch eben nicht immer edel, hilfreich und gut ist. Wäre es eine Selbstverständlichkeit, bedürfte es dieses Zitats gar nicht.

Der Mensch tötet, stiehlt, redet falsch und begehrt des Anderen Eigentum

Wenden wir uns den 10 Geboten in der Bibel zu. Hier könnte ein ähnlicher Gedanke aufkommen. Speziell die Anweisungen

Die 10 Gebote, die Moses auf dem Berg Sinai empfangen hat, gelten als Regeln, die die Gesellschaft braucht. Weshalb waren und sind solche Gebote notwendig? Doch wohl nur deswegen, weil der Mensch tötete, stahl, Fremdes begehrte. Wäre es nicht so, wären die Gebote sinnlos.

Einmal feucht darüberwischen?

Tatsächlich sind in vielen biblischen Texten menschliche Verfehlungen in dieser Richtung zu finden. Adam und Eva naschten am ‚verbotenen‘ Apfel vom Baum der Erkenntnis. Kain erschlug seinen jüngeren Bruder Abel. So geht es in einem fort. So blieb auf die Dauer nichts anderes übrig, als mit einer Sintflut alles und alle zu entsorgen, um neu beginnen zu können. Ob es geglückt ist?

Lassen wir biblische Beschreibungen außen vor und widmen uns der Realität. Dort sieht es keineswegs besser aus. Soweit Erzählungen und Aufzeichnungen zurückreichen, gibt es Intrigen, Kämpfe, Diebstahl und Überfälle, Mord und Totschlag. Lässt sich die kritische Annahme äußern, dass der Mensch keineswegs gut ist – sondern böse?

Neid, Eifersucht und Niedertracht

Hier mögen einige innerlich aufschreien. Trotzdem: schauen wir in unser soziales Netzwerk, Familien, zu unseren besten Freunden. Ist dort alles „Friede, Freude, Eierkuchen“? Oder herrschen Neid, Eifersucht und Niedertracht?

Angenommen es wäre so, würde damit vieles im zwischenmenschlichen Umgang erklärbar. Angenommen, jeder Mensch hat ein – sozusagen eingepflanztes Ziel – möglichst stark und erfolgreich zu werden, erklärte es manches egoistische Verhalten. Stark im Sinne der Macht, erfolgreich im Sinne des Materiellen, was wiederum die Macht stärkt.

Die Macht regiert die Welt

Wer mächtig ist, kann sich ‚viel erlauben‘ und seine Welt so biegen, wie er allein es für richtig empfindet.

Damit ihm das gelingt, braucht er folgsame Menschen, die seine Befehle ausführen. So kann er seine Ziele leichter und schneller erreichen. Je mehr Menschen ihm folgen, desto erfolgreicher und stärker wird er. Der Weg zur Diktatur ist nicht mehr weit.

Genial wird es dann, wenn ein Diktator demokratisch gewählt wird. Ein Widerspruch? Offensichtlich nicht. Die aktuelle Weltpolitik zeigt an mehreren Orten dieses Planeten, wie gut das funktioniert.

Nicht jeder ist böse!

„Halt!“ mögen Sie ausrufen. „Es gibt doch genügend Menschen, die nett und im positiven sozialen Miteinander auskommen.“ So ist es. Und weshalb? Bekannterweise kann ein Mensch ohne soziale Beziehung überleben. Robinsons Crusoe zeigt das ganz deutlich.

Das eigene Überleben sichern

Hat der freundliche, nette soziale Umgang möglicherweise nur das Ziel, das eigene Überleben zu sichern? Ein gewagter Gedanke? Vielleicht. Lassen wir wohlwollende Gefühle außen vor, spricht vieles für die oben angedeutete Überlegung. Die Hauptsache ist „mir geht es gut“.

Natürlich ist es schlimm, wenn an anderer Stelle auf der Welt Menschen verhungern oder auf der Flucht ertrinken. Inwieweit ändert das aber das eigene – also mein – Verhalten?

Böse Gedanken, ja. Und wie bei allen Überlegungen in diesem Buch wird übertrieben und verallgemeinernd beschrieben. Dann lässt sich eventuell ein Nach- oder Überdenken anregen.

Altruismus versus Egoismus

Nehmen wir an, tatsächlich ein jeder würde sich altruistisch – gegenteilig zu egoistisch – verhalten, lebten wir dann in einer Utopie?

Utopie – eine Idealwelt?

Was ist eine Utopie? Utopie bedeutet eine fiktive Gesellschaftsordnung, die nicht an die vorherrschenden und klassischen, kulturellen Gegebenheiten oder zeitgenössischen Rahmenbedingungen gebunden ist.

Dystopie

Eine fiktive Gesellschaftsordnung kann nach vorliegender Überlegung an keinem Ort dieser Welt existieren. Das Gegenteil von Utopie ist Dystopie. In einer fiktiven, in der Zukunft spielenden Welt wird eine Gesellschaftsform beschrieben, die einem negativen Ende (der Gesellschaft) zustrebt.

Eutopie

Wohingegen die Eutopie eine Gesellschaftsform beschreibt, die positiv alle Menschheitsträume verwirklicht – nach tatsächlicher Überlegung – aber auch nie funktionieren wird.

Im Jahre 1516 veröffentlichte der englische Staatsmann Thomas Morus (1478 – 1535) auf Betreiben des niederländischen Gelehrten Erasmus Desiderius von Rotterdam (1465/1469 – 1536) einen Roman, der eine Idealwelt darstellt. Ein Seemann verbringt eine gewisse Zeit bei den Utopiern.

Von vornherein ist also klar, dass eine Utopie niemals Realität werden kann. Wenn demnach jemand ein Projekt als Utopie bezeichnet meint er damit, dass dieses Projekt niemals verwirklicht werden kann, dass es sich also auch nicht lohne, weitere Energie oder Zeit in dieses Projekt zu stecken. Das bedeutet, dass Ziele nicht utopisch sein können. Denn Ziele sollen realisierbar sein.

Realität

Lassen Sie uns in die Realität zurückkehren, weiterhin die Umwelt ausnutzen, Steuerlöcher suchen und finden (wir wollen nicht von Steuerhinterziehung sprechen) und vor allem das Geld die Welt regieren zu lassen.

Geld regiert die Welt

Nicht umsonst gibt es den Spruch „Geld regiert die Welt“. Sogar die alten Römer meinten schon „Geld stinkt nicht“ (Pecunia non olet), als sie Abgaben für öffentliche Bedürfnisanstalten (Latrinensteuer) verlangten.

Der römische Kaiser Vespasian (9 – 79) hatte diese geniale Eingebung. Die alten Römer bezeichneten den Ort, an dem sie ihre ‚Notwendigkeiten‘ klärten, also ihre Notdurft, ihr dringendes wie drängendes Bedürfnis verrichteten, als locus necessitatis, als Ort der Notdurft. Bis Vespasian war die Benutzung der öffentlichen Bedürfnisanstalten kostenlos. Da der Senat wieder einmal in Geldnot war, verkam er auf die Idee, eine Benutzungsgebühr zu erheben.

Pecunia non olet

Die Mitglieder des Senats versuchten sich zu widersetzen, doch Vespasian überzeugte sie mit dem Spruch „Pecunia non olet“. Der Senat wurde überzeugt und die Gebühr wurde für alle Zeiten eingeführt.

Sich seiner selbst der Nächste sein

Natürlich kümmere ich mich um die Zukunft.