Neues vom Tage

Da hilft kein Zorn. Da hilft kein Spott.

Da hilft kein Weinen, hilft kein Beten.

Die Nachricht stimmt! Der liebe Gott

ist aus der Kirche ausgetreten.

Erich Kästner

Günter Daniel

Kirche: austreten oder drinbleiben?

Warum ich ausgetreten hin - und vieles mehr

Streitschrift

Inhalt

Vorwort

ERSTES KAPITEL

Warum ich aus der katholischen Kirche ausgetreten bin

1. Frauendiskriminierung

2. Absolutes Abtreibungsverbot

3. Päpstliches Kondomverbot (und Aids)

4. Stigmatisierung Homosexueller

5. Kindesmissbrauch und Nonnenvergewaltigung

6. Moderner Ablasshandel

7. Die katholische Kirche versucht mit Drohungen und Angst, Menschen an sich zu binden und in ihr zu halten

a) Lehre von der Erbsünde

b) Verbot des Atheismus

8. Resümee

9. Auseinandersetzung mit zwei Einwänden

ZWEITES KAPITEL

Warum ich nicht mehr Anhänger des biblischen Gottes sein kann

1. Die Sintflut

2. Abraham und lsaak

3. Die Zehn Gebote und die Anbetung des Goldenen Kalbs

4. Die Eroberung des Gelobten Landes und die Zerstörung derStadtJericho

5. Resümee

6. Auseinandersetzung mit Einwänden

Anhang

1. Über die Unvereinbarkeit von wissenschaftlichem Denken und religiösem Glauben

2. Warum glauben (so viele) Menschen an Gott?

3. Ungereimtheiten in der Bibel oder: Ist die Bibel wirklichGottes Wort?

4. Existenz oder Nichtexistenz Gottes: Wer muss was beweisen?

5. Von derWiege bis zur Bahre: Das Rundum-sorglos-Paket der katholischen Kirche. Warum wird es nur sehr selektiv angenommen?

Vorwort

Wer verbirgt sich hinter dem Ich des Titels? Einer von Millionen ganz normaler Gewohnheitskatholiken, denen der Glaube ansozialisiert wurde. Als Kind katholischer Eltern wurde ich selbstverständlich als Säugling in die Kirche hineingetauft. Danach besuchte ich einen katholischen Kindergarten und wurde während meiner Schulzeit von katholischen Religionslehrern unterwiesen. Eine Problematisierung der Unterrichtsinhalte und kritische Fragen waren nicht vorgesehen. Der Besuch der heiligen Messe gehörte zum sonntäglichen Ritual der Familie. Das Tisch- und Abendgebet waren Bestandteile des Tagesablaufs. All das waren Selbstverständlichkeiten, die weder von mir noch meinem Umfeld in Frage gestellt wurden. Die Welt war heil, oder richtiger gesagt, schien heil zu sein. So weit, so normal für einen Mitläufer-Katholiken.

Dann kam der Bruch. Was folgte, wich von der Schablone ab. Zu Beginn meines Studiums lernte ich als bekennender und praktizierender Katholik einen Kommilitonen kennen, der von einem katholischen Priester sexuell missbraucht worden war. Meine anfängliche Skepsis wich, als er mir seine schmerzhafte Leidensgeschichte im Detail schilderte und mich mit zwei weiteren Opfern sexuellen Missbrauchs bekannt machte, die mir Ähnliches erzählten. Ich erfuhr, dass eines der Opfer es nicht gewagt hatte, die Kirchenleitung zu informieren. Die beiden anderen brachten zwar den Mut auf, ihnen wurde aber nicht geglaubt. Vermutlich waren der gute Ruf der Kirche und das Renommee des Pfarrers wichtiger als Hilfe für die Opfer.

Ich war erschüttert. Mein Weltbild und bsonders meine moralisch überhöhte Vorstellung von der katholischen Kirche lagen in Trümmern. (Man beachte, das geschah im Jahre 1963, zu einer Zeit, als das Christentum und die katholische Kirche noch von einem Heiligenschein umgeben waren.) Nachdem ich den ersten Schock überwunden hatte, setzte ich mich mehrere Jahre sehr intensiv mit den Schattenseiten meiner nun Ex-Kirche auseinander. Jetzt konnte ich das Schicksal meiner Kommilitonen einordnen. Es war kein Einzelfall und sie waren auch nicht die Opfer eines seltenen Fehlverhaltens von Priestern. Sie waren der Kollateralschaden eines strukturellen Problems der katholischen Kirche. Ich erkannte den Zusammenhang mit der katholischen Sexualmoral und dem Zölibat. Bei dieser Auseinandersetzung mit meiner Kirche stieß ich auf ein Problem nach dem anderen. Mit einem Dominostein fiel der nächste.

Dieser Abnabelungsprozess, zunächst von meiner Kirche und dann auch von meiner Religion, war schmerzhaft und befreiend zugleich. Schmerzhaft, weil es nun galt, alteingefahrene und liebgewonnene Rituale, Dogmen und Denkgewohnheiten über Bord zu werfen. Befreiend, weil nun eigenständiges, angst- und tabufreies Denken und Diskutieren auch über übersinnliche und transzendentale Dinge erlaubt waren, Bereiche, die für mich bis zu diesem Zeitpunkt meine Religion besetzt hatte.

In diesem mehrere Jahre dauernden Abnabelungsprozess habe ich mich mit vielen Aspekten meiner Religion und Kirche intensiv auseinandergesetzt. Ich habe unzählige Gespräche und Diskussionen geführt, mit Anhängern – darunter auch mehrere katholische Pfarrer – und Gegnern der katholischen Kirche, habe zu dem Thema Vorlesungen und Seminare besucht und die einschlägige Literatur durchgearbeitet. Dabei bin ich auf viele Einwände gegen meine mittlerweile kirchenkritische Einstellung gestoßen, von denen ich mehrere im Buch aufgreife.

Zu den wesentlichen Aspekten meiner Auseinandersetzung mit Religion und Kirche habe ich Aufzeichnungen angefertigt, um den Sachverhalt gründlich zu durchdringen und klar zu strukturieren. Aber auch, weil ich in vielen Diskussionen die Erfahrung gemacht hatte, dass man im Gespräch, zumal wenn dieses sich zu einer hitzigen Kontroverse entwickelt, kaum Zeit und Gelegenheit hat, die eigene Position umfassend darzulegen und auf Gegenargumente einzugehen. Das Ergebnis dieser Aufzeichnungen findet der Leser auf den folgenden Seiten.

Wie oben dargelegt, habe ich mich aus gegebenem Anlass zunächst nur mit der katholischen Kirche beschäftigt (1. Kapitel). Dabei wurde mir aber bald klar, dass meine Untersuchung zu kurz greift und ich bezog dann auch die christliche Lehre, sprich Bibel, mit ein, stellt diese doch das Fundament der Kirche dar. So entstand das 2. Kapitel des Buches.

Das Buch weist folgende Struktur auf: Erst wird das jeweilige Problem (1. Kapitel) bzw. Ereignis (2. Kapitel) aufgezeigt bzw. geschildert. Dann werden Fragen dazu gestellt. Und zum Schluss gebe ich meine persönliche, häufig pointierte Antwort.

Im Anhang greife ich Fragen auf und erörtere Probleme, die mich in meiner Zeit des Zweifelns umgetrieben haben und mir bei der Entscheidungsfindung hilfreich waren. Darüber hinaus werden dort einige Aspekte meiner Kritik an der christlichen Lehre und der katholischen Kirche ergänzt und vertieft.

Ziel des Buches ist es, den Leser zu informieren und aufzurütteln. Informieren über das unrühmliche Wirken der Kirche in der Vergangenheit und besonders der Gegenwart. Auf- und wachrütteln zur kritischen Überprüfung seiner bisherigen Einstellung zur katholischen Kirche und zum Christentum – sofern er dazu nicht schon durch den weltweiten Missbrauchsskandal veranlasst wurde. Damit verbindet sich die Hoffnung, dass der Leser am Ende dieses Prozesses seine Einstellung sowie sein Verhalten zur katholischen Kirche und zum Christentum ändert.