1. Auflage 2018

Alle Rechte vorbehalten

Lektorat:

Anke Muckel, Dortmund

© 2018

Herstellung und Verlag:

BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN:

978-3-7460704-8-3

Demian Baldvin (33), Schriftsteller aus Freiburg, Schweiz.

»Als ich mich für den 100-Meter-Lauf zu interessieren begann, gab es beim Weltrekord noch diese Hundertstelgeschichten: Carl Lewis 9.86; Leroy Burrell 9.85; Donovan Bailey 9.84. Der Sprint war, so glaubte ich, auf einem so hohen Niveau angekommen, dass die Bestzeit, wenn überhaupt, nur noch unwesentlich verbessert werden konnte. Zwar war Ben Johnson schon außerirdische 9.79 gelaufen, aber eben nur dank seiner muskelbildenden Steroide. Der menschliche Körper stieß an seine Grenzen. Da tauchte plötzlich ein schlaksiger junger Kerl auf, von dem ich zunächst nicht wusste, wie man seinen Vornamen ausspricht: Usain Bolt. Und machte dieses kleinliche Senken der Bestmarke samt ihrer Läufer lächerlich. 9.72; 9.69; 9.58. Nachdem sie das Wasser zuvor mit dem Löffel aus dem Brunnen genommen hatten, kam Bolt und tauchte einen Becher hinein.«

Hans Blume (42), Sozialarbeiter aus Berlin- Pankow, Deutschland.

»Durch Usain Bolt haben sich bei mir zwei Ansichten geändert, nämlich jene über Leichtathleten und jene über Jamaika.

Auf meinem Gymnasium waren die Leichtathleten richtige Spießer. Ernste Typen, die pflichtbewusst trainierten. Typen, die die Finger von Alkohol ließen. Typen, denen es nicht genügte, im Sport gut zu sein, sie mussten auch in Mathe brillieren.

Zur gleichen Zeit galt Jamaika bei mir als so etwas wie der Gegenentwurf zur verbissenen Leichtathletik. Eine Insel der Ruhe und Gelassenheit. Dort lagen sie in Hängematten am Strand, hörten Bob Marley und kifften.

Heute denke ich sowohl bei Leichtathletik als auch bei Jamaika zuerst an Usain Bolt, was irgendwie schräg ist, bei den höchst gegensätzlichen Konzepten aus meiner Jugend, die ich immer noch ein wenig in mir trage. Aber Bolt zeigte mir, dass auch Leichtathleten ganz lockere Typen sein konnten, und dass Jamaika aus mehr als Cannabis-Dunst und Reggae-Rhythmen bestand. Ich denke, das gereichte beiden zum Vorteil.«

Shamim Mehedi (78). Ziegenhirte aus Bangladesch.

»Usain Bolt … Nein, das sagt mir nichts. Den Namen hab ich noch gar nie gehört. Hat der was erfunden? Wissen Sie, ich interessiere mich nicht für die Angelegenheiten anderer, und schon gar nicht für berühmte Leute. Ich bin zufrieden hier oben und brauche sie nicht.«

Brenda Dawkins (22), Lehrerin aus Falmouth, Jamaika.