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ISBN: 978-3-941412-97-2

Impressum

Verlag:

REKRU-TIER GmbH, München

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INHALT:

Ein ganz normaler Tag wie heute ...

N a klasse, hatte er nicht eigentlich um 17 Uhr Feierabend? Oh ja, und wie er dieses Wort „eigentlich“ hasste. Eigentlich – das heißt doch übersetzt, dass alles schöner, besser und cooler sein sollte, als es in Wirklichkeit ist. Eigentlich wollte er schon lange zu Hause sein, eigentlich wollte er schon den Duft der Pizza im Ofen schnuppern und eigentlich wollte er schon bei seiner neuen Flamme sein, die sowieso den ganz Tag mit ihrem süßen Lächeln, den heißen Kurven, ihrem kecken Blick und den langen Beinen in seinem Kopf rumspukte. Eigentlich – ja, und eigentlich wollte er auch schon dieses Jahr schön Urlaub auf Mallorca gemacht haben, wenn da nicht das neue Sofa dazwischen gekommen wäre, die nervige Urlaubsplanung mit den werten Kollegen, zudem die neue notwendige Waschmaschine und sein Auto hatte ja auch TÜV, und daher musste das letzte Geld in sein Gefährt investiert werden. Oh man, sein Auto – eigentlich war die Kiste zu alt zum Rollen. Wenn es ein Pferd gewesen wäre, hätte er es erschießen müssen. Aber ein neuer Wagen war einfach noch nicht drin. Eigentlich…wie ihn dieses Wort echt nervte. Und jetzt auch noch Überstunden ...

„Der Auftrag mit dem Papierkram muss unbedingt noch heute raus. Können Sie bitte nochmal schnell….!“ Ha, mal eben – und dann noch schnell. Das war auch so eine Floskel, die er liebte. Komisch, dass dem werten Chef so etwas immer kurz vor Feierabend erst einfiel. „Wenn ich Chef wäre, dann würde der Laden aber anders laufen...!“, da war er sich ganz sicher. „Da würde ich aber erstmal zeigen, was ich selber draufhabe und nicht immer nur den Ober-Kommandeur spielen!“, grummelte er vor sich hin. Aber was sollte er machen? Er war doch froh, dass er nach der Lehre übernommen worden war, und nicht wie andere mal wieder auf Jobsuche gehen musste. Natürlich war sein Gehalt kein Königslohn. Aber er stand ja auch erst am Anfang seiner Karriere.

„Jeder fängt mal klein an. Was hast Du denn erwartet? Dass die ganze Welt Dich jubelnd mit offenen Armen empfängt, weil sie nur auf Dich gewartet hat? Das kannst Du Dir abschminken. Lehrjahre sind keine Herrenjahre und danach geht es erst einmal bescheiden los. Du bist doch keine Ziege. Die denkt nämlich auch immer, dass sie im Leben mit Meckern weiterkommt. Immer schön langsam, mein Sohn. Das wird schon alles. Kommt Zeit, kommt Rat ...!“, hatte ihm sein Vater nach der bestandenen Ausbildungsprüfung gesagt und dabei gönnerhaft auf die Schulter geklopft.

Seine Eltern waren stolz auf ihn, dass er es geschafft hatte. Er hatte einen Job nach der Prüfung angeboten bekommen. Na prima, so wie andere zig Millionen andere auch. Morgens um 8 Uhr anfangen und abends um 17 Uhr nach Hause gehen. Eigentlich – wenn es keine Überstunden gab. Und die Zeit dazwischen? Aufpassen, dass man nicht aneckt, dem Abteilungsleiter, diesem „alles-besser-wissenden Oberlehrer“ nicht in die Quere kommen, bloß nicht widersprechen, weil dann die Luft brennt und vor allem die Kaffeetasse nicht neben den PC stellen. „Denken Sie daran, das Gerät gehört nicht Ihnen, sondern dem Unternehmen. Wenn der Becher umkippt, haben wir den Salat – PC kaputt und alle Daten weg. Wer weiß, was da alles dann den Bach bei runtergeht!“, klugscheißerte er ständig – und hatte neben seinem PC auf seinem Schreibtisch nicht nur seine Tasse (mit der ach so witzigen Aufschrift „Hier regiert das Recht – nämlich ICH“, haha, wie lustig) stehen, sondern auch gleich die geöffnete Wasserflasche – echt konsequent…Oh man, dieser Typ, so richtig zum gern haben.

Sei es drum. Die ausgefüllten Auftragspapiere steckte er in einen braunen Umschlag, frankierte ihn ausreichend und legte ihn in den Postausgangskasten. Die Durchschläge heftete er noch ordentlich in den entsprechenden Ordner ab und ja, jetzt merkte er es – er war mal wieder der Letzte. Jacke an, Kragen hoch, Baseball-Cap auf, PC aus – und wie heißt es so schön? Der letzte macht das Licht aus, und genau das tat er auch. Er grüßte noch kurz und freundlich, als er am Pförtner vorbei zum Ausgang ging. Der lächelte und machte einen legeren militärischen Gruß, als ob er bei der Bundeswehr Wache schieben würde. Solche Späße machte er gern und oft. Sven war ein echt Netter, meistens gut drauf, immer einen lockeren Spruch auf den Lippen und irgendwie mit sich und allem Drum und Dran im Reinen. So eine Frohnatur, die locker und gelassen durchs Leben geht ...

Kaum war er draußen, klatschten ihm die ersten Regentropfen ins Gesicht. Das hatte gerade noch gefehlt. Regen – und keinen Schirm zur Hand. Echt mein Glückstag heute…, dachte er noch und legte einen Schritt zu, um halbwegs trocken zur Bushaltestelle zu kommen. Er fuhr immer mit dem Bus zum Job, denn Parkplätze waren hier rar. Politessen, die munter Knöllchen verteilten, waren dafür umso zahlreicher zu treffen. Diese uniformierten Blutsauger waren hier permanent auf Opfersuche unterwegs. Wie oft hatte er sich schon so ein Zehn-Euro-Ticket eingefangen. Nee, nee, das war die Sache nicht wert. Dann lieber mit dem Bus fahren und genau der bog gerade um die Ecke. Er rannte los, um ihn noch zu erwischen. Vollgas! Kurze, heftige Atemstöße im Laufrhythmus, einen Fuß vor den nächsten, schneller, schneller…Aber keine Chance – die Türen schlossen schon wieder, er hörte den Dieselmotor aufbrummen und sah jetzt nur noch den Rücklichtern des Busses hinterher. Gibt’s doch nicht! Verdammt! Aber jetzt musste er irgendwie doch lachen. Was für ein verkorkster Tag. „Wenn’s mal läuft, dann aber richtig ...!“, sagte er zu sich selbst und erreichte gerade die menschenleere Haltestelle, als er eine fremde Stimme hörte:

„Hallo, darf ich Sie kurz ansprechen, denn Sie sind mir gerade positiv aufgefallen ...!“, hörte er neben sich jemanden sagen. Und er war sich absolut sicher, dass er bestimmt nicht gemeint sein konnte – jedenfalls nicht heute …

Kontakt der außergewöhnlichen Art

Rumms! Mit einer bunten Mischung aus Stress, angespannten Nerven, leichtem Ärger im Bauch und einer Portion Frust ließ er sich auf die Sitzbank fallen, streckte die Beine weit von sich und ließ die Augen von links nach rechts rollen. Beinahe wie aus Sehschlitzen, oder wie aus einem Periskop blickte er quasi von unten aus einem U-Boot, aus dem er den Horizont nach Schiffen absuchte. Nur dass er gerade die Stimme suchte, die er soeben gehört hatte. „Wer war hier gemeint mit ,positiv aufgefallen‘?“, muss sich wohl um einen hübschen, knackigen Anblick handeln. Also nicht er, heute nicht. Mal sehen …Als seine Augen ganz nach rechts gewandert waren, sah er ihn plötzlich: Einen Typen, wie aus dem Ei gepellt. Business-Look, nicht overstyled oder spießig. Marke: gepflegt, lässig, cool, aber nicht arrogant, ein freundliches Lächeln im Gesicht – bei dem Wetter war allein das schon eine reife Leistung. Er lehnte in seinem schwarzen Fieldjacket cool am Bus-Haltehäuschen, hatte dabei ein Bein vor das andere gestellt und die Spitze seines polierten Schuhs zeigte senkrecht auf den Boden. „Na, der ist ja drauf. Hat der die gute Laune heute gleich löffelweise gefrühstückt?“, schoss es ihm durch den Kopf.

„Meinen Sie mich?“, fragte er ein wenig ungläubig und verdutzt zugleich.

„Selbstverständlich meine ich Sie ...!“, lachte der am Bushäuschen angelehnt Stehende.

„Ist ja niemand anderes zu sehen als wir beide …!“, grinste der Angesprochene.

„Dann müssen Sie es sein. Glückwunsch, Sie sind somit der Netteste hier im Umkreis und ja, ich habe Sie gemeint…!“

„Danke, aber ist echt nicht mein Tag heute, sorry…!“

„Dann wird’s aber Zeit, dass es Ihr Tag wird. Und ich würde gern meinen Teil dazu beitragen. Sie sind mir nämlich wirklich eben aufgefallen, und zwar absolut positiv!“

„Wie das denn? Und überhaupt? Warum ich? Und wieso positiv…!“ Jetzt wollte er es schon etwas genauer wissen. Wieso sollte er denn jemandem aufgefallen sein, wo er doch bloß dem Bus hinterher gerannt war und zudem fetten Frust schob. Lag es an seinem Laufstil? Watschelte er vielleicht wie eine Ente oder hatte er mehr die abgefahrene Attitüde eines Sprint-Stars à la Usain Bolt? Fragen, die in Bruchteilen von Nano-Sekunden durch seinen Kopf schossen und die ihn zu guter Letzt zu folgender Frage führten: Moment mal. Was war das hier? Und was sollte dieser ganze Zauber und das komische Gerede überhaupt?

Doch er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, da sagte der Unbekannte schon:

„Kommen Sie aus der Stadt oder aus der Gegend hier?“

„Ja, ich ähhh….!“

„Hab’ ich mir gedacht. So, wie Sie zielsicher Gas geben können und hier einen astreinen Sprint hingelegt haben. Vom Feinsten! Mir gefällt es, wenn jemand etwas fast Unmögliches versucht. Den Bus, den Sie erwischen wollten, der war Ihnen soweit voraus, den hätte niemand gekriegt. Aber Sie haben es versucht, immerhin ... Echt abgefahren – im wahrsten Sinne des Wortes. Das hat mir gefallen. So etwas imponiert mir, denn genau solche Menschen suche ich. Ich baue nämlich hier in der Gegend gerade einen neuen Geschäftsbereich eines großen, überaus erfolgreichen Unternehmens auf, das weltweit tätig ist und bin daher auf der Suche nach interessanten und grundsätzlich offenen Menschen. Männer und Frauen, die mir eben auffallen, die keine grauen Mäuse sind und in der Masse untergehen. Kurz: Jemand wie Sie! So, das war schon der schlichte Grund, warum ich Sie angesprochen habe. Ganz einfach also… Was meinen Sie? Sind Sie offen für ein interessantes berufliches Angebot? Nicht mehr und nicht weniger. Lassen Sie uns doch einfach mal sprechen....!“

„Ähhh, ich weiß nicht. Worum geht es denn? Was für einen Job meinen Sie? Irgend etwas verticken? Das ist eh nicht mein Ding. Und – um welche Firma handelt es sich denn? Suchen Sie denn Ihre Leute nicht über eine Online-Plattform oder so?“, er ratterte die Fragen runter wie ein Maschinengewehr seine Patronenhülsen rauswirft. Rattatttattaa … noch eine und noch eine ...

„Alles gut! Jetzt fallen Ihnen sicherlich Fragen über Fragen ein, stimmt’s? Aber so ungewöhnlich es für Sie ist, dass ich Sie angesprochen habe, so außergewöhnlich ist auch unser Unternehmen. Darum schlage ich am besten vor, dass ich Sie einfach kurz anrufe, wir vereinbaren einen Termin, bei dem wir beide mehr Zeit und Ruhe haben und dann stelle ich ihnen alles im Einzelnen vor und erkläre Ihnen genau, worum es bei meinem Angebot geht. Vom Job bis zum Unternehmen. Hört sich das fair an? Ja, prima! Dann geben Sie mir doch bitte kurz Ihre Mobilnummer? 01…!“

„Ja, ähh, Moment, da muss ich selbst mal aufs Display sehen, ich weiß meine Nummer nie auswendig…!“

„Ich denke, mit 01 … lag ich schon mal ganz richtig, oder?“, lächelte der freundliche Geschäftsmann. Geschäftsmann – was für ein Ausdruck? Der passte überhaupt nicht. Der Typ war vielleicht grad selber erst mal 25 Jahre jung, wenn nicht sogar jünger und strahlte dennoch eine coole Lässigkeit und Souveränität aus, wie sie für einen dynamischen, zielorientierten und pfiffigen Jung-Unternehmer typisch ist. Einer, der trotz jüngerem Alter weiß, wo es langgeht und wie die Welt sich dreht, weil er aktiv gestaltet, macht, kreativ und visionär zu Werke geht.

Einmal den Daumen auf den Home-Button vom iPhone zum Freischalten halten, ein Tipp, noch ein Tipp und schon hatte er seine Nummer aufgerufen. Man, die war aber auch kompliziert und blöd zu merken. „Macht ja auch echt einen guten Eindruck, wenn man seine eigene Telefonnummer nicht weiß. Der muss mich doch jetzt schon für komplett bescheuert halten!“, schoss es ihm durch den Kopf. Und dabei hörte er sich schon in monotoner Stimme selbst seine Nummer sagen. „Die letzten Ziffern lauteten … 5394, stimmt’s?“

„Ja, stimmt!“

„Prima, danke, ich melde mich dann, morgen um die gleiche Uhrzeit. Dann haben Sie ja sicher schon Feierabend, oder, Herr…? Also sowas, jetzt habe ich Sie noch nicht einmal nach Ihrem Namen gefragt. Meiner lautet Meier. Großes M und kleine Eier, Lenny Meier!“, lachte der und hielt ihm die ausgestreckte Hand entgegen, während er mit der anderen das neuste Smartphone in die Jackentasche gleiten ließ.

Der Angesprochene sagte kurz seinen Namen, bestätigte die letzten Ziffern seiner Telefonnummer und hörte sich sagen: „Morgen ab 17 Uhr bin ich erreichbar…!“ „Super, ich freu’ mich auf unser Gespräch! War nett, Sie kennengelernt zu haben, bis morgen dann – und kommen Sie gut nach Hause!“, sagte der nette Business-Typ, drehte sich rum und verschwand in der Dunkelheit.

OMG! Was bitte war das denn? War er denn nun von allen guten Geistern verlassen? Wieso sprach ausgerechnet ihn jemand an, wegen seines positiven Aussehens? Und das an so einem Tag wie heute? Und wieso hatte er dem seine Nummer gegeben? War er grad von allen guten Geistern verlassen? Hatte er grad in seinem Oberstübchen Stromausfall? Also er hatte ja schon viel erlebt, aber das war der Knaller. Mist, jetzt kannte ein wildfremder „Meier“ seine Telefonnummer? Bestimmt ein Stalker? Oder vielleicht ein Trickbetrüger, einer von der ganz gerissenen Sorte. Und ausgerechnet er musste auf so einen Aufschneider reinfallen. Meier, was für ein Name, so hieß doch die halbe Republik. Ja, war er denn total gegen die Wand gelaufen? Sich von irgend so einem Typen ansprechen zu lassen und dann auch noch auf die Masche volles Pfund reinfallen?

Insgeheim wetterte er vor sich hin. Gibt’s doch nicht!“, fluchte er noch über sich, als gerade der nächste Bus anrollte.

Er fand einen freien Platz, lümmelte sich angenervt hin und schloss die Augen. Ihm ging die eben erlebte Situation nicht aus dem Kopf. Aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr wunderte er sich über sich selber, wurde aber auf der anderen Seite zunehmend gelassener. Der Typ hat meine Handynummer, na und? Was will er schon damit? Mehr als mich anrufen kann er ja nicht! Und was, wenn die Sache mit dem Jobangebot wahr war? Null Ahnung, was er dann machen sollte. Wahrscheinlich aber war das eh alles Fake und der Typ ruft sowieso nicht an. Alles nur ‘ne Masche. Bleibt mal cool, Junge!“, rief er sich selbst zur Raison und schüttelte trotzdem ein wenig den Kopf über sich selber.

Ein ominöses Angebot

Am nächsten Morgen saß er wieder im Bus auf dem Weg zur Arbeit. Neuer Tag, neues Glück, neue acht Stunden Langeweile und mal wieder einen auf Befehlsempfänger machen. Er sah schon wieder die feiste Visage seines Abteilungsleiters mit der hohen Fistelstimme. Nein danke – umschalten bitte, sagte er sich selber. Flink, flink, anderer Link! Er dachte an seine Lisa, seine neue Freundin. Man, wie die ihm den Kopf verdrehte. Gestern Nacht … aber hallo! Der Funke zwischen ihnen beiden war auf der Party von Mick sofort übergesprungen. Sie hatten herzlich gelacht und hörten vom ersten Moment an nicht auf sich z unterhalten. Sie waren beide auf einer Wellenlänge, hatten in vielen Dingen die gleichen Ansichten, das merkten sie schnell. Nur beim Thema Job und Arbeitswelt, da lagen sie weit auseinander. Lisa hatte als BWL-Studentin noch den Glauben, die Welt der Wirtschaft positiv verändern zu können. Er war da als jemand, der mitten im Job stand, völlig anderer Meinung … Kein Wunder, dass er ihr gestern abend nichts von dem ominösen Gespräch an der Bushaltestelle erzählt hatte. Wahrscheinlich hätte sie ihn für nicht ganz bei Trost gehalten, dass er einfach seine Nummer weitergegeben hatte. Jetzt, wo er wieder an die Situation von gestern dachte, kam ihm die Sache doch irgendwie spooky vor.

Der Tag plätscherte so vor sich hin und er sehnte endlich den Feierabend herbei. „Ob es wirklich Leute gab, die Bock auf das hatten, was sie den ganzen Tag über auf der Arbeit machten?“, fragte er sich und drehte eine Runde um sich selbst auf seinem Dreh-Bürostuhl, während er die Arme hinter dem Kopf verschränkte. Gab es so etwas, wie Spaß im Job? Er konnte sich das nicht wirklich vorstellen. Jeden Tag den gleichen Trott – Zahlen, Haken machen, abheften. Voll der Stumpf-Sumpf! Was sollte denn daran Spaß machen, dass man ständig gesagt bekam, was man zu tun und auch zu lassen habe? Wenn er nur an die Blicke seines Abteilungsleiters dachte, wenn er mal ein oder zwei Minuten zu spät aus der Mittagspause kam. Oh man, wie so ein Affen-Dompteur, der gleich Stock und Peitsche schwang, lauerte der mit eisernem Blick auf seine 20-Euro-Uhr – und das war bei Weitem das Modernste an diesem Pullunder-Träger überhaupt. Wenn man sich das mal vorstellt: Da wird mir vorgeschrieben, wann ich Hunger haben darf. Von 13 bis 14 Uhr. Und wenn ich erst später Appetit bekomme? Pechsache! Was für ein Schwachsinn! Genauso wie mit seinem Urlaub. Erst kamen die Mütter, dann die Väter, dann die älteren Kollegen, die ja eh auf alles ein automatisches Anrecht hatten, weil sie sich hier schon lange haben knechten lassen und daher immer zuerst an die Reihe kamen. Komisch, er wurde nicht gefragt, wann er Urlaub machen möchte. Ausgerechnet die Frauen in seiner Abteilung – die immer einen auf verständnisvoll und auf Mitleid machen, die angeblich ja so sozial sind. Aber nur, so lange sie selbst nichts dafür tun mussten und es sie selber nicht betraf. Und die werten toleranten Kollegen männlicher Bauart? Die waren doch auch nur so tolerant, solange man immer brav nickend ihrer Meinung entsprach. Das hatte er schon lange rausgefunden. Bloß nichts gegen sie sagen, bloß nicht anderer Meinung sein und bloß keine Kritik loslassen, sonst war nämlich Alarmstimmung angesagt und allgemeines Männer-Gezicke. Also bei genauerer Überlegung: Irgendwie war das doch hier schon mehr Knast als Job. Aber andererseits, was beschwerte er sich? Immerhin hatte er eine Stelle. Und – woanders ging es doch genauso zu. Seine Kumpels hatten ihm doch auch schon so das Leid geklagt und sich in Rage geredet. So ist das halt, tröstete er sich selbst. Durchhalten und dann kommt bestimmt bald mal eine Gehaltserhöhung, irgendwann mal, und das Sackgesicht von Abteilungsleiter wird auch nicht ewig bleiben. Dann würde die Bahn frei sein für ihn und er würde alles besser und richtiger machen. Wie heißt es so schön? Rom wurde ja auch nicht an einem Tag erbaut. Also, Geduld haben, lautete sein aktuelles Motto, denn bis zur Rente hatte er ja noch ein paar Jahre – leider.

Mit seinem Kollegen Alex ging er gerade die Treppen runter Richtung Ausgang. Auf in die abendliche Freiheit, den Feierabend genießen, als sein Handy klingelte. „Deine Hose ruft!“, lachte Alex und zwinkerte ihm verschmitzt zu. Denn er wusste genau, warum sein Kollege so schnell nach Hause wollte und wer dort auf ihn wartete.

Ein Blick aufs Display, ein kurzes Zögern. Die Nummer, die aufleuchtete, kannte er nicht. Oder war das etwa…? Das gab es doch nicht, war das tatsächlich…? Er schaute seinen Kollegen neben sich an, dann wieder zurück auf das brummende Handy, das zusätzlich laut „Echolot-Geräusche“ als Ton-Signal von sich gab und nahm das Gespräch an, während er sich zugleich von seinem Begleiter abwendete. Der hatte schon verstanden, hob die Hand zum Gruß und schlenderte weiter zum Ausgang.

„Ja, hallo?“

„Einen schönen guten Tag, hier ist Meier. Lenny Meier. Ich hatte Sie gestern…!“ „Ja, ja, ich weiß …!“, sprudelte es fast schon spontan aus ihm raus. Tatsächlich, hatte es der Typ von gestern doch wirklich wahr gemacht und meldete sich. Und dazu auch noch fast pünktlich.

„Ich hoffe, Sie sind gestern gut nach Hause gekommen – ohne weiteren Spurt!“, lachte Lenny in den Hörer.

„Ja, passt schon. War alles ganz entspannt!“

„Bestens, so soll es sein! Ich hatte Ihnen ja versprochen, dass ich mich melde und wir dann einen Termin ausmachen. Und ich halte mein Versprechen. Wann passt es Ihnen denn besser? Morgen, also Mittwoch oder lieber Freitag? 17.30 oder 19 Uhr? Ganz wie es für Sie besser ist!“, bot der Anrufer entgegenkommend an.

„Morgen ist schon okay. Das passt. Und wo?“

„Damit Sie keine Umwege machen müssen – was halten Sie von dem Café schräg gegenüber von der Bushaltestelle, wo wir uns gestern kennengelernt hatten? 17.30 Uhr?!“

„Ja, okay, geht klar!“

„Super, dann sehen wir uns morgen, 17.30 Uhr im Café. Und wenn Ihnen etwas wider Erwarten dazwischenkommt, dann wäre ich Ihnen für eine kurze Nachricht dankbar, am besten via WhatsApp. Meine Nummer haben Sie ja jetzt! Ich freu’ mich auf Sie und unser Gespräch morgen, bis dann...!“

„Tschüs dann …!“, sagte er noch und starrte wie paralysiert auf sein Handy-Display, dass gerade wieder schwarz wurde. Hatte er es wirklich getan? Hatte er zugesagt? Er konnte es nicht fassen, war aber ebenso ein bisschen aufgekratzt, innerlich aufgewühlt und irgendwie machte sich ein Hauch guter Laune in ihm breit. Warum eigentlich auch nicht? Auf der einen Seite war ihm natürlich ein wenig mulmig zu Mute. War ja auch alles ein bisschen kurios und merkwürdig. Auf der anderen Seite war er ebenso gespannt. Warum sollte er nicht auch mal Glück haben? Immerhin war er Lenny Meier doch gestern positiv aufgefallen. Na klar, eigentlich war er doch ein echt cooler Typ, warum sollte er dann nicht auch anderen positiv auffallen? Da sprach doch null und nichts dagegen. Unterschrieben hatte er auch nichts, darum bestand auch keine Gefahr, plötzlich eine Waschmaschine vor der Tür stehen zu haben, für die er bezahlen müsste. Also, locker bleiben, alles senkrecht!

Und doch war er hin- und hergerissen. Die eine Stimme in seinem linken Ohr sagte ihm – auch während der anschließenden Busfahrt nach Hause –, dass er den Termin natürlich sausen lässt und die Sache abhakt. Und zwar als unseriösen Schwachsinn. Die Stimme in seinem rechten Ohr redete ihm hingegen gut zu. „Mach’ das bloß, wer weiß, wofür das gut ist?“, hörte er sich innerlich sagen. Er kannte diese Situation. Ähnlich war es ihm damals mit seinem Ausbildungsplatz gegangen. Er hatte die Auswahl zwischen zwei Angeboten. Auch damals wusste er partout nicht, was er machen sollte. Jeder, den er um Rat fragte, sagte etwas anderes, so dass er am Ende noch verwirrter und unentschlossener war. Nur sein Opa war damals cool. Der sagte ihm, dass er die Entscheidung allein treffen musste, da es auch nur ihn allein betraf. Denn er würde ja dort arbeiten gehen und niemand anders. Stimmt, da hatte sein Großvater aber sowas von Recht mit. Und mit dem Gespräch morgen war es doch irgendwie genauso. Was hatte er zu verlieren? Nichts! Aber, und darüber war er sich im Klaren: Klappe halten! Er würde erstmal niemanden davon erzählen – selbst seiner Freundin und seinen Eltern nicht. Oder vielleicht doch, nur ein bisschen vorab? Mal sehen ...

Der Entschluss: das erste Ja

Hallo, aufwachen, ich bin’s!“, lachte seine Freundin und wedelte sanft mit der Hand vor ihm. „Alles klar bei Dir? Du träumst ja mit offenen Augen. Hoffentlich von mir ...!“, grinste sie und stupste ihn keck mit ihrer süßen Stupsnase an seine Nasenspitze. Er stellte den Kaffeebecher ab und lächelte zurück: „Klaro! Alles gut. War nur mit den Gedanken grad woanders!“, entgegnete er und sah ihr zu, wie sie genüsslich und verführerisch zugleich den Löffel mit Nougatcreme am Frühstückstisch ablutschte.

Er hatte unruhig geschlafen, komische Sachen geträumt. Der Termin heute. Schon wieder dachte er daran. War es richtig, dass er zugesagt hatte? Oder hätte er nicht viel lieber die Sache im Keim ersticken und dem Typen, alias Lenny Meier, absagen sollen? Ach was, er würde da heute abend hingehen, sich mal anhören, was der ihm zu erzählen hatte, und dann konnte er ja immer noch die Angelegenheit beenden. Basta, so wird’s jetzt gemacht, nahm er sich fest vor.

Leichter gesagt, als getan. Denn auch als er eine gute Stunde später am Schreibtisch saß, schlugen die Gedanken in seinem Kopf Purzelbaum. Ein Hin und Her. Er sollte doch froh sein, einen guten, sicheren Job zu haben. Warum beschwerte er sich? Das war doch alles ganz normal hier. Niemand hatte auf der Arbeit Kollegen und Vorgesetzte, die alle lieb und zahm waren. War doch völlig normal. Da musste jeder durch. Auch sein Vater hatte ihm mal erzählt, was er so alles hatte erdulden müssen, um nach gut 20 Jahren da hinzukommen, wo er jetzt war. Und wo war er? Nach all der Zeit hatte er es zum stellvertretenden Ressortleiter in seiner Firma gebracht. Immerhin. Er war die Karriereleiter zwar nicht so schnell hochgeklettert, wie er sich das gewünscht und einst vorgestellt hatte, aber wie gesagt – immerhin. Jeden Monat wurde pünktlich sein Gehalt überwiesen, die Wohnung war für seine Eltern ausreichend und das Auto war ein guter deutscher Mittelklassewagen. Okay, es war kein Porsche, aber ein solider Opel. Und überhaupt – Porsche war doch auch nur der VW der reichen Leute. Er musste grinsen. Guter Spruch. Besser als seine alte Kiste auf alle Fälle, auch der Opel seines Vaters. Aber das würde schon werden mit ihm. Geduld haben, sagte er sich selber.

Trotzdem: Während er die Zahlentabellen durchging, hier und da seine Haken an den Rand setzte und dann die Buchungsbeträge in die Maske auf dem PC-Bildschirm eingab, wusste er zugleich, dass dieser Job von Erfüllung, Berufung und Engagement weit entfernt war. Nein, sogar sehr weit. Und in 20 Jahren? Da würde er wohl die Haken von anderen kontrollieren, auch nicht gerade der Oberknüller eines Berufslebens. Aber immerhin würde er dann bestimmt den Wagen „made in Bayern“ fahren, mit dem er schon länger liebäugelte. Der war zwar finanziell derzeit nicht drin – noch lange nicht – aber ein paar Ziele muss man ja haben. Er auch!

Der Tag plätscherte so dahin. Immer wieder musste er an seinen Termin denken. Der ließ ihn einfach nicht los. Und er malte sich dabei aus, was Lenny Meier ihm wohl anbieten würde. Sicherlich eine andere Stelle als Sachbearbeiter. Aber mal sehen, vielleicht war der Bereich ja ein anderer, ein spannenderer? Eventuell etwas mit Autos? Oder mit Reisen? Mit Immobilien? Wer weiß, aber dafür wohl nicht so sicher wie sein Laden. Den gab es ja immerhin schon knapp 70 Jahre. Familienbetrieb, grundsolide, erzkonservativ. Der Chef des Unternehmens war ein typischer Schlipsträger, Ende 60, immer in grau gekleidet. Er hatte ihn als Azubi nur einmal persönlich kurz kennengelernt. Na ja, was heißt schon kennengelernt? Er hatte ihm nach der bestandenen Abschlussprüfung einmal die Hand geschüttelt, als dieser ihm gratuliert hatte. Und das war es auch schon. Ansonsten sah er ihn fast jeden Morgen mit seiner Stuttgarter Limousine, klar, die große Oberklasse, und natürlich in silber-grau, auf den Hinterhof fahren. Ach ja, Chef sein, muss schon schön sein, dämmerte er so vor sich hin. „Nicht einschlafen, das können Sie zuhause, hier wird gearbeitet, und zwar voll konzentriert!“, keifte sein Abteilungsleiter zu ihm rüber. „Oder sind Sie unterfordert?“, setzte der gleich noch einen drauf.

„Mach Deine Haken und lass andere in Ruhe, schoss es ihm durch den Kopf und dabei lächelte er dem „Vorturner“ entgegen und tat so, als ob er sich sofort wieder in die Arbeit vertiefen würde. Der Kerl allein war es schon wert, dass er heute abend nach Feierabend ins Café gehen würde, um sich mit Lenny Meier zu unterhalten. Ein Job ohne diese Dauer-Aufpasser und Einpeitscher – das wäre schon was wert, dachte er bei sich und blickte auf die Uhr. Noch eine Stunde, dann würde er sich anhören, was der mysteriöse Meier ihm zu sagen hätte. Wer weiß, was für eine Chance da lauerte? Und plötzlich fiel ihm der weise Spruch ein, den er mal während seiner Ausbildung in einem Buch über Arbeitspsychologie gelesen hatte: Die Dinge, die wir später bereuen, sind nicht die Fehler die wir gemacht haben, sondern die Chancen, die wir nicht ergriffen haben.

Yes, das stimmte. Da war was dran und genau deswegen würde er gleich den Termin wahrnehmen. Dennoch – vorsichtshalber checkte er noch einmal auf Facebook, ob er einen Lenny Meier dort finden würde. Kurz gab er unter der Suchfunktion den Namen ein und – bingo. „Lenny Meier – Chancenverteiler & Network-Professional“ stand da. Und dazu jede Menge Fotos von gut gelaunten Menschen, von schicken Autos und einem starken Lifestyle. Beeindruckend! Und damit war für ihn klar: Mehr als eine Chance konnte es nicht sein, aber auch auf keinen Fall weniger. Das war wie ein Lottoschein, auf dem er die richtigen sechs Zahlen angekreuzt hat, aber diesen dann nicht rechtzeitig abgegeben hat, nur weil er glaubte, eh nicht zu gewinnen. „Stell’ Dir das mal vor. Du hast einen Sechser im Lotto und kriegst die Kohle nicht, weil Du Deinen Schein nicht eingelöst hast. Ich würde mich tagelang selbst ohrfeigen!“, sagte er zu sich selbst und setzte sich automatisch kerzengerade mit aufrechtem Rücken vor seinem Monitor hin. Bereit! Bereit für das Gespräch und für das, was ihm da vorgestellt werden würde.

Die Network-Verlockung

Kommst Du noch mit? Wir wollen mit ein paar Kollegen noch eine ,Tasse Pils-Schaum‘ zu uns nehmen!“, lachte Alex und zog sich den freien Stuhl neben dem Schreibtisch heran. Im gleichen Moment hob er die Hände: „Okay, okay, ich weiß schon. Deine neue Liebe wartet, stimmt’s? Dich hat’s ja diesmal richtig erwischt. Die hat wohl echt den Kopf verdreht, was? Aber, kein Problem, kann ich verstehen. Beim nächsten Mal bist Du aber wieder dabei, oder?“, zwinkerte Alex, der mit ihm zusammen die Lehre hier im Unternehmen begonnen und erfolgreich absolviert hatte. Sie hatten sich im Laufe der Zeit angefreundet und hatten schon viel gemeinsam erlebt und so manche Nacht zum Tag gemacht. Alex war immer gut drauf, immer gut gelaunt und sah immer alles positiv. Bei dem war das Glas Wasser immer halb voll und Probleme kannte der gar nicht. „Es gibt für alles eine Lösung!“, hatte Alex mal gesagt. Dumm klang das nicht.

Er mochte seinen Kumpel und war kurz davor in Versuchung zu geraten, ihm von seinem anstehenden ebenso aufregenden wie geheimnisvollen Termin zu erzählen. Aber er biss sich gerade noch auf die Zunge und sagte nur: „Beim nächsten Mal bin ich dabei. Versprochen! Aber, du hast es erkannt. Heute wartet jemand anderes auf mich, Du weißt schon …!“, sagte er leise und zwinkerte mit dem rechten Auge. Oh ja, Alex wusste genau, was Sache war. „Na, dann – gib Dein Bestes!“, sagte er, klopfte seinem Freund auf die Schultern und entschwand Richtung Feierabend, ein paar Kollegen und Kolleginnen mit im Schlepptau …

Puh, die Situation war gemeistert. Alles glatt gegangen. Heute war es mal ganz gut, dass er mit der Letzte im Büro war. So war er zumindest sicher, dass er auf dem Weg zum Treffpunkt keinen mehr aus seinem Unternehmen traf und unangenehme Fragen beantworten musste. Er hörte schon neugieriges Gerede. Die Leute hatten eh die dumme Angewohnheit, immer dann was zu sagen, wenn sie lieber mal besser den Mund halten sollten. Sprechverbot für Ungefragte – wie in der Schule früher. Das war eigentlich gar nicht so schlecht. Jetzt zumindest wäre es mehr als angebracht gewesen.

Diesmal nahm er nicht die Treppen runter zum Ausgang, sondern den Fahrstuhl. Der Grund war nicht seine Bequemlichkeit, sondern der im Lift befindliche Spiegel. Der gab ihm die Chance zu einem kurzen Optik-Check-up. Hemd sitzt, war sauber, Jacke ebenso und die Haare waren eh zu kurz, um ungekämmt auszusehen. Schnell rieb er noch abwechselnd den Spann seiner Schuhe am jeweils anderen Hinterbein, um noch ein bisschen Glanz zu errubbeln und schon landete er in der Tiefgarage seiner Firma. Das passte super, denn so lief er auch dem Pförtner nicht über den Weg. Wenngleich der eh nichts gesagt hätte. Aber – man weiß ja nie …

Ein wenig aufgeregt war er jetzt doch schon. „Bleib cool!“ ermahnte er sich selbst. „Alles easy, jetzt bloß nicht nervös werden. Geht doch um rein gar nichts. Ich hör’ mir an, was der Typ zu erzählen hat und dann sehe ich weiter. Ich wette, das ist eh ein unseriöses Ding, was der mir da vorschlagen wird. Überhaupt, so ein junger Typ, nur wenig älter als er selbst. Was soll der schon in einem Unternehmen zu sagen haben? Wahrscheinlich prahlt der nur rum und außer heißer Luft kommt da nicht viel bei raus!“ In seinem Kopf schwirrte es und die Gedanken zischten nur so durch die Hirnwindungen. Zwar sah Lenny Meier nicht so aus, als ob er auf die schiefe Bahn geraten sei. Aber andererseits – wie sah so einer aus? Vielleicht war das ja nur eine Masche, sich so ein bisschen rauszuputzen und dann auf Opfersuche zu gehen. Als Blender andere Leute ködern. Einen auf nett machen, der liebe Charming-Boy von nebenan, und dann krumme Dinger drehen. Aber wie sollte das wiederum gehen? Wenn er ihm unsaubere Ideen vorstellt, würde er eh aufstehen und sofort das Café verlassen. Das war ja wohl klar.

Mit jedem Schritt stieg die innere Spannung. Sein Herz pochte. Ein, zwei Mal zog er sich die Jacke zurecht, Hände aus den Hosentaschen und dann war er da: „Café Freedom“ – was für ein passender Name, dachte er noch und öffnete die Tür, wobei gleich ein Buzzer-Sound erklang. Die Bedienung, Marke „Curvy Model“ hinter dem pink neonbeleuchteten Tresen, in dem Kuchen- und Gebäckstücke in ungewöhnlichen Formen angeboten wurden, lächelte und empfing ihn mit „Hello, welcome to the Café Freedom…!“