Die Elixiere des Teufels

Cover

Hinweise zur E-Book-Ausgabe

Die E-Books des Reclam Verlags verwenden entsprechend der jeweiligen Buchausgabe Sperrungen zur Hervorhebung von Textpassagen. Diese Textauszeichnung wird nicht von allen Readern unterstützt.

Enthält das E-Book in eckigen Klammern beigefügte Seitenzählungen, so verweisen diese auf die Printausgabe des Werkes.

Fußnoten

  1. Carl Friedrich Kunz (1785–1849), Verleger und Weinhändler in Bamberg. Bei ihm erschienen Hoffmanns Fantasiestücke in Callots Manier; Verfasser von Aus dem Leben zweier Dichter (vgl. Literaturhinweise).

  2. Johann Arnold Kanne (1773–1824), Philologe und Schriftsteller. Hoffmann spielt auf seine unter dem Pseudonym Johann Author herausgegebene Erzählung Geschichte des Zwillings a pede an.

  3. Vgl. Anmerkung zu 13,16 f. des Romans.

  4. Julius Eduard Hitzig (1780–1849), Jurist und Literat; Freund Hoffmanns seit 1804; erster Biograph Hoffmanns: Aus Hoffmann’s Leben und Nachlaß (vgl. Literaturhinweise).

  5. Friedrich Baron de la Motte Fouqué (1777–1849), romantischer Dichter. Hoffmann vertonte seine Undine. Eine Geschichte vom Galgenmännlein erschien 1810.

  6. Diese Auskunft erscheint zweifelhaft. Hoffmann pflegte öfter Werke anzuzeigen, die noch nicht geschrieben waren.

  7. Das Gastmahl fand laut Tagebuch am 9. Februar 1812 statt (vgl. Nachwort).

  8. Friedrich Wilhelm Gubitz (1786–1870), Schriftsteller, Publizist.

  9. Willibald Alexis (1798–1871), Jurist, Schriftsteller, Freund Julius Eduard Hitzigs.

  10. Ann Radcliffe (1764–1823), sehr erfolgreiche Autorin von Schauerromanen.

  11. Vgl. Anm. 5.

  12. Das Folgende ist eine auszugsweise Übersetzung von Dokument Nr. 8.

  13. Maassen, Einleitung zur Ausgabe der Elixiere des Teufels, S. XVII.

  14. Vgl. besonders Harich.

  15. Am 8. März 1818, Briefwechsel, Bd. 2, S. 159.

  16. Vgl. z. B. Wittkop-Ménardeau.

  17. Vgl. Dokumente und Literaturhinweise.

  18. Über die Koinzidenz von Aufklärung und literarischer Angst vgl. Alewyn, Die Lust an der Angst.

  19. Nachwort, in: E. T. A. Hoffmann, Dichtungen und Schriften sowie Briefe und Tagebücher, Weimar 1924, Bd. 4: Die Elixiere des Teufels, S. 5.

  20. Die Beziehung von Schauerroman und Detektivroman hat Richard Alewyn aufgedeckt. Vgl. den Aufsatz »Das Rätsel des Detektivromans«, in: Definitionen. Essays zur Literatur, hrsg. von Adolf Frisé, Frankfurt a. M. 1963, S. 117–136.

  21. Vgl. Köhn, Vieldeutige Welt, S. 49.

  22. Es gehört zu den Sorglosigkeiten von Hoffmanns Erzählkunst, dass man beim Zurückrechnen der Generationenkette von Medardus bis zum Maler Francesko keineswegs bis in die Zeit Leonardo da Vincis kommt. Vgl. Stammtafel.

  23. Vgl. die Anzeige von Gubitz im Morgenblatt für gebildete Stände (Dokument Nr. 5).

  24. Vgl. Freud, Das Unheimliche.

Vorwort des Herausgebers

Gern möchte ich dich, günstiger Leser! unter jene dunkle Platanen führen, wo ich die seltsame Geschichte des Bruders Medardus zum ersten Male las. Du würdest dich mit mir auf dieselbe, in duftige Stauden und bunt glühende Blumen halb versteckte, steinerne Bank setzen; du würdest, so wie ich, recht sehnsüchtig nach den blauen Bergen schauen, die sich in wunderlichen Gebilden hinter dem sonnichten Tal auftürmen, das am Ende des Laubganges sich vor uns ausbreitet. Aber nun wendest du dich um und erblickest kaum zwanzig Schritte hinter uns ein gotisches Gebäude, dessen Portal reich mit Statüen verziert ist. – Durch die dunklen Zweige der Platanen schauen dich Heiligenbilder recht mit klaren, lebendigen Augen an; es sind die frischen Freskogemälde, die auf der breiten Mauer prangen. – Die Sonne steht glutrot auf dem Gebürge, der Abendwind erhebt sich, überall Leben und Bewegung. Flüsternd und rauschend gehen wunderbare Stimmen durch Baum und Gebüsch: als würden sie steigend und steigend zu Gesang und Orgelklang, so tönt es von ferne herüber. Ernste Männer, in weit gefalteten Gewändern, wandeln, den frommen Blick emporgerichtet, schweigend durch die Laubgänge des Gartens. Sind denn die Heiligenbilder lebendig worden und herabgestiegen von den hohen Simsen? – Dich umwehen die geheimnisvollen Schauer der wunderbaren Sagen und Legenden, die dort abgebildet, dir ist, als geschähe alles vor deinen Augen, und willig magst du daran glauben. In dieser Stimmung liesest du die Geschichte des Medardus, und wohl magst du auch dann die sonderbaren Visionen des Mönchs für mehr halten als für das regellose Spiel der erhitzten Einbildungskraft.

Da du, günstiger Leser! soeben Heiligenbilder, ein Kloster und Mönche geschaut hast, so darf ich kaum hinzufügen, dass es der herrliche Garten des Kapuzinerklosters in B. war, in den ich dich geführt hatte.

Als ich mich einst in diesem Kloster einige Tage aufhielt, zeigte mir der ehrwürdige Prior die von dem Bruder Medardus nachgelassene, im Archiv aufbewahrte Papiere als eine Merkwürdigkeit, und nur mit Mühe überwand ich des Priors Bedenken, sie mir mitzuteilen. Eigentlich, meinte der Alte, hätten diese Papiere verbrannt werden sollen. – Nicht ohne Furcht, du werdest des Priors Meinung sein, gebe ich dir, günstiger Leser! nun das aus jenen Papieren geformte Buch in die Hände. Entschließest du dich aber, mit dem Medardus, als seist du sein treuer Gefährte, durch finstre Kreuzgänge und Zellen – durch die bunte – bunteste Welt zu ziehen und mit ihm das Schauerliche, Entsetzliche, Tolle, Possenhafte seines Lebens zu ertragen, so wirst du dich vielleicht an den mannigfachen Bildern der Camera obscura, die sich dir aufgetan, ergötzen. – Es kann auch kommen, dass das gestaltlos Scheinende, sowie du schärfer es ins Auge fassest, sich dir bald deutlich und rund darstellt. Du erkennst den verborgenen Keim, den ein dunkles Verhängnis gebar und der, zur üppigen Pflanze emporgeschossen, fort und fort wuchert, in tausend Ranken, bis eine Blüte, zur Frucht reifend, allen Lebenssaft an sich zieht und den Keim selbst tötet.

Nachdem ich die Papiere des Kapuziners Medardus recht emsig durchgelesen, welches mir schwer genug wurde, da der Selige eine sehr kleine, unleserliche mönchische Handschrift geschrieben, war es mir auch, als könne das, was wir insgemein Traum und Einbildung nennen, wohl die symbolische Erkenntnis des geheimen Fadens sein, der sich durch unser Leben zieht, es festknüpfend in allen seinen Bedingungen, als sei der aber für verloren zu achten, der mit jener Erkenntnis die Kraft gewonnen glaubt, jenen Faden gewaltsam zu zerreißen und es aufzunehmen mit der dunklen Macht, die über uns gebietet.

Vielleicht geht es dir, günstiger Leser! wie mir, und das wünschte ich denn aus erheblichen Gründen recht herzlich.