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Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.dnb.de abrufbar.

© 2021 Friedrich O. G. Kadelka

Alle Rechte vorbehalten

Herstellung und Verlag: BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt

ISBN: 978-3-7534-6918-8

Inhaltsverzeichnis

Historischer Hintergrund

Fernab vom Ernst des Lebens, Existenz, beruflicher Tätigkeit und allen sonstigen Wünschen. war der Wunsch nach Entspannung zu aller Zeit vorhanden. Spielen war vielen Menschen schon als Kind angeboren. Dazu kam das „Kräftemessen“ unter Mitmenschen einzeln oder in Gruppen. In vielen Kulturen wurde getanzt. gewürfelt und dem Sport gehuldigt, wie z. B. in Griechenland vor der Zeitrechnung zu Olympia: Rennen, Speer- und Diskuswerfen. Fechten und Ballspielen kannte man bei Völkern in Südamerika. Kegeln in bestimmter Form war noch nicht bekannt.

Doch in der Rotenburger Chronik (Ausgabe von Rösch) des Jahres 1157 wird das Kegelspiel in der „Kreylsheimer Urfehde“ erwähnt. Ein Walter Kreylsheimer seinem Onkel Heinrich Zuckmantel versprach, zehn Jahre lang seine Spielleidenschaft zu zügeln. U. a. wollte er in dieser Zeit auf das “Bosseln” (Kegelwerfen) verzichten. Um den Ernst seines Versprechens deutlich zu machen, wollte er sich aus der Stadt weisen lassen, wenn er sei gegebenes Wort brechen würde. Aus dieser Chronik ist weiterhin zu entnehmen, dass das Kegelspiel mehr als Glückspiel um Geld und Gut ausgeführt wurde. Walter Kreylsheimer war somit kein Einzelspieler, sondern ein Mitspieler unter vielen Zeitgenossen. Das Jahr 1157 ist somit nur der Veröffentlichung einer Chronik zuzuschreiben. Das Kegelspiel war daher noch älter.

Das Braunschweiger Stadtrecht von 1232 beschreibt, dass derjenige, der Landstreicher oder Kegelspieler mehr als ein Tag und eine Nacht aufnimmt, ein schlechter Mensch sei.

Im Stadtrecht der Stadt Augsburg findet sich eine Eintragung “Umbe Kegelar“ (Für die Kegelspieler). Unter Androhung des Prangers und sonstiger Strafe wurde das Kegelspiel mit Minderjährigen verboten.

Hugo von Trimberg, einer der bedeutendsten Autoren seiner Zeit, fasste ca. 25000 Verse zu einem Gedicht „Der Renner“ zusammen. Hierin wird das Kegelspiel ausführlich beschrieben.

Man kann davon ausgehen, dass schon vor über 700 Jahren mit großer Spielleidenschaft gekegelt wurde. Dabei wurde es auf der Stufe von Betrug, Landstreicherei gestellt mit Gleichstellung mit Würfel- und Kartenspielen, danach auch mit Dame- und Schachspielen. Die negative Betrachtung bewirkte jedoch keinesfalls einen Rückgang der Spielleidenschaft.

Aus dem 15. Jahrhundert wird bereits berichtet, dass kaum eine gesellige Veranstaltung ohne einen Kegelwettbewerb durchgeführt wurde. In fast jeder Gemeinde gehörte der „Kegelreyß“ oder Kegelplatz neben dem Tanzplatz zu einem der beliebtesten Vergnügungsorte. Hierüber gibt es viele Literaturquellen. Im Jahre 1509 berichtet Mathias Hirt überein durchgeführtes Augsburger Schützenfest. U. a. erhält hier das Kegelspiel eine fast gesellschaftliche Bedeutung, indem erwähnt wird, dass „ein Herzog, viele Edelleute. Ritter, Grafen, viele fromme Leute, Herren, Bauern und Handwerker sich betätigten“. Weiter wird von einem „Eßlinger Schießen“ aus dem Jahre 1516 berichtet, an dem 1500 Kegler an einem Kegelwettbewerb teilnahmen. Die Beliebtheit des Kegelspiels war somit in vielen Jahrhunderten ungebrochen.

So berichtet der ungarische Schulmeister Szluchovinyi am 20. August 1803 eines Hauses in Weimar von „fröhlichen Lachen, das Krachen stürzender Kegel, und lieblicher Musik bei angestoßenen Gläsern. Das lockte mich mit Macht in diesen Garten, in dem ich eine versammelte Gesellschaft von Frauen und Männern erblickte. Ich wurde herzlich eingeladen mitzutun. Wie soll ich mein Glück beschreiben, als mein Tischnachbar, ein kleiner, lebhafter Herr auf mich zutrat und sagte, von einem zum anderen deutend: „Hier Herr Magister, sehen sie unseren Schiller, hier Goethe und ich bin der Wieland.“

Manche behaupten, dass die Freier der Penelope hätten das Kegelspiel erfunden beim Warten auf die Gunst der Schönen. Aber zurück aus der Mystik.

So konnte etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts erste Vereinsgründungen beobachtet werden.

1884 schlossen sich Kegelklubs von Rhein und Ruhr zur Gründung eines Keglerverbandes, aus dem am 07. Juli 1885 der Zentralverband Deutscher Kegelklubs entstand, der sich im Jahre 1889 in Deutscher Keglerbund umbenannte.

Bereits ab 1866 gab es regelmäßige Bundesfeste auf damals anerkannten Asphalt- und Bohlenbahnen. Erste Deutsche Meisterschaften fanden 1891 statt. Scherenbahnen wurden im Jahre 1921 und Bowlingbahnen 1929 zugelassen.

Bei den vorgenannten drei unterschiedlichen Kegelbahnbegriffen muss eingeflochten werden, dass es auf dem damaligen Reichsgebiet unterschiedliche Bahntypen gab. Der Bau von Kegelbahnen lag meistens in der Hand von Gast- und Wirtshäusern. Gruppen von Kegelwilligen traten auf Gastwirte zu und regten die Einrichtung von Kegelbahnen an. In den deutschen Ländern waren die Anfänge unterschiedlich. Aus heutiger Sicht spricht von Kegelbahnen der

1.Generation als Einbahnanlage. Dazu wurden Maurer-Handwerker angesprochen, die eine Kegelbahn aus Zementbeton in gewünschter Länge ca. 25 m herstellten, um eine gedrechselte Kugel über die „gekehlte“ Bahn zu schieben. Die Kugel rollt dann im Rechts- oder Linksansatz „taumelnd“ zum Kegelstand mit 9, in einem bestimmten Karree stehenden Holzkegeln, und traf auf eine bestimmte Lücke neben dem Vorderkegel, um viele der Holzkegel zu Fall zu bringen. Die gesamte Aktion ist Übungssache. Ist ein Schub zu stark, rollt die Kugel über den Rand der Bahn in eine Auffang-Rinne. Daraus entstand der Begriff: Pudel = Null-Wurf. Die Summe von 20 oder 25 Schub war mit 1. Start ein erster Höchstwurf. Pudel sollten verständlicherweise vermieden werden in einem Wettbewerb. Jeder Kegler schob bei 4-maligem Start 100 Schub und erzielte eine Gesamtzahl „Holz“. Rechnete sich die Anzahl auf 700, war ein „Schnitt 7“ erzielt worden. Betrug die Zahl 730, waren es „30 über Schnitt“, bzw. 670, dann „30 unter Schnitt.“ Daneben gab es Gruppenspiele, wie z. B. das „Tannenbaum-Kegeln“. Dazu gab es Papiervorlagen mit der Spitze 9, dazu 3x 3, 4x 4, 5x 5 bis 8x 8. Kegler erhielten 3 Schub. um mit seiner Holzzahl auf dem Blatt Zahlen zu streichen. Welche Gruppe zuerst alle Zahlen streichen konnte, hatte das Spiel gewonnen. Ferner gab es das „6-Tage-Rennen.“ Ein Kegler schob beim Start z. B. eine 7, bei einem 2. Start ebenso 7, die dann auf 14 verdoppelt wurde. Zuletzt am 6 Tag errechnete sich die Gesamtzahl auf 42. Besteht die Gruppe aus z. B. 6 Keglern, geht jene als Sieger hervor, die eine Höchstzahl erzielt hatte. Der Preis ist dann eine Runde Getränke, z. B. Bier. Hieran ergibt sich eine Geselligkeit unter den Mitgliedern eines Klubs.

--Anm.: Holger Gripp vom KSC Kaltenkirchen/Schleswig.-Holstein, beschreibt Gründung des KSC 1874-

Anschließend an die Gründung des DKB–Keglerbundes 1889 gab es z.B. im Ruhrgebiet viele Angebote von Arbeitsplätzen in Kohlengruben und Stahlfirmen. Menschen aus allen Teilen des damaligen Reiches und des Auslandes wanderten ein in die Großstädte, die sich aus Nachbardörfern zusammenschlossen. Hieraus entwickelte sich ein Bauboom von Wohnhäusern, genannt „Kolonien“ der benachbarten Industrie. Aus geregelter Arbeitszeit der Beschäftigten ergaben sich wachsende Wünsche und Interessen für Erholung nach der Arbeitszeit. Mit zunehmenden Entstehen von Gasthäusern verband sich auch die Gründung von Kegelklubs aus Nachbarschaften und Verbänden in Städten. Die Finanzierung und Pflege der Kegelbahnen regelte sich über Monatsbeiträge in den Klubs und Umsatzsteigerungen an Speisen und Getränken in Gasthäusern für die Gastwirte.

Um die 19. Jahrhundertwende gab es viele Gründungen von Kegelklubs und –verbänden. Die wöchentlich aktiven Klubs gaben sich Namen, die sich auf Erwartungen oder eine Örtlichkeit bezogen, wie z. B. „Alle Neune“ oder „Hamburger Wappen“. Andere Phantasienamen von Gesellschaftsklubs hatten andere Bezüge.

Nach dem Kegelfall mussten 9 Kegel im gleichen Karree im Kegelstand wieder aufgestellt werden. Das besorgten sehr bald, gegen ein gutes Taschengeld, 15-jährige Kegeljungen. Diese standen seitlich im Kegelstand und erhielten einen Pauschalgeld, sowie für „Acht um den Mittelkegel“ (Kranz) vom Kegler ca. 10-15 Pfennig. Das summierte sich am Abend bei jedem Jungen auf etliche Mark. Sehr bald aber kamen die Jungen auf den Gedanken, es den Keglern gleich zu tun und selbst einen Jungenklub zu gründen. Wenn der Gastwirt einverstanden und ein Nachmittag oder Abend zeitlich „Platz“ war, existierte bald der nächste Klub. Um den Namen waren die Jungen nicht verlegen. Sie nannten sich eben „Kegeljungen“. Ganz überzeugte nannten sich (wie geschehen) „Neun Holz“. Dann gab es z. B. die Bäcker mit ihrem Klub „Edelweiß“ und schnell gab es auch einen Jugendklub. Der nannte sich bescheiden „Edelweiß jun.“, später „Blau-Weiß“.

Zur Forschung über die Kegelbahnen der 1.Generation war es kein weiter Weg in der Nachbarschaft Schleswig-Holsteins. Ein erster Weg führte mich in die Tensfelder Au zu einem Bauernhof, einem ehemaligen Gasthof. Nach kurzer Rücksprache mit dem Landwirt über mein Vorhaben, zeigte er mir auf die andere Straßenseite an der Grabenkante eine (gemessene) 26,4 m lange, überwachsene Betonbahn. Anschließend blickte ich auf ein Bild und in Plan-Unterlagen. Es gab kleinere Kugeln, ähnlich unserer heutigen, und größere, die mit beiden Händen geschoben wurden. Die Kegelbahn gehörte zum ehemaligen Gut Seehof und wurde von ehemaligen Maurern gebaut. Nachdem tagsüber die Gutsarbeit erledigt wurde, genossen viele bei Lampenlicht, Getränken und Kegeln den Feierabend.

Bild 1:
Betonbahn aus dem Jahre 1883 mit Starthäuschen