In einer kalten Dezembernacht traf eine Eule eine Maus. Damit war die Geschichte eigentlich schon wieder zu Ende. Eulen hatten Mäuse zum Fressen gern. Aus und vorbei.
Doch dieses Mal lief alles anders. Aus Todfeinden wurden Freunde, beste Freunde. Das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft und einer spannenden Suche nach den Geheimnissen der Natur.
Gemeinsam erlebten Edna, die zwar kluge, aber auch ziemlich eingebildete Waldkäuzin, und Matze, der pfiffige Mausejunge, aufregende Abenteuer in ihrem Wald. Immer mehr wurde das ungleiche Paar zum perfekten Team. Während die Waldkäuzin die Welt von oben erkundete, setzte die Maus ihre detektivischen Fähigkeiten am Boden ein.
Warum fiel ein Vogel im Sturm nicht vom Baum? Wie machte es sich ein Eichhörnchen im Winter gemütlich und warum konnte eine Eule lautlos fliegen? Fragen über Fragen!
Anfang Januar war es kalt, eisig kalt. Der Schnee verwandelte die Landschaft in eine weiße Zauberwelt und damit schlug für die Tiere die Stunde der Wahrheit. Nur wer sich an die Kälte anpasste, überlebte.
Edna Eule und Matze Maus erlebten so manche Überraschung.
Summende Ungeheuer jagten Matze einen gehörigen Schrecken ein und dann traf er auch noch einen Hasen im Iglu. Edna las die Pipi-Botschaft der Füchse und jede Menge andere Spuren im Schnee. Schließlich erfuhr Matze, warum die Stockenten keine Eisbeine bekamen und wie der Motor des Siebenschläfers funktionierte.
Außerdem hatte Edna Eule Liebeskummer und zu allem Unglück auch noch einen schlimmen Unfall…, aber zum Glück ist unsere Geschichte ja noch lange nicht zu Ende!
Im zweiten Band wurde Edna wieder gesund und startete mit Matze zu neuen Abenteuern. Im Februar lösten sie das Rätsel der rasenden Hasen und trafen Füchse auf Freiersfüßen. Edna beobachtete, wie der König des Waldes seine Krone verlor und entlockte ihm sein Geheimnis. Matze erhielt eine spannende Lesestunde beim Specht und lüftete das Geheimnis der Bäume.
Im März entlarvte Edna einen Meisenhahn als Hochstapler und Matze traf Reiter mit goldenen Augen, die huckepack zum Waldsee reisten. Dort fanden unsere beiden Walddetektive mit Hilfe des klugen Karpfens schwarze Perlenketten voller Leben…
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© 2017 Karin Sandfort und Elisabeth Sandfort
Herstellung und Verlag:
BoD – Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783744876018
Der April zog mit großem Theater ins Land.
In den ersten Tagen lachte eine freundliche Frühlingssonne vom veilchenblauen Himmel, doch dann überlegte es sich das Wetter noch einmal anders und schickte Regen und Sturm.
Das Thermometer sank gegen null Grad und der kalte Regen verwandelte sich in Schnee.
Das ließ sich die Sonne nicht bieten.
Sie sammelte alle Kräfte, schob die dicken Wolken beiseite und schmolz den Schnee wie Softeis an einem schönen Sommertag.
So ging es hin und her.
Einmal warm, einmal kalt, dann trocken und wieder nass. Ein richtiges Apriltheater mit vielen verschiedenen Vorstellungen.
Die Natur ließ sich davon nicht beeindrucken.
Bei Pflanzen und Tieren herrschte jetzt Hochbetrieb.
Im zarten Grün der jungen Blätter und Triebe wurde nach Herzenslust gesungen, verteidigt, gebalzt, geliebt und ein Nest für den Nachwuchs gebaut.
Als die Dämmerung sich über den Wald senkte, erwachte Matze Maus in seiner Mäuseburg tief unter der Erde.
Er reckte sich und streckte sich, putzte sorgfältig sein weiches Fell und machte sich gemütlich auf den Weg nach draußen.
In der vergangenen Nacht hatte es stark geregnet und sein Pelz war sehr nass geworden. Als Matze an den feuchten Matsch dachte, der unter seinem Bauch in feinen Klumpen hängen geblieben war, schüttelte er sich schaudernd.
Später, in den trockenen Gängen unter der Erde, hatte er sich lange reinigen müssen. Erst als er sich wieder sauber fühlte, war er beruhigt eingeschlafen.
Vorsichtig reckte er sein Näschen aus dem Mauseloch und schnupperte nach allen Seiten.
„Wunderbar“, piepste er dann vergnügt. Die Luft war rein, der Waldboden schon fast wieder trocken und die Temperatur angenehm warm.
Gut gelaunt begab sich Matze auf seinen Erkundungsgang. Er lief hierhin und dorthin und schnüffelte an allem herum, was ihm neu vorkam. Plötzlich stand er vor einem riesigen Haufen trockener Äste. In den Ritzen und Spalten dieses Haufens hatten sich im Laufe des Herbstes Berge von alten Blättern verfangen.
Matze schnüffelte noch einmal. Da war doch ein unbekannter Geruch!
Neugierig, wie er nun mal war, steckte er seine empfindliche Nase tiefer ins Laub und kreischte auf:
„Aua, Hilfe, das tut aber weh!“
Etwas Spitzes und Stacheliges hatte sich unerwartet in sein zartes Näschen gebohrt.
Ängstlich zog sich der Mäuserich ein paar Schritte zurück, aber dann siegte seine Neugier und er pirschte sich wieder näher an das Unbekannte heran.
Plötzlich schien der braune Blätterhaufen zum Leben zu erwachen.
Er bewegte sich zuerst ganz langsam, dann immer energischer und schließlich tauchte eine spitze, schnuppernde Nase auf.
Hastig zog sich Matze in ein sicheres Versteck unter einem umgestürzten Baum zurück. Von hier aus hatte er eine ausgezeichnete Sicht auf das unbekannte Tier, das ihn so fies in die Nase gestochen hatte.
Mit klopfendem Herzen lag Matze Maus auf der Lauer.
Es dauerte nicht lange und die schnuppernde Nase im Blätterhaufen entwickelte sich zu einem reichlich merkwürdigen Wesen.
Es war mit rund fünfundzwanzig Zentimetern Körperlänge nicht besonders riesig, aber doch weitaus größer als Matze selbst. Das Tier war braun und besaß breite, rundliche Ohren, die kaum über seine Haare hinausragten.
Haare?
„Halt, stopp“, piepste Matze aufgeregt, „das sind doch keine Haare!“
Das merkwürdige Tier blieb stehen und entdeckte den Mäuserich in seinem Versteck.
„Du bist ganz schön blöd“, murmelte es verschlafen, „seit wann haben Igel Haare?“
Es schnaufte empört und rollte sich zu einer stacheligen Kugel zusammen.
Matze Maus riss vor lauter Staunen seine schwarzen Knopfaugen weit auf.
Dann fasste er sich ein Herz, krabbelte aus seinem Versteck und näherte sich dem Igel.
„Darf ich dich mal anfassen?“, fragte er forsch.
„Wenn’s sein muss“, antwortete der Igel zustimmend, „aber sei vorsichtig, sonst steche ich dich!“
Mutig hob Matze das rechte Vorderpfötchen und berührte zaghaft die gefährliche Kugel.
„Mein Gott“, stöhnte Matze, „warum piekst du eigentlich so doll?
Und wo ist dein Kopf geblieben?“
„Ruhig Blut, kleiner Kerl“, lachte der Igel gutmütig.
Langsam gefiel ihm die neugierige Maus. Er rollte sich wieder auf und plötzlich erschien unter all den Stacheln ein fröhliches kleines Gesicht mit spitzem Schnäuzchen und pechschwarzen Knopfaugen, die Matze Maus schelmisch anblitzten.
„Ich piekse zu meinem eigenen Schutz“, schmunzelte der Stachelritter.
„Versuch mich mal zu beißen!“
Matze Maus zog ein empörtes Gesicht.
„Hältst du mich für verrückt?“
„Ein bisschen“, grinste der Igel, „aber mal im Ernst, niemand ist so verrückt, mich zu beißen. Ist doch ein klasse Schutz!“
Das leuchtete Matze ein.
„Aber wo hast du deinen Kopf in der Stachelkugel versteckt?“
Der Igel machte ein wichtiges Gesicht.
„Das ist mein Geheimnis.“
Matze Maus überlegte kurz.
„Ach was“, sagte er spitzbübisch, „ich bin Spezialist für Geheimnisse.“
„Das glaubst du doch selbst nicht!“, lästerte der Igel.
Matze blickte dem Stachelritter fest in die Augen.
„Du wirst schon sehen, was passiert, wenn ich meine Freundin, die Eule, hole!“
Plötzlich machte es ihm großen Spaß, dem stacheligen Tier etwas Angst einzujagen. Darum setzte er drohend hinzu:
„Die packt dich mit ihren riesigen Krallen und wirft dich auf den Rücken. Dann sehen wir, wie du von unten ausschaust!“
Dem Igel wurde schlecht vor Schreck.
„Lass deine Freundin, wo sie ist!“, schrie er. „Ich sag dir alles, was du willst.“
Matze Maus grinste.
„Na also. Warum nicht gleich so?“
Doch dann plagte ihn sein schlechtes Gewissen.
Er fühlte sich wie ein Bandit.
Die Eule würde richtig wütend werden, wenn sie von seiner gemeinen Erpressung erfuhr. Schuldbewusst nahm er sich vor, so etwas nie wieder zu versuchen.
Großes Mäuseehrenwort!
Der Igel räusperte sich.
„Also, das ist so“, flüsterte er, „meine Stacheln stecken mit kleinen Verdickungen beweglich in meiner dicken Rückenhaut. Wenn ich meine Haut straffe, dann stellen sie sich senkrecht auf.“