Bücher von Harry Eilenstein:
Band 1: Götter und Mythen im Alten Ägypten (432 S.)
Band 2: Die altägyptische Religion – Ursprünge, Kult und Magie (396 S.)
Band 1: Die Struktur des kabbalistischen Lebensbaumes (370 S.)
Band 2: Der kabbalistische Lebensbaum als Forschungshilfsmittel (580 S.)
Band 3: Der kabbalistische Lebensbaum als spirituelle Landkarte (520 S.)
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Herstellung und Verlag: Books on Demand GmbH, Norderstedt
ISBN: 9783743168442
Die Runen sind eines der bekanntesten Elemente der germanischen Religion. Im folgenden wird zunächst kurz die Entwicklungsgeschichte der Runen, dann die allgemeinen Beschreibungen der Runen und ihrer Verwendung und schließlich der Charakter der einzelnen Runen dargestellt.
Die Runen wurden wahrscheinlich zwischen 100 v.Chr. und 100 n.Chr. aus einem norditalienischen Alphabet entwickelt. Die frühen Runen ähneln am stärksten den Buchstaben des rätischen Alphabets von Bolzano. In dieser Schrift wurden auch wie in den Runen Punkte als Worttrenner benutzt. In der rätischen Sprache findet sich auch das germanische Zauberwort „alu“, das dem etruskischen Substantiv „alu“ für „Gebender, Weihender“ entspricht.
Die meisten Runen-Funde stammen von den schwedischen Runensteinen, die zwischen 800 n.Chr. und 1050 n. Chr. in Mittel- und Süd-Schweden errichtet worden sind.
Die Großzahl der mitteleuropäischen Runen sind deutlich älter und stammen aus der Zeit von 550-600 n.Chr.
Die Runen sind vor allem in den Nordländern (Skandinavien, Großbritannien, Island) benutzt worden. Die mitteleuropäischen Runen sind eine vorübergehende „Modeerscheinung“ gewesen, die durch die Gründung des Frankenreiches ausgelöst worden ist, die viele Elemente der Kultur der nördlich von ihnen wohnenden Sachsen übernommen haben.
Eine der Hauptfragen bezüglich der Runen ist, wieso zwischen 100 v.Chr. und 100 n.Chr. ein norditalienisches Alphabet in Nordeuropa die Bildung eines Runenalphbetes angeregt hat, obwohl zu dieser Zeit zwischen den Germanen im Norden und den Römern sowie den Etruskern im Süden die Kelten ganz Mitteleuropa bevölkert haben. Im Grunde ist nur ein „Import“ durch Germanen, die im Nordalpenraum „zu Besuch“ waren und sich dort für die Möglichkeit des Schreibens begeistert haben, denkbar.
Dies war möglicherweise weniger der „Import“ einer Schrift als eines praktischen magischen Hilfsmittels.
Mit weitreichenden Zusammenhängen muß auch zu dieser frühen Zeit gerechnet werden – so ist z.B. der keltischen Kessel von Gundestrup, der um 400 v.Chr. von den Thrakern am Mittelmeer in keltischen Auftrag hergestellt worden ist, von den Germanen in Norddänemark verwendet worden ...
| Die räumliche und zeitliche Verbreitung der Runen | ||||
| Zeit | Länder | |||
| Ursprung: rätisches Alphabet von Bolzano (Norditalien) | ||||
| 100 v.Chr. -100 n.Chr. | Ableitung der Runen von dem rätischen Alphabet (die germanische Sprache ist noch einheitlich) | |||
| 100-200 | Schleswig-Holstein, Dänemark: | |||
| 200-300 | älteres Futhark, 24 Zeichen | |||
| 300-400 | England: | Mittel- | ||
| 400-500 | angelsächsische | europa | ||
| 500-600 | Runen | |||
| 600-700 | ||||
| 700-800 | ||||
| starke Weiterentwicklung und Differenzierung der verschiedenen germanischen Sprachen vor allem aufgrund der vorhergehenden Völkerwanderungszeit | ||||
| 800-900 | Skandinavien: kurzes Futhark, 16 Zeichen | Nordländer: jüngeres | England: angel- | Schweden: |
| 900-1000 | Nordländer: kurzes Futhark, | Futhark, 33 Zeichen | sächsische Runen | Runensteine |
| 1000-1100 | erweiterte Zahl von Zeichen und Punktierung (Vokalunterscheidung) | |||
| 1100-1200 | ||||
| 1200-1300 | ||||
| 1300-1400 | ||||
| 1400-1500 | ||||
| 1500-1600 | Mittelschweden: vor allem auf | |||
| 1600-1700 | Kalendern | |||
| 1700-1800 | ||||
| 1800-1900 | ||||
| 1900-2000 | 1900-1945: NAZI- Ideologie | ab 1950: Tolkien-Einfluß | ||

Die Tabelle auf der vorigen Seite ist eine Übersicht darüber, welche Runen-Alphabete in den welchen Ländern zu den verschiedenen Zeiten benutzt worden sind.
Die Form der Runen besteht aus senkrechten Linien, von denen weitere Linien in einem 45°-Winkel abzweigen. Dies ermöglicht es, die Runen quer auf Holzstäbe zu ritzen ohne daß es Ritzungen in Faserrichtung gab.
Auf Metall und später auch auf Pergament finden sich jedoch auch einige runde Zeichen sowie waagerechte Linien.
Die Bezeichnung „Rune“ kann von zwei germanischen Worten hergeleitet werden: von „run“ für „raunen, Geheimnis“ und von „run“ für „ritzen“. Vermutlich ist dies wieder eines der von den Germanen so sehr geschätzten Wortspielen und es ist beides gemeint: „eingeritzte Geheimnisse“. Das Wort „run“ findet sich bereits um 350 n.Chr. auf dem Stein von Einang.
Die Runen wurden nur sehr selten zur Niederschrift von längeren Texten benutzt. In der Regel finden sich kurze Kommentare, Inschriften, Weihungen, magische Formeln, Signaturen, aber auch private Kurznachrichten wie „Küss mich!“ auf einem beweglichen Gegenstand wie einem Knochen, der damals wohl als „Brief“ gedient hat.
Eine Rune hatte mehrere Funktionen. Sie war:
Diese drei Funktionen finden sich bei fast allen alten Schriften.
Auch die Benennung der Buchstaben nach einem Ding, das mit diesem Buchstaben beginnt, ist eine durchaus übliche Assoziation. So sind z.B. die ersten Buchstaben überhaupt von den Ägyptern aus den Bild-Zeichen für Worte entwickelt worden, die entweder nur einen Konsonanten hatten (Altägyptisch war eine reine Konsonantenschrift) oder mit dem betreffenden Konsonanten begannen.
Als einziger Buchstabe hat sich das „n“ auf dem viertausend Jahre langen Weg von den Hieroglyphen über die vorderasiatischen Alphabete, die griechische und die römische Schrift bis hin zu den Runen halten können. Das „n“ ist ursprünglich in der Hieroglyphenschrift eine Wasserwelle gewesen und war die Darstellung des Wortes „nu“ für Wasser. Daraus entwickelte sich dann schließlich über das „n“ der Römer („navis“ = „Schiff“) die „Not“-Rune der Germanen, die noch immer mit dem Wasser assoziiert wurde.
Die Runen wurden meistens von links nach rechts geschrieben. Anfangs war die Richtung jedoch nicht festgelegt und es gab auch die Richtungen „links-rechts“ und „wie der Stier den Acker pflügt“, d.h. am Ende einer Zeile, die von links nach rechts verlief, schrieb man darunter von rechts nach links und am Ende dieser Zeile darunter wieder von links nach rechts. Auf den Runensteinen befindet sich die Inschrift oft auf dem Leib einer Schlange, d.h. zwischen zwei parallelen Linien und verläuft daher oft kreisförmig – meist im Uhrzeigersinn.
Manchmal stehen auch einzelne Runen „falsch herum“ („Wende-Runen“) oder „auf dem Kopf“ („Sturz-Runen“) oder werden miteinander zu einer einzelnen Rune verbunden („Binde-Runen“).
In den folgenden Texten finden sich die generellen Darstellungen der Verwendung der Runen in den Liedern, Sagas und Mythen der Germanen. Alle Texte, die sich einer bestimmten Rune zuordnen lassen, finden sich im zweiten Teil über die Qualität der einzelnen Runen.
Das Lesen und Schreiben der Runen sowie vermutlich auch das Erlernen der Möglichkeiten ihrer Verwendung in der Magie gehörte zu der Ausbildung von Fürstensöhnen.
Sigurds Zieh-Vater hieß Regin Hreidmar-Sohn. Er lehrte ihn alle Arten von Künsten, das Tafl-Spiel, die Runenkunst und das Sprechen in vielen Sprachen, so wie es damals von Königssöhnen erwartet wurde.
Der Skalde Rögnvald-Jarl Kali Kollson nennt um 1150 n.Chr. neun Fähigkeiten, derer er sich rühmt:
Ich kann Tafl spielen,
Ich habe neun Fähigkeiten,
Nur selten vergesse ich die Runen,
Ich kenne mich aus mit Büchern und mit dem Schmieden,
Ich weiß, wie man auf Skiern gleitet,
und gut genug weiß ich zu schießen und zu rudern,
Und beide von diesen zwei Künste kenne ich:
Harfenspiel und Dichtung-Sprechen.
Auch in diesem Lied über die Gründung der drei Stände durch den Göttervater Rig (Tyr-Heimdall) wird beschrieben, daß der Fürstensohn von Rig u.a. die Runen erlernt hat.
Aus dem Walde kam der rasche / Rigr gegangen,
Rigr gegangen / ihn Runen zu lehren,
Nannte mit dem eignen / Namen den Sohn,
Hieß ihn zu Erb / und Eigen besitzen
Erb und Eigen / und Ahnenschlösser.
Konur der junge / kannte Runen,
Zeitrunen / und Zukunftrunen;
Zumal vermocht er / Menschen zu bergen,
Schwerter zu stumpfen, / die See zu stillen.
Vögel verstand er, / wußte Feuer zu löschen,
Den Sinn zu beschwichtigen, / Sorgen zu heilen.
Auch hatt er zumal / acht Männer Stärke.
Er stritt mit Rigr, / dem Jarl, in Runen,
In allerlei Wissen / erwarb er den Sieg.
Da ward ihm gewährt, / da war ihm gegönnt,
Selbst Rigr zu heißen / und runenkundig.
Auch Sigurd hat neben der Kampfkunst und dem Taflspiel sowie einigen Fremdsprachen auch das Lesen und Schreiben der Runen erlernt.
Gripir:
„Sie wird Dich, Reicher, Runen lehren,
Alle, die Menschen wissen möchten,
Dazu in allen Zungen reden,
Und heilende Salben – Heil Dir, König!“
Gripir ist der Onkel des Sigurd. „Sie“ ist die Walküre Sigdrifa-Brünhild, die später Sigurds Geliebte wird.
Bei den Germanen gehörte das Schreiben und Lesen von Runen und auch die Kenntnis ihrer magisch-religiösen Bedeutungen zu den Fähigkeiten der gebildeten Oberschicht.
Odin:
„Bei der Quelle der Urd
saß ich schweigend,
ich sah und meditierte,
ich lauschte den Worten der Menschen.
Ich hörte von Runen sprechen
und von göttlichen Dingen,
sie schwiegen auch nicht darüber, wie sie zu ritzen sind,
und auch über weisen Rat
in der Halle des Hohen.“
Die Halle, in der Odin diese Runen erlernt hat, wird die Halle des ehemaligen Göttervaters Tyr sein, der in der Havamal u.a. auch als Suttung, der Vater der Gunnlöd erscheint.
Dieses Erlernen der Runen durch Odin von Tyr ist auch historisch zutreffend, da Odin erst um ca. 500 n.Chr. von den „Runen-losen“ Südgermanen, deren Göttervater Odin war, zu den „Runen-kundigen“ Nordgermanen, deren Göttervater Tyr gewesen ist, gekommen ist.
Die Runen wurden von Fimbultyr („mächtiger Tyr“) gefunden, Odin war zu dieser Zeit noch nicht der nordgermanische Göttervater.
Die Asen einen sich auf dem Idafelde,
Über den Weltumspanner zu sprechen, den großen.
Uralter Sprüche sind sie da eingedenk,
und der Fimbultyr gefundenen Runen.
Manchmal waren die Runen-Inschriften auch nur Kurzmitteilungen oder Etikettierungen:
„Hier siehst Du eine Truhe mit drei Fächern. Die Runen neben ihnen zeigen, für wen die Dinge in den jeweiligen Fächern bestimmt sind.“
Das Wort „Runen“ wurde auch als Bezeichnung für „Dichtung“ benutzt.
Bragi: „Davon hat die Redensart ihren Ursprung, daß wir das Gold dieser Jötune Mundmaß nennen, und in Runen und in der Skaldensprache umschreiben wir es so, daß wir es dieser Joten Sprache oder Rede nennen.“
Da sprach Ägir: „Das dünkt mich in Runen wohl angewandt.“
Dieselbe Verwendung des Begriffes „Runen“ findet sich auch in dieser Saga:
„Das ist gewiß,“ sagte sie, „dass es eine große Lüge ist, dass Du schon drei Jahre lang nicht mehr geschlafen hast; aber jetzt ist es Zeit, einmal aufzustehen, und dabei so rasch und hurtig zu sein, als nur möglich, wenn Du Deinen Sohn noch rächen willst, denn all' deine Lebtage wird er nicht mehr gerächt, wenn er in dieser heutigen Nacht nicht gerächt wird.“
Als er da begriff, was sie zu ihm sagte, sprang er vom Bett auf, und mit einem Satz heraus auf den Boden, und begann das Lied zu singen:
„Rühmliche Runen
Zu singen von Rache,
Das erspart, tauschend,
Dem leidenden Greis.
Des mit Lieben Todtschlag
Weckt mich zu Taten;
Doch gestürzt ist nun mein Stolz,
Gefallen mein Stamm.“
Stamm = Nachkommenschaft
Außer den eigentlichen Runen wurden auch andere magische Zeichen „Runen“ genannt.
Hrungnir selbst hatte bekanntlich ein Herz von hartem Stein, scharfkantig und dreiseitig, wie man seitdem das Runenzeichen zu schneiden pflegt, das man Hrungnirs Herz nennt.
Der Merowingerzeit-Dichter Venatius Fortunatus, der Bischof von Poitier gewesen ist, hat in einem um ca. 565 n.Chr. verfaßten Gedicht die übliche Art des Schreibens der Runen geschildert:
„Die Runen der Barbaren werden auf Tafeln aus Eschenholz gezeichnet; was sonst der Papyrus tut, vermag auch der geglättete Zweig.“
Man schrieb die Runen offenbar auf Eschen-Äste, die man zuvor geschält und geglättet hat.
Das Ritzen der Runen in Holzstäbe wird in den Isländer-Sagas häufig beschrieben.
Da ging er noch einmal zu seinem Bruder Thorkel und klopfte an seine Tür, aber Thorkel wollte nicht herauskommen. Daher nahm Gisli einen Stab und ritzte Runen in ihn und warf ihn durch einen Schlitz.
Runenpost in einem inoffiziellen Briefkasten ...
Gisli schnitzte des öfteren Runenstäbe. Er hat soviel Übung darin, daß er sie auch während des Gehens schnitzen konnte:
Gisli hielt einen Stab in seinen Händen und versah ihn, während er lief, mit Runen, und die Holzstückchen fielen zur Erde.
In dieser Saga wird geschildert, daß auf einem Runenstab eine kurze Nachricht geschrieben wurde.
Aber Holmkel ritt an ihnen vorüber und kehrte dann zurück. Da gingen die Brüder zurück zum Weg und fanden dort Münzen und einen Goldring und einen Runenstab und auf den Runenstab waren all die Worte des Ketilrid und des Holmkel geritzt und zusätzlich, daß sie die Münzen dem Viglund gibt.
Auch in dieser Saga findet sich ein Runenstab, der ein kurzes „Begleitschreiben“ ist.
Da ging er zum Inseltal-Fluß und brachte den Sack mit den Knochen (des Riesen) zum Kirchenportal und legte einen Runenstab dazu, auf den auf wundersam gute Weise dieses Lied geritzt worden war: ... ... ...
Das nun folgende Lied berichtet dem Priester in dieser Kirche davon, wie Grettir den Riesen erschlagen hat.
In dieser um ca. 950 n.Chr. niedergeschriebenen angelsächsischen Dichtung ist ebenfalls ein Stab das Schreibmaterial für eine Runenbotschaft:
Höre, Nioroovor: „Der, der diesen Stab beschrieben hat, hat mir befohlen,
Dich, Lady, zu bitten, Dich in Deinem Herzen eurer Schwüre zu erinnern.“
„Stab-Botschaften“ scheinen damals recht üblich gewesen zu sein – wenn der Stab nicht zu groß werden sollte, mußte man sich dabei offensichtlich kurz fassen – selbst bei Liebesbriefen ...
Man sagt, daß Sturlaug eines Tages Frosti zu sich rief und ihm sagte: „Ich habe einen Auftrag für Dich.“
Er frug, was das wäre.
„Du sollst nach Norden in die Finnmark gehen und diesen kleinen Stab in den Schoß von König Schnees Tochter werfen.“
Dem stimmte er zu. Da machte sich Frosti reisefertig und segelte aufs Meer hinaus. Er kam zu der Finnmark und gelangte zu König Schnee und grüßte ihn. Der König nahm seine Grüße wohlwollend an und frug nach seinem Namen.
Er sagte, er werde Gest genannt, „und ich würde mich freuen, wenn Ihr mich in Euer Gefolge aufnehmen würdet.“
Der König stimmte zu. Frosti blieb für sich und mischte sich in nichts ein, was am Hof vor sich ging. Er blieb dort den Winter über und der König behandelte ihn gut. Ein kleines Stück von der Königshalle entfernt stand ein Frauenhaus hinter zwei Zäunen, die so hoch waren, daß nichts außer einem fliegenden Vogel hinübergelangen konnte. Frosti saß die ganze Zeit bei dieser Palisade, um die Königstochter Njoll zu sehen, aber es gelang ihm nicht. Der Winter verstrich ohne besondere Ereignisse.
Eines Tages, als die Männer mit dem König beim Spiel waren, ging Frosti zu der Palisade und sah, daß sie offenstand und ebenso das Frauenhaus. Er trat hinein und sah dort eine Frau auf einem Stuhl sitzen, die ihr Haar mit einem goldenen Kamm kämmte. Ihr Haar war auf einem Kissen neben ihr ausgebreitet – fein wie Seide.
Er betrachtete sie und dachte bei sich, daß er noch nie eine so schönere Frau wie diese gesehen hatte. Er konnte nicht ruhig bleiben, da er nicht tun konnte, was er gerne getan hätte – da nahm er den Stab und warf ihn in ihren Schoß. Sie strich ihre Haare zurück und nahm den Stab und schaute ihn an. Nachdem sie ihn gelesen hatte, blickte sie zu der Palisade und lächelte und schien über das, was in den Stab geritzt war, erfreut zu sein.
Da kam eine Dienerin in das Frauenhaus und Gest ging fort und ging zurück zur Halle und er konnte aus Sorge um seinen Auftrag weder schlafen noch essen.
Als alle schliefen, fühlte er eine Berührung an seiner Brust. Er griff nach der Hand und tastete den Arm entlang – da fiel ein goldener Ring von dem Arm. Er stand auf und ging hinaus. Dort fand er die Königstochter Mjoll.
Sie sprach: „Ist es wahr, was auf dem Stab steht?“
Er sprach: „Gewiß ist es wahr.“
Der Stab, auf den die Runen hier geschnitzt wurden, ist ein Seetang-Stengel (Laminaria digitata). Wenn er getrocknet war, sah man die in ihn geschnittenen Runen nicht mehr – um sie lesen zu können, mußte man den Stab erst wieder anfeuchten.
Am Ort meiner Geburt stand ich fest verwurzelt,
am Meeresrand, nah am Strand,
im Sand; nur wenige Menschen
sahen mein Heim in der Einsamkeit,
aber in jeder Morgendämmerung, in jeder Abenddämmerung
wirbelten die fahlen Wogen um mich her
und zerrten an mir. Ich dachte nicht daran,
daß ich, der Mund-lose, jemals für die Männer,
die an der Met-Bank sitzen, Worte sprechen,
reden würde. Es ist sehr verwirrend,
ein Wunder für jene Männer, die solcherlei Künste nicht kennen:
wie man mit der Spitze eines Messers und der rechten Hand
– des Fürsten Geist und Werkzeug wirken gemeinsam –
mich schneiden und schnitzen können – sodaß ich Dir ohne Furcht
eine Botschaft senden kann und niemand die Worte,
die wir miteinander sprechen, mithören kann.
Auf vielen Runen-Inschriften nennt auch der Schreiber seinen Namen. Eine der ältesten dieser „Unterschriften“ stammt von 200 n.Chr.:
Bidawarijar hat geritzt
Der Name des Mannes, der diese Runen geritzt hat, bedeutet „der Schutz gibt“.
In dieser um ca. 400 n.Chr. hergestellten Kiste befindet sich eine Runen-Inschrift:
Hagiadar – das innen habe ich gemacht
Dies bedeutet etwas ausführlicher formuliert: „Ich, Hagiardar, habe die Runen im Inneren dieser Kiste geritzt.“
Solche „Unterschriften“ waren bei Runeninschriften sehr beliebt. „Hagiardar“ bedeutet „Geber guten Rates“.
Auf diesem um ca. 600 n.Chr. hergestellten Stein findet sich die folgende Inschrift:
Hathuwolafa setzte die drei Stäbe fff
Der Name des Runen-Schreibers bedeutet „Kampfwolf“. Die drei „f“ sind die Fehu-Rune, die hier als Zauberzeichen angesehen wird.
Diese um ca. 600 n.Chr. angefertigte Fibel trägt folgende Inschrift:
Ich, Wir, gravierte diese Runen für Wiwio
oder:
Ich, Wir, der Nachkomme der Wiwar, gravierte diese Runen.
„Wir“ ist der Name des Schreibers – die Bedeutung dieses Namens ist unbekannt („Wahrhaftiger“?). „Wiwio“ ist ein Frauenname, der „Fischteich“ bedeutet.
Auch auf diesem Stein, der um ca. 650 n.Chr. angefertigt wurde, findet sich die „Unterschrift“ des Runenmeisters:
In Erinnerung an Hariwulafa gravierte Hathuwulafr Haeruwulafr-Sohn diese Runen
„Hariwulafa“ bedeutet „Heer-Wolf“; „Hathuwulafr“ bedeutet „Kampf-Wolf“ und „Haeruwulafr“ bedeutet „Schwert-Wolf“ – eine kriegerische Wolfs-Familie ...
Auch auf diesen kleinen, aus Goldblech gefertigten und mit Bildern, Runen und Symbolen geprägten Amulett findet sich bisweilen die Angabe des Runenschreibers:
Uunigar, Runenmeister, schrieb dieses kunstvolle Werk
Der Name „Uunigar“ bedeutet „Krieger“.
Wo geschrieben wird, gibt es auch Urkundenfälschungen – da machen die Germanen mit ihren Runen keine Ausnahme.
Diese Chronik ist vermutlich um ca. 1170 n.Chr. von einem Mönch in der dänischen Stadt Röskilde verfaßt worden und enthält einige der Mythen und Sagen, die sich die Leute damals erzählten.
In dieser Chronik wird die Geschichte des Horwendil (Aurwandil) und seines Sohnes Amblothe (Amleth, Hamlet) kurz zusammengefaßt.
Dann wurde sein Sohn Rorik Armreif-Werfer, der auch Rake genannt wurde, König. Er eroberte Kurland, Wendland und Schweden und sie mußten ihm Abgaben zahlen.
Er setzte Orwendel und Feng als Fürsten von Jütland ein. Der König gab Orwendel für die gute Arbeit, die er geleistet hatte, seine Schwester zur Frau. Mit ihr zusammen hatte er den Sohn Amblothe.
Dann tötete Feng Orwendil aus Eifersucht und nahm dessen Frau zum Weib.
Da ersann Amblothe einen Plan, um sein Leben zu retten und tat, als wäre er verrückt geworden.
Doch Feng mißtraute Amblothe und sandte ihn mit zwei seiner Diener und einem Brief, in dem er schrieb, daß Amblothe getötet werden soll, zu dem König von England. Als die Diener schliefen, schabte Amblothe die Namen aus und schrieb, daß die beiden Diener getötet werden sollten; und so geschah es dann auch.
Auf den Tag genau nach einem Jahr, als Feng auf die Erinnerung an Amblothe trank, kam er nach Dänemark zurück und tötete Feng, den Mörder seines Vaters, und verbrannte alle Männer des Feng in deren Zelt und wurde so König von Jütland.
Dann kehrte er nach Großbritannien zurück und tötete seinen Schwiegervater, der den Tod des Feng rächen wollte.
Dann nahm er die Königin von Schottland zur Frau.
Sobald er heimgekehrt war, wurde er in einer Schlacht getötet.
Durch das Abschaben der Runen und das einritzen neuer Namen hat sich Amblothe sein Leben gerettet.
Diese Geschichte ist der Ursprung von Shakespeares Drama „Hamlet, Prinz von Dänemark“.
Dieser Vorfall mit den gefälschten Runen scheint die Gemüter sehr beschäftigt zu haben, denn er wird auch in der „Geschichte der Dänen“ von dem Mönch Saxo dem Schriftkundigen berichtet:
Da begleiteten ihn zwei Gefolgsleute des Feng und trugen einen in Holz geschnitzten Brief bei sich – ein Schreibmaterial, daß in den alten Zeiten üblich gewesen ist. Dieser Brief forderte den König der Briten dazu auf, den Jugendlichen, der zu ihm gesandt wurde, zu töten.
Während sie sich ausruhten, durchsuchte Amleth ihre Truhen, fand den Brief und las die Anweisungen in ihm. Da schnitzte er die ganzen Schrift ab, ersetzte sie durch neue Zeichen, veränderte dadurch die Anweisungen und übertrug sein eigenes Schicksal auf seine Begleiter. Er war nicht damit zufrieden, von sich selber sein Todesurteil zu entfernen und dieses Schicksal den anderen zu übertragen, sondern ergänzte noch den Wunsch, daß der König der Briten seine eigene Tochter dem vorzüglichen Jugendlichen zur Frau geben solle. Darunter schrieb er den gefälschten Namen des Feng.
Die berühmteste aller in Runen geschriebene Urkundenfälschungen findet sich in der Nibelungen-Saga:
Da erkannte Königin Gudrun ihre Verschwörung und ahnte, daß dies einen Betrug an ihren Brüdern bedeuten würde. Da ritze sie Runen und nahm einen Goldring und knotete ein Wolfshaar daran und gab dies dem Boten des Königs.
Danach zogen sie entsprechend dem Gebot des Königs ihres Weges. Als sie in das Land kamen, entdeckte Vingi die Runen und veränderte sie so, als ob Gudrun mit den Runen ihre Brüder bitten würde, loszuziehen, um König Atli zu treffen.
Dann kamen sie zu der Halle des Königs Gunnar und wurden von ihm herzlich willkommen geheißen und große Feuer wurden für sie entfacht und in großer Fröhlichkeit tranken sie die besten der Tränke.
Da sprach Vingi: „König Atli sandte mich hierher und er sähe es gerne, wenn ihr zu seiner Halle kämt in all eurer Pracht und von ihm die größten Ehrungen, Helme und Schilde, Schwerter und Brünnen und gute Gewänder, Pferde, Kriegsheere und große und weite Ländereien empfangen würdet, denn, so spricht er, denn er würde euch am liebsten sein Reich und seine Herrschaft übergeben.“
Da wandte Gunnar sein Haupt zur Seite und sprach zu Hogni: „In welcher Weise sollen wir auf diese Bitte antworten? Er bittet uns Macht und Schätze anzunehmen, aber ich kenne keine Könige, die so viel Gold haben wie wir, da wir den ganzen Hort haben, der einst auf der Gnitaheide lag und unsere Kammern sind groß und voller Gold und von Waffen für den Kampf und von von allen Arten von Rüstungen für den Krieg und ich weiß wohl, daß unter allen Männern mein Roß das Beste ist und mein Schwert das schärfste und mein Gold das ruhmreichste.“
Högni antwortete: „Diese Bitte ist mir verwunderlich, denn nur selten hat er so getan und es wäre ein übler Rat, zu ihm zu fahren. Siehe, als ich diese teuer erkauften Dinge sah, die der König uns gesandt hat, habe ich mich gewundert, ein Wolfshaar zu sehen, daß um einen bestimmten Goldring geknotet war. Es scheint, daß Gudrun glaubt, daß er uns gegenüber wie ein Wolf gesonnen ist und nicht will, daß wir diese Fahrt unternehmen.“
Doch da zeigte Vingi ihnen die Runen, die Gudrun ihnen gesandt hatte.
Nun gingen die meisten der Leute zu Bett, aber diese tranken noch immer zusammen mit einigen anderen weiter. Da kam Kostbera, Högnis Frau, die schönste der Frauen, zu ihnen und blickte auf die Runen.
Das Weib des Gunnar jedoch war Glaumvor, eine großherzige Frau.
Diese beiden schenkten ein und die Könige tranken und waren sehr trunken. Vingi bemerkte dies und sprach: „Ich möchte nicht verhehlen, daß König Atli nur noch schlecht auf den Beinen ist und zu alt, um sein Reich zu führen. Seine Söhne sind jedoch sehr jung und noch keine Männer. Nun möchte er die Herrschaft über sein Reich gerne euch anvertrauen, während sie noch jung sind, und ihm wäre es am liebsten, wenn ihr diese Freude hättet und nicht andere.“
Als nun Gunnar so trunken war und ihm Herrschaft angeboten wurde, konnte er dem Schicksal, daß für ihn bereitet worden war, nicht mehr widerstehen, sodaß er sein Wort gab zu kommen. Er erzählte dies einem Bruder Högni.
Er jedoch antwortete: „Dein Wort, das Du gegeben hast, muß nun Bestand haben, und ich werde Dich auch nicht alleine ziehen lassen, aber ich mißtraue dieser Fahrt nur allzusehr.“
Als die Männer genug getrunken hatten, gingen sie schlafen. Da betrachtet Kostbera die Runen und während sie die einzelnen Runen las, sah sie, daß unter ihnen noch andere Dinge geritzt waren und daß die Runen betrügerisch waren. Doch durch ihre Weisheit hatte sie das Geschick, sie auf die richtige Weise zu lesen. Da ging sie zu ihrem Mann zu Bett. Als sie jedoch erwachten, sprach sie zu Högni:
„Du bist gewillt, von Deinem Heim fortzugehen – das ist schlecht beraten. Bleib hier bis zu einer anderen Zeit! Du bist wirklich kein guter Runen-Leser, wenn Du glaubst, daß Du in ihnen die Einladung Deiner Schwester zu dieser Reise gelesen hast. Siehe, ich habe die Runen gelesen und habe mich gewundert, daß eine solch weise Frau wie es Gudrun ist, sie falsch geschrieben haben sollte. Das jedoch, was unter ihnen verborgen war, enthält Dein Verderben in sich: Ja, entweder hat sie eine Rune vergessen oder andere haben in listiger Weise die Runen verändert.“
Letztlich hat die Wachsamkeit und der Scharfsinn der Kostbera nichts genutzt und die Nibelungen verbrannten alle in der Halle des Königs Atli.
Über diesen Vorfall wird in mehreren Textquellen berichtet, u.a. auch im Atli-Lied. In diesem Lied heißt es über Gudrun:
Da ritzte sie Runen: die verritzte Wingi
Eh er sie abgab, der Unheilstifter.
… … …
Auch in diesem Lied ist es Kostbera, die den Betrug erkennt:
Klug war Kostbera und kundig der Runen.
Sie besah die Lautstäbe bei des Lichtes Schein,
Und zwang die Zunge zu zwiefachem Anschlag:
Denn sie schienen umgeschnitzt und schwer zu erraten.
Zu Bette ging sie mit dem Gatten darauf.
Die Leutselige träumte; auch leugnet es nicht
Die Weise dem Gemahl, als er morgens erwachte.
„Von Deiner Halle willst Du, Högni, fort: hüte Dich wohl.
Nicht viele sind vollklug: fahr ein andermal.
Ich erriet die Runen, die Dir ritzte die Schwester:
Nicht hat Dich die lichte geladen zu Haus.
Eins fiel mir auf: ich ahne noch nicht
Was der Weisen begegnete, so verworren zu schneiden.
Denn so war es angelegt, als lauschte darunter
Euch tückisch der Tod, trautet ihr der Ladung;
Doch ein Stab fiel aus, oder andre fälschten es.“
Die Runenkunde war offensichtlich nicht nur eine „Männerangelegenheit“.
Auch Snorri Sturluson berichtet in dem Abschnitt „Mord der Niflungen“ über diese Urkundenfälschung:
König Atli lud Gunnar und Högni zum Gastgebot, wozu er sich als Boten des Wingi oder Knefröd bediente. Gudrun ahnte Tücke und schickte in runischen Zeichen Warnungsworte, daß sie nicht kommen sollten, und zum Wahrzeichen schickte sie dem Högni den Ring Andwaranaut, an den sie Wolfshaare knüpfte.
Es lag nahe, auch Schwerter, Schilde, Rüstungsteile, Fibeln u.ä. durch eine passende Runeninschrift mit magischer Macht zu versehen.
Das Schwert, in das hier die Runen geritzt waren, ist das Schwert des Tyr-Grendel.
Auch war auf dem glänzenden / Golde verzeichnet,
Mit Runenstäben / geritzt die Kunde,
Für wen die edle / Waffe zuerst,
Das unschätzbare Schwert, / geschmiedet wurde,
Gedreht der Griff / und mit Drachenbildern
Die Klinge verziert.
Als Begründer der Runen-Magie wurde zur Zeit von Snorri Sturluson der Gott Odin angesehen:
Odin lehrte alle diese Künste in Runen und in Liedern, die Zauberlieder genannt werden. Deshalb werden die Menschen im Land der Asen (d.h. die Asen) „Zauberlied-Schmiede“ genannt.
Auch Njörds neun Töchter, die als Meeresriesinnen ansgesehen wurden und letztlich mit der Jenseitsgöttin Ran identisch sind, waren in der Runenkunde bewandert:
Dies sind die Runen, / die geritzt wurden
von den neun Töchtern des Njörd:
von Radwör der ältesten, / und Kreppwör der jüngsten
und ihren sieben Schwestern.
Auf diesem Runenstein, der um ca. 350 n.Chr. hergestellt worden ist, wird gesagt, daß die Runen gefärbt wurden. Damit ist gemeint, daß sie mithilfe des Blutes eines Opfertieres magisch aktiviert worden sind.
Ich, Godegastir, habe diese Runen gefärbt.
Der Name „Godegastir“ bedeutet „Gast der Götter“.
Auf diesem um ca. 700 n.Chr. errichteten Runenstein findet sich eine längere Inschrift:
Weder die Sonne noch das Schwert kann den Stein spalten,
kein Mann kann ihn ungestraft seiner Runen entblößen,
kein Übeltäter wird mehr Ruhe finden!
Dieser Stein ist von dem Mann mit Blut bestrichen worden,
der die Linien in den hohlen Bären ritzte.
In welcher Gestalt gelangte das Asen-Heer in das Land der Menschen?
Als Fisch, der draußen in den Schreckenswogen schwamm,
als Vogel, der in dem Feind schrie!
Magie gegen den Übeltäter.
Das „Asen-Heer“ scheinen hier die Götter als Gesamtheit zu sein, die eine Beschädigung des Runensteines rächen werden. Offenbar besteht diese Rache aus dem Töten der Übeltäters, der danach als Fisch in der Wasserunterwelt schwimmt und ruhelos als Seelenvogel umherfliegt.
Der „hohle Bär“ ist eine Umschreibung für „Schiff“, womit der Runenstein als Jenseitsreise-Schiff für den Toten gemeinst ist.
Die Runen sind hier ausdrücklich mit Blut geweiht worden.
Das Röten der Runen mit Blut ist diesem schon stark christlich beeinflußten Lied zu einer Strafe für Menschen, die einen Meineid geschworen, d.h. die einen Eid gebrochen haben, umgedeutet worden:
Manche sah ich da, / die Missgunst in sich trugen
Wegen des Glückes der anderen:
Blutige Runen / standen auf ihrer Brust,
Künden von ihrem Meineid.
In diesem Lied wird gesagt, daß man auch in Trinkkelche Runen („Stäbe“) ritzte und sie mit Blut weihte („röten“) – auch in solche Kelche, die einen Zaubertrank enthielten:
Gudrun:
Grimhild brachte den Becher mir dar,
Den kalten, herben, daß ich mein Unglück vergäße.
Der Kelch war gekräftigt aus der Quelle Urds,
Mit urkalter See und sühnendem Blut.
In das Horn hatten sie allerhand Stäbe
Rötlich geritzt; ich erriet sie nicht.
Den langen Lindwurm des Lands der Haddinge,
Ungeschnittne Ähre und Eingang von Tieren.
Im Gebrauten beisammen war Bosheit viel,
Allerlei Wurzeln und Waldeckern,
Tau des Herdes und Tiereingeweide,
Gesottne Schweinsleber, die den Schmerz betäubt.